Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 478 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Stählerne Schiffsschrauben mit Kupferüberzug.
Nach einer Mittheilung der Annales industrielles vom 19.
August 1888 will M. J. Wilson die stählernen
Schiffsschrauben durch einen Kupferüberzug vor den Angriffen des Seewassers schützen
und auf diese Weise den Stahl ebenso gut für diese Zwecke verwendbar machen, wie die
viel theureren Metalllegirungen es sind. Er benutzt dazu Kupferbleche, welche sich
genau den Wänden der Gieſsform anlehnen und die vor dem Gusse eingesetzt werden. Die
Hitze des flüssigen Stahles soll genügen, um eine haltbare Verbindung beider Metalle
herzustellen, gemäſs Proben von Sachverständigen.
Timmis' Anordnung zu elektrischer Beleuchtung und Signalgebung
auf Eisenbahnzügen.
Während vielleicht zuerst auf der Londoner unterirdischen Eisenbahn durch Massey und vor etwa vier Jahren auf der Great Eastern
Bahn eine Dynamomaschine unmittelbar zur Beleuchtung des Zuges benutzt worden ist,
die Brighton Company dagegen auf einer Anzahl ihrer
Züge eine Dynamo in Verbindung mit einer Speicherbatterie benutzt, sind auf der
Elsässer Staatsbahn die Speicherbatterien (von 40 Ampère-Stunden Leistung) auf die
einzelnen Wagen vertheilt, welche je fünf Lampen von zehn Kerzen erhalten, die
zusammen 3 Ampère brauchen, so daſs die Batterien für 13 Stunden ausreichen (vgl.
auch Barrett, 1887 266
587).
Eine Vervollkommnung der zuletzt angeführten Beleuchtungsweise hat. J. A. Timmis in London angegeben, und seit Oktober 1887
sind mit derselben auf der Midland Eisenbahn Versuche angestellt worden, und jetzt
ist einer der regelmäſsig zwischen Derby und Manchester verkehrenden Züge z. Th. mit
dieser Beleuchtung ausgerüstet, nämlich ein Salonwagen mit vier Swan-Glühlampen, ein gemischter Wagen erster und
zweiter Klasse mit zwei Lampen in jeder Abtheilung und ein Schaffnerwagen.
Die Forderungen, welche Timmis an die elektrische
Beleuchtung der Eisenbahnzüge stellt, sind: 1) Jeder Wagen muſs seine eigene
Lichtquelle besitzen, damit die Züge nach Belieben getrennt und nach Belieben anders
zusammengestellt werden können; 2) der Schaffner muſs alle Lampen im ganzen Zuge
auslöschen und anzünden können, ohne seinen Wagen zu verlassen; 3) wird ein Theil
des Zuges abgetrennt, so müssen in ihm und im Haupttheile die Lampen fortbrennen,
wenn sie bisher brannten, und zu brennen anfangen, wenn sie bisher nicht brannten.
Letzteres ist namentlich deshalb nöthig, weil die Abtrennung beim Austritte aus
einem Tunnel auf einer Steigung erfolgen kann, auf welcher die abgetrennten Wagen in
den Tunnel zurückrollen.
Timmis verbindet die Lichtanlage mit einer Signalanlage,
welche einen Verkehr zwischen Maschinenführer, Schaffner und den Reisenden gestattet
und eine elektrische Klingel im Schaffnerwägen und auf der Locomotive enthält. Er
braucht dazu vier Drähte, welche als Kabel dem ganzen Zuge entlang laufen und
zwischen je zwei Wagen durch besondere Kuppelungen verbunden sind; bei Weglassung
der Klingeln sind bloſs drei Leitungen erforderlich. Die erste Leitung A bildet den allgemeinen negativen Pol; die zweite B dient als positiver Pol für die Signalanlage und
bleibt nach Befinden weg, die dritte C und die vierte
D sind der positive Pol für die Controle bezieh.
für die Ladung. Die Glühlampen sind sämmtlich in Parallelschaltung zwischen A und D enthalten.
Textabbildung Bd. 269, S. 479Jeder Wagen bekommt eine Speicherbatterie S
von zehn Elementen der Union Company, von etwa vier
Centner (204k) Gesammtgewicht. Die Batterien
werden in der Station Derby geladen; doch soll nach Timmis' Entwurf die Locomotive mit einer Dampfdynamo ausgerüstet werden,
damit die Ladung auf dem Zuge selbst erfolgen kann, unter Benutzung der Leitungen
A und D. Jeder Wagen
erhält ferner einen elektromagnetischen Umschalter M
für seinen Lampenstromkreis; der Elektromagnet ist zwischen Leitung A und C eingeschaltet und
schlieſst oder unterbricht die Zuleitung von A aus zu
den Lampen. Weiter erhält jeder Wagen einen Signaldruckknopf P, mittels dessen die Leitungen D und C in leitende Verbindung gebracht werden können. Im
Schaffnerwagen befindet sich, wie die Abbildung sehen läſst, auſserdem die zwischen
A und B eingeschaltete
Klingel K und anstatt M
noch der Controlumschalthebel H, der die Verbindung
zwischen C und D schlieſst
oder öffnet.
Die Dynamo wird unmittelbar von einer schnell laufenden Dampfmaschine getrieben; der
Strom derselben läſst sich mittels eines (zwischen C
und A eingeschalteten) elektromagnetischen Umschalters
O, der die Leitung D
an ihrem einen Ende und vor ihrem Anschlusse an A
schlieſst oder öffnet, während der Schlieſsung in der Leitung DA den Batterien S
zuführen, während der Oeffnung dagegen ist der Strom unterbrochen.
Jeder Wagen besitzt noch einen Ausschalter L für seine
eigene Beleuchtungsleitung; mittels derselben wird die von A kommende Zuleitung geöffnet, während der Wagen nicht im Gebrauche ist;
dagegen ist die Leitung, so lange der Wagen in Dienste ist, beständig geschlossen,
mag die Beleuchtung erforderlich sein oder nicht.
Alle Umschalter M beherrscht der Schaffner mittels des
Hebels H. So lange in letzterem die Leitung CD geschlossen ist, geht ein schwacher Strom durch die
Elektromagnete M, und diese halten ihre Zuleitungen
offen, so daſs keine Lampe brennt. Wünscht der Schaffner die Lampen zu entzünden, so
öffnet er mittels H die Leitung CD, jeder Magnet M wird stromlos, und eine
Abreiſsfeder an seinem Anker schlieſst die Zuleitung von der Batterie S und von A zu den Lampen.
Zerreiſst etwa der Zug, so wird der Strom in M
ebenfalls unterbrochen, und die Lampen fangen an zu brennen.
Wird in einem Wagen der Knopf P herausgezogen, so treten
zwei bisher durch ihn gegen einander isolirte Federn in Berührung und der Strom, der
Batterie strömt von D aus in P nach B, im Schaffnerwagen aber weiter von
B durch die Klingel K
nach A und in A zur
Batterie zurück; die Klingel K wird also ertönen. (Industries vom 13. April 1888, * S. 380. Iron vom 13. April 1888, *S. 309.)
Die Signalanlagen der London and North Western
Eisenbahn.
Wie im Neuen Finanz- und Verloosungsblatte, 1888 S. 277,
berichtet wird, hat der Betriebsdirektor der London and North Western Eisenbahn
einen Vortrag über das Betriebssystem und die Leistungsfähigkeit englischer Bahnen
im Allgemeinen, sowie über die genannte Gesellschaft im Besonderen gehalten. Wir
entnehmen dem Berichte nachstehende Angaben über die Signalanlagen dieser Bahn:
Das Personal der Eisenbahn besteht aus 55217 Personen, wovon 8000 mit der Beförderung
der Züge, 22000 auf die eine oder andere Weise im Betriebe und die übrigen als
Commis, Beamte, Tagelöhner, Gehilfen u.s.w. beschäftigt sind. Die auf den im Vereine
mit anderen Linien befahrenen Strecken beschäftigten Leute sind in dieser Zahl nicht
mitbegriffen. Die Länge der North Western beträgt 1634 engl. Meilen (2631km), auſserdem hat die Gesellschaft in Pacht 346
Meilen und versorgt den Betrieb weiterer 568 Meilen, so daſs das ganze Netz eine
Ausdehnung von 2548 engl. Meilen besitzt. Das Betriebsmaterial schlieſst 2541
Locomotiven (wovon 663 nur für den Personenverkehr bestimmt sind), 4548
Personenwagen und 53555 Güter- und Kohlenwaggons ein.
Die Bahn hat ein sehr ausgedehntes Signalsystem, das die Errichtung von 1400
Signalstationen mit 30000 Hebeln und 14000 Signalen, und eine Auslage von 40
Millionen Mark erforderte. Für die Instandhaltung der Signalapparate sind Jahr aus
Jahr ein 600 Arbeiter beschäftigt.
Eine groſse Schwierigkeit im Betriebe englischer Eisenbahnen bietet der Nebel, der
wiederholt von September oder Oktober bis gegen Ende Januar eintritt. Im vergangenen
Winter war die Woche vom 9. bis 13. Januar die nebeligste, deren man sich seit
vielen Jahren erinnerte. Der fast undurchdringliche graue Schleier umhüllte das
ganze Land, während sonst gewöhnlich nur die groſsen Städte davon heimgesucht sind,
und hielt viel länger als sonst an. Daſs eine solche Erschwerung des Betriebes zu
Verspätungen führte, ist selbstredend, daſs indeſs der Verkehr trotzdem fast ohne
jeden Unfall stattfand, war lediglich dem Nebelsignalsysteme zu verdanken, das sich
zu dieser Zeit über Erwarten bewährte. Während der betreffenden Woche hatte die Bahn
eine auſsergewöhnliche Nebelmannschaft an 2462 Signalstationen aufzustellen, weitere
2375 Mann wurden für mannigfachen auſserordentlichen Dienst angenommen und 1377 Mann
für denselben Zweck in Bereitschaft gehalten. Es ist denn auch nur ein einziges
bedauerliches Vorkommniſs zu erwähnen, es gerieth nämlich einer der neuangestellten
Arbeiter im dichten Nebel auf ein unrichtiges Geleise und wurde von einem
herankommenden Zuge überfahren. Die Verspätung der Expreſspersonenzüge erstreckte
sich in den meisten Fällen nur auf wenige Minuten, während manche Züge ganz
pünktlich eintrafen und der Zeitverlust nur ausnahmsweise ½ Stunde erreichte.
Ueber eine neue Sauerstoffsäure des Schwefels.
Durch Einwirkung von schwefliger Säure auf Natriumhyposulfit erhielt A. Villiers unter Einhaltung bestimmter
Versuchsbedingungen das Natriumsalz einer neuen Säure in Form von weiſsen,
glänzenden, leicht zerbrechlichen Krystallen von der Zusammensetzung Na2S4O8, das beim Umkrystallisiren aus Wasser in das Salz
Na2S4O8 + 2H2O übergeht.
Aus den Mutterlaugen krystallisirt trithionsaures Natrium, Na2S3O6 + 3H2O, aus. (Comptes rendus. 1888 Bd. 106 S. 851.)
D.