Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 288 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Heizanlage des Rathhauses in Neuss mit Gasöfen.
Die Firma J. G. Houben Sohn Carl in Aachen theilt uns
mit, dass sie im Vorjahre sämmtliche Räume des nach den Plänen des städtischen
Bauraths Thoma umgebauten Rathhauses zu Neuss mit ihren
Gasheizöfen (vgl. 1888 270 * 458) versehen hat. Im Ganzen
kamen 26 Gasheizöfen, darunter einige von ungewöhnlicher Grösse, zur Verwendung,
welche sämmtliche Räume des Rathhauses in ausgiebiger Weise heizen. Es ist weder
Centralheizung angelegt, noch sind Kohlenöfen aufgestellt, vielmehr müssen die
Gasöfen die völlige Erwärmung bewirken. Die Stadtbauverwaltung äussert sich durchaus
befriedigt über die Leistungsfähigkeit der Anlage, sowie über die einfache und
bequeme Abführung der Verbrennungsgase.
Druckverlust in Wasser-, Luft- und Dampfröhren.
Oberingenieur Flamant hat nach Annales des mines, 1893 S. 196, als Ergebniss zahlreicher Versuche
folgenden Ausdruck zur Berechnung des Druckverlustes in geradlinigen Wasserleitungen
aufgestellt:
h=4\,\alpha\,L\,\left(\frac{U^7}{D^5}\right)^{¼}
worin h den Verlust an Druckhöhe
in Meter Wasser, L die Länge, D den Durchmesser der Leitung und U die
Geschwindigkeit des Wassers in derselben, sämmtlich in Meter ausgedrückt, bedeuten;
a ist ein Coëfficient, der für neue gusseiserne
Röhren gleich 0,000185, für gebrauchte gleich 0,000230, dann für solche aus Glas,
Blei und Weissblech gleich 0,000130 bis 0,000155 zu setzen ist. Bei gebrauchten
Gusseisenröhren, also für a = 0,000230, wird
h=0,00092\,L\,\left(\frac{U^7}{D^8}\right)^{¼}
während nach der alten Weisbach'schen Angabe
h=0,001218\,L\,\frac{U^2}{D}
zu setzen ist. Für U = 1 m wird
z.B.
bei D =
0,05
0,5 m
nach Flamant h =
0,0389
0,00217 m
nach Weisbach h =
0,0243
0,00243 m;
bei U = 1 und D = 0,325 m ergeben beide Formeln den gleichen Werth
h = 0,00374 m. Röhren von weniger als 0,325 m
Durchmesser verursachen nach Flamant's Regel grösseren
Widerstand als nach der Weisbach'schen, weitere
umgekehrt; besonders für engere Röhren dürfte das Flamant'sche Ergebniss den Thatsachen besser entsprechen.
Bezüglich des Druckverlustes in Dampf- und Luftleitungen wurden von Prof. Ledoux nach Annales des
mines, 1892 II S. 541, Beobachtungen angestellt und nach denselben Regeln
über die Bestimmung der Durchmesser solcher Leitungen entwickelt. Dabei ist der
Ausdruck
z=k\,\delta\,\frac{L\,U^2}{D}
beibehalten, worin z den
Druckverlust in Atmosphären zu 10000 kg auf 1 qmm, L
und D Länge und Durchmesser der Leitung in Meter, 8 das
Gewicht von 1 cbm Luft oder Dampf in Kilogramm und U
die Geschwindigkeit in Meter, endlich k einen
Zahlencoëfficienten bedeutet, welcher sich aus Ledoux'
Versuchen für Luft zu
k = 0,000000091
ergibt. Dieser Werth wurde als Mittel der Beobachtungen an
drei Leitungen von je nahezu 300 m Länge und den Durchmessern gleich 100, 71 und 47
mm erhalten und gilt jedenfalls innerhalb der bei den Versuchen vorkommenden Werthe
von U gleich 10 und 80 m; er stimmt auch gut mit den
Ergebnissen der früher von Stockalper durchgeführten
Versuche, mit Ausnahme von zweien der letzteren, welche Stockalper selbst als unverlässlich bezeichnet hatte.
Für Dampf wurde die Ermittelung bei denselben Röhren, die früher für die Versuche mit
Luft gedient hatten, vorgenommen, und zwar bei jeder von den drei Leitungen an drei
Stellen, nach je 100 m Länge. Hier wurde
k = 0,00000011
gefunden, welcher Werth mit dem von Gutermuth erhaltenen k = 0,000000114
befriedigende Uebereinstimmung zeigt. (Nach der österr.
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1893 S. 411.)
Ueber Molybdänmetall.
Der Zeitschrift Stahl und Eisen (1893 Nr. 16) wird
geschrieben:
Unter den Metallen, welche dem Tiegelgusstahl behufs Erzielung sehr grosser Härte
beigegeben werden, wird das Wolframmetall so lange die hervorragendste Stelle
einnehmen, bis man ein anderes Metall gefunden haben wird, welches dem Stahl bei
besserer Schmiedbarkeit und geringerer Sprödigkeit die gleiche Härte verleiht.
Es sind zu derartigen Stahllegirungen bereits Uran, Titan, Cer u.s.w. vorgeschlagen
und versucht worden, man hat diese Metalle indessen verlassen müssen, wohl
meistentheils ihres unerschwinglich hohen Preises wegen.
Es haben in neuerer Zeit einige Stahlindustrielle ihr Interesse auf das dem
Wolframmetall chemisch am nächsten verwandte Molybdänmetall gerichtet.
Da das reine Molybdänmetall indessen in Folge seiner schwierigen Darstellungsweise
als kostbares chemisches Präparat einen Preis hatte, der dessen Verwendung für die
Technik ausschloss, griff man zum Ferromolybdän, einer etwa 10procentigen
Molybdän-Eisenlegirung. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Legirung, welche
aus Schwefelmolybdän hergestellt war, nicht schwefel- und phosphorfrei zu erhalten
und daher zu genanntem Zwecke unbrauchbar war.
Neuerdings ist nach einem der Firma Sternberg und
Deutsch, chemische Fabrik in Grünau bei Berlin, in den meisten
Industriestaaten patentirten Verfahren (D. R. P. Nr. 69704) sowohl die Preis- als
auch die Frage nach der Güte des Molybdänmetalls als gelöst zu betrachten, da diese
Firma das Molybdänmetall zu einem Preise von etwa 8 M. für das Kilo bei einer
Reinheit von 96 bis 98 Proc. in den Handel bringt.
Der Gang des Verfahrens ist der, dass molybdänsaurer Kalk, der leicht chemisch rein
zu erhalten ist, mit Kohle reducirt wird. Das Molybdänmetall hat sich vom Kalk
getrennt und letzterer wird mittels Salzsäure entfernt. Man erhält nach diesem
Verfahren ein Molybdänmetall, welches ausser etwa 3 Proc. chemisch gebundenem
Kohlenstoff andere Stoffe als Molybdän nicht enthält.
Versuche, welche mit diesem Material gemacht wurden, ergaben, dass der Zusatz des
Molybdäns zu dem Stahl nur etwa 50 Proc. des anderenfalls erforderlichen
Wolframgehalts zu betragen habe, um dieselbe Härte zu erzielen, ein Umstand, der
vielleicht mit dem Atomgewicht beider Metalle (Wolfram = 184, Molybdän = 96), sowie
deren spec. Gewicht (Wolfram = 19, Molybdän = 9) im Zusammenhange stehen dürfte. Der
erhaltene Stahl hatte bei 2 Proc. Molybdängehalt eine silberweisse Farbe,
sammetartigen Bruch und eine ausserordentliche Härte.
Jedenfalls wäre es an der Zeit, wenn nunmehr von fachmännischer Seite die den
Wolframstahlsorten entsprechenden Molybdänstähle hergestellt und damit Versuche in
grösserem Maasstabe gemacht würden. Dieselben dürften manche werthvolle Eigenschaft
aufzuweisen haben.
Elektrische Kraftübertragung in Rodewisch.
Auf dem Messingwerke Rodewisch in Sachsen waren bisher die beiden etwa 1 km von
einander entfernten Werke nur mit Wasser- und Dampf kraft ausgerüstet. Um die hoben
Kosten und den Zeitverlust zu umgehen, welche die Beförderung der Materialien von
einem Werke zum anderen verursachte, ist nach dem Elektrotechnischen Echo, 1893 S. 205, das nur mit Wasserkraft betriebene
Werk ausser Betrieb gesetzt, an das andere aber ein Neubau angefügt worden; eine 55
-Turbine an der Stelle des ersteren treibt eine Dynamo, und eine
Doppelleitung aus Kupfer führt deren Strom dem beim Neubau aufgestellten Motor zu.
Letzterer treibt theils allein, theils mit einer Dampfmaschine die Betriebswelle und
mittels eines Riemens die vorhandene Lichtmaschine. Die wirkliche Nutzleistung
zwischen Dynamoachse und Motorachse wird zu 76 bis 78 Proc. angegeben.