Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 44 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ein groſsartiger Wasserturm.
Ein Riesenplan zur Aufspeicherung einer groſsen Menge von Seewasser im Centrum der Stadt New-York zu Feil erlöschzwecken, sowie für
Straſsenreinigung und zur Spülung der städtischen Kanäle scheint nach dem Iron, 1885 Bd. 26 S. 280 der Ausführung entgegen zu
sehen. Der Vorschlag rührt von John Lockwood her,
welcher denselben vor 7 oder 8 Jahren gemacht hat, und ist es hauptsächlich W. J. McAlpire zu danken, daſs die Metropolitan Water Company die Angelegenheit in die
Hand nahm. Das Gebiet, dessen Wasserversorgung dieser Gesellschaft gehört, begreift
den ganzen zusammenhängend bewohnten Theil der Stadt New-York in sich. An jedem
Punkte dieser ausgedehnten Flache soll nach Bedarf augenblicklich eine unbeschränkte
Wassermenge nutzbar gemacht werden können, so daſs gröſsere Feuersbrünste, wie
solche in nordamerikanischen Städten vorgekommen sind, nicht mehr eintreten
sollen.
Für die Ausführung schlägt Lockwood einen aus
Backsteinen und Quadern ausgeführten Thurm vor von ungefähr 30m Durchmesser und 105m Höhe über dem Flutwasserstande. Derselbe soll ungefähr in der Mitte der
Stadt erbaut werden und man bezeichnet „Union Square“ als einen hierfür
geeigneten Platz. Ein zweiter Vorschlag geht auf die Herstellung eines Standrohres
von 24m Durchmesser und 105m Höhe mit einem Wasserinhalte von ungefähr
50000cbm. Dieser groſse Behälter soll mit Salzwasser, entweder vom Hudson oder vom East River
oder von beiden aus gefüllt werden durch 3 Pumpenanlagen, welche mit zusammen 1750
Pferd angenommen sind. Von dem Behälter, welcher allerdings bei der Fassung einer so
groſsen Wassermenge eine Ueberschwemmungsgefahr bei Beschädigung durch Sturm o. dgl.
mit sich bringen kann, sollen dann nach allen Richtungen Rohrleitungen abzweigen,
welche im Durchmesser zwischen 200 und 500mm
wechseln und auf jede 800m durch Kreuzröhren von
250 bis 900mm mit einander verbunden werden. Die
Wasserpfosten (Hydranten) sind zu ständigem Gebrauche bereit und so gelegen, daſs
kein Feuer auf mehr als 150m Entfernung von einem
Wasserpfosten entstehen kann. Gegen jedes Feuer können mit Schläuchen, deren Länge
zwischen 30 bis 150m beträgt, 28 Wasserpfosten in
Thätigkeit gesetzt werden und es stehen somit, da jeder Pfosten 4 Ausguſsöffnungen
hat, 112 Wasserstrahlen zur Verfügung. Bei Schlauchlängen bis zu 300m sind 68 Pfosten oder 272 Wasserstrahlen nutzbar.
Die Druckhöhe beträgt 90 bis 105m weniger der
Erhebung des Bodens über dem Flutwasserstande. Eine solche gewaltige Wassermenge
wird nur bei weit ausgebreiteten Feuersbrünsten nöthig sein; immerhin aber wird für
den Fall der Noth jeder für das Vorhandensein des erforderlichen Löschwassers
gemachte Aufwand sich rechtfertigen. Weiter ist vorgeschlagen, den Wasserreichthum
auszunutzen, um in allen Theilen der Stadt die Straſsen und die Kanäle zu reinigen,
wobei die desinficirenden Eigenschaften des Salzwassers
noch ganz besonders zu statten kommen dürften.
Die Metropolitan Water Company erbietet sich, alle
nothwendigen Einrichtungen auf eigene Kosten zu beschaffen, wenn sie von der Stadt
New-York einen Vertrag
auf eine Reihe von Jahren und einen bestimmten Preis für Benutzung jedes
Wasserpfostens für das Jahr erhält. Der Preis soll erst bezahlt werden, wenn das
Werk vollendet und betriebsfähig ist. lieber den Vorschlag schweben zur Zeit noch
Unterhandlungen und konnte bis jetzt eine Einigung nicht erzielt werden; die Annahme
des Vorschlages soll jedoch nicht durch Geldfragen in Zweifel gestellt sein. (Vgl.
Birkinbine 1876 221 *
399.)
Die elektrische Eisenbahn zwischen Bessbrook und Newry.
Im September 1885 ist in Irland eine elektrische Eisenbahn zwischen der
Eisenbahnstation Newry und den Spinnereien und Granitbrüchen der Bessbrook Spinning Company eröffnet worden; die
elektrischen Einrichtungen bei derselben rühren von E.
Hodgkinson in Manchester her, welcher unter Will.
Siemens bereits die Portrush-Bahn (1882 246 367)
gebaut hat. Obwohl nur 4km,8 lang, also kürzer als
die etwa 8km lange Portrush-Bahn, zeigt die
Newry-Bahn doch in mancher Beziehung Neues. Der industrielle Verkehr,
einschlieſslich dem nach dem Dorfe Bessbrook, beträgt etwa 28000t jährlich. Die Schwierigkeit, eine Straſsenbahn
in Newry an die Eisenbahnstation und in Bessbrook an die verschiedenen gewerblichen
Anlagen heranzuführen, führte den Direktor der Gesellschaft H. Barcroft dazu, die Wagen so bauen zu lassen, daſs sie auch auf
gewöhnlicher Straſse laufen können. Die Räder erhielten keine Spurkränze, dafür aber
63mm Breite im Kranz. Der Vordertheil des
Wagens ruht auf einem Gestelle, welches entweder als festes Lager für die Räder
benutzt werden, oder denselben wie bei gewöhnlichen Wagen freie Bewegung gestatten
kann. An diesem Gestelle läſst sich eine Deichsel befestigen. Die Wagen sind auf
höchstens 2t Ladung berechnet; dies vermag ein
Pferd auf Landstraſsen von nicht übergroſser Steigung fortzubringen. Auſserhalb der
gewöhnlichen Bahnschienen liegen noch Schienen von kleinerem Querschnitte, auf denen
die Wagen mit ihren Rädern ohne Spurkranz laufen, während die inneren Schienen als
Anschlag gegen Querverschiebung der Wagen dienen. Diese Anordnung bot manche
Schwierigkeit in der Ausführung, bewährt sich aber sehr gut und macht den Betrieb
billig.
Die Elektricität wird durch Wasserkraft erzeugt. Die Locomotive wiegt 8t, dient zugleich als Personenwagen und bietet für
44 Personen Platz; die Höchstlast eines Zuges mit 6 Wagen beträgt daher 26t; der Zug fährt selbst auf Steigungen bis zu 1 :
85 mit 11km,3 Geschwindigkeit in der Stunde, und
auf der steilsten Steigung von 1 : 50 mit 9km,7.
Etwa in ⅔ der Entfernung von Newry, bei Millvale, ist eine Turbine von 65 Pferd von
Gebrüder Mac Adam in Belfast aufgestellt worden und
zwei Dynamomaschinen von Mather und Platt in
Manchester; letztere haben den Edison-Hopkinson'schen
Typus. Der Strom wird über einen Umschalter, an welchem er gemessen werden kann, dem
in der Mitte der inneren Schienen liegenden, eine umgekehrte Stahlrinne bildenden
Leiter zugeführt. Auch die Dynamomaschinen auf den Locomotiven sind von Mather und Platt gebaut und von derselben Art, aber von
E. Hopkinson für diesen Zweck besonders entworfen;
sie können 25 Pferd am Indicator liefern. Die Uebertragung ist so gewählt, daſs eine
Geschwindigkeit von 24km, erreicht werden kann.
Die beiden vorhandenen Personenwagen sind von der Ashbury
Carriage Company gebaut und mit voller elektrischer Ausrüstung versehen.
Der Führer steht vorn auf einer Platte und hat die Bremsen und die Stromzuführung in
der Hand. Diese Wagen haben an beiden Enden Radgestelle und laufen trotz ihrer Länge
von 10m,7 leicht durch die Curven von nur 16m,8 Halbmesser an den beiden Enden der Bahn. Diese
Anordnung ermöglicht, daſs die Wagen immer in derselben Richtung laufen können, also
nicht umgedreht zu werden brauchen, obwohl auch dies leicht geschehen könnte.
Nahe bei der Mitte der Bahn, bei Millvale, kreuzt die Bahn in Geleisehöhe eine
Straſse auf über 45m Länge. Hier konnte der Leiter
nicht so geführt werden wie auf der übrigen Bahn; daher wurden in der Luft zwei
Kupferdrähte in etwa 4m,6 Höhe auf Säulen
gespannt. Unter den Säulen laufen die Wagen hin und ein einfacher Stromsammler oben
auf den Wagen faſst die Drähte, hebt sie ein wenig und macht so guten Contact. Der
Strom wird dabei nicht unterbrochen. Die Stromstärke ist nicht so groſs, daſs sie
lebensgefährlich werden könnte. (Nach dem Engineer,
1885 Bd. 60 S. 216.)
E. L. Roussy's Kohlenpulver-Regulator für elektrische
Glühlampen.
Die bekannte Eigenschaft des Kohlenpulvers, bei stärkerer Zusammenpressung dem
elektrischen Strome weniger Widerstand zu bieten, benutzt E. L.
Roussy in Vevey, Schweiz (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 34226 vom 30. Juni 1885) zur
Herstellung eines Regulators der Lichtstärke elektrischer Glühlampen (vgl. 1885 255 45). Eine entsprechende Menge körniges Kohlenpulver
wird in einem Becher aus Porzellan o. dgl. eingebracht; in die obere Höhlung des
Bechers ragt ein in dem Deckel des den Becher umschlieſsenden cylindrischen Gehäuses
befestigter birnförmiger Metallkolben hinein und verschlieſst dieselbe; mit seinem
unteren Ende ist der Becher auf eine Schraubenspindel aufgesetzt. Wird nun die nach
der Glühlampe führende Leitung zerschnitten und das eine Ende derselben mit der
Spindel, das andere mit dem Kolben verbunden, so ist dadurch das Kohlenpulver in die
Leitung eingeschaltet und es kann der Widerstand in der Leitung durch entsprechendes
Empor- oder Niederschrauben der Spindel verkleinert oder vergröſsert werden.
Zwischen dem Gehäuse und dem Becher ist ringsum ein gröſserer Zwischenraum, so daſs,
da die Wandung des Gehäuses mit Löchern versehen ist, eine Abkühlung des Bechers
bewirkt wird, während das Gehäuse zugleich verhindert, daſs der stark erhitzte
Becher berührt werde.
Sprengpatrone für Bergwerke.
Nach B.
Kosmann in Breslau (D. R. P. Kl. 5 Nr. 34665 vom 16. Juni
1885) wird in das Bohrloch eine Flasche eingesetzt, deren Innenraum durch
eine Scheidewand in zwei Theile getrennt ist. In dieser Scheidewand ist eine von
einem Korkstopfen verschlossene Oeffnung. Der untere Theil der Flasche wird mit
Schwefelsäure und der obere mit Zinkstaub gefüllt. Stöſst man nach dem Besetzen des
Bohrloches mittels der bekannten Schieſsnadel den Stopfen aus der Scheidewand
heraus, so kommt die Säure mit dem Zink in Berührung und entwickelt Wasserstoff,
dessen Druck das Gestein sprengen soll.
Zur Auffindung von Metallen in Trinkwasser.
A. B. Cooper gibt im Journal of
the Society of Chemical Industry, 1886 S. 84 folgende Zahlen über die
Genauigkeit verschiedener Reagentien zur Nachweisung von Metallen in
Trinkwasser:
Metalle
Reagens
Flüssigkeitschichthöhe
von 93mm
von 367mm
1 Th. Metallgefunden in Th.
Wasser
Kupfer
FerrocyankaliumAmmoniakSchwefelwasserstoff
4000000 1000000 4150000
11750000 195000015660000
Zink
Schwefelammonium
2500000
–
Arsen
Schwefelwasserstoff
3600000
7520000
Blei
KaliumchromatSchwefelwasserstoff
4000000100000000
5875000196000000
Benutzung der bei der Spiritusherstellung auftretenden
Kohlensäure.
C. A. Fawsitt macht im Journal
of the Society of Chemical Industry. 1886 S. 92 darauf aufmerksam, daſs bei
der Spirituserzeugung gewaltige Mengen Kohlensäure entstehen, welche zu vielen
Zwecken mit Vortheil verwendet werden könnten. Verfasser erwähnt besonders
Ammoniaksoda, Natriumbicarbonat, kohlensaure Wasser und flüssige Kohlensäure als
Producte, zu deren Darstellung möglichst reine Kohlensäure von höchster Bedeutung
ist. Auch zur Behandlung von Sodarückstand nach den Verfahren von Gossage und Schaffner
(vgl. 1882 246 521) ist reine billige Kohlensäure die
erste Bedingung.
Die Verwendung der Kohlensäure, welche bei der Spiritusfabrikation auftritt, für die
oben erwähnten Zwecke bietet nach Fawsitt's Ansicht
keine groſsen Schwierigkeiten. An Stelle der offenen Gährungsgefäſse müſsten
geschlossene, mit Abzug
versehene Bottiche verwendet werden. Die Kohlensäure aus den einzelnen
Gährungsgefäſsen könnte dann in einer Hauptleitung vereinigt nach dem Orte der
Benutzung geleitet werden. Die meisten Spiritusfabriken befinden sich in der Nähe
von Städten und gewöhnlich sind in nicht sehr groſser Entfernung Anstalten
vorhanden, welche Kohlensäure mit Vortheil verwenden könnten. Es ist dies z.B. in
Glasgow der Fall. Die Erzeugung einer der dortigen Fabriken allein beläuft sich auf
wöchentlich 225000l Alkohol, wobei mindestens
96t Kohlensäure entstehen. Aus dieser
Kohlensäure lieſsen sich wöchentlich 368t
Natriumbicarbonat herstellen oder 158t
Calciumsulfid zersetzen. Die Gesammtalkoholerzeugung in Groſsbritannien und Irland
belief sich im J. 1883 auf 112 Mill. Liter Alkohol. Dabei muſsten sich 48300t Kohlensäure bilden, eine Menge, welche genügend
wäre, um 184000t Natriumbicarbonat
herzustellen.
Fawsitt berechnet, daſs die Herstellung der 96t CO2, welche
wöchentlich in der oben erwähnten Fabrik verloren gehen, bei Verwendung von
Kalkstein und Salzsäure auf 22600 M. zu stehen käme; dabei setzt er 1t Kalkstein mit 6 M., Salzsäure mit 40 M. in
Rechnung. – Dagegen muſs bemerkt werden, daſs diese Kohlensäure keineswegs rein ist und daſs sich Gährräume und Sodafabriken doch
schlecht vertragen werden.
Beilby's Verfahren zur Abkühlung von Paraffinölen.
Bei den bis jetzt zur Abscheidung des Paraffins benutzten Kühlapparaten zeigten sich
namentlich zwei Uebelstände, nämlich groſser Kälteverlust während der Sommermonate
und schlechte Trennung des festen Paraffins von den Mutterölen. Das neue, von G. Beilby angegebene Verfahren soll diese Uebelstände
vermeiden. Dasselbe arbeitet schon seit bald einem Jahre im groſsen Maſsstabe und
Beilby berichtet über die während dieser Zeit
gemachten Erfahrungen im Journal of the Society of Chemical
Industry, 1885 S. 653. Das Gebäude, in welchem der Kühlapparat arbeitet,
wurde so eingerichtet, daſs die Temperatur im Inneren 0° nicht übersteigt. Das
Kühlen der Luft im Gebäude geschieht durch Salzsoole, welche durch eine
Ammoniakeismaschine von Pontifex und Wood abgekühlt
wird.
Die Entfernung des krystallisirten Paraffins aus den Abkühlungszellen durch eine
wagerechte Schraube bewährte sich. Es war aber sehr schwierig, den festen
Paraffinkuchen durch Röhren in die Filterpressen zu saugen. Diese Schwierigkeit
wurde aber durch Anbringung offener Kanäle statt geschlossener Röhren vollkommen
beseitigt. Da das Paraffin, welches bei dieser langsamen Abkühlung abgeschieden
wird, gut krystallisirt ist, geht auch die Trennung in Filterpressen leicht und
schnell von statten. Die Mehrausbeute an Paraffin betrug nach dem neuen Verfahren
während der Arbeitszeit 25 Proc. Rohöl, welches bei dem gewöhnlichen Verfahren 10
Proc. Paraffin gibt, liefert nach dem neuen 12,5 Proc. Bei dem in den Oakbank-Werken
errichteten Apparate beträgt der jährliche Gewinn 180t Paraffin oder 90000 M. Der Schmelzpunkt des rohen Paraffins ist
durchschnittlich 450. Daraus erhält man beim Raffiniren 74 Proc. Paraffin von 490
Schmelzpunkt, 11 Proc. von 32° sowie 15 Proc. Oel und weiches Paraffin. Man ist so
in den Stand gesetzt, Paraffin mit allen möglichen Schmelzpunkten zu erzeugen. 2
Arbeiter können mit dem Apparate 26t Paraffin in
der Woche herstellen. Die Gesammtausgabe für Arbeit kommt auf etwa 15 M. für die
Tonne zu stehen.
Ueber Xanthopurpurin.
Zur synthetischen Herstellung von Xanthopurpurin erhitzte E.
Noah (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1886 S. 332) 1 Th. symmetrische Oxybenzoësäure, 5 Th.
Benzoesäure und 25 Th. Schwefelsäure 7 Stunden lang im Oelbade auf 105 bis 1100. Das
noch warme Product wurde in viel Wasser gegossen, wobei sich die Oxyanthrachinone in
grünen Flocken ausschieden. Zur Gewinnung des Xanthopurpurins wurde die gesammte
Masse, ohne vorher abzufiltriren, mehrmals mit Aether ausgezogen, wodurch bewirkt
wurde, daſs der gröſste Theil des in beträchtlicher Menge gleichzeitig gebildeten
Anthrachrysons im Rückstande blieb und für sich abgeschieden werden konnte. Aus der
abgehobenen ätherischen Lösung wurde der Aether abdestillirt und aus diesem Rückstände, welcher aus
Benzoesäure, nicht angegriffener symmetrischer Dioxybenzoësäure, Xanthopurpurin und
wenig Anthrachryson bestand, die Benzoesäure durch Wasserdampf verjagt. Der dann
verbleibende Rest wurde mit Benzol ausgezogen, in welchem sowohl die symmetrische
Dioxybenzoesäure wie das Anthraelnyson fast unlöslich sind, während Xanthopurpurin
in Lösung geht.
Auf diese Weise wurde fast reines Xanthopurpurin erhalten, zu dessen vollständiger
Reinigung einmaliges Umkrystallisiren aus Alkohol genügte. Die Ausbeute betrug, nach
Abzug von etwa 20 Proc. unverändert zurückgewonnener, symmetrischer
Dioxybenzoësäure, 6 bis 7 Proc. an Xanthopurpurin und etwa 40 Proc. an
Anthrachryson, welches letztere also in vorwaltender Menge entsteht.
Das Xanthopurpurin, C14H6C2(OH)2,
sublimirt sehr schön und leicht in gelbrothen Nadeln, während das Anthrachryson in
Blättern sublimirt. Es löst sich leicht in Benzol und gibt mit Barytwasser ein
leicht lösliches Salz zum Unterschiede von Anthrachryson, welches sich in Benzol
sehr schwer lost und dessen Bariumsalz in Wasser schwer löslich ist. Es schmilzt bei
264 bis 265° und färbt gebeizte Zeuge nicht.
Wird Xanthopurpurin mit festem Kali und wenig Wasser geschmolzen, so wird die Masse
zunächst durch Abscheidung des schwer löslichen Kalisalzes des Xanthopurpurins fest,
beim weiteren Erhitzen aber wieder flüssig und schön violettroth. Aus der Lösung
fällt Säure Purpurin.
Verfahren zur Herstellung von Naphtoldisulfosäure.
Nach Angabe der Frankfurter Anilinfarbenfabrik Gans und
Comp. in Frankfurt a.
M. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 35019 vom 15. Januar
1884) läſst sich aus β-Naphtylaminmonosulfosäure eine werthvolle β-Naphtol-γ-Disulfosäure herstellen.
Zu diesem Zwecke werden 10k Naphtylaminsulfat in
k rauchende Schwefelsäure von 20 bis 30 Proc.
Anhydridgehalt eingetragen und so lange auf 110 bis 140° erhitzt, bis eine Probe
sich klar in kaltem Wasser löst. Es wird alsdann das Gemisch in 200l Wasser eingetragen und mit kohlensaurem Baryt
oder Kalk neutralisirt. Man erhält so Salze einer β-Naphtylamindisulfosäure, welche in Wasser leicht löslich sind. Die freie
Säure ist in Wasser leicht, in Alkohol schwieriger löslich. Um sie ebenso leicht aus
der β-Naphtylaminmono-sulfosäure darzustellen, werden
10k der in Wasser schwer löslichen β-Naphtylaminmonosulfosäure mit 30k Schwefelsäure von 66° B. bei 110°, oder mit
rauchender Schwefelsäure (10 Proc. SO3) auf dem
Wasserbade so lange erhitzt, bis bei starker Verdünnung einer Probe mit Wasser keine
Ausscheidung mehr stattfindet. 22k des
Bariumsalzes der β-Naphtylamindisulfosäure werden in
110k Wasser gelöst, 5k Schwefelsäure zugesetzt und nach dem Abfiltriren
des schwefelsauren Baryts die gekühlte Lösung langsam mit 3k,5 salpetrigsaurem Natron versetzt. Die hierdurch
entstandene Diazoverbindung scheidet sich auf Zusatz von Kochsalz in Form eines
hellgelben krystallinischen Niederschlages aus; derselbe wird langsam in siedendes
Wasser von 2 bis 3 Proc. Schwefelsäuregehalt eingetragen. Die Lösung enthält nach
beendeter Stickstoffentwickelung die freie β-Naphtol-γ-Disulfosäure, welche entweder als
Kalisalz abgeschieden, oder unmittelbar in Lösung zur Farbstoffbildung verwendet
wird.
Diese Umsetzung der Naphtylamindisulfosäure kann auch durch Einleiten von
Salpetrigsäure in ihre siedende Lösung oder durch Kochen der angesäuerten Lösung mit
salpetrigsaurem Natron bewirkt werden.