Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 527 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Das Steinholz.
Im Mannheimer Bezirksvereine des Vereins deutscher
Ingenieure machte Herr Hübner folgende
Mittheilungen:
Das Steinholz wird aus Sägespänen hergestellt, welche mit einem Bindemittel unter
sehr hohem Drucke zusammengepreſst werden. Vermöge seiner Eigenschaften, nämlich,
daſs es vollkommen feuerbeständig ist, daſs es sich weder in Wasser löst noch
solches aufnimmt, daſs es hohe Festigkeit besitzt und politurfähig ist, daſs es sich
bearbeiten läſst und sein Volumen unter keinerlei Einfluſs verändert, findet dieses
künstliche Holz besonders als Baumaterial Verwendung, z.B. für Fuſsböden, Wandbelag,
Dachdeckung u.s.w. Es eignet sich jedoch auch vorzüglich zur Herstellung von
Luxusgegenständen, wie Vasen, Consolen, Schalen u.s.w., in täuschenden Nachahmungen
von Marmor, Granit. Nach den Prüfungsresultaten der königlichen Versuchsstation in
Berlin beträgt die Bruchbelastung:
a)
für
Biegung
439
k/qcm
b)
„
Zug
251
„
c)
„
Druck
854
„
Das specifische Gewicht ist 1,553, der Härtegrad 6 bis 7.
Das Bindemittel besteht aus gebranntem feingemahlenen Magnesit, Das Rohproduct wird
in Platten von höchstens 1000/1000mm Gröſse
geliefert. Die Fabrikation dieser Platten ist kurz folgende:
Der gebrannte Magnesit wird in einem Desintegrator zu feinstem Mehl gemahlen,
abgesiebt und in einer Maschine, welche halb aus einem Kollergange, halb aus einem
Pochwerke besteht, unter Zusatz einer Flüssigkeit auf das innigste mit den
Sägespänen gemischt. Von hier kommt die Masse unter eine Vorpresse und wird in
Platten von der angegebenen Gröſse und beliebiger Dicke gepreſst, und zwar eine
gröſere Anzahl Platten über einander. Damit die Masse seitlich nicht ausweichen
kann, ist sie in Formkästen gehalten.
Diese Vorpressung geht sehr langsam und vorsichtig von statten, damit überall
gleichartiges Gefüge und gleiche Dicke der Platte erzielt wird. Von der Vorpresse
kommen die Formkasten unter die Hauptpresse, deren Druck die Masse mindestens 8
Stunden lang ausgesetzt bleiben muſs. Der Druck wird unter der Presse abgefangen,
damit sie zur Aufnahme anderer Formkasten sofort wieder frei wird, so daſs man in
jeder Stunde mindestens eine Pressung von einer groſsen Anzahl über einander
liegender Platten machen kann.
Nach oben genanntem Zeitraume werden dann die Formen durch eine mit Druckwasser
betriebene Ausstoſspresse geleert, und das Rohproduct ist zur weiteren Bearbeitung
für die angegebenen Zwecke fertig.
Die Mittheilungen wurden durch zahlreiche Muster aus der Fabrik von Cohnfeld und Comp. in Potschappel erläutert.
In der Fabrik von Brinck und Hübner, Mannheim, werden
derartige Specialmaschinen gebaut.
Gerard's Umschaltung für Speicherbatterien.
Wenn von Speicherbatterien mehrere Stromkreise gespeist werden, in denen der
Stromverbrauch verschieden ist, so will Léon Gerard in
Brüssel (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 44862 vom 12. August 1887) eine etwaige Ueberladung
und eine vorzeitige Schwächung der Batterien beim Laden und Entladen dadurch
verhüten und eine gleichmäſsige Inanspruchnahme aller dadurch herbeiführen, daſs er
jede einzelne durch einen Umschalter in regelmäſsiger Reihenfolge nach und nach mit
jedem der verschiedenen Stromkreise verbindet. Der Umschalter besteht aus zwei über
einander liegenden Scheiben, von denen die obere sich frei um eine Achse und auf der
unteren Scheibe drehen kann. Die obere Scheibe ist auf ihrer oberen Fläche mit
concentrisch zu einander liegenden Metallreifenpaaren versehen, gegen welche Bürsten
reiben, welche paarweise mit den einzelnen Batterien verbunden sind; auf ihrer
unteren Fläche dagegen trägt sie Knöpfe, die zu zweien auf gleich weit von einander
liegenden Halbmessern und alle zusammen auf zwei concentrisch zu einander liegenden
Kreisen angeordnet sind; jedes Paar Knöpfe ist mit einem der Metallreifenpaare
verbunden. Die untere Scheibe hat auf ihrer oberen Fläche Knöpfe, die ebenfalls
genau in der zuletzt beschriebenen Weise angeordnet sind, und von denen jedes Paar
mit zwei Klemmen verbunden ist, die auf der äuſseren cylindrischen Mantelfläche der
Scheibe sich befinden. Von den Klemmen laufen die Leitungsdrähte der einzelnen
Verbrauchsstromkreise aus, und daher wird bei der Drehung der oberen Scheibe um den
Abstand zweier benachbarter Halbmesser jeder Stromkreis mit einer anderen und
abwechselnd der Reihe nach mit allen vorhandenen Stromquellen verbunden und letztere
demnach ganz gleichmäſsig abgenutzt.
Nachweis der magnetisirenden Wirkung des Lichtes.
In der Royal Society in London hat Shelford Bidwell am
21. März über einige Versuche berichtet, welche beweisen, daſs unter gewissen
Verhältnissen das Licht magnetisirend auf das Eisen zu wirken vermag. Er läſst bei
seinen Versuchen das Licht auf einen Eisenstab wirken, der erst durch einen
elektrischen Strom magnetisirt, darauf aber durch einen zweiten Strom wieder
entmagnetisirt worden ist und dadurch die Eigenschaft erhalten hat, daſs er in der
einen Richtung stärker für Magnetismus empfänglich ist als in der anderen. Vgl. auch
The Electrician, 1889 Bd. 22 S. 574.
Edison's Ausschaltvorrichtung für Glühlampen.
Für hinter einander geschaltete Glühlampen stellt Thomas Alva
Edison in New York (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 44591 vom 18. December 1887) in
folgender Weise einen Ausschalter her. Ein dünner, zwischen den Zuleitungsdrähten
und den Schenkeln des Kohlenbügels befindlicher Draht wird so in die Lampe
eingeschmolzen, daſs er einen an seinem Ende befestigten und unter dem Drucke einer
Spiralfeder stehenden Contactstift gehoben hält, beim Bruche des Kohlenfadens durch
den überspringenden Strom aber schmilzt und den Contactstift zur Herstellung eines
Nebenschlusses freigibt.Vgl. 1889 272 311 Anm. 1.