Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 444 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die gröſste Land-Dampfmaschine der Welt.
Die gröſste Land-Dampfmaschine der Welt soll nach amerikanischen Berichten die in dem
Zinkblende-Bergwerk von Friedensville (Pennsylvania) befindliche, den Namen „The President“ führende Wasserhebmaschine sein.
Die Maschine wird durch 5 Kessel gespeist, besitzt 5000e und kann bei doppelter Anzahl von Kesseln eine doppelte Arbeit, also
10000 Pferd entwickeln. Jede Umdrehung ihrer Räder hebt nahezu 80000l Wasser, eine Menge, welche einen ziemlich
groſsen Teich ausfüllen könnte. Der Kohlenverbrauch im Tage ist 28t und die gewöhnliche Umdrehungszahl in der Minute
7, welche auf das Doppelte gesteigert werden kann. Die Schwungräder haben einen
Durchmesser von 11m,27 und je 40t Gewicht. Während der letzten 7 Jahre hatte die
Maschine still gestanden; seit März 1886 jedoch soll dieselbe ununterbrochen Tag und
Nacht im Gange sein.
Eigenthümliche Anordnung eines Vorgeleges zum Betriebe der
Radwelle eines Dampfers.
Damit der Nutzeffect des Rades bei Dampfern nicht zu klein ausfällt, muſs man durch
Vergröſserung der Schaufelfläche den sogen. Slip (Ausweichung oder Rückfluſs des
Wassers) möglichst herabziehen, womit die Umfangsgeschwindigkeit der Schaufel nicht
wesentlich gröſser wird als die Schiffsgeschwindigkeit. Wenn nun auch bei Schleppern
ein gröſserer Slip (etwa 30 Procent der Schiffsgeschwindigkeit) angenommen wird als
bei sonstigen Raddampfern, so fällt doch bei der langsamen Fahrt derselben hier die
Umfangsgeschwindigkeit und Umlaufszahl des Rades so klein aus, daſs bei
unmittelbarem Antriebe durch die Dampfmaschine die letztere sich sehr groſs ergibt
und häufig nicht die wirthschaftlich vortheilhafteste Kolbengeschwindigkeit erhalten
kann. Der Gedanke, in diesem Falle die Bewegung von der entsprechend kleineren und
rascher laufenden Maschine durch ein Zahnrädervorgelege mit Uebersetzung ins
Langsame auf die Radwelle zu übertragen, liegt daher nahe; doch dürfte wohl stets
der kleine Gewinn an Leistungsfähigkeit der Maschine durch die Bewegungswiderstände
des Vorgeleges reichlich aufgezehrt werden, ganz abgesehen von den sonstigen
Unzuträglichkeiten, welche die Anordnung eines solchen mit sich bringt.
Nach seinem österreichisch-ungarischen Patente vom 31. December 1885 glaubt aber Samuel Bissaker in Semlin, daſs durch das Vorgelege
allein ohne Rücksicht auf die Maschine gegenüber dem unmittelbaren Antriebe sogar
ein Arbeitsgewinn zu erzielen sei., wenn nur der Radius des Zahnrades auf der
Radwelle gleich dem Abstande des Druckmittelpunktes der Schaufel von der Achse und
das angreifende Rad auf der Dampfmaschinenwelle so groſs genommen werde, daſs die
Kolbengeschwindigkeit gleich der Umfangsgeschwindigkeit des Vorgeleges, folglich
auch des Schaufelrades ausfällt. Diese eigenthümliche Annahme stützt sich nach der
etwas unklaren Patentbeschreibung darauf, daſs der Angriffspunkt der Kraft (der
Kolben) mit dem des Widerstandes (Druckmittelpunkt der Schaufel) gleiche
Geschwindigkeit besitzt. Das Vorgelege an sich wäre natürlich kaum patentfähig, da
solche Ausführungen längst vorhanden sind.
H–l.
Ransome's vierseitige Bretthobelmaschine.
Das Gestelle einer von Allen Ransome und Comp. in
Chelsea, London, gebauten Holzhobelmaschine zur gleichzeitigen Bearbeitung aller
vier Seiten eines Brettes ist nach Engineering, 1886
Bd. 42 * S. 34 in einem Stück gegossen. Vier starke geriffelte Vorschub walzen, von
denen die zwei oberen durch ein Gewicht belasteten und ebenfalls durch Stirnräder
wie die unteren angetriebenen Walzen in Hebellagern laufen, können, je nach der
Schnittbeschaffenheit und Holzart auf einen Vorschub von 4 bis 15m in der Minute eingestellt werden. Die
Antriebsräder liegen auſserhalb, so daſs dadurch die Gestellbreite verringert und
die Zugänglichkeit erhöht wird. Knapp hinter den Vorschubwalzen liegt die untere
Messerwelle in einer Aussparung des Gestelles derart gelagert, daſs ihre
Auswechselung ohne Schwierigkeiten zu ermöglichen ist. Darüber stecken in einem
Querbügel vier federnde Druckschrauben, welche das Brett niederhalten. Die obere
Messerwelle findet ihre Lagerung in einem geneigten Schlitten, welcher mittels einer
Schraubenspindel in der Höhenlage eingestellt und durch Flügelmuttern an den
Führungsbock festgemacht werden kann. Die beiden seitlichen Messerwellen sind nicht
im Hauptgestelle, sondern in einem an dasselbe angeschraubten Rahmen am hinteren
Kopfende angeordnet. Eine von diesen Wellen hat Einstellung in der Breitenrichtung.
Drei belastete Querschienen vor den oberen, zwischen diesen und den seitlichen sowie
nach den letzteren Messerwellen pressen das Brett auf die Tischführung, sowie
stellbare Rollen dem durchlaufenden Brette die nöthige Seitenführung geben.
Vorrichtung zur Herstellung erhabener Schrift auf
Rahmenleisten.
Um auf Rahmen für Bilder u. dgl. erhabene Schrift an bestimmten Stellen zu erzeugen,
werden nach dem Vorschlage von W. Kehrberg und Tempel
in Hamburg (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 37017 vom 11. März 1886) entsprechend geschnittene
Holzleisten an ihrer Oberfläche mit einer geraden Längsnuth versehen, deren Breite
annähernd der Höhe der zu erzeugenden Schrift entspricht. Diese Nuth wird mit einer
Mischung von Leim und Kreide oder einer ähnlichen, zur Herstellung von Bilderrahmen
dienenden Masse ausgefüllt und die Leiste dann unter einer Walze durchgeschoben, auf
deren Umfang die auf der Leiste zu erzeugende Schrift vertieft eingeschnitten ist.
Um nun für die erhabene Schrift genügend Material dorthin zu schaffen, wo die
Schrift erscheinen soll, ist an der Walze ein Wulst angebracht, dessen Breite mit
derjenigen der Leistennuth übereinstimmt. Dieser Wulst kommt zuerst in Berührung mit
der Masse und schiebt dieselbe in der Leistennuth vor sich her, bis er plötzlich da
aufhört, wo die Schrift in die Walze eingeschnitten ist. Die Walze prägt sich dann
auf der Leiste erhaben aus, während ihre Grundfläche in gleicher Höhe mit den
Oberflächen der die Nuth begrenzenden Kanten erscheint, ebenso wie der noch übrige
Theil der Leiste, über welchen der glatte Umfang der Walze hinweggleitet.
Den zuerst unter die Walze geführten Theil der Leiste, aus welchem das Material durch
den Wulst hinweggedrängt wurde, füllt man schlieſslich wieder an und streicht die
Masse glatt, wonach die Schrift einen Körper mit der Leistenfüllung bildet, während
früher die Buchstaben einzeln aufgeklebt werden muſsten und deshalb leicht
abzustoſsen waren.
Brilka's Heber mit Füllung durch Blasen.
Textabbildung Bd. 263, S. 445 Wie Moré bezieh. Wimpf (vgl. 1884 254 137 bezieh. 1885 258 * 74) so will auch Brilka nach der Chemikerzeitung, 1887 Bd. 11
* S. 137 das lästige Ansaugen beim Abhebern von Flüssigkeit durch Blasen ersetzen
und dadurch auch die Möglichkeit jedes Zutrittes von Flüssigkeit in den Mund
ausschlieſsen. Brilka verbindet das Heberrohr H mit einer Art Strahlapparat J, welcher es bei Einhaltung gewisser Grenzen ermöglicht, durch Anblasen
den Heber zu füllen und die Flüssigkeit zum dauernden Auslaufen zu bringen. Wird
Luft an dem oberen Ende des Rohres R eingeblasen, so
entsteht im Heberrohre H ein luftverdünnter Raum,
welcher das Aufsteigen der Flüssigkeit bedingt. Der Heber soll besonders zum
Abfüllen von Säuren, Laugen, Erdöl u. dgl. dienen.
Ghegan's Wasserstandsmelder für Dampfkessel.
In der elektrischen Abtheilung des American Institute
hat J. J. Ghegan einen einfachen elektrischen Apparat
beschrieben, welcher mittels einer elektrischen Klingel Lärm schlagen soll, wenn der
Wasserstand in einem Dampfkessel zu tief sinkt. Nach der Lumière électrique, 1886 Bd. 22 * S. 231 soll neben bezieh. hinter dem
Wasserstandsglase ein Hufeisenmagnet liegend (⊃) befestigt werden. In einem
Messinggehäuse wird ferner neben dem Wasserstandsglase ein Eisenstäbchen
untergebracht, dessen Länge etwa der Entfernung der Schenkel des Magnetes gleicht;
dieses Stäbchen wird auf eine wagerechte Achse aufgesteckt und steht lothrecht,
während aus seiner Mitte ein Platinstift wagerecht vorsteht, welcher mit einem
isolirt an dem Messinggehäuse angebrachten Platincontacte in Berührung treten kann
und dann den Strom einer Batterie durch die elektrische Lärmklingel sendet. So lange
nun der Schwimmer in dem Wasserstandsglase, welcher aus einem kleinen Stücke
gehärteten Eisens mit einer Kautschukhülle besteht, so hoch sich befindet, daſs das
Eisenstück der magnetisirenden Wirkung des oberen Poles des Hufeisenmagnetes
ausgesetzt ist, zieht es das obere Ende des Eisenstäbchens an und hält den
Klingelstromkreis offen. Wenn dagegen der Wasserstand im Kessel so tief sinkt, daſs
das Eisenstückchen dem unteren Schenkel des Hufeisens gegenüber zu stehen kommt, so
zieht das Eisenstückchen das untere Ende des Stäbchens nach sich hin und schlieſst
so den Stromkreis, worauf die Klingel ertönt.
Lugo's Telephon.
Um ein Telephon herzustellen, womit man auf groise Entfernungen sprechen kann, hat
Orazio Lugo in New-York nach der Lumière électrique, 1886 Bd. 22 * S. 141 die
elektromagnetische Wirkung einer Spule auf eine Schallplatte mit der telephonischen
Wirkung eines Condensators vereinigt. Die letztere Wirkung hat Prof. Dolbear (vgl. S. 305 d. Bd. sowie 1883 248 * 162) in sehr einfacher Weise so ausgenutzt, daſs er
die eine von zwei beweglichen, einander sehr nahe gestellten Platten unmittelbar mit
der Leitung verband. Das Telephon von Lugo enthält
einen gewöhnlichen Stabmagnet; an dem einen Ende ist der Magnet gegenüber der Platte
von einer Drahtrolle umgeben, welche in die Telephonleitung eingeschaltet wird. Um
die Rolle herum liegen 40 bis 50 kreisförmige metallene Platten, welche durch Papier
o. dgl. gegen einander isolirt sind; die Platten ungerader Nummer sind mit dem
einen, die Platten gerader Nummer mit dem anderen Ende der Rollenbewickelung
verbunden; die Platten bilden also einen sprechenden Condensator. Dieses Telephon
soll sich besonders zum Sprechen auf groſse Entfernungen eignen. Der Condensator
verstärkt oder schwächt im umgekehrten Verhältnisse seiner Ladung, die demselben
durch eine in die Linie eingeschaltete, hinreichend kräftige galvanische Batterie
ertheilt wird, die magnetische Sättigung des Stahlmagnetes. Die Entladung des
Condensators neutralisirt zugleich die statische Ladung der Leitung.
Gilbert's telegraphischer Nadel-Klopfer.
Fig. 1, Bd. 263, S. 446Fig. 2, Bd. 263, S. 446Arthur E. Gilbert in Inverness hat für den Gebrauch an
den Ein-Nadeltelegraphen der unter seiner Leitung stehenden Highland Railway einen Klopfer hergestellt, welcher nach vielen Versuchen
die aus Fig. 1 ersichtliche Anordnung erhalten hat.
Nach Engineering, 1887 Bd. 43 * S. 69 sind die beiden
Glocken G, welche zu. beiden Seiten der vor der Scheibe P spielenden Nadel Z an die Scheibe P angeschraubt sind, aus einer Zinnplatte von der in
Fig. 2 dargestellten Form gebogen. Zwischen jede
Glocke G und die Platte P
ist eine Unterlegscheibe zwischengelegt. Die Nadel schlägt nicht an den Körper der
Glocke selbst, sondern an das Ende einer Zunge, welche von der Glocke aus nach
auſsen abgebogen ist.
Ueber die Eigenschaften des Phosphorpentafluorids.
In den Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 1257 berichtet
H. Moissan, daſs es ihm durch Anwendung sehr
starker Inductionsfunken gelungen ist, das Phosphorpentafluorid zu zerlegen. Nach den
bezüglichen Untersuchungsergebnisseil sind die früheren von Thorpe (vgl. Chemical News, 1875 Bd. 32 S.
232) in dieser Richtung angestellten Versuche an der Anwendung zu schwacher
Inductionsströme gescheitert. Es gelang Moissan nicht,
mittels eines Inductionsstromes, welcher in der Luft Funken von 40mm Länge lieferte, eine Spaltung des Gases zu
bewirken, während hingegen mit einem Strome, dessen Funkenlänge in der Luft 150 bis
200mm betrug, eine sofortige Zersetzung
erzielt werden konnte. Das Gas wurde hierbei in Phosphortrifluorid und freies Fluor (vgl.
1886 262 486) zerlegt, welches letztere sich sofort durch
das Mattätzen des Glases sowie durch seine Einwirkung auf das Quecksilber zu
erkennen gab. Bei den meisten Versuchen wurde das sorgfältigst getrocknete Gas
während einer Stunde der Einwirkung des Stromes unterworfen; es zeigte sich dann
nach dem Abkühlen eine Volumenverminderung. Bei der Behandlung mit Wasser wurde Kiesel-säure abgeschieden und das Gas war nur noch zum
Theile in Wasser löslich, während zu Anfang das Phosphorpentafluorid vollkommen von
Wasser absorbirt wurde. Der unlösliche Gasrest betrug mehrmals bis zu 15 Procent vom
angewendeten Volumen und zeigte alle Reactionen des Phosphortrifluorides. Durch
Auswaschen der zu den Versuchen verwendeten Röhre mit Wasser wurde eine Lösung von
Alkalifluoriden und Phosphaten erhalten. Abweichend von dem Verhalten des
Phosphorpentachlorides bildet sich, wenn man das Phosphor-pentalluorid bei Gegenwart
von überschüssigem Phosphordampf auf dunkle Rothglut erhitzt, kein Trifluorid. Auch durch Erhitzen mit Schwefel auf
440° wird es nicht zersetzt; ebenso wenig wirkt Jod darauf ein, selbst bei einer
Temperatur von 500°. Bei Gegenwart einer Spur von Feuchtigkeit zersetzt es Glas
unter Bildung von Fluorsilicium und Phosphoroxyfluorid, während die Alkalien des
Glases sich mit einem Theile des Phosphors zu Phosphat oder Fluorphosphat
verbinden.
Farbenreactionen der Stärke und der Gummiarten.
A. Ihl weist in der Chemikerzeitung, 1887 Bd. 11 S. 19 darauf hin, daſs die Phenole mit allen
Kohlehydraten bei Gegenwart von Schwefelsäure oder Salzsäure ziemlich gleiche
Farbenreactionen geben, daſs aber die Temperaturen, bei welchen die Erscheinungen
auftreten, verschieden sind. Am empfindlichsten wirken die Phenole auf Rübenzucker
ein (vgl. Molisch 1886 261
136. Ihl in der Chemikerzeitung, 1887 Bd. 11 S. 2). Wenn man etwas Stärke auf einer Uhrschale mit alkoholischer α-Naphtollösung befeuchtet und erwärmte
concentrirte Schwefelsäure zutropft, so färbt sich die Stärke prächtig
dunkelrothviolett. Alkoholische Thymollösung, Kresol, Guajacol oder Brenzcatechin
geben zinnoberrothe Färbung. Alkoholische Resorcinlösung erzeugt gelbrothen,
Phloroglucin gelbbraunen Farbton. Dieselbe Farbenerscheinung erhält man bei
vorsichtigem Erwärmen von Stärke oder Stärkekleister mit alkoholischer Phenollösung
und Schwefelsäure. Auch mit den Gummiarten geben die
Phenole ähnliche Farbenreactionen; nur muſs schwach
erwärmte Schwefelsäure verwendet werden. Kocht man etwas Arabin mit alkoholischer
Phloroglucinlösung und concentrirter Salzsäure, so entsteht prachtvolle kirschrothe
Färbung.
Verhalten der Thierkohle gegen Sauerstoff und
Kohlensäure.
Von Ch. J. Baker sind nach der Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 65 Versuche über die Absorption von Gasen durch Thierkohle angestellt worden. Die vorher in der
Luftleere erhitzte Thierkohle wurde bei niederer Temperatur mit dem Gase gesättigt,
darauf in eine luftleere Röhre eingeschlossen, erwärmt und das entweichende Gas
untersucht. Bei Anwendung von feuchtem Sauerstoffe
bestand das Gas, welches durch mehrtägiges Erhitzen auf 100° erhalten wurde, aus Kohlensäure. Durch Erhitzen von Kohle mit Wasserdämpfen
wurde keine Kohlensäure erhalten. Bei der Verwendung von trockenem Sauerstoffe konnte durch Erhitzen auf 100° kein Gas ausgetrieben
werden; das bei 450° erhaltene Gas bestand im Wesentlichen aus Kohlenoxyd mit etwas
Kohlensäure. Wurde die Kohle mit trockener Kohlensäure gesättigt, so erhielt man
durch Erhitzen auf 450° ein Gemenge von Kohlenoxyd und Kohlensäure, in welchem
jedoch die Menge des ersteren Gases desto geringer war, je sorgfältiger auf die
Abwesenheit von Feuchtigkeit Rücksicht genommen wurde.
Verfälschung von Safran.
Mehrfach ist die Ansicht ausgesprochen, daſs Safran (Crocus
sativus) mit anderen Blüthentheilen, z.B. den Staubfäden von Crocus vernus, ja sogar mit Fleischfaser verfälscht
werde (vgl. auch R. Kayser 1883 248 139. 1885 255 46). Niederstadt, welcher eine gröſsere Anzahl Safransorten untersucht hat,
konnte jedoch derartige Vorfälschungen niemals auffinden. Dagegen wurde öfters ein
zu hoher Feuchtigkeitsgehalt, sowie ein Zusatz von Kochsalz nachgewiesen. Ein von Barcelona als beste Sorte bezogener Safran
enthielt z.B. 1,546 Proc. Chlornatrium, während unverfälschter Crocus nur 0,058
Proc. Kochsalz, auf das Gewicht des Safran berechnet, enthält.
Auch mit Glycerin oder Sandelholzpulver wird der Safran verfälscht. Das erstere gibt sich durch
seine schmierige Beschaffenheit und sein Anhaften an Flieſspapier leicht zu
erkennen. Um das Sandelholzpulver nachzuweisen, spült man den Safran mehrmals mit
Wasser ab, läſst die Waschwässer absitzen und prüft den Bodensatz unter dem
Mikroskope. Vorhandenes Sandelholzpulver läſst sich dann durch seine von der des
Safran verschiedene Zellenbildung leicht unterscheiden. (Nach dem Archiv für Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 74.)
Bestimmung der Fettsäuren in Seifen.
B. Schulze schlägt in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1887 Bd. 26 S. 27 vor, die abgewogene
Seifenprobe mit verdünnter Schwefelsäure zu zersetzen
und durch übergeschichteten Aether die frei gemachten Fettsäuren in Lösung zu
bringen. Nach vollständiger Zersetzung der Seife saugt man mittels einer Pipette die
untere saure Flüssigkeitsschicht thunlichst weit ab, setzt destillirtes Wasser zu,
saugt abermals ab und wiederholt diese Behandlungsweise noch 2mal. Man spült die
Pipette auſsen und innen mit Aether ab und gibt 1 oder 2 Tropfen Chlorbariumlösung
in das Kölbchen und fällt dadurch etwa noch vorhandene geringe Mengen von
Schwefelsäure. Bei einiger Geschicklichkeit behält man so wenig Wasser unter der
Aetherlösung, daſs man diese unmittelbar filtriren kann. Im Uebrigen wird wie bei
jeder Fettbestimmung verfahren; die erhaltenen Fettsäuren sind völlig frei von
Schwefelsäure und bräunen sich nicht bei 100°. (Vgl. auch Sienier bezieh. Meister 1875 215 95. 475.)
Neue Reaction auf Hyposulfite.
L. L. de Koninck hat gefunden, daſs Hyposulfite, bei
Gegenwart von Kali- oder Natronhydrat mit Aluminium
behandelt, in Alkalisulfide übergehen, welche man in
der Lösung leicht, z.B. mit Nitroprussidnatrium, nachweisen kann. Die Umsetzung
verläuft nach der Gleichung: M2S2O3 + 2NaOH + 2H =
M2SO3
+ Na2S + 2H2O, wobei der Wasserstoff durch Einwirkung des
Aluminiums auf das Alkalihydrat entsteht.
Diese Methode kann auch Verwendung finden, wenn es sich um den Nachweis von Ammoniak, salpetriger oder Salpetersäure und unterschwefliger Säure in
einer Mischung von Alkalisalzen handelt. Man füllt die Lösung des Salzgemisches in
ein Destillirkölbchen, das mit einer U-förmigen Röhre in Verbindung steht, in
welcher sich etwas Neßler'sches Reagens befindet, gibt
etwas Natronlauge in das Kölbchen und erhitzt zum Sieden, wobei übergehendes
Ammoniak sofort an dem Verhalten gegen das Neßler'sche
Reagens erkannt wird. Man destillirt, bis alles Ammoniak übergetrieben ist, läſst
erkalten, gibt einige Aluminiumblechschnitzel zum Inhalte des Kölbchens, läſst
einige Zeit einwirken und erhitzt abermals zum Sieden, nachdem man etwas frisches
Neßler'sches Reagens vorgelegt hat. Vorhandene
Salpetrigsäure und Salpetersäure sind nun zu Ammoniak reducirt worden und dieses
kann, wie zuerst, überdestillirt und nachgewiesen werden. Im Destillationsrückstande
prüft man auf Schwefelnatrium und schlieſst aus dessen Anwesenheit auf ursprünglich
vorhanden gewesenes Hyposulfit. (Zeitschrift für analytische
Chemie, 1887 B. 26 S. 26.)