Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 425 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
L. und C. Steinmüller's Ruſsabblasevorrichtung für
Wasserröhrenkessel.
Das Abblasen der Wasserröhen von Dampfkesseln mittels Dampfstrahles geschieht in der
Regel durch Oeffnungen im Seitenmauerwerk oder, wenn hierzu kein Platz vorhanden
ist, auch wohl durch hohle Stehbolzen der Wasserkammern von der Stirnseite aus (vgl.
Beine 1880 238 * 368).
In beiden Fällen sind jedoch, wenn man ein gewöhnliches gerades Dampfröhrchen
benutzt, manche Punkte nicht zugänglich, auf denen sich daher Rufs und Flugasche
ansammeln kann. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes benutzen L. und C.
Steinmüller in Gummersbach (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 29878 vom 9. Juli 1884) ein im rechten
Winkel gebogenes Dampfrohr, welches durch passende seitliche Aussparungen der
Wasserkammern von der vorderen oder hinteren Stirnfläche in den Feuerraum eingeführt
werden kann. Der eine mit Löchern versehene Schenkel hat eine Länge gleich der
Breite des Feuerraumes und wird in einer zu den Röhren senkrechten Lage zwischen den einzelnen Rohrschichten hin- und
hergeschoben, während der andere vorn heraussehende, mit dem Dampfschlauche
verbundene und mit hölzernem Handgriffe versehene Schenkel dabei in Aussparungen des
seitlichen Mauerwerkes Raum findet. Die Oeffnungen an den Stirnseiten werden für
gewöhnlich durch Deckel verschlossen.
Ueber Wettheizversuche.
In der Versuchsstation des Magdeburger
Dampfkesselvereins wurden Wettheizversuche unter 11 geübten Heizern
angestellt, welche schon mehrere Jahre Praktisch die Bewartung von Dampfkesseln
ausgeübt hatten. Diese Heizer Wurden vorher über die Bedingungen der Versuche
unterrichtet und es wurde ihnen Gelegenheit gegeben, sich die zu verwendende Kohle,
den Dampfkessel und die Feuerung genau anzusehen. Die Versuche wurden sodann derart
betrieben, daſs die Heizer sich selbst überlassen blieben, daſs jeder Heizer einen
vollen Tag heizen muſste und daſs ihm Kohle und Speisewasser zugewogen wurden. Als
Bedingung wurde dabei gestellt, daſs so geheizt werden müſste, daſs der Dampfdruck
möglichst in einer unveränderlichen Höhe um 3at
erhalten bleibe und daſs die Dampfmaschine dabei möglichst ihre normale Umlaufszahl
mache.
Nach einem Berichte von R. Weinlig in der Zeitschrift des Verbandes der
Dampfkessel-Ueberwachungsvereine, 1885 S. 159 ergab sich folgendes:
Heizer
Ver-dampftefür1k KohleWasser
MittlereSpeise-wasser-tempe-ratur
MittlereDampf-druck
MittlereTempe-ratur derFeuergase
MittlereLuftzu-fuhr
vomtheoreti-schen
Minut-liche Um-laufszahld.
Dampf-maschine
1qm Heiz-fläche
ver-dampftestündlichWasser
Steinkohlen-Wettheizversuch.
1
6,89
22°
3,07at
233°
3,1 fach
69,8
7,2k
2
6,81
23,5
3,10
230
3,0
80
7,8
3
6,64
40
3,2
217
3,2
69,9
7,7
4
6,43
37
3,09
250
3,4
78
8,1
5
6,01
33
3,00
198
2,3
78
6,4
6
5,64
29,5
3,15
250
3,8
74
7,5.
7
5,49
29,5
2,80
240
4,1
73
7,5
8
5,40
23
3,5
264
3,3
78
8,4
9
5,00
36
2,93
255
3,8
68
8,4
10
4,80
24,5
3,2
252
3,2
75
6,9
11
4,00
27
3,16
298
5,1
84
7,7
Braunkohlen-Wettheizversuch.
1
2,32
29,3°
2,5at
257°
4,2 fach
54
5,8k
2
1,83
23,5
2,30
234
4,6
34,4
5,8
3
1,78
19
2,00
205
3,6
36
5,0
4
1,57
22,5
2,30
262
3,5
64
6,2
5
1,50
23,6
1,8
218
4
44
4,0
6
1,47
28,7
1,88
270
3,5
58
6,1
7
1,47
21
1,52
218
3,8
52,8
5,3
8
1,46
22
1,7
199
4,2
42
4,1
9
1,44
19
1,99
233
3,4
10
5,0
10
1,33
22
2,15
277
3,2
57
5,3
11
0,95
28,7
1,88
270
3,5
58
2,9
Gewiſs wird jeder mit Hrn. Weinlig darin übereinstimmen,
daſs Heizerschulen sehr wünschenswerth sind. Referent
möchte aber davor warnen, aus diesen Versuchen zu weitgehende Schlüsse zu ziehen, da
entweder die Gasanalysen ungenau sind oder, was wahrscheinlicher, Kohlen von verschiedenem Brennwerthe an den einzelnen
Tagen verwendet wurden. Nach den vorliegenden Angaben hatte bei den Versuchen mit
Steinkohlen der 5. Heizer die beste Verdampfung haben müssen, da bei ihm der
Wärmeverlust durch die Rauchgase – falls nicht groſse Mengen unverbrannter Gase
entwichen sind, was nicht anzunehmen ist – am geringsten war. Bei den Braunkohlen
hätte der 3. Heizer bessere Zahlen erhalten müssen als die beiden ersten, die
Ziffern des 6. und 11. Heizers muſsten aber ziemlich gleich ausfallen.
F.
Das Telephon im Betriebsdienste der deutschen
Eisenbahnen.
Nach den von den Eisenbahnverwaltungen an das Reichseisenbahnamt erstatteten
Berichten wird das Telephon auf dem weitaus gröſsten Theile der deutschen
Eisenbahnen versuchsweise, zum Theile auch endgültig gebraucht; im Ganzen haben
dasselbe 33 Bahnverwaltungen mit zusammen 28436km
Bahnlänge in Benutzung.
Auf Bahnstrecken von untergeordneter Bedeutung wird es sowohl im inneren, als auch im
äuſseren Betriebsdienste vielfach bereits als ausschlieſsliches Verständigungsmittel
verwendet; namentlich auf Bahnen, auf denen schon in Folge ihrer geringen Ausdehnung
die Betriebsverhältnisse einfach sind und Zugkreuzungen gewöhnlich nicht vorkommen;
aber auch auf gröſseren Bahnstrecken dieser Art konnten die im Interesse der
Betriebssicherheit neben den Telephonanlagen noch längere Zeit hindurch
beibehaltenen elektromagnetischen Telegraphenverbindungen theilweise auſser Betrieb
gesetzt werden.
Auf Hauptbahnen, auf welchen für bestimmte Zwecke ausschlieſslich elektromagnetische
Telegraphenverbindungen vorgeschrieben sind, dient das Telephon vorwiegend im inneren
Betriebsdienste, zur Verbindung der verschiedenen Amtsräume unter einander. Die an
einigen Stellen bemerkten nachtheiligen Einwirkungen, hervorgerufen durch das
Arbeiten der Betriebsmaschinen, das Fahren von Zügen und Locomotiven, das Klappern
der Morse-Apparate u. dgl., konnten zum gröſsten Theile durch Herstellung
abgesonderter, isolirt gelegener Räume für die Aufstellung der Telephone behoben
werden. Im äuſseren Betriebsdienste beschränkte sich ihre Verwendung gröſstentheils
auf die Verbindung der Stationsamtsstuben mit den Anlagen für Centralweichen- und
Signalstellung, sowie mit dem Wärterposten der Eingangs weichen. Auſser der auch
hier hervorgetretenen und in ähnlicher Weise beseitigten nachtheiligen Einwirkung
des Nebengeräusches machten sich vorzugsweise Störungen durch den Uebertritt der
Inductionsströme der übrigen Leitungen auf die an gemeinschaftlichem Gestänge
angebrachte Telephonleitung bemerkbar. Durch Anbringung der Telephonleitung an
besonderem Gestänge, insbesondere aber durch unterirdische Leitungen konnte diesem
Uebelstande begegnet werden; von sehr günstiger Wirkung war die Anwendung einer in
sich geschlossenen (doppelten) oberirdischen Drahtleitung, wobei zugleich ein
Uebergehen der Morse-Batterieströme in den Erdverbindungen auf die an besonderem
Gestänge angebrachte einfache Telephonleitung ausgeschlossen wird. Eine
ausgedehntere Verwendung des Telephons im äuſseren Betriebsdienste auf Hauptbahnen
erscheint zur Zeit noch nicht zulässig, hauptsächlich weil bisher keine Unterlagen
für die stattgehabte Verständigung haben geschaffen werden können. Dieser Mangel
fällt allerdings schwer ins Gewicht, da – abgesehen davon, daſs bei etwaigen
Unregelmäſsigkeiten oder Unfällen die Ermittelung des Schuldigen schwierig, mitunter
sogar unmöglich wird, – sich keine Gelegenheit bietet, unrichtige
Betriebsverfügungen rechtzeitig festzustellen und abzuändern. Wenn besondere Bücher
geführt wurden, in welche die Telegramme sowohl vom Aufgebenden, als auch vom
Aufnehmenden eingetragen und von letzterem zum Beweise des richtigen Verständnisses
wieder zurückgegeben werden muſsten, so sollen zwar Miſsverständnisse nicht bemerkt
worden sein; bevor aber diese für eine genaue Handhabung des Betriebsdienstes
immerhin zeitraubende Einrichtung als unbedingt zuverlässig betrachtet werden kann,
müssen noch umfangreichere Erprobungen stattfinden.
Behufs versuchsweiser Verwendung des Telephons auf der freien Strecke sind bereits
vor mehreren Jahren in die für die Abgabe der Glockensignale bestimmte Leitung
Telephone eingeschaltet und hierdurch die Bahnwärterposten in den Stand gesetzt
worden, unter einander sowie mit den nächst gelegenen Bahnstellen zu verkehren. In
letzter Zeit sind ferner statt der vorgeschriebenen tragbaren Morse-Apparate in den
Zügen versuchsweise Telephone mitgeführt worden, namentlich häufig im Winter bei
Schneeverwehungen; durch dieselben soll die Verständigung vom Zuge nach beiden
Seitenstationen besser und schneller erfolgt sein als früher durch die auf dem Zuge
mitgenommenen Morse-Apparate.
Eigenthümliche Zerstörungen von Bleirohren.
Der American Sanitary Engineer theilt einige sonderbare
Zerfressungen von Bleirohren mit, deren Originale sich in einer Sammlung von Riley und Hill in Boston befinden sollen. Das erste
Beispiel ist von einem Rohre entnommen, dessen Material als „poor lead“ bezeichnet wird. Das Rohr diente 3 Jahre zur Leitung von
kaltem Wasser und hat nun im Inneren ein glasiges Ansehen, oder besser das Ansehen
versteinerten Holzes; diese Färbung dringt 0mm,15
in das Blei ein, die Härte aber anscheinend durch und durch, wenigstens nach den
Sprüngen zu schlieſsen. Das Rohr leckte an der Seite und die Untersuchung zeigte,
daſs es an gegenüber stehenden Seiten der Länge nach zersprungen war. irgend ein
bestimmter Grund hierfür ist nicht bekannt, auſser daſs etwa das Blei zufällig
verunreinigt war, wie dies leicht durch den Gebrauch alten Bleies zur
Rohrfabrikation geschehen kann.
Das zweite Beispiel ist eine Ausbauchung, wie sie oft an Heißwasserrohren gefunden wird. Das Rohr war 4 bis 5 Jahre im Gebrauche
und verdickte sich allmählich, wobei die Auſsenseite sich ohne Risse ausdehnte,
während die Innenseite wie Hickoryrinde zersprungen war; einer der Risse ging durch.
In einem dritten Falle
war die Innenseite eines starken, 19mm weiten
Bleiohres, welches zur Leitung von Bostoner Wasser diente, von hartem und glattem
Aussehen, schmutzig braun von Farbe, die Auſsenseite aber überall tief zerfressen.
Das Rohr lag im Boden, auf welchem ein alter Stall stand. (Nach dem Engineer, 1885 Bd. 60 * S. 216.)
Perlmutterersatz.
Die Rheinische Hartgummiwaarenfabrik in
Mannheim (D. R. P. Kl. 39 Nr. 32874
vom 12. März 1885) mischt zur Herstellung eines Ersatzes für Perlmutter
der Nitrocellulose vor oder nach Lösung derselben Perlmuttersplitter zu, oder sie
streut die Perlmuttersplitter auf die fertigen Celluloidplatten.
Temperaturmessung im Erdinneren.
Bei einer auf Staatskosten betriebenen und lediglich geologisch-wissenschaftlichen
Zwecken dienenden Tiefbohrung zu Schladebach (zwischen Merseburg und Kötschau)
wurden auch Temperaturmessungen in der Bohrlochtiefe vorgenommen. Ueber den hierbei
angewendeten Vorgang und dessen Ergebnisse berichtet Neubert in der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1885 S. 232 folgendes: Eine oben offene, mit Quecksilber
gefüllte Glasröhre wird in eine metallene, am Gestänge hängende Röhre derart
eingeschlossen, daſs sie gegen Eindringen von Wasser geschützt, der Einwirkung der
Temperatur aber zugänglich ist. Sobald diese Glasröhre in höhere Temperatur gelangt,
dehnt sich das Quecksilber aus und flieſst ein Theil desselben über den Rand der
oben offenen Glasröhre ab. Beim Herausziehen und dem dadurch bewirkten Abkühlen des
Quecksilbers nimmt der in der Röhre verbliebene Rest einen geringeren Raum ein. Wird
nun die Glasröhre mit diesem Reste im Wasserbade so weit erwärmt, bis das
Quecksilber wieder den Rand der Röhre erreicht, so entspricht die Temperatur dieses
Wasserbades genau der zu messenden. Auf diese Weise hat man bei einer Tiefe von
1392m (der größten, bis jetzt durch Bohrung erreichten Tiefe) eine Temperatur von 49°
gefunden. Nimmt diese Temperatur bei weiterem Vordringen in gleichem Maſse zu, so
wird bei etwa 3000m Tiefe der Siedepunkt des
Wassers erreicht; bei 75km oder 10 Meilen Tiefe
müſste demnach eine Temperatur herrschen, bei welcher das strengflüssigste aller
Metalle (Platin) schmilzt. Bei einem Erdhalbmesser von 858 Meilen wäre danach auf
ein Verhältniſs der Erdrindendicke zum Erdhalbmesser =
1 : 85 zu schlieſsen.
Ueber das Trocknen von Gasen mit Schwefelsäure.
Nach Versuchen von E. W. Morley (Zeitschrift für analytische
Chemie, 1885 S. 533) nehmen erst 20001 Luft beim Durchstreichen durch
Schwefelsäure von 1,84 sp. G. nur 1mg
Schwefeltrioxyd auf. Die Menge des durch starke Schwefelsäure aus einem langsamen
Luftstrome nicht entfernbaren Wassers beträgt für 500l Luft 1mg.
Fallières' maſsanalytische Untersuchung von Jodkalium.
Zur maſsanalytischen Bestimmung des Jodkaliums wird nach E.
Fallières (Journal de Pharmacie, 1885 Bd. 11 S. 657) 0g,1 der Probe mit einer 25 procentigen
Eisenchloridlösung gekocht und das überdestillirende Jod in einer Vorlage
aufgefangen, welche 5g Chloroform und 51cc einer 0,3 procentigen Natriumhyposulfitlösung
enthält, d.h. soviel, als nach einem Vorversuche erforderlich ist, das nach der
Gleichung: 2KJ + Fe2Cl6 = 2FeCl2 + 2KC1 + J2 aus 0g,1 reinem
Jodkalium frei werdende Jod zu binden. Nach beendeter Destillation wird das
überschüssige Hyposulfit mit einer Jodlösung zurücktitrirt, welche in 1l 7g,64 Jod auf
10g Jodkalium enthält, so daſs 1cc 10mg reinem
Jodkalium nach obigem Verfahren entspricht.
Das Verfahren soll auch zur maſsanalytischen Bestimmung von Eisen verwendbar sein.