Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 786 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Naphthaindustrie Bakus.
Ueber die Naphthaindustrie Bakus im Jahre 1899 hat die amtliche Zeitung Westnik Finanzow kürzlich folgende Angaben veröffentlicht.
Mit der Naphthagewinnung beschäftigten sich im Jahre 1899 160 Unternehmungen, von denen 62 in den letzten Jahren (1898 und
1899) gegründet worden sind. 134 Unternehmungen verfügten über 1357 thätige Bohrlöcher, die eine Ausbeute von 525,25 Millionen
Pud (8602776 t) lieferten, 26 Unternehmungen hatten keine Ergebnisse aufzuweisen. Zur Erweiterung der Nutzungsflächen wurden
zahlreiche neue Bohrversuche vorgenommen, wobei sich die Mutungsergebnisse ungünstiger gestalteten, je weiter diese Flächen
vom Mittelpunkt der bisherigen Naphthagewinnung entfernt lagen. Unter allen Unternehmungen nimmt die Gesellschaft der Gebrüder Nobel die erste Stelle ein. Sie verfügte im Berichtsjahr über 101 thätige Bohrlöcher, die eine Ausbeute von etwa 95 Millionen Pud
(1556100 t) lieferten.
Jahr
Zahl derUnternehmungen
Zahl derNutzungsflächen
Umfang derNutzungs-flächen in
ThätigeBohrlöcher
Mittlere TiefeDer Bohrlöcherin
Ausbeute in
Dess-jätin.
ha
Faden
m
Million.Pud
t
1896
93
158
544
594,32
736
128,3
273,74
386,3
6327594
1897
108
199
638
697,00
905
127,9
272,88
422,7
6923826
1898
140
252
759
829,20
1107
131,6
280,77
485,9
7959042
1899
160
253
847
925,30
1357
133,9
285,68
525,2
8602776
Der allgemeine Fortschritt der Naphthaindustrie Bakus wird durch die vorstehende Tabelle gekennzeichnet.
Von den Feldern Balachany, Ssabuntschi und Romany wurde die gewonnene Naphthamenge durch 23 Rohrleitungen den Fabriken in
Baku zugeführt.
Für die Zuführung von Meerwasser bestanden 8 Leitungen. Wenn sehr starke Quellen erschlossen werden, pflegt man mitunter die
Naphtha in Gruben aufzufangen, von wo sie später den Fabriken zugeführt wird. Im allgemeinen werden jetzt an Stelle der Gruben
eiserne Behälter errichtet.
Im Berichtsjahr bestanden
71
Fabriken
für
die
Herstellung
von
Petroleum
15
„
„
„
„
„
Petroleum und Schmierölen
6
„
„
„
„
„
Schmierölen
5
„
„
„
„
„
Benzin
3
„
„
„
„
„
Asphalt
1
„
„
„
„
„
Wagenfetten.
Zusammen 101 Fabriken mit 1944 Erd-, Stein- und Eisenbehältern, die 294135000 Pud
(etwa 4,818 Millionen t) aufspeichern konnten. Die Aufnahmefähigkeit der eisernen Behälter betrug 54122979 Pud (etwa
886535 t).
Die Bearbeitung der Rohnaphtha wird in der sogen. „schwarzen Stadt“ und in der Umgebung von Baku betrieben. Es bestanden 97 Raffinerien, von denen 55 ununterbrochen arbeiteten. Sie sind im
stände, täglich 2183260 Pud (35757,54 t) Rohnaphtha auf Petroleum und 118000 Pud (1932,84 t) Rückstände auf Schmieröle zu
verarbeiten. Eine Vergrösserung der Raffinerien wurde im Berichtsjahr vorgenommen. Im Durchschnitt wurden täglich 704500 Pud
(11540,71 t) Petroleum erzeugt.
Ueber die Gewinnung der wichtigsten Naphthaerzeugnisse im Zeitraum von 1895 bis 1899 gibt die folgende Tabelle Aufschluss.
1895
1896
1897
1898
1899
Pud
t
Pud
t
Pud
t
Pud
t
Pud.
t
Petroleum
87770036
1441673
88088978
1442897
89643169
1468355
92016993
1507238
110442158
1809043
Zuwachs in %
–
+ 0,36
+ 1,76
+ 2,6
+ 20,02
Schmieröle
7220817
118277
8718350
142806
8874950
145373
10290990
168566
11336974
185700
Zuwachs in %
–
+ 20,74
+ 1,79
+ 16,0
+ 10,27
Solaröle
–
–
403884
6616
442507
7248
425220
6965
Zuwachs in %
–
–
–
+ 9,6
– 3,9
Benzin
326851
5354
169052
2769
274358
4494
343769
5631
242598
3974
Zuwachs in %
–
– 48,27
+ 63,2
+ 25,3
– 29,4
Rückstände
175911912
2881437
207383850
3396947
224402302
3675710
238606020
3908367
231037366
3784392
Zuwachs in %
–
+ 17,9
+ 8,2
+ 6,3
– 3,17
Im allgemeinen können aus Roknaphtha 32 bis 35 % Petroleum erzielt werden. Bei niedrigen Petroleumpreisen pflegen aber die
Fabrikanten nur oberflächlich zu destillieren, um eine grössere Rückstandsmenge zu erzielen, weil diese Rückstände stets gut
bezahlt werden. Die Bearbeitung beschränkt sich dann auf die Gewinnung von Benzin. Im Berichtsjahr wurden aus 407530000 Pud
(6675342 t) Rohnaphtha 110442158 Pud (1809043 t) Petroleum oder etwa 27,1 % gewonnen und 667818 Pud (10938,86 t) Solaröle
und Benzin und 231037366 Pud (3784392 t) Rückstände erzielt. Die Hauptmenge der Schmieröle und des Benzins wird aus den Rückständen
gewonnen.
Die Zeitung Kaspi berichtet, dass nach Eröffnung der Rohrleitung von Michailowo nach Batum (s. S. 675 d. Bd.) durch dieselbe nur Petroleum
von gleicher Marke (Nr. 2⅜) befördert wird. Da die kleinen Fabrikanten diese Marke nicht herstellen können, sind sie von der
Benutzung der Leitung ausgeschlossen. Durch diesen Umstand pflegen viele Fabrikanten entweder nur Schmieröle zu bereiten oder
nur auf Rückstände zu arbeiten; da letztere aber dabei zu leicht werden und eine niedrige Entflammungstemperatur besitzen,
fügen sie den Rückständen Rohnaphtha hinzu. Bei dieser Betriebsart erhalten sie nur etwa 20 % Petroleum, das in Tankschiffe
verladen wird.
Dichtungen für hohe Dampfspannungen.
Die zuverlässige und dauernde Abdichtung von Rohrverbindungen, durch welche Dampf, Flüssigkeiten und Gase unter Druck geleitet
werden, hat von jeher Schwierigkeiten bereitet. Diese Schwierigkeiten sind noch grösser geworden, seitdem die Fortschritte
im Kessel- und Maschinenbau die Möglichkeit geschaffen haben, hohe Dampfspannungen einzuführen und auszunutzen. Die höheren
Dampfspannungen stellen aus zweifachem Grande grössere Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit der Dichtungen;
sie vermehren die Kraft, mit welcher der eingeengte Dampf einen Ausweg sucht und sie steigern die Temperatur des gesättigten
Dampfes. Der letztere Umstand ist der schwerwiegendere, denn er verhindert den Gebrauch von vielen Dichtungsmitteln, die bei
den früher in Betracht gekommenen Temperaturen von 120 bis
150° allgemein üblich und gut verwendbar waren. Auch der sich leicht allen Unebenheiten der Dichtungsflächen anpassende
Kautschuk, welcher bei mittleren Dampfspannungen ein vorzügliches Dichtungsmaterial bildet, versagt als reine, organische
Substanz bei Temperaturen von 180 bis 200° und darüber seinen Dienst.
Selbst reiner Asbest ist für hohe Dampfspannungen nur dann verwendbar, wenn eine Verdichtung des Dampfes zu Wasser ausgeschlossen
und wenn das Speisewasser frei von alkalischen Bestandteilen ist.
Das Bedürfnis nach dauerhaftem Verpackungsstoff für hohe Dampfspannungen hat in neuerer Zeit die Metalldichtungen geschaffen,
welche grösstenteils aus weichem Kupfer hergestellt werden. Man ist jedoch auch bei diesen der technischen Schwierigkeiten
noch nicht ganz Herr geworden. Abgesehen von dem hohen Preise sind Metallverdichtungsringe in der Regel nur bei glatten Dichtungsflächen
mit Vorteil verwendbar und auch da sind sie keineswegs von unbegrenzter Dauerhaftigkeit. Bei unebenen Dichtungsflächen hilft
man sich durch Einlagen von Gummi, Asbest, womit aber die Mängel, die sich bei der Benutzung von reinen Gummi- und Asbestdichtungen
für hohe Dampfspannungen zeigen, auch auf diese Metalldichtungen übertragen werden.
Beachtung verdient unter diesen Umständen ein Dichtungsmaterial, welches das beim Kautschuk so hochgeschätzte Anpassungsvermögen
und eine ausserordentlich grosse Widerstandsfähigkeit gegen hohe Temperaturen in sich vereinigt. Es ist dies die Dichtungsplatte
Amiante-Vulcano-Plastique von K. Reichenbach in Karlsruhe i. B. Dieses eigenartige Mittel besteht, wie uns diese Firma mitteilt, aus unverbrennbaren, unorganischen Stoffen,
welche durch eine besondere Fabrikation in eine mechanischen und chemischen Einflüssen, sowie hohen Temperaturen dauernd widerstehende
Verbindung mit Kautschuk gebracht werden. Die unvulkanisierte Masse ist plastisch und passt sich auch den schlechten Dichtungsflächen
mit Genauigkeit an, so dass eine Verbindung der abzudichtenden Metallflächen erzielt wird. Die Struktur der Masse ist trotzdem
so fest, dass man die eingelegten Dichtungen von Anfang an ohne jede Vorsicht dem höchsten Druck aussetzen darf. Anstatt nun
(wie dies bei Gummidichtungen gewöhnlich der Fall ist) infolge der hohen Temperatur, welche der Dampf bei grossen Spannungen
besitzt und den abzudichtenden Metallflächen mitteilt, mit der Zeit zusammenzuschrumpfen und spröde und brüchig zu werden,
verändert sich die eingelegte Dichtung in Form und Stärke nicht, gewinnt vielmehr durch den Vulkanisierungsprozess noch an
Festigkeit, so dass sie nach jahrelangem Gebrauch noch dieselben Masse aufweist wie bei der Montage. Hierdurch fällt auch
das häufige Nachziehen der Flanschen weg, wie die Behandlung der Platte überhaupt die denkbar einfachste ist. A.-V.-P. ist
für gesättigten und überhitzten Dampf, sowie für kaltes und heissesWasser jeglicher Beschaffenheit verwendbar und hält Temperaturen von 300 bis 400° jahrelang aus.
Die elektrische Bahn Peking–Ma-chia-pu.
In den letzten Jahren hat die Elektrotechnik begonnen, sich auch in China ein Arbeitsfeld zu schaffen. So übertrugen die Imperial Railways of North-China der Siemens und Halske A.-G. den Bau einer elektrischen Bahn von dem Staatsbahnhofe in Ma-chia-pu nach dem Südthor der Stadt Peking. Die Bahn ist etwa
3 km lang und gelangte in folgender Weise zur Ausführung:
Die Geleise mit der Normalspur von 4' 8½'' (= 1435 mm) wurden unmittelbar an die Geleise der Imperial Railways of North-China beim Ma-chia-pu-Bahnhofe angeschlossen und teils in der Mitte, teils an der Seite der nach Peking führenden Makadam-Strasse
eingebaut. Die verwendeten Vignolschienen wiegen 60 Pfund englisch für 1 Yard (29,7 kg pro 1 m) und wurden auf Holzschwellen
von Oregonfichte in einer Bettung von Schotter verlegt.
Als Länge der Ausweichen in den Geraden wurden 100 Fuss englisch (30,5 m) eingehalten, so dass Züge mit 3 Wagen sich ausweichen
können.
Die oberirdische Leitung wird durchweg von Holzmasten mit eisernen Auslegern getragen, nur in den Weichen wurden Ueberspannungsmaste
angewendet. Die Stromleitung wurde in zwei Teile getrennt, von denen jede durch Blitzableiter gegen Blitzschlag geschützt
und mit Nachspannvorrichtungen für die Arbeitsleitung versehen ist. Die oberirdischen Leitungen wurden in den Wagenschuppen
eingeführt, wo sie in einem Kabel von 95 qmm Querschnitt zum Schaltbrett weiter geleitet werden. Die Drähte zur Leitung des
Stromes über die Schienenstösse hinweg sind zwischen Lasche und Schienensteg verlegt, damit sie nicht von den Chinesen, denen
Kupfer sehr willkommen ist, gestohlen werden.
Das Kraftwerk für die elektrische Bahn liegt etwa 400 in vom Bahnhofe Ma-chia-pu an einem Bache, welcher hier durch ein Wehr
aufgestaut wurde, so dass man auch für die wasserarme Zeit genügend gegen Wassermangel geschützt ist. Das Gebäude für das
Kraftwerk wurde mit dem Wagenschuppen vereinigt und besteht in der Hauptsache aus drei Abteilungen, dem Wagenschuppen, dem
Maschinenraum und dem Kesselhause. Der Wagenschuppen enthält neben einem kleinen Bureau zugleich die Reparaturwerkstätte und
hat eine Grundfläche von 11,3 : 25,2 m.
An den Wagenschuppen schliesst der Maschinenraum mit einer Grundfläche von 12,1: 10,6 m an, in welchem zwei stehende Verbunddampfmaschinen
ohne Kondensation aufgestellt sind, die bei 270 Umdrehungen in der Minute je 75 PS maximal zu leisten vermögen. Die Dampfmaschinen
haben die Kapseltype von der Maschinenfabrik Paucksch in Landsberg a. W. und eignen sich für die örtlichen Verhältnisse ganz besonders deshalb, weil häufige Staubstürme auftreten,
die einen ungemein feinen, alles durchdringenden Staub mit sich führen. Die Dampfmaschinen treiben mittels Riemen zwei Siemens
und Halske-Dynamos, Type UA
22/30, an, von je 45 Kilo-Watt Leistung bei 500 Volt Spannung. Von den Dynamos wird der Strom durch unterirdische
Kabel den Sammelschienen des Schaltbrettes zugeführt.
Im Kesselhause erzeugen zwei Cornwall-Kessel von je 35 qm Heizfläche den erforderlichen Dampfüberdruck von 10 at. Finden normalen
Betrieb ist ein Kessel ausreichend, ebenso wie ein Maschinensatz für den gewöhnlichen Betrieb genügt, während der andere in
Reserve steht. Die Cornwall-Kessel wurden den Wasserrohrkesseln vorgezogen, weil sie in Bedienung, Reinigung und Unterhaltung
dem unerfahrenen chinesischen Personal weniger Schwierigkeiten machen, als die Wasserröhrenkessel. Zwei Worthington-Pumpen
dienen zum Kesselspeisen und drücken das Wasser in die Kessel durch einen Vorwärmer, welcher durch den Abdampf der Dampfmaschinen
geheizt wird, aber auch durch ein Abzweigventil ausgeschaltet werden kann. Die Worthington-Pumpen sind so bemessen, dass sie
zu gleicher Zeit auch ein Bassin im Kesselhause mit Kaltwasser füllen, aus welchem den Dampfmaschinen Kühlwasser für die Kühlschlangen
im Oelbade des Kurbelkastens zugeführt wird, und aus welchem das Wasser für die verschiedenen Zwecke im Wagenschuppen entnommen
wird.
Der Wagenpark besteht vorläufig aus 4 Motorwagen und 4 Anhängewagen, jeder mit 16 Sitz- und 14 Stehplätzen. Die Motore, welche
zur Verwendung kamen, gehören zur B-Type von Siemens und Halske und besitzen zwei bewickelte und zwei Folgepole.
Als Einschalter wurden die flachen Einschalter von Siemens und Halske angewandt mit Funkenlöschern und Vorrichtung zur elektrischen Bremsung. Im übrigen haben die Wagen die bekannte Siemens'sche Ausrüstung mit dem Aluminiumschleifbügel und sind mit Starkstromautomaten und Blitzableitern versehen.
Die Einwohnerschaft hat sich recht gut an das neue Verkehrsmittel gewöhnt, und die Besorgnisse, die anfänglich von mancher Seite für das neue Verkehrsmittel gehegt wurden, sind nicht verwirklicht worden. Man hatte zuerst nicht ganz mit Unrecht
Befürchtung für die Sicherheit der Anlage gehabt und darauf hingewiesen, dass die niederen Bevölkerungsschichten, welche keine
Erklärung für die elektrische Triebkraft besitzen, sie für etwas Teuflisches halten würden, das man ausrotten müsse. Von alledem
ist nichts eingetreten; es wurde bei der Betriebseröffnung allerdings ein Sturm auf die elektrische Bahn gemacht, aber nur,
um Sitze in den Wagen zu erobern. Ueber die Betriebsergebnisse lässt sich, da die Bahn erst seit Juni 1899 in regelmässiger
Benutzung ist, vorläufig noch nicht viel erwähnen. Zur Zeit haben die Wirren, welche in Peking jeden Betrieb unmöglich machen,
natürlich auch ihren schädlichen Einfluss auf dieses Unternehmen ausgeübt. Bei dem Ausbruche derselben wurde der Betrieb der
elektrischen Bahn eingestellt. Zugleich mit der Wiedereröffnung des Betriebes auf der Linie Tientsin-Peking, deren Fortsetzung
die elektrische Bahn darstellt, wird die Verwaltung der Imperial Railways of North-China auch den Betrieb der elektrischen Bahn wieder aufnehmen und jedenfalls bald darangehen, die geplante Verlängerung auszuführen,
die sich als unbedingt nötig herausgestellt hat.
Bücherschau.
Die Kleinbessemerei für den Stahlformguss, Temperguss und Feinguss von Karl Rott, Hütteningenieur in Halle a. S. Sonderabdruck aus Uhland's Technische Rundschau. Mit 1 Tafel in Photolithographie und 7 Abbildungen im Text. Leipzig 1900. Verlag: Bureau des Praktischen Maschinen-Konstrukteur.
Preis 1 M.
Bei der immer mehr zunehmenden Verwendung von Stahlguss zur Anfertigung von Maschinenteilen und anderen Gegenständen, die
bisher geschmiedet oder in Fein- und Hartguss ausgeführt wurden, muss eine sachverständige Anleitung zur Einrichtung und zum
Betrieb derartiger Anlagen gegebenenfalls in Verbindung mit bestehenden Giessereien und zur Aufstellung einer Rentabilitätsberechnung
jedem Fachmanne erwünscht sein. Die Abhandlung des Hütteningenieurs Rott, die sich auf langjährige Erfahrungen gründet, ist zuerst in Uhland's Technische Rundschau veröffentlicht worden und jetzt als Sonderabdruck in der handlichen Form einer Broschüre erschienen. Eine beigefügte Tafel
bringt den vollständigen Plan einer Giesserei für Stahl- und Temperguss.
Dr. Ost, H., Professor der technischen Chemie an der Technischen Hochschule zu Hannover. Lehrbuch der chemischen Technologie. Mit einem Schlussabschnitt
„Metallurgie“, bearbeitet von Dr. F. Kolbeck, Professor an der Bergakademie in Freiberg (Sachsen). Vierte, umgearbeitete Auflage des bisherigen „Lehrbuchs der technischen
Chemie“. Mit 239 Abbildungen im Text und 8 Tafeln. Hannover. Verlag von Gebr. Jänecke. 1900.
Das in weiten Kreisen bekannte Lehrbuch der technischen Chemie von Ost liegt hier in vierter, dem neuesten Stand der chemischen Technik Rechnung tragender Bearbeitung vor. In dieser Auflage ist
dem Apparatenwesen der chemischen Industrie mehr Raum wie seither gewährt, so dass das Werk auch dem Ingenieur, welcher sich
über einen bestimmten Zweig der chemischen Fabrikation informieren will, unter Umständen ein recht wertvoller Ratgeber sein
kann.
Auch der angehende Hüttenmann findet darin reiche Belehrung und kann somit das Werk allen Interessenten rückhaltlos empfohlen
werden.
C. H.
Lehrbuch der technischen Mikroskopie. Bearbeitet von Prof. Dr. T. F. Hanausek in Wien. 1. Lieferung. Stuttgart, Ferdinand Enke, 1900. Preis M.
5.–
Im Anschluss an das Wiesner'sche Werk, dessen Erscheinen vorstehend angezeigt worden ist, geben wir im nachstehenden einen Teil des Wortlautes der Ankündigung
des Hanausek'schen Lehrbuches der technischen Mikroskopie wieder, durch den am besten die Ziele, welche dieses Lehrbuch verfolgt, angedeutet
werden: „Seit dem Erscheinen von J. Wiesner's vortrefflicher, die Grundlage der wissenschaftlichen Warenkunde bildenden „Einführung in die technische Mikroskopie“ (Wien 1867), ist kein Werk veröffentlicht worden, welches das Gesamtgebiet der technischen Mikroskopie in der Form eines
Lehrbuches behandelt. Der Verfasser hat versucht, in seinem Lehrbuche die beiden Hauptzwecke, denen eine derartige Arbeit
dienen soll, zur Darstellung zu bringen. Das Buch soll einerseits dem Studierenden das wichtigste wissenschaftliche Hilfsmittel
sein, das ihn in das Gebiet der technischen Mikroskopie einführt, andererseits aber soll das Buch auch zur Lösung rein praktischer
Aufgaben behilflichsein. . . . Es soll den in der Praxis stehenden Techniker unterweisen, wie er technische Rohstoffe mikroskopisch zu untersuchen
hat, um sich ein Urteil über ihre Beschaffenheit und ihre Eignung bilden zu können. Das Buch soll indessen keine Rohstoff
künde, keine technische Naturgeschichte sein. . . .“
Die vorliegende Lieferung enthält: Beschreibung des Mikroskopes und Polarisationsapparates, dann die Mikroskopie folgender
Rohstoffe: Stärke, Cellulose, Baumwolle, Flachs, Hanf, Jute, Ramie u.s.w., Papier, Wolle, Seide, Holz. Ausser dieser Lieferung
werden noch zwei weitere Teile erscheinen. Der Name Hanausek's bürgt dafür, dass auch die nachfolgenden Teile des Werkes eine gleich vorzügliche Bearbeitung erfahren werden, wie die vorliegende
Lieferung. Wir behalten uns vor, auch auf dieses Werk später näher einzugehen und eine schärfere Abgrenzung des Inhaltes der
beiden nahe verwandten Lehrbücher von Wiesner und Hanausek zu geben, als es zur Zeit möglich ist. Die Vollendung beider Werke wird für Ende 1900 in Aussicht gestellt.
B.
Die Flüssigkeitsschraube;
„Winddruck, Luftschiffs- und Schiffsschraube, Kanalschiffsluftschraube, Niederdruck-Windrad, Graf Zeppelin's Luftschiff
von Paul Parlier. A. Amonesta. Wien 1900. Preis 1,50 M.
Unter allen Lösungen, welche in der Jetztzeit mit „heissem Bemühen“ erstrebt werden, bildet die Lenkbarmachung des Luftschiffes und die Kunst des Fliegens das verbreitetste Lieblingsthema der
Forscher und Erfinder. Allüberall werden diesfällig Projekte verlautbart, neue Erfindungen gemacht, Berechnungen angestellt,
Patente erworben und Versuche durchgeführt; ebenso reichlich ist natürlich die einschlägige Litteratur, welche sich im allgemeinen
freilich mehr durch Quantität als Qualität auszeichnet. Zu den bedeutsamen Erscheinungen dieser Litteratur zählt jedoch die
obige Druckschrift, worin der bereits durch seine in der Ostdeutschen Rundschau und in einem vorigen Jahres erschienenen Schriftchen Das Fliegen veröffentlichten Anschauungen bekannte Autor Bestimmungen über die Form und Anordnung der in tropfbaren oder gasförmigen
Flüssigkeiten anzuwendende Antriebschraube aufstellt, mit besonderer Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Luftschiffahrt
und namentlich auch des Graf
Zeppelin'schen Luftschiffes. Die betreffenden Feststellungen sind auf streng wissenschaftlichem Wege gewonnen und in ihrem Aufbau
so klar und logisch entwickelt, dass sich auch der streng prüfende Leser der Zustimmung nicht entschlagen kann. Das Schriftchen
enthält also nicht nur viel Interessantes für alle, die sich irgendwie mit dem Gegenstande beschäftigen, sondern auch ausgesprochen
wertvolle Winke und Anleitungen für Luftschiffer, Schiffbauingenieure im allgemeinen und Windmühlenbauer.
Eingesandt.
Normalien zu Rohrleitungen für Dampf von hoher Spannung.
Bei den Dampfkraftanlagen ist man in den letzten Jahrzehnten zu immer höheren Dampfspannungen gekommen; die Lokomotiven machten
den Anfang, die Schiffsmaschinen und Betriebsmaschinen der Wasserwerke, Spinnereien und Webereien, der Elektrizitätswerke
u.s.w. folgten. Anlagen, die mit Dampf von 10, 12 und 15 at arbeiten, sind heute nicht mehr selten. Für solche Spannungen
bieten aber die früher allgemein üblichen gusseisernen Rohre und Ventile nicht die genügende Sicherheit, und welche verheerenden
Wirkungen der Bruch einer Rohrleitung mit hochgespanntem Dampf auszuüben vermag, hat unter vielen anderen das entsetzliche
Ereignis an Bord des Kriegsschiffes „Brandenburg“ vor einigen Jahren gezeigt. Man ist deshalb mehr und mehr dazu übergegangen, widerstandsfähigere Baustoffe für solche Rohrleitungen
zu verwenden: Schweisseisen, Flusseisen, Kupfer, Bronze, Stahlguss u.s.w. Von vielen Seiten geäusserten Wünschen entsprechend,
hat der Verein deutscher Ingenieure die hierfür in Betracht kommenden Baustoffe und Konstruktionen einer sorgfältigen Prüfung unterworfen und ebenso, wie früher
zu gusseisernen Rohrleitungen für geringen Druck, jetzt zu Rohrleitungen für Dampf von hoher Spannung Normalien ausgearbeitet. Auf Grund wissenschaftlicher Berechnungen und umfangreicher, zum Teil sehr kostspieliger Versuche,
sind die Masse der Rohrwandungen, Flanschenverbindungen, Ventile, Schrauben, Dichtungen u.s.w. für die verschiedenen Durchmesser
bestimmt und in Zeichnungen dargestellt worden. Der Bericht des vom Verein hierfür eingesetzten Ausschusses ist in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1900 Nr. 48 S. 1481 veröffentlicht. Abdrücke der Masstafeln und Zeichnungen sind von der Geschäftsstelle des Vereines deutscher Ingenieure in Berlin, Charlottenstrasse 43, zu beziehen.