Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 163 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Künstliche Färbung von weissem Marmor.
Man hat schon vielfach versucht, weissen Marmor dauernd zu färben. Dies ist in
neuerer Zeit dadurch gelungen, dass man das zu färbende Marmorstück bebaut, jedoch
nicht polirt, und die entsprechende Menge Farbe aufträgt. Letztere muss zum
Auftragen so warm sein, dass sie schäumt. Da dieselbe auf dem Marmor fliesst, so
werden die Contouren nicht scharf. Auf diese Weise entstehen Farbenabstufungen,
welche dazu beitragen die Natürlichkeit zu erhöhen.
Als Farben kommen zur Verwendung: Lackmus für Blau. Gummigutt für Gelb; beide in
alkoholischer Lösung. (Grün färbt man durch aufeinanderfolgendes Auftragen von Blau
und Gelb.) Lotwurz, Cochenille. Drachenblut für Roth. – Weisser Vitriol,
Ammoniaksalz und Grünspan in gleichen Mengen färben goldgelb. Sollen die Farben
undurchsichtig sein, so kommt weisses Wachs mit in Verwendung.
Derartig künstlich gefärbter Marmor findet in Paris Anwendung zum Bekleiden von
Wänden, zu Mosaikfussböden u.s.w. Bei der Herstellung der Mosaikböden darf kein
Cement als Rindemittel gebraucht werden, da dieser dem Marmor die Farbe oft wieder
entzieht; statt dessen nimmt man Gryps, der vorher mit einer gesättigten Alaunlösung
vermengt und wieder gebrannt worden ist. (Nach der Neuen Tischlerzeitung durch Polytechnisches
Notizblatt 1891, Bd. 46 S. 160.)
Erdölsicherheitskanne.
Von einer Berliner Firma (C. F. Kindermann,
Möckernstrasse 68) wird eine Erdölsicherheitskanne in den Handel gebracht, welche so
eingerichtet ist, dass eine Entzündung des Inhalts, eine Explosion, durch
Hineinschlagen einer Flamme unmöglich gemacht ist. Es wird dies auf zweierlei Weise
bewerkstelligt:
1) Das Ausflussrohr ist an seiner Einmündung in die Kanne mit einem Drahtnetz
versehen und hat an seinem Ende ein zu seiner Längsachse senkrecht stehendes, kurzes
Röhrchen, das sich in seinem weiteren Verlauf kreisförmig wieder zur Längsachse
zurückbiegt. Durch diese Einrichtung bleibt in dem Winkel, den das senkrecht
stehende kurze Röhrchen mit der Zurückbiegung bildet, stets Flüssigkeit; es kann
also in das Innere der Kanne keine Luft eintreten.
2) Das Innere der Kanne steht durch ein Röhrchen mit der äusseren Luft in Verbindung.
Dieses Luftröhrchen hat da, wo es in die Kanne einmündet, eine kugelförmige
Erweiterung, in der sich ein Drahtsieb befindet, und ist ebenfalls so gebogen, dass
allenfalls hineinkommende Flüssigkeit in der Biegung stehen bleibt.
Bei einer etwaigen Entzündung des Brennstoffes könnte die Flamme höchstens bis zu den
Drahtsieben gelangen, welche Ausguss- und Luftrohr von dem Innern der Kanne trennen.
Ueberdies wird eine Ansammlung explosiver Gase durch das Luftrohr verhindert. (Nach
Polytechnisches Notizblatt 1891, Bd. 46 S.
192.)
Gewinnung des Olivenöles in Südfrankreich.
Die Gewinnung des Olivenöles beginnt in Südfrankreich im November und dauert bis Ende
Mai. Je nachdem man das Oel aus gefallenen, unreifen oder reifen Früchten erhält,
unterscheidet man verschiedene Handelsmarken; so wird aus unreifen, gefallenen,
durch Insecten beschädigten Oliven ein Oel gewonnen, das, zum Genüsse unbrauchbar,
als Schmieröl Verwendung findet. Die gegen Ende December geernteten Früchte liefern
schon ein geniessbares Oel, wenn auch von geringer Güte; hierher gehört auch das im
Januar aus geschüttelten Früchten erhaltene, das im Handel die Bezeichnung
„fine“ oder „Surfine Courante“ führt. Das wirklich feine Oel, die
Marke „Extra“, wird nur aus völlig reifen und gebrochenen Oliven gepresst.
Dies geschieht gewöhnlich im März bis Ende Mai. Die überreifen Früchte, welche
ausnahmsweise bei reichlichen Ernten erhalten werden, liefern die „Nachlese“,
„Arrière Saison“, wie es dort genannt wird, ein Oel, das dem
„Extra“ an Güte nachsteht.
Die Gewinnung des Oel es geschieht auf ziemlich einfache Weise: die Oliven werden
mittels Rollsteinen zu einem gleichmassigen Brei zerquetscht. Der erhaltene Brei
wird in besonders dazu gefertigte Presskörbe gebracht und anfangs einem nur sehr
massigen Drucke ausgesetzt. Das hierbei (freiwillig) ablaufende Oel ist das beste
und wird für sich aufgefangen; nach der Filtration ist es völlig klar, von schöner
lichtgelber Farbe und angenehmem mildem Geschmack. Bei Anwendung eines stärkeren
Druckes fliesst eine weitere Menge Oel ab, das zwar klar und gelb erhalten werden
kann, aber doch schon merklich an Reinheit des Geschmackes verloren hat. Der Rest
des Oeles wird schliesslich durch sehr starkes Pressen gewonnen. Dasselbe ist meist
trübe, von dunkelgrüner Farbe und zum Genuss untauglich; es findet in der Technik
und Pharmacie Anwendung. Um ein höchst feines Oel zu erzielen, ist es unbedingt
nöthig, dass die Oliven völlig reif, aber nicht überreif sind, und nicht zu lange
gelagert haben; dass das Oel möglichst freiwillig ablaufe und nur ganz geringer
Druck beim Pressen ausgeübt wird.
Das erhaltene Oel wird nach wiederholter Filtration durch Watte in grossen Cisternen
oder „Untergrund-Tanks“, dort „piles“ genannt, aufbewahrt.
Auf die Güte des Oeles ist ferner die Art der Versendung von Einfluss. Dieselbe
geschieht am zweckmässigsten in innen glasirten Thonkrügen; meistens jedoch findet
die Versendung in Fässern statt. Metallene Gefässe sind zu vermeiden, weil der
Geschmack des Oeles dadurch verschlechtert wird. Letzterer leidet überhaupt sehr
leicht Noth. Man muss deshalb einem feinen Oel eine sorgfältige Behandlung bei der
Aufbewahrung zu Theil werden lassen. Rascher Temperaturwechsel ist zu vermeiden:
etwa durch Kälte fest gewordenes Oel muss langsam verflüssigt werden.
Beim Ankauf des Oeles ist es rathsam, denselben nicht zu früh abzuschliessen, da die
Ernte der Oliven sowie die Qualität und Quantität des betreffenden Oeles höchst
unsicher voraus zu bestimmen ist. In normalen Jahren stehen folgende Handelssorten
zu Gebote und
werden exportirt: Anfang Januar „fines“ und „Mi-fines“; Mitte Januar
bis Februar: „Superfines Courantes“; Ende Februar: „Superfines
Courantes“; im März: „Extra“ und endlich das beste Oel im April:
„vièrge“ (Jungfernöl). (Nach Wiener Drog.
Ztg. durch Seifenfabrikant, 1891 Bd. 11 S.
638.)
Ueber die Acidität verschiedener Fett- und
Schmierstoffe.
Gelegentlich der Untersuchung zahlreicher Schmier- und Fettmaterialien bestimmte R. Kissling bei einer Anzahl dieser Oele und Fette auch
den Gehalt an freien Fettsäuren. Diese Bestimmung wurde in der Weise vorgenommen,
dass bei Mineralölen je 10 g, bei Fettstoffen je 5 g in 50 cc Aether gelöst und mit
einer verdünnten alkoholischen Natronlösung, welche in 1 l eine 5 g
Schwefelsäuremonohydrat (H2SO1) entsprechende Natronmenge enthielt, titrirt
wurden. Die hierbei erhaltenen Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle
verzeichnet:
Nr.
Bezeichnung der Fett-
undSchmierstoffe
Preisfür100 kM.
Gehalt an orga-nischen Säuren,procentisch
be-rechnet alsSchwefelsäure-monohydrat
I. Reine
Mineralöle.
123456789101112
Filtrirte sogen. helle Cy-linderöle amerik.
Herkunft
Valve Oil dto. dto.F. F. CylinderoilExtra
filt. CylinderoilValvolin-CylinderoilExtra filtr.
CylinderoilKosmos dtoFiltr. Cylinderoil CEconomic steam
rel. CylinderoilFiltr. Cylinderoil AAjax Cylinderoil
39 36 36 46 25140
30 20 19 22 22 20
0,0070,0070,0050,0100,0050,0150,0100,0150,0150,0130,0100,015
1314
amer.Ma-schi-nenöle
SpindelölMaschinenöl
––
0,0000,010
151617181920
russischeMaschinenöle
Spindelöl dünnes Maschinenöl
dickes dto.sehr dickes dto.Maschinenöl
(Oleonaphta)Cylinderöl
––––––
0,0100,0100,0100,0150,0100,010
II. Mineralöle gemischt
mit Fettstoffen.
21
Russisches Spindelöl
–
0,035
22
Valvolin-Cylinderöl (Nachahmung)
–
0,060
23
dto.
–
0,100
24
Filtrirtes amerikanisch. Cylinderöl (hell)
–
0,058
25
dto.
–
0,084
26
dto.
–
0,095
27
dto.
–
0,315
III. Pflanzliche
Fette.
28
Olivenöl (frische Waare)
–
1,500
29
dto. (alte Waare)
–
1,305
30
Rohes Rüböl
–
0,178
31
dto.
–
0,200
32
dto.
–
0,330
33
Raffinirtes Rüböl
–
0,525
34
Leinöl
–
0,710
35
Baumwollsaatöl
–
1,070
36
Raffinirtes Harzöl
–
0,210
IV. Thierische
Fette.
37
Rindstalg
–
1,062
38
dto.
–
0,255
39
dto.
–
0,220
40
dto.
–
0,150
41
dto.
–
0,552
42
dto.
–
0,180
43
Knochenöl
134
0,445
4445464748
amerikan.Rinder-klauenöle
Pure white Neats foot Oil White dto.
Extra dto. Prime dto. Nr.
1 dto.
90 72 68 62 58
0,9401,9151,9503,6305,780
49505152
amerikan.Schmalz-öle
Prime Lard Oil* * * dto.ExtraNr. 1
75 72 58 60
0,8201,9302,9404,000
Wie aus den vorstehenden Zahlen ersichtlich, ist die Acidität der reinen Mineralöle
eine äusserst geringe, denn die Natronmenge, welche 100 g der Mineralöle zu
neutralisiren vermögen, entspricht durchschnittlich nur 10 mg und höchsten
Falles nur 15 mg Schwefelsäuremonohydrat. Da nun die pflanzlichen und thierischen
Fette ausnahmslos eine relativ hohe Acidität besitzen, so lässt sich durch einfache
Titration die Frage, ob ein reines oder ein mit Fettstollen versetztes Mineralöl
vorliege, mit hinreichender Sicherheit entscheiden. Es wird dabei natürlich
vorausgesetzt, dass die Mineralöle sorgfältig raffinirt seien; aber von dieser
Voraussetzung scheint man heutzutage auch ausgehen zu dürfen.
Unter den pflanzlichen Fetten zeichnet sich besonders das Olivenöl (Nr. 28 und 29)
und das Baumwollsaatöl durch eine hohe Acidität aus. Unter den thierischen Fetten
sind die amerikanischen Rinderklauen- und Schmalzöle von besonderem Interesse, und
zwar nicht nur wegen ihrer bei den geringeren Sorten geradezu colossalen Acidität
und wegen der – wenigstens annähernden – umgekehrten Proportionalität zwischen Preis
und Acidität, sondern auch deswegen, weil die Rinderklauenöle, und vermuthlich
gerade die geringeren Sorten, vielfach als Zusatz zu Mineralmaschinenölen benutzt
werden. (Nach Chemiker Zeitung, 1891 Bd. 15 Nr.
45.)
Conservirung von Holz durch Naphtalin.
Von allen Mitteln zur Conservirung des Holzes, um dasselbe gegen Fäulniss oder gegen
äussere Einflüsse der Atmosphäre zu schützen, hat sich nach den Erfahrungen, die man
in neuerer Zeit in England machte, das Naphtalin am besten bewährt.
Die Imprägnirung des Holzes geschieht nach Aitken
einfach dadurch, dass man dasselbe einige Stunden in geschmolzenes Naphtalin von
82–93° taucht. Letzteres schmilzt man in geeigneten Kufen, die von unten her durch
Dampfröhrenleitung erhitzt werden.
Eisenbahnwagen der Nordenglischen Bahn, welche mit dem imprägnirten Holz im Jahr 1882
erbaut worden waren, zeigten sich noch vollkommen brauchbar. Ebenso erwiesen sich
Schwellen, nachdem sie sieben Jahre gelegen, noch völlig unversehrt. – Ein weiterer
Vorzug des mit Naphtalin imprägnirten Holzes liegt darin, dass es von Insecten nicht
angegriffen wird. Da das Holz trotz der Imprägnirung nicht schwer zu bearbeiten ist,
so liesse sich dasselbe wohl zweckmässig für Möbel, Fussböden u.s.w. verwenden.
(Nach Engineering durch Polytechnisches Notizblatt 1891. Bd. 46 S. 40 und 143.)
Reinigung des Dampfkesselspeisewassers.
Oberingenieur Betke berichtete in der in Danzig
abgehaltenen Versammlung des internationalen Verbandes der
Kesselüberwachungsvereine, dass ihm von Mitgliedern des Vereins mit rund 27600
Kesseln auf einen Fragebogen über: Erfahrungen in Bezug auf
die neueren Speisewasser-Reinigungsverfahren Antworten eingegangen sind.
Nach Abzug von 2000 Kesseln, welche mit Condensationswasser gespeist werden,
verbleiben noch 25600 zu berücksichtigende.
Die Entfettung des Condensationswassers wird in vielen Fällen durch Holzwolle-,
Hobel- und Sägespänefilter, durch Absetzenlassen in offenen Gelassen, durch
chemische Mittel (calcinirte Soda) und durch Verwendung geeigneter Apparate zu
erreichen gesucht.
1400 oder 5½ Proc. der in Frage stehenden Kessel werden vor dem Speisen mit chemisch
gereinigtem Wasser versorgt; bei 150 oder 0,6 Proc. der Kessel wird ein Weichmachen
des Wassers im Kessel erzielt; bei 3800 oder 15 Proc. der Kessel endlich wird ein
Weichmachen durch alleinige Anwendung geeigneter Chemikalien (Kalk, Soda)
angestrebt. Die Verwendung sogen. Universal-Kesselstein-Gegenmittel wird
glücklicherweise immer seltener. Zur Benutzung gelangten alle möglichen sauren,
alkalischen und neutralen Wässer.
Während Brunnenwasser oft bis 35°Es sind hier
Wasserhärtegrade gemeint, von denen je einer = 1 cg CaO im Liter Wasser
bedeutet. hart ist, ist z.B. das Bach- und Quellwasser des
Spessart fast chemisch rein. Den Eigenschaften des Speisewassers entsprechend, ist
auch die Zeitfolge der Kesselreinigung sehr verschieden und wechselt zwischen 14
Tagen und 2 Jahren. Der Berichterstatter zieht das einfache
„Leerlaufenlassen“ dem „Ausblasen unter Druck“ vor, weil gewisse
Kesselsteine und Schlamm beim Ausblasen an den heissen Kesselwandungen sofort zu
einem sehr fest sitzenden und nicht unter dem Pickhammer abspringenden Niederschlage
erhärten, während sie beim kalten Kessel und einfachen Leerlaufenlassen schlammig
bleiben und leichter entfernt werden können. Harter Kesselstein springt dagegen von
der heissen Kesselwandung leichter ab als vom erkalteten Kessel.
Die Verdampfungsfähigkeit der Kessel schwankt zwischen 8 und 30 k Wasser in der
Stunde. (Stahl und Eisen.)
Bücher-Anzeigen.
L. Kohlfürst,Die Fortentwickelung der elektrischen
Eisenbahn-Einrichtungen. 296 S. klein 8°. Mit 106 Abbildungen. Wien, Pest,
Leipzig 1891. A. Hartleben's Verlag.
Der Verf. weist im Vorworte zu seiner ansprechenden und verdienstlichen jüngsten
Arbeit darauf hin, dass die stetig fortschreitende Entwickelung der Eisenbahnen und
die sich beständig steigernden Anforderungen an dieselben naturgemäss eine
domentsprechende Weiterentwickelung der gesammten Hilfsmittel der Eisenbahnen mit
sich bringen müsse. Demnach musste das letzte Jahrzehnt eine ganz beträchtliche
Erweiterung und Vervollkommnung auch der elektrischen Einrichtungen der Eisenbahnen
herbeiführen. Dass der Verf. die grosse Mühe auf sich genommen hat, das reiche
darauf bezügliche Material zu sammeln, zu sichten und übersichtlich
zusammenzustellen, ist zweifellos ganz dankenswerth. Dass er es im Abschluss an den
früher von ihm bearbeiteten, 1883 erschienenen 12. Band der Hartleben'schen Elektrotechnischen Bibliothek
gethan hat, dass er also eine Darstellung gewählt hat, welche auf einen möglichst
weiten Leserkreis berechnet ist und diesen thunlichst über die Vorgänge auf diesem
so hochwichtigen und segensreich wirkenden Zweige der Elektrotechnik belehrt, ist in
sich berechtigt. In dem Fachmanne im engeren Sinne aber wird die vorliegende Arbeit
sicherlich den Wunsch anregen, dass der jetzt vom Verf. behandelte Stoff eine noch
tiefer in die Sache eingehende Bearbeitung linden möchte. Dieselbe würde ja nicht
bloss für den Eisenbahningenieur lehrreich und wichtig sein, sondern auch den mit
anderen elektrotechnischen Gebieten sich Beschäftigenden manchen werthvollen Wink
und manche Anregung zu geben vermögen. Die Ausstellung in FrankfurtVgl. die
Berichte des Verfassers über die Frankfurter Ausstellung S. 50 u. f. d.
Bd. hat diese Fortschritte im Eisenbahnwesen so ausgiebig vor
Augen geführt, unser Wissen vervollständigt, zugleich aber auch neues Verlangen
geweckt: möchte eine gründliche und systematische Bearbeitung der in den letzten 10
Jahren auf diesem Gebiete gemachten Fortschritte dasselbe befriedigen. Und wer
vermöchte dies besser als der Verfasser? – etwa durch die Fortführung des 1881
beendeten, von Kohlfürst und Zetzsche bearbeiteten preisgekrönten 4. Bandes des Handbuchs der elektrischen Telegraphie.
Das jetzt vorliegende Buch – eine höchst schätzbare Vorarbeit für die zu erhoffende
durchgreifender Bearbeitung – ist ein neuer Beleg für die unverdrossene, volle
Hingabe des Verf. an die Sache; es beweist zugleich von neuem, in wie hohem Grade
der Verf. auch für die Lösung einer solchen Aufgabe geeignet und berufen ist.
Ueber den reichen Inhalt des Buches gibt ein Verzeichniss Auskunft, welches
ausführlich hätte sein mögen, wenn es neben dem auf S. 295 und 296 gebotenen
alphabetischen Sachregister das Nachschlagen zum Auffinden der einzelnen
beschriebenen Einrichtungen thunlichst erleichtern sollte. Wir ersehen, das der
gesammte Stoff in 6 Abtheilungen gegliedert ist.
Die erste Abtheilung (S. 1 bis 35) bietet als „Einleitung“ zunächst unter der
Ueberschrift „Allgemeines“ einen statistischen Ueberblick über die
Ausbreitung der elektrischen Einrichtungen der Eisenbahnen. Daran reihen sich
Mittheilungen über die Leitungen, die Stromquellen und die Nebenapparate.
Die zweite Abtheilung (S. 35 bis 56) führt die Ueberschrift
„Eisenbahntelegraphen“; in ihr werden nach dem Allgemeinen die
Stationstelegraphen, die Streckentelegraphen und die Zugstelegraphen besprochen.
Der Telephonie im Eisenbahnbetriebe ist die dritte Abtheilung (S. 56 bis 76)
gewidmet; den Anlass dieser Abtrennung scheint das Bedürfniss gegeben zu haben,
unter „Allgemeines“ Stellung dazu zu nehmen, in wie weit das Telephon zur
Benutzung im Eisenbahndienste berechtigt und zulässig ist. Dann wird die Telephonie
im Bureau- und Stationsdienste, im Streckendienste und zum Verkehr zwischen Zügen
und Stationen besprochen. Bei Benutzung der Bezeichnung Fernsprecher und Fernsprechen sollte nicht
unterlassen werden, das Bewusstsein lebendig zu erhalten, dass ausser dem Telephon
auch die (auf S. 43 ff. besprochenen) Klopfer und andere Telegraphen die Klasse der
Sprechtelegraphen bilden.
Dann folgt die naturgemäss umfänglichste Abtheilung der Eisenbahnsignale (S. 77 bis
205), in welcher nach einander die Correspondenzapparate, die Annäherungssignale,
die durchgehenden Liniensignale, die Hilfssignale von der Strecke aus und auf dem
Zuge, die Distanzsignale und die Zugdeckungssignale abgehandelt werden.
Die fünfte Abtheilung „Elektrische Sicherungsvorrichtungen“ (S. 205 bis 249)
beschäftigt sich nach einer kurzen Einleitung mit, den Verschlussapparaten und
den elektrischen Bremsvorrichtungen.
Der letzten Abtheilung (S. 251 bis 294) sind die elektrischen Controlvorrichtungen
zugewiesen und zwar die zur Controle der Zuggeschwindigkeit, der Signale und
Weichen, der Zeit, des Wasserstandes, der Nachtwächter und der den Kassen dienenden
Einrichtungen.
Der Druck ist klar und gross, die Zeichnungen trotz der durch das Format gebotenen
Schwierigkeiten bestimmt und deutlich, das inhaltsreiche und gründliche Buch also
auch in dieser Hinsicht ganz empfehlenswerth.
E–e.
Die Heizerschule. Ein Hilfsbuch
für Maschinisten und Dampfkesselheizer von Hob.
Winkler, Heizer. Leipzig-Plagwitz. Selbstverlag.
Das wohlgemeinte Buch ist durch wohlwollende Worte des Vorsitzenden des sächs.
Verbandes für Vereine der Maschinisten und Heizer eingeführt. Wir können uns dieser
guten Meinung leider nicht anschliessen. Dass die praktische Beschäftigung mit dem
Kesseldienst auch zu einer allgemeinverständlichen Darstellung befähige, ist ein
Irrthum, zu dem auf fast jeder Seite des Buches der Belag geliefert wird.
Insbesondere ist der Theil, welcher die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen
enthält, voller Ungenauigkeiten und sogar schlimmer Fehler. Wir halten den
vorliegenden Versuch für durchaus verfehlt, und nur den rein praktischen Theil von
S. 34 bis 70 für leidlich verwendbar.
Das Patentgesetz vom 7. April 1891 und
das Gesetz betr. den Schutz von Gebrauchsmustern vom 1. Juni 1891, mit
Ausführungsvorschriften, Anmerkungen und Sachregister von K.
Mandel. Berlin. F. Vahlen. 66 S. 1 M.
Die Dampfmaschinen unter
hauptsächlicher Berücksichtigung completer Dampfanlagen sowie marktfähiger
Maschinen von 200 bis 1000 mm Kolbenhub. Ein Handbuch für Entwurf u.s.w.
Aus der Praxis für die Praxis bearbeitet von H. Haeder.
2. Auflage. Düsseldorf. L. Schwann. 452 S. geb. 10 M.
Der ersten im J. 1890 erschienenen Auflage (vgl. 1890 278
48) ist schon jetzt eine neue gefolgt, welche nach mancher Richtung verbessert,
durch viele Figuren vermehrt, und an weniger wichtigen Stellen gekürzt ist. Trotzdem
ist das Buch dem Raume nach nur unmerklich erweitert, so dass es vor wie nach als
bequemes Hilfsbuch für den Constructeur dienen wird.
Deutscher Hochschulkalender.
Zweite Ausgabe. Wintersemester 1891/92 von Dr. Scheffler. Leipzig. A. Felix.
Den Plan dieses Kalenders haben wir 1891 280 240
mitgetheilt. In vorliegender Ausgabe sind ausser den deutschen Hochschulen auch die
österreichischen und die ausländischen (Schweiz, Russland) soweit aufgenommen, als
die Unterrichtssprache an denselben deutsch ist.
Etwas für Jedermann.
Auskunftsbuch im öffentlichen Leben und Verkehr. 88 S. und Karte von Deutschland.
Geh. 0,75 M. München und Leipzig. R. Oldenburg.
Ueber Dampfmaschinen mit hoher
Kolbengeschwindigkeit von J. Radinger. Mit 92
Holzschnitten im Text und 3 Tabellen. Dritte umgearbeitete Auflage. Wien. C.
Gerold's Sohn 1892. 367 S. geb. 15 M.
Das vorliegende Werk hat seit dem Erscheinen der ersten Auflage im J. 1872 einen
Einfluss auf den Bau der Dampfmaschinen ausgeübt, wie er nur wenigen derartigen
Werken beschieden war. Mit Genugthuung sagt der Verfasser in der Vorrede zur
vorliegenden Auflage: „Die Ergebnisse der vorliegenden Studien wurden seither
Eigenthum der Nation, in allen Fachwerken sind sie aufgenommen, von allen
technischen Kanzeln werden sie gelehrt.“
Wir begnügen uns damit, auf das Neuerscheinen aufmerksam zu machen. Manches
beachtenswerthe und anregende Neue ist hinzugekommen; überall ist, wie der Verfasser
sagt: „in die Zukunft und nach den Grenzen gespäht, und oftmals ergibt sich die
Erkenntniss der Möglichkeit noch weiteren Ansteigens der hohen
Kolbengeschwindigkeit und mit dem noch weiterer Vervollkommnung des kraftvoll
herrlichsten der Menschenwerke – der Dampfmaschine.“