Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 491 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Heinke's Wasserstandszeiger mit gefärbter
Flüssigkeitsmarke.
Um den Wasserstand der Dampfkessel u. dgl. in den Gläsern deutlicher sichtbar zu
machen, benutzt C. H. Heinke in London, Upper
Teddington, nach Engineering, 1886 Bd. 42 * S. 457
einige Tropfen einer gefärbten Flüssigkeit, z.B. Oel,
welche auf dem Wasser schwimmt. Um nun bei einem Glasbruche diese farbige
Flüssigkeitsmarke leicht wieder zu ersetzen, ist auf dem oberen Wasserstandskopfe
ein Vorrathsbehälter für die Farbflüssigkeit angebracht, welcher mit dem Inneren des
Glasrohres durch einen kleinen Meſshahn in Verbindung steht. Dieser Hahn läſst bei
seiner Verdrehung genau die der Markenhöhe entsprechende Flüssigkeit in das
Wasserstandsglas tropfen. Der Inhalt des Vorrathbehälters kann die Marke 63 mal
ergänzen und reichen, selbst täglich 3 Glasbrüche vorausgesetzt, 4l,5 gefärbten Oeles an 5½ Jahr. Die neue
Einrichtung wird
namentlich für Locomotiv- und Schiffskessel empfohlen und hierzu an der Mündung des oberen
Wasserstandskopfes im Inneren des Kessels ein nach oben gebogenes Rohr angebracht,
damit bei dem auftretenden Schütteln des Wassers im Kessel die Flüssigkeitsmarke
nicht gleich in den Kessel überlaufen kann.
Förderung mittels Kette ohne Ende.
Fr. Steinhoff in Königshütte, O.-Schlesien (* D. R. P.
Kl. 5 Nr. 35734 vom 19. November 1885) schlägt vor, zur Förderung eine unterlaufende Kette, bestehend aus 72cm langen Gliedern, zu verwenden; von diesen ist
ein Glied um das andere mit je einer Laufrolle versehen, welche in einem in
geeigneter Höhe zwischen den Schienen gelagerten ⊔-Eisen geführt werden; dagegen
tragen die Glieder ohne Laufrollen Mitnehmer, welche an den Wagenachsen angreifen.
An den Endpunkten der Bahn ist die Kette über entsprechend vieleckige Scheiben
geführt, von denen eine den Antrieb erhält. – Die Laufrollen der Glieder nebst
Achsen werden einer starken Abnutzung ausgesetzt sein und wohl häufige Erneuerung
bedürfen.
Garvin's leichte Bohrmaschine.
Textabbildung Bd. 263, S. 492 Eine kleine freistehende Bohrmaschine, welche an Feilbänken und Tischen
angeschraubt werden kann und von auſserordentlicher Einfachheit in Bezug auf Antrieb
und Bohrerverstellung ist, bringt nach dem Techniker,
1886 E. Garvin und Comp. in New-York zur Ausführung.
Namentlich ist die ganze Anordnung für eine Reihenaufstellung gleicher Maschinen
vortheilhaft, weil der Antriebsriemen von dem Wand- oder Deckentriebwerke des
Fabrikraumes unmittelbar auf die Spindel der Bohrmaschine bezieh. über Leitrollen an
derselben zu der Spindel laufen kann, wobei die Abstellung durch Auslösung einer
Reibungskuppelung in der Antriebscheibe leicht zu erreichen ist. Der Bohrernachschub
erfolgt durch eine gezahnte Hülse im unteren Lager mittels Handhebel (vgl. Huré 1886 262 * 397). Die
Loch tiefe wird durch eine Stellmutter am oberen Spindelende begrenzt, der Bohrtisch
hingegen durch einen Klemmbacken in der Höhe festgestellt.
Woodward und Roger's Schleifmaschine.
Eine von Woodward und Roger in Hartford, Nordamerika,
ausgeführte kleine Maschine zum Schleifen von Preſsstempeln und ähnlichen kleineren gehärteten Theilen weist nach dem
American Machinist, 1886 Nr. 40 * S. 5 die
Eigenthümlichkeit auf, daſs den Lagern mit der Schmirgelscheibenspindel durch einen
Kurbelmechanismus Hubbewegung ertheilt wird, während das in einem Sehraubstock
gespannte Werkstück Querbewegung durch eine selbstthätige, von der Hubbewegung
abgeleitete Schaltbewegung erhält. Zu diesem Zwecke gleiten die Spindellager in
einer Schlittenführung, die an Ort gehaltene Antriebsrolle verschiebt sich in einer
Längsnuth der sich drehenden Scheibenspindel. Um den Hub zu regeln, wird der
Kurbelzapfen in einer Nuth der wagerechten Kurbelscheibe verstellt; der Antrieb der
letzteren erfolgt hingegen durch Vermittelung von Stirn- und Winkelräder von einer
selbständigen Riemenscheibe aus. Der Werkstückträger gestattet nach allen drei
Richtungen Verstellung. Mit einer Schmirgelscheibe von 200mm Durchmesser können auf dieser Maschine
Gegenstände von 150mm Höhe und Breite und 300mm Länge genau abgeschliffen werden.
Betrieb von Booten mittels Elektricität.
Die kürzlich glücklich zurückgelegte erste Fahrt des mittels elektrischer
Accumulatoren betriebenen Bootes Volta zwischen Dover
und Calais gibt dem
Génie civil, 1886 Bd. 9 S. 378 nach der Gazette maritime Anlaſs, daran zu erinnern, daſs die
erste Fahrt eines durch Elektricität getriebenen Schiffes 1882 von der eisernen
Yacht Electricity gemacht worden sei (vgl. 1883 247 184. 250 281), von 7m,62 Länge, 1m,52 Breite, ausgerüstet mit einer Batterie von 40 Elementen und einer Siemens'schen Dynamomaschine. 1 Jahr später sei in
nahezu denselben Maſsen die hölzerne Barke Australia
gebaut und mit einem Reckenzaun'schen Motor (vgl. 1886
260 * 305) ausgerüstet worden. Auch das 6m,70 lange und 1m,36 breite, zu einem Torpedoschiffe gehörige Schraubenboot Vernon erhielt einen Reckenzaun'schen Motor. Dem von der englischen Regierung gegebenen
Beispiele folgte der Herzog von Bedford, dessen elektrische Yacht Northumbria 7m,32
lang und 1m,52 breit war. Endlich hat im laufenden
Jahre Yarrow, der Erbauer der Electricity, für die italienische Marine ein elektrisches Torpedoboot von
10m,98 Länge und 1m,90 Breite, mit einem doppelten Reckenzaun'schen Motor geliefert, das in Spezzia in regelmäſsigem Betriebe ist
und nach amtlichen Angaben mit 8,43 Knoten (4m,23
secundlich) Geschwindigkeit fährt. Alle diese Boote benutzen Accumulatoren der Electric Power and Storage Company in London.
Das Boot Volta ist ganz aus Stahlblech von 1mm,65 Dicke gebaut; es hält 6t und ist ohne Verdeck; seine Länge miſst 11m,28 und seine gröſste Breite 2m,08. Die Betriebsbatterie hat 61 Elemente der Electric Power and Storage Company für zwei auf eine
gemeinschaftliche Triebwelle wirkende Reckenzaun'sche
Motoren. Das Boot fährt mit drei Geschwindigkeitsgraden; zum Langsamfahren schaltet
man die Motoren hinter einander, für mittlere Geschwindigkeit benutzt man bloſs
einen Motor und für volle Geschwindigkeit schaltet man die beiden Motoren parallel.
Die Motoren liegen rückwärts, gerade über dem Kiel und füllen einen Raum von 1m,16 Länge, 0m,54 Breite und 0m,32 Höhe; ihr
Gesammtgewicht beträgt 331k, ihre höchste Leistung
16 Bremspferd. Die Schraube hat drei Flügel von 0m,508 Durchmesser und 0m,280 Ganghöhe; sie
läuft bei kleinster, mittlerer und gröſster Geschwindigkeit mit 600, 800 und 1000
Umdrehungen in der Minute. Die Accumulatoren wiegen ungefähr 2t; sie sind längs des Kieles untergebracht und mit
einer Holztafel bedeckt. Das Schiff ist mit Bänken versehen, unter denen die
Mundvorräthe untergebracht sind. Es kann einen Mast aufrichten, der jedoch
gewöhnlich niedergelegt ist, weil Segel nur im Nothfalle benutzt werden sollen.
Am 13. September verlieſs die Volta Dover zur Fahrt nach
Calais mit voller Elektricitätsladung; das Boot verfügte über 120 Volt bei 28
Ampère; 10 Uhr 41 Minuten Morgens stieſs das Boot von dem Hafendamme in Dover ab und
fuhr in den Hafen von Calais um 2 Uhr 32 Minuten Nachmittags ein. Die Fahrt dauerte
also 3 Stunden 51 Minuten, das Schiff fuhr aber nicht ganz in gerader Richtung,
sondern wich bei Annäherung an die französische Küste etwas aus ihr ab; es fuhr mit
nur 600 Umdrehungen. Bei Ankunft in Calais war die Stromstärke noch 28 Ampère. Das
Schiff fuhr so geräuschlos, daſs man im Vorrüberfahren eine schlafende Seemöve mit
der Hand fangen konnte. Die Rückfahrt begann 3 Uhr 14 Minuten Nachmittags und
dauerte 4 Stunden 13 Minuten. Die Stromstärke hielt sich bis 5 Uhr unverändert auf
28 Ampère, um 6 Uhr dagegen waren nur noch 25 und bei Ankunft in Dover nur 24 Ampère
vorhanden. Doch war noch Elektricität genug im Vorrath und die letzte halbe Meile
(0km,926) wurde mit voller Geschwindigkeit
(1000 Umdrehungen) zurückgelegt. Am 21. September ist die Volta nach London zurückgekehrt nachdem die Accumulatoren frisch geladen
worden waren.
Nach Industries. 1886 Bd. 1 S. 303 ist das Boot auf der
Werft von Stevens und Smith in Millwall gebaut und
seine elektrischen Einrichtungen sind unter Reckenzaun's persönlicher Leitung und nach dessen Angaben ausgeführt worden.
Bei voller Ladung geht es 0m,61 tief im Wasser.
Die Batterie faſst 240 Ampèrestunden; die elektromotoriche Kraft ist 120 Volt, die
Stromstärke bei parallel geschalteten Motoren (1000 Umdrehungen, 14 Bremspferd) 90
Ampère, bei hinter einander geschalteten (600 Umdrehungen) 28, bei bloſs einem Motor
(800 Umdrehungen) 60 Ampère. Das Gewicht des Bootes mit den Batterien und Fahrgästen
beträgt 7t,87. Bei der Fahrt von Dover nach Calais
waren einschlieſslich der Besatzung 10 Personen an Bord.
Bemerkenswerth sind ferner die Angaben C. Frischen's in
der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1886 S. 579 über
ein von Siemens und Halske in Berlin gebautes
elektrisches Boot „Elektra“, mit welchem bereits die Spree befahren wurde. Dieses
Schiff ist wesentlich zur Erprobung eines neuen, von Dr. Werner Siemens erfundenen Apparates zur Messung der Schiffsgeschwindigkeit
gebaut worden. Den Schiffskörper der Elektra hat R. Holtz in Harburg a. d. Elbe geliefert. Das Schiff
ist aus verzinktem Stahlblech gebaut, 11m,5 lang
und etwa 2m breit und hat voll ausgerüstet einen
Tiefgang von ungefähr 0m,80. Die Elektra kann etwa 20 Personen fassen. In der Mitte des
Schiffes befinden sich unter einem niedrigen Deck die 80 Accumulatoren, welche die
Elektricität zur Bewegung des die Schiffsschraube treibenden Elektromotors liefern;
letzterer ist durch eine Kuppelung unmittelbar mit der Schraubenwelle verbunden. Die
dreiflügelige Schraube hat etwa 400mm Durchmesser
und läuft mit 800 Umdrehungen in der Minute, wobei die Geschwindigkeit des Schiffes
11km in der Stunde beträgt. Die Kuppelung ist
elastisch, damit sie die Stöſse beim plötzlichen Angehen der Maschine abfangen kann;
sie besteht aus 2 Scheiben mit vorstehenden Armen, welche durch Drahtschraubenfedern
mit einander verbunden sind.
Die Accumulatoren werden durch eine mittels Dampfkraft bewegte elektrische Maschine
vom Lande aus geladen, wobei von letzterem nach dem Schiffe zwei Leitungen geführt
werden. Die Ladung der Accumulatoren reicht für eine Fahrt von 3 Stunden aus, dann
muſs eine neue Ladung erfolgen.
Mit Hilfe eines Umschalters können die sämmtlichen Accumulatoren hinter einander oder
in zwei oder vier Gruppen neben einander geschaltet werden.
Endlich bringen die Industries, 1887 Bd. 2 * S. 95
einige Angaben über eine elektrische Vergnügungsyacht Trouvé's, welcher im J. 1881 sein elektrisches Boot bei Gelegenheit der
Pariser Elektricitäts-Ausstellung vorgeführt hat (vgl. 1885 256 * 502). Trouvé hat über seine neue Yacht
(Heuräka) kürzlich in der Société Internationale des Electriciens gesprochen. Dieselbe enthält 4 Trouvé'sche Batterien zu je 6 Elementen, welche bei
0,07 bis 0,08 Ohm Widerstand eine elektromotorische Kraft von je 1,9 Volt besitzen.
Die Elektromagnete des Motors sind bogenförmig, behufs Verminderung des Gewichtes;
der Anker ist ein Gramme'scher Ring, welcher aus
weichen Eisenscheiben von äuſserster Dünne (etwa 0mm,2) hergestellt ist; der Zwischenraum zwischen dem Anker und den
Polstücken ist sehr klein. Das Gewicht des Motors von ½ Pferdstärke beträgt nur 8k,2. Der Motor ist über dem Steuer aufgestellt und
überträgt die Bewegung mittels einer Riemenkette auf eine Schraube von
eigenthümlicher Einrichtung. Trouvé hat gefunden, daſs
es wirthschaftlicher ist, kleine Schrauben mit groſser Geschwindigkeit laufen zu
lassen, als groſse Schrauben mit kleiner Geschwindigkeit. Er behauptet, mit seinem
Boote eine Fahrgeschwindigkeit von 16km,7 in der
Stunde erreicht zu haben. Da die Fahrt ohne alles Geräusch vor sich geht und die
Lustyacht oft in sehr dicht besetzten Gewässern fährt, so ist sie mit einer Sirene
versehen worden, mit welcher die Annäherung der Yacht signalisirt werden kann; die
Sirene besteht aus einem kleinen Elektromotor und den gewöhnlichen zwei über
einander liegenden Scheiben mit schrägen Löchern; ihre Trompete ist auf einem
Ständer so befestigt, daſs sie nach allen Seiten gedreht werden kann. Durch den
Druck auf einen Knopf wird der Strom durch den Elektromagnet gesendet.
Benutzung alter eiserner oder stählerner Schachtseile als
Leiter bei elektrischer Grubenbeleuchtung.
A. Sopwith hat in einem Vortrage zu Birmingham 1886 vor
der British Association über die elektrische
Beleuchtung in den Cannok-Chase-Steinkohlenwerken als eigenartig die Verwendung
alter Schachtseile aus Eisen oder Stahl als Haupt- und Nebenleiter hervorgehoben.
Auf diesen Werken wird jährlich zwischen 6 und 8km
Seil auſser Dienst gesetzt, deren Durchmesser zwischen 16mm und 38mm und
darüber schwankt; der Widerstand der Seile hat sich nach Engineering, 1886 Bd. 42 S. 325 als 1/7 des Widerstandes von (gut leitenden)
Kupferseilen von gleicher Dicke herausgestellt. In den Schächten wurden die Seile
zum Schütze gegen die angreifende Wirkung des Wassers in Holzröhren an der Seite des
Schachtes eingehängt und roh auf Winkelstützen isolirt. Ueber Tage wurden die Seile in
Ziegelkanäle gelegt, welche mit Gastheer und Kohlenklein ausgefüllt wurden; es
scheint indessen ausreichend, wenn die Seile neben einander in solches Material
gelegt werden. Unter der Erde wurden die Seile einfach mit alten gefirniſsten Decken
o. dgl. umwickelt. (Vgl. Ebeling 1884 253 532.)
Settle's Glühlampe mit Sicherheitsvorrichtung.
Um bei Glühlampen, welche gegen die Herbeiführung einer Feuersgefahr ringsum von
einer mit Wasser gefüllten Glocke umgeben sind (vgl. Watkin bezieh. Brackenbury 1884 252 156. 1886 262 334), zum
Schütze gegen Feuersgefahr ein Auslöschen der Lampe herbeizuführen, wenn das Wasser
ausläuft, oder wenn die die Lampe umschlieſsende Glasglocke zerbricht, bringt M. Settle in Bolton (Englisches Patent 1886 Nr. 8608)
auf dem Wasserspiegel der Schutzglocke ein Paar Schwimmer an, welche bei sich zu
tief senkendem Spiegel mittels zweiarmiger Hebel und einer Zugstange auf einen zwei
Contactstücke verbindenden Contacthebel wirken und den Stromweg aus der Zuleitung
nach der Glühlampe unterbrechen. Zugleich werden die äuſsere und die innere Glaswand
des Wasserbehälters und letztere mit der Glasglocke der Glühlampe durch gläserne
oder metallene Flanschen so mit einander verbunden, daſs beim Zerbrechen der
äuſseren Wand auch die innere und die Glocke der Lampe mit brechen und das
einflieſsende Wasser den glühenden Bügel auslöscht.
Eisenchlorid als wirksame Füllung für galvanische
Elemente.
H. N. Warren empfiehlt die Ersetzung der Kaliumbichromatlösung (vgl. 1885 255 431. 256 23. 258
92. 1886 260 286) in den gewöhnlichen Chromsäure-Elementen durch eine angesäuerte ziemlich
starke Lösung von Eisenchlorid in Mischung mit Brom. Das letztere wird in solcher Menge zugegeben,
daſs es eine Schicht auf dem Boden der Flasche bildet; seine Wirkung besteht darin,
das gebildete Eisenchlorür sofort wieder zu Chlorid zu oxydiren, wodurch ein völlig constanter Strom gesichert ist. Die Stärke des Stromes soll eine sehr bedeutende sein; sie
wurde bei 3stündigem Gebrauche des Elementes nur wenig verringert und erreichte nach
kurzem Ausschalten des Elementes ihre alte Höhe wieder. Das Brom kann nach seinem
Verbrauche durch einen Zusatz von Chlorkalk wieder abgeschieden werden. (Nach der
Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 49.)
Verbesserung bei der Jodgewinnung aus Kelp.
Bekanntlich werden zur Jodgewinnung aus Kelp die durch Auslaugen und Eindampfen
gewonnenen Salze mit Schwefelsäure und Braunstein oder Kaliumbichromat erhitzt.
Hierbei entstehen in Folge der Zersetzung von Chloriden und Bromiden neben Jod auch
Chlorjod und Bromjod. Vitali hat nun gefunden (L'Orosi, 1886 S. 325 nach dem Archiv für Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 89), daſs man diese Nebenreactionen
vermeiden und nur die Jodide zerlegen kann, wenn man,
unter Beiseitelassung der Schwefelsäure, die Salze mit Kaliumbichromat auf Rothglut
erhitzt; dabei verläuft die Umsetzung nach der Gleichung: 6JK + K2Cr2O7 = 6J + 4K2O +
Cr2O3. Vitali empfiehlt ferner, die Algen vor dem Einäschern
mit einer Kaliumcarbonatlösung zu tränken, damit bei der nachfolgenden
Behandlungsweise sämmtliche Jodmetalle in Jodkalium übergeführt werden, welches
nicht flüchtig ist und deshalb zu keinen Jodverlusten Veranlassung gibt, (Vgl. auch
E. Stanford 1886 259
192.)
Einwirkung von Schwefel auf Ammoniak und einige Metalloxyde
bei Gegenwart von Wasser.
Nach Senderens wirkt der Schwefel, entgegen den Angaben
von Brunner (vgl. 1858 150
371) auch bei gewöhnlicher Temperatur bei längerer Berührung auf Ammoniak ein unter
Bildung des Hyposulfites und eines Polysulfides. Bei Berührung mit der Luft setzt
sich aus der Lösung Schwefel ab. Die gleiche Reaction findet sowohl in der Wärme,
wie in der Kälte statt bei Anwendung der wässerigen Lösungen der alkalischen Erden;
für die Alkalien ist diese Einwirkung schon früher vom Verfasser (vgl. auch Filhol und Senderens, Comptes
rendus, 1883 Bd. 96 S. 839) nachgewiesen worden.
Die Annahme, daſs der Schwefel auf die Oxyde der anderen Metallgruppen nicht
einwirke, oder eine Reduction des Oxydes zu Metall bewirke unter Oxydation des
Schwefels zu Schwefelsäure ist nach Senderens nicht
richtig. Silberoxyd und Bleiglätte geben in zugeschmolzenen Röhren mit Schwefel und
Wasser auf 100° erhitzt Sulfide und Sulfate. Auch in Wasser völlig unlösliche Oxyde,
wie Mennige, Quecksilberoxyd und Kupferoxyd, liefern dieselben Verbindungen. Dagegen
wird Eisenoxyd sehr wenig, Zinkoxyd überhaupt nicht zersetzt. Diese Thatsache findet
vielleicht ihre Erklärung in der hohen Bildungswärme des Eisenoxydes und Zinkoxydes.
(Nach den Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 58.)
Prüfung von Alkalibicarbonaten auf Alkalimonocarbonate.
E. Kuhlmann bedient sich zum Nachweise von kohlensauren
neben doppelt kohlensauren Alkalien organischer Farbstoffe mit Säurecharakter,
welche in Monocarbonat löslich, in Bicarbonat unlöslich sind. So löst sich z.B. Alizarin in Monocarbonaten mit purpurroter Farbe; doch
kann dieses Verhalten nur zur qualitativen Unterscheidung verwendet werden, weil die
Färbung nur mit concentrirten Alkalicarbonatlösungen eintritt. Das schon mehrfach
empfohlene Phenolphtaleïn, welches sich bekanntlich mit
Alkalicarbonat roth färbt (vgl. 1882 243 487), hält
Verfasser für Zwecke des Handels für zu empfindlich, da die Rothfärbung schon
eintritt, wenn das Bicarbonat nur 0,23 Proc. Monocarbonat enthält.
Am besten geeignet ist, wie Kuhlmann im Archiv der Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 72 berichtet, die
Rosolsäure (vgl. 1883 250. 182. 531). Versetzt man eine concentrirte Lösung von reinem
Natriumcarbonat mit einem Körnchen Rosolsäure, so bleibt die Flüssigkeit selbst nach
¼ stündigem Stehen völlig farblos. Enthält das Bicarbonat hingegen 1 bis 4 Proc.
Monocarbonat, so tritt nach wenigen Augenblicken Rosafärbung ein und bei Anwesenheit
gröſserer Mengen von Monocarbonat erscheint die Färbung sofort und geht in
Purpurroth über. Gegenüber Kaliumbicarbonat ist in Folge der gröſseren Löslichkeit
dieses Salzes die Reaction noch empfindlicher.
Nachweis geringer Mengen Albuminstoffe.
R. Palm empfiehlt als beste Reagentien auf Eiweiſsstoffe
folgende Verbindungen: Ferriacetat, welches vorher
durch Erhitzen mit Eisenoxydhydrat basisch gemacht wurde, fällt in alkoholischer
Lösung bei gelindem Erwärmen auch die geringste Menge von Eiweiſsstoffen
vollständig. Eine Lösung von basisch essigsaurem Kupfer
in Alkohol bewirkt ebenfalls Fällung des Eiweiſs. Man löst den Niederschlag in
Essigsäure oder Milchsäure, versetzt mit etwas Natronlauge und erhitzt zum Sieden;
bei Gegenwart von Albuminstoffen im Kupferniederschlag findet sofort Reduction des
Kupfersalzes statt. Bleichlorid oder Bleiessig, in Alkohol gelöst, fällen gleichfalls die
Eiweiſsstoffe und die hierbei entstehenden farblosen Niederschläge haben den Vorzug,
daſs sie die Adamkiewicz'sche Reaction auf
Albuminstoffe (violette Färbung bei Zusatz von Eisessig und Schwefelsäure) gut
erkennen lassen. Am schärfsten gelingt der Nachweis von Eiweiſsstoffen mit frisch
gefälltem Bleioxydhydrat, welches bekanntlich in reinem
Wasser beim Erhitzen etwas löslich ist. Diese Lösung fällt Eiweiſs noch in einer
Verdünnung von 1 Th. Eiweiſs in 500000 Th. Wasser, besonders dann, wenn man der
Mischung etwas Alkohol zufügt. Im Bleiniederschlage wird das gefällte Albuminat
mittels der Adamkiewicz'schen Farbenreaction
nachgewiesen. (Nach der Zeitschrift für analytische
Chemie. 1887 Bd. 26 S. 35.)