Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 288 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
W. Arnold's Dampfkessel.
Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 514 berichtet über einen
Dampfkessel mit zwei Flammrohren und Innenfeuerung, wie derselbe von Will. Arnold und Comp. auf den Victoria Boiler and Iron
Works zu Barnsley erbaut wird. Die Flammrohre bestehen dabei aus lauter einzelnen
faßförmig gestalteten und geschweiſsten Schüssen
(vgl. F. Harrison S. 52 d. Bd.), welche sämmtlich
geflanscht und mit oder ohne Zwischenlage von Ringen an einander genietet sind. Um
die Heizgase zu gehöriger Wirkung zu bringen, ist unmittelbar hinter die Feuerbrücke
noch ein Siederohr in das Flammrohr eingelegt, welches an dem vorderen Ende mit dem
oberen, hinten mit dem unteren Theile des Kessels verbunden ist. Da dieses Rohr,
welches so recht im Zage der Flamme steht, ganz und gar von letzterer umspült wird,
ist die Verdampfung in demselben natürlich eine sehr lebhafte.
Hebevorrichtung für die Kamine von Locomobilen.
Bei ihren Locomobilen benutzen in zweckentsprechender Weise J. T. Marshall und Comp. in Nottingham nach Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 562 die Deichsel, an welche die Pferde
gespannt werden, als Hebel zum Aufrichten des Kamines. An dem Kamine ist ein abwärts
gebogener Arm befestigt und dieser steht durch eine Zugstange mit der Deichsel in
Verbindung, welche bis zur geeigneten Höhe erhoben und dann durch einen Bolzen mit
der Zugstange verbunden wird; letztere kann zugleich als Schürhaken für die Feuerung
in Verwendung kommen. Durch Niederdrücken der Deichsel wird das Kamin etwa bis 45°
erhoben, worauf man dasselbe mit einem daran befestigten Eisenstabe festhängt, die
Deichsel nach Lösen der Zugstange neuerdings erhebt und mit einem zweiten Loche der
letzteren verbindet, um so die Hebung vollenden zu können.
H. G. Nagel's einfach gegossene gelenkige
Wellenkuppelung.
Für Göpeltriebwerke u. dgl. bringt H. C. Nagel in
Schleswig (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 32678 vom 20. Januar 1885) eine Gelenkkuppelung in
Vorschlag, die sich als eine einfache Kugel darstellt, in welcher die beiden Wellenenden beweglich eingegossen sind, wodurch bei dem
Fehlen vorspringender und leicht zerbrechlicher Theile die Kuppelung eine gröſsere
Sicherheit gegen Unfälle und Bruch als die gebräuchlichen Gelenkkuppelungen besitzen
soll. Die beiden Wellenenden erhalten je angeschweiſste Querzapfen, so daſs
dieselben T-Stücke bilden; sie werden nun mit den Querzapfen rechtwinkelig in eine
Richtung gestellt und mit Metall kugelförmig umgössen, wobei in der Kugel für die
Beweglichkeit der Wellenenden senkrecht zu einander stehende Ausschnitte verbleiben.
Die Querzapfen der Wellenenden erhalten in der Kugel zur möglichen Schwingung einen
Spielraum von etwa 1mm.
Antrieb der Trommel an Tapeten-Druckmaschinen.
Um bei Tapeten-Druckmaschinen, bei welchen im Halbkreise an einer das Papier
führenden Trommel die verschiedenen Druckcylinder arbeiten, zu einer Unterbrechung
des Musters auf dem Papierstreifen die Trommel von den Druckcylindern abheben zu
können, ohne daſs damit auch der Antrieb der Trommel aufhört, haben Grahl und Hoehl in Dresden (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 33379
vom 19. Februar 1885) die Einrichtung getroffen, die Trommel nicht unmittelbar durch
ein aufgestecktes Rad, sondern mit Hilfe eines im Schlitze beweglichen Mitnehmers zu
treiben. Das Antriebsrad für die Trommel ist auf einer am Maschinengestelle festen
Hülse drehbar, durch welche frei die Trommelachse reicht; die Trommel erhält einen
Mitnehmerbolzen, welcher in einen radialen Schlitz am Antriebrade greift. Wird die
Achse der Trommel gehoben, welche Bewegung die Lagerhülse des Antriebrades zuläſst,
so gleitet einfach der Mitnehmer dabei in seinem Schlitze und der Betrieb der
Trommel ist nicht gestört. Bei dem bisherigen unmittelbaren Antriebe trat immer
dadurch, daſs die Räder auſser Eingriff kamen, ein Stillstand der Trommel ein und
dieselbe muſste von Hand weiter bewegt werden.
A. Hagen's Feuerschutzläden für Luftschächte in
Gebäuden.
Um im Falle eines Feuers die einzelnen Stockwerke von einander zu trennen und jeden
Zug im Luftschachte zu vermeiden, setzt A. Hagen zu
New-York nach dem Techniker, 1886 * S. 20 in den
letzteren in der Fuſsbodenhöhe der Stockwerke besondere wagerechte Klappläden ein,
welche im Falle einer Gefahr leicht zusammen geschlossen werden können. Diese Läden
bestehen aus einer Anzahl langer Drehklappen, welche in einem viereckigen Rahmen im
Schachte wagerecht liegen und ähnlich wie bei den Fensterläden durch Heben und
Senken einer lothrechten Verbindungsstange sich gemeinsam öffnen und schlieſsen
lassen. In der Regel sind die Klappen natürlich offen, so daſs sie Luft und Licht
ungehindert hindurchlassen. Um das Schlieſsen derselben zu erleichtern, ist der
Hebelmechanismus noch mit einem schweren Fallgewichte versehen, welches gewöhnlich
hoch gehalten wird, aber durch Anstoſsen eines Handhebels, Drücken oder Ziehen eines
Knopfes zu Fall gebracht werden kann, worauf die Läden sich sofort von selbst
schlieſsen.
Anderson und Kennelly's Anker zum Wiederaufnehmen von
Unterseekabeln.
Nicht selten müssen auf dem Meeresboden liegende Telegraphenkabel behufs an ihnen
vorzunehmender Ausbesserungen mittels eines Ankers wieder an die Oberfläche des
Wassers heraufgeholt werden. Dabei ist es oft sehr schwer, den Zeitpunkt zu
erkennen, wenn der Anker den Meeresboden erreicht. J.
Anderson und A. E. Kennelly haben daher dem
hierbei zu verwendenden Anker eine besondere Einrichtung gegeben, welche von der Eastern Telegraph Company kürzlich einer Probe
unterworfen worden ist und sich dabei als ganz zuverlässig erwiesen hat. Sie geben
dem Anker nach der Lumière électrique, 1885 Bd. 17 S.
575 im Inneren eine Höhlung und füllen dieselbe zum Theile mit Quecksilber aus; an
dem oberen Ende ist in der Höhlung ein Contactstück angebracht. Dieses Contactstück
und das Quecksilber sind mit je einem Ende eines Stromkreises verbunden, welcher
nach dem Bord des Schiffes läuft und daselbst eine elektrische Klingel und eine
Batterie in sich enthält. Kommt nun der Anker auf dem Grunde des Meeres an, so legt
er sich wagerecht, das Quecksilber läuft nach dem Contactstücke hin, schlieſst
dadurch den Stromkreis und bringt die Klingel zum Läuten.
Bazin's kreisende galvanische Batterie.
Bei dem schon in vielen galvanischen Batterien versuchten Streben, die Depolarisation
durch Bewegung der Elemente und Erneuerung ihrer wirksamen Flächen zu erzielen, ist
E. Bazin in Paris (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 32928 vom
7. Oktober 1884) auf den Gedanken gekommen, die Elemente (Zink zwischen je 2
Kohlenplatten, aber gegen einander isolirt) in Form von runden Scheiben auf eine
wagrechte Achse zu stecken, so daſs sie mit ihrem unteren Theile in eine
doppeltchromsaure Kalilösung (1000 Gew.-Th. Wasser, 300 Schwefelsäure, 125
Kaliumchromat) eintauchen, den Scheiben durch ihre Achse eine drehende Bewegung zu
ertheilen und damit so das Haftenbleiben der die Ursache der Polarisation bildenden
Wasserstoffbläschen zu verhindern. Die 3 Platten jedes Elementes befinden sich in
einem besonderen Gefäſse. Die sämmtlichen Gefäſse können auf eine gemeinschaftliche
Tischfläche gestellt werden, damit durch Heben und Senken der letzteren die Tiefe
des Eintauchens regulirt werden kann. Die ganze Achse mit den Scheiben läſst sich
heben, so daſs die Scheiben aus der Flüssigkeit heraustreten und die Batterie auſser
Thätigkeit gesetzt wird. Die Abführung des Stromes vermitteln je 3 kleine
Quecksilberbäder, in welche an die 3 Elektroden jedes Elementes angeschraubte
kleinere runde Scheiben mit ihren unteren Rändern eintauchen. Doch können auch diese
kleineren Scheiben in geeigneter Weise durch Drähte unter einander verbunden und am
Ende der Achse zwei besondere Sammelscheiben und Quecksilberbäder angebracht werden.
7 Elemente der Batterie sind hinter einander geschaltet und liefern den
Verbrauchsstrom, das achte Element gibt seinen Strom in einen kleinen Elektromotor,
welcher die Achse in Drehung versetzt. Die Mitbewegung der Zinkplatten dürfte
unzweckmäſsig sein, weil die von ihnen mit emporgenommene Flüssigkeit sie angreift,
ohne Strom zu liefern.
Legirungen für Sicherheitsdrähte bei elektrischen
Beleuchtungsanlagen.
Bei weiterer Ausbreitung der Parallelschaltung muſs man immer mehr jeden einzelnen
Beleuchtungskörper oder wenigstens kleine Gruppen derselben mit sogen.
Bleisicherungen versehen. Die Zusammensetzung von sechs für solche Zwecke geeigneter
Legirungen, welche sich durch niedrigen Schmelzpunkt und Einfachheit ihrer
Zusammensetzung auszeichnen, enthält die nachstehende, der Zeitschrift für Instrumentenkunde, 1885 S. 296 entnommene Tabelle:
Schmelzpunkt = 95,0°
89,5°
76,5°
68,5°
65,5°
63,0°
Blei
250
397
344
260
249
267
Zinn
250
–
94
148
142
133
Kadmium
–
71
62
70
108
100
Wismuth
500
532
500
522
501
500
Im festen Zustande sind die Legirungen hart und spröde und werden vor dem Eintritte
des Schmelzens nicht weich. Die Mischungsverhältnisse müssen streng eingehalten
werden und zwar schmilzt man den Körper mit dem höchsten Schmelzpunkte (Blei 325°,
Kadmium 315°) zuerst und setzt, während man die Temperatur sinken läſst, die übrigen
Metalle zu. Am besten bewirkt man das Zusammenschmelzen unter flüssigem Stearin, dessen
Siedepunkt bei ungefähr 370° liegt.
Zur elektrolytischen Verarbeitung von Zinkschaum.
Das Königliche Hüttenamt in Friedrichshütte (D. R. P.
Kl. 40 Nr. 33589 vom 13. Mai 1885) will den bei der Entsilberung des Werkbleies
mittels Zink fallenden Zinkschaum, welcher aus etwa 90 Proc. Blei, 8 bis 10 Proc.
Zink und 0,5 bis 2 Proc. Silber besteht, dadurch zur weiteren Verarbeitung durch
Abtreiben geeignet machen, daſs derselbe in fein gekörntem Zustande auf dem mit
Bleiblech hergestellten Boden eines Holzgefäſses ausgebreitet wird. Das Gefäſs wird
alsdann mit dem aus Zinkvitriollösung bestehenden Elektrolyt so weit wie nöthig
angefüllt und dem Zinkschaum als Kathode ein wagerechtes Zinkblech in geeigneter
Entfernung gegenüber gehängt. Verbindet man nun dieses Zinkblech mit dem negativen
und das unten liegende Bleiblech mit dem positiven Pole einer hinreichend starken
Elektricitätsquelle, so schlägt sich durch die Einwirkung des elektrischen Stromes
auf der Kathode Zink nieder und aus dem Zinkschaum wird eine entsprechende Menge
Zink gelöst, so daſs die Lösung annähernd ihre Concentration bewahrt. Diese
Umsetzung geht so lange vor sich, bis ein so groſser Theil aus dem Schaum entfernt
ist, daſs der Rest, etwa die Hälfte des ursprünglichen Gehaltes, durch das Uebermaſs
des Bleies umhüllt und dadurch vor der Auflösung geschützt ist. In diesem
Augenblicke wird die Arbeit unterbrochen; der Zinkschaum wird herausgenommen,
ausgewaschen und getrocknet und darauf einem Saigerprocesse unterworfen. Durch das
Saigern scheidet sich das Blei in einen von Zink hinreichend befreiten, leicht
schmelzbaren Theil, welcher vertrieben wird, und in einen an Zink reichen Theil, der
seine feinkörnige Beschaffenheit bewahrt; letzterer, dessen Zusammensetzung der des
ursprünglichen Zinkschaumes annähernd gleich ist, wird von neuem genau demselben
Verfahren unterworfen, d.h. er wird elektrolytisch von einem Theile seines Zinkes
befreit und wiederum gesaigert.
Durch das Saigern erhält man wieder Reichblei, welches ebenfalls zum Treibprocesse
gelangt, und feinkörnigen, unverändert gebliebenen Zinkschaum, welcher wieder
elektrolytisch entzinkt wird. In dieser Weise wechseln Elektrolyse und Saigerung
fortwährend mit einander ab, wobei jedesmal die erstere einen Theil des Zinkes, die
letztere einen Theil des Bleies und Silbers in verwendbarer Form liefert, während
der Rest der drei Metalle wesentlich unverändert bleibt und derselben Behandlung
wieder unterworfen wird.
Zucker als Viehfutter.
Die niedrigen Zuckerpreise haben den Gedanken angeregt, Zucker als Futter für
landwirthschaftliche Hausthiere zu verwenden. Schweine erhalten vielfach Traubenzucker, um die Freſslust des völlig
ausgemästeten Viehes anzuregen. (Nach der Hannoverschen
Landwirthschaftlichen Zeitung, 1885 Bd. 37 S. 657.)
Melasse ist bereits mehrfach mit Erfolg als Futter für
Ochsen angewendet, indem man das sonst übliche Futter mit 2 bis 5k Melasse versetzt. Bei einem Heupreise von 6 M.
ergibt sich nach Kirchner (Landwirthschaftliche Post, 1884 Nr. 53) für 100k Melasse folgender Nährwerth:
2,5k
Proteïn
1,30 M.
50
Zucker
5,00
17,5
Kohlehydrate
1,50
–––––
7,80 M.
Bei einem Heupreise von 5 M. ergibt sich entsprechend 6,50
M.
Versuche von Lawes (Sugar
cane, Juni 1885) über Fütterung von Schweinen mit Rohzucker ergaben, daſs Zucker keinen höheren Nährwerth hat als Stärke.
Hiernach ist der Zucker als Nahrungsmittel für gesundes Vieh nicht vortheilhaft zu
verwenden.
Nach Versuchen von Werner (Deutsche landwirthschaftliche Presse, 1885 S. 455) ist die Fütterung von
Rohzucker bei Schafen durchaus unvortheilhaft, selbst wenn die Zuckersteuer vergütet
würde. Runkelrüben und Getreideschrot erwiesen sich besser und billiger als
Rohzucker oder Zuckerrüben.
Versuche von G. Zimmermann (Neue
Zeitschrift für Rübenzucker-Industrie, 1885 Bd. 15 S. 1) ergaben ebenfalls,
daſs das Füttern von Rohzucker bei Mastschafen sehr unvortheilhaft ist. Bei
Schweinen wurden dagegen 100k Rohzucker mit 72 M.
verwerthet, als dieselben täglich 2k Kleie, 1k Gerstenschrot, 1k Kartoffeln, 3 bis 4l Molken und 0,25
bis 0k,5 Zucker erhielten. Diese Verwendung des
Zuckers verdient daher weitere Prüfung. Mastkälber konnten Zucker nicht
vertragen.
Ueber den Düngerwerth des Adlerfarnes.
Der oft zur Stallstreu verwendete Adlerfarn enthielt nach R.
Hornberger (Landwirthschaftliche
Versuchsstationen, 1886 Bd. 32 S. 372) an Dungstoffen 0,13 Proc. Kali, 0,12
Proc. Phosphorsäure und 0,7 Proc. Stickstoff. Rechnet man 1k Stickstoff zu 1 M., 1k Phosphorsäure zu 40 Pf. und 1k Kali zu 20 Pf., so ergeben sich für 100k Adlerfarnstreu kaum 80 Pf. an Düngerwerth.
Zur Kenntniſs des Hopfens.
Nach V. Grießmayer (Allgemeine
Zeitschrift für Bierbrauereien, 1885 S. 1003) wird das im Hopfen steckende
und von ihm damals (vgl. 1874 212 67) Lupulin genannte
Alkaloid wahrscheinlich Cholin gewesen sein; doch ist
er der Ueberzeugung, daſs dieses Cholin ein Zersetzungsproduct von Lecithin ist und daſs nur dieses im Hopfen
vorkommt.
Nach Versuchen von L. Fries (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1885 S. 267) enthält Hopfen etwa 1
Proc. Asparagin, so daſs etwa 30 Procent des
Stickstoffes in einem Hopfenauszuge auf dieses Amid kommen.
Zur Herstellung von Seifen aus Wollfett und Walkfett.
Das Wollfett rechnet man in der Seifenfabrikation nicht zu den vollen Fetten, weil es
für sich allein versotten keine oder doch nur sehr mangelhafte Seifen gibt. Zu
Kernseifen kann man höchstens gleiche Theile des Wollfettes und anderer Fette
zusammen zusetzen. Brauchbare Gemische sind:
Harz
600
Th.
500
Th.
Wollfett
1500
1500
Walkfett
–
500
Knochenfett
1500
1000
Das Sieden der Seife wird so ausgeführt, daſs erst das Knochenfett und das Walkfett
vorgesotten werden mit etwa 12 bis 15grädiger Aescherlauge. Die dunkle Unterlauge
wird entfernt und hierauf erst das Wollfett zugegeben; auf 100 Th. Wollfett rechnet
man 100 Th. 22grädige Aescherlauge als Verseifung für genügend. Schwächere Laugen
dürfen nicht angewendet werden, oder man müſste nochmals stark absalzen und die
Unterlaugen entfernen, was natürlich die Seifen heller macht. Damit diese Seifen
aber fest werden, müssen dieselben tief eingedampft werden. Man setzt als
Abrichtelaugen dann starke Laugen zu, kann auch als Kürzung im Sommer etwas
calcinirte Soda überstreuen.
Die Seifen, welche aus beiden rohen Fetten gesotten werden, verbessern sich sehr
durch einen Zusatz von rohem Palmöl. Das Sieden wird bei den stark gefärbten Fetten
mehrmals wiederholt und mit nicht schwächeren Laugen als von etwa 16° B. ausgeführt.
Eine mit schwacher Lauge gesottene Seife, welche mit viel Salz getrennt wird,
entfärbt sich fast gar nicht; nur ein Ueberschuſs von Lauge bewirkt dies. Es bildet
sich sehr leicht runder Kern; doch bleibt die Seife weich. Man siedet daher am
besten erst das Walkfett für sich und setzt, sobald dieses so weit als möglich
entfärbt ist, das Harz zu. Doch ist es nicht vortheilhaft, von letzterem mehr als 15
Proc. zu nehmen. Nach dem Zusätze von Harz, welches gleich die vorhandene Schärfe
aufnimmt, wird die Seife abgedampft, bis die Proben die gewünschte Zähigkeit zeigen.
(Nach dem Seifenfabrikant, 1885 S. 542.)