Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 215 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Sitzung des Gesundheitsamtes.
Vom kaiserl. Gesundheitsamt wird uns von Eisenach aus unter dem 6. August 1897
gemeldet: In diesen Tagen fanden hier unter dem Vorsitz des Directors des kaiserl.
Gesundheitsamtes, Wirklichen Geheimen Oberregierungraths Dr. Köhler; weitere Berathungen deutscher Nahrungsmittelchemiker über Vereinbarung einheitlicher Untersuchungsmethoden für
Nahrungs-, Genussmittel und Gebrauchsgegenstände statt. Der Vorsitzende
gedachte zunächst in anerkennenden Worten der inzwischen verstorbenen Mitglieder,
der Professoren Dr. Sell und Dr. R. Fresenius. An Stelle des ersteren wurde sein
Nachfolger, Dr. v. Buchka neben Dr. Hilger-München und Dr. König-Münster in den geschäftsführenden Ausschuss gewählt. Zur Berathung
und Erledigung gelangten:
1) Mehl und Brot (Referenten Dr. Halenke-Speyer und Dr. Wittmack-Berlin),
2) Gewürze (Referenten Dr. Hilger-München und Dr. Ed.
Spaeth-Erlangen),
3) Thee (Referenten Dr. Mayrhofer-Mainz und Dr. Hilger
-München),
4) Cacao und Chocolade (Referent Dr. Beckurts-Braunschweig),
5) Tabak (Referent Dr. Barth-Colmar),
6) Honig (Referenten Dr. Amthor-Strassburg, Dr. Rupp-Karlsruhe und
Apotheker Th. Weigle-Nürnberg),
7) Essig (Referenten Dr. Stockmeier-Nürnberg und Dr. Metzger-Nürnberg).
Nachdem in dem kürzlich im Verlage von Julius Springer in Berlin erschienenen 1. Heft
die Entwürfe zu Vereinbarungen betreffend „Allgemeine Untersuchungsmethoden und
thierische Nahrungsmittel (Fleisch und Fleischwaaren, Fleischextract und
-pepton, Wurst, Eier, Milch und Milcherzeugnisse, Käse, Speisefette und
Oele)“ bereits veröffentlicht sind, geht das wichtige Werk seiner baldigen
Vollendung entgegen.
Hochspannungsblitzableiter von Siemens und Halske.
Hochspannungsanlagen sind fast sämmtlich auf die Benutzung von Freileitungen
angewiesen; menschlicher Muthwille und atmosphärische Einflüsse können sie leicht
gefährden und Betriebsstörungen herbeiführen. Von allen Störungen sind
erfahrungsgemäss die durch Blitzschlag die häufigsten, daher ist die Beschaffung
guter Hochspannungsblitzableiter geradezu eine Existenzfrage für viele Anlagen.
Textabbildung Bd. 305, S. 215
Fig. 1.
Ein Blitzableiter soll einfach, frei von Selbstinduction und so eingerichtet sein,
dass er etwa auftretende Lichtbogen selbsthätig unterbricht und sofort wieder
functionsfähig ist. Diese Bedingungen erfüllt der der Firma Siemens und Halske durch D. R. P. Nr. 91133 geschützte neue
Hochspannungsblitzableiter (Fig. 1). Zwei starke,
eigenthümlich gebogene Kupferdrähte sind einander gegenüber gestellt. Der untere
Theil ist wagerecht, es folgt dann ein ungefähr senkrechter Theil, hierauf ein
langer, schräg nach oben laufender Theil. Die Drähte werden unten und oben von
gusseisernen Kappen getragen, die auf Porzellanisolatoren gekittet sind. Die
wagerechten Theile der Drähte stecken verschiebbar in Bohrungen der unteren Kappen
und werden hier durch je zwei Muttern festgehalten. Diese Einrichtung hat den Zweck,
den Abstand der beiden Drähte von einander bequem einstellen zu können. Der eine der
Drähte wird mit der Leitung L, der andere mit der Erde
E verbunden, wie Fig.
2 zeigt.
Der Blitz findet durch den Apparat einen, so weit es überhaupt erreicht werden kann,
inductionsfreien Weg zur Erde, indem er die Luftstrecke zwischen den beiden
senkrechten Theilen der Drähte durchschlägt. Leitet der Blitzschlag dabei einen
elektrischen Lichtbogen ein, so wird dieser durch die aufsteigende warme Luft und
durch die elektrodynamische Wirkung des in den Drähten fliessenden Stromes nach oben
getrieben. Da die Drähte nach oben aus einander weichen, muss er dabei immer länger
werden und schliesslich erlöschen, was im Verlauf von wenigen Secunden erfolgt.
Die Fig. 3 und 4
stellen photographische Aufnahmen eines bei 10000 Volt kurzgeschlossenen
Blitzableiters dar. Fig. 3 ist eine Daueraufnahme von
etwa 2 Secunden, in welchen der Lichtbogen nach oben wandert und erlischt. Man kann
an dem Bilde die Strom Wechsel erkennen und daher die Zeit bestimmen, in welcher der
Lichtbogen um ein Bestimmtes in die Höhe getrieben worden ist, da bei jedem Strom
Wechsel die Fusspunkte des Lichtbogens abwechselnd etwas nach oben wandern. Fig. 4 ist eine Aufnahme, die mit Hilfe einer
rotirenden radial geschlitzten Scheibe gemacht wurde. Von den vielen Lichtbogen, in
die man sich die bei dem Kurzschluss auftretende Flammenerscheinung aufgelöst denken
muss, sind in der Abbildung nur wenige sichtbar. Sie lassen erkennen, dass der
Lichtbogen in jedem Augenblicke ein dünnes Band bildet, das sich den Wirbeln der
Luft folgend in mannigfacher Weise verschlingt.
Versuche ergaben, dass der neue Blitzableiter um so besser wirkt, je höher die
Spannung ist. Bei niedrigen Spannungen wird der Lichtbogen nicht mit Sicherheit in
die Höhe getrieben. Es bilden sich hier leicht Brandstellen an den Punkten, wo der
Lichtbogen ansetzt, so dass er daran haften bleibt, während bei hohen Spannungen die
Drähte fast gar nicht durch den Lichtbogen angegriffen werden. Als untere Grenze,
bei der der Blitzableiter noch verwendet werden kann, ist eine Spannung von etwa
1000 Volt anzunehmen.
Textabbildung Bd. 305, S. 215
Fig. 2.
Der Blitzableiter ist in einer Reihe von Hochspannungsanlagen eingebaut und hat sich
bei vielen Blitzschlägen bewährt. Dabei hat sich gezeigt, dass man ihn unbedenklich
ohne besonderes Schutzdach im Freien aufstellen kann, wenn man nur die Drähte
einander nicht zu nahe rückt, und wenn der Weg zu den zu schützenden Maschinen und
Apparaten durch künstliche oder bei längeren Freileitungen durch natürliche
Selbstinduction gesperrt ist. Bei den Anlagen, in denen eine genügende Anzahl dieser
Blitzableiter angebracht war, ist bis jetzt kein Blitzschaden zu verzeichnen gewesen
und ebenso ist von den Blitzableitern selbst bis jetzt noch keiner durch Blitzschlag
oder den Lichtbogen so stark beschädigt worden, dass irgend welche Theile hätten
ausgewechselt werden müssen.
Verfehlter Heizversuch.
Textabbildung Bd. 305, S. 215
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 305, S. 215
Fig. 4.
Ein Dampfkessel verein hat vor Kurzem einen Heizversuch mit einem Paucksch'schen Dampfkessel durchgeführt, und es ist
ermittelt worden, wie viel Procent von der Wärme, die durch Verbrennung der
Kohlen erzeugt wird, zur Dampfbildung ausgenutzt wird. Da dieser Nutzeffect abhängig
ist von der Menge des Dampfes, die auf 1 qm Heizfläche in der Stunde gebildet wird,
so war für diesen Versuch eine bestimmte Menge Dampf; nämlich 16 bis 20 k, für je 1
qm Heizfläche und Stunde vorgeschrieben.
Diese Bestimmung wurde aber während des Versuches nicht inne gehalten, sondern 04,8 k
Dampf auf 1 qm Heizfläche und Stunde erzeugt, so dass erhebliche Mengen Dampf durch
das Sicherheitsventil abblasen mussten. Diese Ueberanstrengung des Kessels wird
bewirken, dass die Roststäbe in kurzer Zeit verderben, auch die Kesselbleche und das
Mauerwerk werden Noth leiden, und es wäre verkehrt, wenn man bei Neubeschaffung
eines Kessels eine derartige Ueberanstrengung der Grössenberechnung zu Grunde legen
wollte.
Wenn man mit dem Dampf aus einem derartig überlasteten Dampfkessel eine Dampfmaschine
treiben würde, so würde voraussichtlich nicht 7 k Dampf für 1 , sondern 10 k
herauskommen. Die Heizgase gingen mit einer Temperatur von 434,5° in den
Schornstein, während man sonst danach strebt, diese mit höchstens 250° abziehen zu
lassen.
Warum werden, fragt der Berichterstatter Goslich, die
Versuche nicht der Praxis angepasst? Der Besitzer wünscht doch den Nutzeffect seiner
Anlage zu erfahren während des täglichen Betriebes und nicht während des einen
Versuchstages, an dem künstlich andere Verhältnisse eingeführt wurden.
Es lässt sich nachweisen, dass unter der Annahme, dass die ermittelte
Verdampfungsziffer wirklichen trockenen Dampf darstellt, eine derartige
Ueberanstrengung eines Dampfkessels wirthschaftlich falsch ist.
Die Ausnutzung der für diesen Versuch benutzten Kohle (mit 7411 W.-E. Heizwerth)
betrug nur 67,8 Proc. Andere Heiz versuche, z.B. die des Württemberger Kessel
Vereins mit einem Kuhn'schen Kessel bei richtiger
Beanspruchung desselben, ergaben (mit 7151 W.-E. Heizwerth) eine Ausnutzung
derselben von 84,5 Proc., also 84,5 – 67,8 – 16,7 Proc. mehr. Der Berichterstatter
selbst hat mit einem ganz gewöhnlichen Kessel 77 Proc. Ausnutzung nachgewiesen.
Für einen Kesselbesitzer ist es nur wichtig zu erfahren, ob es vortheilhafter ist,
einen Kessel anzuschaffen, der 34,8 k Dampf schafft auf 1 qm Heizfläche und die
Kohlen nur mit 67,8 Proc. ausnutzt, oder aber einen Kessel, der doppelt so gross
ist, und dafür die Wärme, welche die Kohlen entwickelt, bis auf 84,5 Proc.
ausnutzt.
Ein Dampfkessel von 40 qm Heizfläche kostet 4000 M. und ein doppelt so grosser von 80
qm Heizfläche 7000 M. Wenn man den grossen Kessel anschafft, muss man also 3000 M.
mehr ausgeben, und diese mit 5 Proc. verzinsen und mit 10 Proc. amortisiren, was im
ersten Jahre einen Aufwand von 450, im zweiten 405, im dritten 364,5 M. u.s.w.
erfordert, oder im Durchschnitt jährlich rund 300 M. Kosten verursacht.
Wenn man dafür 16,7 Proc. weniger Kohlen verbraucht (wir wollen nur 10 Proc. in
Rechnung stellen), die Ref. an einem gewöhnlichen Kessel mit Planrostfeuerung
festgestellt hat, das ist bei 180 k stündlichem Bedarf und bei 3000 Heizstunden des
Kessels im Jahr 18 × 3000 = 54000 k Kohle, die 540 × 2= 1080 M. jährlich kosten. Man
verdient also durch Anschaffung eines genügend grossen Kessels 1080 – 300 = 780 M.
jährlich, dürfte also dafür, anstatt eines Kapitales von 3000 M., ein solches von
6000 M. unbeschadet aufwenden.
Für den Kesselbesitzer hat die hohe Leistung eines Kessels an Dampf nicht den
geringsten Werth, für ihn ist allein die Ausnutzung des Brennmaterials maassgebend;
an Stelle der hohen Leistung darf er sofort ohne Nachtheil einen zweiten Dampfkessel
anschaffen, aber an Stelle der hohen Ausnutzung hat er keinen Ersatz, sondern muss
die fehlende Ausnutzung jährlich bezahlen.
Bei Abschluss von Lieferungsverträgen sollte man also auf die Ausnutzung der Kohlen
das ausschliessliche Gewicht legen und auf die Leistung, wenn sie mehr als 15 bis 20
k Dampf auf 1 qm Heizfläche beträgt, freiwillig verzichten. (Nach einem uns von
Ingenieur Goslich zugesandten Sonderabdruck aus Wochenschrift für Brauerei, 1897 Nr. 30.)
Schraubenförmig gewellte Stahlflaschen.
Die stählernen Flaschen, wie sie u.a. zur Aufbewahrung flüssiger Kohlensäure
verwendet werden, gestaltet der Engländer Lewin Ferrey
in London so, dass die Gefahr einer Explosion derselben fast aufgehoben wird. Der
Umfang des Flaschenkörpers erhält zu diesem Zwecke eine wellige Oberfläche, deren
Wellen schraubenförmig wie die Züge eines Geschützes verlaufen. Durch diese
Gestaltung erhält die Flasche eine grössere Festigkeit und Versuche ergaben, dass
bei plötzlich wachsendem Drucke die Wellen sich lang zogen, und eine Verlängerung
der ganzen Flasche eintrat, wogegen bei einem sehr hohen Drucke, der die
Festigkeitsgrenze für glatte Flaschen beträchtlich überstieg, die Flaschen ganz
allmählich den Schraubenlinien entlang rissen, so dass wohl ein Entweichen des
Gases, aber keine eigentliche Explosion eintrat. Bekanntlich ist diese Form der
Röhren schon seit Jahren für Feuerröhren der Dampfkessel zur Anwendung gekommen, wo
sie sich ebenfalls gut bewähren.
Bücher-Anzeigen.
Die Lage der neutralen Schichte bei
gebogenen Körpern und die Druckvertheilung im Mauerwerke bei excentrischer
Belastung von L. Debo. Hannover. Schmorl und
Seefeld Nachf. 87 S. 1,80 M.
Adressbuch sämmtlicher Bergwerke,
Hütten- und Walzwerke, Maschinenfabriken, Giessereien und verwandten Zweige im
niederrheinisch-westfälischen Industriegebiete mit Aufführung der Firmen
nach ihren Fabrikationszweigen als Bezugsquellennachweis. 5. Aufl. Gelsenkirchen.
Verlag von Bertenburg. 190 S.
Die Heizungsanlagen in ihrer
Anordnung, Berechnungsweise und ihre Eigenthümlichkeiten mit besonderer
Berücksichtigung der Centralheizung und der Lüftung. Ein Hilfsbuch zum
Entwerfen und Berechnen derselben von H. Robrade. Mit
112 Abbildungen. Weimar. B. F. Voigt. 141 S. 4 M.
In der Einleitung (S. 1 bis 17) enthält das Werk die Grundsätze der Ventilation und
der Erwärmung; der praktische Theil beschäftigt sich (S. 17 bis 110) mit der
Localheizung und eingehend mit den Centralheizungen, endlich werden die
Lüftungsanlagen noch kurz erläutert. Im Anhange (S. 114 bis 141) ist eine Anweisung
zur Herstellung und Unterhaltung von Lüftungsanlagen gegeben. Wir können das Werk
bestens empfehlen, es ist kurz, übersichtlich, und gut ausgestattet.
Der Schlosser der Neuzeit. V. 100
Aushängeschilder, Schrifttafeln und Wandarme. Herausgegeben von Th. Krauth und F. S.
Meyer. Ravensburg. Otto Maier's Verlag.
Die Sammlung enthält eine reiche Auswahl von vorwiegend mit einfachen Flacheisen
ausführbaren Mustern. Bei der erfreulicher Weise wieder in Aufnahme gekommenen
Pflege der Aushängeschilder können wir die Sammlung den Schmieden und Hausbesitzern
warm empfehlen.
(Sammlung kaufmännischer Rechtsbücher.)
Was der Kaufmann vom bürgerlichen
Gesetzbuch wissen muss. In systematischem Abriss zusammengestellt von G. Hack. 79 S. 2,00 M.
Auszug mit möglichster Beibehaltung des Wortlautes des bürgerlichen Gesetzbuches,
enthaltend diejenigen Theile, welche für den Kaufmann als solchen von besonderer
Wichtigkeit sind.
Eingesandt.
Der deutsche Mechanikertag wird in diesem Jahre zu
Braunschweig vom 17. bis 19. September stattfinden. Zeit und Ort sind so gewählt,
dass die Theilnehmer zugleich die Naturforscherversammlung besuchen können, deren
Sitzungen ebendaselbst am 20. September beginnen und auf welcher für die Feintechnik
eine besondere Abtheilung für Instrumentenkunde besteht. Aus der Tagesordnung des
Mechanikertages seien erwähnt: Die Berathung über die Pariser Weltausstellung 1900,
auf welcher die deutsche Mechanik und Optik innerhalb der deutschen Abtheilung eine
gesonderte Gruppe bilden soll, ferner Vorträge über neue Arbeiten des
Internationalen Maassund Gewichtsbureaus, über Längenmessungen in der Werkstatt,
über Unfallverhütungsvorrichtungen u.s.w. – Nähere Auskunft ertheilt der
Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, A. Blaschke, Berlin W., Apostelkirche 7 b.