Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 287 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Der Eiffel-Thurm.
Die Ausführung des 300m hohen, zur Verherrlichung
der Pariser Weltausstellung von 1889 bestimmten Thurmes ist so rüstig
vorangeschritten, daſs bis zum 15. Juli d. J. das zweite Stockwerk vollendet war und
man zur Verschönerung des an diesem Tage zu feiernden französischen Nationalfestes
ein Feuerwerk von immerhin schon ansehnlicher Höhe abbrennen konnte.
Man kann über den Werth des Bauwerkes sowohl in architektonischer Beziehung wie in
Hinsicht auf die für ihn beanspruchte Nützlichkeit für wissenschaftliche Forschungen
verschiedener Ansicht sein, aber man kann jenem Berichterstatter eines englischen
Blattes zustimmen, welcher in der Errichtung desselben die Krönung eines neuen
Zeitabschnittes der Ingenieurkunst erblickt. Wir schauen mit ihm um 50 Jahre zurück
auf jene Zeit, in Reicher man mit dem Baue von Eisenbahnen begann und dadurch die
Grundlage zu dem seither erfolgten Umstürze in den Bedingungen des menschlichen
Daseins legte. Die Eisenbahnen sind die thatsächliche Ursache zu der Entwickelung
der Eisenindustrie gewesen, sei es in unmittelbarer Weise zur Erzeugung von Schienen
und Schwellen oder in mittelbarer Weise von Brücken und Bahnhofsbauten. Der hieraus
entstandene Bedarf an Eisen und Stahl hat denjenigen für alle anderen Zwecke weit
übertroffen und so eigentlich das „eiserne Zeitalter“ geschaffen, für welches
der Eiffel-Thurm in der That ein Achtung forderndes Denkmal zu werden
verspricht.
Seit etwa einem Jahre ist man in der Errichtung der eisernen Construction ohne
Zwischenfall so weit vorangeschritten, daſs eine Fertigstellung des Ganzen bis zum
nächsten Frühjahre wahrscheinlich ist. Das Gerippe des Thurmes besteht aus vier
Pfeilern, welche durch vier Halbkreisbogen verbunden sind. Die Achsen dieser
Pfeiler, welche bei ihrem Beginne am Erdboden um 54° gegen die Wagerechte geneigt
sind, fallen, von oben gesehen, mit den Diagonalen eines 100m Seitenlänge messenden Quadrates zusammen und
sind aus Gitterwerk gebildet. Trotzdem das in Frankreich erzeugte Schweiſseisen eine
sehr geringe Qualität besitzt, ist unseres Wissens zu dem Baue kein Fluſseisen
verwendet worden. Für jede Ecke der vier Pfeiler erhebt sich aus dem allgemeinen
Fundamente eine besondere Erhöhung, welche als Auflager dient. Die Oberfläche dieses
Auflagers steht senkrecht zu dem Pfeiler, zwischen beiden ist ein guſseiserner Schuh
von 3500k Gewicht eingeschaltet, auf dem ein
Stahlguſsstück von 2700k Gewicht ruht. Der
erwähnte Schuh ist hohl und zur Aufnahme einer hydraulischen Hebevorrichtung
eingerichtet. Das Gewicht, welches auf jeder Ecke aufliegt, beträgt 500t, während die hydraulischen Pressen für 800t construirt und auf 900t geprüft sind, so daſs man also im Stande ist,
vermittels der 16 hydraulischen Cylinder den Thurm genau einzustellen.
Mit dem Aufbaue der Pfeiler konnte man ohne besondere Hilfsmittel bis zu 26m Höhe vorgehen, weil sich bis dorthin jeder
Pfeiler in sich selbst trug. Darüber hinaus fiel die Schwerpunktslinie auſserhalb
der Grundfläche und muſste man daher von da ab ein Gerüst zu Hilfe nehmen, welches
aus einem kräftigen Holzunterbaue unter den drei inneren Kanten der Pfeiler bestand.
Auf diese Weise konnte man bis zu 50m Höhe weiter
aufbauen und damit die Oberkante des untersten Stockwerkes erreichen. Zur
Heraufschaffung der Baumaterialien bedient man sich beweglicher Krahne, welche bei
4t Tragfähigkeit einen Halbmesser von 12m besitzen. Da der fertige Thurm mit Aufzügen versehen werden soll,
zu deren Führung im Inneren der Pfeiler liegende Rollgänge benutzt werden sollen, so
hat man letztere bereits bei dem ersten Aufbaue berücksichtigt und benutzt die dafür
nöthige Trägerconstruction zur Anbringung genannten Krahnens. In einer Höhe von
55m liegen die vier schweren Querträger von je
54m Länge, welche die Krönung des unteren
Stockwerkes bilden. Da sie nicht weniger als 7m
hoch sind und je 70t wiegen, so war zu ihrer
Anbringung die Errichtung eines kräftigen hölzernen Gerüstes erforderlich. Im Monat
April wurden diese Arbeiten fertig; man konnte dann ungesäumt mit dem Aufbaue des
zweiten Stockwerkes beginnen und hatte bis Mitte Juni Dreiviertel desselben bereits
fertig.
Das gesammte Eisenwerk für den Thurm wird auf den Eiffel'schen Werken in Levallois Perret fertig gestellt und auf dem Marsfelde
an richtiger Stelle angesetzt und vernietet. Die Gesammtzahl der zur Verwendung
kommenden Nieten soll 2½ Millionen betragen.
Zur Veranschaulichung der Riesengröſse des Unternehmens mag noch mitgetheilt werden,
daſs die Bauzeichnungen aus nicht weniger als 2500 Blatt von je 1000 × 800mm Gröſse bestehen und daſs zur Herstellung
derselben 40 Zeichner thätig waren. (Nach Stahl und
Eisen.)
Tragbare Schienenbohrmaschine.
Für Arbeiten auf der Strecke ist diese kleine Bohrmaschine für Handbetrieb von Wegener und Longmann in
Breslau (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 41743 vom 13. April 1887) recht gut geeignet. Ein
schmiedeeiserner Bügel b (Fig. 11 Taf. 12) wird
mittels einer Schraube am Schienenfuſse befestigt, indem sich derselbe mit seinem
Einschnitte c in die Schienenkante einlegt. Am oberen
Arme wird das Bohrwerk seitlich angeschraubt und mittels der Schlitze a verstellbar gemacht. Antrieb und Steuerung sind aus
der Zeichnung ersichtlich.
Bestimmung von Tannin.
Diese von Ch. Collin und L.
Benoist angegebene Methode beruht auf der Fällung von Gelatine durch
Tannin. Es sind folgende Lösungen nöthig:
1) Normaltanninlösung: 5g Tannin werden in
destillirtem Wasser gelöst, dazu 0cc,5 einer
10procentigen Quecksilberjodidlösung, gelöst in der gleichen Gewichtsmenge
Jodkalium, zugesetzt, und die Flüssigkeit auf 1l
verdünnt.
2) Gelatinelösung: Man löst in der Wärme 5g
Gelatine in 1l destillirtem Wasser, erhitzt zum
Sieden und klärt durch Eiweiſs. Nach dem Erkalten setzt man 0cc,5 der oben beschriebenen Quecksilberjodidlösung
zu und macht durch Aetznatron schwach alkalisch.
3) Calciumacetat: 50g Calciumacetat werden in 1l Wasser gelöst und dazu, um Schimmelbildung zu
verhüten, einige Tropfen der Quecksilberjodidlösung gegeben.
4) 1procentige Lösung von Methylenblau.
5) 4procentige Lösung von Nicholsonblau.
6) 1procentige Lösung von Schwarzblau „NBI“. Das Methylenblau wird bei
Bestimmung von gefärbtem Tannin, die beiden anderen blauen Farbstoffe bei gefärbtem
Tannin und Extracten gebraucht.
Zunächst wird die Gelatinelösung gegen die Normaltanninlösung gestellt. Hierzu gibt
man in ein Reagensglas von 3cm Durchmesser, das
bei 60cc mit einer Marke versehen ist, 1cc Gelatinelösung, 2 Tropfen Methylenblau, 5cc Calciumacetat und füllt dann bis zur Marke mit
Wasser von 75 bis 80° auf. Dann läſst man aus einer Bürette nach und nach und unter
häufigem Schütteln so viel von der Normaltanninlösung zutropfen, bis die Lösung
entfärbt ist. In derselben Weise verfährt man mit der zu prüfenden Tanninlösung und
aus dem Verhältnisse der verbrauchten Mengen der Tanninlösungen kann man auf den
Gehalt der zu untersuchenden schlieſsen.
Die zu prüfende Lösung darf nicht zu concentrirt und nicht stark sauer sein (Chemical News, 1888 Bd. 57 S. 214).
W.