Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 93 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Unterirdischer Pelzer-Ventilator auf der Zeche Rhein-Elbe bei
Gelsenkirchen.
Derselbe befindet sich 242 m unter Tag, hat 3500 mm Durchmesser und 800 mm Breite und
wird mittels elektrischer Kraftübertragung betrieben. Die mit selbsthätiger
Expansion arbeitende Betriebsmaschine über Tag ist eine Zwillingsmaschine mit 550 mm
Kolbendurchmesser und 800 mm Hub. Die zwei hinter einander liegenden Dynamomaschinen
(vierpolige Aussenpolmaschinen mit Serienwickelung) werden durch zwei über einander
laufende Riemen bei einer Uebersetzung von 7,95 bezieh. 7,64 angetrieben. Von den
beiden unterirdischen Elektromotoren erfolgt die Uebertragung der Drehung auf die
Ventilatorachse ebenfalls mittels zweier auf einander laufenden Riemen mit einer
Uebersetzung von etwa 0,5. Bei 60 minutlichen Umdrehungen der Betriebsmaschine
betrug
die indicirte Arbeit derselben
142
die Dynamomaschinen lieferten
114
die Elektromotoren
96
die Nutzleistung des Ventilators war
53,7
hierbei machte das Ventilatorrad 185 Umdrehungen in der Minute
und lieferte 2200 cbm Wetter bei 110 mm W.-S. Depression. Der Gesammtwirkungsgrad
der unterirdischen Ventilationsanlage wäre demnach
=\frac{53,7}{142}=0,376. Der Strom wird durch blanke,
kupferne Leitungsdrähte von 7 mm Durchmesser durch den ausziehenden Schacht
hinabgeführt. Hierbei hat sich die Leitung wenig haltbar gezeigt, so dass einzelne
Theile derselben wegen Oxydation fortwährend ausgewechselt werden müssen. Man
beabsichtigt, den Strom durch den einziehenden Schacht zu führen und statt blanker
Drähte Kabel zu verwenden. (Oesterreichische Berg- und
Hüttenmännische Zeitung, 1895 S. 13.)
Grosser Grubenventilator.
Derselben Quelle, 1894 S. 630, entnehmen wir folgende Mittheilung: In der „South
Moor-Kohlengrube“ bei Durham, welche eine bedeutende Ausdehnung besitzt,
wird (nach Eng. and Ming. Journal, 1894 58. Band S. 32)
der erforderliche Wetterzug durch eine einzige Maschine, und zwar einen Ventilator
von Waddle erzielt, dessen Durchmesser 13,7 m beträgt
und daher dem der grössten bisher ausgeführten Guibal-Ventilatoren nahe gleichkommt.
Zum Betrieb dient eine liegende Dampfmaschine mit 1,016 m Cylinderdurchmesser; bei
etwas mehr als der halben zulässigen Umgangszahl soll der Apparat 14000 cbm Luft in
der Minute liefern, welche Menge bei voller Geschwindigkeit sich beträchtlich erhöhen wird.
Letztere Angabe scheint indessen zweifelhaft, denn die Geschwindigkeit der Luft in
dem 4,88 m weiten Saugeschacht würde bei 14000 cbm Luftmenge 12,5 m, also bei voller
Tourenzahl etwa 20 m betragen, während man sonst die Eintrittsgeschwindigkeit
höchstens gleich 10 m annimmt.
Verleimen der Riemenenden.
Zum Verleimen von Riemenenden gibt Revue universelle,
VII. Jahrgang Nr. 19, nachstehende Vorschriften:
1) Gleiche Theile Gelatine und Fischleim weiche man 10 Stunden lang in Wasser und
koche darauf mit Tannin ein bis zum teigigen Zustande. Vor dem Verleimen müssen die
zu verbindenden Oberflächen sorgfältig gereinigt werden, der Leim wird warm
aufgetragen.
2) 1 k Guttapercha, zu kleinen Stücken zerschnitten, wird im Wasserbade mit 10 k
Benzol bis zur völligen Lösung erwärmt. Alsdann wird Leinölfirniss bis zu 2 k
hinzugefügt.
3) 1,5 k feinzerschnittener Kautschuk wird in der Wärme in 10 k Schwefelkohlenstoff
gelöst, dazu wird 1 k Gummilack und 1 k Terebinthessenz gegeben und erhitzt, bis
sich alles gleichmässig gelöst hat.
4) Bei gelindem Feuer löse man 1 k Leim in 1,5 k Wasser, verdampfe bis zur
Syrupdicke, füge 100 g Terebinthöl und 5 g Carbolsäure hinzu und lasse in flachen
Gefässen erkalten und die Masse in flachen Scheiben an der Luft eintrocknen. Bei der
Anwendung löst man diese Masse in schwachem Weinessig und trägt warm auf das zu
verbindende Ende. Die verleimten Enden werden mit bis zu 30° erwärmten Eisenstücken
gepresst.
(Vorsicht in allen Fällen wegen Feuergefährlichkeit!)
Brandursachen in verschiedenen Industrien.
Eine amerikanische Zusammenstellung besagt unter anderem:
Die Uebersichtsangaben, mit welchen eine Bostoner Zeitung die
Brandentstehungsursachen bei Schadenfeuern darthut, zeigen auf einen Blick das
Verhältniss und die Art des Risicos in den verschiedenen Fabrikanlagen und geben
folgende Auskunft:
In Baumwollspinnereien entstehen 62½ Proc. der Feuer durch Reibung, 12½ Proc. durch
Selbstentzündung, 6 Proc. durch Zündhölzer und die übrigen durch andere Ursachen.
Bei auf dem Transport befindlicher Baumwolle werden über 65 Proc. von Feuern durch
Funken aus Locomotiven und 15 Proc. durch andere Funken verursacht. Von Bränden von
Baumwollspeichern werden 18 Proc. auf Locomotivfunken, 16 Proc. auf
Selbstentzündung, 17 Proc. auf Zündhölzer, 11 Proc. auf Blitzschlag, 10 Proc. auf
andere Funken und 9 Proc. auf Cigarrenstummel zurückgeführt.
Seilerwaarenfabriken weisen 53 Proc. Brand Ursachen durch Reibung und 14 Proc. durch
Blitzschlag auf. Färbereien, Bleichereien und Appreturen 17 Proc. Selbstentzündung,
16 Proc. Alkohol- und Benzinexplosionen und zahlreiche andere Ursachen in geringerem
Procentsatz. Wollenspinnereien 45 Proc. der Fälle Reibung und in 26 Proc.
Selbstentzündung, während die übrigen Ursachen sich auf Funken, mangelhafte
Heizvorrichtungen, Dampfmaschinen und Kessel und in 3 Proc. der Fälle auf
Cigarrenstummel vertheilen.
Holzwaarenfabriken zeigen 27 Proc. von mangelhaften Dampfmaschinen und Kesseln
herrührend, 17 Proc. durch mangelhafte Trockenvorrichtungen, 16 Proc. durch Funken,
12 Proc. durch mangelhafte Schornsteine und 11 Proc. durch Reibung. Bei Gerbereien
stellt sich der Procentsatz der Ursachen auf 27 Proc. durch Dampfmaschinen und
Kessel, 17 Proc. durch Funken, 15 Proc. durch Selbstentzündung, 12 Proc. durch
Heizvorrichtungen und 8 Proc. durch Dampfröhren.
Bei Kautschukfabriken kommen 42 Proc. der Brandursachen auf Selbstentzündung; bei
Papiermühlen 29 Proc. auf Selbstentzündung, 18 Proc. auf Reibung, 11 Proc. auf
Maschinen und Kessel und 7 Proc. auf Zündhölzer. Ueber die Hälfte der Brände von
Erdölreservoirs entstehen durch Blitzschlag und weitere 23 Proc. durch Explosionen.
Blitz und Locomotivfunken sind in ungefähr gleichem Verhältniss bei der Hälfte der
Brände von Eishäusern die Ursache. In Giessereien und Maschinenfabriken entsteht in
36 Proc. von Fällen das Feuer durch Funken, in 10 Proc. durch Oefen und in 9 Proc.
durch Selbstentzündung.
In Wohnhäusern und Miethskasernen entsteht Feuer in 29 Proc. der Fälle durch
mangelhafte Schornsteine, in 11 Proc. durch Zündhölzer, in 10 Proc. durch
Lampenexplosionen, in 8 Proc. durch Funken und in 7 Proc. durch Oefen.
Die Redaction der Eisen-Zeitung bemerkt hierzu: Offenbar
passt diese Zusammenstellung nicht vollständig auf europäische Verhältnisse,
namentlich spielt die angebliche Selbstentzündung eine viel zu grosse Rolle. (Eisen-Zeitung, 1895 S. 3.)
Grosse Schmiedepresse.
Wie uns mitgetheilt wird, hat die Dillinger Hütte,
Actiengesellschaft in Dillingen a. d. Saar, der Kalker Werkzeugmaschinenfabrik L. W. Breuer, Schumacher and Co. den
Auftrag auf eine Schmiedepresse von 8 bis 10 Millionen Kilogramm Druck nach den
Patenten letzterer Firma zum Schmieden von Panzerplatten und der grössten überhaupt
vorkommenden Schmiedestücke gegeben. Es wird dies die mächtigste Schmiedepresse auf
dem Festlande sein.
Münster zu Bern.
Das vom Meister M. Ensinger im 15. Jahrhundert erbaute
und im Thurme unvollendet gebliebene Münster zeigte wegen der ungleich massig
vertheilten Belastung des Thurmes in dessen Mauerwerke Verschiebungen und Risse, die
bei der unlängst in Frage gezogenen Wiederherstellung und Vollendung beseitigt und
für den weiteren Aufbau unschädlich gemacht werden mussten. Auf Grund des von
Oberbaurath Egle in Stuttgart und Professor v. Beyer in Ulm eingezogenen Gutachtens und nach
Maassgabe der von dem letzteren entworfenen Pläne ist der Thurm in den letzten
Jahren gesichert und wiederhergestellt worden. Die Wiederherstellungsarbeiten
umfassen die Vergrösserung der Grundmauersohle durch eingespannte Gewölbe und die
Verstärkung der zu schwach gehaltenen Pfeiler und Bögen des unteren Thurmgeschosses,
so wie den Aufbau der oberen Achtecksgeschosse und des durchbrochenen Thurmhelmes.
Beschreibung der Baugeschichte und der Sicherungsvorrichtungen mit Zeichnungen
befindet sich in der Schweiz. Bauzeitung, 1894 S. 75
und 82. (Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover,
1894 S. 505.)
-r.
Gasmaschine von grosser Leistung.
Nach einer Mittheilung des Gastechniker vom 15. Januar
1895 besitzt die neue Pantinmühle von A. Leblanc bei
Paris einen 320pferdigen Gasmotor zum Betriebe ihrer gesammten Maschinen und der
elektrischen Lichtanlage. Als Gas dient nicht das städtische Leuchtgas, mit welchem
Betriebe diese Maschine 450 leisten würde, sondern gewöhnliches
Generatorgas. Die Maschine hat nur einen Cylinder von
869 mm Durchmesser und 1 m Hub; sie läuft mit 100 minutlichen Umgängen während des
Tages und der Nacht und ist mit einer selbsthätigen Antriebsvorrichtung von Delamare-Debouteville und Melandin versehen.
Zur Gaserzeugung dienen zwei Generatorapparate von Buire-Lecaucher, in welchen magere Kohle verbraucht wird. Aus
Leistungsproben geht hervor, dass für die indicirte Pferdekraft und Stunde 0,368 k
Kohle im Generator verbraucht wurden. Der Kühlwasserverbrauch betrug in der Stunde
rund 6 cbm und rund 3 cbm für die Reinigung des Gases, so dass im Ganzen eine sehr
geringe Wassermenge verbraucht wurde.
Es ist unzweifelhaft, dass die Gasmotoren für grosse Leistungen nunmehr das Feld sich
erobert haben.
Cementbehälter mit Glasplatten.
Die Vortheile, welche die grossen aus Cement hergestellten Behälter für die
Vergährung grosser Maischmengen und die Lagerung, sowie für den Verschnitt von
Branntwein haben, sind bekannt. Eine Schwierigkeit, welche derartigen Behältern im
Betriebe anhängt, ist das Ueberziehen des Cementes mit einer Schicht, die dessen
Berührung mit dem Branntwein hindert. Einen Uebelstand bildet auch die Entfernung
von. in derartigen Behältern aufgetretenem Schimmel, weil dessen Fäden sich in den
Wandungen festsetzen und daher nur schwer zu beseitigen sind.
Beide Nachtheile werden, wie Weinbau und Weinhandel
schreiben, durch das Auslegen der Wandungen mit Glasplatten aufgehoben. Die Glasfabrik St. Gobain, Chonuy und Cirey, deren
Niederlagen sich in Marseille, Rue Verte, befinden, stellt derartige Glasplatten in
einer Dicke von 4 bis 6 mm, und zwar quadratische im Format 24 : 24, rechteckige im
Format 26 : 12 cm her, von welchen sich letztere als am empfehlenswerthesten
erwiesen haben. Diejenige Seite der Glasplatten, welche in den Bewurf zu liegen
kommt, hat Streifen oder Rauten, um ihr Festhalten zu verstärken. Zur Bekleidung des
Bodens verwendet man meistens Platten von rohem Spiegelglas im Format 50 : 50, von
11 bis 12 mm Dicke; letztere reicht vollständig aus, um sie gegen Bruch bei dem
Betreten durch die Arbeiter zu schützen.
Die Behälter werden aus Backsteinmauerwerk und Cement aufgebaut und hinreichend
fundamentirt. Beim Bekleiden der Innenwände mit Glasplatten verwendet man den
Cementbrei ziemlich flüssig, damit keine Luftblasen zwischen demselben und dem Glas
verbleiben; die Glasplatten werden gewaschen und vor ihrer Verwendung ins Wasser
gelegt. Der Boden erhält einen leichten Abfall nach den Stellen, woselbst sich die Ablasshähne
befinden, um die Entleerung zu erleichtern; auch kann, nach Art der
Wasserstandsröhren, ein aussen sichtbares senkrechtes Glasrohr angebracht werden,
das, mit Aichstrichen versehen, jederzeit den Inhalt zu erkennen gestattet.
Die Behälter erhalten eine grosse, meist oben in dem Gewölbe angebrachte Oeffnung,
welche sowohl zum Einbringen der Maische wie als Mannloch für vorzunehmende
Reinigung dient.
Solche Behälter können zur Vergährung grosser Maischemengen, zu Verschnitten in
grossem Maasstabe, sowie zu Hefeablagerungs- und Hefewaschgefässen benutzt werden,
aber auch zum Branntweinlagern dienen und findet in ihnen ein Zehren kaum statt; sie
werden auch zu manchen anderen gewerblichen Zwecken wohl zu verwerthen sein.
Die Kosten der Glasbekleidung für das Hektoliter Fassungsraum stellen sich je nach
der Oertlichkeit und Anlage auf 0,80 bis 1,60 M. (Nach Alkohol, 1895 Nr. 2.)
Elektrische Fernbahnen in Amerika.
Die Erfolge, welche die elektrischen Bahnen in Amerika für den Ortsverkehr gehabt
haben, lassen die unternehmenden Amerikaner bereits darauf sinnen, den elektrischen
Bahnbetrieb auch für den Fernverkehr auszunutzen. Wie Electr. Engineer berichtet, plant man zur Zeit die Errichtung zweier
Fernlinien mit elektrischem Betrieb, von denen die eine Philadelphia mit Harrisbury,
die andere Gettysbury mit Baltimore verbinden soll.
Das erstere Unternehmen ist in der Hand der Pennsylvania
Traction Company, welche die Linien von Lancaster nach Millersville und von
Lancaster nach Columbia und Marietta, sowie die Stadtlinien in Lancaster und
Columbia im Betrieb hat, im ganzen 80 km Schienenstrecke. Das vollständige Bahnnetz
wird im Ganzen eine Strecke von rund 600 km darstellen und die kleinen Landstädtchen
und Dörfer durch Nebenlinien an die Hauptlinie, welche doppelgleisig wird,
anschliessen.
Die zweite Linie, von Gettysbury nach Baltimore, wird die beiden Städte in ziemlich
gerader Linie verbinden und 80 km lang werden, gegen 115 km der jetzigen
Verbindungseisenbahn. Sie führt durch ein stark bebautes und dicht besiedeltes
Gelände, dessen Verkehr durch entsprechende Seitenlinien auf die elektrische Bahn
übergeleitet werden soll.
Gesprächszeitzähler von Siemens und Halske in Berlin.
Bei diesem Gesprächszeitzähler für Fernsprechstellen wird die Auslösung und die
Feststellung des Laufwerks folgendermaassen bewirkt. Ein Sperrad wird durch die zwei
Schaltfedern eines mit dem Umschalthaken in Verbindung gesetzten Kopfes bei jedem
Ab- und Anhängen des Fernhörers um je einen Zahn in einer Richtung gedreht. Es ist
durch eine Spiralfeder mit einem Rad verkuppelt, dessen Vorsprünge theils mit dem
Pendel des Laufwerkes, theils mit Nasen am Kopf zum Eingriff kommen. So kann das
letztgenannte Rad zwei Lagen einnehmen, in deren einer es das Pendel festhält, in
deren zweiter es dasselbe freilässt. Der Uebergang von einer Lage in die andere
erfolgt sprungweise; dem Pendel wird beim Freilassen seitens des Rades ein Anstoss
ertheilt. (Mit Abb. in Zeitschrift für
Instrumentenkunde, 1894 S. 299.)
-r.
Apparat zum Abwägen von Flüssigkeiten von H. Schweitzer und E.
Lungwitz.
Die von den Verfassern construirte Vorrichtung zum Abwägen von leicht verdampfenden
Flüssigkeiten, von Fetten, Oelen, wie von rauchenden Säuren und ähnlichen Substanzen
ist eine Pipette, die sich von den gewöhnlichen Vollpipetten dadurch unterscheidet,
dass das Saugrohr in das Innere des Pipettenkörpers verlängert ist. Dort ist er
derart umgebogen, dass das Ende möglichst nahe der seitlichen Wand zu liegen kommt.
Der dieser Stelle gegenüber liegende Theil der Wand ist flachgedrückt, um ein
sicheres Liegen auf der Wagschale zu ermöglichen. Man saugt so viel Flüssigkeit ein,
dass nach dem Umlegen die Oeffnung des Saugrohres über dem Flüssigkeitsspiegel zu
liegen kommt, und wägt. (Zeitschrift für
Instrumentenkunde, 1894 S. 335.)
-r.
Directe Nutzbarmachung der chemischen Energie der
Kohle.
Die Zeitschrift für angewandte Chemie bringt über die
directe Erzielung mechanischer Energie aus Kohle auf kaltem Wege folgende
Mittheilung:
W. Borchers versuchte, Kohlenoxyd in einer
Kupferchlorürlösung mittels atmosphärischen Sauerstoffes unter Gewinnung
elektrischer Energie zu verbrennen.
Ein Glasgefäss wurde durch zwei Glasplatten, welche nicht ganz bis auf den Boden
reichten, in drei Zellen geschieden. In die beiden äusseren Abtheilungen wurden
Kupferrohre zum Einleiten des Kohlenoxydes eingehängt; in die mittlere Abtheilung
tauchte eine Kohlenglocke ein, welcher Luft zugeleitet wurde. Als Elektrolyten
dienten Kupferchlorürlösungen. Das anfangs benutzte Kohlenoxyd wurde später durch
Leuchtgas ersetzt. Saure Kupferchlorürlösungen gaben bessere Resultate als
alkalische. Bei Anwendung von stark durch Kohlensäure verunreinigtem Kohlenoxyd,
saurer Kupferchlorürlösung und Luft ergab sich:
Aeusserer Wider-stand in Ohm
Spannungin Volt
Stromstärkein Ampère
0,1
0,050
0,500
1
0,200
0,200
5
0,275
0,060
10
0,300
0,040
20
0,400
0,020
50
0,400
0,008
Es wurden nun die Verhältnisse für eine günstige Kohlenoxydabsorption noch dadurch zu
verbessern gesucht, dass die äusseren Zellen mit Kupferspänen und Blechschnitzeln
gefüllt wurden. Unter Benutzung eines dem Steinkohlengeneratorgase ähnlichen
Gasgemisches gelang es schliesslich, bei geringem äusseren Widerstände (Kurzschluss,
bei eingeschaltetem Messwiderstande) Ströme bis zu 0,64 Ampère zu erhalten, während
bei Vergrösserung des äusseren Widerstandes die Spannung 0,56 Volt wurde. Der in dem
Elemente nach Abzug aller Zwischenreactionen verbleibende Vorgang CO + O = CO2 sollte theoretisch Spannungen bis 1,47 Volt
liefern können. Man würde also 27 Proc. der Energie dieses Brennstoffes in
Elektricität überführen können. Als statt Kohlenoxyd in dem Apparate
Steinkohlenpulver verwendet wurde, ergab sich:
Aeusserer Wider-stand in Ohm
Spannungin Volt
Stromstärkein Ampère
0,1
0,040
0,40
1
0,170
0,20
5
0,250
0,05
10
0,270
0,04
50
0,300
0,01
Kohlenstoff allein sollte bei seiner Oxydation zu Kohlendioxyd eine Stromspannung von
etwa 2 Volt liefern; 0,3 Volt wären also nur 15 Proc. der Gesammtenergie. Dazu
kommt, dass selbst bei Aufrechterhaltung einer lebhaften Flüssigkeitsbewegung bald
eine Stromschwächung eintritt, wie sie bei Benutzung von Kohlenoxyd bezieh.
Leuchtgas nicht beobachtet wurde. Da ferner anzunehmen ist, dass die allmähliche
Verunreinigung der Lösungen eintritt, selbst wenn die vollständige Oxydation der
Kohlen als erwiesen zu betrachten wäre, so scheint eine Vergasung der Kohlen mit
darauf folgender Oxydation der unvollständigen Verbrennungs- und
Destillationsproducte in Gaselementen vorläufig der einzig Erfolg versprechende Weg
zum Ziele.
Bestätigung und Erweiterung der Versuche werden mit grossem Interesse erwartet.
(Nach einer Mittheilung Paul Winand's in Philadelphia an
die Elektrotechnische Zeitschrift vom 10. Januar 1895,
S. 35, tauchte der Gedanke – Kohlenoxyd bezieh. Generatorgas elektrolytisch auf den
Sauerstoff der Luft durch Vermittelung einer Kupferchlorürlösung einwirken zu lassen
– schon im J. 1887 auf. Wir lassen die Mittheilung hier folgen.
„Damals besprachen Ingenieur H. Coullery und ich die
Frage der elektrolytischen Verwendung der Verbrennungsenergie der Kohle, und wir
kamen genau zu demselben Schluss wie Dr. Borchers,
nämlich dass eine directe Oxydation wegen der Unreinheit des zur Verfügung
stehenden Materials wohl niemals eine praktische Bedeutung erhalten würde, dass
aber der indirecte Weg mittels Anwendung von Generatorgas weit bessere
Aussichten gewähre und dass zu diesem Zwecke Kupferchlorürlösungen wegen ihrer
Absorptionsfähigkeit die zweckmässigsten Elektrolyte sein dürften.
Wir konnten nirgends bezügliche Angaben finden. Der nächstliegende praktische
Vorschlag, den wir fanden, war ein Patent von A.
Bernstein, in welchem die Verwendung von Wasserstoff beschrieben war.
Angesichts der Mangels an Angaben in der Litteratur legten wir die Sache Prof.
R. Clausius vor, welcher uns jedoch abrieth,
praktisch brauchbare Resultate zu erwarten. Auch theilten wir unsere Ansichten
Prof. W. Spring und Prof. Ed. Stebler mit. Die Versuche schienen nicht ermuthigend zu sein, und
wir vermutheten, dass die von Helmholtz entdeckte
Erscheinung, dass nämlich auch reversibele, galvanische Ketten eine höhere oder
geringere EMK besitzen mögen als der thermochemischen Energie entspricht, hier
vielleicht nachtheilig zur Geltung komme.
Obwohl ich unsere Misserfolge durchaus nicht als maassgebend ansehen möchte, so
befürchte ich doch, dass die Untersuchungen Dr. Borchers' nur ein theoretisches Interesse haben werden und dass die
wirthschaftlich so wichtige directe Umwandelung der Affinität der Kohle für
Sauerstoff in elektrische Energie auf einem anderen, noch unentdeckten Wege wird
bewirkt werden müssen.“)
Die Verwerthung der in Schlacken der Schmelzöfen enthaltenen
Wärme.
John Hewell und E. A.
Ashcroft haben zu Broken Hill in Neusüdwales Versuche zur Dampferzeugung
durch die heissflüssige Schlacke von Blei- und Silberschmelzöfen gemacht; das dabei
angewendete Verfahren dürfte unter Umständen auch bei Eisenhütten zur Verwerthung
der in der Hochofenschlacke enthaltenen Wärme Beachtung verdienen. Zuerst versuchte
man die Schlacke in einem geschlossenen Behälter direct mit dem Wasser in Berührung
zu bringen, wobei sich jedoch durch Bildung erkalteter, schlecht wärmeleitender
Krusten, sowie wegen Condensation des Dampfes durch das zugeführte Speisewasser
Schwierigkeiten einstellten. Nach mehreren Abänderungen des Apparates führte man das
Wasser von unten her zu, in der Erwartung, durch den aufsteigenden Strom die
Schlacke schwebend und in Bewegung zu erhalten, daher die Entstehung der Krusten zu
vermeiden. Das Ergebniss war ein besseres, allein die Wärmeabgabe seitens der
Schlacke erforderte zu lange Zeit und als eigentliche Schwierigkeit des Verfahrens
ergab sich der eigenthümliche Zustand der Kugelbildung, welchen das Wasser bei
Berührung mit stark erhitzten Flächen annimmt, wobei eine trockene Dampfschicht die
Uebertragung der Wärme an das Wasser beträchtlich verzögert. Dieser Zustand trat bei
einer Temperatur zwischen 260 und 370° ein.
Die Erfahrungen führten dazu, die directe Berührung zwischen Wasser und Schlacke zu
vermeiden, und nachstehende Einrichtung hatte den gewünschten Erfolg. Das Wasser
befindet sich in einem kurzen wagerechten Stahlkessel mit halbkugelförmigen Enden,
welcher von sechs, in zwei Reihen angeordneten senkrechten, nach unten etwas
erweiterten Röhren aus Schmiedeeisen oder Kupfer durchzogen ist. Die oberen Enden
der Röhren münden in eine gemeinschaftliche Eingussschale, in welche der
Schlackenwagen seinen Inhalt entleert, der nun die Röhren ausfüllt; letztere sind
unten durch gusseiserne Klappen geschlossen, von welchen je drei an einer
gemeinschaftlichen Drehungsachse befestigt sind. Hat die Schlacke einen Theil ihrer
Wärme abgegeben, so werden die Klappen geöffnet, die Schlackenkegel fallen in einen
untergeschobenen Wagen und zerbröckeln dabei. Die beiden Enden des Kessels sind von
feuerfestem Ziegelmauerwerk mit Blechhülle umgeben; in den Raum zwischen dem
Mauerwerk und der Kessel wand wird die zerkleinerte, in den Wagen gefallene Schlacke
geschüttet, um ihre Wärme weiter abzugeben und die Enden des Kessels gegen Abkühlung
zu sichern, dann wieder in den Wagen fallen gelassen und entfernt. Will man die
Wärme der Schlacke noch vollständiger ausnutzen, so kann man dieselbe zuletzt in
Bassins stürzen, durch welche das Speisewasser geleitet und daher vorgewärmt,
nebstdem auch durch Absatz eines Theiles seiner Beimengungen gereinigt wird.
Die Heizröhren sind bei derartigen Kesseln in solcher Anzahl und Grösse anzubringen,
dass die Wärmemenge, welche zur Erzeugung der in bestimmter Zeit benöthigten
Dampfmenge erforderlich ist, in eben dieser Zeit von der Schlacke abgegeben wird.
Die Berechnung ergibt für Erzeugung einer gegebenen Menge Dampf einen
verhältnissmässig kleinen Kessel. Selbstverständlich sind auch ein Dampfdom und die
sonstigen Armaturen, Sicherheitsventile u.s.w. anzubringen. Besteht bereits eine
Anlage von Kesseln, so können die alten durch neue obiger Construction ersetzt, die
Dampfleitungen und andere Theile beibehalten werden. Ein Versuch mit der
beschriebenen Einrichtung scheint für Hütten, welche Brennstoff zur Dampferzeugung
mit Kostenaufwand beschaffen müssen, wohl empfehlenswerth. (Oesterreichische Zeitschrift, 1894 Nr. 48.)
Nichtabtropfende Umlaufschmierung.
Diese Schmierung von J. Weipert und Söhne (Hahn und
Treiber) in Stockerau bei Wien soll eine sparsamere und zugleich wirksamere
Verwendung des Oeles erzielen. Die Eigenthümlichkeit liegt in der zweckmässigeren
Vertheilung des Oeles, sowie in einer Abdichtung, die das Abtropfen des Oeles
verhindern soll.
Das Schmiermaterial wird, wie bisher, durch Schmierbüchsen in die Oberschale
eingeführt. Diese besitzt nur eine das Schmierloch schneidende, rechtwinkelig zur
Achse stehende ringförmige Quernuth, „Zuführungsnuthe“, welche nach beiden
Seiten auf die Unterschale aufsetzend ausläuft.
Die Unterschale erhält nur auf derjenigen Seite, auf welche die Welle auflauft, eine
bis nahe an die Enden reichende Randaussparung, „Vertheilungsnuth“, zur
Vertheilung des eingeführten Schmiermaterials. Von den beiden Enden der
Vertheilungsnuth zweigen zwei Nuthen ab, durchlaufen quer die ganze Unterschale
und vereinigen sich auf der anderen Seite an der Stelle, an welcher die Quernuth der
Oberschale auf die Unterschale ausläuft. Auf diese Weise ist die Verbindung der
Zuführungsnuth mit der Vertheilungsnuth und den Rücklaufnuthen hergestellt und ein
beständiges Umlaufen des Schmiermaterials in den Lagerschalen durch die blosse
Umdrehung der Welle bewirkt. Knapp an beiden Enden der Lagerschale sind in derselben
Ringnuthen eingedreht, in welche Halbringe aus Leder oder
Stopfbüchsen-Dichtungsmaterial eingelegt sind, welche den Austritt des eingeführten
Schmiermaterials verhindern. Bei grösseren Lagern wird die beschriebene
Schmiervorrichtung zweimal neben einander angeordnet. Derartige Lager sind seit
länger als Jahresfrist in den verschiedensten Grössen in Betrieb und ergeben ein
günstigeres Resultat, als Lager mit gewöhnlicher Schmierung. Es reicht
beispielsweise der Inhalt einer normalen Tovote-Schmierbüchse bei 120 minutlichen
Umdrehungen der Welle und 10stündiger Arbeitszeit 4 bis 6 Monate aus. Während dieser
Zeit ist nicht die geringste Wartung nöthig.
Bücher-Anzeigen.
Spencer, Baldwin Dr. F.
Die englischen Bergwerksgesetze. Ihre Geschichte von
ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 1894. J. G. Cotta'sche Buchhandlung. 5
M.
Der Verfasser schildert – zum ersten Mal das Material wissenschaftlich verarbeitend –
zunächst die grauenhafte Lage der im Bergwerksbetrieb beschäftigten englischen
Bevölkerung in früherer Zeit und darauf die Entwickelung der englischen
Berggesetzgebung vom ersten Gesetz von 1842 ab bis in die Gegenwart. Da der
Verfasser fast durchgängig Urquellen zu seinen Studien benutzt und diese in sehr
anregender Weise verarbeitet hat, so ist die Schrift eine schätzenswerthe Ergänzung
der nationalökonomischen und socialpolitischen Litteratur.
Industrielle Feuerungsanlagen.
Von Dr. C. Häussermann, Prof. an der Technischen
Hochschule in Stuttgart. Erste Hälfte. J. B. Metzler'scher Verlag. Stuttgart. 79 S.
mit 72 Abbildungen. 4 M.
Die vorliegende erste Hälfte umfasst die Schachtöfen- und die Rostfeuerungen, sowie
die Feuerung mit verstaubtem Brennstoff, die demnächst folgende zweite Hälfte soll
die Gasfeuerung und den Nutzeffect der Feuerungsanlagen enthalten. Der
nächstliegende Zweck der Schrift ist der, die Studirenden der Chemie mit den
Grundsätzen und der Ausführung der Feuerungsanlagen bekannt zu machen. Der Verfasser
hat deshalb mit Recht die Darstellung nebensächlicher Theile unterlassen und sich
auf die Hauptsachen beschränkt. Die Zeichnungen sind sämmtlich der Praxis entnommen
und für den vorliegenden Zweck mit Sorgfalt gezeichnet. Wir können das Werk den
Studirenden bestens empfehlen, auch dem erfahrenen Feuerungstechniker wird es manche
Anregung bieten.
Kurzes Lehrbuch der
Nahrungsmittelchemie von Dr. H. Röttger.
Kurzer Leitfaden für Studirende. Rathgeber für Praktiker, Verwaltungs- und
Justizbehörden. Leipzig. Joh. Ambr. Barth. 467 S. 7 M.
Der Inhalt erstreckt sich auf die Grundzüge der Ernährungslehre, animalischen und
vegetabilischen Nahrungs- und Genussmittel, Untersuchungen von Wasser und Luft, und
zwar ist eine allgemeine Charakteristik, die Gewinnungsweise, die Zusammensetzung,
Ausnutzung im menschlichen Körper, die eventuellen Veränderungen derselben bei der
Zubereitung, Verunreinigungen und Verfälschungen, ihre Untersuchungen und
Beurtheilung mit Berücksichtigung der darauf bezüglichen Gesetze und Verordnungen
beschrieben. Am Schluss befindet sich ein Litteraturverzeichniss.
Eingesandt.
Protokoll der ordentlichen öffentlichen Sitzung der Reichenberger Handels- und
Gewerbekammer am 12. December 1894.