Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 369 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Mechanische Kesselfeuerung mit selbstthätiger
SchürvorrichtungThe Engineer, 22. Februar 1901, S.
197..
In der Hammersmith Electric Power Station in
England ist an einem Babcock- und Wilcox-Kessel eine mechanische Kesselfeuerung
angebracht, die von der Underfeed Stoker Company, Limited,
Walbrock, London, E. C. hergestellt ist und dadurch besonderes Interesse
verdient, dass sie mit einer automatisch wirkenden Schürvorrichtung verbunden
ist.
Bei der neuen, in Fig. 1 bis 3 dargestellten Kesselfeuerung, die patentiert und in zwei Exemplaren an
dem oben erwähnten, mit zwei Rosten ausgestatteten Babcock- und Wilcox-Kessel
angebracht ist, geschieht die Beschickung der Kohlen nach einer bereits bei anderen
Kesseln angewandten Methode. Nachdem die Kohlen in einen vorne am Kessel
angebrachten Trichter geschüttet worden sind, werden sie mittels einer sich nach der
Spitze hin verjüngenden Schnecke in eine in der Mittedes Rosts befindliche
Rinne geschafft, von der sie gleichmässig aufsteigen und sich auf dem ganzen Rost
verteilen. Die Schnecke macht je nach der gewünschten Schichtendicke 1 bis 2
Umdrehungen in der Minute. Während des langsamen Aufsteigens werden die Kohlen
allmählich erhitzt und die flüchtigen Produkte aus denselben ausgetrieben. Die
letzteren vermischen sich mit der Luft, welche durch in den Roststäben befindliche
Löcher Zutritt findet. Das' Gasgemisch steigt aufwärts und wird beim Durchdringen
der obersten, weissglühenden Kohlenschicht ohne Rauchbildung verzehrt. Die Luft wird
durch ein Gebläse in den Aschenraum gedrückt; der Druck ist in der Regel geringer
als ein solcher von 25,4 mm Wassersäule. Die Schlacken werden gegen die Seitenwände
des Feuerraums geschafft und sammeln sich dort in Rinnen an, aus denen sie durch
besondere, in der Vorderwand des Feuerraums angebrachte Thüren entfernt werden. Das
Schüren des Feuers erfolgt durch eine eigenartige Bewegung der Roststäbe. Sämtliche
Roststäbe sind, wie aus Fig. 2 hervorgeht, auf einem
gitterartigen Gestell derartig drehbar gelagert, dass sie eine seitlich hin und her
gehende Bewegung ausführen können. Diese Bewegung wird durch eine unterhalb der
Schneckenrinne angeordnete Welle hervorgerufen, die sich mit derselben
Geschwindigkeit dreht, wie die Schnecke. Eine an dem einen Ende dieser Welle
angebrachte Kurbel bethätigt mittels einer Lenkerstange zwei Hebel, von denen jeder
an einem Roststab der beiden, durch die Schneckenrinne geschiedenen
Roststababteilungen angebracht ist. Durch kleine Verbindungsstangen, an denen sich
Zapfen befinden, werden die Roststäbe jeder Roststababteilung zwangläufig
miteinander verbunden. Infolge der geschilderten Bewegung der Roststäbe werden die
Kohlen gerüttelt und vor dem Zusammenbacken bewahrt, ausserdem strömt die durch die
Roststaböffnungen dringende Luft, die überall freien Durchgang findet, gleichmässig
durch die ganze Kohlenschicht, so dass eine gleichmässige Verbrennung
stattfindet.
Textabbildung Bd. 316, S. 370
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 316, S. 370
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 316, S. 370
Fig. 3.
Die Förderschnecke und die Schürwelle werden durch einen gemeinsamen, eigenartig
gebauten Motor angetrieben. Dieser Motor, der in Fig.
1 und 3 zu erkennen ist, wird mit Dampf
betrieben und besteht aus einem wagerechten Cylinder, dessen Kolben mittels einer
Traverse eine auf dem Cylinder gleitende, mit zwei Zahnstangen versehene Hülse hin
und her bewegt. Die Zahnstangen bethätigen Hebel, welche ebenfalls mit Zähnen
ausgestattet sind und durch Sperrklinken ein auf der Schneckenwelle aufgekeiltes
Sperrrad in Umdrehung versetzen.
Auf der Schneckenwelle ist ausserdem ein Zahnrad aufgekeilt, das ein anderes, auf der
Schürwelle befindliches Zahnrad antreibt. Der Motor macht normal etwa 20 Doppelhübe
in der Minute, doch kann seine Geschwindigkeit durch Drosselung des Dampfes in der
Dampfleitung geregelt werden. Der Durchmesser des Dampfcylinders beträgt 155 mm und
der Hub 127 mm. Der Motor, sowie der ganze Antriebsmechanismus der Schnecken- und
Schürwelle ist von einem Gehäuse umgeben, das mit abnehmbaren Deckeln versehen
ist.
Mit Hilfe dieser Kesselfeuerung kann jede Schichtendicke von 150 mm bis 455 mm
geschaffen werden. Die Beobachtung des Feuers wird durch eine Feuerthür ermöglicht,
welche den bei Handfeuerungen verwendeten Thüren ähnelt. Durch diese Thür kann auch
die Feuerung mit der Hand bedient werden, falls der Motor infolge irgend einer
Betriebsstörung stillsteht.
Es sei schliesslich noch erwähnt, dass der Kessel, an welchem die neue Vorrichtung
versuchsweise angebracht worden ist, vorher bei der Feuerung mit der Hand mit
Aberavon-Dampfkesselkohlen gefeuert wurde, die 30 Mk. pro Tonne kosteten. Nach
Anbringung der mechanischen Feuerung konnte minderwertige Gruskohle verwendet
werden, die 13,5 Mk. bis 15 Mk. pro Tonne kostete, ohne dass die
Verdampfungsfähigkeit des Kessels verringert wurde.
H.
Leistungsversuche an Lokomobilen.
Als Ergänzung der auf S. 295 d. Bd. in Tabelle IV enthaltenen Angaben über
Versuchsergebnisse, gewonnen an Dampflokomobilen neuer Konstruktion, möge in
untenstehender Tabelle eine Zusammenstellung von neueren Versuchsergebnissen
wiedergegeben sein, die von Ingenieuren der Badischen
Gesellschaft zur Ueberwachung von Dampfkesseln an Lokomobilen der Firma Heinrich Lanz in Mannheim gewonnen wurden. Die Angaben
sind einem Vortrage von Dubbel, gehalten am 14.
November v. J. im Kölner Bezirksverein deutscher
Ingenieure, entnommen. Die Dauer dieser Versuche schwankte zwischen 335 und
380 Minuten. Die angeführten Verdampfungsziffern sind die thatsächlich erzielten und
nicht auf Wasser von 0° und Dampf von 100° umgerechnet.
Textabbildung Bd. 316, S. 370
Mittlere Dampfspannung, Umlaufzahl;
Leistung indizierte, wirkliche; Wirkungsgrad; Verbrauch pro PS/Std. an
Steinkohlen für die indizierte Leistung, für die Bremsleistung, Dampf für die
indizierte Leistung, für die Bremsleistung; Dampferzeugung auf 1 kg Kohle, auf 1
qm Heizfläche; Temperatur; der Abgase; Luftleere im Kondensator in cm
Quecksilbersäule; Zugstärke in mm Wassersäule; Bemerkungen Heizwert der Kohle,
ohne Kondensation
Ferner stellt uns die Firma R. Wolf, Magdeburg-Buckau,
die durch Hofrat Prof. L. Lewicki, Dresden, an ihrer
neuen Patent-Heissdampf-Compound-Lokomobile mit
Kondensation festgestellten Betriebszahlen zur Verfügung.
Dampfspannung
12 at
Umdrehungen per Minute
170,9
Indizierte Gesamtleistung
118,47 PS
Gebremste Gesamtleistung
108,547 „
Wirkungsgrad der Dampfmaschine
91,6%
Kalorischer Wirkungsgrad
17,3 „
Kohlenverbrbrauch für 1 effekt. PS u. Std.
0,618 kg
Dampfverbrauch für 1 indiz. PS
u. Std.
4,85 kg
per effekt. PS und Std. 5,293
kg
Dampferzeugung auf 1 kg Kohle
8,560 kg
„ „ 1 qm Heizfläche
18,535 „
Temperatur der Abgase
215° C.
„ des gesättigt. Kesseldampfes
190,57° C.
„ „ überhitzten Dampfes
329,6° C.
Vakuum im Kondensator
89%
Zugstärke in mm Wassersäule im Schornst.
12,5 mm
Dauer des Versuches
7 Std. 4½ Min.
Heizwert der Kohle
7910 Kalorien.
Diese Zahlen lassen am besten den Fortschritt erkennen, der auf dem Gebiete des
Lokomobilbaues seit dem Jahre 1883 infolge der unablässigen Bemühungen dieser Firma
gemacht ist; sie beweisen gleichzeitig, dass entgegen der auf Seite 295
ausgesprochenen Ansicht, die Lokomobile noch keineswegs die Grenze ihrer
Entwickelungsfähigkeit erreicht hat.
Die Goldgewinnung.
Der Goldabbau
der Gesamtwelt
der Witwatersrand-Minen
war
1900
51292000 Pfd. St.
1369000 Pfd. St.
1899
64728000 „
14593000 „
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
Abfall
11436000 Pfd.St.
13226000 Pfd. St.
Mexikos Abbau war vor zwei Jahren kaum nennenswert, während er sich in 1901 gegenüber
1900 auf 3200000 Pfd.St. verdoppeln dürfte.
Der Abbau Australiens verteilt sich für 1900 wie folgt auf die einzelnen
Kolonien:
Westaustralien
1580949
Unzen
(1899 1643876 Unzen; während 1890 nur 22806 Unzen
gewonnen wurden, beträgt der Abbau für Februar
1901
125570 Unzen, Februar 1900 118128 Unzen.)
Queensland
951065
Unzen
Viktoria
807407
„
Neuseeland
371993
„
(1899 738866).
Neusüdwales
345650
„
Tasmania
89000
„
Südaustralien
29397
„
Australien benutzte die Zeit gewerblicher Stille zum Goldabbau, jetzt, wo die Löhne
dort steigen, werden die Arbeitskräfte dem Minenbetrieb fehlen.
Aus nebenstehenden Zahlen geht hervor, wie die südafrikanischen Unruhen den
Gesamtabfall zu tragen haben.
An dem Gesamtabbau beteiligen sich:
Amerika-Verein. Staaten
Mexiko
Australien
SüdafrikaPfd. St.
RohdesiaUnzen
Ertrag in Unzenà 28,62 g
Wert in Pfd. St.
Unzen
Pfd. St.
Unzen
Pfd. St.
1900
3037213
15864500
–
1600000
4175461
15658000
1369000Davon
eingeführt in England nur 378626 Pfd. St., der übrige Betrag wurde
von der Buren-Regierung mit Beschlag belegt.
120000
1899
etwas höher
–
–
4461105
16729000
15014361
62313
1898
–
–
–
–
1587947
5995000
16768997
18085
Für die ungeheure Entwickelung Südafrikas sprechen am besten die folgenden Zahlen. Es
wurde abgebaut:
1886
für
271470
Pfd. St.
1894
für
7364305
Pfd. St.
1887
„
230942
„
1895
„
8353913
„
1888
„
847055
„
1896
„
8002355
„
1889
„
1441787
„
1897
„
13621336
„
1890
„
1876677
„
1898
„
16768997
„
1891
„
2489618
„
1899
„
15014631
„
1892
„
4300327
„
1900
„
378626
„
1893
„
5325239
„
In die Augen fällt der rasche Aufschwung zwischen den Jahren 1896 bis 1898, in welch
letzterem Jahre Südafrika mehr wie ⅓ des Abbaues der Gesamtwelt lieferte.
Diese Entwickelung ging dann Hand in Hand mit den politischen Ereignissen.
Der Goldumsatz in England selbst als dem hauptsächlichsten Goldminenbesitzer ergibt
folgende Werte in Pfd. St.:
a) Einfuhr. I. In Jahresbeträgen.
Gesamt
Südafrika
WestküsteAfrika
Australien
Britisch-Indien
Amerika-Verein. Staaten
Deutschland
Frankreich
Holland
1900
26190873
378626
68857
6458918
3778337
5870734
2543809
2156032
1371132
1899
32533497
15014631
70505
5035620
725562
2376046
2396790
1840646
1403838
1898
43722960
16768997
89273
7566249
1656135
48497
3908707
4431033
1505920
II. Beträge für die Monate Januar und Februar.
Gesamt
Südafrika
Australien
Britisch-Indien
Frankreich
Aegypten
Mexiko
1901
4223937
47595
648980
1971514
483485
250100
316327
1900
7012436
19973
897425
193662
–
–
–
1899
4631371
3209285
630861
275565
–
–
–
b) Ausfuhr.
I. Jahresbeträge
II. Beträge für die Monate Januar und
Februar.
Gesamt
Deutschland
Amerika-Verein. Staaten
Gesamt
Britisch-Indien
Belgien
Mexiko
Andere Länder
1900
18397459
4904019
1032500
1901
2301895
1176451
518658
265900
340886
1899
21536052
4420873
1323700
1900
2342890
–
–
–
–
1898
36590050
12377283
10942162
1899
3959118
–
–
–
–
Bemerkenswert ist die starke Einfahr von den Vereinigten Staaten Amerika, sowie von
Indien, welch letzteres bei seinen Missernten und der Pest sicher selbst sehr gut
für Gold Verwendung hätte, wie dann ja ein gut Teil wohl oder übel dahin zurück
musste. A.
Elektrische Steuerung der Luftdruckbremsen.
In der am 21. Mai d. J. abgehaltenen Versammlung des Vereins
Deutscher Maschineningenieure hielt Ingenieur Wagner einen Vortrag über elektrische Steuerung der Luftdruckbremsen und
die damit auf der Militäreisenbahn gewonnenen Versuchsergebnisse.
Bei allen vorzüglichen Eigenschaften, welche die Luftdruckbremsen, insbesondere die
von keinem anderen im Betriebe erprobten System bislang übertroffene
Westinghouse-Bremse auszeichnen, ist hier doch die zu langsame Uebertragung der
Bremskraft von einem Fahrzeuge zum anderen als Mangel zu empfinden. Dieser ist eine
Folge der pneumatischen Steuerung. Derselbe hat bewirkt, dass in die Betriebsordnung
für die Haupteisenbahnen Deutschlands die Bestimmung aufgenommen werdenmusste,
dass Züge von mehr als 60 Achsen nicht mehr mit Luftdruckbremse befördert werden
dürfen. Hieraus folgt, dass Güterzüge und Militärzüge, welche letzteren eine normale
Stärke von 110 Achsen haben, der Vorteile der kontinuierlichen Luftdruckbremsen
verlustig gehen. Hierin wird nun aber sofort Wandel geschaffen, wenn die
pneumatische Steuerung nur noch im äussersten Notfalle Verwendung findet, und wenn
sie für alle sonstigen Betriebserfordernisse durch eine elektrische Steuerung
ersetzt wird. Mit der Einführung der Elektrizität als Mittel, die Luftdruckbremsen
zu steuern, sind diese sofort von den ihnen bis dahin noch anhaftenden
Unvollkommenheiten befreit, und sie sind dadurch ein brauchbares Mittel geworden zur
Verwendung an den kurzen, wie auch an den längsten Zügen.
Der dem System der „Siemens“ elektrischen Steuerung
für Luftdruckbremsen zu Grunde liegende Gedanke beruht im wesentlichen darin, dass den
pneumatischen Bremsapparaten noch je ein zwischen der Hauptleitung und dem
Bremscylinder eingeschaltetes Steuerventil hinzugefügt wird. Diese Steuerventile
sind von der Lokomotive aus auf elektrischem Wege mittels eines einzigen, durch den
ganzen Zug laufenden Kabels zu bethätigen und öffnen während der Dauer dieser
Bethätigung der in der Hauptleitung befindlichen Druckluft einen Weg in die
Bremscylinder. Durch die so bewirkte Verminderung des Hauptleitungsdrucks werden in
der bekannten Weise die Steuerungsvorrichtungen in den Funktionsventilen in
Thätigkeit gesetzt und lassen nun auch ihrerseits eine, der Verminderung des
Hauptleitungsdrucks entsprechende Menge von Druckluft aus den Hilfsluftbehältern in
die Bremscylinder überströmen. Die elektrische Steuerung der Luftdruckbremsen, neben
welcher übrigens die pneumatische Steuerung auch ferner noch verwendet wird, dient
also nur zum gleichzeitigen Anziehen sämtlicher Bremsen der Züge, während das Lösen
der Bremsen wie bisher, so auch ferner nur auf pneumatischem Wege erfolgt.
Der Vortragende fasste die Vorzüge der „Siemens“-Steuerung wie folgt
zusammen:
1. Die Handhabung der Bremsen ist namentlich hinsichtlich der Betriebsbremsungen an
längeren Zügen ganz erheblich leichter als bei den nur pneumatisch gesteuerten
Luftdruckbremsen.
2. Selbst die längsten Züge können durchaus stossfrei gebremst werden und zwar
einerlei, ob die Bremsen nur mässig angezogen werden, oder ob sofort die
Maximalkraft ausgeübt wird.
3. Die Bremswege gestalten sich selbst bei kürzeren Zügen schon erheblich kleiner,
als sie ohne elektrische Steuerung sind; dieses Verhältnis wird um so günstiger, je
grösser die Länge der Züge ist.
4. Bei der elektrischen Steuerung wird alle Luft in den Bremscylindern nutzbar
gemacht, bevor sie zum Entweichen in die Aussenluft gelangt; infolgedessen gestaltet
sich der Bremsbetrieb erheblich sparsamer als bisher.
5. An Stelle des jetzt meistens gebräuchlichen 5/4zölligen Kuppelungsschlauches genügt
ein einzölliger Schlauch.
6. Bei rein elektrischer Bethätigung der Bremse ist der Volldruck in den
Bremscylindern schon bei einer sehr geringen Verminderung des Hauptleitungsdruckes
erreicht. Da es nun unnötig ist, auch die Lokomotiven und Tender mit je einem
elektrischen Steuerventil zu versehen, so ergibt sich als Vorteil dieser geringen
Druckermässigung in der Hauptleitung, dass bei allen Betriebsbremsungen ihre Bremsen
mit erheblich geringerer Kraft als bisher angezogen werden.
7. Die Regulierfähigkeit der Bremse ist die denkbar beste.
8. Bei den nur pneumatisch gesteuerten Luftdruckbremsen vergehen stets viele
Sekunden, bevor es möglich ist, die Bremsen nach dem Lösen zum zweiten Male anzuziehen, – ein Uebel-stand, der sich beim Einfahren in
Kopfstationen schon öfters als gefahrbringend erwiesen hat; bei einer elektrisch
gesteuerten Bremse erfolgt dagegen das Anziehen der Bremse sofort augenblicklich
wieder nach dem Lösen, sobald nur der Stromkreis geschlossen ist.
9. Ein geschlossener Stirnwandhahn im Zuge beraubt nicht mehr wie bisher den Führer
der Möglichkeit, die Bremsen des abgeschlossenen Zugteiles anzuziehen. –
Die Direktion der Königlichen Militärbahn hat auf Antrag der Aktiengesellschaft Siemens und Halske mit mehreren von eben genannter
Firma ausgerüsteten Zügen Versuche angestellt. Dieselben wurden unter den
verschiedenartigsten Verhältnissen in Gegenwart von Vertretern der Preussischen
Staatsbahnverwaltung, der technischen und militärischen Staatsbehörden und anderer
deutscher, sowie österreichisch – ungarischer, schweizerischer, belgischer und
holländischer Eisenbahnen vorgenommen und bestätigten voll und ganz das oben
Gesagte.
Internationale Ausstellung für Feuerschutz- und
Feuerrettungswesen in Berlin.
Die am 25. Mai eröffnete Ausstellung befindet sich auf einem 18600 qm grossen
Terrain, von welchem etwa 11430 qm für Ausstellungsgegenstände benutzt sind. Die
Ausstellung ist von 685 Ausstellern beschickt worden und umfasst folgende 6
Hauptgruppen: 1. Organisation des Feuerlöschwesens; 2. Hilfe, Not und Gefahr; 3.
Leistungen, welche ausserhalb der Berufstätigkeit liegen; 4. Feuersicherungstechnik;
5. Wohlfahrtseinrichtungen; 6. Lehrmittel, Kunst und Litteratur.
Die Ausstellung soll einmal dem Feuerlöschwesen Gelegenheit bieten, seine
Fortschritte auf allen Gebieten vorzuführen, sowie die hohe Entwickelung der
Feuerwehren im In- und Auslande, ihre mustergültigen Einrichtungen, ihren Einfluss
auf die Feuersicherheit der Bauten vorführen und andererseits gleichzeitig auch
wissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Zwecken dienen, indem sie die
Inangriffnahme von Aufgaben anregt, deren endgültige Lösung noch der Zukunft
verbehalten ist. Beispielsweise ist für die Beantwortung der wichtigen Frage, welche
Vorkehrungen für Schutz und Rettung der Insassen von Krankenhäusern,Irren- und
Gefangenanstalten vorhanden oder noch zu schaffen sind, reichhaltiges Material
beschafft und bearbeitet worden. Die Feuersicherheit der Theater und die
Rauchverhütung bei Dampfkesselfeuerungen ist praktisch an Einzelanlagen vorgeführt.
Von grossem Interesse dürften Prüfungen, Vorträge und Uebungen sowohl der Feuerwehr
als auch der Unfallstationen für Fachleute und Laien sein. Es soll ferner ein
internationaler Feuerwehrkongress Gelegenheit darbieten, die Ansichten und
Erfahrungen, welche auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens in den verschiedensten
Ländern gezeitigt worden sind, auszutauschen und zu studieren.
Für die Leser unserer Zeitschrift haben vorwiegend Interesse die auf die
Rauchverhütung bezüglichen Vorrichtungen und die Baumaterialien und Mittel, welche
die Feuersicherheit von Wohn-und Fabrikräumen bewirken sollen. Die betreffenden
Einrichtungen werden demnächst in zwei ausführlichen Berichten besprochen
werden.
Bücherschau.
Theoretische Betrachtungen über die
Ergebnisse der wissenschaftlichen Luftfahrten des deutschen Vereines zur
Förderung der Luftschiffahrt in Berlin von Wilhelm
v. Bezold. Mit 17 in den Text gedruckten Abbildungen. Braunschweig.
Friedrich Vieweg und Sohn.
Als man angefangen hatte, sich eingehender mit dem Studium des ursächlichen
Zusammenhanges der atmosphärischen Vorgänge zu beschäftigen, konnte sehr bald kein
Zweifel mehr darüber obwalten, dass die verschiedenen Schwankungen in den
Temperaturen und Bewegungen der Luftschichten, also namentlich auch die vertikalen
auf- und niederstreichenden Strömungen für die meteorologischen und klimatischen
Erscheinungen von ausschlaggebendem Einfluss sind. Um für die betreffenden Gesetze
grundlegende Behelfe zu gewinnen, wurde zuförderst mit der Errichtung von
Beobachtungsstationen auf hohen Bergesgipfeln vorgegangen und – nachdem sich dies
noch keineswegs als hinreichend erwies – endlich auch die Luftschiffahrt dem in Rede
stehenden Forschungsgebiet methodisch dienstbar gemacht. Die ersten einschlägigen
Erfolge, welche 1862 bis 1866 von James Glaisher in
England durch 28 wissenschaftliche Ballonfahrten erzielt worden waren, hatten in den
interessierten Kreisen Sensation erregt, allein gerade die wichtigsten
Beobachtungsresultate Glaisher's führten zu Schlüssen,
die mit unanfechtbaren physikalischen Gesetzen nicht recht im Einklang standen und
sonach dringend einer Weiterung, Klarstellung oder Berichtigung bedurften. Dieser
Aufgabe gerecht zu werden, wurden in den Jahren 1888 bis 1899 seitens einer Zahl
ebenso mutiger als forschungseifriger deutscher Gelehrter unter der Beihilfe des im
obigen Titel genannten Vereins 75 wissenschaftliche Luftfahrten unternommen, über
deren Ergebnis jüngst ein dreibändiger Bericht (Wissenschaftliche Luftfahrten, unter Mitwirkung von O. Baschin, W. v. Bezold, R. Börnstein, H. Gross, V. Kremer,
H. Stade und R. Süring, herausgegeben von Richard Assmann und Arthur
Berson bei Vieweg und Sohn, Preis 100 M.) erschienen ist. Der Inhalt dieses
zur Zeit innerhalb der gelehrten Weltliteratur hervorragendsten, ja einzigen Werkes
seiner Art, erstreckt sich im ersten Band auf die Geschichte der wissenschaftlichen
Luftfahrten und das Beobachtungsmaterial selbst, umfasst im zweiten die Beschreibung
und die Ergebnisse der einzelnen Fahrten und bringt im letzten Band die
Zusammenfassungen und Hauptergebnisse der gewonnenen Erfahrungen und Daten. Ein aus
der Feder W. v. Bezold's, des Direktors des Berliner Meteorologischen Instituts, stammendes
Schlusskapitel des dritten Bandes gibt ein enges, aber vorzüglich dargestelltes
Gesamtbild über die theoretischen Errungenschaften des ganzen grossartigen
Forschungsunternehmens und charakterisiert in kräftigen Zügen die Bedeutung des im
besagten Werke aufgespeicherten wissenschaftlichen Stoffes, der für die Erkenntnis
der Vorgänge im Luftmeer ganz neue, völlig unanfechtbare Grundlagen darbietet und
sonach sowohl für Physiker, Astronomen, Geodäten u.s.w., als namentlich für
Aeronauten und Meteorologen besondere Wichtigkeit und ausserordentlichen Wert
besitzt. Die eingangs angeführte Schrift ist eben ein Sonderabdruck des
letzterwähnten, gleich den übrigen Teilen des Hauptwerkes in einer nicht nur
Spezialisten, sondern auch weiteren gebildeten Leserkreisen verständlichen Fassung
gehaltenen Schlusskapitels und bedarf wohl keiner sonstigen hervorhebenden
Empfehlung mehr.