Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 214 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Eine neue Regel für das Maass der Ausnutzung von
Bauplätzen.
Hierüber äussert sich R. Baumeister im Centralblatt der Bauverwaltung, 1894 S. 447,
folgendermaassen: „Nach einer mir soeben zugegangenen Mittheilung hat auch der
Frankfurter Architekten- und Ingenieur verein
die cubische Berechnungsart (Massenregel) empfohlen, und zwar schon im Februar
1892 in einer Vorlage zur Abänderung der dortigen Bauordnung. Dabei ist
besonders hervorgehoben, dass mittels einer solchen Berechnungsart die
Möglichkeit erwachse, das werthvolle Erdgeschoss vollständiger zu bebauen, und
dass die dabei sich ergebende trichterförmige Erweiterung des Hofes nach oben
auch in gesundheitlicher Beziehung von Vortheil sei. Ich erlaube mir, dem
hinzuzufügen, dass eine derartige Bauweise auch bei Anwendung der Abstandsregel zulässig wird, wenn man die letztere
sachgemäss nicht für die Wandhöhe im Ganzen
anwendet, sondern den gewünschten Lichteinfall für jedes einzelne Fenster fordert und untersucht. (Siehe die Abbildung auf S.
46 in Baumeisters Schrift über Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung,
1890.)
-r.
Das Stahlmessband des Hamburger Vermessungsamtes.
Die Zeitschrift für Vermessungswesen 1894 Nr. 18 S. 542
bringt folgende Mittheilung von E. Konegen, Hamburg:
„Im Anschluss an die in dieser Zeitschrift Nr. 11 S. 348 und Nr. 13 S. 401
beschriebenen Messbänder: Neues Messband von
Steuerinspector Fuchs und Neues Stahlmessband von Th. Kremer,
möchte ich das am hiesigen Vermessungsbureau gebräuchliche Stahlmessband
beschreiben, das seit länger als 15 Jahren hier benutzt wird und sich sehr gut
bewährt. – Dieses hat mit den oben beschriebenen das gemeinsam, dass der
Anfangs- und Endpunkt. des 20 m langen Messbandes beim Messen ebenfalls dufch
Markirnadeln bezeichnet wird, unterscheidet sich aber von jenen zunächst
dadurch, dass es um einige Centimeter länger als 20 m ist, und zwar um soviel,
als es die Endringe vor bezieh. hinter der Anfangs- und Endmarke erfordern.
Diese Ringe dienen, und dieses ist der Hauptunterschied von den sonst üblichen
Messbändern, nicht zur Aufnahme der Kettenstäbe, die bei diesem Messbande ganz
fortfallen, sondern sie bilden oval geformte Handgriffe, an welchen die Kettenzieher das Messband direct straff
ziehen.
Die Anfangs- und Endmarke besteht aus einem kleinen quadratischen Einschnitt von
etwa 8 mm Seitenlänge in eine die Messbandenden verstärkende Stahlplatte, in
welchen die Markirstäbchen, von denen hier 6 Stück zu einem Messband gehören,
eingesetzt werden.
Der Handgriff hat 74 mm und 42 mm innere Breite und Weite. Dass mit diesem
Messband bei richtiger Handhabung die grösstmögliche Genauigkeit erreicht wird,
leuchtet wohl von selbst ein.
Die Handhabung bei aufliegendem (wagerechtem) Messband bedarf keiner weiteren
Erläuterung; bei Gefälle oder sonstigen Unebenheiten des Bodens wird von einem
oder, wenn erforderlich, von beiden Messgehilfen durch Lothen in der Anfangs-
bezieh. Endmarke die Projection des Messbandes auf das Terrain bewirkt, und zwar
durch Lothe von etwa 12 cm Länge bei etwa 2 cm Durchmesser, die unten stumpf,
d.h. abgeplattet sind, so dass dieselben im weichen Boden einen Abdruck
hinterlassen, in dessen Mitte die Markirnadel eingesetzt oder aufhartem (Stein-) Boden
stehen bleiben, an deren Stelle dann ein Zeichen mit Hinzufügen der Nadel
angebracht werden kann. Für das Hamburger Vermessungsbureau liefert die
Messbänder mit Handgriffen das Mathematisch-mechanische Institut von Dennert und Pape in Altona.“
-r.
Decimales Maassystem in England.
Die Einführung des decimalen Maassystems in England wird durch einen Beschluss, den
der Jahrescongress der vereinigten Handelskammern von Grossbritannien auf seiner im
September d. J. in Huddersfield abgehaltenen Versammlung gefasst hat, befürwortet.
Die Elektrotechnische Zeitschrift erinnert bei dieser
Gelegenheit daran, wie oft schon das starre Festhalten Englands an seinem
„vorsintfluthlichen“ Maassund Gewichtssystem den Spott anderer Völker
herausgefordert hat. Die wissenschaftlichen Vereine Deutschlands und Frankreichs
haben wiederholt den Wunsch geäussert, dass dieser bei der Entwickelung des
neuzeitlichen Verkehrslebens und der Wissenschaft unhaltbare Zustand doch endlich
beseitigt werde. So zum Beispiel der Elektrotechnische Verein, indem er die herbe
Bemerkung einflocht, dass man – bei aller Achtung vor dem Wissen und Können der
Engländer – einen Anspruch auf volles Stimmrecht bei einer internationalen Berathung
über metrische Einheiten ihnen so lange kaum zugestehen könne, als sie andere noch
mit ihren Pfunden und Zollen behelligen. Auch die leitenden wissenschaftlichen
Kreise Englands selbst haben sich wiederholt für die Einführung des decimalen
Maassund Gewichtssystems ausgesprochen, bisher aber ohne Erfolg. Vielleicht bringt
nun das Vorgehen der Handelskammern den Stein ins Rollen. – Und da gibt es (s. Centralblatt der Bauverwaltung, 1894 S. 71) bei uns
noch Sonderlinge, die unser wohlgeordnetes Maasswesen auf englische Zustände
zurückschrauben möchten. (Centralblatt der
Bauverwaltung, 1894 S. 447.)
-r.
Entfernungsmesser.
Ein Versuch mit Entfernungsmessern hat bei der Infanterieschiesschule in Spandau stattgefunden. Nachdem schon seit
längerer Zeit einen für den Gefechtszweck brauchbaren Entfernungsmesser zu
construiren, vielfach unternommen worden istWir erinnern
hier übrigens an unsere Abhandlung: „Die Bauernfeind'schen Prismendistanzmesser“, Schweiz. polytechn. Zeitschr., Bd. XII. D.
Ref., wurde in neuester Zeit zweien von deutschen Officieren
(Major Bickel und Lieutenant v.
Biaulieu) und zweien von den Franzosen Goulier
und Souchier herrührenden Entfernungsmessern besondere
Aufmerksamkeit zugewendet. Die französischen Apparate
haben den Vorzug grösserer Handlichkeit und Billigkeit, bedürfen aber bei Anstellung
von Messungen der Festlegung von Zwischen- oder Hilfszielen, während zu Transport
und Bedienung der deutschen Apparate, von denen
namentlich der Bickel'sche zuverlässige Angaben macht,
mehrere Mannschaften erforderlich sind. Von diesen würde eventuell ein Exemplar zur
Ausrüstung jeder Compagnie gehören, während jene sich im Besitz des Führers bis
herab zum Gruppenführer befinden würden. Die Herstellungskosten des Bickel'schen Apparates belaufen sich auf etwa 550 M.,
die französischen Exemplare kosten 80 bezieh. 24 M. In engere Wahl werden
voraussichtlich nur die Entfernungsmesser von Bickel
und Goulier kommen. Letzterer ist gegenwärtig bereits
in der französischen Armee zur Einführung gelangt; die früher im Gebrauch gewesenen
mehreren Tausend Souchier'schen Entfernungsmesser sind
seitens des französischen Kriegsministeriums neuerdings der russischen
Heeresverwaltung verkauft worden. (Zeitschrift für
Vermessungswesen, 1894 Heft 18 S. 543). – Wir fragen mit Recht: „Ist der
von uns citirte Prismendistanzmesser des Nestors
der deutschen Geometer, Geheimen Raths v.
Bauernfeind, einfach in Deutschland vergessen worden?“
-r.
Kaustische Soda und Eisen.
Ueber einen bemerkenswerthen Fall, wo stählerne Dampfkessel durch kaustische Soda
schon nach zwei Jahren zerstört wurden, berichtete W.
Thomson in der Manchesterabtheilung der Gesellschaft für chemische
Industrie (Society of Chemical Industry). In den betreffenden Kesseln wurden
Sodalaugen von 5 auf 12 Proc. eingedickt. Viele Platten waren den Nieten entlang –
nicht zwischen den Nietlöchern – gesprungen und viele Nietköpfe abgebrochen. Um
festzustellen, ob kaustische Soda irgend welche Wirkung auf Eisen und Stahl hat,
erhitzte Thomson Eisen- und Stahldrähte, wie auch
Stücke von Bandeisen, während 84 Tagen ununterbrochen auf 100° in Laugen von sowohl
5 Proc. als auch von 12 Proc. Natrongehalt. Gegenmuster behandelte er theils mit
kalten Laugen, theils nur mit destillirtem Wasser. Sämmtliche Muster blieben während
195 Tagen in den betreffenden Flüssigkeiten und wurden dann auf ihren
Widerstand gegen Zerreissen untersucht. Die Versuche ergaben, dass Eisen und Stahl
weder durch kalte noch durch heisse kaustische Sodalösungen irgend wie verändert
wurden. Beiläufig wurde erwähnt, dass Eisenstücke, welche über 30 Jahre in
kohlensaurer Sodalauge gelegen hatten, vollkommen blank geblieben waren. Nach Thomson's Ansicht kann sich die Beschädigung der
erwähnten Dampfkessel nur durch rein mechanische Ursachen erklären lassen,
vielleicht durch Krystallisation von zwischen die Platten und unter die Nietköpfe
gelangter Soda. Da es eine allbekannte Thatsache ist, dass sich schwache kaustische
Laugen ohne Schaden für die Kessel zur Erzeugung von Betriebsdampf verwenden lassen,
so liegt die Vermuthung nahe, dass in dem von Thomson
mitgetheilten Falle ganz besondere Verhältnisse im Spiel gewesen sind, welche bei
der Untersuchung nicht zu Tage traten.
(Papierzeitung.)
Reinigen von Speise- und Schmieröl durch Elektricität.
Im Laboratorium der École nationale des Arts et Métiers zu Aix wurden von L. A. Levat verschiedene Versuche gemacht, um Speise-
und Schmieröl durch ein elektrisches Verfahren zu reinigen. Ein Cylinder wurde mit
Olivenöl geringer Beschaffenheit von saurem Geschmack und brauner Farbe gefüllt und
so viel Wasser zugegossen, dass sich unter dem Oel eine 3 bis 4 cm hohe Schicht
bildete. In dieses Wasser tauchten die Elektroden, welche mit einer kleinen
Dynamomaschine verbunden waren. Liess man nun einen schwachen Strom von 2 bis 3 Volt
Spannung hindurchgehen, bis das Wasser beinahe zersetzt war, so erhielt man ein Oel
von heller Farbe, welches nur von vielleicht mechanisch mitgerissenem Wasser etwas
getrübt war. Dagegen hatte sich der Geschmack vollständig geändert, die Säure war
verschwunden und das Oel hatte einen angenehm süssen Geschmack angenommen. Levat unterwarf etwa 20 minderwerthige Oelsorten
demselben Verfahren und gelangte stets dazu, diese wesentlich zu verbessern; bei
einiger Vorsicht trübte sich das Oel nicht und blieb vollkommen hell. Auch machte er
eine Reihe von Versuchen mit schlechten Schmierölen von wenigstens 5 Proc. freier
Säure. Der Säuregehalt verminderte sich bis auf 1 Proc. und bei Wiederholung des
Verfahrens sogar bis auf 1/10 Proc., welcher Rest aber auf keine Art zu
entfernen war.
(Eisenzeitung.)
Die elektrotherapeutische Bedeutung von Strömen mit hoher
Wechselzahl.Zeitschrift für Elektrotechnik und
Elektrochemie.
Dr. d'Arsonvall hat die physiologischen Wirkungen der
Ströme mit hoher Wechselzahl, bezüglich welcher die Tessla'schen Versuche schon überraschende Ergebnisse gezeigt haben, näher
untersucht und gefunden, dass diese Wirkungen auf die Muskeln mit steigender
Wechselzahl bis zu 3000 W. i. S. zunehmen, dann bis zu 5000 W. i. S. unverändert
bleiben und mit weiterer Steigerung abnehmen und verschwinden. Bei grossen
Wechselzahlen (50 000 und mehr W. i. S.) zeigt sich selbst bei hohem Potential keine
Einwirkung auf den Froschmuskel. Es treten aber andere, sehr auffällige
Erscheinungen dafür auf. Lässt man einen solchen Strom mit hoher Wechselzahl und
hohem Potential durch den Körper gehen, indem man ihn mittels grosser Elektroden den
Händen zuleitet, so wird die Haut der Innenhand für mehrere Minuten bis zu einer
halben Stunde unempfindlich. Stellt man sich auf einen Isolirschemel und fasst einen
Pol des Wechselstromerzeugers an, so fühlt man eine Körpererwärmung, welche von
einer reichlichen Schweissausscheidung begleitet ist. Endlich wird durch die
Stromwirkung auch der Blutausfluss einer kleinen Wunde stark vermehrt. Man sieht
also, dass die Elektrotherapie in diesen Strömen mit hoher Wechsel zahl ein
kräftiges Hilfsmittel finden kann; wie weit es verwendbar ist, haben natürlich die
Mediciner zu entscheiden.
Betrieb elektrischer Klingeln mit Beleuchtungsstrom.Zeitschrift für Elektrotechnik und
Elektrochemie.
In Amerika werden neuerdings die elektrischen Beleuchtungsanlagen in den Häusern auch
für den Betrieb der elektrischen Klingeln benutzt, indem man durch einen
vorgeschalteten Widerstand die Stromstärke auf das erforderliche Maass herabdrückt.
Mit Rücksicht auf den geringen Energieverbrauch einer solchen Anlage kommt der
grosse Verlust im Widerstand nicht in Frage, um so mehr aber der Vortheil, dass man
bei solchen Klingeln der Schererei mit Elementen überhoben ist.
Elektrische Reinigung von Wasser.
Ein Ueberschuss von Calcium- und Magnesiumsulphat und -carbonat im Trinkwasser und in
dem zu industriellen Zwecken verwandten Wasser ist eine nicht angenehme Zugabe.
Diemeisten der
bisher zur Beseitigung dieser Stoffe vorgeschlagenen Verfahren sind chemischer Natur
und nicht nur kostspielig, sondern zum Theil auch unwirksam. Villon hat ein elektrolytisches Verfahren angegeben, welches weniger
kostspielig und gleich wirksam sein und keine beständige Ueberwachung erfordern
soll. Das Verfahren besteht nach dem Londoner Electr.
Review in Folgendem: Nachdem man den Procentgehalt des Wassers an
Magnesium- und Calciumsalzen bestimmt hat, wird eine äquivalente Menge von
salpetersaurem Natron zugefügt. Das Wasser wird dann der Wirkung eines elektrischen
Stromes unterworfen, wobei Bleielektroden benutzt werden. Die Wirkung des Stromes
ist, dass kaustische Soda am negativen und Salpetersäure am positiven Pol frei wird.
Die positive Elektrode muss von Zeit zu Zeit erneuert werden, da die Salpetersäure
die Elektrode angreift, wodurch Bleinitrat entsteht. Von der kaustischen Soda werden
Calcium- und Magnesiumcarbonate und -sulphate gefällt und schwefel- und kohlensaures
Natron gebildet. Das kohlensaure Natron fällt dann das salpetersaure Blei. In der
von Villon beschriebenen Anlage konnten 250 l Wasser
stündlich gereinigt werden; die umfassendsten der beschriebenen Versuche beziehen
sich auf die Behandlung von 20 cbm Wasser täglich bei einem Kostenaufwand von 4 Pf.
für 1 cbm. Die erwähnten Niederschläge setzen sich sehr schnell ab und es kann dann
das klare Wasser abgezogen werden.
Die Bestandtheile des officinellen Kreosots.
A. Béhal und E. Choay haben
die von Marasse nicht vollständig gelöste Frage nach
den Bestandtheilen des officinellen, aus Buchen- oder Eichenholztheer gewonnenen
Kreosots aufgenommen und berichten über ihre Resultate im Bull. Soc. chim., 1894 S. 669.
Sie behandelten das im officinellen Kreosot vorliegende Gemenge von Phenolen und
Phenoläthern mit Salzsäure im Autoklaven, wodurch die Phenoläther in Chloralkyle und
Diphenole gespalten wurden. Aus dem resultirenden Gemisch von Mono- und Diphenolen
wurden die ersteren mit Wasserdampf abgeblasen, durch vielfaches Fractioniren
zerlegt, durch Ueberführung in die Benzoate und Rectification derselben gereinigt
and nach der Zerlegung der Benzoylverbindungen genau identificirt. Auf diesem Wege
wurden Phenol, o-Cresol, m-Cresol, p-Cresol, o-Aethylphenol, 1-, 3-, 4- und 1-, 3-,
5-m-Xylenol aufgefunden. Mit diesen Körpern ist die Zahl der Monophenole des
officinellen Kreosots nicht erschöpft, die anderen Substanzen dieser Gruppe, welche
darin enthalten sind, kommen aber nur in so kleinen Mengen vor, dass sie nicht
isolirt werden konnten; schon das 1-, 3-, 5-Xylenol macht nur 1 Proc. vom Kreosot
aus.
Die Diphenole und Phenoläther wurden von den Monophenolen durch ihre Strontiansalze
getrennt, die im Gegensatz zu den Strontiansalzen der Monophenole in Wasser und
Methylalkohol schwer bezieh. unlöslich sind. Das Gemisch der ausgewaschenen
Strontiansalze wurde mit Säure zerlegt und die Diphenole und Phenoläther durch
Rectification in drei Hauptantheile gespalten, die als Guyacol, Methylguyacol und
1-, 3-, 4-Aethylguyacol identificirt wurden. Spurenweise scheinen Propylguyacole
bezieh. ihnen metamere Verbindungen und Coerulignon zugegen zu sein.
Die Phenole des Kreosots sind stets begleitet von schwefelhaltigen Verbindungen,
vermuthlich Thiophenolen, die überaus widerstandsfähig sind und durch Destillation
über Bleioxyd, Quecksilberoxyd oder Zinkstaub nicht völlig beseitigt werden.
Ausserdem findet sich im Kreosot ebenso wie in den nominell reinen Phenolen des
Handels ein Körper, dessen Anwesenheit die Verfasser auch im synthetischen Phenol
erkannt haben und welcher bei Gegenwart von Luft in der ammoniakalischen
Phenollösung Anlass zur Bildung eines Farbstoffes gibt. Der Farbstoff kann durch
Abblasen des Phenols mit Wasserdampf isolirt werden, ist blauschwarz,
bronzeglänzend, in Alkali mit tiefblauer Farbe, die beim Ansäuern in Roth umschlägt,
löslich und soll mit Pittakal nicht identisch sein. Die Verfasser vermuthen vielmehr
in ihm einen dem Orceïn ähnlichen Körper. Erwähnt sei noch, dass diese
eigenthümliche Blaufärbung einer ammoniakalischen Phenollösung an der Luft 2 bis 3
Tage erfordert und um so weniger intensiv ist, je reiner das Phenol ist.
Die Zusammensetzung des Buchen- und des Eichenholztheerkreosots ist qualitativ die
gleiche.
H.
Scala zur Bestimmung der Schmelzbarkeit eines Glases.
W. Niehls theilt im Journ. Amer.
Chem. Soc., 1894 S. 407, mit, dass er mit Unterstützung der
Physikalisch-technischen Reichsanstalt in Charlottenburg eine Scala von acht
Glassorten zusammengestellt habe, mit Hilfe deren die Schwer- oder
Leichtschmelzbarkeit eines Glases bestimmt werden kann. Die acht Glassorten sind vom
leichtest zum schwerst schmelzbaren fortschreitend:
1) Französisches Krystallglas;
2) weiches Thüringer Glas zur Herstellung von thüringischen Glasspielwaaren;
3) hartes Thüringer Glas für Thermometer, feinere Apparate u. dgl.;
4) Jenenser Normalglas (16''' Schott und Genossen);
5) französisches Hartkrystallglas, für Normalthermometer in Paris von Tonnelot benutzt;
6) Jenenser Borosilicatthermometerglas (59''' Schott und
Genossen);
7) alkalifreies Jenenser Thermometerglas (122''' Schott und
Genossen);
8) Cavalier's Böhmisches Krystallglas für
Verbrennungsröhren.
Textabbildung Bd. 294, S. 215Fig. 1.Textabbildung Bd. 294, S. 215Fig. 2.Textabbildung Bd. 294, S. 215Fig. 3. Zusammenstellungen von Stäbchen aus diesen verschiedenen Glassorten, mit
ihren Nummern versehen, sind nebst einer Beschreibung im Handel zu haben. Man
benutzt sie in der Weise, dass man das Ende eines Stäbchens von dem zu
untersuchenden Glase mit dem eines Probestäbchens in einer kleinen Gebläseflamme
zusammen schmilzt und dann an der Schmelzstelle auszieht. Sind beide Stäbchen von
gleicher Schmelzbarkeit, so haben sie nach dem Ausziehen das Ansehen von Fig. 3, sind sie von sehr verschiedener
Schmelzbarkeit, so gleichen sie Fig. 1. Fig. 2 entspricht einer kleinen Verschiedenheit in der
Schmelzbarkeit.
H.
Ueber Aluminiumlegirungen.
George Frederick Andrews (Chem.
News vom 10. August 1894) hat die Legirungen des Aluminiums mit Gold,
Silber und Nickel näher untersucht. Werthvoll sind die Legirungen von 4 bis 8 Proc.
Silber und 92 bis 96 Proc. Aluminium, welche vor dem Aluminium eine grössere Härte
voraus haben, ohne spröde zu sein, und sehr politurfähig sind. Diese Legirungen
finden zu kleinen Schmuckstücken, Berloques u.s.w., Verwendung. Die Legirungen von
Aluminium, Kupfer und Nickel sind durch schöne Farbe und Politurfähigkeit ebenso wie
durch Festigkeit und Härte ausgezeichnet und dürften einer namhaften Verwendung
entgegengehen. Für Reinigung und Wiederherstellung des ursprünglichen Aussehens von
Aluminiumgegenständen empfiehlt der Verfasser, sie 5/4 Minuten in 10procentiger
Aetznatronlösung und darauf – nach dem Wegwaschen der anhaftenden Aetznatronlösung –
in einem Gemisch von 3 Th. Salpetersäure und 2 Th. Schwefelsäure zu baden.
H.
Bitumen von Park County in Montana.
Wm. C. Day und A. P. Bryant
eröffnen eine Reihe von Mittheilungen über Asphalte in den Vereinigten Staaten mit
einem Bericht über die Untersuchung eines Asphaltes von Park County. Die Analyse der
sehr zähflüssigen Masse ergab:
Wasser
6,76
Proc.
Kohlenstoff
79,81
„
Wasserstoff
9,29
„
Asche
0,69
„
Schwefel
2,83
„
Stickstoff
Spur
95 Proc. der Trockensubstanz waren in Schwefelkohlenstoff löslich, also bituminöser
Natur, während 5 Proc. aus zufälligen Verunreinigungen animalischer Provenienz
bestanden. Von diesen 95 Proc. waren 80 Proc. in Gasoline löslich.
Ein Destillations versuch, ausgeführt mit etwa 100 cc, ergab zuerst eine starke
Gasentwickelung bei lebhaftem Schäumen der Flüssigkeit, danach destillirten
über:
Entwickelte Gasmenge
98
bis
110°
6,75
g
unter 98°
2,25 l
110
„
170°
2,3
g
98 bis 225°
1,00 l
170
„
225°
8,75
g
über 225°
2,50 l
–––––
über
225°
22,5
g
5,75 l
(The Journ. of the Frankl. Instit., 1894 S. 150.)
H.
Schwefelsäure als Gegenmittel bei Bleiweissvergiftung.
P. Philipps Bedson theilt im Journal of the Soc. of Chem. Ind., 1894 S. 510, Versuche mit, welche die
Benutzung von verdünnter Schwefelsäure als Antidot bei chronischer
Bleiweissvergiftung oder als Präventivmittel dagegen als unzweckmässig erscheinen
lassen. Das entstehende Bleisulfat ist im Magensaft durchaus nicht unlöslich, und
die Anwendung der Schwefelsäureverhindert deshalb die Resorption von Blei durch den
Organismus keineswegs.
Salpeter in Egypten.
W. Cossar Mackenzie hat den thonigen Kalkstein, welcher
in der Gegend zwischen Keneh und Esneh eine Kette von zahlreichen kleinen Hügeln von
etwa 75 engl. Meilen Länge bildet und von den Eingeborenen wegen seines Gehaltes an
Natronsalpeter als Düngemittel verwendet wird, an Ort und Stelle untersucht und
theilt mit (Journ. Soc. Chem. Ind., 1894 S. 611), dass
der Natronsalpeter in diesem Kalkstein in sehr wechselnder Menge sich findet und
allem Anscheine nach organischer Substanz seine Entstehung verdankt, die sich in vom
Wasser gebildeten Höhlungen und Spalten des Kalksteines angesammelt und nach dem
Verschwinden des Wassers unter dem Einflüsse des warmen Klimas Nitrification
erlitten hat. Bei der ungünstigen Lage der Fundstätten – mehrere Stunden weit in der
Wüste – würde eine technische Nutzbarkeit voraussetzen, dass grössere Quantitäten
von mindestens 10 Proc. Natriumnitratgehalt aufgefunden würden, was recht
zweifelhaft erscheint, da, von einzelnen Auswitterungen abgesehen, die sehr reich an
Salpeter waren, der Verfasser durchweg geringere Procentgehalte gefunden hat. Seine
Proben waren allerdings sämmtlich nur von einer Fundstätte entnommen.
H.
Ueber die Farbe des Messings.
Walter G. Mc Millan hat festgestellt, dass die Farbe von
Messingbohrspänen eine Erkennung ihres Kupfer- und Zinkgehaltes bis auf etwa ½, ja
für Geübte bis ¼ Proc. gestattet, wenn man sie mit einer Scala von Standardproben
vergleicht. Bedingung ist 1) dass die Standardproben und die vorgelegte nur im
Kupfer- und Zinkgehalte verschieden sind, in ihrer Reinheit bezieh. ihrem Gehalt an
Blei, Eisen oder Zinn aber sehr nahe übereinstimmen; 2) dass eine gewalzte
Messingprobe nur mit Standards aus gewalztem Messing, eine unbearbeitete nur mit
Standards aus unbearbeitetem Metall verglichen werden darf. Schliesslich muss beim
Bohren der Messingspäne so langsam verfahren werden, dass keine erhebliche Erhitzung
eintritt, wodurch Anlaufen der blanken Flächen verhütet wird. Die Methode dürfte
sich deshalb naturgemäss nur für den Gebrauch in Werken eignen, die Messing
herstellen und längere Zeit hindurch dasselbe Kupfer und Zink verwenden und das
producirte Messing in gleichartiger Weise weiter behandeln. (Journ. Soc. Chem. Ind., 1894 S. 593.)
H.
Heizkraft des Rauches.
R. R. Tatlock (Chem. News
vom 3. August 1894) berechnet aus dem Verhältnisse des Heizwerthes der von einer
Kohle abgegebenen Gas- und Theermengen zu dem Heizwerthe des verbleibenden Koks eine
theoretische obere Grenze von 15 Proc. für den Heizverlust durch in den Abgasen
mitgeführte unverbrannte Substanz für den Fall, dass sämmtlicher Theer und alles Gas
unverbrannt verloren geht und dass die verwendete Kohle nur 50 Proc. festen
Kohlenstoff bei 37,5 Proc. Gas, Theer u.s.w. liefert. In der Praxis werden die
verwendeten Kohlen meist mehr Koksausbeute geben und es wird stets ein grosser Theil
des Theeres und der Gase verbrennen. Es gehen deshalb niemals auch nur entfernt 15
Proc. des Heizmaterials unverbrannt verloren. Die directe Untersuchung russiger
Abgase führte den Verfasser zu dem Resultate, dass 1) Kohlenwasserstoffe und
Kohlenoxyd auch in solchem Rauche nicht vorhanden sind und dass 2) das Quantum an
fester, kohliger Substanz im Rauch ein so kleines ist, dass der dadurch veranlasste
Verlust an Heizkraft nur 0,74 Proc. von der Heizkraft des verwendeten Heizmaterials
ausmacht. Eine Rauchverbrennung kann deshalb niemals gewinnbringend sein.
H.
Bücher-Anzeigen.
Die Wasserleitung im Wohngebäude.
Eine Beschreibung sämmtlicher Installationsarbeiten, Einrichtungen, Apparate, Hähne
u.s.w. Von W. Beielstein. 2. Auflage. Mit einem Atlas
von 18 Foliotafeln. Weimar. B. F. Voigt. 179 S. Text. 8 M.
Die vorliegende Auflage ist bedeutend erweitert und behandelt auch die neueren
Verfahren und Einrichtungen. Verständliche Sprache und gute Zeichnungen machen das
Werk zu einem empfehlenswerthen Führer des Praktikers.
La prévention des accidents du travail
dans les usines et les manufactures par F.
Jottrand.
Bruxelles, au siége de l'Association des industrielles de Belgique. 44 Rue du
Luxembourg. Librairie C. Muquardt. 176 S.
Auf dem geringen Raume verbietet es sich von selbst, eingehend die vielen
Sicherheitsvorrichtungen, wie sie sich u.a. in den Werken von Kraft, Putsch und der Mülhausener Gesellschaft finden, zu beschreiben. Der Verfasser hat sich
darauf beschränkt, den leitenden Gedanken für die Sicherheitsvorrichtung klar zu
legen und das Wesentliche zu betonen. Bemerkenswerth sind auch die den Schluss
bildenden Entwürfe von Vorschriften, die den Gebrauch der Sicherheitsvorrichtungen
regeln sollen.
Die Bekämpfung der Sturzwellen durch
Oel und ihre Bedeutung für die Schiffahrt von J.
Grossmann. Wien. C. Gerold's Sohn. 140 S.
Nach einer kurzen Geschichte der Anwendung des Oeles zur Beruhigung der Sturzwellen,
sucht der Verfasser die Erscheinung zu erklären, erläutert dieselbe in ihrem
äusserlichen Auftreten, in der Eigenschaft der Bewegung der Wellen und der
Oberflächenspannung des Wassers. Auch bespricht der Verfasser die Oele bezüglich
ihrer grösseren oder geringeren Fähigkeit für die Zwecke der Beruhigung der
Wellen.
Die maschinellen Hilfsmittel der
chemischen Technik von Alwin Parnicke,
Civilingenieur, vormals Oberingenieur an der Chemischen Fabrik Griesheim. 320 S. mit
337 Abbildungen. Verlag von H. Bechhold. Frankfurt a. M. Preis geb. 10 M.
Das, wie sich aus nachstehendem Inhaltsverzeichniss ergibt, sehr zeitgemässe Werk
wird durch anerkennende Worte Haeussermann's
eingeführt. Es füllt eine Lücke aus, indem es dem in die praktische Thätigkeit
eintretenden Chemiker mit den allgemein für ihn wichtigsten maschinellen
Hilfsmitteln in verständlicher und meist ausreichender Weise bekannt macht. Der
Inhalt ergibt sich aus nachstehenden Hauptüberschriften: Allgemeines (S. 1 bis 28),
Kraftquellen (S. 29 bis 75), Kraftübertragungen (S. 76 bis 82),
Transportvorrichtungen (S. 84 bis 128), Zerkleinerungsmaschinen (S. 129 bis 148),
Mischmaschinen (S. 149 bis 162), Schmelz-, Auflös- und Auslaugevorrichtungen (S. 163
bis 175), Concentrationsvorrichtungen (S. 176 bis 205), Vorrichtungen zum
mechanischen Trennen, einschliesslich der Extractions- und Fractionsverfahren (S.
206 bis 249), Trockenanlagen (S. 250 bis 270), Apparate zur Bestimmung des
Gewichtes, der Temperatur, des Druckes und des Zuges (S. 271 bis 287), Gesetzliche
Verordnungen (S. 288 bis 320).
Aus Hartleben's chemisch-technischer Bibliothek sind neuerdings nachstehende Bände
ausgegeben:
Band 25. Die Kitte und
Klebemittel. Ausführliche Anleitung aller Arten von Kitten und Klebemitteln
für Glas, Porzellan, Metalle, Leder, Eisen, Stein, Holz, Wasserleitungs- und
Dampfröhren, sowie der Oel-, Harz-, Kautschuk-, Guttapercha-, Caseïn-, Leim-,
Wasserglas-, Glycerin-, Kalk-, Gyps-, Eisen-, Zinkkitte, des Marineleims, der
Zahnkitte u.s.w. von Sigmund Lehner. 4. Auflage. 2,60
M.
Band 212. Das Conserviren des
Holzes von L. E. Andés. Mit 54 Abbildungen.
251 S. 4 M.
(Inhalt: Trocknen des Holzes, Conserviren mit den verschiedenen üblichen chemischen
Mitteln, Imprägniren gegen Feuersgefahr, Biegsam machen.)
Band 213. Die Walkecht-Färberei der
ungesponnenen Baumwolle. Enthaltend die bewährtesten älteren, sowie die
neuesten Färbemethoden über diesen wichtigen Industriezweig, die genaue Anwendung
echter, natürlicher und künstlicher Farbstoffe, Oxydations- und Diazotir-Verfahren.
Von Eduard Herzinger. 74 S. 2 M.
(Inhalt: Kurze Beschreibung des Rohmaterials, Anwendung der gebräuchlichen Farbstoffe
– der Naturfarbstoffe, der basischen Anilinfarben, der direct färbenden Aniline –
Diazotiren und Entwickeln, Farbstoffe für verschiedene Farben. Die Angaben sind
meist in der bei Praktikern beliebten Receptform gegeben.)