Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 44 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Stevenson's Dampfhammer.
Eine Dampfhammerform von höchst eigenthümlicher Ausbildung wird neuerdings nach dem
Engineer, 1885 Bd. 59 * S. 379 von Dick und Stevenson in Airdrie nach den Plänen von Graham Stevenson zur Ausführung gebracht. Um nämlich
die Bauhöhe eines Hammers mit dicker Kolbenstange und expandirendem Oberdampf
(System E. Daelen) möglichst gering halten zu können,
wird der eigentliche Hammerkopf nicht dicker als die Kolbenstange gehalten, so daſs
derselbe bis in die Stopfbüchse gehoben werden kann. Da nun aber eine Führung des
Hammers in gewöhnlicher Art nicht ausführbar ist, so ist die Kolbenstange seitlich
abgeflacht und durch die entsprechend gestaltete Stopfbüchse jede Drehung des
Hammers und Kolbens verhütet. Auf diese Weise läſst sich allerdings die Hammerhöhe
nicht unwesentlich herabziehen; nur wird die Dichthaltung der länglichen Stopfbüchse
einige Schwierigkeiten bieten. Ein kleinerer (3 Tonnen-) Hammer soll sich indessen
auf den Crown Ironworks zu Coatbridge gut bewährt
haben.
Ergebnisse von Seilzerreiſsungs-Versuchen.
In der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen, 1885 * S. 255 finden sich Ergebnisse von
Seilzerreiſsungsversuchen mitgetheilt, welche D. Meyer
in Gleiwitz zum Theile mit neuen, zum Theile mit schon gebrauchten und stark
abgenutzten, runden Förderseilen aus Stahldraht
angestellt hat.
Die Prüfung der Seile wurde auf einer Zerreiſsmaschine von Mohr und Federhaff (vgl. 1882 245 17)
vorgenommen, welche einen Zug von 90000k auszuüben
vermochte. Das Einspannen der Seile in die Maschine geschieht mittels dreitheiliger,
mit Composition gefütterter Klemmkeile, welche Einspannmethode sich bei den
Versuchen gut bewährt hat. Zur Messung der jeweiligen Seilbelastung ist eine sehr
bequem zu bedienende Laufgewichtswage an der Maschine angebracht, welche Ablesungen
bis zu 10k zuläſst. Die Stahldrahtseile von
welchen die Proben entnommen wurden, entstammten theils der W. Hegenscheidt'schen Fabrik in Gleiwitz, theils waren sie von Feiten und Guilleaume in Mülheim a. Rh. geliefert
worden.
Die Ergebnisse der Versuche sind im Wesentlichen folgende:
Die Festigkeit der Proben ohne Drahtbrüche stimmt mit
der rechnungsmäſsigen Bruchfestigkeit gut überein. Die betreffenden Drähte aus
Tiegelguſsstahl wiesen im Mittel eine Festigkeit von 120k/qmm auf.
Bei den schon gebrauchten Seilen reiſsen die Drähte
meist nicht an den auſsen abgeschliffenen Stellen, sondern im Inneren des Seiles und
zwar an den Stellen, wo die Litzen sich gegen einander reiben, welcher Fall stets
beim Uebergange des Seiles aus der geraden in die gebogene Lage und umgekehrt
stattfindet. Es tritt ein gegenseitiges Durchreiben der Drähte ein und sind daher
bei der Untersuchung Seile, welche längere Zeit aufliegen, so weit aufzudrehen, daſs
man ihr Inneres besichtigen kann. Das Wasser scheint im Inneren der Seile ebenfalls
zerstörend zu wirken, auch wenn die Drähte verzinkt oder verbleit sind, da der
schwache Ueberzug sehr bald abgerieben wird.
Aus der Untersuchung der Probestücke mit Drahtbrüchen
kann der Schluſs. gezogen werden, daſs man zur Bestimmung der Sicherheit eines
Seiles nur zwei Windungen der schlechtesten Stelle
desselben in Betracht zu ziehen braucht und daſs, wenn das Seil nach Abzug der
gebrochenen Drähte (wobei jeder Drahtbruch als fehlender Draht zu betrachten ist)
innerhalb dieser zwei Windungen noch die genügende Sicherheit hat, dasselbe zur
weiteren Benutzung zulässig sein dürfte, vorausgesetzt, daſs die Drähte keine groſse
Abnutzung zeigen, in welchem Falle die Durchschnitts-Drahtproben des Seiles an der
abgenutzten Stelle zu Grunde zu legen sind. Die Reibung, welche ein Drahtstück
innerhalb zweier Windungen eines solchen runden Förderseiles erfährt, ist demnach
mindestens gleich der Drahtfestigkeit selbst. (Vgl. 1882 245 308.)
Fritts' Selenium-Batterie.
C. E. Fritts in New-York hat beobachtet, daſs
Seleniumzellen bestimmter Construction durch die Wirkung der Lichtstrahlen auch
einen elektrischen Strom zu erzeugen vermögen. Es handelt sich dabei nicht um einen
thermo-elektrischen Strom, weil dunkele Wärmestrahlen unwirksam sind. Die an C. E. Fritts und D.H. Hopkinson in England
patentirte Zelle besteht nach Engineering, 1885 Bd. 39
S. 398 aus einer steifen metallenen Deckplatte, z.B. Messing, auf welche eine dünne
Lage Selenium gepreſst ist; über diese Lage kommt noch eine dünne Haut aus Gold oder
Silber oder Platinfolie. Diese Haut ist so dünn gewählt, daſs sie das auffallende
Licht durchläſst. Die äuſseren Metalle bilden die Elektroden der Zelle und zwar die
Folie gewöhnlich die positive; durch letztere tritt der Strom in die Zelle ein. Auf
alle Fälle geht das auffallende Licht quer durch das Selenium und dieses
Zusammenfallen der Lichtrichtung und der Stromrichtung macht nach Fritts' Meinung die Zelle so überaus empfindlich, daſs
sie nicht nur selbst einen Strom zu erzeugen vermag, sondern auch bei ihrer
Benutzung als gewöhnliche Seleniumzelle durch das Licht eine weit gröſsere
Verminderung des elektrischen Widerstandes erfährt als ältere Zellen, bei denen das
Licht durch das Selen unter rechtem Winkel zur Stromrichtung geht. Das Selen muſs
möglichst rein sein. Die von Fritts gewöhnlich
hergestellte Zelle hat 50mm × 63mm Fläche und 1/40 bis ⅛mm Dicke. Die Goldhaut wird mittels Alkohol befestigt oder
galvanoplastisch niedergeschlagen. Fritts hat weiter
gefunden, daſs die Zelle, während sie bei Benutzung einer Leclanché'schen Batterie sehr empfindlich ist, bei Verwendung einer
Bichromatbatterie weit unempfindlicher ist. Noch empfindlicher aber ist die Zelle
gegen das Licht, wenn anstatt eines galvanischen Stromes der Strom benutzt wird,
welcher in einer dieser photo-elektrischen Zellen erregt wird. Die Goldhaut wird
gewöhnlich als Anode benutzt, weil da die Zelle ebenfalls empfindlicher ist als bei
der entgegengesetzten Stromrichtung. Die Zelle kann ferner geringen Widerstand und
geringe Empfindlichkeit gegen das Licht besitzen oder hohen Widerstand und groſse
Empfindlichkeit und läſst sich oft durch absetzende oder Wechselströme aus dem
ersten Zustande in den zweiten versetzen. Auch photophonische und telephonische
Erscheinungen hat Fritts an seiner Zelle
beobachtet.
Verfahren zur Herstellung von Metallschablonen.
J.
Callow in Cleveland, Ohio (D. R. P. Kl. 48 Nr. 32637 vom 1. Februar 1885) versenkt auf
einer Glasplatte die von dem Metalle einzunehmenden Stellen durch Aetzen oder
Schleifen, rauht dieselben, wenn nöthig, und versieht sie mit einem Ueberzuge aus
Graphit oder einem anderen die Elektricität leitenden Stoffe. Die so behandelte
Platte wird in ein Bad eingehängt, in welchem sich das Metall durch Elektrolyse auf
die leitend gemachten Stellen der Matrize niederschlägt. Bei genügender Stärke der
Metallschicht wird die Platte aus dem Bade entfernt und die Metallschablone von
derselben abgehoben.
Ueber die Plasticität des Eises.
Nach Versuchen von K. R. Koch (Annalen der Physik, 1885
Bd. 25 * S. 438) nahm bei 15k Belastung die Höhe
eines 1cm hohen Eiscylinders von 1cm Radius bei 5,70 stündlich 0mm,009, bei 0,9° aber 0mm,126 ab, so daſs die Plasticität des Eises mit
Annäherung der Temperatur an den Nullpunkt bedeutend zunimmt.
Die Goldlager des Mount-Morgan in Queensland.
Mount-Morgan liegt etwa 35km südsüdwestlich von
Rockhampton. Das Gold findet sich hier nach R. L. Jack
(Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1885 * S. 336) fein vertheilt in
Hämatiteisenstein und in schwammigem Kieselsinter, wie er vom Geyser abgesetzt wird.
Verfasser meint nun, daſs die heiſse Quelle Goldchlorid enthalten habe, welches von
Eisenoxydul, vielleicht unter Mitwirkung von Gerbstoffen, reducirt wurde. Allem
Anscheine nach stellt der obere Theil des Berges, wo Eisenstein vorherrscht und in
welchem Gold durchweg vertheilt ist, ein Becken dar, das sich mit einer Flüssigkeit
anfüllte, in welcher Kieselsäure, Eisen, Thonerde, Mangan und Gold in Lösung
enthalten waren, welche Stoffe zur Ablagerung kamen, wenn der Wasserschwall sich in
der Röhre zu seinen unterirdischen Höhlen zurückgezogen hatte, lt des in zwei Gruben
gewonnenen Erzes enthält für etwa 840 M. Gold; dasselbe enthält 99,7 Proc. Gold, ist
also sehr rein.
Es ist möglich, daſs im inneren Westen, dessen Gefilde gleichfalls mit dem
Wüstensandstein und den Kreidegesteinen bedeckt sind, sich die Erscheinungen von
Mount-Morgan wiederholen können, sofern daselbst auch Bildungen von Opal und
Eisenstein, Schlammauswürfe (mud-puffs) und Reste
heiſser Quellen gefunden werden.
Verfahren zur Verarbeitung von Cölestin und
Schwerspath.
Nach F.
Konther in Bredow (D. R. P. Kl. 75 Nr. 31356 vom 13. April 1884) werden
Schwerspath, Cölestin oder auch Gyps in geschmolzenes Chlornatrium oder Chlorkalium
eingetragen. Sobald sich die Unreinigkeiten zu Boden gesetzt haben, zieht man die
klare Schmelze ab, läſst möglichst rasch erkalten und laugt die Chloralkalien mit
Wasser aus. Die so erhaltenen Sulfate sind so fein vertheilt, daſs sie sich
einerseits besonders leicht zu chemischen Umsetzungen jeder Art, Behandeln mit
kohlensaurem Alkali, kohlensaurem Ammon u.a.m., eignen, daſs sie andererseits aber
auch für die Verwendung als Farbmaterialien, zur Herstellung von Stuck u. dgl.
besonders geeignet erscheinen.
Zur Umwandlung der Sulfate in Oxyde schmilzt man obige Schmelze mit Kohlengruſs
zusammen unter gleichzeitigem Einleiten von Wasserdampf. Oder man erhitzt sie in den
Bessemerbirnen ähnlichen Apparaten unter Einführung von Wasserdampf und reducirenden
Gasen, bis kein Schwefelwasserstoff mehr entweicht. Dasselbe wird verbrannt und zur
Herstellung von Schwefelsäure verwendet, während die Schmelze mit kaltem Wasser
ausgezogen wird, wobei Barium- oder Strontiumhydrat zurückbleibt. Die geringen
Mengen in Lösung gegangener Hydrate können mit Kohlensäure ausgefällt und so
gewonnen werden. Die Alkalichloridlaugen werden eingedampft und stets wieder
verwendet. Zur Erleichterung der Reaction kann schlieſslich die Wirkung der
reducirenden Gase wie des Wasserdampfes durch eine Beimengung von metallischem
Eisen, Mangan, Kupfer oder Zink bezieh. deren Oxyden unterstützt werden. (Vgl. Moody 1885 255 87.)
Ueber eine Verunreinigung im Aether.
B. J. Börrigter (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S.
532) hat gefunden, daſs Aether, welcher nicht trocken und wohl verschlossen
aufbewahrt wird, sehr oft Wasserstoffsuperoxyd enthält und daher aus Jodkalium Jod
ausscheidet. Wahrscheinlich enthält derartiger Aether gleichzeitig Aldehyd und färbt
dann Aetzkali. Korkverschluſs mindert die Ozonbildung, ist daher für Aether dem
Glasstopfen vorzuziehen. Aetzkali färbt Alkohol nicht und wird von diesem auch nicht
gefärbt, wenn nicht erst der Sauerstoff der Luft seine Wirkung ausüben kann, wodurch
dann wahrscheinlich Aldehyd entsteht.
Ueber die Bildung von Wasserstoffsuperoxyd bei der
Verbrennung.
Nach Versuchen von Dixon (Chemical News, 1882 Bd. 46 S.
151) wird eine vollkommen trockene Mischung von Kohlenoxyd und Sauerstoff weder
durch glühende Platindrähte, noch durch andauernd durchschlagende Funken einer Rühmkorff'schen Spirale zur Explosion gebracht. Diese
tritt erst dann ein, wenn eine auch nur geringe Menge Wasserdampf zugeführt wird.
M. Traube (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1885 S. 1890) findet nun, daſs bereits brennendes Kohlenoxyd
in vollkommen trockener Luft erlischt. Kohlenoxyd zersetzt Wasser auch bei hoher
Temperatur nicht; umgekehrt wird bekanntlich Kohlensäure durch Wasserstoff reducirt.
Da nun bei der Verbrennung von Kohlenoxyd in feuchter Luft auch Wasserstoffsuperoxyd
gebildet wird, so erklärt Traube diese Verbrennung
durch folgende Reactionen: CO + 2H2O + O2 = H2CO3 + H2O2 bezieh. CO + H2O2 = H2CO3 und 2H2CO3 = 2CO2 + 2H2O. Da somit das Wasser immer wieder
zurückgebildet wird, so reicht eine sehr geringe Menge desselben hin, die
Verbrennung groſser Mengen von Kohlenoxyd zu vermitteln.
In entsprechender Weise soll Wasserstoff erst zu Hyperoxyd und dann zu Wasser
verbrennen.
Wird die Flamme von brennendem Wasserstoff auf Wasser geleitet, so nimmt 1l desselben bis 2g,9 Wasserstoffsuperoxyd auf (vgl. 1884 253 *
161).
Ueber die Verwendung des Baumwollsamens.
Nach der Untersuchung von Sacc (Journal de Pharmacie et de
Chimie, 1885 Bd. 11 S. 398) hat Baumwollsamen folgende Zusammensetzung:
Caseïn
6,0 Proc.
Dextrin
0,2
Zucker
2,0
Fibrin
23,7
Holzfaser
32,1
Stärke
9,6
Grünlich gelbes Oel
9,6
Gelbes Wachs
0,8
Wasser
8,0
Asche
8,0
Dieselben geben beim Mahlen 56,5 Proc. gelbes Mehl, welches in
der Bäckerei als Milchersatz verwendet werden kann.
Dasselbe, oder billiger die Preſsrückstände von der Oelgewinnung, empfiehlt Sacc ferner zur Reinigung der
Zuckersäfte.
Ueber den Nachweis der Kornrade in Mahlproducten.
F. Benecke zeigt in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, 1885 Bd. 31 * S. 407, daſs zum
Nachweise des Samens der Kornrade die mikroskopische Untersuchung der Stärkekörner
nicht ausreicht, da die Stärke anderer Unkrautsamen sehr ähnlich ist. Auch die
Färbung mit Alkohol und Salzsäure ist nicht beweisend.
Ueber die Wirkung des Kaffees.
Nach Versuchen von Guimaraes (Journal de Pharmacie et de
Chimie, 1885 Bd. 10 S. 356) wirkt der Genuſs von Kaffee nicht auf die
Kohlenhydrate, wohl aber auf die Stickstoff haltigen Stoffe, indem die Ausscheidung
von Harnstoff, sowie die Neubildung von Fleisch u. dgl. vermehrt wird. Kaffee macht
den Organismus fähig, mehr Stickstoff haltige Nahrungsmittel zu verbrauchen, und
muſs daher als mittelbarer Vermehrer von Arbeitskraft betrachtet werden, nützlich
allen denen, welche viel verfügbare Arbeitskraft nöthig haben.
Verfahren zur Herstellung von Chromsäure.
W. A.
Rowell in Newcastle (D. R. P. Kl. 12 Nr. 32697 vom 24. December 1884) will aus
einer Chromatlösung durch ein lösliches Strontiumsalz Strontiumchromat
niederschlagen und aus dem Filtrate das gelöst bleibende Strontiumchromat mit
Chlorbarium fällen. Das erhaltene Bariumchromat wird kochend mit einem groſsen
Ueberschusse ziemlich verdünnter Schwefelsäure zersetzt. Das hierbei gebildete
Gemisch von verdünnter Chromsäure und Schwefelsäure dient nach Trennung vom
Bariumsulfat zur Zersetzung einer der darin enthaltenen Menge Schwefelsäure
äquivalenten Menge des oben erhaltenen Strontiumchromates. Die hierbei entstehende
Chromsäurelösung wird vom Strontiumsulfate getrennt und zur Trockene gedampft.
Maſsanalytische Bestimmung des Schwefels.
Zur Bestimmung des Gesammtschwefels in Sodarückständen, der Polysulfide im Ultramarin
u. dgl. wird nach N. v. Klobukow (Berichte, der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1861) die Probe mit reinem Zink und Wasser
in einen Zersetzungskolben gebracht, etwa 10 Minuten Wasserstoff durchgeleitet und
Salzsäure zugefügt. Der entwickelte Schwefelwasserstoff wird in Zehntel-Jodlösung
geleitet, der Ueberschuſs mit unterschwefligsaurem Natrium zurücktitrirt. Die im
Zersetzungsgefäſse bleibende Schwefelsäure wird mit Chlorbarium gefällt.
Tritt als Zersetzungsproduct Schwefel allein oder neben der Schwefligsäure u.s.w.
auf, so stellt man unter den Zersetzungskolben eine Schale mit kaltem Wasser und
leitet die Zersetzung zunächst möglichst langsam ein; man beobachtet dabei, wie sich
die Flüssigkeit in Folge der Schwefelausscheidung milchig trübt, dann aber
allmählich diese Trübung verschwindet und die Lösung wasserhell wird. Ist nach 20 bis 25 Minuten
dieser Grad der Zersetzung erreicht, so entfernt man die Kühlvorrichtung, gibt mehr
Saure zu und beschleunigt die Auflösung des überschüssigen Zinkes durch gelindes
Erwärmen; hat sich das Zink vollständig aufgelöst, so erhitzt man den Kolben einige
Zeit bis auf 70 bis 80°.
Tritt bei der Zersetzung der zu analysirenden Schwefelverbindung kein Schwefel,
sondern nur Schwefligsäure und Schwefelwasserstoff auf, so wird die Abkühlung des
Zersetzungskolbens entbehrlich; man leitet die Zersetzung bei gewöhnlicher
Temperatur ein und beschleunigt sie später durch schwaches Erhitzen. Die Dauer des
ganzen Versuches ist in der Regel 1½ bis 2 Stunden; nach Vollendung desselben werden
die Absorptionsapparate in ein gemeinschaftliches Gefäſs entleert und der
Ueberschuſs der Jodlösung mit unterschwefligsaurem Natrium zurücktitrirt.
Ueber Chlorozon.
L. Storch (Berichte der österreichischen chemischen
Gesellschaft, 1885 S. 102) erhielt eine Flasche mit der Aufschrift: „Chlorozone seule eau de javelle concentrée garantie pure, exempte de chaux
et de fer. Fabrique à Paris“, welche mit einer gelblich gefärbten,
öligen Flüssigkeit von stark alkalischer Reaction und eigenthümlichem Gerüche
gefüllt war. Das specifische Gewicht betrug 1,250 bei 15°. 100cc derselben enthielten:
NaCl
13,2148g
NaClO
10,8739
NaClO3
0,7350
NaOH
8,0894
Na2SO4
1,2392
Das sogen. Chlorozon unterscheidet sich von der Jarelle'schen Lauge somit nur durch den Gehalt an freiem Alkali.
Bleichversuche zeigten, daſs die bleichende Wirkung eine weniger kräftige ist als
die der gewöhnlichen Chlorsoda (durch Zersetzung von Chlorkalk mit Soda gewonnen),
die gleiche Menge wirksamen Chlores vorausgesetzt, das Bleichen mit Hilfe dieses
Mittels längere Zeit erfordert, woraus das Geschontwerden der Faser erklärlich wird.
Diese Beobachtungen stehen im Einklänge mit der Analyse, indem es bei der
gebräuchlichen Art der Bleichung der Kohlensäure überlassen wird, die
Unterchlorigsäure frei zu machen, und diese bei Anwendung von Chlorozon anfangs von
dem freien Alkali in Anspruch genommen wird, somit erst nach Absättigung des
letzteren zur vollen Wirkung gelangt. Thatsächlich konnten dieselben Wirkungen wie
mit Chlorozon auch mit der Chlorsoda erzielt werden, sofern dieser ein
entsprechender Zusatz an freiem Alkali ertheilt wurde. Das Alkali ist es auch, was
das Chlorozon zum Bleichen von Wäschestücken geeignet
erscheinen läſst, da durch dasselbe dem Stoffe die letzten Reste von Fett und Seife
entzogen werden, während sich gleichzeitig das Bleichen vollzieht.
Zur Kenntniſs des Thiodiphenylamins.
Nach N. Fränkel (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1885 S. 1843) ist der Grundstoff des Methylenblau: das
Thiodiphenylamin, NH(C6H4)2S, aus Diphenylamin und Schwefel
dargestellt, neutral und verbindet sich auch in ätherischer Lösung nicht mit
Salzsäure. Durch Erhitzen mit Zinkstaub wird es theilweise in Diphenylamin
zurückverwandelt. Durch Erhitzen mit Chlorzink wird es gleichfalls entschwefelt, so
daſs bei gleichzeitiger Anwesenheit von Benzoesäure Phenylacridin entsteht.. Das bei
der Darstellung des Thiodiphenylamins auftretende, stark riechende Oel ist als
Phenylsulfhydrat erkannt. Durch Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure geht das
Thiodiphenylamin theilweise in einen Phenol artigen Farbstoff, das Thionol, C12H7NSO2, über.