Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 383 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Versuche mit 2m weiten
Monier-Röhren.
Ueber Vorversuche, welche darauf gerichtet waren, die Brauchbarkeit weiter Röhren
nach dem Monier'schen Systeme für eine
Entwässerungsanlage der Stadt Königsberg in Preuſsen zu erproben, berichtet der
Königl. Reg.-Baumeister Becker im Centralblatte der Bauverwaltung, 1889 S. 49,
folgendes:
Die beabsichtigte Rohrleitung ist für eine 9km
lange Vorfluthleitung bestimmt, und soll auf Dammschüttung mit nur gegen Frost
schützender Erddeckung zur Ausführung kommen. Da keine Erfahrung mit den Monier-Röhren vorlagen, dieselben aber geeignet
erschienen, so wurden zunächst Vorversuche angestellt.
Für die Herstellung der Probestücke wurde von der Erwägung ausgegangen, daſs bei dem
fertigen Kanäle die äuſseren Belastungen eine Umformung des runden
Kanalquerschnittes hervorrufen und den Kanalmantel an den verschiedenen Stellen
desselben Querschnittes ungleich beanspruchen werden, daſs mithin die Anordnung der
Eiseneinlagen, welche an den Stellen mit Zugspannungen erforderlich sind, genau
ermittelt werden muſs. Unter der Annahme einer Erdlast von 3m,35 Höhe und einer gleichmäſsigen Vertheilung
derselben über den wagerechten und senkrechten Durchmesser ergab nun die Rechnung,
daſs in dem Scheitel, der Sohle, sowie in Höhe des wagerechten Kanaldurchmessers die
gröſsten Momente auftreten, während dieselben in den Zwischenlagen abnehmen und
unter 45° gegen die gefährlichsten Stellen gleich Null werden. Ferner ging aus der
Umformung des Querschnittes hervor, daſs in dem Scheitel und der Sohle die inneren
Theile und rechtwinkelig dazu die äuſseren Theile der Wandung gedehnt werden. Die
Eiseneinlage hätte hiernach also eigentlich nach einer Ellipse geformt werden
müssen, welche bei dieser vereinfachten Belastungsannahme wohl leicht zu bestimmen,
aber schwierig auszuführen gewesen wäre. Auch lag bei einer unrichtigen Verlegung
des Kanalstückes, etwa bei einer Drehung um 90° gegen die berechnete Lage, die
Gefahr einer unzureichenden Festigkeit vor. Bei den Versuchsstücken ist daher ein
doppeltes Eisengerippe zur Anwendung gekommen, und zwar ein inneres und ein äuſseres
Flechtwerk, deren jedes nur so weit von den Auſsenflächen abliegt, als zur
Einbettung in den Beton ausreichend war. Jedes Flechtwerk besteht aus den eigentlichen, dem
Kreisumfange folgenden Tragstäben und den mit der Kanalachse gleichgerichteten
Flechtstäben, die beide mit einander mittels Drahtes verbunden sind und ein
geviertförmiges Maschenwerk bilden. Die Probestücke sind stehend hergestellt worden.
Die Flechtwerke wurden an den inneren bezieh. äuſseren Wandungen zweier aus rauhen
Brettern gefertigten Trommeln leicht mit Draht befestigt, worauf eine Trommel in die
andere gesetzt und in den der Stärke des Kanalmantels entsprechenden Zwischenraum
der sorgfältig im Mischungsverhältnisse 1 : 3 hergestellte und steif angemachte
Cementmörtel eingebracht und festgestampft wurde. Ein 1m,50 langes Kanalstück von 10cm
Wandstärke erforderte 257l,5 Sterncement und die
dreifache Menge ungewaschenen Sandes und wurde durch zwei Maurergesellen und zwei
Arbeiter in acht Stunden fertiggestellt, wobei die Anfertigung und das Aufstellen
der Lehrbögen und das Herstellen des Drahtgeflechtes nicht einbegriffen sind. Das
nachfolgend hinsichtlich der Belastung näher beschriebene Kanalstück hatte bei 1m,5 Länge und 10cm Wandstärke ein inneres und äuſseres Flechtwerk von je 12 Tragstäben von
8mm Stärke und 12 Flechtstäben von 6mm,5 Stärke auf 1m, woraus sich die Maschenweite zu rund 8cm ergibt. Nach Aushebung einer gröſseren Grube wurde dieselbe Im hoch mit
möglichst schlechtem Boden, losem Torfe, ausgefüllt, darauf ein Sohlstück von Beton
(1 : 4 : 8) von 2m,25 Breite und 0m,25 geringster Stärke verlegt und auf dieses das
Kanalstück aufgebracht. Das Belastungsmaterial bestand aus Säcken mit Sand und
darüber aus Eisenbahnschienen. Die Belastung wurde an dem am 19. November 1887
hergestellten Probestücke in der Zeit vom 16. bis 17. April 1888 vorgenommen.
Aus den in der amtlichen Verhandlung enthaltenen genauen Angaben über die Bewegung
der einzelnen Punkte mögen folgende Mittheilungen gemacht werden. Bei 9600k Auflast für 1qm trat ein Riſs in der Mitte des Sohlstückes ein, das Monier-Rohr war frei von Rissen und zeigte eine
Formänderung des wagerechten und senkrechten Durchmessers um je 6mm in verschiedenem Sinne; die ganze Last hatte
sich um 55mm gesenkt. Bei rund 12900k Auflast für 1qm traten die ersten von innen nach auſsen verlaufenden Haarrisse genau im
Scheitel und in der Sohle ein, die Umformung des Querschnittes betrug + 14mm bezieh. – 14mm, die Senkung der ganzen Last dagegen 75mm. Nach weiterer Belastung zeigten sich Haarrisse an der Auſsenwand in
Höhe des Kreismittelpunktes. Bei der gröſsten Auflast von 21000k für 1qm
erreichte die Abweichung der Durchmesser von der ursprünglichen Länge das Maſs von
60mm und die ganze Last hatte sich um 250mm gesenkt. Nach der Entfernung der Auflast
verblieb eine Formänderung in den Achsen von 50 bezieh. 46mm, sämmtliche Risse reichten von innen oder
auſsen nur bis zur Mittellinie des Kanalmantels. Die gute Uebereinstimmung der
Versuche mit den Ergebnissen der Berechnung verdient hervorgehoben zu werden.
Ein zweites in gleichen Abmessungen wie das vorerwähnte, jedoch nur in Im Länge
hergestelltes Kanalstück wurde an den Enden durch verbolzte Holztafeln mit
Zinkblechbekleidung geschlossen, mit Werg gedichtet und einem inneren Wasserdrucke
ausgesetzt. Da die Dichtung nicht gut schloſs, konnte nur ein mittlerer Druck von
7m,5 Wassersäule erzielt werden, welchen das
unverputzte Rohr gut aushielt, indem es nur an einzelnen Stellen Schwitzwasser
zeigte. Der günstige Eindruck der Versuche veranlaſste, von weiteren Proben wegen
der erheblichen Kosten Abstand zu nehmen. Es dürfte indeſs darauf hinzuweisen sein,
daſs eine sehr sorgfältige Herstellung der Rohre nothwendig erscheint. Bei den
hierorts beabsichtigten Bauausführungen sollen daher die Rohre auſserhalb der
Baugrube stehend aus einzelnen Stücken gefertigt und nach dem Verlegen die Fugen mit
Monier-Bändern umhüllt werden.