Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 754 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Steinfilter für den Grossbetrieb.
In den letzten Jahrzehnten wurden nacheinander verschiedene Filterelemente aus Steinzeug aller Art in verschiedenen Formen
und Grössen erfunden und mit mehr oder weniger Glück in den praktischen Dienst gestellt.
Diejenigen, welche sich vermöge ihrer technischen Konstruktion erhalten konnten, nehmen heute den ersten Platz unter der grossen
Menge von Filtersystemen ein. Es dürfte daraus gefolgert werden, dass Steinfilter im allgemeinen dem Prinzip der Filtration
am meisten entsprechen.
Die bekanntesten sind die Hochdruck- und Tropffilter für den Laboratorium- und Hausgebrauch (vgl. D. p. J. 1898 308 * 148 und 310 * 181). Für grössere Betriebe kommen solche aus gebrannten und ungebrannten Kunststeinen in Anwendung (vgl. D. p. J. 1895 296 119).
Textabbildung Bd. 315, S. 754
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 315, S. 754
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 315, S. 754
Fig. 3.
Man war seit der Entstehung der Filter energisch bestrebt, denselben eine möglichst lange Filterperiode zu geben. Dieses Bestreben
war ein Irrtum, denn es hat sich gezeigt, dass im Verlaufe der Filtration sich die Poren verstopfen, wodurch eine Abnahme
der Filtrationsfähigkeit eintritt. Rationell ist es dagegen, den Filtrationsprozess nur so lange fortzusetzen, als das Filtrationsmaterial
im Verhältnis zur Zeit eine wirtschaftlich zulässige Menge Filtrat liefert, alsdann die Filtermasse zu regenerieren und von
neuem in Betrieb zu setzen. Nach diesem Prinzip ist das Filter (D. R. P. Nr. 96047) der Unternehmung für Grossfiltration (R. Kurien) in Frankfurt a. M. konstruiert.
Die allgemeine Anordnung einer solchen Filteranlage mit 3584 Elementen, deren Tagesleistung 10000 cbm beträgt, ist aus Fig. 1 bis
3 ersichtlich. Dieselbe besteht aus dem Rohwasser; behälter a, einem Bedienungsgange f und den Reinwasserbehältern nn1.
Da die Keimdichtigkeit eines jeden Filters von der Stärke und Art des Druckes abhängt, unter welchem das Wasser filtriert,
können Keime und Verunreinigungen um so leichter durch das Filter dringen, je höher der Druck ist; weniger aber als dieStärke, scheint die Art des Druckes von Einfluss zu sein, insofern als ein stoss- oder ruckweise wechselnder, bald grösserer,
bald kleinerer Druck das Durchwachsen der Filterkörper mit Keimen befördert. Um daher im voraus die möglichste Gleichmässigkeit
zu sichern und alle Schwankungen zu vermeiden, wird bei der Kurka'schen Filteranlage der Rohwasserbehälter a (Fig. 2 und 3) derartig angelegt, dass ein konstanter Ueberdruck von 1 m herrscht. Dies wird dadurch erreicht, dass der Ueberlauf des Rohwasserbeckens
um nur 1 m höher liegt als der Ueberlauf des Reinwasserbeckens, der sich 30 cm oberhalb der Ebene der Elemente l befindet. Der Rohwasserbehälter hat daher in erster Linie bloss als Druckregler oder Ausgleichsbecken zu dienen und sind
dementsprechend dessen Dimensionen nur gering, insofern nicht beabsichtigt wird, in demselben grössere Wassermengen in Vorrat
zu halten. Derselbe ist durch eine Querwand b (Fig. 3) in zwei Abteilungen geteilt, so dass bei Reinigung der einen die zweite ungestört im Betriebe verbleibt.
Jedenfalls dient derselbe stets gleichzeitig als Klärbecken, indem die grössten Verunreinigungen des Wassers, wie Sand und
andere Sinkstoffe, bereits hier zu Boden fallen und durch das am Boden jeder Abteilung vorgesehene gusseiserne Ablaufrohr
c (Fig. 2) entfernt werden. In die konische Mündung desselben wird ein zweites gusseisernes Ueberlaufrohr d eingeschoben, welches zur Erhaltung des gleichmässigen Wasserstandes im Behälter dient. Durch einfaches Herausziehen des
Ueberlaufrohres werden die am Boden angesammelten Sinkstoffe durch das Ablaufrohr
c in den Schlammablauf e entfernt, worauf der Behälter geleert und gereinigt werden kann.
Das Reinwasserbecken jeder Kammergruppe ist vermittelst eines quer über den Gang führenden Rohres m (Fig.
3) mit dem Becken der anderen Gruppe verbunden; diese Anordnung hat den Zweck, das zur Rückspülung erforderliche Filtrat oberhalb
der Elemente stets bereit zu halten.
Das Rohwasser wird den einzelnen Kammern durch eine im Bedienungsgange f angeordnete gusseiserne Zirkulationszuleitung g mit den erforderlichen Schiebern zugeführt, welche aus einer Abteilung des Rohwasserbehälters in den Bedienungsgang führt, am Boden desselben unmittelbar an den inneren Wandungen
der Kammer verlegt ist und in die zweite Abteilung einmündet.
Die Anlage wird je nach dem Umfange derselben in eine entsprechende Anzahl von Kammern hh1 geteilt, welche zur Aufnahme der Elemente l bestimmt sind. Die Kammern sind aus Stampfbeton viereckig ausgeführt und symmetrisch in zwei Gruppen derart angeordnet, dass
zwischen denselben der Bedienungsgang f von 2 bis 3 m Breite verbleibt. Der Boden jeder Kammer erhält gegen den Bedienungsgang zu ein Gefälle von 45 cm, damit der
beim Filtrationsvorgang in der Kammer zurückbleibende Schlamm durch eigene Schwere selbstthätig am tiefsten Punkte der Kammer
sich ansammeln kann. Um den in die Kammer einzubauenden Elementen, deren Boden in einer horizontalen Ebene liegen, entsprechende
Stützpunkte zu bieten, werden senkrecht zur Längenachse des Ganges parallele Cementrippen o von 4 cm Stärke auf 25 cm Entfernung voneinander eingestampft. Dieselben haben die Form von Dreiecken, und sind derart angeordnet,
dass an der inneren an den Bedienungsgang anstossenden Kammerwandung eine segmentartige Ausnehmung von 20 cm Halbmesser verbleibt,
so dass die einzelnen durch die Rippen und den Boden gebildeten Räume untereinander kommunizieren.
Vom tiefsten Punkte jeder Kammer führt ein gusseisernes Rohr i von entsprechender Lichtweite zu der im Gange verlegten Zuleitung. Dieses Rohr ist mit einem Dreiwegehahn versehen, vermittelst
welchem die Kammer entweder mit der Zuleitung verbunden oder an den, am tiefsten Punkte des Ganges befindlichen Schlammablauf
e angeschlossen werden kann. Durch entsprechende Stellung des Dreiwegehahnes kann daher entweder das Rohwasser aus dem Roh
Wasserbehälter den Kammern zugeführt werden oder im zweiten Falle der Rohwasserzufluss abgesperrt und der Inhalt der Kammer
in den Schlammablauf entleert werden.
Letzterer ist entweder als offener Graben angelegt, oder wird in den Boden des Ganges ausgestampft, und ist entweder an das
bestehende Kanalisationsnetz angeschlossen oder wird dort, wo keines vorhanden ist, derart angelegt, dass die von der Reinigung
herrührenden Rückspülwässer auf die vorteilhafteste Art entfernt werden können.
Ausser dem Schlammablauf führt am Boden des Ganges parallel mit den Kammerwänden die bereits erwähnte gusseiserne Zirkulationszuleitung
des Rohwassers. Jede Kammer ist durch ein gusseisernes Gabelrohr einesteils an die Zuleitung, anderesteils an den Schlammablauf
angeschlossen und wird mittels des Dreiwegehahnes bedient. Wie schon gesagt, münden in den Schlammablauf die Ablaufrohre des
Rohwasserbeckens und die Ueberlaufrohre desselben.
Die inneren Wandungen der Kammern sind senkrecht ausgebildet und beträgt die Höhe der an den Bedienungsgang stossenden Wand
2,10 m, der entgegengesetzten Wand 1,65 m. Die Oberkante sämtlicher Querwände liegt 45 cm unterhalb der Oberkante der Längswände.
In der inneren Längenwand jeder Kammer ist ein kleiner Lufthahn vorgesehen, durch welchen bei der ersten Inbetriebsetzung
des Filters die in den Kammern angesammelte Luft entweicht.
Textabbildung Bd. 315, S. 755
Fig. 4.
Textabbildung Bd. 315, S. 755
Fig. 5.
Die Grundlage dieses Filtrationsverfahrens bildet das Kurka'sche Steinfilterelement (Fig. 4). Dasselbe ist ein Steinrohr mit geschlossenem Boden, quadratischen Kopfansatz und keilförmigen Kopfflächen; die Länge des
ganzen Elementes beträgt 120 cm, wovon auf den unteren cylindrischen Teil 108, auf den quadratischen Kopfansatz 12 cm entfallen.
Der Durchmesser des cylindrischen Teiles beträgt 23 cm, die Breite und Länge des quadratischen Kopfansatzes je 25 cm. Die
innere Bohrung besitzt eine Tiefe von 110 cm mit einem Durchmesser von 9 cm, so dass die Stärke der Wandungen 7 cm beträgt.
Das Gewicht des kompletten Rohres variiert zwischen 65 und 75 kg.
Da die Elemente senkrecht stehend in die Kammern eingebaut werden, so erfordern
16 Elemente 1 qm Bodenfläche zu ihrer Aufstellung.
Der Einbau der Elemente geschieht in der Weise, dass dieselben aufrechtstehend mit dem Boden auf die Rippen o der Kammerböden gestellt werden und ihre quadratischen Kopfansätze untereinander mit einer porösen Masse aus demselben Material
abgebunden werden (Fig. 5). Nach der Verhärtung dieser Masse bilden die erwähnten Kopfansätze eine kompakte, unverwüstliche, horizontale Zwischenwand,
welche den inneren Raum der Kammer vollständig von dem oberen offenen Teile derselben abschliesst.
Die Wirkungsweise der Anlage ist folgende: Das Rohwasser tritt, wie oben bemerkt, mit einem Ueberdruck von 1 m in die unteren
geschlossenen Kammern hh1, dringt durch die Poren der Elemente l und steigt als fertiges Filtrat aus der Bohrung der Rohre in die oberen offenen Reinwasserbecken nn1.
Während die schweren Sinkstoffe bereits im Rohwasserbecken zurückbleiben, fallen die gröberen Schwebestoffe beim Eintritt
in die Kammern zu Boden und sammeln sich auf der tiefsten Stelle derselben an. Die vertikale Anordnung der aktiven Filterflächen
der Elemente bringt eine bedeutende Entlastung derselben mit sich, da nur die feinsten Schwebestoffe durch den herrschenden
Filtrationsüberdruck von 1 m an die Wandungen der Elemente getrieben werden.
Sowohl sämtliche mechanischen Verunreinigungen, als die im Wasser befindlichen Bakterien bleiben an der äusseren Filterfläche
haften, und durch die Poren der Elemente dringt das reinste Filtrat ohne jedweden Vorlauf in die Bohrung der Filterrohre,
füllt dieselben an und ergiesst sich aus deren oberen Oeffnungen in die Reinwasserkammern, in welchen es bis auf 30 cm Höhe
steigt, um sodann durch den Ueberlauf des Reinwasserbeckens der weiteren Benutzung zugeführt zu werden. Durch diese Anordnung
ist es ermöglicht, dass die zur Reinigung erforderliche Menge des Filtrates stets in Bereitschaft gehalten wird.
Da ausserdem der Rohwasserbehälter einen konstanten Ueberdruck infolge seiner Höhenanordnung aufrecht hält und die Entnahme
des Reinwassers vom oberen Niveau des Reinwasserbehälters erfolgt, so sind die, den Filtrationsvorgang nachteilig beeinflussenden
Druckveränderungen ausgeschlossen, und der Filter arbeitet nach Erlangung seines Beharrungsvermögens ruhig und gleichmässig.
Die Reinigung wird durch hydrostatischen Druck dadurch bewerkstelligt, dass das oberhalb der Elemente im offenen Reinwasserbehälter
stehende Filtrat in umgekehrter Stromrichtung durch die Poren der Elemente mit dreifach stärkerer Energie getrieben wird und
die an der Aussenfläche der Elemente haftende Schmutzschicht mitreisst, so dass die Poren der Elemente niemals von Schmutz
gesättigt werden.
Jede Kammer wird für sich gereinigt, wobei der Dreiwegehahn so gestellt wird, dass der Zulauf des Rohwassers gesperrt und
der Schlammablauf gleichzeitig geöffnet wird. Die unmittelbar darauf folgende intensive Rückströmung des Filtrates ist verursacht
durch den, auf dem oberen Wasserspiegel lastenden atmosphärischen Druck und die von unten wirkende Ansaugung; diese Rückströmung
reinigt zunächst die Poren der Elemente, nimmt hierbei den an der äusseren Fläche haftenden Schmutz mit, verdrängt das die
Kammer füllende Schlammwasser und flutet energisch in den Abflusskanal. Die Rohwasserkammer entleert sich bei dem Reinigungsprozesse
nicht.
Die zu einer einmaligen Reinigung eines Elementes erforderliche Filtratsmenge beträgt
18,75 l; es ist diejenige Menge, welche im normalen Betriebe oberhalb jeden Elementes steht.
Jedes Element leistet innerhalb der nächsten 6 Stunden nach erfolgter Reinigung 2 l Reinwasser in der Minute. Bei einer 12stündigen
Filtrationsperiode beträgt die Durchschnittsleistung jedes Elementes 1,5 l in der Minute; bei einer 24stündigen Periode beträgt
dieselbe pro Element und Minute 1 l. Dies ist erklärlich, wenn man bedenkt, dass die Verlegung der Filterfläche durch die
im Wasser befindlichen Schwebestoffe progressiv zunimmt. Um daher einen wirtschaftlichen Betrieb der Filteranlage zu ermöglichen,
empfiehlt es sich, nach Ablauf von je 6 Stunden kammerweise die Anlage zu reinigen und dieselbe auf der wirtschaftlichen Leistung
von 2 l pro Minute zu erhalten. Unter diesen Verhältnissen wird daher jedes Element in den 1440 Minuten des Tages nach Abrechnung
von 12 zur Regenerierung erforderlichen Minuten insgesamt 2856 1 Filtrat liefern.
Da die Reinigung jedes Elementes in 6stündigen Perioden zusammen 75 l im Tage erfordert, so beträgt die Nutzleistung jedes
Elementes bei kontinuierlichem Betriebe
2781 l Reinwasser in 24 Stunden.
Besondere Vorteile bietet das vorliegende Filtrationsverfahren durch die geringe Raumbeanspruchung. Jedes Element besitzt
eine aktive Filterfläche von 0,78 qm, so dass auf 1 qm Bodenfläche, wo 16 Elemente ihre Aufstellung finden, zusammen 12,5
qm aktiver Filterfläche konzentriert sind.
Jedes Quadratmeter der vorhandenen Filterfläche leistet daher täglich 3,56 cbm Nutzwasser bei der normalen Filtrationsgeschwindigkeit von 153 mm in der Stunde.
Analog wie bei der Sandfiltration, spielt sich auch beim Steinfilter ein die Qualität des Filtrates günstig beeinflussender
Vorgang in der chemischen Zusammensetzung des Wassers ab, welcher seinen Ausdruck in der sehr beträchtlichen Verminderung
des Gehaltes an organischer Substanz findet. Versuche, welche am 5. Juni 1899 im chemischen Laboratorium für technische und
Nahrungsmittel-Untersuchungen von Dr. Homeyer in Frankfurt a. M. gemacht wurden, haben ergeben, dass die zur Oxydation der organischen Substanz im Rohwasser benötigte
Menge an Kaliumpermanganat von 3,860 Teilen auf nur 2,420 Teile im Filtrat herabgesunken ist, so dass 37,31 % der organischen
Substanz durch das Kurka-Filter zurückgehalten wurden. Ausserdem kommt eine ganz beträchtliche Besserung des Filtrates in
Bezug auf den Gehalt an anorganischen Bestandteilen zum Vorschein.
100000 Teile des unfiltrierten Wassers enthielten:
Abdampfrückstand
38,140
Teile
Glührückstand
31,000
„
Kalk (CaO)
9,520
„
Magnesia
3,108
„
Eisenoxyd und Thonerde
6,000
„
Schwefelsäure
Spuren
Salpetersäure
nicht
vorhanden
Salpetrige Säure
„
„
Ammoniak
„
„
Chlor
1,420
Teile
Organische Substanz:
100,000
„ Wasser
gebrauchten an Kaliumpermanganat
3,860
„
Physikalische Beschaffenheit des Wassers: sehr trübe, klärt sich rasch und setzt einen braunen Niederschlag ab. Geruch und
Geschmack des filtrierten Wassers: normal.
100000 Teile des filtrierten Wassers enthielten:
Abdampfrückstand
27,320
Teile
Glührückstand
21,960
„
Kalk (CaO)
8,200
„
Magnesia (MgO)
2,855
„
Eisenoxyd und Thonerde
0,800
„
Schwefelsäure
Spuren
Salpetersäure
nicht
vorhanden
Salpetrige Säure
„
„
Ammoniak
„
„
Chlor
1,420
Teile
Organische Stoffe:
100,000
„ Wasser
gebrauchten an Kaliumpermanganat
2,420
„
Physikalische Eigenschaften: klar, farblos. Geschmack und Geruch: normal.
Bücherschau.
Kompendium der Gasfeuerung in ihrer Anwendung auf die Hüttenindustrie. Mit besonderer Berücksichtigung des Regenerativsystems. Für Fabrikanten, Hüttenleute, Ingenieure und Lehranstalten. Von
Ferdinand Steinmann, Zivilingenieur in Dresden. Dritte, umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit einem Atlas von 17 lithographierten Tafeln. Leipzig
1900. Verlag von Arthur Felix.
Auf 117 Seiten, in 7 Kapiteln nebst einem Anhang schildert der Verfasser das Allgemeine über Gasfeuerung und Generatoren,
die Arten der letzteren, die Zug- und Leitungsverhältnisse, Ofen und Verbrennungsherd der Gase. Sodann geht er auf den speziellen
Teil ein, in welchem in drei Kapiteln die Gasfeuerungen in der Gasfabrikation, Eisen- und Stahlindustrie und die verschiedenen
Ofensysteme behandelt werden. Im Anhang gibt Verfasser ein Bild über den Lebensgang von Friedrich Siemens, dem eigentlichen Schöpfer der neuen Feuerung und Beleuchtung.
Ueberall sind die Litteraturnachweise und auch das Geschichtliche gleich zu Beginn des Werkes angegeben, wobei auch des Begründers
des Verfahrens zur Verwendung der Hochofengase für hüttenmännische Zwecke, des k. württ. Bergrates und Hüttendirektors
v. Faber du Faur gedacht, als Quelle aber, der die Angabe entnommen, Delesse, Annales des mines, IV. Serie, tom II p. 371 Note 1 angegeben ist. Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass eine Druckschrift von v. Faber du Faur existiert
„Ueber die Anwendung der aus der Gicht der Hochöfen und Cupolo-Oefen entweichenden Gase zu metallurgischen Zwecken und insbesondere
zum Umschmelzen, Entkohlen und Frischen des Roheisens und zum Schweissen des gefrischten Eisens“, mit fünf lithographierten Abbildungen. Wasseralfingen, März 1842. Hofbuchdruckerei Bekker, Darmstadt. Die kurze Angabe in
dem Kompendium lässt Unrichtigkeiten aufkommen; zur Richtigstellung sei daher folgendes angeführt: v. Faber's Verdienst ist grösser und anderer Natur als nach der französischenQuelle angegeben. 1830 kamen die ersten Nachrichten über die Anwendung der erwärmten Gebläseluft aus Schottland nach dem Kontinent.
Trotzdem sich die Hüttenautoritäten, besonders auch Karsten, dagegen aussprachen, machte v. Faber Versuche und konstruierte einen Apparat zur Winderwärmung mit dem Ergebnis einer Kohlenersparnis von ¼ bis ⅕ des Bedarfes.
Diese Apparate haben in der ganzen hüttenmännischen Welt Eingang gefunden. Durch diese Versuche und Arbeiten gelangte v. Faber du Faur zu weiteren Erfahrungen über die Natur der Hochofengase. Die Gichtflamme wurde schon längst zu technischen Zwecken benutzt,
aber die Menge der in derselben enthaltenen gebundenen Wärme war nicht bekannt geworden. v. Faber liess Luft zu den Gichtgasen in den Apparat einströmen und ermittelte durch zahlreiche Versuche das richtige Verhältnis der
Luftzuführung und erreichte durch Zuführung erwärmter Luft die Verbrennung der Gichtgase vollständiger und rascher (1837/39).
v. Faber war auch der erste, der die Beschaffenheit der Hochofengase in den verschiedenen Schichten der Ofenfüllung ermittelte und
durch diese Arbeiten Bunsen, Ebelmann und andere Chemiker veranlasste, durch analytische Untersuchungen das Dunkel des Hochofenprozesses zu lütten, v. Faber's Verdienst ist es also, dass er die in den Hochofengasen enthaltene gebundene Wärme durch zweckmässige Verbrennung des Kohlenoxydgases
zu benutzen lehrte, während früher nur die in der abziehenden Gichtflamme enthaltene freie Wärme benutzt wurde und die Verbrennung
dem Zufall überlassen war. Die Gase können auf beliebige Entfernungen geleitet werden, um erst am Ort des Bedarfs zur Benutzung
zu kommen. Aus diesen Arbeiten über die Hochofengase gingen von anderer Seite die Versuche mit Gasgeneratoren hervor, an welchen
sich auch v. Faber beteiligte.
„Auf diese Weise“, sagt ein Schüler Faber's, Bergrat v. Schübler (Württemb. naturwissenschaftl. Jahreshefte 1856), „haben Faber's Arbeiten über die Anwendung der Hochofengase ein neues Feld gewonnen, auf welchen ihnen eine praktische Anwendung für alle
Zeit gesichert ist.“ Sind die Verdienste Friedrich Siemens' am Schlusse des Buches gewürdigt, so gehören diejenigen v. Faber du Faur's, eingangs des Buches hervorgehoben, mindestens aber in richtiger und nicht misszuverstehender Weise wiedergegeben.
Hieraus soll dem Autor des gediegenen Werkes übrigens durchaus kein Vorwurf gemacht werden, denn die französische Quelle ist
nicht zuverlässig. Faber's Entdeckung wurde, wie dem Unterzeichneten aus der Ueberlieferung bekannt ist, nach einem französischen Besuch im Hüttenwerk
Wasseralfingen s. Z. in Frankreich nacherfunden.
Bujard.
Maquenne, L., Professeur au Muséum d'Histoire naturelle. Les Sucres et leurs principaux dérivés. 1 volume in 8° de 1032 pages. Paris. G. Carré et C. Naud. 1900. Preis 16 Fr.
Prof. Maquenne hat zum erstenmal in Frankreich es unternommen, eine eingehende Monographie über die Zuckerchemie auszuarbeiten. Der durch
seine schönen Arbeiten über Inosit, Pinit, Perseit und neuerdings durch seine partielle Synthese des linksdrehenden Erythrits
bekannte französische Chemiker war wohl am besten dazu berufen, bei unseren Nachbarn ein derartiges Werk in die Hand zu nehmen.
Der Verfasser teilt sein Buch in sechs grosse Kapitel ein, wovon jedes wiederum in mehrere Unterabteilungen geteilt ist; die
erste dieser Unterabteilungen enthält nur Allgemeines über das im zugehörigen Kapitel zu besprechende Thema.
Das 1. Kapitel enthält eine vollständige Abhandlung über bis jetzt ausgeführte Synthesen aus dem Gebiet der Zuckerchemie.
Im 2. Kapitel werden dann die Tetrite, Pentite, Hexite, die Alkohole mit höherem Kohlenstoffgehalt als 6 und die cyklischen
Polyalkohole besprochen.
Das 3. und 4. Kapitel werden den reduzierenden Zuckerarten, den Triosen, Tetrosen, Pentosen, Hexosen, den hydrolisierbaren
Zuckerarten, den Biosen, Triosen und Polyosen gewidmet.
In die Derivate der Zucker, ein- und mehrbasische Säuren geht der Verfasser erst im
5. Kapitel ein.
Das 6. Kapitel endlich bespricht die Osone, die Osamine und die Saccharine.
Das Werk ist rein theoretisch behandelt, alles, was auf die Zuckertechnik Bezug hat, weggelassen. Die unzähligen Litteraturangaben
sind in sorgfältigster Weise im Texte angeführt.
Das Buch ist in einfachem, vornehmem Französisch geschrieben und kann wohl als eine der vollkommensten und gediegensten Monographien,
die in den letzten Jahren im Gebiete der Chemie erschienen sind, bezeichnet werden. In Deutschland wird es jedenfalls, trotz
schon vorhandener ähnlicher Werke, v. Lippmann, Tollens, Sidersky u.a., freundlichste Aufnahme finden.
Guillaume S.