Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 215 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die Rohrdorf'schen Verbindungsklammern.
Als ein praktisches Hilfsmittel für das Bauwesen werden seit einiger Zeit von der
Firma W. Hanisch und Co. (Inhaber Otto Schmidt, Berlin, Oranienburgerstrasse 65) die oben
benannten Verbindungsklammern (s. beistehende Abbildungen) auf den Markt
gebracht.
Textabbildung Bd. 299, S. 215
Form A.
Textabbildung Bd. 299, S. 215
Form B.
Aus schmiedbarem Eisenguss hergestellt, gestatten dieselben unter Fortlassung aller
kostspieligen Hilfsmittel ein directes Befestigen der Bretter an den ⌶-Eisenbalken. Einfach wie ihre Construction ist auch
ihre Handhabung. Mit dem Hammer wird die eine Spitze der Klammer durch Aufschlagen
auf die andere
Spitze in die Kante des ersten auf dem ⌶-Träger liegenden Brettes so eingeschlagen,
dass der Fuss der Klammer sich fest an den Fuss des Trägers anschmiegt und das Brett
fest aufliegt. Dann schlägt man das nächste Brett auf die Spitze der ersten Klammer,
so dass die Bretter unter sich fest verbunden und zugleich an dem ⌶-Eisen befestigt
sind.
Den Verwendungsarten entsprechend werden die Klammern in zwei verschieden gestalteten
Ausführungen hergestellt. Bei Blindböden, Böden in Badeanstalten, Ponton-Fussstegen,
Brücken, Schutzwänden, Zäunen u. dgl., d.h. überall, wo der Holzbelag oder die
Holzbekleidung eine offene Fuge zwischen den einzelnen Brettern erfordert, soll die
Form A Anwendung finden. Bei Fabrikböden, Hausböden, Dachverschalungen zur Aufnahme
von Schiefer oder Holzcement u.s.w., d.h. überall, wo die Bretter fest schliessen
sollen, soll die Form B benutzt werden.
Der Steg der Klammer B wird mit Hilfe eines auf denselben gehaltenen Setzeisens mit
einem Hammer vollständig in die Brettkante eingeschlagen. Ist das Holz sehr hart, so
dürfte es sich empfehlen, die Stelle, welche der Steg einnehmen soll, etwas
auszustemmen.
Die neuen Klammern sind auch zum Aufhängen von Decken an ⌶-Eisen zu benutzen, indem
man mit ihnen in beliebigen Entfernungen an dem unteren Fuss der ⌶-Balken Latten
aufhängt, und an diesen sogen. Centrallatten, Gypslatten, Schilfrohrgewebe oder auch
Tücher befestigt. Diese Befestigungsart ist vortheilhaft, indem die Gypsdecken nicht
nur nicht reissen, sondern auch in Folge der zwischen der eigentlichen Decke und dem
Beton befindlichen Luftschicht schalldicht und warm gemacht sind.
Schiffsbewegung im Kaiser Wilhelm-Kanal.
Im Architekten verein zu Berlin hielt am 25. November v. J. Exc. Baensch einen Vortrag über „die Wasser- und
Schiffsbewegungen im Kaiser Wilhelm-Kanal“
(Deutsche Bauzeitung vom 4. December 1895). Nach
einigen orientirenden Bemerkungen über den Kanal wurde auf die Beziehungen
eingegangen, welche zwischen Kanalquerschnitt, eingetauchtem Schiffsquerschnitt und
zulässiger Fahrgeschwindigkeit der Schiffe bestehen. Der Kanal dient einerseits dem
Durchgang der grössten Kriegsschiffe, andererseits der Durchfahrung mit
Handelsschiffen. Aus diesen Bedingungen ist das ausgeführte Profil entstanden, das
den Kriegsschiffen bei 22 m Sohlenbreite eine Mindesttiefe von 8,5 m bietet und das
6fache des eingetauchten Querschnitts der grösseren Handelsschiffe an Fläche
besitzt. Hinsichtlich des Verhältnisses des eingetauchten Querschnitts der Schiffe
zum Kanalquerschnitt seien noch einige Zahlen angeführt. Es stellt sich dieses
Verhältniss für Torpedoboote wie 1 : 32, für mittlere Handelsschiffe wie 1 : 11, für
die grösseren wie 1 : 6, für die kaiserl. Yacht Hohenzollern wie 1 : 4,8, für die Panzer Preussen,
Sachsen und schliesslich Ersatz Preussen wie 1
: 3,8; 1 : 3,7; 1 : 2,76.
Jedes Schiff schiebt nun bei der Vorwärtsbewegung eine seinem Querschnitt
entsprechende Wassermasse vor sich her und hinterlässt eine Vertiefung, die um so
tiefer wird, je rascher das Schiff fährt. Der Ausgleich der Wassermassen vollzieht
sich dadurch, dass das verdrängte Wasser in dem ringförmigen Querschnitt zwischen
Schiffswandung und Kanal zurückfliesst. Je grösser die Geschwindigkeit ist, um so
schneller findet dieser Ausgleich statt, d.h. um so grösser ist auch die
Geschwindigkeit des Wassers in dem ringförmigen Querschnitt, um so mehr werden also
die Ufer angegriffen. Ebenso muss die Geschwindigkeit des zurückfliessenden Wassers
wachsen, wenn der ringförmige Querschnitt verkleinert wird. Je grösser der
eingetauchte Schiffsquerschnitt ist, um so kleiner muss also die Fahrgeschwindigkeit
sein, wenn die Kanalufer nicht übermässig angegriffen werden sollen. Es sind hieraus
rechnerisch die für bestimmte Querschnittsverhältnisse zulässigen
Fahrgeschwindigkeiten ermittelt. Es beträgt danach die Fahrgeschwindigkeit bei einem
Verhältniss des eingetauchten Schiffsquerschnitts zum Kanalquerschnitt von 1 : 3,5
nur 5 km, 1 : 4,8 schon 7,5 km, von 1 : 6, 1 : 7,2, 1 : 8,4, 1 : 9,7, 1 : 11
bezüglich 10, 12,5, 15, 17,5, 20 km in 1 Stunde unter der Voraussetzung gleichen
Widerstandes der Kanalwände gegen Erosion. Redner hob hervor, dass derartige
eingehende Untersuchungen bisher nicht gemacht sind und dass z.B. bei den
holländischen Kanälen sich keine derartigen gesetzmässigen Beziehungen nachweisen
lassen.
Des Weiteren ging Redner auf die Wellenbewegungen ein, welche durch die
Schiffsbewegung im Kanal entstehen. Beim Durchgang der grossen Panzer am
Eröffnungstage sind Wellen beobachtet worden, die sich bis 1,5 km vor den Schiffen
zeigten.
Ausser den durch die Schiffsbewegung im Kanal verursachten Wasserbewegungen sind
regelmässige Strömungen im Kanal bemerkbar, die aus den zwischen Nord- und Ostsee
vorhandenen Höhenunterschieden bei geöffneten Schleusen entstehen und zum Theil
recht erheblich sind. Die Schiffe müssen mit Rücksicht auf diese Verhältnisse im
Kanal mit grösser Sorgfalt gesteuert werden.
Der Verkehr im Kanal, der wesentlich abhängt von der Höhe der Tarife, und die Frage
der Tarife selbst wurde vom Redner nur kurz gestreift. Dagegen wurde des Näheren
eingegangen auf die Einrichtungen, welche zu möglichster Abkürzung der Fahrzeit
dienen, das sind die Bewegungsvorrichtungen der Schleusenthore, die Einrichtungen
zum Füllen, die Spills zum Heranziehen der Schiffe, die kleinen Schleppdampfer, die
an einer durchgehenden Welle vorn und hinten je eine Schraube sowie beiderseits ein
Steuer besitzen, so dass sie ohne zu drehen nach beiden Richtungen fahren können
u.s.w. Ebenso dient zur Beschleunigung der Durchfahrt die gute Einrichtung der
Drehbrücken, die zur Aufdrehung nur 2 Minuten, zum Schliessen noch etwas weniger
erfordern, und die elektrische Beleuchtung, welche das Durchfahren des Kanals auch
bei Nacht ermöglicht. Es sind auf beiden Seiten des Kanals in Abständen von 250 m
Glühlampen von 25 Normalkerzen zur Markirung der Ufer aufgestellt, während in den
Seen Pintsch-Gas-Bojen die Fahrstrasse bezeichnen. Redner betont, dass die gegen die
Beleuchtung in der Presse erhobenen Vorwürfe durchaus unzutreffend seien.
Ueber die Thätigkeit der königlichen technischen
Versuchsanstalten im Etatsjahre 1894/95.
In der mechanisch-technischen Versuchsanstalt machte die stetig wachsende
Inanspruchnahme der Abtheilung für Metallprüfung die Vermehrung des Personals um
einen Assistenten und zwei technische Hilfsarbeiter erforderlich. Auch wurde die
Ausrüstung der Anstalt mit Versuchsapparaten vervollständigt.
In der Abtheilung für Metallprüfung wurden 226 Aufträge erledigt, von denen 56 auf
Behörden und 170 auf Private entfallen. Diese Aufträge umfassen 3510 Einzelversuche
mit Stahl, Eisen, Legirungen, Treibriemen, Drahtseilen und Draht, Hanfseilen,
Ketten, Bindfäden, Pappe, verschiedenen Constructionstheilen, Beton, Sandstein
u.s.w.
Unter den erledigten Prüfungsaufträgen waren mehrere sehr umfangreiche Arbeiten.
In der Abtheilung für Papierprüfung wurden 617 Anträge erledigt, von denen 319 auf
Behörden und 298 auf Private entfielen. Von den erwähnten 617, Anträgen gingen 35
aus dem Auslande ein.
In der Abtheilung für Oelprüfung wurden im verflossenen Jahre zu 132 Anträgen 259
Oele und Fette geprüft. Die Prüfungen betrafen Mineralöle, pflanzliche, thierische
und gemischte Oele, Wollfette, Talg, Maschinen- und Wagenfette, Rostschutzmittel.
Gutachten wurden im Auftrage einer Behörde eins und drei im Auftrage von Privaten
abgegeben.
Die Abonnementsvergünstigung der Abtheilung wurde im Laufe des vergangenen Jahres von
zwei Behörden und zwei Privaten benutzt.
In der chemisch-technischen Versuchsanstalt wurde die Thätigkeit der Chemiker durch
folgende umfangreichen Arbeiten in Anspruch genommen:
1) Durch Fortsetzung der Ermittelung der Spannungsverhältnisse einer Reihe von
Metallen und Metallegirungen in Seewasser.
2) Durch Fortsetzung und Schluss der Versuche zur Bestimmung des Sauerstoffgehaltes
einer Stahlprobe.
3) Durch Versuche zur Ermittelung der durch Erhitzen im Vacuum vergasbaren
Bestandtheile eines Graphits.
4) Durch Versuche über die Bestimmung des Kohlenstoffes in Stahl.
5) Durch Versuche über die Ermittelung des Siedepunktes von Mineralölen.
6) Durch Versuche über die Destillation von Mineralöl. Ausser diesen Untersuchungen
wurden in dem genannten Etatsjahre 461 Analysen erledigt.
In der Prüfungsstation für Baumaterialien war die Inanspruchnahme seitens der
Behörden und der Privaten sehr erheblich. Namentlich haben die Behörden vielfach
Cementprüfungen nach den preussischen Normen zur Controle der Lieferungen beantragt,
aber auch Untersuchungen, welche zur eigenen Belehrung der Fabrikanten über die Güte
ihrer Erzeugnisse dienen, oder die Einführung neuer Baustoffe in die Praxis
erleichtern sollen, sind in grossem Umfange ausgeführt worden.
Ausser den 1011 Prüfungsanträgen (über 8600 Versuche) wurden noch eine Anzahl von
Versuchen zur Lösung wissenschaftlicher Fragen angestellt.