Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 22 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ueber das Pressen von Artilleriegeschossen.
Bekanntlich werden die Mäntel der Geschosse für Schnelllade- und Kanonen mittleren
Kalibers der Feldgeschütze neuerdings aus Flusstahl gepresst. In Deutschland werden
derartige Mäntel bereits seit längerer Zeit gefertigt. Ueber die Fabrikation war
wenig in die Oeffentlichkeit gedrungen, bis, wie Stahl und
Eisen, Nr. 13 vom Juli 1892, mittheilt, Iron
Age eine eingehende Beschreibung der bei Brooklyn gelegenen Fabrik und der
Fabrikationsart der United States Projectile Company
abdruckte. Da von einer deutschen und einer englischen Firma nach demselben
Verfahren gearbeitet wird, so ist die Veröffentlichung der trefflichen
amerikanischen Zeitschrift von doppeltem Interesse und entnehmen wir derselben die
folgenden Mittheilungen darüber.
Am brooklynseitigen Ufer der New Yorker Bai steht ein anspruchsloses Gebäude, in
welchem gegenwärtig Granaten und Shrapnels für die amerikanische Regierung
angefertigt werden. Die Gesellschaft, welche diese Arbeiten ausführt, ist die United States Projectile Company, an deren Spitze E. W. Bliss und die E. W. Bliss
Company in Brooklyn stehen. Letztgenannte Gesellschaft hat alle
erforderlichen Maschinen entworfen und gebaut, während die Projectile Company von der Regierung gegenwärtig Aufträge auf 18000
Geschosse von 4, 5 und 6 Zoll (10,1, 12,7 und 15,2 cm) äusserem Durchmesser erhalten
hat. Die Preise derselben sind je nach der Grösse und Gattung zwischen 2,5 und 12
Doll.
Die Anlage umfasst nach den Mittheilungen des Directors Poter einen grossen Gasofen, zwei kleine und zwei grosse hydraulische
Pressen, einen Accumulator für eine Pressung von 2500 Pfund auf 1 Quadratzoll
(175,75 k auf 1 qc) nebst den erforderlichen Pumpen.
Eine der zwei kleineren Pressen besteht aus zwei Säulen aus Stahl, die oben durch ein
Querstück verbunden sind, welches den hydraulischen Cylinder trägt, dessen Kolben
einen Durchmesser von 14 Zoll engl. (356 mm) und einen ebenso grossen Hub hat. Bei
einer Pressung von 2500 Pfund auf 1 Quadratzoll arbeitet der Plunger mit nahezu
400000 Pfund Druck oder etwa 180000 k.
Eine grössere Maschine besteht gleichfalls aus einem Paar Stahlsäulen, die ein
gusseisernes Querstück tragen, in dessen Mitte sich die Lager für die Welle zweier
Balanciers befinden, von deren Enden je eine Zugstange nach abwärts führt. Je zwei
zusammengehörige derselben sind mit einem an dem unteren Plungerende befindlichen
Kreuzkopf verbunden. Die Entfernung zwischen den Plungermitteln beträgt 7,65 m,
während die Kolben einen Durchmesser von 406 mm und einen Hub von 1,5 m haben. Das
Gewicht der Maschine beträgt 60 t.
Gegenwärtig werden die Pressen durch eine vierwegehahnartige Einrichtung gesteuert,
welche bei den kleinen Pressen mittels Hebeln und bei den grösseren mittels eigener
Handräder bewegt werden. Die Ventile sind so angeordnet, dass das Wasser an dem
einen Ende des Plungers eintritt, während das gebrauchte Wasser gleichzeitig am
anderen Ende austritt.
Um die Maschine umzusteuern, müssen die Ventile in umgekehrter Richtung wirken. Man
nimmt zur Zeit eine Aenderung an diesen Ventilen vor, so dass es möglich sein wird,
die Maschine unter einer geringeren Wasserpressung, etwa 100 oder 125 Pfund auf 1
Quadratzoll, leer laufen zu lassen. Die Ersparnisse, die man durch diese Einrichtung
zu machen hofft, werden auf wenigstens 2 t Kohlen im Tag veranschlagt.
Der Stahl, aus welchem die Geschosse gemacht werden, wird von der Troy Steel and Iron Company in Troy, N. J., geliefert.
Gemäss den von der Regierung vorgeschriebenen Lieferungsbedingungen muss die
Festigkeit desselben 70000 Pfund auf 1 Zoll (49,2 k auf 1 qmm) betragen. Für die
Vorzüglichkeit des Materials spricht der Umstand, dass dasselbe trotz der
ungewöhnlich starken Inanspruchnahme beim Pressen keinerlei Risse oder sonstige
Fehler zeigt. Als bester Beweis für die Güte des verwendeten Metalls lässt sich
anführen, dass die Gesellschaft trotz der ausserordentlich strengen Bedingungen
nicht mehr als 2,5 Proc. der erzeugten Geschosse Ausschuss hat.
Die Abmessungen der 5zölligen Stahlgranaten und zulässige Grenzwerthe sind in engl.
Zoll:
Länge
16,85 + 0,15
Aeusserer Durchmesser des Körpers
4,97 + 0,01
Wanddicke
0,35 + 0,03
Dicke der Grundfläche
1 + 0,05
Aeusserer Radius an der Spitze
9,94
Innerer Radius
6,94
Loch in der Spitze
1,4
Die Zuspitzung beginnt 4,85 Zoll
vom Ende.
Aus den hier angegebenen zulässigen Grenzwerthen ist schon zu ersehen, dass die
Arbeit ausserordentlich genau sein und dass namentlich auf die
Fertigstellungsarbeiten sehr viel Sorgfalt verwendet werden muss. Es ist daher
nothwendig, die einzelnen Stücke dreimal warm zu machen, und zwar zweimal um die
Reduction vorzunehmen, und das dritte Mal, um das offene Ende zur Bildung der
Geschosspitze bis auf das zur Aufnahme des Zünders dienende Mundloch zu
schliessen.
Wie unsere Quelle angibt, soll es, wenn die maschinelle Einrichtung verdoppelt würde,
möglich sein, die Shrapnels in einer Hitze und die
Granaten in zwei Hitzen fertig zu machen, wodurch
natürlich grosse Vortheile hinsichtlich der Productionsmenge und der
Gestehungskosten zu erzielen wären. Das Pressen der Shrapnelmäntel ist deshalb
einfacher, weil deren Oeffnung nicht zu einer Spitze zusammengezogen wird.
Ein Hauptpunkt ist die Herstellung der Ringe, durch welche die Geschosse gepresst
werden. Mit Ausnahme des letzten Ringes werden die mit grossem Uebermaass der
Wanddicke gefertigten Ringe, nachdem sie zu weit geworden sind, durch Ausschleifen
auf den Durchmesser eines Ringes nächster Grösse erweitert; auf diese Weise können
die Ringe so lange erweitert werden, als ihre Wandstärke dies zulässt. Manche Ringe
haben daher zum Pressen von mehr als 4000 Geschossen gedient und sind noch immer in
brauchbarem Zustande geblieben. Nicht so geht es aber mit den Ringen, welche die
Geschosse zuletzt passiren. Für die 5zölligen Geschosse sind die Fertigringe 10 Zoll
= 254 mm lang und genau gleich weit gehalten. Diese Ringe sind aus Gusseisen (?) von
besonderer Zusammensetzung hergestellt und halten 200 bis 400 Pressungen aus, ehe
sie unbrauchbar werden.
Wie uns mitgetheilt wird, hat eine deutsche Firma ein Verfahren ausgebildet, das dem
oben geschilderten zwar ähnlich ist, aber den Vorzug grösserer Einfachheit besitzt,
da es mittels derselben möglich sein soll, die Endform in einer Hitze zu erhalten.
Bürsten aus Aluminium.
In der Industrie angewendete Bürsten, also auch diejenigen der Buntpapierfabrikation,
zeigen den Uebelstand, dass sie in Folge der immerwährenden Benutzung und des fast
ununterbrochenen Durchtränktseins mit wässerigen Farblösungen den verderblichen
Einwirkungen der Feuchtigkeit unterworfen sind. Sie müssen von Zeit zu Zeit
getrocknet werden, und wenn dies nicht mit grosser Vorsicht geschieht, verzieht sich
das Holz, reisst vielleicht gar und ist nicht mehr im Stande, die Borsten zu halten.
Auch wenn sich der hölzerne Borstenträger nur verzogen hat, wird die Güte und
Gleichmässigkeit des Farbenauftrags schon beeinträchtigt. Das Streben der
Fabrikanten technischer Bürsten ist daher schon lange darauf gerichtet, einen Ersatz
für Holz zu finden, um den Bürsten unveränderliche Form und möglichst lange Dauer zu
geben. Zu diesem Zweck hat man u.a. versucht, Hartgummi statt Holz zu verwenden,
angeblich auch mit befriedigendem Erfolge. Noch besser und zuverlässiger sollen die
Aluminiumbürsten sein, welche die Firma Herrmann Müller
in Berlin S. 14, Dresdenerstrasse 98, seit kurzer Zeit anbietet. Der
Anschaffungspreis ist zwar höher als bei Hartgummi und Holz, die Aluminiumplatten
können aber nach Abnutzung der Borsten immer wieder verwendet werden, wodurch die
Bürsten sich im Laufe der Zeit sogar verhältnissmässig billig stellen sollen. (Papierzeitung.)
Herstellung von Quarzfäden.
Nachdem in neuerer Zeit die Quarzfäden als Aufhängefäden für Galvanometer und andere
physikalische Messinstrumente eine grosse Bedeutung erlangt haben, dürfte es unsere
Leser interessiren, ein Verfahren zur Herstellung solcher Fäden kennen zu lernen,
welches von Dr. Geitel und Dr. Elster in Wolfenbüttel herrührt.
Grob zerstossener Bergkrystall wird in einem Tiegel zur Rothglut erhitzt und durch
eine von oben kommende Stichflamme des Knallgasgebläses oberflächlich angeschmolzen.
Aus der so erhaltenen Kruste zusammengebackenen Quarzes lassen sich in der
Knallgasflamme Stäbchen formen. Ein solches wird an dem hinteren Ende eines
Rohrpfeiles befestigt, der mittels einer Armbrust abgeschossen werden kann. Man legt
den Pfeil auf, nähert dem daran befestigten Quarzstäbchen ein zweites, das man fest
in der Hand hält, und richtet auf die Berührungsstelle der beiden die Flamme
des Knallgasgebläses. Unter greller Lichtentwickelung schmelzen die Stäbchen
zusammen. Man schiesst nun die Armbrust ab, und der fortgeschleuderte Pfeil zieht
einen äusserst dünnen Faden von Quarz hinter sich her.
Ein Vorzug des im Knallgasgebläse verarbeiteten Quarzes ist bekanntlich sein
elektrisches Isolationsvermögen; im Gegensatz zu Glas ist er gegen Feuchtigkeit
unempfindlich. Ein Elektroskop, dessen Aluminiumblättchen durch Quarz isolirt waren,
behielt in mit Feuchtigkeit gesättigter Luft seine Ladung stundenlang bei.
Dies Verfahren unterscheidet sich von dem von Prof. Boys
angegebenen dadurch, dass vor den weiteren Manipulationen das Quarzpulver
oberflächlich zu einer Kruste zusammengeschmolzen wird, wodurch das ganze Verfahren
ausserordentlich erleichtert wird. Man kann so in der Zeit von 1 Stunde, wenn man
erst etwas Uebung erlangt hat, leicht eine Quantität feinster Quarzfäden herstellen,
die auf viele Jahre hinreicht. Bei dem hohen Preise der Fäden und ihrem schwierigen
Versandt dürfte das obige Verfahren der Herstellung von Quarzfäden für viele unserer
Fachgenossen von Werth sein. (Elektrotechnische
Zeitschrift, 1892 Heft 52 S. 698.)
Der Schiffsverkehr auf der ganzen Erde im J. 1888.
Ueber den Schiffsverkehr auf der Erde hat der Director des norwegischen statistischen
Centralbureau A. N. Kiär, der sich bereits durch
frühere Arbeiten und Schriften über Schiffsvermessung, und über die Handelsmarine
bemerklich gemacht hat, kürzlich eine Uebersicht und Zusammenstellung für das Jahr
1888 herausgegeben. Indem wir unseren Lesern daraus an der Hand der uns vorliegenden
Statist. Corresp. einige Mittheilungen machen,
bemerken wir zunächst, dass alle in nachfolgender
Aufstellung enthaltenen Zahlen „Registertonnen“ bezeichnen, nach denen der
Schiffsinhalt im internationalen Verkehr angegeben wird; sodann, dass in der
Aufstellung die Küsten-, Fluss- und Binnenschiffahrt nicht berücksichtigt, also auch
die Schiffahrt auf dem Kaspischen Meere und auf den grossen amerikanischen
Binnenseen nicht mit in Betracht gezogen worden ist.
Der Ein- und Ausgang überseeischer Schiffahrt betrug im J. 1888 in den Häfen von
1. Grossbritannien und Irland
75169400
2. Frankreich
31378700
3. der gesammten Türkei
27760600
4. Spanien
23368900
5. dem Deutschen Reich
18876200
6. Russland
14784100
7. Italien
14435500
8. Gibraltar
13403800
9. Malta
11780200
10. den Niederlanden
10654800
11. Schweden
10004900
12. Belgien
9820100
13. Portugal
7090200
14. Dänemark
7013900
15. Griechenland
5010200
16. Norwegen
4725300
17. Oesterreich
3462400
18. Finnland
2885800
19. Rumänien
2790000
20. Ungarn
1122500
–––––––––––
In Europa also zusammen
295537500 t.
Für Amerika gibt die Uebersicht den Gesammttonnengehalt der ein- und ausgegangenen
Schiffe mit
zusammen
67222900
für Afrika mit
„
24974000
„ Asien „
„
44569700
und
für Oceanien (Australien und
dieInselgruppen)
„
12016600
––––––––––
148783200
Nach Hinzurechnung von
295537500
––––––––––
als Gesammtsumme des europäischen
Schiffs-verkehrs ergibt sich für die ganze Erde
eineGesammtsumme von
444320700
Reg.-t
der im überseeischen Verkehr ein- und ausgelaufenen
Schiffe.
Aus vorstehender kleinen Tabelle erhellt, dass Europa mit beinahe ⅔, 66,4 Proc., des
Gesammttonnengehaltes der Schiffe betheiligt war; dann folgt Amerika mit 15,1, Asien
mit 10,1, Afrika mit 5,7 und Oceanien mit 2,7 Proc.
Sehr erfreulicher Weise nimmt unter den europäischen Staaten die deutsche
Schiffsbewegung in der Reihenfolge bereits die fünfte Stelle ein, während es noch 15
andere hinter sich hat, unter denen sich mehrere Länder befinden, deren Handels- und
auch Kriegsflotten früher die deutsche Marine bedeutend übertrafen. (Uhland's Verkehrszeitung.)
Der höchste Blechschornstein in England.
Der höchste aus Blech ausgeführte Schornstein in Grossbritannien wurde von der Pearson and Knowles Coal and lron Company in Darwen
erbaut. Er hat eine Gesammthöhe von 83,85 m, einen unteren Durchmesser von 8,4 m und
ist aus 308 Blechen zusammengesetzt, die in 66 Schüssen angeordnet sind. Die Anzahl
der verwendeten Nieten beträgt 17000, das Gewicht der ganzen Eisenconstruction ist
115 t. Die Aufstellung der Esse nahm 11 Wochen Zeit in Anspruch. (Stahl und Eisen.)
Flusseisen bei niedriger Temperatur.
Kintzlé's Versuche mit Thomasflusseisen bei ungewöhnlich
niedriger Temperatur haben ergeben, dass die flusseisernen Brücken auch bei der
bittersten Kälte ohne Besorgniss mit den üblichen Geschwindigkeiten und Lasten
befahren werden dürfen.
Verwendung von Dampfkraft zur Erzeugung des elektrischen
Stromes.
Wenn auch die Bestrebungen, schreibt die Stat. Corr.,
die in den Wasserfällen noch schlummernden grossen Kraftquellen der Erzeugung von
elektrischer Energie nutzbar zu machen, seit den gelungenen Versuchen dieser Art auf
der Frankfurter elektrotechnischen Ausstellung im J. 1891 nicht unwesentlich an
Umfang zugenommen haben, so bildet gleichwohl die Gewinnung des elektrischen Stromes
durch Dampfkraft heute noch das herrschende Verfahren. Letzteres trifft vornehmlich
in einem Lande wie Preussen zu, wo Wasserläufe mit starkem Gefälle nur in
verhältnissmässig geringer Zahl vorhanden sind.
Ueber den Umfang der Verwendung der Dampfkraft zu dem bezeichneten Zwecke sind in
Preussen zum ersten Male im J. 1891 seitens des königl. statistischen Bureaus
Ermittelungen angestellt worden; eine Wiederholung derselben im vorigen Jahre
lieferte im Vergleich zu der ersteren Erhebung folgendes Ergebniss. Von den
feststehenden und beweglichen Dampfmaschinen Preussens dienten im ganzen Staate
Preussen zum Betriebe von Dynamomaschinen:
ausschliesslichMaschinen
Pferdestärken
gleichzeitignoch
anderenZweckenMaschinen
Pferdestärken
zusammenMaschinen
Pferdestärken
Anfang 1891
794
39610
189
9870
983
49489
„ 1892
998
55396
262
13691
1260
69087
Davon entfielen auf den
Regierungsbezirk Wiesbaden:
Anfang 1891
28
622
8
183
36
805
„ 1892
33
1147
14
364
47
1511
Auf den Stadtkreis
Berlin:
Anfang 1891
135
15373
13
1073
158
16446
„ 1892
155
19673
37
1660
192
21233
Auf den Regierungsbezirk
Düsseldorf:
Anfang 1891
99
4388
45
3257
144
7645
„ 1892
121
6664
54
3833
175
10497
Die Gesammtzahl der im preussischen Staate zur Erzeugung von elektrischem Strome
nutzbar gemachten Dampfmaschinen hat in den beiden letzten Jahren also um 28,2 Proc.
und deren Leistungsfähigkeit um 39,6 Proc. zugenommen. Zu Anfang 1891 machten diese
Dampfmaschinen der Zahl nach 1,59 Proc. und der Leistungsfähigkeit nach 2,68 Proc.
aller feststehenden und beweglichen Dampfmaschinen Preussens aus; zu Beginn des
folgenden Jahres stieg erstere Ziffer auf 1,94, letztere auf 3,5 Proc. Während in
der bei weitem grössten Zahl der preussischen Regierungsbezirke eine Vermehrung
dieser Dampfmotoren eintrat, zeigte sich in den Regierungsbezirken Königsberg und
Köslin ein Rückgang, und in Gumbinnen, Stralsund, Stade, Aurich, Minden und
Sigmaringen blieb sich die Zahl derselben gleich. Berlin, welches in der Verwendung
von elektrischer Energie allen preussischen Regierungsbezirken weit voraussteht,
hatte in den beiden letzten Jahren bezüglich der Zahl der zum Betriebe von
Dynamomaschinen dienenden Dampfmotoren eine Vermehrung von 21,5 Proc. und bezüglich
der Leistungsfähigkeit derselben eine solche von 29,7 Proc. aufzuweisen. In dem
Regierungsbezirke Düsseldorf, welcher nach Berlin an zweiter Stelle folgt, blieben
die diesem Zwecke dienenden Dampfmaschinen der Zahl nach nicht viel hinter
denjenigen Berlins zurück; die Leistungsfähigkeit der Maschinen im Regierungsbezirke
Düsseldorf betrug dagegen nur halb so viel als die der Berliner Maschinen. (Nach Elektrotechn. Zeit)
Fussbodenanstrich.
Ein schöner, dauerhafter Anstrich für weiche Dielen soll nach folgender Vorschrift
erzielt werden:
1 k Tischlerleim, 30 g gepulvertes Kaliumbichromat, 100 g Anilinbraun und 10 l Wasser
werden 6 Stunden macerirt, bis zur Lösung des Leimes, und dann allmählich zum Sieden
erhitzt. Der Anstrich wird warm, aber nicht heiss mit einem gewöhnlichen Zimmerbesen
aufgetragen. Nach 2 bis 3 Tagen soll der Anstrich vollständig trocken und
wasserdicht sein. (Nach Süddeutsche Bauzeitung durch
Polytechnisches Notizblatt, 1892 Bd. 47 S.
242.)
Altmachen von Zinngegenständen.
Um Gegenständen aus Zinn und Zinnbleilegirungen ein altes Aussehen zu ertheilen,
empfiehlt H. Stockmeier, an Stelle des theueren
Platinchlorids eine verdünnte salzsaure Lösung von Antimonchlorid zu benutzen, am
einfachsten den käuflichen Liquor Stibii chlorati der Apotheken. Die betreffenden
gut entfetteten Gegenstände werden mit der Flüssigkeit bepinselt und nach dem
Eintrocknen vorsichtig abgerieben, zuletzt mit Oel. – Für den Fall, in dem der Preis
nicht in Betracht kommt, eignet sich für Decorationszwecke des Zinns
Palladiumchloridlösung, welche eine schöne blauschwarze Färbung erzeugt. (Nach Bayerischem Industrie- und Gewerbeblatt, 1892 Bd. 24 S.
496.)
Bücher-Anzeigen.
Lehrbuch der gotischen
Constructionen von G. Ungewitter. 3. Auflage.
Neu bearbeitet von K. Mohrmann, Professor am baltischen
Polytechnicum zu Riga. Leipzig. T. O. Weigel Nachfolger (Chr. Herm.Tauchnitz).
1889-1892. 24 M.
Mit der achten Lieferung ist das von uns mehrfach erwähnte Werk zum Abschluss
gekommen und umfasst jetzt 662 Seiten Text mit über 1500 Abbildungen auf 147 in den
Text eingeschobenen Tafeln und im Texte selber. Das Werk behandelt in zehn
Abschnitten die Gewölbe, die Form und Stärke der Widerlager, die Pfeiler, Säulen und
Auskragungen, die Grundrissbildung der Kirche, die Kirche im Querschnitt und
Aufriss, die Gliederung und Bekrönung der Wand, Fenster und Maasswerk, die Thüren
und Portale, die Aufrissentwickelung der Thürme und die decorative Malerei.
Von dem Texte ist etwa ¼ neu hinzugekommen, die Abbildungen sind um ⅔ der früheren
Auflage vermehrt. Im Texte ist Klarheit und Kürze in wünschenswerther Vereinigung,
die Figuren betonen, dem Titel entsprechend, vorzugsweise die constructive Seite der
Gotik, was dadurch gerechtfertigt erscheint, dass Abbildungen, welche die plastische
Wirkung gotischer Bauten wiedergeben, in der Literatur des Bauwesens zahlreich
vorhanden sind.
Das Werk zählt unbestritten zu den besten seiner Art.
Wohlfahrtseinrichtungen über ganz
Deutschland durch gemeinnützige Actiengesellschaften. Ein Stück socialer
Reform von Paul Lechler. Stuttgart. W. Kohlhammer's
Verlag. 20 S.
Verfasser tritt dafür ein, dass die durch das Invaliditäts- und
Altersversicherungsgesetz angesammelten Kapitalien, sowie das Privatkapital mehr als
bisher dem Wohle der Arbeiter zugewendet und zur Erledigung der Wohnungsfrage
benutzt werde. – Staatsaufsicht, staatliche Garantie für Zins und Kapital, Gründung
von freiwilligen Wohlfahrtsvereinen zur Leitung der Geschäfte.
Handbuch der Sprengarbeit von Oscar Guttmann. Braunschweig. Vieweg und Sohn. 98 S. 6
M.
Der durch seine gediegenen Berichte über Sprengstoffe und Sprengtechnik den Lesern
unseres Journales wohlbekannte Verfasser hat in dem vorliegenden Werke eine
systematische Uebersicht über die Sprengarbeiten geboten. Nach einer kurzen
geschichtlichen Darstellung der Sprengarbeit gibt der Verfasser eine Uebersicht über
die Sprengmittel, die Herstellung der Minen, die Zündung und die verschiedenen
Sprengarbeiten. Der Darstellung, die hauptsächlich mit dem praktischen Theile der
Sprengarbeit beschäftigt, liegen die reichen langjährigen praktischen Erfahrungen
des auf diesem Gebiete sehr unterrichteten Verfassers zu Grunde.