Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 334 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Festigkeit des Eisens bei niedrigen Temperaturen.
Die landläufige Annahme, daſs Eisen bei niedriger Temperatur erheblich an Festigkeit
einbüſse, ist vor kurzem von A. v. Frank einer
Untersuchung unterzogen, und hat sich dieselbe, wenigstens für die in unserem Klima
vorkommenden niedrigsten Wärmegrade, nicht bestätigt. Durch genaue Versuche hat sich
heraus gestellt, daſs die Festigkeitszahlen des Eisens innerhalb der bei uns
vorkommenden Grenzen unverändert bleiben. Sogar für die Brücken der Alpenbahnen, die
den Temperaturen von – 22° bis 25° ausgesetzt sind, hält Frank es nicht für erforderlich, andere Festigkeitszahlen einzuführen.
Diese Thatsache wird von Greely bestätigt, welcher
berichtet, daſs im hohen Norden eiserne Werkzeuge, Schieſsgewehre u. dgl. bei – 56°
vollständig zuverlässig seien. (Stahl und Eisen, Nr. 10
1890.)
Vergleichende Verdampfungsversuche zwischen glatten Röhren und
Serve'schen Rippenröhren.
Nach The Engineer vom 31. Oktober wurden auf den Atlas Works in Sheffield Verdampfungsversuche mit Serve-Röhren angestellt. Um ein möglichst
vergleichbares Ergebniſs zu erzielen, waren für den Vergleichungsversuch zwei in
allen Theilen gleiche Kessel eingerichtet, und diese, da sie in einen Kamin
mündeten, auch unter möglichst gleiche Zugverhältnisse gebracht. Der einzige
Unterschied bei den Kesseln bestand darin, daſs in dem einen derselben glatte und in
dem anderen Röhren nach Serve, mit acht innen liegenden
Längsrippen zur Verwendung gekommen sind (über Serve's
Röhren vgl. 1890 275 * 395). Beide Arten Röhren haben 3¼
Zoll (82mm,5) äuſseren Durchmesser, 2300mm Länge und ⅛ Zoll (3mm,17) Wandstärke, ihre Anzahl ist in jedem Kessel 126. Die Versuchskessel
haben die Form gewöhnlicher Schiffskessel, 4572mm
Länge, 4572mm Durchmesser, 2 Feuerungsröhren von
876mm Durchmesser. Durch die Verwendung der
Serve'schen Röhren ist ein Ueberschuſs von 10,42
bis 5,95 Quadratfuſs = 4,47 Quadratfuſs = 0qm,694 für jedes Serve-Rohr erzielt, so daſs sich die Gesammtheizfläche der Röhren zu
1312,9 Quadratfuſs und 732,7 Quadratfuſs und die der Kessel zu 1536,4 Quadratfuſs
und 956,2 Quadratfuſs, also zu 142qm,7 und 88qm,8 berechnet. Ueber die Versuche gibt
nachstehende Tabelle Auskunft:
Kessel mit Serve-Röhren
Kessel mit glatten Röhren
VerfeuerteKohle
Ver-dampftesWasser
Ver-dampfungs-zahl
Wärmedes Speise-wassers
VerfeuerteKohle
Ver-dampftesWasser
Ver-dampfungs-zahl
Wärmedes Speise-wassers
Oktober
in Pfund
in Pfund
in Pfund
in Pfund
21
3808
32500
8,5
–
4144
31000
7,5
–
mit 1,5 Zoll Was- sersäule
21
1808
18200
10,2
–
2240
20100
8,97
–
mit natürlichem Zug
22
11872
114600
9,65
60
11872
103000
8,67
60
12 Stunden. Der Zug wurde so geregelt, daſs
in beiden Kesseln gleiche Verbren- nung
stattfinden sollte
23
6496
61500
9,47
62
6496
53200
8,2
62
7 Stunden mit 0,75 Wasser- säule.
Zur Kenntniſs der Einwirkung von Chlorschwefel auf trocknende
Oele.
Die gegenwärtig als Gummi-Ersatzstoffe in der Kautschukindustrie angewendeten Mittel
werden hergestellt entweder durch Zusammenschmelzen von trocknenden Oelen mit
Schwefelblumen, Elemi, Campher, Sandarak, Kaurigummi, Schellack, Harzölen u.s.w.,
oder durch Einwirkung von Chlorschwefel auf fette Oele. Bei der Herstellung
letzterwähnter Producte verdünnt man den Chlorschwefel und das Oel mit Benzin,
mischt beide Lösungen, erwärmt unter gleichzeitigem Verreiben des Productes, wäscht
letzteres und trocknet es.
F. Ulzer und F. M. Horn
untersuchten sowohl ein englisches wie ein deutsches Fabrikat und nehmen auf Grund
ihrer Analysen an, daſs die bei Einwirkung von Chlorschwefel auf fette Oele
gebildeten Producte Glycerinester mit eigenthümlichen schwefel- und chlorhaltigen
Fettsäuren sind, und daſs bei der Verseifung mit alkoholischem Kali (wobei Geruch
ähnlich dem Chloräthyl auftritt) und der Abscheidung der Fettsäuren mit
Schwefelsäure die Hauptmenge des Chlors aus der Fettsäure, die noch den ganzen
Schwefel enthält, abgespalten wird.
Bei einem Versuch der Verfasser, durch Einwirkung von Chlorschwefel auf reine
Oelsäure eine Fettsäure herzustellen durch Lösen der Oelsäure in der 20fachen Menge
Benzol, Zutropfenlassen des Chlorschwefels (1 Mol. auf 1 Mol.) und Abdestilliren des
Benzols nach einstündigem Kochen am Rückfluſskühler resultirte eine dickflüssige,
braune Fettsäure, die den aus Gummisubstituten abgeschiedenen sehr ähnlich war. (Mittheilungen des k. k. technologischen Gewerbe-Museums in
Wien, Sect. für chemische Gewerbe, 1890 Bd. 4 S. 43, nach Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14, Chemisches Repertorium, S. 223).
Bücher-Anzeigen.
Der Betrieb und die Schaltungen der
elektrischen Telegraphen. Unter Mitwirkung von mehreren Fachmännern
bearbeitet von K. Ed. Zetzsche. Zugleich als 2. Hälfte
des 3. Bandes des Handbuchs der elektrischen Telegraphie. Heft 2. Mit 89
Abbildungen. Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. Preis 5 Mk.
Unter Bezugnahme auf die in D. p. J. 1890 276 240 enthaltene Besprechung des 1. Heftes des in der
Ueberschrift genannten Buches wird es hinreichen, wenn hier der Inhalt des soeben
erschienenen (10 Bogen umfassenden) 2. Heftes etwas eingehender angegeben wird. Das
in Gemeinschaft mit Prof. Tobler bearbeitete 2. Heft
behandelt als dritte Abtheilung des Ganzen „die Einrichtungen und Schaltungen für
die mehrfache Telegraphie“. Nach einer den Ueberblick über das zu
behandelnde Gebiet gewährenden Einleitung folgt zunächst die Besprechung der
gleichzeitigen mehrfachen Telegraphie und zwar des Gegensprechens und des
Doppelgegensprechens. Die zahlreichen neueren Gegensprecher werden gruppenweise
geordnet auf S. 208 bis 282 vorgeführt und zwar zuerst die Gegensprecher für kürzere
Linien, dann diejenigen für lange Luftlinien, endlich die für Kabel. S. 283 bis 297
beschäftigen sich mit den Doppelgegensprechern von Smith, sowie von Muirhead, Briggs und Winter, und schlieſslich finden die von Sieur und von Ludewig eine
kurze Erwähnung. S. 297 bis 356 bringen zunächst kürzere Mittheilungen über die
Einrichtungen von Laborde, Munier, Brown, La Cour,
darauf ausführlichere über die Telegraphen von Meyer
und von Delany, und beginnen dann eine erschöpfende
Behandlung von Baudot's mehrfachen Typendruckern,
welche in dem im Druck begriffenen Schluſshefte beendet werden wird.
Auch im 2. Hefte sind Druck und Abbildungen klar und deutlich, die Stromläufe
möglichst übersichtlich.
Katechismus der Spinnerei, Weberei und
Appretur oder Lehre von der mechanischen Verarbeitung der Gespinnstfasern.
3. Auflage unter Benutzung des Grothe'schen Originals
von Dr. A. Ganswindt. Leipzig;. J. J. Weber. 1890. 338
S. Geb. 4 Mk.
Das reich illustrirte, bedeutend erweiterte und gut durchgearbeitete Werkchen gibt
eine allgemeinverständliche, allerdings sehr kurze Uebersicht über das ganze Gebiet
der Textilindustrie, und wird dem angehenden Fachmanne zur ersten Einführung, sowie
dem Freunde der Technik zur allgemeinen Orientirung gute Dienste leisten.
Dampf, Kalender für Dampfbetrieb.
Ein Hand- und Hilfsbuch für Dampfanlagen-Besitzer, Fabrikleiter, Ingenieure,
Techniker, Werkführer, Werkmeister, Monteure, Maschinisten und Heizer. Bearbeitet
und herausgegeben von R. Mittag, Ingenieur und
Chefredacteur der Zeitschrift „Dampf“. Vierter Jahrgang 1891. Verlag von Robert
Tessmer. Berlin. Brieftaschenformat. 4 Mk.
Abgesehen von kleineren Verbesserungen weist der neue Jahrgang verschiedene neue
Einfügungen für die Praxis des Dampfbetriebes wesentlicher Erfindungen und
Erfahrungen des letzten Jahres auf, der Text ist stellenweise schärfer gefaſst,
viele Abbildungen neu hinzugefügt und die Tabellen wesentlich erweitert. Eine
Beilage enthält u.a. die Gewerbegesetze und Polizeiverordnungen, sowie einen Auszug
aus dem Alters- und Invalidengesetz.
Wir können den Kalender auf das wärmste empfehlen, da er in der That für die Zwecke
des Dampfbetriebes eine bewährte Unterstützung bietet.