Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 96 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ueber die Goldgewinnung in Transvaal.
Von Hasslacher, welcher im vergangenen Jahre die
dortigen Goldminen besucht hatte, waren dem Frankfurter Physikalischen Vereine
Erzproben und theilweise verarbeitetes Erz zur Verfügung gestellt. An der Hand
dieses Materials und durch Versuche erläuterte Neufville in einem Vortrage die Methoden der Goldgewinnung. Das
bergmännisch geförderte Golderz, ein pyritischer Quarz, wird zuerst in Pochwerken zu
feinem Pulver gestossen, sodann führt ein Wasserstrom das fein gepulverte Erz über
mit Quecksilber amalgamirte Kupferplatten. Das Quecksilber zieht das freie Gold an
und fixirt es auf den Kupferplatten, von diesen wird das Goldamalgam von Zeit zu
Zeit abgeschabt. Durch Erhitzen lässt sich aus dem Amalgam das Quecksilber
vertreiben und es bleibt das Rohgold zurück. Die von diesen sogen. Amalgamatoren
ablaufenden Erze haben noch einen beträchtlichen Goldgehalt. Durch einen
Schlämmprocess lässt sich daraus ein goldreicher Pyrit isoliren. Derselbe wird an
der Luft geröstet und das geröstete Product sodann mit Chlor und Wasser behandelt;
dabei löst sich Gold als Chlorgold und wird mittels Holzkohle wieder gefällt. Diesem
Extractionsprocess hat sich in neuerer Zeit ein Verfahren an die Seite gestellt,
welches erlaubt, direct den von den Amalgamatoren abfliessenden Erzen, den sogen.
Tailings, ihren Goldgehalt zu entziehen. Dieser von M.
Arthur-Forrest herrührende Cyanidprocess beruht auf der Löslichkeit des
metallischen Goldes in Cyankalium, wobei sich ein wasserlösliches Doppelsalz,
Kaliumgoldcyanid, bildet. Man gibt die Tailings in grosse Bottiche und lässt 0,5-
bis 1procentige Cyankaliumlösung zufliessen. Nach 12 Stunden ist die Extraction
beendet; das Gold wird durch Einlegen von Zinkspänen ausgefällt. Dieses Verfahren
ist von Moldenhauer von der Frankfurter Gold- und
Silberscheideanstalt wesentlich verbessert worden. Durch Zusatz von oxydirenden
Mitteln, wie rothem Blutlaugensalz oder Kaliumpermanganat zu der Cyankaliumlösung
lässt sich die Goldextraction wesentlich beschleunigen und vollständiger gestalten.
Zum Fällen wird auch nicht mehr Zink, sondern Aluminium benutzt, dadurch wird die
Cyankaliumlösung in ihrer Zusammensetzung nicht verändert und kann direct wieder zum
Extrahiren neuer Erze verwendet werden. Der aus den Lösungen auf die eine oder die
andere Weise ausgefällte Goldschlamm wird über freiem Feuer getrocknet und unter
einer Schicht von Soda und Quarz zusammengeschmolzen, wobei ein Rohgold von 650 bis
800 Theilen fein erhalten wird. Dieses kommt zum Export und wird in Europa weiter
gereinigt.
Elektrische Bleiche.
Wir folgen in Nachstehendem einer im Centralblatt für die
Oest.-Ung. Papierindustrie veröffentlichten Abhandlung.
Bei der Zersetzung von Kochsalz durch den elektrischen Strom, ohne Anwendung eines
Diaphragmas, verbinden sich die Spaltungsproducte Chlor und Aetznatron zu
unterchlorigsaurem Natron, welches den wirksamen Bestandtheil der Bleichflüssigkeit
bildet. Neben diesem Hauptprocess treten verschiedene Nebenreactionen auf, welche
die Nutzwirkung des Verfahrens vermindern und hauptsächlich in Chloratbildung und in
Reduction von bereits gebildetem unterchlorigsaurem Natron zu Chlornatrium bestehen.
Diese Nebenprocesse bildeten eine der Hauptschwierigkeiten bei der Ausarbeitung der
elektrischen Bleichmethoden. Dann traten noch Contactschwierigkeiten und unangenehme
Erfahrungen mit den verschiedensten Elektroden hinzu. Kohlenelektroden sind zwar
billig, nutzen sich jedoch rasch ab und erfordern eine Filtration der Bleichlauge.
Platinelektroden dagegen sind, wenn sie halbwegs dauerhaft sein sollen, sehr theuer
und fallen bei den Betriebskosten in Folge der hohen Amortisation zu sehr ins
Gewicht.
Durch Einführung seiner „Spitzenelektroden“ glaubt Dr. Karl Kellner eine praktische Lösung der Frage gefunden zu haben. Diese
Elektroden sind Platten aus Hartgummi oder anderem widerstandsfähigem Stoff, welche
in Form einer Bürste mit Platinstiftchen versehen und in einem Ebonitkasten in
beliebiger Anzahl auf Spannung geschaltet werden. Mit dieser Vorrichtung soll es
möglich sein, bei sehr günstigen Verhältnissen Lösungen mit bis 1 Proc. activem
Chlor herzustellen, welche Concentration für die meisten Erfordernisse reichlich
genügt. Die Zusammensetzung der erzeugten 1procentigen Bleichflüssigkeit ist bei
gleichen Stromverhältnissen hauptsächlich von der Concentration der angewandten
Kochsalzlösung und von der bei der Elektrolyse eingehaltenen Temperatur
abhängig.
Die unter normalen Verhältnissen aus 10procentiger Kochsalzlösung erzeugte
Bleichflüssigkeit mit 1 Proc. activem Chlor enthält:
2,09
Proc.
unterchlorigsaures Natron
0,60
„
chlorsaures Natron
7,90
„
unzersetztes Chlornatrium.
Die in einer 10procentigen Kochsalzlösung- enthaltenen 6 Proc. Chlor vertheilen
sich also in folgender Weise:
1,0
Proc.
Cl
als
NaClO
0,2
„
Cl
„
NaClO3
4,8
„
Cl
„
NaCl.
Die ablaufende Bleichflüssigkeit ist vollständig klar und hält sich an der Luft
ziemlich lange unverändert. Nach tagelangem Stehen nimmt die Bleichkraft wie bei
Chlorkalklösungen ab; die Abnahme ist verschieden, je nachdem die Flüssigkeit im
Dunkeln oder im Lichte aufbewahrt wird. Ein Dauerversuch ergab:
Tage
Im Lichte
Im Dunkeln
Chlorkalk-lösung
ElektrischeBleichflüssigk.
Chlorkalk-lösung
ElektrischeBleichflüssigk.
0
0,536
0,536
0,536
0,536
1
0,438
0,455
0,536
0,532
2
0,351
0,409
0,535
0,520
3
0,264
0,364
0,531
0,508
4
0,216
0,322
0,530
0,483
5
0,186
0,302
0,501
0,479
6
0,158
0,293
0,499
0,475
10
0,063
0,211
0,495
0,442
15
0,037
0,160
0,382
0,418
20
0,012
0,142
0,219
0,398
25
0,011
0,138
0,166
0,386
Aus dieser Tabelle geht hervor, dass die elektronisch erzeugte Bleichflüssigkeit sich
im Lichte nicht so rasch zersetzt wie Chlorkalklösung. Im Dunkeln verhalten sich
beide Lösungen anfangs ziemlich gleich, erst nach 14tägigem Stehen zeigt sich
leichtere Zersetzbarkeit der Chlorkalklösung.
Bei Verwendung elektrolytisch erzeugter Bleichflüssigkeiten soll sich der gebleichte
Stoff leichter auswaschen, auch lassen sich stets gleich starke Lösungen von
unterchlorigsaurem Natron erhalten. Ueber die Gestehungskosten elektrolytisch
erzeugter Bleichflüssigkeit für eine Fabrik, welche in 24 Stunden 900 k Chlorkalk
verbraucht, werden folgende Angaben gemacht:
Die Anlage erfordert:
Elektrolytische Einrichtungen
9000 fl.
Reservoire
2000 fl.
Dynamomaschinen
5500 fl.
Pumpen, Bleirohre, Hähne
2500 fl.
Messinstrumente, Kabel, Zubehör
1000 fl.
–––––––
zusammen
20000 fl.
Die Betriebskosten schwanken je nach den Kosten der Kraft, den Kochsalzpreisen,
Löhnen u.s.w. Bei Annahme mittlerer Werthe kann man dieselben in folgender Weise
zusammenfassen:
a) Bei Wasserkraft:
100 während 24 Stunden zu 0,7 kr. die
-Stunde
16,80 fl.
2 bessere Arbeiter zu 1,20 fl
2,40 fl.
2 gewöhnliche Arbeiter zu 0,85 fl
1,70 fl.
1000 k Industriesalz, bei theilweiser Wieder-
gewinnung, zu 1 fl. die 100 k
10,00 fl.
Amortisation und Patentprämie
8,00 fl.
–––––––
Tägliche Betriebskosten
38,90 fl.
b) Bei Dampfkraft:
100 während 24 Stunden, einschliesslich
Amortisation und Verzinsung der Dampf- maschinen und Kessel, Kohlen,
Wartung u.s.w. zu 2 kr. die -Stunde
48,00 fl.
Sonstige Kosten wie bei a)
22,10 fl.
–––––––
Tägliche Betriebskosten
70,10 fl.
Diesen täglichen Betriebskosten von 38,90 fl. ö. W. bezieh. 70,10 fl. ist der
Ankaufspreis für 900 k guten Chlorkalks gegenüberzustellen, den man bei den jetzigen
Marktverhältnissen mit mindestens 90 fl. annehmen muss.
Mehrere elektrolytische Bleichanlagen mit Kellnert
Spitzenelektroden sind sowohl in Papier- und Zellstoffabriken als auch in Anlagen
der Textilindustrie theils im Betrieb, theils im Bau begriffen. (Papierzeitung.)
Eingesandt.
Musterbuch, Glasbausteine, Patent Falconier, aus
geblasenem Glase in allen Farben. Glaswerke
Adlerhütten, Penzig, Schlesien.