Titel: | [Kleinere Mitteilungen.] |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 64 |
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[Kleinere Mitteilungen.]
[Kleinere Mitteilungen.]
Bücherschau.
Instrumente zur Messung der
Temperatur für technische Zwecke. Von Otto
Beckstein, Ingenieur. Mit 61 Abb. Hannover, 1905. Gebrüder Jänecke. 64
Seiten. Preis brosch. M. 1,80.
Diese als Sonderabdruck aus der „Deutschen Techniker-Zeitung“ erschienene
Schrift soll eine einigermassen vollständige Uebersicht über die für technische
Temperaturmessungen in Betracht kommenden Instrumente geben, um dem Techniker die
Auswahl der für den einzelnen Fall geeigneten Methoden und Instrumente zu
erleichtern und ihm deren Handhabung zu erläutern.
Der Verfasser behandelt zunächst die Gas- und Flüssigkeitsthermometer für niedere und
hohe Temperaturen, wobei einige kleine Ungenauigkeiten richtig zu stellen wären. Die
hochgradigen unter Gasdruck gefüllten Quecksilberthermometer aus Borosilikatglas
59III lassen sich zu Temperaturmessungen bis
gegen 550° C gebrauchen, aber nicht bis 667° C, wie Seite 9 angegeben ist. Ebenso
sind die nicht unter Druck gefüllten Quecksilberthermometer nur bis 300° C
verwendbar und nicht bis 350°, wie Seite 11 steht. Ferner geht der Messbereich für
die Alkoholthermometer (S. 16) von – 70° bis + 70° und nicht von – 100°, wo der
Alkohol zähe wird, bis + 78°, wo er siedet. Toluolthermometer lassen sich von – 90°
bis + 90° benutzen, während auf S. 16 als Messbereich hierfür – 100° bis + 50°
angegeben ist. Für noch tiefere Temperaturen eignet sich bis – 150° Erdöläther als
Füllflüssigkeit und bis – 200° technisches Pentan. Der Siedepunkt der flüssigen Luft
liegt bei – 193° C und nicht bei – 185° (S. 16); reiner Stickstoff siedet bei – 196°
und reiner Sauerstoff bei – 183°.
Bei den Extremthermometern nach Six steht fälschlich,
dass die beiden Schenkel über dem Quecksilber Alkohol enthalten, während die
Flüssigkeit aus einem Gemisch von ⅔ Kreosot und ⅓ Alkohol und Wasser besteht.
Des weitern bespricht der Verfasser die hauptsächlich in der Keramik verwendeten
Temperaturmesser, die Ton- und Graphitpyrometer, die Schmelzpyrometer, Segerkegel,
von denen sich aber nur die letzteren beiden Arten empfehlen lassen.
Die Tonpyrometer haben mehr ein geschichtliches Interesse und die Graphitpyrometer
erleiden fast nach jeder Erhitzung starke Veränderungen, so dass sie nur für ganz
rohe Messungen verwendbar sind. Die Schmelzpyrometer dagegen, die aus Legierungen
von Edelmetallen bestehen, sowie die in der Königl. Porzellan-Manufaktur zu Berlin
hergestellten Segerkegel entsprechen ihren Zwecken sehr gut, wenn auch bei letzteren
die Schmelzbarkeit von dem Grade der Temperatursteigerung und von der Beschaffenheit
der Flamme abhängig ist.
Für die Metallschmelzpunkte nimmt der Verfasser noch die älteren Werte an, während
nach den besten neueren Bestimmungen folgende Schmelzpunkte anzunehmen sind:
Silber
961°.
Gold
1064°.
Platin
1720°.
Iridium
2200°.
Dementsprechend ändert sich auch die auf S. 21 gegebene Tabelle für die Legierungen
aus diesen Metallen.
Die Segerkegel werden ausser in einer Höhe von 6 cm auch in 3 cm Höhe geliefert.
Das Dampfdruck-Thermometer (Thalpotasimeter und nicht Talpotasimeter) mit
Quecksilberfüllung wird besonders zur Abmessung der Temperatur der Feuergase
benutzt; es muss aber mit einer bestimmten Eintauchtiefe und darf nicht über Rotglut
verwendet werden, da dann das Eisen weich wird, und das Gefäss sich aufweitet.
Im Kapitel „Wasserpyrometer“ (Kalorimeter) weist der Verf. darauf hin, dass
diese Instrumente erhebliche Fehlerquellendbieten, so dass sie zu genauen
Temperaturbestimmungen nicht verwendet werden können. Dies trifft wohl für die
Technik bei Verwendung der gebräuchlichen Kalorimeter zu, während bei
wissenschaftlichen Bestimmungen sich geeignete Vorkehrungen zur Verhütung und
Einschränkung der Fehlerquellen anbringen lassen. Allerdings ist die Verwendung der
Kalorimeter immer mit ziemlichen Umständen verknüpft, so dass man in den meisten
Fällen andere Messinstrumente vorzieht.
Sehr ausführlich ist im Kapitel über die optischen Pyrometer das Wannersche Pyrometer beschrieben, das alles Lob
verdient und sich ganz besonders auch für die Messung der höchsten Temperaturen (bis
4000°) unter Verwendung von lichtschwächenden Rauchgläsern eignet.
Die elektrischen Widerstandthermometer finden in der Praxis bis jetzt meist nur
Verwendung für nicht allzu hohe Temperaturen, am meisten für mittlere Temperaturen,
und dann in Verbindung mit Registrierapparaten.
Am weitesten verbreitet zur Bestimmung hoher Temperatur ist unzweifelhaft das Le Chateliersche Thermoelement, das aus einer
Kombination von Platin mit Platinrhodium besteht und innerhalb eines weiten
Intervalls von + 300 bis 1600° Messungen mit einer Genauigkeit von wenigen Graden
gestattet. Für tiefere Temperaturen eignen sich andere Kombinationen, wie
Kupfer-Konstantan, Silber-Konstantan, Eisen-Konstantan, die alle in tieferen
Temperaturen eine grössere Thermokraft aufweisen als die Le
Chatelierschen Thermoelemente, also empfindlicher als letztere sind.
Diese Elemente werden auch, wie der Verfasser angibt, zu fortlaufenden
Temperaturmessungen benutzt. Ein solches registrierendes Pyrometer wird gebildet aus
einem Millivoltmeter in Verbindung mit dem Siemens &
Halskeschen Universal-Registrier-Instrument.
Zahlreiche gute Abbildungen sind an allen Stellen des kleinen Werkes eingeschaltet
und veranschaulichen die besprochenen Apparate und Instrumente aufs beste.
Schliesslich gibt der Verf. noch einige nützliche Winke über die Handhabung der
Temperaturmesser.
Wir möchten bei dieser Gelegenheit hinzufügen, dass es sich durchaus empfiehlt, alle
Temperaturmesser, die zu genaueren Bestimmungen benutzt werden sollen, vor dem
Gebrauch und auch im Laufe der Zeit wiederholt prüfen zu lassen. Dies geschieht am
zweckmässigsten durch die Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Charlottenburg
und die ihrer Aufsicht unterstehende Prüfungsanstalt in Ilmenau. Man sollte die
geringen Kosten solcher Prüfung nicht sparen, da bei allen technischen Prozessen, wo
die Temperatur eine Rolle spielt, allein durch die stete Kontrolle der Temperatur
auch ein gleichmässiges gutes Produkt gewährleistet und oft erheblicher Schaden
abgewendet werden kann. Gerade von diesem Gesichtspunkt aus sei dem kleinen Werke
eine möglichst weite Verbreitung in allen technischen Kreisen, die es angeht,
gewünscht.
Wiebe.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Grundbegriffe der höheren Mathematik für Chemiker.
Von Dr. Kurt Arndt, Privatdozent an der Technischen
Hochschule zu Berlin. Mit 11 Abb. Berlin, 1905. Mayer & Müller. Preis geb. M.
1,50.
Die Dampfkessel. Hand- und Lehrbuch zur Beurteilung,
Berechnung, Konstruktion, Ausführung, Wartung und Untersuchung von
Dampfkesselanlagen. Für Ingenieure und Studierende bearbeitet von O. Herre, Ingenieur und Lehrer für Maschinenbau am
Technikum Mittweida. Mit 783 Abb. und 30 Tafeln. Stuttgart, 5906. Alfred Kröner.
Preis geh. M. 22,–, geb. M. 25,–.
Der Eisenbeton in Theorie und Konstruktion. Ein
Leitfaden durch die neueren Bauweisen in Stein und Metall. Für Studierende und
Bauleute bearbeitet von Dr.-Ing. Rudolf Saliger,
Oberlehrer an der Baugewerkschule in Kassel. Mit 327 Abb. Stuttgart, 1906. Alfred
Kröner. Preis geh. M. 4,40, geb. M. 5,–