Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 24 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Grösse Wasserhaltungsmaschine.
Diese von der Maschinenfabrik Buchau in Magdeburg-Buckau
fertiggestellte liegende Zweicylinder-Wasserhaltungsmaschine ist bestimmt, einen im
vorigen Jahre ersoffenen Schacht in Russisch-Polen zu entwässern, und soll bei 10
Umgängen in der Minute 20 cbm Wasser aus einer Tiefe von 165 m heben. Ihre Leistung
wird bei 12 minutlichen Umgängen und bei 5 at absoluter Admissionsspannung mit etwa
1500 angegeben. Zum Antriebe der Schachtpumpen, welche von der Firma Haniel und Lueg in Düsseldorf – Grafenberg geliefert
werden, dienen zwei in der Höhe des Tagkranzes gelagerte, unmittelbar von der
Maschine bewegte Kunstwinkel. Die Dampfmaschine ist als
Zweicylinder-Receivermaschine mit hinter einander liegenden Cylindern gebaut und
arbeitet mit Condensation. Ihr Fundament ist über dem Tagkranze des Schachtes so
weit erhöht, dass bei der Mittelstellung der Kunstwinkel die Kuppelstange der
letzteren mit der Maschinenachse in einer Linie liegt. Die Kunstwinkel werden
mittels einer Schubstange von dem rückwärtigen Querhaupte der Kolbenstange des
Niederdruckcylinders bewegt. Die Schwungradwelle ist an dem vorderen Maschinenende
gelagert. Zwischen den beiden Dampfcylindern ist eine eingleisige Führung für das
Kuppelstück der beiden Kolbenstangen angeordnet. Die Dampfcylinder sind mit
Dampfmänteln versehen und werden durch Ventile gesteuert. Der Kolbendurchmesser des
Hochdruckcylinders misst 1600 mm, der des Niederdruckcylinders 2500 mm; der
Kolbenhub ist 2500 mm. Das Volumenverhältniss des Hochdruck- zum
Niederdruckcylinder, beiläufig 0,41, dürfte bei der in Aussicht genommenen
Dampfspannung von 5 at abs. und bei massiger Expansion (bis etwa 0,6 at
Expansions-Endspannung) genau der gleichen Arbeitsvertheilung auf beide Cylinder
entsprechen.
Ungewöhnlich stark ist die aus Gusstahl gefertigte hohle Kolbenstange des
Niederdruckcylinders, deren äusserer Durchmesser 400 mm beträgt, der = 1,414 des
Durchmessers der voll berechneten Kolbenstange ist. Dabei ist die Fleischstärke der
Stange 60 mm.
Das Schwungrad hat einen Durchmesser von 12 m, bei einem Gewichte von 60000 k. Der
Schwungring ist aus 10 Segmenten zusammengesetzt; die Nabenscheibe hat 3 m
Durchmesser. Die 10 Arme sind einzeln gegossen. Ansehnliche Grösse hat auch die
geschmiedete Kurbelwelle: die Lagerzapfen haben 600 mm Durchmesser und 900 mm Länge;
im Schwungradsitze ist die Welle 700 mm stark. Die Länge der Welle zwischen den
beiden Lagermitten ist 4500 mm. Der Kurbelzapfen hat einen Durchmesser von 370 mm. –
Der 28 m lange, zweiwangige Fundamentrahmen ist der Länge nach 5mal getheilt und
seine Anker sind so angeordnet, dass sie möglichst viel Fundament fassen. Die
Dampfcylinder sind auf dem Fundamentrahmen so gelagert, dass ihre wagerechte
Achsenebene in die Mitte der Rahmenhöhe fällt. Die Höhe des Fundamentkörpers beträgt
5 m.
Das Gesammtgewicht der Maschine wird mit 320000 k angegeben. Das in Riegelmauerwerk
projectirte Maschinenhaus hat im Lichten 33 m Länge, 12 m Breite und 11,7 m Höhe.
Zur bequemen Handhabung der schweren Maschinentheile beim Aufstellen und bei
etwaigen Reparaturen ist über der Maschine ein hochbeiniger, auf Schienen geführter
Laufkrahn von 15000 k Tragkraft aufgestellt. Unterhalb der Schwungrad welle sind
zwei hydraulische Druckapparate zum Anheben der Welle angebracht. Eine 15 pferdige
Zwillingsmaschine besorgt das Andrehen des Schwungrades beim Anlassen. Die Luftpumpe
wird durch eine besondere Dampfmaschine angetrieben.
Die Wasserhaltungsmaschine wurde sammt Zugehör von der Maschinenfabrik Buckau in der Zeit von 7 Monaten geliefert, (Oesterreichische Zeitschrift, 1892 Nr. 36.)
Gradirwerk ohne Ventilator.
In letzter Zeit sind von der Maschinen- und Armaturfabrik
vorm. Klein, Schanzlin und Becker in Frankenthal (Rheinpfalz) mehrere
Gradirwerke nach dem Patent Klein zum Rückkühlen des
Einspritzwassers von Dampfmaschinen-Condensatoren aufgestellt worden, welche eine
gegen früher veränderte Einrichtung haben (vgl. 1891 282
* 102). Das Wasser läuft bei diesen Gradirwerken an senkrechten Bretterwänden, wie
die Figur zeigt, nieder, welche es beiderseits mit einer dünnen Schicht überzieht,
wobei es durch geringe Verdunstung an der Luft gekühlt wird.
Textabbildung Bd. 286, S. 24 Während nun bei den früheren Anlagen die Luft mittels eines Ventilators
zwischen die Bretterwände geblasen wurde, entsteht bei diesen Gradirwerken ein
Luftzug durch die Erwärmung der Luft zwischen den senkrechten, parallelen Wänden,
welche wie ein Kamin wirken.
Man erreicht somit bei dieser natürlichen Ventilation die gleiche Wirkung wie bei
Anwendung eines Ventilators, wenn man die Kühlflächen entsprechend grösser
nimmt.
Blauschwarze Schutzüberzüge von Blei- und Mangansuperoxyd auf
Metallgegenstände.
Die Firma Gebrüder Haswell in Wien versieht schon seit
einiger Zeit nach einem patentirten Verfahren sowohl Gewehrläufe als auch andere
stählerne oder eiserne Gegenstände mit einem Ueberzug von Blei- und Mangansuperoxyd
in der Weise, dass die erwähnten Gegenstände in eine mit Ammoniumnitrat versetzte
Lösung von Bleinitrat als Anoden eingelegt werden. Neuerdings werden nun auch auf
Zinn, Kupfer, Messing u.s.w. nach einem etwas abgeänderten Verfahren derartige
Ueberzüge hergestellt. Das hierzu nöthige Bad erhält man wie folgt: 8 Gew.-Th.
Bleinitrat werden in 50 Th. Wasser gelöst und diese Lösung in 50 Vol.-Th.
Aetznatronlösung vom Volumgewicht 1,26 unter Umrühren eingetragen, bis sieh das
ausgeschiedene Bleihydroxyd wieder gelöst hat. In letztere Lösung werden unmittelbar
vor Beginn des Brünirens auf 1 l etwa 10 g Mangancarbonat eingerührt. Der Zusatz von
Mangancarbonat ist nöthig, weil ohne dasselbe die Brünirung braunschwarz, rauh, ohne
Glanz und sehr porig ausfällt. (Nach Metallarbeiter.
durch Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1892 Bd.
24 S. 412.)
Strassenpflaster aus Kork.
In London kommt neuerdings Kork als Material für Strassenpflaster in Anwendung.
Gekörnter Kork wird mit Theer und Pech getränkt und in Blöcke gepresst, welche wie
Ziegel- oder Holzpflaster gelegt werden. Der Hauptvortheil dieses neuen Materials
soll in dessen Elasticität liegen. In Australien, wo dieses Pflaster zuerst in
Anwendung kam, sollen sehr gute Resultate damit erzielt worden sein. (Nach Polytechnisches Notizblatt, 1892 Bd. 47 S. 177.)
Biegsames Glas.
Ein sogen. biegsames und unzerbrechliches Glas erhält man nach folgender Vorschrift:
4 bis 8 Th. Collodiumwolle werden in 1 Proc. Aether oder Alkohol gelöst. Der Lösung
werden 2 bis 4 Proc. Ricinusöl oder ein anderes nicht verharzendes Oel und 4 bis 10
Proc. Canadabalsam zugesetzt. Die erhaltene Mischung wird alsdann auf einer
Glasplatte ausgebreitet und in einem 50° warmen Luftstrom getrocknet. Es entsteht so
nach kurzer Zeit eine durchscheinende, harte und glasartige Masse, deren Dicke
beliebig geändert werden kann. – Dieses biegsame Glas soll der Einwirkung von Säuren
und Alkalien vollständig widerstehen. Es ist geruchlos und weniger entzündlich als
die übrigen Collodiummischungen. Die Entzündbarkeit kann übrigens durch einen Zusatz
von Magnesiumchlorid herabgedrückt werden. Ein Zusatz von Zinkweiss erzeugt ein
elfenbeinartiges Aussehen, auch kann es beliebig gefärbt werden. (Nach Phot. Mitth., 1892 Bd. 29 S. 24, durch Beiblätter zu den Annalen der Physik und Chemie, 1892
Bd. 16 S. 458.)
Heller Manganboratfirniss.
2 k trockenes, sehr fein gepulvertes, eisenfreies Manganborat werden mit 10 k Leinöl
unter stetigem Umrühren bis auf etwa 200° erhitzt. Gleichzeitig werden 1000 k Leinöl
erhitzt, bis Blasen aufsteigen, obige heisse Mischung in dünnem Strahl zugegeben und
das Ganze etwa 20 Minuten heftig gekocht. Der so erhaltene Firniss trocknet auf Holz
etwa innerhalb 16 Stunden und überzieht dasselbe mit einer glasartigen Schicht.
(Nach Zeitschrift für angewandte Chemie. 1892 S.
243.)
Bücher-Anzeigen.
Kurzes Handbuch der
Maschinenbaukunde von E. v. Hoyer. 3.
Lieferung. München. Ackermann. S. 193 bis 288, Bogen 13 bis 18. 2,40 M.
Die vorliegende Lieferung enthält aus dem 5. Abschnitt: Seiltrieb (Schluss),
Wassertrieb (Accumulatoren und Presswasserbetrieb), Dampftrieb, Lufttrieb (Saugluft-
und Drucklufttrieb), Elektricitätstrieb (Elektromotor, Dynamomaschinenleitungen).
Der 6. Abschnitt „Regulatoren“ enthält: Gegengewichte, Schwungräder,
Geschwindigkeitsregulatoren (Centrifugal-, Differential-, Widerstandsregulatoren),
dynamometrische Regulatoren. Der 7. Abschnitt behandelt kurz die Maschinen- u. dgl.
Fundamente. In dem Hefte ist auch der Anfang der technischen Feuerungsanlagen
enthalten, und werden Verbrennung, Wärmeübertragung, Wasser, Wasserdampf und
Wasserreinigung besprochen.