Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, Miszellen, S. 107 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Hygienisch konstruierte
Niederdruckdampfheizkörper.
Nach Klarstellung der Anforderungen an die Erwärmung unserer Aufenthaltsräume seitens
der Hygiene, sind die Heizanlagen zu den „Gesundheitstechnischen Anlagen“ zu
rechnen. Für die Erwärmung der Wohnräume ist dies von grosser Tragweite. Hier wird
z.B. gefordert, daß die Temperatur der Räume in senkrechter Richtung keine
wesentlichen Unterschiede aufweise.
Daß zur möglichsten Erfüllung dieser keineswegs leichten Aufgabe die Konstruktion der
Heizkörper eine ganz bedeutende Rolle spielt, bedarf keiner Auseinandersetzung.
Betrachtet man aber die Heizkörper, so findet man, daß eine prinzipiell unrichtige
Erwärmung der gangbarsten Heizkörper, der Radiatoren, insbesondere für
Niederdruckdampf besteht.
Bei den zur Verwendung gelangenden Niederdruckdampfheizkörpern (Radiatoren,
Rippenheizkörpern) wird nämlich der Dampf oben eingeführt, was hygienisch
grundfalsch ist. In der Regel wird der Heizkörper nur teilweise, d.h. in seinen
oberen Teilen mit Dampf gefüllt sein. Die Nachteile, welche sich für die
Raumerwärmung in senkrechter Richtung ergeben, liegen auf der Hand. Bei der
Warmwasserheizung ist die Einführung des Heizmittels in den Heizkörper von
geringfügigerer Bedeutung, weil stets der ganze Heizkörper von warmem Wasser
durchströmt wird und der Unterschied der Temperaturen des Wasserein- und austrittes
nur relativ gering ist. Anders bei Niederdruckdampfheizkörpern. Hier besteht eine
Oberflächentemperatur von rd. 100° C, die bei der durchschnittlichen Beanspruchung
der Heizkörper nur in den oberen Teilen derselben vorhanden ist, während die unteren
Heizkörperteile kälter bleiben.
Die Aufgabe der Heiztechniker in bezug auf eine hygienische Erwärmung unserer
Aufenthaltsräume mittels Niederdruckdampf geht aus vorstehendem deutlich hervor. Sie
lautet:
Die hygienische Erwärmung eines Raumes für dauernden Aufenthalt hat zu
erfolgen:
1. durch Heizflächen niedrigster Bauart bei möglichster
Verteilung derselben über den ganzen Raum,
2. durch relativ hohe Heizkörper (konzentrierte Wärmequellen),
aber steter Erwärmung von unten nach oben.
Die Aufgabe 1 ist leicht zu erfüllen. Es sei nur erinnert an glatte Rohrheizflächen
(Rohrschlange), die an den Wänden, unmittelbar über Fussboden in etwa zwei Lagen
übereinander angeordnet sind.
Mit der Aufgabe 2 als der wichtigeren haben sich einige Heiztechniker mit Erfolg
befaßt. Besonders hervorgehoben zu werden verdient der neue
Patent-Niederdruckdampfofen und der Patent-Niederdruckdampfinjektionsofen der Firma
Fritz Kaeferle-Hannover, die der erwähnten
Forderung sich nicht nur möglichst nähern, sondern auch noch weitere Vorteile
technischer Natur aufweisen.
Textabbildung Bd. 322, S. 107
Fig. 1.
Cl Luft und Kondenswasser; Dl
Dampf.
Wie aus Fig. 1 ersichtlich ist, strömt der Dampf
unten in den Radiator ein, nachdem er zuvor durch das Regulierventil V, das mit der Düse d
versehen ist, gegangen ist. Jeder Niederdruckdampfheizkörper darf bei dem höchst
zulässigen Betriebsdrucke nicht mehr Dampf zugeführt erhalten als er vermöge seiner
Oberfläche zu kondensieren vermag. Aus diesem Grunde ist die Düse d eingebaut worden, deren Bohrung natürlich der
Heizfläche des Ofens entspricht. Die Zubemessung der erforderlichen Dampfmenge wird
zumeist durch Regulierventile, die eine besondere Einstellvorrichtung besitzen,
bewirkt. Diese einmalige Einregulierung resp. die Zubemessung der größten Dampfmenge
mittels der Adjustiereinrichtung ist aber derart umständlich und zeitraubend, daß
sie selten einwandfrei durchgeführt wird. Hierzu kommt, daß diese Einregulierung
nicht einmal zu allen Jahreszeiten bewirkt werden kann. Und in der Tat wird auch die
Einregelung einer
Niederdruckdampfheizungsanlage als eine recht unangenehme Beigabe von wohl fast
allen Heiztechnikern empfunden. Nur zu oft schlägt der Dampf durch die Heizkörper
durch, d.h. tritt in unsachgemäßer Weise in die Kondensleitung ein, wodurch die
volle Erwärmung nachbarlicher Heizkörper in Frage gestellt wird. Dieser Nachteil ist
bei der vorliegenden Konstruktion beseitigt. Unmittelbar unter der Düse d ist der Kanal c im
Ventil V angebracht, welcher in die Kondensleitung
führt. Durch diesen Kanal resp. durch diese Kondensleitung fließt nicht nur das
Kondenswasser ab, sondern es geht hier auch die Ent- und Belüftung des Heizkörpers
vonstatten. Durch die ganze Anordnung ist ein Ueberströmen von Dampf in die
Kondensleitung unmöglich gemacht, denn wollte der Dampf in den Kanal gelangen resp.
in die Kondensleitung, so müßte er den aus Düse d in
den Ofen einströmenden Dampfstrahl kreuzen. Das ist ausgeschlossen, denn der von
oben nach unten kreisende Dampf wird von dem in den Ofen strömenden Dampfstrahl in
den Ofen hinein- von dem Kanal c zurückgetrieben.
Verstärkt wird diese Wirkung noch durch die Einfügung eines Injektors an die Düse
d. Ohne Injektor kann bei geringem Dampfdruck und
wenig geöffnetem Ventil der Fall eintreten, daß der freie Dampfstrahl zu schwach
wird, um bis an das letzte Ofenglied zu gelangen, namentlich dann, wenn der Ofen
viele Glieder besitzt. Ausserdem wird der Kreislauf im Ofen selbst bei
geringstem Dampfdruck und geringster Dampfmenge viel schneller und vollkommener als
beim freien Dampfstrahl. Und daraus folgt wiederum eine gleichmäßige und zugleich
niedrigere Temperatur der Ofenoberfläche als 100° C. (Dampfluftgemisch). Das ist
wichtig, denn je niedriger die Oberflächentemperatur gestaltet werden kann, desto
geringer fällt auch der Temperaturunterschied im Raume in senkrechter Richtung aus.
Weiter kommt hinzu, daß die Wärmeemission dieser Heizkörper stets über der ganzen Ofenoberfläche erfolgt. Die
Niederdruckdampfinjektionsheizkörper sind angezeigt, wenn aus irgend welchen Gründen
eine Warmwasserheizung sich verbietet, aber doch ein Heizsystem geschaffen werden
soll, das den hygienischen Anforderungen nach Möglichkeit gerecht wird.
Und das Monopol, das die Warmwasserheizung bisher hatte, wenn es sich um die
Ausführung einer den hygienischen Anforderungen entsprechenden Raumerwärmung
handelt, wird durch die vorbeschriebene Heizeinrichtung eingeschränkt und die Frage
welchem der beiden in Rede stehenden Systeme der Vorzug zu geben ist, wird in
Zukunft häufig eine andere Beantwortung finden müssen, als wie bislang geschehen
ist.
M. Mehl-Dresden,
berat. Heizungsingenieur.