Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 264 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Lüftung für eine Schmiede.
Die Generaldirection der königl. ungarischen Staatseisenbahn zu Budapest hat
neuerdings einen grossen Doppelexhaustor von 1,70 m Flügelraddurchmesser und 2,40 m
Höhe zum Absaugen von Rauch über 42 grosse Schmiedefeuer aufgestellt. Auf diese
Weise ist eine so grosse Rauchfreiheit in der Schmiede erzielt worden, dass sie
schneeweisse Wände behält, trotz der 42 grossen Feuer. Es kann keine Spur von Rauch
in den Raum eintreten, sondern derselbe wird in vollkommener Weise abgesaugt. Die
Sturtevant Engineering CompanyFiliale in
Berlin, Wilhelmstrasse 38., welche in Amerika eine Anzahl solcher
Anlagen im grössten Maasstabe ausgeführt hat, war auch Lieferantin der
vorbeschriebenen Einrichtung der ungarischen Staatseisenbahn.
Färben von Celluloidgegenständen.
Nach der Gummi-Zeitung kann das Färben von Celluloid
ähnlich wie das des Elfenbeins bewirkt werden. – Schwarz: man taucht den Gegenstand
zuerst in schwache Lauge, dann in eine schwache Salpetersäure Silberlösung, und
lässt dann am Lichte trocknen. – Blau: man benutzt hierzu eine mit Potasche fast
neutralisirte Indigolösung; auch Berlinerblaulösung oder auch Eisenchloridlösung
einerseits, Ferrocyankaliumlösung andererseits können dazu benutzt werden. – Grün:
der Gegenstand kommt in eine Lösung von Grünspan. – Gelb: die Sachen kommen erst in
eine Lösung von salpetersaurem Blei, dann in eine solche von gelbem chromsaurem
Kali. – Braun: hierzu dient eine mit Soda alkalisch gemachte
Kaliumpermanganatlösung. – Roth: die Gegenstände kommen zuerst in ein schwach mit
Salpetersäure angesäuertes Wasser, dann in eine ammoniakalische Carminlösung. –
Purpur: die Gegenstände weiden zuerst in eine verdünnte Chlorgoldlösung gelegt, dann
dem Lichte ausgesetzt.
Lackirverfahren für Messing.
Das Lackiren von Messing, namentlich der feineren Instrumententheile, durch
Ueberziehen mit durchscheinender, schwach gefärbter Schellackauflösung erfordert
nach dem seither üblichen Lackirverfahren ein äusserst sorgfältiges Arbeiten. Die
Metalloberfläche wird mit Blaustein geschliffen, sodann mit Lindenholz und Schmirgel
auf Hochglanz polirt. So vorbereitet erhält das Arbeitsstück, nachdem es vorgewärmt
ist, einen nur ganz dünnen Schellacküberzug, dieser wird womöglich auf der Drehbank
aufgebracht. Nach einem Bericht in der Zeitschrift für
Instrumentenkunde (October-Heft) ist man neuerdings von der angedeuteten
Arbeitsweise zu Gunsten einer einfacheren abgekommen, welch letztere sich dadurch
kennzeichnet, dass die Politur weniger fein ausgeführt, dafür aber eine vorzügliche
und starke Lackirung aufgetragen wird, um dennoch ein gutes Aussehen der Arbeit zu
erzielen. Um die Drehbank beim Lackiren kleinerer Gegenstände völlig entbehrlich zu
machen, verdient ein Kunstgriff Erwähnung, dessen sich F.
Sartorius in der mechanischen Werkstätte zu Göttingen bedient. Die
Metallgegenstände – Knöpfe, Schalen, Säulchen u.s.w. – werden auf Draht gesteckt
oder auf Drahtgestellen mit Stiel montirt, so dass sie mittels der Hand in
kreiselnde Bewegung versetzt werden können, während die andere Hand durch einen
Pinsel den Lack aufträgt. Verschiedene der einzelnen Hantirungen sind in der
erwähnten Zeitschrift bildlich dargestellt. Daselbst findet sich auch ein von Sartorius in Anwendung gebrachter Grudeofen zum
Anwärmen der Arbeitsstücke beschrieben und abgebildet. (Pf. in der Badischen Gewerbezeitung.)
Strassenbahn mit Gasmotorenbetrieb.
Am 15. November ist in Dessau die überhaupt erste Strassenbahn mit Gasmotorenbetrieb
dem Verkehr übergeben worden. Die Versuche, das Leuchtgas als Betriebskraft für
Strassenbahnen zu verwenden, sind nicht neu. Als praktisches Ergebniss ging aus
ihnen die Construction einer kleinen Locomotive mit Gas als Triebkraft hervor, die
vor jeden Strassenbahnwagen gespannt wurde. In Deutschland war es Oscar Blessing in Leipzig, in Amerika Connelly in Chicago, welche sich der Lösung der Aufgabe
zuwandten. Thatsächlich kamen in England und Amerika mehrere Linien mit Hilfe des
neuen Motors in Betrieb. Eine wesentliche Verbesserung war es jedoch, als es dem
inzwischen verstorbenen Dresdener Ingenieur Lürig
gelang, einen Strassenbahnwagen zu construiren, bei welchem der Gasmotor unter einer
Sitzreihe angeordnet werden konnte; durch sinnreiche maschinelle Vorrichtungen wird
die Bewegkraft auf die Räder des Wagens übertragen. Der Motor ist nach dem Deutzer
System construirt. Das zum Betrieb erforderliche Gas wird jedem Wagen nach dem
bewährten Vorgang der mit Gas beleuchteten Eisenbahnwaggons in cylindrischen
Behältern in verdichteter Form mitgegeben. Die Dessauer Wagen haben 12 Sitzplätze
und 15 Stehplätze, einen Gasmotor des genannten Systems von 7 , sowie 3
Gasbehälter, deren Inhalt für eine Fahrt, von 12 km Länge ausreicht. Die Zündung
erfolgt elektrisch, der Auspuff geschieht unsichtbar und geräuschlos. Die
Fahrgeschwindigkeit ist behördlich mit 12 km in der Stunde festgesetzt, kann jedoch
noch wesentlich gesteigert werden. Die Regulirung der Fahrt erfolgt durch einen
Hebel am Führerstand. Die Aufnahme des verdichteten Betriebsgases erfolgt an den
Endstationen, wo Vorrichtungen zur Verdichtung des Gases getroffen sind, das hier
der allgemeinen Gasleitung entnommen wird. Die Verdichtungsstelle hat den Umfang
etwa eines Bahnwärterhäuschens. Der Gasmotorwagen ist äusserlich nur durch die
Schwungradverkleidung als solcher kenntlich. Man darf auf die Erfahrungen mit dem
neuen Betriebsmittel gespannt sein, und es wäre zu wünschen, dass diesen Erfahrungen
auch vergleichende Zusammenstellungen der Betriebskosten beigegeben werden. (Deutsche Bauzeitung, 1894 S. 596.)
-r.
Universallegebrett von Buff und Berger in Boston.
Das ursprünglich von C. Reichel angegebene Legebrett zur
Untersuchung von Libellen hat im Laute der Zeit mehrfache Veränderungen und
Verbesserungen erfahren. Neuerdings hat die rührige und auf dem Gebiete geodätischer
Instrumente in Amerika sehr bekannte Firma Buff und
Berger in Boston – die Inhaber sind deutsche Mechaniker – dem Legebrette
eine äusserst praktische Form gegeben, die dem Apparate eine weite Verbreitung
sichert. Im Principe sind die hauptsächlichsten Einrichtungen des Legebretts
unverändert geblieben. Die Neuerungen bestehen in Einrichtungen zur Aufnahme ganzer
Instrumente, Theodoliten von verschiedener Grösse, auch solcher mit
Vier-Fuss-Schrauben, gabelförmigen Stützen zur Aufnahme von Nivellirfernrohren mit
fester Libelle u. dgl. m. Es ist nicht zu leugnen, dass diese Einrichtungen die
Untersuchungen von Libellen wesentlich bequemer machen und daher für den Geodäten,
sowie für Observatorien eine willkommene Erleichterung schaffen. (Zeitschrift für Instrumentenkunde, 1894 S. 371.)
-r.
Kinegraph von C. v. Engelmeyer.
In dem Journal de Phys., 1894 III. 3. S. 266, wird ein
einfaches Instrument beschrieben, mittels dessen die Resultante zweier Bewegungen
selbsthätig verzeichnet werden kann. Durch geeignete Abänderungen lässt sich
dasselbe zum Zeichnen beliebiger Curvenformen verwendbar machen. Bei der einfachsten
Form des Instrumentes trägt die obere Kante einer aufrecht stehenden Tafel eine
Schiene, auf der ein Wagen läuft. Der letztere hat zwei Laufräder, auf der festen
Achse des einen sitzt eine Rolle, um welche ein über den Achsenstift des zweiten
Laufrades geführter Faden gelegt ist, der an seinem Ende eine massive Kugel trägt.
Letztere gleitet auf einer in beliebiger Richtung feststellbaren Schiene. Bei der
Bewegung des Wagens beschreibt ein am Ende dieser Schiene befestigter Stift auf der
Tafel den Weg der Resultante der Bewegung des Wagens und der Kugel auf ihren
Führungsschienen. Befestigt man auf der Achse des Laufrades an Stelle der Rolle eine
von der Kreisform abweichende Curvenscheibe, um welche der Faden gelegt ist, so kann
man durch geeignete Wahl dieser Curvenform mittels des Stiftes eine gewünschte
andere Curve erzeugen. (Zeitschrift für
Instrumentenkunde, 1894 S. 414.)
-r.