Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 287 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Prüfung eines Spiritusmotors.
Von E. Haack.
(Mittheilung aus der Versuchsstation des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland nach der Zeitschrift des
Vereins.)
Die Verwendbarkeit des Spiritus für motorische Zwecke ist auf die Anregung des Vereins (vgl. D. p. J. 1897
303 72) hin nunmehr so weit erwiesen, dass, wie die vor kurzem vorgenommene Prüfung eines
Spiritusmotors gezeigt hat, wir in dem Spiritus ein vorzügliches Betriebsmittel für Kleinmotoren erkennen können,
welches wohl berufen
ist, mit anderen demselben Zwecke dienenden Brennstoffen in erfolgreichen Wettbewerb zu treten.
Die erwähnte Prüfung fand statt in der Fabrik der Gebr. Körting zu Körtingsdorf bei Hannover am 26.
and 27. März 1897 und wurde unter Anwendung geeigneter Messvorrichtungen, wie Seilbremse, Indicator, Kühlwassermessgefäss
und
verschiedener Thermometer, die an den für die Beurtheilung wichtigen Stellen angebracht waren, nachdem ein Beharrungszustand
in dem
Betriebe der Maschine Platz gegriffen hatte, etwa 1 Stunde lang ausgedehnt.
Während der Versuchszeit wurden Drehungszahl der Maschine, Temperatur und Menge des ablaufenden Cylinderkühlwassers, sowie
die
Schwankungen der der Bremsbelastung entgegenwirkenden Federwage genau beobachtet, jedoch in jeder Hinsicht nur geringe
Unterschiede
festgestellt.
Der bei dem Versuch verwendete Spiritus hatte einen Alkoholgehalt von 93 Gew.-Proc. was einem specifischen Gewicht von 0,8149
entspricht; die Seilbremse war im Mittel mit 77,5 k belastet, der Radius der gebremsten Scheibe einschliesslich Seilstärke
betrug
0,4025 m, und es war als durchschnittliche Drehungszahl 228 in der Minute zu verzeichnen.
Nach Beendigung des Versuchs ergab ein Vergleich zwischen der Arbeitsleistung des Motors und dem Spiritusverbrauch, dass zur
Erzeugung
von 1 /Std. 0,49 l Spiritus nöthig sind.
An Kühlwasser zur Kühlung des während des Betriebes sich erwärmenden Arbeitscylinders wurden für 1 /Std. 21,86 l verbraucht;
ein Aufwand, der noch hätte verringert werden dürfen, da das Wasser im Mittel mit 58° aus dem Kühlmantel ablief.
Der Gang der Maschine war durchaus ruhig und gleichmassig.
Vor- und Nachzündungen und damit die heftigen Stösse im Arbeitscylinder, welche auf die Lebensdauer und die Betriebssicherheit
der
Maschine nachtheilig einwirken, fehlten, wie die aufgenommenen Indicatordiagramme zeigen, wegen der vollständigen
Verbrennung des
Spiritus fast gänzlich.
Diese letztere Eigenschaft des Spiritus ist von der grössten Wichtigkeit anderen Betriebsmaterialien für Explosionsmotoren
gegenüber,
da durch das Fehlen der schweren Kohlenwasserstoffe im Spiritus ein Verschmutzen und Verrussen und damit ein Stillstand
der Maschine
aus obigen Gründen ausgeschlossen und ein wirklich dauernder Betrieb bei der geringsten Sachkenntniss gewährleistet
ist.
Der hier behandelte Motor war seitens der Fabrik für Versuchszwecke gebaut, und zwar nach der Bauweise der dieser Firma eigenen
Benzinmotoren; nur hatte man für die Vergasung des Spiritus eine besondere Einrichtung getroffen. Seinen Abmessungen
nach leistete der
Motor bei Benzinbetrieb 6 , während er bei Anwendung von Spiritus 9,933 dauernd erzeugte, natürlich unter Aufwendung
einer im absoluten Sinne grösseren Wärmemenge; als sie zum Hervorbringen der 6 mittels
Benzinbetriebes nöthig war. Diese Thatsache zeigte jedoch, dass der Spiritus sich viel weitgehender als z.B. das
Benzin ausnutzen
lässt.
Wird nun aus bestimmten Gründen die Leistung dieses Motors für einige Zeit herabzuziehen beabsichtigt, so ist das ohne
Brennstoffvergeudung in gewissen Grenzen dadurch möglich, dass man durch Wasserzusatz den Heizeffect des Spiritus
vermindert, wodurch
eine vollkommen ökonomische Ausnutzung des Motors bewerkstelligt werden kann. –
Bemerkungen Delbrück's zu vorstehender Mittheilung: Mit dieser Prüfung des Körting'schen Spiritusmotors tritt die Frage der Verwendung des Spiritus zur Krafterzeugung, in dasselbe Stadium wie
diejenige der Lichterzeugung, d.h. die Verwendung des Spiritus zur Krafterzeugung in grossem Umfange ist in dem Augenblick
sicher
gestellt, in dem der Verbraucher den Spiritus zu gleichen Preisen wie das Erdöl beziehen kann.
In meinem Bericht auf der Generalversammlung dieses Jahres glaubte ich in Aussicht stellen zu können, dass die vorwärts schreitende
Technik 1 /Std. in Spiritus mit 12 Pf. werde liefern können, gegenüber einer Leistung des Erdöls mit 9 Pf. für 1 /Std.
Diese Ziffer ist nun für Spiritus herabgedrückt auf noch nicht 10 Pf., so dass der Vorzug des Erdöls sich nur noch
auf 10 Proc.
beläuft. Hinzugenommen die Betriebssicherheit, die kleineren Abmessungen für gleiche Leistung, die Betriebsannehmlichkeit
des
Spiritus, so ist zu constatiren, dass der Spiritus auch in der Krafterzeugung dem Erdöl überlegen ist – alles unter
der Voraussetzung,
dass 1 l Erdöl und Spiritus den gleichen Preis haben. Hier einzusetzen, ist Aufgabe der Gewerbetreibenden wie der
Gesetzgebung.
Chinesische Tusche.
In seinem letzten Amtsbericht bespricht der brittische Consul in Wuku die Anfertigung chinesischer Tusche. Diese wird lediglich
in der
Provinz Anhui gemacht. Von dort geht sie nach ganz China und der übrigen Welt. Im J. 1895 führte die Provinz etwa
4000 Pfund im Werthe
von 112800 M. aus. Die Tusche wird von Sesam- oder Cazuöl hergestellt; auch braucht man das giftige Oel eines im Yangtzethale und
in Japan vielwachsenden Samens dazu. Dann setzt man Firniss und Schweinefett hinzu. Der durch die Verbrennung dieser
Substanzen
entstehende Russ wird um so feiner, je länger die Verbrennung dauert. Dem Russe wird dann etwas Leim zugefügt, worauf
der Teig auf
hölzernen Ambossen mit stählernem Hammer geschlagen wird. Zwei gute Hämmerer können 80 Stück Tusche in einem Tage
herstellen, von
denen jedes Stück ein halbes Pfund wiegt. Etwas Moschus oder Barooskampfer verleiht schliesslich der Tusche den bekannten
Geruch. Dann
wird die Masse in hölzerne Formen gebracht und bei schönem Wetter getrocknet. Das Trocknen nimmt 20 Tage in Anspruch.
30 bis 32 Stück
Tusche gehen gewöhnlich auf das Pfund. Der Preis schwankt zwischen 2 und 140 M. das Pfund. Es gibt etwa 12 verschiedene
Sorten. In
China, Japan, Korea, Tonkin und Annam brauchen die Eingeborenen fast nur chinesische Tusche zum Schreiben. Sie verreiben
sie auf einem
Steine. Statt der Feder benutzen sie einen Pinsel von Kaninchenhaaren. Die besten Sorten chinesischer Tusche werden
überhaupt nicht
aus China ansgeführt, sie bleiben im Lande.
(Papierzeitung.)
Bücher-Anzeigen.
Neues System der doppelten Buchführung, genannt „Die deutsche doppelte Buchführung“
von Friedrich Görk. Leipzig. Verlag der Rossberg'schen Hofbuchhandlang. 200 S. 4 M.
Die Arbeit des Verfassers verdient Anerkennung, da sie die Buchführung wesentlich vereinfacht und eine Menge Schreibarbeit
erspart.
Eine Ersparniss, die der Verfasser bei grösseren Geschäften auf 50 Proc. und mehr angibt. Ausserdem ist die allgemeine
Uebersicht der
Buchführung erleichtert, da jeder Posten auf die Sach-Conten oder todten Conten speciell übertragen wird.
Der Verfasser hat dem ausführlichen theoretischen Theil einen ein monatlichen Geschäftsgang mit Abschluss und zwar für ein
einfaches
Waarengeschäft und für ein Fabrikgeschäft nach seiner Methode beigegeben.
Das Werk gibt einen abgeschlossenen Lehrgang der Buchführung. Wir hätten gern gesehen, wenn der Verfasser die grosse Menge
Fremdwörter
durch entsprechende deutsche Ausdrücke ersetzt hätte. Wörter, wie Contocorrent-Conto, Saldo, Memorial, Facturen,
Creditor, Debitor,
sind durch deutsche Ausdrücke sehr wohl wiederzugeben. Damit würde der Verfasser sich den Dank der Buchhalter erworben
und dem Titel
„Deutsche Buchführung“ eine weitergehende Bedeutung ertheilt haben. Der Güte des Werkes soll diese Bemerkung indess keinen
Eintrag thun, wir wünschen ihm im Gegentheil die weiteste Verbreitung.
(Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung 1897). Ausstellung königl.
sächsischer Staatsverwaltungen. Leipzig. Verlag von Arthur Felix. 362 S.
Enthält das Strassen- und Wasserbauwesen, die Ausstellung der sächsischen Staatseisenbahnverwaltung, die Hochbauverwaltung,
die
Ausstellung des Ministeriums des Kultus und des öffentlichen Unterrichts (Universitätsinstitute, Technische Hochschule
in Dresden) des
Ministeriums des Innern, technische und gewerbliche Schulen, Kunstakademie. Der Bericht bringt ein reiches Zahlenmaterial
und ist sehr
beachtenswerth.
Dampfkesselvorschriften nebst Anweisung betreffend die Genehmigung und Untersuchung der
Dampfkessel vom 15. März 1897. Essen. G. D. Baedeker. 56 S. Preis 60 Pf.
Enthält die amtlichen Dampfkesselvorschriften. Abgesehen von den bezüglichen Bestimmungen der Reichsgewerbeordnung, von dem
Gesetz
betreffend den Betrieb der Dampfkessel u.s.w. bildet den Haupttheil des Büchleins die neue Anweisung des Herrn Handelsministers
betreffend die Genehmigung und Untersuchung der Dampfkessel, durch welche die früheren Ministerialanweisungen wesentlich
verändert
sind. Auch haben allerlei andere einschlägige Erlasse, Vorschriften, Anweisungen Aufnahme gefunden.