Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 192 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
W. E. Irish's elektrische Bogenlampe.
In eigenthümlicher Weise benutzt W. E. Irish in
Cleveland, Ohio, nach seinem englischen Patente Nr. 13167 vom 19. Juli 1892 die
Erwärmung eines Leiters in einer elektrischen Bogenlampe zur Bildung des Lichtbogens
und zur Regulirung der Kohlenstäbe. Beim Anlassen geht der Strom durch einen
lothrechten Leiter, welcher an dem einen Ende mit einem im Lampengestell gelagerten
zweiarmigen Hebel verbunden ist; durch den Strom wird der Leiter erwärmt, dehnt sich
aus und gestattet einer Feder, den Hebel am anderen Ende nach oben zu ziehen, so
dass dieser die eine Röhre einer Kuppelung am oberen Kohlenträger nach oben schiebt
und den Lichtbogen bildet. Wird der Bogen zu lang, so zieht sich jener jetzt durch
die Minderung des Stromes sich abkühlende Leiter zusammen und der Hebel verschiebt
die zweite Röhre der Kuppelung und durch sie wird die obere Kohle nach unten
bewegt.
Bei einer anderen Anordnung wird noch eine Glimmerscheibe in dem die Glasglocke
haltenden Ringe angebracht, um die heissen Kohlentheilchen aufzufangen und sie
abzuhalten, das Licht zu verfinstern.
Die Benutzung von Speicherzellen für die Telegraphie.
Seit der 1884 von W. H. Preece gemachten Mittheilung
über die Benutzung von Speicherzellen bei den englischen Telegraphen hat sich der
Gebrauch derselben erweitert. In dem im August 1892 zu Edinburgh in der British
Association gehaltenen Vortrage (vgl. Electrician, 1892
Bd. 29 * S. 386) liefern solche Batterien den Strom für zwei grosse Gruppen, deren
eine 110 einfache Nadeltelegraphen, die andere 100 Morse-Farbschreiber und Klopfer
enthält. Von den im Keller aufgestellten Arbeits- und Vorrathszellen führen Drähte
zunächst nach dem Umschalter im Apparatsaale, dann wieder zu einem Umschalter in dem
Batterieraume, wo jede Gruppe in 10 Untergruppen getheilt ist. So kann eine
fehlerhafte Batterie leicht ausgeschaltet werden und bei etwaigem Kurzschluss an
einem der Apparate wird ein allgemeines Aussetzen der ganzen Gruppe verhütet; denn
der Widerstand der Zuführungen zwischen den Apparaten und den Unterabtheilungen im
Keller lässt nicht zu, dass einer der Apparate selbst bei Kurzschluss mehr als 3
Ampère von der Batterie entnimmt. Schmelzdrähte verhindern Beschädigung der Apparate
und Feuersgefahr. Alle Leitungen sind Stadtleitungen und haben nahezu gleichen
Widerstand, so dass Ausgleichungswiderstände nicht nöthig werden. Die Stromstärke
misst 17 bis 20 Milliampère. Die elektromotorische Kraft bei den Nadeltelegraphen
beträgt 20 Volt; 10 Zellen liefern den positiven, 10 den negativen Strom, und in der
Mitte ist die Erde angelegt.
Seit 1889 werden ausserdem 22 Zellen für die 10 Motoren der Vertheiler der
Vielfachtelegraphen von Delany (vgl. 1885 255 * 328) benutzt, deren jeder etwa 0,12 Ampère
fordert.
Seit der Uebertragung des ganzen Festlandsbetriebes nach dem Gebäude der General Post
Office in St. Martins-le-Grand am 17. October 1891 werden die 59 Leitungen nach dem
Festlande alle auch mit Speicherbatterien betrieben. Wegen ihrer verschiedenen Länge
und wegen der Benutzung von Uebertragern auf englischer Seite bei einigen Linien
musste eine verschiedene Anordnung gewählt werden. Dazu fand man es unzulässig,
dieselbe Polarität für alle Länder zu benutzen: die deutschen, holländischen und
belgischen Linien nehmen positiven, die französischen negativen Strom. Die 59
Leitungen sind in 4 Gruppen getheilt; da diese langen Leitungen 100 Volt (50 Zellen)
fordern, so liegt die Gefahr einer Entsendung Gefahr drohender Ströme näher; deshalb
sind Widerstände von 100 Ohm bei jedem Apparate in die Zuleitungsdrähte
eingeschaltet, so dass nicht mehr als 1 Ampère in die Linie strömen kann. Ausserdem
werden Hauptschmelzdrähte, welche bei 10 Ampère die Leitung unterbrechen, bei jeder
Leitungsgruppe im Batterieraume aufgestellt. Schmelzdrähte für 3 Ampère sind
ausserdem den Apparaten beigegeben, um Beschädigung der Apparate und Leitungen für
den Fall des Kurzschlusses eines Sicherheitswiderstandes zu verhüten. Wo mitunter
Uebertrager benutzt werden müssen, können nach Bedarf 100 oder 1000 Ohm Widerstand
eingeschaltet werden.
Auch für die Telephonlinie London-Paris werden Speicherbatterien verwendet und
erweisen sich da wegen ihrer unveränderlichen Stromstärke ganz besonders
geeignet.
Die Ladung der Zellen erfolgt da, wo Vorrathszellen vorhanden sind, zu jeder
gelegenen Zeit; wo keine da sind, wird bei Nacht geladen, weil da eine geringe
Erhöhung der elektromotorischen Kraft am wenigsten stört. Man lässt die
elektromotorische Kraft nicht unter 1,95 Volt für jede Zelle herabgehen.
E. A. Sperry's elektrische Stossbohrmaschine für
Bergwerke.
Im Electrician, 1892 Bd. 29 * S. 309, wird eine
eigenthümliche, zur Benutzung in Bergwerken bestimmte elektrische Bohrmaschine mit
unmittelbarem Stoss (vgl. 1892 285 168 und * 277, van Depoele und Siemens und
Halske) erläutert, welche E. A. Sperry in
einem Vortrage in dem American Institute of Electrical Engineers beschrieben hat.
Der hin und her gehende Schaft trägt an dem einen Ende den Bohrer; eine kräftige
Feder treibt ihn gegen das Gestein, der Elektromotor zieht ihn zurück. Ein Puffer
nimmt den Stoss auf, falls der Bohrer das Gestein nicht erreicht. Die Feder gibt
einen Anfangsdruck von 227 k. Das andere Schaftende ist in geeigneter Weise mit dem
Ende eines lose auf seiner Achse sitzenden Krummzapfens verbunden, mit welchem durch
einen Zapfen ein zweiter Arm verbunden ist; die Achse geht frei durch ein längeres
bogenförmiges Loch des Armes, dessen Ende durch eine lange Bogenfeder mit dem Ende
des Krummzapfens verbunden ist. Ein Sperrkegel am Ende des Armes wird durch eine
Feder in die Zähne am inneren Umfange eines Zahnrades eingelegt, das der stetig
laufende Motor mittels eines Triebes treibt. Hat nun der Motor den Krummzapfen unter
Spannung der Feder bis zum todten Punkte vorwärts bewegt, so kommt die Feder zur
Wirkung, treibt den Bohrer gegen das Gestein und dreht den Krummzapfen und den Arm
mit dem Sperrkegel dem Zahnrade voraus rasch vorwärts bis zum zweiten todten Punkte,
an welchem sich dann der Sperrkegel wieder in die Zähne des Rades einlegt und das
Spiel von neuem beginnt. In der Minute werden 160 bis 225 Schläge gegeben und wenn
der Schlag bei einem Abstande von 25 mm der Schulter des Schaftes vom Puffer
erfolgt, so trifft er das Gestein mit 454 k.
Bücher-Anzeigen.
Deutscher Hochschulkalender für das
Wintersemester 1892-93. Ausgabe B für
Oesterreich-Ungarn und Riga. Leipzig, A. Felix.
Der vorliegende Kalender ist als Abtheilung B bereits 1892 286 264 angekündigt. Die Anordnung ist die frühere und die Specialangaben
beziehen sich auf die technischen Lehranstalten in Brunn, Graz, Prag, Wien, Leoben,
Pribram, Riga, wo die Vorträge in deutscher Sprache gegeben werden.
H. Hilbig, Deutsch-Russisches Taschen-Wörterbuch für Techniker
(Riga, Verlag von Alexander Stieda, 1893; Klein Octav, 136 S.) ist bei dem jetzt so
regen Streben der Völker, sich auch sprachlich näher zu treten, mit Freuden zu
begrüssen und wird sicher eine vielfach gefühlte Lücke ausfüllen. Es bildet für den
Techniker insbesondere eine gute Ergänzung zu dem Russisch-Deutschen
Taschen-Wörterbuch von R. Mieskowski.