Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 83 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Danilewsky's neuer lenkbarer Flugapparat.
Textabbildung Bd. 315, S. 83
Dr. Konstantin Danilewsky, über dessen neu erfundenen lenkbaren Flugapparat und die im Sommer 1898 vorgenommenen Aufstiegversuche wir 1898
310 * 161 berichtet hatten, hat seit dieser Zeit an der Lösung des Flugproblems unausgesetzt weitergearbeitet und teilt uns über
seine neuesten Ergebnisse das Nachstehende kurz mit. Der nebenstehend abgebildete neue Apparat unterscheidet sich von dem
früher beschriebenen in erster Linie dadurch, dass die Achse des Ballons vertikal ist gegen eine horizontale Lage derselben
bei seinem früheren Apparat. Die nach einer photographischen Aufnahme hergestellte Abbildung zeigt den Apparat beim Aufstieg
in einer Höhe von etwa 400 m über Erdboden, wie ein solcher im Oktober v. J. ausgeführt wurde; im ganzen wurden 40 Versuche
während der Monate September und Oktober v. J. vorgenommen. Beim Abstieg zur Erde wurde der Aeroplan (Flugapparat) durch den
Luftschiffer unter einen bestimmten Winkel eingestellt, so dass der Abstieg in einer geneigten Ebene erfolgte, wobei die Wirkung
der Schwerkraft durch die Einstellung der Flügel geregelt wurde. Der Auftrieb des Ballons war so bemessen, dass derselbe nicht
ganz dem Gewicht des Luftfahrers samt dem nur mit 15 bis 20 russ. Pfund bemessenen Ballast das Gleichgewicht hielt; dadurch
war die Möglichkeit gegeben, an jedem beliebigen Höhenpunkte in der Luft nach Belieben Aufenthalt zu nehmen und die Windströmung
in dieser Höhenlage auszunutzen zum horizontalen Fortbewegen. Der durch den Luftschiffer bethätigte Bewegungsmechanismus kann
durch entsprechende Einstellung der Flügel, die mit drehbaren Schaufeln versehen sind, rückwärtsarbeiten, so dass der Abstieg beschleunigt bezw. auch bei einem hierzu ungünstigen Winde bewerkstelligt werden kann.
Wir hoffen, über die in diesem Sommer geplanten abschliessenden Versuche des Erfinders ausführlicher berichten zu können.
Die Hamburger Reederei 1899.
Der Gesamtbestand der hamburgischen Handelsflotte betrug am Ende des verflossenen Jahres 710 Schiffe (worunter 436 Dampfer),
derjenige der Fischerflotte 153 Schiffe
(worunter 9 Dampfer). Die Handelsflotte setzt sich zusammen aus:
378
Seedampfern mit
636000
t
netto
58
Seeschlepp- und Bergungsdampfern mit
1000
„
„
41
Frachtschleppschiffe mit
12000
„
„
201
Segelschiffe mit
198000
„
„
32
Leichter mit
8500
„
„
Der Gesamttonnengehalt der dem Handel dienenden Hamburger Schiffe ist ungefähr 860000 Registertonnen netto. Gegen das vorige
Jahr hat er sich um etwa 90000 t vermehrt.
1850 hatte Hamburg nur 326 Schiffe mit 71000 t; 1880 491 mit 244000 t; 1895 650 mit
665000 t. Sein Handel hat sich also in einem halben Jahrhundert verzwölffacht und in den letzten zwanzig Jahren mehr
als verdreifacht. Im Bau befindlich sind für Hamburger Reedereien jetzt 37 Dampfer mit 195000 t brutto. Von den Dampfschiffsreedereien
sind folgende die bedeutendsten:
Hamburg-Amerika-Linie
76
Dampfer
mit
343000
t
(im Bau:
8
„
„
105000
„)
Hamburg-Südamerik.-D.-G.
29
„
„
108000
„
(im Bau:
3
„
„
16500
„)
Dampfsch.-Ges. Kosmos
26
„
„
92000
„
R. M. Sloman und Co.
29
„
„
68000
„
Deutsch-Austral. D.-G.
14
„
„
60000
„
Deutsche Levante-Linie
20
„
„
42000
„
Woermann-Linie
21
„
„
39000
„
A. C. de Freitas und Co.
16
„
„
37000
„
Deutsch-Amer. Petroleum-Ges.
10
„
„
35000
„
Deutsch-Ostafrika-Linie
13
„
„
31000
„
Während die grosse Dampferreederei demnach ganz überwiegend von Aktiengesellschaften betrieben wird, liegt die Segelschiffsreederei
zum grössten Teil in den Händen von privaten Firmen, die bedeutendsten von ihnen sind:
F. Laeisz
16
Schiffe
mit
30000
t
B. Wencke Söhne
16
„
„
28000
„
Knöhr und Burchard
10
„
„
19000
„
Die weitaus grösste Zahl der Segelschiffsreeder jedoch besitzt nur ein Schiff oder nur einen Schiffsanteil.
Dampfturbine von ParsonsVgl. auch S. 13 d. Bd..
Nach der Times wurde der Torpedojäger Viper, welchen die Marine-Dampfturbinen-Aktiengesellschaft zu Wallsend-on-Tyne für die englische Admiralität erbaute, am Dienstag, den 9. Januar d. J., einer zweiten vorläufigen Versuchsfahrt
unterzogen, welcher die leitenden Beamten der Admiralität, der Vorsitzende der Gesellschaft C. J. Leyland, sowie der Direktor C. A. Parsons anwohnten. Es ergab sich eine mittlere Geschwindigkeit von 34,8 Knoten = 64,4 km bei vier aufeinander folgenden Fahrten,
an der abgesteckten Meile (engl.). Die erzielte höchste Geschwindigkeit betrug 85,5 Knoten = 65,68 km, als Vertragsgeschwindigkeit
sind 31 Knoten = 57,4 km verlangt. Mithin scheint die Maschinenanlage einen grossen Erfolg zu bedeuten.
Preisausschreiben des Vereins deutscher Maschineningenieure.
Der Verein deutscher Maschineningenieure erlässt für das Jahr 1900 ein Preisausschreiben (Beuth-Aufgabe), das den Entwurf zu einem Endbahnhof einer elektrisch zu betreibenden Fernbahn zum Gegenstande hat. Die Züge sollen mit 200 km Stundengeschwindigkeit in schneller Zugfolge verkehren und aus zwei sechsachsigen
Fahrzeugen – einem Triebwagen und einem Anhängewagen – bestehen, insgesamt mindestens 150 Sitzplätze enthaltend. Zur Vermeidung
hoher Grunderwerbskosten soll die Bahn innerhalb der Stadt als eiserne Hochbahn und teilweise über die Häuser hinweg geführt
werden. Die Bahnsteige des Endbahnhofes sind in etwa 25 m Höhe über der Fahrbahn der angrenzenden Strassen anzuordnen. Zur
Zu- und Abführung der Reisenden und des Gepäcks sind Wasserdruckhebewerke anzuordnen. Der gesamte Höhenunterschied zwischen
den Schienenoberkanten des
Bahnhofs und der Einführungsstelle der Bahn in die Stadt beträgt 60 m. Dieser Höhenunterschied soll nutzbar gemacht werden,
einmal um die Züge schnell in Gang zu bringen, dann um deren Anhalten mit thunlichster Vermeidung von Arbeitsverlust und Abnutzung
der Schienen und Radreifen zu bewirken.
Ausser einer Anzahl von Konstruktionszeichnungen, sowie einem Erläuterungsbericht ist anzufertigen: eine überschlägige Ermittelung
und zeichnerische Darstellung des Zusammenhanges zwischen Zeit und Geschwindigkeit, sowie zwischen Geschwindigkeit und Weg
unter Voraussetzung geringsten Zeitaufwandes beim Anfahren und beim Anhalten.
Das vorstehende Programm ist um deswillen von besonderem Interesse, als es sich an ein Problem anlehnt, dessen Lösung dem
neuen Jahrhundert vielleicht vorbehalten ist. Die Erbauung von Eisenbahnen mit 200 km Stundengeschwindigkeit ist über die
Erörterung in Zeitschriften und Broschüren zur Zeit noch nicht hinausgekommen. Durch diese gewählte Aufgabe will der Verein
deutscher Maschineningenieure, ohne zu der Frage selbst Stellung zu nehmen, anregend wirken, in der Annahme, dass jeder Beitrag,
der die Lösung des Problems fördert, von allgemeinem Wert ist.
Die Arbeiten sind bis zum 6. Oktober, mittags 12 Uhr, an den Vorstand des Vereins deutscher Maschineningenieure z. H. des
Geheimen Kommissionsrats F. C. Glaser, Berlin SW Lindenstrasse 80, der zu weiteren Mitteilungen über den Wortlaut, die näheren Bedingungen u.s.w. des Preisausschreibens
gern bereit ist, einzusenden.
Für eingehende preiswürdige Lösungen werden nach Ermessen des Preisrichterausschusses goldene Beuth-Medaillen, für die beste
von ihnen ausserdem ein Geldpreis von 1200 M.
(Veitmeyer-Preis) verliehen. Ist der Bewerber ein Regierungsbauführer, so kann dessen Bearbeitung zur Annahme als
häusliche Probearbeit für die zweite Staatsprüfung im Maschinenbau fache dem Königl. Preussischen Minister der öffentlichen
Arbeiten, dem Königl. Sächsischen Finanzministerium oder dem Grossherzogl. Hessischen Ministerium der Finanzen seitens des
Vereins empfohlen werden.
Der Preisrichterausschuss besteht zur Zeit aus folgenden Herren:
Callam, Königl. Eisenbahndirektor a. D.
Domschke, Königl. Regierungs- und Baurat.
Paul Hoppe, Fabrikbesitzer, i. F. C. Hoppe.
G. Mehlis, Ingenieur.
Max Meyer, Königl. Eisenbahnbauinspektor.
Dr. phil. E. Müllendorff, Ingenieur.
Müller, Königl. Geheimer Oberbaurat.
Stambke, Königl. Geheimer Oberbaurat z. D.
Prof. Dr. Friedr. Vogel.
Wichert, Königl. Geheimer Oberbaurat.
Wittfeld, Königl. Eisenbahnbauinspektor.
Bücherschau.
Franz von Kobell's Lehrbuch der Mineralogie in leichtfasslicher Darstellung. Sechste Auflage. Völlig neu bearbeitet von K. Oelbecke und E. Weinschenk. Mit 301 Abbildungen im Text. Leipzig. Friedrich Brandstetter 1899. 338 S. Preis brosch. 6 M., geb. 6,65 M.
Das Buch ist eine brauchbare, ernsthafte Arbeit; die knappe Darstellung wird durch die grosse Anzahl Abbildungen im Text,
die zum grossen Teil von Dr. Grünling entworfen wurden, in anschaulicher Weise unterstützt. Das Buch eignet sich mit gleich gutem Erfolge zum Selbststudium wie
zu Unterrichtszwecken und auch als Nachschlagewerk, wobei ihm in letztgenannter Eigenschaft das gewissenhaft zusammengestellte
Sachregister sehr zu statten kommt.
Das Recht der Erfindungen und der Muster. Untersuchungen von Oskar Schanze. Leipzig. Rossberg'sche Hofbuchhandlung 1900. 518 S.
Das Werk zergliedert sich in folgende fünf Abteilungen: 1. Die Patenterteilung. 2. Erfindung und Entdeckung. 3. Was sind gewerblich
verwendbare Erfindungen? 4. Was sind neue Erfindungen und neue Muster? 5. Prüfung und Beweis im Patenterteilungsverfahren.
Der grössere Teil des Inhalts stellt eine Umarbeitung verschiedener Veröffentlichungen des Verfassers in verschiedenen Fachzeitschriften
dar.
Die Elektrizität in Gewerbe und Industrie. Grundzüge für die Praxis über den Ausbau und den Betrieb elektrischer Licht- und Kraftanlagen von W. Vogel, Ingenieur der A.-E.-G. in Berlin. VIII und 136 S., 182 Schaltungsskizzen und Abbildungen. Leipzig 1899. Verlag von Bernh. Friedr. Voigt. Preis 6
M.
Das Werk soll in erster Linie den Besitzern und Betriebsbeamten industrieller Anlagen Auskunft über die verschiedenen Fragen
der elektrotechnischen Praxis geben, setzt demnach einen technisch geschulten Leserkreis voraus: dementsprechend ist die allgemeine
Einleitung über Elektrizität und Magnetismus sehr kurz gehalten, was sicher ein Vorteil des Buches ist. Andererseits sind
von den verschiedenen Verwendungsgebieten nur die Beleuchtung und die Energieverteilung durch Elektromotoren eingehender behandelt,
die übrigen Gebiete einschliesslich der Bahnen nur gestreift; dagegen wurden wiederum in zwei besonderen Kapiteln die Berechnung,
Anordnung und Dimensionierung der Leitungen, sowie der Ausbau und Betrieb der Kraftstationen so eingehend besprochen, als
es dem Zweck des Buches entspricht. Den Schluss bilden Tabellen über Maschinen und Motoren der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft zu Berlin.
Le magnétisme du Fer. Von Ch. Maurain. Zweites Bändchen der Sammlung spezialwissenschafftlicher Abhandlungen aus den Gebieten der Physik, Mathematik und Biologie.
„Scientia“, Verlag von Georges Carre et C. Naud, Paris. Preis pro Bd. geb.
2 Fr.
Die Abhandlung gibt auf 100 Seiten mit 20 Abbildungen eine knappe, klar geschriebene Uebersicht über das Gebiet der Magnetisierung
des Eisens und zwar vom modernen technischwissenschaftlichen Standpunkt aus mit Benutzung der neuesten Untersuchungen. Die
sechs Kapitel behandeln: Allgemeines über Magnetisierung. Schmiedeeisen, Stahl, Gusseisen. Einfluss der Zeit. Magnetisierungsverluste.
Einfluss der Temperatur. Theorie des Magnetismus.
Das Werkchen kann zur Einführung in das Gebiet des Magnetismus um so mehr empfohlen werden, als zahlreiche Litteraturnachweise
die Benutzung der Originalabhandlungen erleichtern.
Kalender für Strassen- und Wasserbau- und Kulturingenieure. Begründet von A. Reinhard. Neu bearbeitet unter Mitwirkung von Fachgenossen von R. Scheck, königl. Baurat in Stettin. 1900. Wiesbaden. Verlag von J. F. Bergmann. Gebunden nebst drei gehefteten Beilagen. Preis 4 M.
Kalender für Eisenbahntechniker. Begründet von Edm. Heusinger von Waldegg. Neu bearbeitet unter Mitwirkung von Fachgenossen von A. W. Meyer, königl. Eisenbahnbau- und Betriebsinspektor bei der königl. Eisenbahndirektion in Hannover. 27. Jahrgang. 1900. Wiesbaden.
Verlag von J. F. Bergmann. Gebunden mit einer Beilage und einer Eisenbahnkarte in Farbendruck. Preis
4 M.