Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 115 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Beziehungen zwischen Barometerstand und der Häufigkeit der
Schlagwetter in Steinkohlenbergwerken.
Hierüber findet sich in Heft 4, Bd. 39 der Zeitschrift für das Berg, Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staate
eine bemerkenswerthe. auf eine grosse Menge von Beobachtungen aus dem Jahre 1890 im
Ruhrkohlenbezirke gestützte Untersuchung des Dr. Runge,
deren Endergebniss wir nachstehend mittheilen.
Das Jahresmittel des Barometerstandes, als Durchschnitt der 12 Monatsmittel
berechnet, betrug in Dortmund 752,6 mm. Das Maximum am 23. Februar 768,45 mm, das
Minimum am 23. Januar 723,10 mm. Die Schwankung betrug hiernach 45,35 mm.
Die Monatsmittel waren in Dortmund folgende:
1890
Monatsmittel
UeberJahresmittel
UnterJahresmittel
Anzahl derExplosionen
Januar
753,1 mm
0,5 mm
–
12
–
Februar
739,4 „
6,8 „
–
7
–
März
750,0 „
–
2,6 mm
–
9
April
747,8 „
–
4,8 „
–
6
Mai
748,9 „
–
3,7 „
–
5
Juni
753,3 „
0,7 „
–
6
–
Juli
750,8 „
–
1,8 „
–
9
August
750,5 „
–
2,1 „
–
4
September
758,2 „
5,6 „
–
5
–
October
734,6 „
2,0 „
–
15
–
November
750,1 „
–
2,5 „
–
5
December
754,6 „
2,0 „
–
8
–
––––––––––
––––––––––
Durchschnitt
752,6 mm
Summa
53
38
91
Das Barometer stand daher in Dortmund in den Monaten Februar, September, October und
December über, in den Monaten Januar und Juni ungefähr auf, in den Monaten März,
April, Mai, Juli, August und November unter Jahresmittel.
Die Frage:
Sind in denjenigen Monaten, in welchen der mittlere Barometerstand über Jahresmittel
lag; weniger Explosionen vorgekommen als in den Monaten mit einem mittleren
Barometerstände unter Jahresmittel? ist daher zu verneinen.
Wie aus der letzten Reihe der Tabelle zu ersehen, fanden die meisten Explosionen
in den Monaten Januar, October, März, Juli und December statt, in welchen das
Monatsmittel über oder doch nur wenig unter Jahresmittel lag; die geringste
Explosionszahl weist der Monat August auf in welchem der mittlere Barometerstand 2,1
mm unter Jahresmittel lag; der Monat April mit dem niedrigsten Monatsmittel lieferte
nur 6 Explosionen, und zwar nur eine Explosion mehr als der Monat September mit dem
höchsten Monatsmittel.
Dagegen stand bei 49 Explosionen (= 53,85 Proc.) das Barometer unter Jahresmittel,
und nur bei 42 oder 46,15 Proc. über Jahresmittel; auch am 23. Januar, dem Tage des
tiefsten Barometerstandes, ist eine Explosion gemeldet.
Dieselben Zahlen liefert die Vergleichung der zur Zeit der Explosionen beobachteten
Barometerstände mit dem Monatsmittel. Es stand bei 49 Explosionen (53,85 Proc.) das
Barometer in Dortmund unter Monatsmittel, und nur bei 42 Explosionen (46,15 Proc.)
über Monatsmittel.
Es ist ferner die Ermittelung von Interesse, ob die Anzahl derjenigen Explosionen,
bei welchen in den vorhergegangenen 24 Stunden ein Sinken des Barometerstandes
stattgefunden hat, grösser ist als die Anzahl derjenigen, bei welchen dies nicht der
Fall war.
Diese Frage beantwortet sich dahin, dass bei 51 Explosionen des Ruhrkohlenbeckens
oder 56,04 Proc. in den der Explosion zunächst vorhergegangenen 24 Stunden eine
Schwankung des Barometers bis zu 12,85 mm abwärts, und nur bei 40 Explosionen (oder
43,96 Proc.) eine Schwankung bis zu 20,25 mm (10. März) aufwärts beobachtet
wurde.
Aus weiteren Zahlenangaben der Quelle geht hervor, dass
1) im Jahre 1890 beim Steinkohlenbergbau des Ruhrkohlenbeckens
sich in Beziehung auf die Häufigkeit der Wetterexplosionen der Barometerstand in
soweit kenntlich gemacht hat, dass 53,85 oder rund 54 Proc. der Explosionen bei
einem Barometerstände unter Monatsmittel, sowie unter Jahresmittel eingetreten
sind;
2) dass bei 56 Proc. der amtlich angemeldeten Explosionen ein
Sinken des Barometerstandes in den letztverflossenen 24 Stunden stattgefunden
hatte;
3) dass die vom Barometerstande unabhängigen Ursachen der
Wetterexplosionen zur Zeit den Einfluss des Luftdruckes nahezu erreichen bezieh.
verdecken.
Eine der vom Barometerstande unabhängigen Ursachen – die plötzliche, unerwartete
Oeffnung von Klüften, welche die Entleerung hochgespannter Gasansammlungen
herbeiführen – ist der menschlichen Einwirkung überhaupt entrückt und wird sich
daher niemals beseitigen oder auch nur vermindern lassen. Die übrigen vom
Barometerstande unabhängigen Ursachen der Wetterexplosionen beruhen allerdings im
Wesentlichen auf mangelhaften Einrichtungen, Unverständniss, Unvorsichtigkeit.
Nachlässigkeit u.s.w. Aber auch diese Ursachen sind von der Art, dass bei geistiger
und sittlicher Hebung des Arbeiterstandes wohl eine Verminderung, aus praktischen
Gründen jedoch niemals eine völlige Beseitigung derselben erwartet werden kann,
derart, dass etwa jemals alle Explosionen bei hohem Barometerstande ausgeschlossen
oder verhindert werden könnten.
Die aus den Lehren der Physik sich mit Nothwendigkeit ergebende Schlussfolgerung,
dass die Explosionsgefahr in den Steinkohlengruben bei tiefem Barometerstande oder
bei einem Sinken des Barometerstandes verstärkt ist, wird durch die für das Jahr
1890 beim Steinkohlenbergbau im Ruhrkohlenbecken ermittelten statistischen Zahlen
nicht nur nicht widerlegt, sondern in gewissem, wenn auch zur Zeit noch geringem
Grade bestätigt.
Die Aufsichtsbeamten von Schlagwettergruben sollten daher bei erheblichen
Schwankungen oder ungewöhnlich tiefem Stande des Barometers den für die
Wetterbewegung getroffenen Einrichtungen eine erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden.
Schliesslich sei noch hervorgehoben, dass die Chornische Analyse der ausziehenden
Wetterströme in Aachen und Karwin (Mähren) stets einen höheren Gehalt der
ausströmenden Wetter an Grubengas (CH4) bei tiefem
Barometerstande nachgewiesen hat als bei hohem Luftdruck.
Die Selbstreinigung der Flüsse
führt Professor v. Pettenkofer in
einem jüngst erschienenen Aufsatz „Zur Schwemmkanalisation in München“ (12.
Heft der Münchener medicinischen Abhandlungen) vorwiegend auf die Einwirkungen des
Pflanzenlebens in den Flüssen zurück, während als Ursachen derselben bisher die
Ablagerung der Sinkstoffe und die Oxydation der organischen Bestandtheile durch den
Sauerstoff des Wassers galten. Nach Beobachtungen des Botanikers v. Nägeli vermögen nämlich die im Flusse befindlichen
Algen, Diatomeen u.s.w. abgeschwemmte organische Stoffe als Nahrung aufzunehmen und
damit dem Wasserlaufe zu entziehen; auch die in jedem, selbst dem reinsten Wasser
vorkommenden
Wasserbakterien sind bei der Reinigung des Flusses in der Weise betheiligt, dass sie
die schwimmenden schädlichen Bakterien vernichten. Als Bedingung hierfür gilt nur,
dass eine gewisse Verdünnung der abgeschwemmten organischen Stoffe im Flusse
stattfinden muss, da in einer zu starken Nährlösung die Algen nicht mehr gedeihen.
Die selbstreinigende Kraft eines Flusses muss hiernach in dem Maasse abnehmen, als.
der Bestand an Pflanzen in den Flüssen vermindert oder zerstört wird. Dies findet
besonders bei Zuführung von ätzenden und giftigen Abfällen aus Fabriken statt,
welche ein Absterben des Pflanzenlebens im Flusse verursachen kann. Umfangreiche
zusammenhängende organische Stoffe sind die Algen nicht im Stande als Nahrung
aufzunehmen. Es empfiehlt sich deshalb, die Einführung derartiger Stoffe in den
Fluss durch Anbringung von Gittern an den Einmündungsstellen von Abzugskanälen zu
verhüten.
Aus den bisherigen Betrachtungen ergibt sich, dass die Einführung nicht geklärter
Abwässer in einen Wasserlauf in den Fällen stets bedenklich erscheint, wo der
letztere nur eine geringe Geschwindigkeit besitzt und in Folge dessen die
erforderliche Verdünnung der abgeschwemmten organischen Stoffe für die Aufnahme
derselben durch die Flusspflanzen nicht bewirken kann, oder wo durch Einführung
schädlicher Fabrikabgänge das Pflanzenleben bereits vermindert und damit zugleich
die Selbstreinigungskraft des Flusses beeinträchtigt ist. (Durch Centralblatt der Baurerwaltung Nr. 481891.)
L. B. Atkinson's elektrisches Sicherheitskabel für
Bergwerke.
Um elektrische Anlagen in Bergwerken minder feuergefährlich zu machen, stellte L. B. Atkinson jede Stromleitung aus zwei Theilen her,
dem Hauptleiter und dem Nebenleiter; in diesen vertheilt sich der Strom entsprechend
dem Querschnitte, weil sie ja gleiche Länge haben. In jeden Theil wird ein
Abschmelzdraht gelegt. Wenn nun der Hauptleiter durch irgend ein Ereigniss gebrochen
wird, ohne dass der Nebenleiter zugleich mitbricht, so wird an der Bruchstelle kein
Funke auftreten, da der Stromkreis noch geschlossen ist, der ganze Strom wird jetzt
den Nebenleiter durchlaufen und in diesem wird daher der Abschmelzdraht abschmelzen;
dabei wird aber ein Gewicht zum Fallen gebracht, das in einem Umschalter den
Stromkreis ganz ausschaltet. Die Stromunterbrechungsstelle wird also hierbei
gewissermassen an einen Ort verlegt, wo sie unschädlich ist. Dazu stellt nun Atkinson nach dem Telegraphic
Journal 1891, Bd. 29 * S. 301. Kabel in folgender Weise her. Die Seele
bildet ein in engen Spiralen gewickelter verzinnter Kupferdraht, oder noch besser
mehrere parallel laufende Drähte; diese Seele bildet den Nebenleiter und wird
übersponnen, jedoch nicht besonders gut isolirt. Darüber kommt der mehrdrähtige
Hauptleiter von ausreichendem Querschnitt und wird in einer der bekannten Weisen gut
isolirt. Wird das Kabel herabgerissen oder sonst irgendwie durch eine Zugkraft
zerrissen, so streckt sich der innere Nebenleiter, dabei nimmt aber der Durchmesser
der Spirale ab und diese wird lose in ihrer Umhüllung, was zum Abschmelzen des
Abschmelzdrahtes führt.
Nach Befinden wird in den Nebenleiter nahe an der Verbrauchsstelle noch ein
entsprechender Widerstand eingeschaltet, um den Fall der Spannung in diesem Leiter
kleiner als im Hauptleiter zu machen und einen Spannungsunterschied zwischen den
beiden Leitern aufrecht zu erhalten. Wenn daher durch einen fallenden Stein oder
eine Schneide beide Leiter zur Berührung gebracht werden, so wächst im Nebenleiter
die Stromstärke und der Abschmelzdraht schmilzt.
Künstliches Elfenbein
von A. und S. De Pont.
(Oesterreich-Ungarisches Privilegium vom 22. Nov. 1890.)
Die Verfasser wollen künstliches Elfenbein dadurch herstellen, dass sie die
chemischen Bestandtheile der Zähne mit einander mischen und verarbeiten.
Zur Herstellung der neuen Masse mischt man zweckmässig:
Calciumoxyd (CaO)
100
Theile
Wasser (H2O)
300
„
Wässerige Lösung von Phosphorsäure (H3PO4)
specifischen Gewichtes 1,05 bis 1,07
75
„
Calciumcarbonat (CaCO3)
0,16
„
Magnesia (MgO)
1–2
„
Thonerde als gefälltes Hydrat
5
„
Albumin
20
„
Gelatine
15
„
und knetet das Gemenge, bis es eine teigige, plastische Masse
bildet. Diese wird in Formen auf 15 – 20° C. erhitzt und im Luftstrom zwei Tage der
Trocknung überlassen.
In Pressformen wird die Masse nun einem Druck von 300 kqc bei 132° C. eine
Stunde lang ausgesetzt. Nach dem Erkalten wird die fertige Masse drei bis vier
Wochen trocknen gelassen und schliesslich abgedreht und polirt.
Vermuthlich wird die fertige Masse mehr dem gewöhnlichen Bein als dem Elfenbein
gleichen.
Zg.
Bücher-Anzeigen.
Die Färberei der Baumwolle mit direct
färbenden Farbstoffen, ein praktisches Handbuch für Färber, Coloristen,
Techniker und Chemiker von V. H. Soxhlet. Erschienen
1891 bei der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
In dem soeben erschienenen Werke werden die Baumwollfaser, das Bleichen und Färben
derselben, die Wasch-, Bleich-, Färbe- und Trockenmaschinen abgehandelt und daran
anschliessend in eingehendster Weise die älteren, neueren und allerneuesten
Baumwollfarbstoffe besprochen.
Die Farbstoffe sind meist durch Färbe Vorschrift und Ausfärbemuster, durch
Bemerkungen über Anwendbarkeit und Echtheitsgrad in ihrem tinctoriellen Wesen
charakterisirt. Die sogen. Entwickelungsfarben hat der Verfasser in einem besonderen
Kapitel abgehandelt und namentlich beim Anilinschwarz seine vielfachen Erfahrungen
(S. 217, 219, 222–23, 229 u.s.w.) niedergelegt.
Da die Baumwollfärberei bis dahin in ähnlich erschöpfender Weise nicht dargestellt
worden ist, die Soxhlet'sche Schrift durch Vorführung
der neuesten Färbemethoden und neuesten Farbstoffe den Anforderungen der Färberei
der Neuzeit volle Rechnung trägt, so zweifeln wir nicht, dass das Werk von Seiten
Aller, die in Farbstoffen interessirt sind, freudig begrüsst werden wird. Der Herr
Verfasser hat eine wirkliche Lücke in der technischen Literatur ausgefüllt, er hat
eine dankenswerthe Aufgabe in dankenswerthester Weise gelöst. Die altberühmte
Verlagsbuchhandlung hat in bekannter Art das Werk schön ausgestattet dem
Büchermarkte übergeben. Das Nähere ist aus dem nachstehenden Inhaltsverzeichniss zu
ersehen: Die Baumwollfaser (S. 4–10). Die Directfärberei und die verschiedenen Arten
des Färbens (S. 10–44). Die Benzidinfarbstoffe (S. 44–108). Combinationsfärbungen
mit Benzidin und basischen Farbstoffen (S. 109–129). Andere direct anzufärbende
Farbstoffe (S. 129–171). Entwickelungsfarben (S. 172–197). Anilinschwarz (S.
197–233). Graue Färbungen direct auf der Faser erzeugt (S. 233–237). Anhang.
Literaturnachweis (S. 237–245). Deutsch-franz.-engl. Wörterverzeichniss.
Alphabetisches Register.
Preisaufgaben. Schwefelsaure Thonerde.
Der Termin zur Einsendung der Lösung der Aufgabe: Untersuchung der schwefelsauren
Thonerde des Handels auf ihren Gehalt an fremden Bestandtheilen, namentlich an
Eisensalzen, und Bestimmung des Einflusses an Verunreinigungen bei der Verwendung
der schwefelsauren Thonerde in der Färberei und Druckerei (vgl. 1891 279 24) ist von der Schweiz. Gesellschaft für ehem.
Industrie bis zum 31. December 1892 ausgedehnt worden, bis wohin etwaige Lösungen an
Herrn Prof. Dr. Gnehm in Basel einzusenden sind.
Weitere Auskunft ertheilt bereitwilligst der Actuar der Schweiz. Gesellschaft für
chemische Industrie, Herr Dr. Henry Schaeppi in Mitlödi
(Glarus).
Kraftcentrale.
Die Industrielle Gesellschaft von Mülhausen hat einen
Preis ausgeschrieben betreffend den Entwurf einer Kraftcentrale im Ober-Elsass.
Der Preis besteht in einer Ehrenmedaille und einer Summe von 2000 M. für die beste
diese Frage betreffende Abhandlung, in Anwendung auf einen industriellen Ort des
Ober-Elsass.
Die Anlage muss die Vertheilung von wenigstens 5000 vorsehen.
Die näheren Bedingungen werden Jedem von dem Secretariat der Industriellen
Gesellschaft in Mülhausen (Elsass) auf Verlangen zugesandt.