Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, Miszellen, S. 44 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Die Einwirkung des Stickstoffs auf Wasserdampf.
Der bei niederer Temperatur so träge Stickstoff vereinigt sich bem sehr hoher
Temperatur mit Sauerstoff teilweise zu StickoxydBei
1540° sind im Gleichgewichtszustand 4 ccm Stickoxyd im Liter Luft
enthalten.; Wasserdampf andererseits wird bei höchster Weissglut
ein wenig in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Es war daher zu vermuten, dass
Stickoxyd in messbarer Menge entsteht, wenn man ein
Gemisch von Stickstoff und Wasserdampf genügend hoch erhitzt. Dies ist, wie TowerBerichte der
Deutschen chemischen Gesellschaft. 1905. Bd. 38,
S. 2945–2952. zeigte, in der Tat der Fall. Er stellte sich ein
Gemisch von drei Teilen Stickstoff mit ein Teil Wasserdampf dadurch her, dass er
reinen Stickstoff durch Wasser leitete, das auf 66° erwärmt war. Dieses Gasgemenge
wurde sehr langsam durch einen auf 2000° erhitzten Iridiumofenvergl. D. p. J. 1905, Bd. 320, S. 623. geleitet; nach dem Austritt aus dem Ofen
wurde durch Zuführung von Sauerstoff das entstandene Stickoxyd in Stickstoffdioxyd
übergeführt, das seinerseits in einer Absorptionsschlange durch Schwefelsäure
aufgenommen und nach Beendigung des Versuches in üblicher Weise quantitativ bestimmt
wurde. Es ergab sich, dass auf den Liter des durchgeleiteten Gases etwa 3 ccm
Stickoxyd gewonnen werden konnten. Die Umsetzung verläuft sehr langsam.
Arndt.
Ueber den Einfluss der Temperatur auf die
Kohlensäureassimilation.
Aus den Messungen, die Gabrielle L. C. MatthaeiPhilosophical Transactions of the Royal Society, Serie B, 1904, Band 197, S. 47–105. darüber angestellt
hat, wie viel Kohlensäure ein Pflanzenblatt bei verschiedenen Temperaturen
verarbeitet, berechnet Aristides KanitzZeitschrift für Elektrochemie, 1905, Bd. 11, S. 689–690. den
Temperaturkoeffizienten dieser Umwandlung.
G. Matthaei verwandte zu ihren Versuchen je ein
Blatt von einem bestimmten Kirschlorbeerstrauch und trug auch sonst Sorge, dass alle
Blätter sich vor ihrer Verwendung unter möglichst gleichen Verhältnissen befanden.
Die Temperatur des Blatt-innern mass sie mit einem Thermoelement. Bei Gegenwart von
genügend Kohlensäure und ausreichender Belichtung wurde für jede Temperatur eine
obere Grenze der Kohlensäuremenge gefunden, die in der Zeiteinheit aufgenommen wird.
Je höher die Temperatur, um so kürzere Zeit vermag das Blatt diese Höchstarbeit zu
leisten.
Ein Blatt von 50 qcm Oberfläche kann in einer Stunde bei 0° C. 1,75 mg Kohlendioxyd
zu „assimilieren“, bei 10° 4,2 mg, bei 20° 8,9 mg, bei 30° 15,7 mg, bei 37°
23,8 mg. Ueber 37° sinkt die verarbeitete Menge rasch. Durch eine
Temperatursteigerung von 10° wird also die Umwandlungsgeschwindigkeit etwa
verdoppelt. Von 0° bis – 6° dagegen wächst die Geschwindigkeit sehr viel rascher mit
steigender Temperatur. Die Jahreszeit hat auf den Temperaturkoeffizienten keinen
merklichen Einfluss.
Einen ähnlichen Temperatureinfluss, wie ihn dieser Vorgang in der Pflanze zwischen 0°
und 37° aufweist, zeigen die meisten chemischen Umwandlungen (Verdoppelung bis
Verdreifachung der Geschwindigkeit für je 10° Temperaturzuwachs).
Auch tote Blätter können, wie Hans MolischBotanische Zeitschrift, 1904, Bd. 62, Abteilung
I, S. 1–10. zeigte, Kohlensäure weiter verarbeiten.
Arndt.
Weiss und farblos.
Diese beiden Worte werden häufig, und nicht nur von Laien, verwechselt. Das Wort
„weiss“ hat sich vielfach eingebürgert statt des Wortes „farblos“,
und selbst die ersten Lehrbücher sind nicht frei von dieser Verwechselung.
Von Kranken und sprachlich wenig geübten Personen hört man zuweilen die Bezeichnung
„weisses Wasser“ für „klares, reines“ Wasser. Dieser selteneren
Verwechselung steht aber die wissenschaftliche Bezeichnung für weiss zur Seite, da
wo eigentlich farblos stehen müsste.
„Das Prisma zerlegt das „weisse“ Licht in seine Farben“ ist in fast
jedem Werk über Optik zu lesen, und ebenso: „Der Versuch mit der Farbenscheibe
zeigt, dass man durch richtige Zusammenstellung der Farben des Prisma's Weiss
erhält.
In Wirklichkeit aber ist das Licht, welches auf das Prisma fällt, in der Regel
annähernd klar, farblos, und nur sehr selten, wenn der Versuch absichtlich so
geleitet wird, weiss. Und wenn es gelänge, diese reinen Farben auf farblose
Glasflächen zu bringen und durch schnelle Aufeinanderfolge zu vereinen, würde man
nicht weiss sondern farblos erhalten.
Die reine weisse Farbe entsteht durch Zerstreuung des reinen farblosen Lichtes:
klares Eis, klares Glas geben, fein zerpulvert, weiss. Vielfach hört man sagen:
weiss ist keine Farbe. Dann freilich wäre weiss „farblos“, aber wir hätten
keinen Unterschied zwischen weiss und farblos. Es dürfte zweckmässiger erscheinen,
auch in den wissenschaftlichen Betrachtungen weiss – und schwarz – zu den Farben,
als Grenzfälle zu rechnen, wie es der praktische Gebrauch längst getan: weiss ist
das volle, reine zerstreute farblose Licht und schwarz die völlige Lichtlosigkeit.
Alle Farben können in weiss und in schwarz übergehen – grösste Verdünnung und
grösste Verdichtung.
Einen schönen Beweis hierfür gibt das grosse Chorfenster im neuen Dom zu Berlin,
Glasmalerei nach dem Dreifarbensystem „luce floreo“. Hier werden alle
Farben hergestellt durch richtige Abschwächung der drei Grundfarben Blau, Rot und
Gelb. Das Weiss entsteht durch mattieren des farblosen Glases und Schwarz durch drei
hintereinander befindliche Gläser von an sich schön durchsichtigem Blau, Rot und
Gelb.
Weiss also ist zerstreutes, farbloses Licht und Schwarz ist die hier durch völlige
Absorption aller Farben entstandene Lichtlosigkeit.
Haedicke.
Tantal und Wasserstoff.
M. v. PiraniZeitschr.
für Elektrochemie 1905, S. 555–558. erhitzte Glühlampenfäden aus
Tantalmetalls. D. p. J. 1905, 320, S. 251. in reinem Wasserstoffgas
und beobachtete hierbei eine Gewichtszunahme von 0,4 v. H. (entsprechend 740
Raumteilen Wasserstoff auf einen Raumteil Tantal).
¾ des aufgenommenen Wasserstoffs konnten durch Glühen leicht entfernt werden, der
Rest erst beim Erhitzen über den? Schmelzpunkt des Tantals. Durch die Aufnahme des
Wasserstoffs wird das Metall spröde und brüchig, seine elektrische Leitfähigkeit ist
auf etwa die Hälfte vermindert.
Arndt.
Versuche über die Darstellung von Oxyden des Stickstoffs durch
Hochspannungsentladungen in Luft.s. a. D. p. J.
1905, 320, S. 254.
Otto Scheuer stellte zahlreiche Versuche an, in denen
die Form und Grösse des Gefässes, die Anordnung der Elektroden und Flammen, die
Geschwindigkeit des Luftstroms und die Stromart mannigfach geändert wurde.Zeitschr. für Elektrochemie 1905, S.
565–580. Der Stoff, aus dem die Elektroden bestehen, schemnt
keinen Einfluss zu haben. Die Abnutzung anderer als Platinelektroden ist viel
geringer als die Mehrkosten des Platins.
Feuchtigkeit der Luft vergrössert die Ausbeute; dabei entsteht etwas Ammoniak.
Arndt.
Darstellung von metallischem Calcium für
Laboratoriumszwecke.
Nach dem Verfahren von Rathenau wird metallisches
Calcium aus geschmolzenem Chlorcalcium durch Elektrolyse derart gewonnen, dass die
Kathode in dem Masse, wie sich Calcium an ihr abscheidet, fortdauernd in die Höhe
geschraubt und so das entstandene Metall vor Verlusten in der Schmelze bewahrt
wird.
WöhlerZeitschr. für
Elektrochemie 1905, S. 612–618. benutzte ein Gemisch von
Chlorcalcium mit Fluorcalcium und fand, dass frische Schmelzen von Chlorcalcium eine
weit bessere Ausbeute geben, als schon gebrauchte Schmelzen, die längere Zeit an der
Luft gestanden haben. Er vermutet, dass Feuchtigkeit die Schuld trage
(erfahrungsgemäss wird Wasser von manchen Salzen hartnäckig bis zur Rotglut
festgehalten).
Die Stromausbeute betrug 82 v. H. und die Stromkosten berechneten sichDie Kilowattstunde zu 5 Pfennig angenommen; die
von Wöhler benötigte Badspannung von 38 Volt
ist auffallend hoch. auf etwa 3 Mark für ein Kilogramm Calcium.
Das technische Produkt wird mit 18 Mark bewertet.
Arndt.
Bücherschau.
Physikalisch-chemische
Betrachtungen über den Verbrennungsprozess in den Gasmotoren. Vortrag,
gehalten in der 46. Hauptversammlung des „V. d. I.“ zu Magdeburg. Von Walter Nernst. Berlin, 1905. J. Springer.
In dem hier im Separatabzug vorliegenden Vortrag gibt der Verfasser ein Bild von der
Bedeutung der leider von den Erbauern von Wärmekraftmaschinen noch viel zu wenig
beachteten physikalisch – chemischen Gesetze. Zunächst entwickelt er ein Mass für
die Arbeit, welche aus einem chemischen Vorgange bei der günstigsten Ausnutzung
gewonnen werden kann; nicht zu verwechseln mit der von ZeunerZeuner: Techn. Thermod. I (1900), S. 427 u.
f. als Arbeitswert der Heizgase bezeichneten Grösse, die viel
kleiner ist. Er deutet dann die Wege an, wie man diese Arbeit praktisch vielleicht
gewinnen könnte.
Zweitens bespricht er die Erscheinung, welche in der Praxis des Gasmotorenbaues als
Explosion bezeichnet wird, unter Zugrundelegung der Gesetze der
Reaktionsgeschwindigkeit. In diesem umfangreichsten Teil macht er auf die
gefährlichen Explosionswellen aufmerksam, welche von selbst entstehen können, wenn
der Explosionsweg lang ist.
Wie das bei einem Vortrag mit beschränkter Zeit einerseits und einem umfangreichen
und wichtigen Material anderseits nicht gut anders möglich ist, sind die meisten
Sätze nur kurz angedeutet. Durch Anmerkungen, in welchen auf die Literatur
hingewiesen ist, wird in vorliegendem Druck des Vortrages das Fehlende
nachgeholt.
Dr. K. Schr.
Die maschinellen Hilfsmittel der
chemischen Technik. Von A. Parnicke. Dritte
vermehrte und verbesserte Auflage mit 426 Abb. Leipzig, 1905. M. Heinsius
Nachfolger.
Vorliegendes Werk, das nunmehr in dritter Auflage erschienen ist, entspricht einem
wirklichen Bedürfnis, indem es dem Betriebschemiker eine vollständige Uebersicht
über die vielseitig gestaltete und nicht einfache Apparatur der chemischen Fabriken
gibt, die der Verfasser als ehemaliger Oberingenieur der chemischen Fabrik Griesheim in erschöpfender Weise beherrscht. Für den in
die Praxis eintretenden jungen Chemiker ist es ein unentbehrlicher Wegweiser auf dem
maschinentechnischen Gebiete seines Faches; deshalb wurde das Werk an einigen
technischen Hochschulen bereits obligatorisch empfohlen.
Neu bearbeitet ist das Kapitel über elektrische Armaturen für Beleuchtungs- und
Kraftanlagen, worin unter Hinweis auf die bekannte Schrift von Dr. C. L. Weber:
„Erläuterungen zu den Vorschriften für die Errichtung von elektrischen
Anlagen“ die Ausführung von Schaltapparaten, Sicherungen, Anlassern
entsprechend der Beschaffenheit der Räume, in denen sie untergegebracht sind,
erörtert wird. Ferner ist am Schluss des Werkes die Sammlung der „Revidierten
allgemeinen Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der chemischen
Industrie“ neu hinzugekommen.
Bei der Besprechung der Feuerungen vermisst man das für kleinkörnige Kohle geeignete
System der rauchlosen Feuerung von Kudliez, welches
darin besteht, dass gespannter Wasserdampf von unten in die sich kegelförmig
erweiternden Oeffnungen der Roststäbe geblasen wird und auf diese Weise eine
vollständige Verbrennung der staubförmigen Kohle zu Kohlensäure bewirkt. Im Kapitel
„Wasserreinigung“ Seite 74 verdient neben dem Jewell-Wasserreinigungsapparat der verbreitetere Apparat von Halvor Breda in Charlotten bürg erwähnt zu werden, der
bei einigermassen aufmerksamer Wartung tadellos funktioniert.
Die Ausstattung des Buches ist eine vorzügliche. Eine Reihe von gut ausgeführten
Abbildungen vervollständigen den Text des Buches.
Dr. Arthur Wiesler.
Lehrbuch der chemischen Technologie
der Energien. Von Hanns von Jüptner, o. ö.
Professor an der K. K. Technischen Hochschule in Wien. I. Band: Die chemische
Technologie der Wärme und der Brennmaterialien. Mit 118 Abb. Leipzig und Wien, 1905.
Franz Deuticke.
Nach einer breiten allgemeinen Einleitung, die bis auf den vorgeschichtlichen
Menschen zurückgreift, gibt der Verfasser eine schematische Uebersicht über die
Formen der Energie und ihre Wirkungsweise und zeigt sich dabei als ein
begeisterter Verehrer der Ostwaldschen
Anschauungen.
Zu seinem eigentlichen Gegenstande übergehend, behandelt er zunächst die
verschiedenen Formen der Pyrometer und weiter der Kalorimeter; es folgt die
Erörterung der unvollständigen Verbrennung und der Verbrennungstemperatur;
schliesslich bespricht er der Reihe nach fast alle wichtigeren Brennstoffe in bezug
auf ihre Bildung, ihre Zusammensetzung und ihren Heizwert.
Mit meinem Urteil über das Buch möchte ich möglichst zurückhalten, bis das Werk
vollständig vorliegt.
Manches minder wichtige oder veraltete scheint mir nur um der erstrebten, aber nicht
erreichten Vollständigkeit willen aufgenommen zu sein; einiges andere könnte dagegen
ausführlicher besprochen werden. Wertvoll ist die Fülle von Zahlen, die der
Verfasser mit grossem Fleisse und Geschick zusammengetragen hat. Auch der massige
Preis des Buches ist zu loben.
Arndt.
Der gegenwärtige Stand der
Abwässerfrage. Dargestellt für die Industrie unter besonderer
Berücksichtigung der Textilveredelungsindustrie auf Veranlassung des Vereins der
deutschen Textilveredelungsindustrie, Düsseldorf, von Dr. Georg Adam. Braunschweig, 1905. Friedrich Vieweg & Sohn.
Der Verfasser behandelt mit grossem Geschick das umfangreiche Gebiet nach
rechtlichen, technischen und volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten und gibt eine
sehr lesenswerte Uebersicht über die vielen Schwierigkeiten, mit denen die
zweckmässige Beseitigung der Abwässer verknüpft ist. Er bemüht sich, in dem
Widerstreit der Interessen von Industrie, Fischerei und Landwirtschaft gerecht zu
urteilen, so weit es sein Standpunkt als Vertreter der Industrie zulässt.
Um welche gewaltigen Wassermengen es sich öfter handelt, zeigt die Angabe, dass die
bekannte chemische Reinigungsanstalt von W. Spindler in
Spindlersfeld bei Köpenick täglich 5000 cbm Abwässer entlässt; das kommt etwa der
Abwässermenge einer Stadt von 40000 Einwohnern gleich. –
Leider ist man bis jetzt weder imstande, allgemeine Regeln aufzustellen, nach denen
die Schädlichkeit eines Abwassers zu beurteilen ist, noch besitzt man ein durchaus
brauchbares Reinigungsverfahren. Städte und Fabriken haben schon oft viele Tausende
für umfangreiche Kläranlagen ausgegeben, deren völlige Nutzlosigkeit sich nach
einigem Gebrauch offenbarte.
Bei dieser Unsicherheit kann man der Klage des Verfassers, dass auf den Hochschulen
das wichtige Gebiet der Abwässerkunde so gut wie garnicht vertreten ist, nur lebhaft
zustimmen. Ich halte es z.B. für einen grossen Nachteil, dass die Kenntnisse eines
C. Weigelt, dessen Name fast auf jeder Seite des
Buches wiederkehrt, dem Unterricht noch nicht nutzbar
gemacht wurden.
Zum Schluss noch eine kleine sprachliche Bemängelung: Wäre es nicht angebracht, die
greuliche Missbildung „zweifelsohne“ aus der Schriftsprache endlich wieder zu
verbannen? Genügt „zweifellos“ nicht allen
Ansprüchen?
Arndt.
Handbuch der angewandten
physikalischen Chemie. Herausgegeben von Prof. Dr. G. Bredig, Band 1: Elektrochemie wässriger
Lösungen von Dr. Fritz Förster, o. Professor
an der Technischen Hochschule zu Dresden. Leipzig, 1905. Johann Ambrosius Barth. 507
Seiten mit 121 Abb.
Der vorliegende stattliche Band eröffnet auf das beste die Reihe der geplanten 25
Einzeldarstellungen aus der angewandten physikalischen Chemie. In musterhaft klarer
Sprache gibt der Verfasser einen Ueberblick über das gewaltige theoretische und
praktische Material, das zumeist erst in den letzten zehn Jahren auf dem Gebiete der
wässrigen Lösungen angesammelt wurde. Zahlreiche sorgfältig ausgewählte
Literaturnachweise erleichtern ein tieferes Eindringen in den Stoff, als es bei dem
verhältnismässig knappen Raume der Verfasser selber bieten konnte.
In der Einleitung wird die elektrotechnische Seite des Stoffes kurz abgehandelt, dann
folgt die allgemeine Theorie der Stromleitung und der Elektrolyse; die zweite Hälfte
des Buches bildet die eingehende Besprechung der einzelnen elektrochemischen
Prozesse, nach zweckmässigen Gesichtspunkten übersichtlich angeordnet Stets wird auf
die praktischen Anwendungen das Hauptgewicht gelegt, so dass dieses Werk nicht nur
für den Studierenden, sondern auch für den Fabrikschemiker sehr zu empfehlen ist. Inhalt und Form
genügen überall den höchsten Ansprüchen.
Nur an zwei Stellen möchte ich eine Kleinigkeit anmerken: Die Aussichten des
Torftrocknungsverfahrens nach Graf Schwerin sind nach
meiner Ansicht nicht so gross, wie Foerster meint:
Zweitens bin ich mit dem Satze der Einleitung: „Eine jede Energieform stellt sich
dar als das Produkt zweier Faktoren, eines Intensitäts- und eines
Kapazitätsfaktors“ nicht ganz einverstanden; für die Wärme gilt diese Zweiteilung nicht ohne weiteres (vergleiche: Mach, Prinzipien der Wärmelehre, S. 334 f. f.)
Arndt.
Berichte über Geheimmittel, welche zur
Verhütung und Beseitigung von Kesselstein dienen sollen. Mit einer
Einleitung über Kesselspeisewasser und dessen Reinigung. Unter besonderer Mitwirkung
von Dr. H. Bunte, Geh. Hofrat, und Dr. P. Eitner, Privatdozent an der Technischen Hochschule
Karlsruhe, im Auftrage des Internationalen Verbandes der
Dampfkessel-Ueberwachungsvereine gesammelt von G.
Eckermann, Oberingenieur des Norddeutschen Vereins zur Ueberwachung von
Dampfkesseln in Altona. Hamburg, 1905. Boysen &
Maasch. 168 Seiten.
Nach einer klaren Erörterung über die Beschaffenheit des Speisewassers, die
Entstehung des Kesselsteins und seine sachgemässe Verhütung, sowie über die
schädlichen Wirkungen der sogenannten „Kesselsteingegenmittel“ im allgemeinen
werden 214 (!) Geheimmittel besprochen. Ihre genaue Zusammensetzung wird mitgeteilt,
ihre Wirkung erörtert und schliesslich ihr Kaufpreis dem wirklichen Geldwert
gegenübergestellt. Ein ausführliches alphabetisches Verzeichnis, das sowohl die
Namen der Mittel als die ihrer Fabrikanten gibt, erleichtert den Gebrauch der
Sammlung erheblich.
Unter No. 133 fand ich einen alten Bekannten wieder, den „Antilithogonit“ (der
Name ist immer das schönste an der Sache); er bestand im wesentlichen aus Korkmehl
und freier Salzsäure. Für das Kilogramm von diesem nicht nur wertlosen, sondern sogar höchst schädlichen
Gemisch verlangte der „Erfinder“ 4 Mark. Später hat er, wie ich hinzufügen
möchte, die Salzsäure weggelassen und den Preis etwas herabgesetzt; das
„Universalkesselsteinmittel“ bestand nun aus schmutzigem Korkmehl.
Ich wage kaum zu hoffen, dass einmal die Besitzer namentlich kleiner Fabriken sich zu
einer zweckmässigen Reinigung des Kesselspeisewassers bequemen (mit Kalk und Soda in
berechneten Mengen), anstatt für Schund viel Geld mit rührender Vertrauensseligkeit
zu opfern. Vielleicht hilft das vorliegende Büchlein, das ich allen Besitzern von
Dampfkesseln auf das wärmste empfehlen möchte, gegen den alten Krebsschaden.
Arndt.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Die Physik auf Grund ihrer geschichtlichen
Entwicklung für weitere Kreise in Wort und Bild dargestellt von Paul La Cour und Jakob
Appel. Autorisierte Uebersetzung von G.
Siebert. Erster Band. Mit 419 Abb. und zwei Tafeln. Braunschweig, 1905.
Vieweg & Sohn.
Sammlung Göschen. Das Wasser und seine Verwendung in
Industrie und Gewerbe. Von Dr. Ernst Leiter,
Diplom-Ingenieur, Saalfeld i. Th. Mit 15 Abb. Leipzig, 1905. G. J. Göschen. Preis
geb. M. 0,80.
Aus Natur und Geisteswelt.
Sammlungwissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen. Arbeiterschutz
und Arbeiterversicherung von Dr. Otto v.
Zwiedineck-Südenhorst. Leipzig, 1905. B. G. Teubner. Preis geb. M.
1,25.
Repetitorien der Elektrotechnik. Herausgegeben von A.
Königswerther, Ingenieur, Lehrer am Technikum Stadtsulza. 4. Band.
Synchronmaschinen für Wechsel- und Drehstrom ihre Wirkungsweise, Berechnung und
Konstruktion. Von W. Winkelmann, Diplom-Ingenieur.
Hannover, 1905. Dr. Max Jäneke. Preis geh. M. 3,40, geb. M. 4,–.
Thermodynamik technischer Gasreaktion. Sieben
Vorlesungen von Dr. F. Haber, a. o. Professor an der
Technischen Hochschule Karlsruhe i. B. Mit 19 Abb. München und Berlin, 1905. R.
Oldenbourg. Preis geb. M. 10,–.
Müller-Pouillets Lehrbuch der Physik und
Meteorologie. In vier Bänden. Zehnte umgearbeitete und vermehrte Auflage.
Herausgegeben von Leopold Pfaundler, Professor der
Physik an der Universität Prag. Unter Mitarbeitung von Professor Dr. O. Lummer-Breslau, Professor Dr. A. Wassmuth-Graz, Hofrat Dr. J.
M. Parnter-Wien, Dr. Karl Drucker-Leipzig,
Professor Dr. W. Kaufmann-Bonn, Dr. A. Nippoldt-Potsdam. Mit über 3000 Abb. und Tafeln, zum
Teil in Farbendruck. 1. Band. Mechanik und Akustik von Leopold Pfaundler. Erste Abteilung. Braunschweig, 1905. Friedrich Vieweg
& Sohn. Preis geh. M. 7,–.
Sechster Bericht des technologischen Gewerbe-Museums.
Gewerbeförderungsinstitutes der Handels- und Gewerbekammer in Prag. Amtlicher
Bericht über die Tätigkeit des Institutes im Jahre 1904. Prag, 1905. A.
Haase.
Lösung der Welträtsel durch das einheitliche Weltgesetz der
Kraft. Von Ingenieur A. Patschke,
Düsseldorf-Oberkassel. München. Seitz und Schauer. Preis geh. M. 6,–, geb. M.
7,20.
Entwurf von Schaltungen und Schaltapparaten.
Schaltungstheorie von Robert Edler, Ingenieur, k. k.
Professor am k. k. Technologischen Gewerbe-Museum in Wien. 1. Band. Mit 186 Abb.
Hannover, 1905. Dr. Max Jäneke. Preis geh. M. 6,–, geb. M. 6,80.
Zuschriften an die Redaktion.
(Ohne Verantwortung der Redaktion.)
Einfluss der Erde auf die drahtlose Telegraphie.
Da ich als ersters. Phys. Zeitschr.
III 1902, S. 273, und III 1903, S. 320. über den Einfluss der
Erde bei der drahtlosen Telegraphie auf grosse Strecken eine bestimmte Vermutung
aussprach, so möchte ich mit einigen Worten auf die jüngst in dieser Zeitschrift
erschienene Arbeit von Herrn Ingenieur J. S. Sachs
zurückkommen.D. p. J. S. 459 d.
Bds. (Auszug aus einer gleichnamigen Dissertation. Frankfurt a. M., 1905.
Gebrüder Knauer.)
Die Kopplung zwischen zwei elektrisch schwingenden Systemen kann entweder
elektromagnetisch oder elektrostatisch gemacht werden. Ist die Entfernung zwischen
Geber und Empfänger klein gegen die Wellenlänge, wie beispielsweise bei den
klassischen Hertzschen Versuchen, so ist hier gewiss in
erster Reihe an eine elektromagnetische Kopplung zu denken. Aber selbst bei solchen
Laboratoriumsversuchen kann, wenn die Schwingungen gegen den Raum, in welchem sie
stattfinden, verhältnismässig gross sind, an den Wänden mehrweniger elektrostatische
Wirkung mitspielen. Dass sich elektrische Schwingungen durch rein elektrostatische
Kopplung in kräftiger Weise übertragen lassen, zeigen ja ganz deutlich von mir u.a.
vor Jahren angestellte Versuche.Elektrische
Resonanzerscheinungen. Wied. Ann. 1890, Bd. 41, S. 850.
Es erscheint mir nun von vornherein viel wahrscheinlicher, dass bei sehr grossen
Entfernungen, wie sie jetzt bei der drahtlosen Telegraphie in Verwendung kommen, die
elektrostatische Kopplung die Hauptrolle spielt. Das ist natürlich nur eine
Vermutung und eine Entscheidung darüber können gewiss nur Versuche geben, die im
grossen Masstabe im Freien ausgeführt werden.Siehe
eine diesbezügliche treffende Bemerkung des Referenten über die Sachs'sche Arbeit in der Elektrotechn.
Zeitschr- 1905, S. 951. Versuche in geschlossenen Räumen dürfen
wohl kaum bei Entscheidung dieser Frage herangezogen werden. Aus solchen Versuchen
können, wie Herr Sachs selbst meint, „nur mit
Vorsicht Schlüsse für die drahtlose Telegraphie zu ziehen sein“.Sachs, D. p. J. S.
462 d. Bds. Nun meine ich aber, dass auch die Versuche, die Herr
Sachs im Freien angestellt hat, unter den gleichen
Uebelständen leiden. Die Entfernung von Geber und Empfänger (im Maximum 30 m) ist im
Vergleich zur Wellenlänge (31 m) eine viel zu kleine und die Nähe von Gebäuden,
Bäumen und dergl. wird ebenso störend auf diese Versuchsresultate einwirken wie auf
jene im geschlossenen Raume. Herr Sachs äussert sich
nun zwar an einer Stelle seiner Schrift, die durch besonders auffallenden Druck
hervorgehoben wird: „Die Auffassung vieler, als ob die Erde die Uebertragung
begünstige, ja sogar sie überhaupt erst ermögliche, dürfte nun entschieden
widerlegt sein.“D. p. J. S. 478 d.
Bds. Diese apodiktische Verurteilung meiner Vermutung reimt sich
aber schlecht mit anderen Aussprüchen desselben Autors in derselben Arbeit, welch
letzteren ich vollständig beistimme. „Wenn es sich um Entfernungen handelt, wo
die Antennenlänge gegenüber der Erdkrümmung klein ist, wäre es nicht
ausgeschlossen, dass die Erde bei Uebertragung von elektrischen Wellen eine
gewisse Rolle spielt.“D. p. J. S. 478 d.
Bds. Dazu käme noch folgende einschränkende Schlussbemerkung:
„Wie ich bereits anfangs erwähnt habe, erheben die von mir beschriebenen
Versuche nicht den Anspruch, die Frage, welche Rolle die Erde bei der drahtlosen
Telegraphie spielt, endgültig gelöst zu haben.“D. p. J. S. 495 d. Bds.
Nach diesen beiden letzteren Zitaten könnte ich mir fernere Bemerkungen allerdings
ersparen. Ich möchte aber doch im Interesse eventueller weiterer Versuche auf eine
Fehlerquelle hinweisen, welche in der Versuchsanordnung von Herrn Sachs vielleicht mitgespielt haben könnte. Herr Sachs untersucht zuerst, welchen Einfluss die zum Geber
und Empfängar führenden Drähte ausüben. Er braucht eine Leitung von den
Akkumulatoren zum Ruhmkorff und von da zur Funkenstrecke; des ferneren je eine
Leitung vom Galvanometer zum Standard und zum Empfänger. Die beiden Antennen stehen
zunächst am Erdboden und da zeigt es sich, dass die Resultate dieselben bleiben, ob
diese Zuleitungsdrähte ganz kurz oder lang sind. Die langen Drähte lagen am Boden
und hatten keinerlei Einfluss. Dann wurden die Antennen auf ein Holzgestell von 5 m
Höhe emporgehoben. Mir scheint nun aus der Lektüre der Versuchsanordnung
hervorzugehen, dass alle die früher erwähnten Leitungsschnüre jetzt von der Höhe
herunterhingen. Hätte man Akkumulatoren, Ruhmkorff und das gegen Erschütterungen
empfindliche Galvanometer mit auf das Holzgestell gehoben, so hätte auch der
Beobachter da oben Platz finden müssen und das hätte ja einen ganz gewaltigen Aufbau
verursacht, den der Verfasser wohl eingehender hätte schildern müssen. Zu diesem
Glauben drängt mich auch eine Bemerkung des Autors an anderer Stelle, wo er den
Einfluss des Gebäudes untersuchtD. p. J. S.
494 d. Bds. und ausdrücklich erwähnt, dass er hier „die
Batterie dicht an den Geber ausnahmsweise heranbrachte“. Diese
herunterhängenden Leitungsdrähte müssen aber entschieden in irgend einer Weise von
Schwingungen durchsetzt sein, welche die Versuchsresultate ganz gewaltig trüben
können. Der Autor konnte ja sogar, wie er in der Dissertation Seite 14 mitteilt, als
die Antennen noch direkt auf der Erde standen und die Zuführungsdrähte an der
Erde lagen, Funken aus denselben ziehen.
Würde diese Fehlerquelle wirklich bestanden haben, so ist klar, dass ein Hinaufheben
der Antennen eine Verlängerung der Schwingung bedeutete und das müsste natürlich in
einer anderen Wirkung auf den wirklichen und den Vergleichs-Empfänger sich
äussern.
Und somit halte ich die Frage immer noch für eine offene, ob eine passende direkte
Erdung, oder eine Erdung durch eine elektrostatische Kopplung mittels grossen
Kapazitäten so wirkt wie ich seiner Zeit vermutete oder nicht.
Prag, Oktober 1905.
Prof. Dr. Ernst Lecher.
–––––
Auf die Zuschrift des Herrn Professor Dr. Ernst Lecher
habe ich folgendes zu bemerken:
Die Vermutung des Hrn. Lecher, dass die
elektromagnetische Energie durch die Erde übertragen wird, ist nicht a limine
abzuweisen, obgleich kein einziger wissenschaftlich durchgeführter Versuch dafür
spricht.Seine Arbeit
„Elektrische Resonanzerscheinungen“, auf die sich Herr L. hierbei bezieht, hat mit der vorliegenden
Frage nicht das Mindeste zu tun. Die Möglichkeit, Schwingungen durch
elektrostatische Kopplung zu übertragen, ist von niemand bestritten
worden. Ich habe nun auf Grund möglichst rein durchgeführter
Versuche den Nachweis erbracht, dass für eine bestimmte Wellenlänge die Erde nicht
der Träger der Energie ist. Sofern also in meiner Arbeit keine groben Fehler enthalten sind, muss Herrn Lechers Vermutung, bezogen auf Wellen der von mir
benutzten Grössenordnung, als irrig bezeichnet werden. Für Wellen anderer
Grössenordnung und für andere Medien habe ich diesen Nachweis nicht geliefert, daher
ist die definitive Lösung der Frage noch offen. In diesem Sinne sind die
vermeintlichen Widersprüche in meiner Arbeit aufzufassen und auch verständlich.
Sachlich wendet Herr Lecher ein: „die Nähe von
Gebäuden, Bäumen und dergl. wird ebenso störend auf diese Versuchsresultate
einwirken wie auf jene in geschlossenen Räumen.“ Ein Blick auf den der
Dissertation beigelegten Situationsplan zeigt dass dasjenige Gebäude, parallel zu
welchem die Verbindungslinie der Apparate herlief, 25 Meter, alle übrigen Gebäude 50
und mehr Meter von den Apparaten entfernt waren; ein weiterer Blick in die
Publikation lehrt, dass alle Bäume gefällt wurden. Wenn Herr Lecher trotz dieser, wie ich annehmen muss, ihm bekannten Umstände meint,
dass unter solchen Bedingungen auch nur annähernd die gleichen Störungen entstehen
können wie im Zimmer, also in einem kleinen, von allen Seiten mit metallischen
Leitern umgebenen Raume, so ist diese Behauptung m. E. überhaupt nicht
diskutabel.
Im zweiten Teil: seiner Einsendung vermutet Herr L. eine
Fehlerquelle in meiner Arbeit, die in Wirklichkeit nicht bestanden hat. Die
Ausführungen dieses zweiten Teiles zeigen, dass Herr L.
sich von meiner Anordnung ein zum Teil ganz unrichtiges Bild gemacht hat. Auf die
vielen Einzelheiten gehe ich hier nicht ein, da sie kein allgemeines Interesse
bieten und der Herr Einsender sie bei nochmaliger Durchsicht meiner Arbeit leicht
selbst richtigstellen kann.
Zum Schlusse möchte ich bemerken, dass die Resultate wissenschaftlicher Versuche
durch blosse Vermutungen sich nicht widerlegen lassen. Der einzig gangbare Weg ist,
diese Versuche zu wiederholen. Eine derartige Wiederholung würde ich im Interesse
der Sache, sehr begrüssen. Bis dies aber geschehen und meine Versuche durch andere
gleichwertige eingeschränkt oder widerlegt sind, müssen die meinigen als Tatsachen
betrachtet werden, mit welchen zu rechnen ist.
Frankfurt a. M., den 20. November 1905.
Sachs.