Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 428 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Hohe Leistungsfähigkeit von Bessemerhütten.
Als ein Beispiel hoher Leistungsfähigkeit einer Bessemerhütte mit saurem Betriebe
erwähnt Prof. J. v. Ehrenwerth in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1886 S. 253 die Cambria-Hütte in
Nordamerika (vgl. 1883 249 449). Dieselbe enthält 2
Birnen zu 8t Einsatz, welche während der Woche
ununterbrochen im Betriebe sind so zwar, daſs immer ein Ofen im Blasen ist. Sonntags
werden sie nur gestampft. Man arbeitet in 8 stündigen Schichten. Jeder Einsatz wird
nur auf 4 Blöcke zu etwa 2t vergossen, welche
durch ein Blockwalzwerk vorgestreckt werden.
In der Betriebswoche vom 20. bis 26. September 1885 waren die Ergebnisse
folgende:
Zahl der Sätze
Erzeugung
Montag
17 + 25 + 33 = 75
552342k
Dienstag
34 + 34 + 35 =103
767370
Mittwoch
28 + 33 + 34 = 95
702828
Donnerstag
38 + 33 + 31 =102
755455
Freitag
28 + 29 + 35 = 92
671951
Samstag
31 + 26 + 27 = 84
619873
–––––––––––––––
–––––––
Wochenleistung
551
4069819k.
In gleicher Weise fortgearbeitet, gäbe dies eine
Jahreserzeugung in 50 Wochen von rund 203500t.
So bedeutend diese Leistungsfähigkeit ist, so erscheint eine Steigerung derselben
nicht undenkbar: Es sind hierfür nur Verkürzung der Hitzen durch Anwendung eines
entsprechend stärkeren Gebläses und passender Windverhältnisse, sowie Anwendung
einer abgesonderten Gieſsgrube nothwendig. Ein wesentliches Erforderniſs – aber
keine unbedingte Notwendigkeit – wäre ferner die Erzeugung sehr groſser Blöcke, wie
dies vielfach auch sonst schon durchgeführt ist, zum Theile so weit, daſs der ganze
Einsatz auf einen Block vergossen wird.
Nach Stahl und Eisen, 1886 S. 67 ist eine ähnlich hohe
Leistung in der Bessemerhütte der Scranton Steel
Company in Nordamerika erzielt worden. Die Hütte besitzt 2 kleine Birnen zu
4t Einsatz, mittels welchen anfangs December 1885 in 12 stündiger Schicht 336820k Blöcke erblasen wurden, um diese Menge in so
kurzer Zeit in der kleinen Anlage zu zwingen, waren nicht weniger als 78 Hitzen
erforderlich. Die dem Werke angehörige Schienenstraſse erzeugte in derselben Zeit
1184 je 10m,12 lange Schienen (30füſsige von 56
Pfund engl. für 1 Yard Länge) im Gesammtgewichte von 301t.
W. George's Nothruder.
Ein Nothruder, welches der Schiffsingenieur W. George
auf dem englischen Schraubendampfer Gloucester
ausgeführt hat, als dessen Steuerruder in einem schweren Sturme brach, während das
Schiff schon etwa 800 Seemeilen von Swansea, dem Abgangshafen entfernt war, findet
sich im Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 143 beschrieben.
Nachdem mehrere Versuche, das Schiff wieder steuerfähig zu machen, miſsglückt waren,
wurde das eine Ende eines 12m langen Klüverbaumes
mit Drehzapfen am Hintertheil des Schiffes befestigt; am anderen Ende wurde derselbe
mit zwei schweren eisernen Thüren belastet, so daſs der Klüverbaum geneigt ins
Wasser tauchte. Ein Seil aus Stahldraht hielt und stützte den Baum nach oben hin; um
denselben seitlich bewegen und so das Steuern bewirken zu können, wurden besondere
Taue angebracht, welche nach einer Schiffswinde geleitet waren. Die am Hintertheil
befestigte Drehvorrichtung wurde vom Besanmast abgenommen. Die Holzunterlage für
diese Vorrichtung wurde aus einer Lukenschwelle, welche von einer Zwischendeckluke
losgenommen wurde, hergestellt. Diese Schwelle lieferte das härteste und deshalb das
für den Zweck geeignetste Holz an Bord des Schiffes. Die am unteren Ende des Baumes
befestigten eisernen Thüren wurden aus einem wasserdichten Schott (von einer
Schiffsseite zur anderen laufende wasserdichte Querwand) entnommen und mit Ketten,
Bolzen und Klammern an dem Baum befestigt.
Wiederherstellung verbrannten Guſsstahles.
In vielen Maschinenwerkstätten, Schlossereien u. dgl. gehen alljährlich ansehnliche
Mengen des kostspieligen Guſsstahles in Form beim Härten verbrannter Meiſsel, Messer
u.a. verloren. Ein sehr einfaches und vielfach erprobtes Mittel, verbranntem Stahl
in kürzester Zeit seine volle Güte und Brauchbarkeit wieder zurück zu geben, ist
nach einer Mittheilung des Hüttendirektors Merlett zu
Stiahlau an die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1886 S. 263 folgendes: Man schmelze in einem Tiegel 3 Gew.-Th.
reines Colophonium und setze hiernach unter langsamem Umrühren 2 Th. gutes,
gekochtes Leinöl zu, wobei man aber vorsichtig zu Werke gehen muſs, weil das Gemisch
bei hoher Temperatur leicht in Flammen aufgeht. Man erhält schlieſslich eine
dunkelbraune, wie Syrup dickflüssige Masse, welche man nach dem Erkalten zu
jedesmaligem handlichem Gebrauche in einem bedeckten Topfe neben den Schmiedfeuern
stehen hat. Jedes noch so sehr verbrannte Stückchen Guſsstahl, rothwarm in jene
Flüssigkeit hinein getaucht, erhält sofort wieder seine frühere Güte. Wird dieselbe
Behandlung mehrmals hinter einander wiederholt, so soll eine Stahlgüte
hervorgebracht werden, wie sie ursprünglich in solcher Feinheit nicht vorhanden war.
Die Härtung geschieht am besten dunkelroth und in Regenwasser. – Das Verfahren
selbst ist nicht neu und bereits in D. p. J. 1870 196 88
angegeben. (Vgl. auch Williams 1871 200 503. H. Caron 1873 210 181. Ledebur 1884 251 506.)
Regulirende Wirkung von Accumulatoren bei
Glühlichtanlagen.
Die Elektrotechnische Fabrik Cannstatt hatte für den
Versammlungsabend des Württembergischen Bezirksvereins deutscher Ingenieure am 4.
Februar 1886 den Saal mit Glühlampen erleuchtet. Diese Anlage wurde, wie Prof. W. Dietrich im Gewerbeblatte
aus Württemberg, 1886 S. 82 berichtet, von einer eincylindrigen
Gaskraftmaschine mit sehr leichtem Schwungrad betrieben und es wurden mit gutem
Erfolge dabei die dem Auge so überaus lästigen Helligkeitsschwankungen, welche durch
den Mangel an genügender Gleichförmigkeit des Ganges des Betriebsmotors verursacht
werden, dadurch fern gehalten, daſs die Klemmen der Dynamomaschine nicht bloſs die
Ausgangspunkte der zwei Hauptleitungen zu den Glühlampen, sondern auch zugleich die
Pole einer Accumulatorenbatterie bilden, welche also den Lampen parallel geschaltet
ist. Es ist selbstverständlich, daſs bei einer derartigen Anordnung die Zahl der
Accumulatoren so gewählt wird, daſs die Klemmenspannung der Batterie der für die
Lampen nöthigen Spannung gleicht.
Die Regulirwirkung der Accumulatoren beruht in der Hauptsache darauf daſs dieselben einen sehr
kleinen inneren Widerstand darbieten; sie wirken regulirend, wenn ihre
Klemmenspannung und damit die der Dynamomaschine und der Lampen gleich bleibt bei
jeder Stromabgabe seitens der mit veränderlicher Geschwindigkeit sich drehenden
Dynamomaschine. Wie der innere Widerstand W, so ist
auch die elektromotorische Kraft E einer
Accumulatorenbatterie streng genommen nicht unveränderlich; sie ist bei der Ladung
der Accumulatoren gröſser als bei der Entladung; sie steigt beständig während der
ersteren und zwar um so rascher und höher, je stärker der Ladestrom wird, und sinkt
bei letzterer mit wachsender Entladung. Für praktische Zwecke kann man die
elektromotorische Kraft bei kleinen Aenderungen des die Accumulatoren
durchflieſsenden Stromes und selbst bei gröſseren Stromschwankungen, wofern
dieselben nur rasch verlaufen, als eine Constante ansehen. Damit wird aber – weil
bei kleinen Schwankungen der Stromstärke J das Product
J × W als fest gelten
kann – die Klemmenspannung D nach der für dieselbe
geltenden Gleichung D = E – J × W (welche für den Fall der Ladung der Accumulatoren in D = E + J × W übergeht) selbst zu einer praktisch als
unveränderlich zu betrachtenden Gröſse. Dies zeigte auch der unmittelbare Versuch.
Die Klemmenspannung eines Accumulators sinkt bei starkem Entladestrom allmählich auf
1,8 Volt und noch tiefer, ergibt sich beim Entladestrom 0 zu 2 Volt und wächst bei
dem praktisch zulässigen Ladestrome langsam bis auf 2,4 bis 2,6 Volt. Die
Grenzwerthe D = 1,8 und 2,6 Volt entsprechen sehr
bedeutenden Abweichungen von J (Lade- und Entladestrom
mit verschiedenen algebraischen Vorzeichen versehen gedacht), deren absolute Gröſsen
von den Accumulatorenabmessungen abhängen. Bei der kleinsten Sorte der von der Electrical Power Storage Company erzeugten
Accumulatoren mit der Modellbezeichnung 5S beträgt der obigen Grenzwerthen von D entsprechende Unterschied der Stromstärken mindestens
15 Ampère, bei der Nummer 35 S dagegen nicht weniger als 90 Ampère. Da überdies die
Klemmenspannung einer Accumulatorenbatterie eine groſse Trägheit besitzt, d.h. die
Stromänderung längere Zeit andauern muſs, ehe sich die Klemmenspannung angepaſst hat
(so daſs also z.B. eine nur wenige Secunden dauernde Aenderung des Stromes um volle
90 Ampère bei der letzterwähnten Accumulatorennummer keine beträchtliche Aenderung
der Klemmenspannung hervorrufen würde), so werden geringe Aenderungen des Stromes in
der Batterie, insbesondere so rasch wechselnde, wie sie sich in Folge des
ungleichförmigen Ganges der Dynamomaschine ergeben, völlig ohne Einfluſs auf die
Klemmenspannung der Batterie bleiben. Dieses Gleichbleiben der Klemmenspannung
bedeutet nun aber, wenn man die Dynamomaschine, die Accumulatoren und die Lampen in
ihrem Zusammenhange betrachtet, nichts anderes, als ein Gleichbleiben des
Lampenstromes und der Lichtstärke sowie Aufnahme aller Stromänderungen lediglich
durch die Accumulatoren. Es ist gerade, als ob der veränderliche, aus der
Dynamomaschine austretende Strom sich in zwei Stromzweige theilen würde: einen
völlig gleich bleibenden, welcher in die Lampen geht, und einen veränderlichen, der
die Accumulatoren speist.
Man darf hierbei nicht vergessen, daſs die Regulirwirkung aufhört, sobald die
Stromänderung längere Zeit andauert; es wird dann mit wachsendem Maschinenstrom
allmählich auch die Klemmenspannung der Accumulatoren, d.h. der Maschine, und die
Lichtstärke der Lampen zunehmen. Je stärker die Stromschwankungen und je kleiner die
Accumulatoren sind, um so kürzerer Zeit bedarf es, um bei andauernd zu groſser oder
zu kleiner Umlaufzahl des Motors die regelnde Eigenschaft der Accumulatoren
aufzuheben.
Bei der für den Versammlungsabend hergestellten Beleuchtungsanlage hatten die
Accumulatoren lediglich die Aufgabe, regulirend zu wirken; es wurde denselben nicht
zugemuthet, gleichzeitig Strom für eine Anzahl von Lampen zu liefern. Man konnte an
den aufgestellten Meſsinstrumenten deutlich sehen, daſs unmittelbar nach der
Explosion im Gasmotor, also bei gröſster Geschwindigkeit, der Stromüberschuſs ladend
durch die Accumulatoren ging, daſs nach einiger Zeit für einen Augenblick
Stromlosigkeit der Batterie sich einstellte, welchem entsprechend der abnehmenden
Geschwindigkeit und dem abnehmenden Maschinenstrom nun Entladung der Accumulatoren
bis zum Eintritte der
nächsten Explosion folgte. Man kann es leicht dahin bringen, daſs die
Elektricitätsaufnahme während der Zeitdauer der zu groſsen Geschwindigkeit gleich
der Abgabe bei zu kleiner Umdrehungszahl ist, und in dem Falle genügen – nicht zu
bedeutende Geschwindigkeitsschwankungen vorausgesetzt – Accumulatoren geringerer
Stärke, also kleine, billige Accumulatoren. Häufig möchte man jedoch nicht bloſs von
der regelnden Wirkung der Accumulatoren Gebrauch machen, sondern will die Zeit des
Stillstandes der Beleuchtungsanlage zur Elektricitätsaufspeicherung benutzen, so
daſs der Betrieb unter Stromabgabe sowohl seitens der Maschine, als der parallel
geschalteten Accumulatoren stattfindet. In diesem Falle wirken die letzteren also in
zweierlei Hinsicht: sie ermöglichen ruhiges Licht durch ihre auch jetzt vorhandene
Regulirwirkung und sie liefern zugleich einen Theil des nöthigen Stromes. Daſs
hierbei gröſsere Accumulatoren zu benutzen sind als beim bloſsen Reguliren, ist
klar. Es läſst sich aber auf diese Weise mittels einer kleinen Arbeitskraft von
ungleichmäſsiger Geschwindigkeit eine verhältniſsmäſsig groſse Zahl von Glühlampen
mit völlig ruhigem Lichte betreiben.
Glühlampen mit Wasserstofffüllung.
Die von Gebrüder Siemens und Comp. in Charlottenburg (D. R. P.
Kl. 21 Nr. 34479 vom 10. Mai 1885) angewendete Füllung der – sonst
luftleeren – Glühlampen mit Wasserstoff bezweckt, das Ablagern von Kohlentheilchen
an der Glaswand zu verhindern, bezieh. bereits gebräunte Glocken wieder von der
Kohlenablagerung zu reinigen und den Kohlenfaden vor Abnutzung zu schützen. Die
Wirkung des Wasserstoffes beruht darauf, daſs derselbe als Wärmeträger dient; er
pflanzt die ihm von der Glühkohle mitgetheilte Wärme mit der dem Wasserstoffe
eigenthümlichen groſsen Molekulargeschwindigkeit durch Anstoſs auf die weniger warme
Glaswand fort und es genügt diese lebhafte Wärmebewegung des Wasserstoffgases nicht
nur, eine Beruſsung (Bräunung) der inneren Glaswand auf Kosten der Glühkohle zu
verhindern, sondern auch gebräunte Lampen wieder klar und brauchbar zu machen,
vorausgesetzt, daſs die Glühkohle noch aus einem zusammenhängenden Stücke
besteht.
Verfahren zur Herstellung von Glasperlen u. dgl.
Bei dem jetzt gebräuchlichen Verfahren zur Herstellung von durchlochten Glasperlen
aus Rohglasstangen unter Benutzung der Zange kann jede Perle nur einzeln erzeugt
werden. Um deshalb bei der Herstellung von Perlen, Knöpfen und anderen durchlochten
Glasgegenständen die billigere Massenerzeugung zu ermöglichen, schlägt J.
Traßl in Oberwarmensteinach bei
Bayreuth (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 34724 vom 23.
Mai 1885) vor, entweder flüssiges Glas in entsprechende Formen zu
gieſsen, oder Glasstaub in die letzteren zu bringen und die feuerfesten Formen der
Hitze auszusetzen, den Glasstaub also zum Schmelzen zu bringen. Die für den ersteren
Zweck benutzten Formen werden aus Metall oder Thon gefertigt und mit einem
galvanischen Ueberzuge von Gold oder Platin versehen, wie auch die in der Form
steckenden Oesenstifte in gleicher Weise behandelt werden, damit sie weniger
angreifbar sind. Die benutzte Form besteht aus vier Theilen: einem Untersatze, in
welchem die Oesenstifte befestigt sind, der unteren und oberen Formhälfte und einer
über der letzteren wagerecht verschiebbaren Abschneideplatte. Die ersten 3 Theile
sind senkrecht mittels Handhebel beweglich, um den oberen Formtheil fest auf den
unteren Theil zu pressen und die Oesenstifte beim Gieſsen des Glases aus der Form,
dann zum Abschneiden des Ueberschusses desselben, wieder zurück treten zu lassen.
Bei Gegenständen mit seitlichen parallelen Durchlochungen werden in einer
unbeweglichen Form herausziehbare, für eine Reihe der Gegenstände zugleich dienende
Lochdrähte benutzt. Dieses Verfahren wird jedenfalls nur bei gröſseren Perlen,
Knöpfen u. dgl. Anwendung finden können.
R. Marx's Herstellung abwaschbarer Wäschestücke.
An Stelle der neuerdings vielfach gebrauchten abwaschbaren Wäschestücke (Kragen u.
dgl.), welche aus Gewebe mit einem Celluloidüberzuge hergestellt sind, bringt R.
Marx in Leipzig (D. R. P. Kl. 8 Nr. 35109 vom 1. August
1885) Wäschestücke mit einem Ueberzuge aus Eiweiſs und einem Gemische von
weiſser Farbe und Lack
in Vorschlag, welche beim Waschen Glätte, Form und Weiſse auch vollständig bewahren
sollen, wogegen Feuergefährlichkeit und Kampfergeruch vermieden und gröſsere
Haltbarkeit erzielt werden soll. Das Verfahren zur Herstellung dieser Wäschestücke
ist folgendes: Gestärkte und gebügelte Kragen u. dgl. aus Gewebe oder Papier werden
in trockenem Zustande mit einem dünnen Eiweiſsüberzuge versehen; derselbe wird
getrocknet und hierauf eine zweite und dritte Schicht aufgerieben, welche aus einem
Gemische von weiſser Farbe und Lack bestehen.
Ueber Lanolin.
G. Vulpius (Archiv der
Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 293) hat verschiedene Proben Lanolin untersucht.
Dieselben enthielten 27 bis 29 Proc. eingerührtes Wasser; das reine Wollfett
schmilzt bei 38 bis 40°. Wenn man wenige Centigramm Lanolin in 5cc Chloroform löst und diese Lösung vorsichtig in
einem Probecylinder über ein gleiches Volumen concentrirter Schwefelsäure schichtet,
so entsteht an der Berührungsstelle beider Flüssigkeiten eine feurig braunrothe, an
die Farbe von Brom erinnernde Schicht, welche nach 24 Stunden ihre höchste Färbung
erreicht hat, während sich rings um die gefärbte Schicht an der Glaswand einzelne
röthlichbraune feste Theilchen ausgeschieden haben, das zunächst über der dunkeln
Berührungsschicht befindliche Chloroform einen violetten Schimmer zeigt und die
weiter nach oben gelegenen Chloroformtheile farblos sind.
Gutes Lanolin soll nicht gelb sein, beim Kneten mit Wasser sein Gewicht etwa
verdoppeln, mit Natronlauge erwärmt kein Ammoniak entwickeln, beim Ausschmelzen mit
5 Th. Wasser im Dampfbade nach ½ Stunde schaumfrei erscheinen, dabei mindestens 70
Procent eines bei 38 bis 40° schmelzenden gelbbraunen Fettes liefern, während das
Schmelzwasser klar sein und bei 100° eingedampft nicht über 0,2 Proc. des Lanolins
Rückstand hinterlassen soll. (Vgl. 1884 251 230. 1886 259 572.)
Zum Nachweise von Mineralölen und fetten Oelen.
Nach Versuchen von Finkener (Mittheilungen aus den kgl. technischen Versuchsanstalten in Berlin, 1886
S. 13) wird das Verseifen der fetten Oele mit alkoholischer Alkalilösung durch
Zusatz von etwas Wasser wesentlich befördert. Ein Gehalt von 10 Proc. unverseifbarem
Oele ist beim Verseifen noch nicht bemerkbar und gibt auch nach Zusatz von Wasser
oder Chlorcalciumlösung keine Absonderung von Oeltropfen. Durch Schütteln der
Flüssigkeit mit Petroläther kann man das unverseifte Oel nicht von der Seife
trennen; vielmehr ist dies erst nach dem völligen Eintrocknen der Seife möglich.
(Vgl. auch Focke 1886 259
146.)
Zur Ausführung der Probe werden 35g reines
Natronhydrat, in 85cc Wasser gelöst, noch heiſs in
730g siedend heiſsen Alkohol eingegossen.
10g Oel werden in einem 300cc fassenden Kolben mit 50cc der alkoholischen Natronlösung 15 Minuten auf
einem Wasserbade gekocht und mit 5g trockenem
Natriumbicarbonat versetzt, um das überschüssig verwendete Natron in Carbonat
überzuführen. Die Lösung gieſst man in eine Abdampfschale auf 200g reinen trockenen Sand und erwärmt auf einem
Wasserbade so lange unter Umrühren, bis der Geruch nach Alkohol vollständig
verschwunden ist. Die noch warme Masse bringt man möglichst vollständig in einen
Glascylinder von 500cc mit Stöpsel, setzt nach dem
Erkalten 300cc unter 100° siedenden Petroleumäther
hinzu und schüttelt einige Zeit. Dann läſst man den Aether durch ein trockenes
Filter in einen trockenen Kolben flieſsen und destillirt 150cc des Filtrates. Den Rückstand bringt man mit
wenig Petroleumäther auf ein kleines Uhrglas und trocknet auf einem Wasserbade bis
zum Verschwinden des Petroleumgeruches. Selbst unverdächtige Oele geben so 0,5 bis 3
Proc. unverseifbaren Rückstand.
Zur Untersuchung der Oele auf ihren Verseifungswerth
dient eine verdünnte Schwefelsäure mit 124g,2
SO3 im Liter, eine alkoholische Kalilösung, von
welcher 50cc äquivalent sind 13cc Schwefelsäure, und eine Lösung von
Phenolphtaleïn in 100 Th. Alkohol. Die Kalilösung ist durch Auflösen von 55g reinem Kalihydrat in 85cc Wasser und Eingieſsen der heiſsen Lösung in
730g
siedend heiſsen
absoluten Alkohol dargestellt. Am folgenden Tage wurde die klare Lösung vom
Bodensatze abgezogen und mit 90procentigem Alkohol bis zur gewünschten Concentration
verdünnt. Es werden nun 10g der Oelprobe mit 50cc der Kalilauge im Wasserbade 15 Minuten lang
gekocht. Nach Zusatz von 5 Tropfen Phenolphtaleïn titrirt man mit der Schwefelsäure
bis etwas über den Punkt der Entfärbung, vertreibt Kohlensäure durch 5 Minuten
langes Sieden und stellt die Rothfärbung durch Titriren mit der Kalilösung wieder
her. Auf diese Weise wurden z.B. folgende Zahlen erhalten:
Verbrauch anSäure
Verbrauch anKHO, entsprichtalso freier
Säure
Auf reinesOlivenölberechnet
Olivenöl
2,00cc
11,00cc
100,0%
Dasselbe
mit 5 Proc.
Mineralöl
2,95
10,05
91,3
„ 15
„
3,40
9,60
87,3
„ 50
„
6,55
6,45
58,6
Mineralöl
11,30
1,70
15,5
Rüböl, roh
2,90
10,10
91,8
Baumwollsamenöl
1,70
11,30
102,7
Ricinusöl, rein
2,50
10,50
97,3
Sesamöl, rein
1,85
11,15
101,4
Leinöl, roh
1,95
11,05
100,5
Bestimmung von Eisen und Thonerde in mineralischen Phosphaten
und Düngern.
R. T. Thomson (Journal of the
Society of Chemical Industry, 1886 S. 152) hat Versuche über die
Zusammensetzung der bei Analysen erhaltenen Niederschläge von Eisen- und
Aluminiumphosphat angestellt. Die Fällung dieser Phosphate mit Ammoniumacetat ist
hiernach immer, selbst schon in der Kälte, vollständig. Beim Fällen von Mischungen
von Natriumphosphatlösungen und Alaun mit Ammoniumacetat, Auswaschen mit Wasser und
Trocknen des Niederschlages von Aluminiumphosphat erhielt man aber frei vielen
Versuchen höchstens 0g,249 statt 0g,270 Niederschlag. Dies beruht, wie Thomson fand, darauf, daſs heiſses Wasser den
Niederschlag von neutralem Aluminiumphosphat theilweise zersetzt und löst. Als daher
der Niederschlag statt mit Wasser mit einer gemischten Lösung von Ammoniumnitrat und
Phosphat gewaschen wurde, hatte derselbe genau das nach der Theorie verlangte
Gewicht und entsprach der Zusammensetzung Al2(PO4)2. Auch bei
Fällung mit Alkalien wird alles Aluminiumphosphat abgeschieden.
Den gleichen zersetzenden Einfluſs übt heiſses Wasser auch auf Eisenphosphat aus.
Wenn aber mit Ammoniumnitratlösung statt mit Wasser ausgewaschen wird, erhält man
sowohl bei Fällung mit Ammonacetat, wie mit Alkalien genaue Endzahlen. Bei
Vorhandensein von fremden Stoffen, wie Chlorcalcium, Magnesiumsulfat, Zinksulfat und
Mangansulfat, wurde bei Fällung durch Neutralisation fast die theoretische Menge
Niederschlag gebildet. Mit Ammoniumacetat erhielt man aber beinahe das doppelte
Gewicht, da Mangan und Zinkverbindungen niedergeschlagen wurden.
Thomson empfiehlt nach diesen Untersuchungen folgendes
Verfahren zur Bestimmung von Eisen und Thonerde in Phosphaten: 2 bis 3g werden mit Salzäure zur Trockne verdampft, mit
etwas Salzsäure und Wasser gelöst und filtrirt. Dann fällt man Eisen- und
Thonerdephosphat mit Ammoniumacetat oder mit Alkalien, filtrirt und wäscht mit 1
procentiger Ammoniumnitratlösung, welche saures Ammoniumphosphat enthält, und
zuletzt einmal mit Wasser. Den Niederschlag trocknet, wiegt und berechnet man als
Al2(PO4)2 und Fe2(PO4)2. Zur Bestimmung
von Eisen löst man den Niederschlag, reducirt mit Zinnchlorür und titrirt mit
Bichromatlösung.