Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 335 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Rasmussen's Göpel ohne Zahnräderübersetzungen.
Nachstehend ist ein Göpel abgebildet, welcher nach dem Scientific American, 1884 Bd. 50 S. 50 an R. F.
Rasmussen in Neu-Albuquerque, Neu-Mexiko, patentirt ist und sich durch
Vermeidung jeder Zahnradübersetzung sowie dadurch auszeichnet, daſs derselbe fast
ganz aus Holz gebaut werden kann.
Textabbildung Bd. 257, S. 335
Wie aus der Figur zu ersehen, besteht dieser Göpel im Wesentlichen aus einer groſsen
Radscheibe, welche nahe über dem Boden mit lothrechter Spindel in einem starken
Holzkreuze gelagert ist. An dieser Radscheibe sind unmittelbar die Schwengel
angebracht, an welchen die Zugthiere angespannt werden. Der Umfang der Scheibe ist
zu einer Spurrinne ausgebildet, in der eine Drahtlitze fliegt, welche durch
Leitrollen entsprechend geführt die Bewegung mit starker Übersetzung auf eine kurze
Vorgelegewelle überträgt; auf letzterer sitzt eine Riemenscheibe, von welcher dann
die Kraft zu beliebiger Verwendung weiter entnommen werden kann.
Zur Statistik über Fabriksunfälle.
Der von der Gesellschaft zur Verhütung von Fabriksunfällen in Mülhausen i. E. für das
J. 1883/84 im Bulletin de Mulhouse, 1884 S. 504
veröffentlichte Bericht (vgl. 1884 252 43) erwähnt 184
zur Anzeige gelangte Unfälle, die sich auf ungefähr 17000 Arbeiter vertheilen,
welche in 70 Spinnereien, Webereien und Druckereien mit 1305206 Spindeln, 16049
Webstühlen und 114 Druckmaschinen, sowie in 32 anderen Fabrikbetrieben beschäftigt
sind. Von diesen 184 Unfällen wären 77 (oder 41 Proc.) vermieden worden, wenn die
Arbeiter sich an die bestehenden Sicherheitsvorschriften gehalten hätten, und 20
Fälle (oder 10 Proc), wenn Schutzvorkehrungen vorhanden gewesen wären. Von den 184
Unfällen führten 33 oder ungefähr 20 Proc. sofortigen Tod oder (4) dauernde
Arbeitsunfähigkeit herbei. Die bei 93, also mehr als der Hälfte der Unfälle
herbeigeführten Verletzungen hatten eine Arbeitsunfähigkeit von 4 Wochen zur Folge. Den
Verlust eines oder mehrerer Glieder zogen 29 Unfälle nach sich, Hand- und Armbrüche
und Verletzungen an diesen Gliedern verursachten 113 Unfälle, Kopfverletzungen
(durch ausfliegende Schützen u. dgl.) 17, davon 3 mit Verlust je eines Auges. Die
höchste Zahl (96) der Unfälle weisen Baumwollspinnereien auf und finden sich
darunter die Selfaktoren mit 23, die Spindelbänke mit 19 und die Krempeln mit 20
Unfällen. Auf Wollspinnereien kommen 26 und zwar 10 Unfälle an Streckbänken und 7
Unfälle an Kämmmaschinen. Webereien zeigen 15, Druckereien und Appreturanstalten 21
und Maschinenfabriken ebenfalls 21 Unfälle. Zu bemerken ist noch, daſs an Kreissägen
8 Unfälle vorkamen. Herbeigeführt wurden die meisten Unfälle (54) durch Vornahme der
Reinigung der Maschinen während des Ganges und 46 Unfälle durch eigene
Unvorsichtigkeit des Arbeiters.
In dem gleichermaſsen industriell entwickelten Fabrikaufsichtsbezirke Chemnitz mit
einer Arbeiterzahl von 59215 in 695 Fabriken wurden nach dem in der Deutschen Industriezeitung, 1885 S. 263 abgedruckten
Jahresberichte der k. sächsischen Gewerbeinspectoren im J. 1884 zur Anzeige gebracht
1003 Unfälle, von welchen 74,2 Proc. auf leichtere, 19,4 Proc. auf schwere
Verletzungen und Verstümmelungen entfallen. Die übrigen Unfälle, 6,4 Proc.,
betreffen Verbrennungen und Verbrühungen. Die gröſste Zahl der Unfälle nimmt die
Maschinenfabrikation mit 613, die nächste die Textilindustrie mit 280 und dann die
Papier- und Lederindustrie mit 30 Unfällen ein.
Bezüglich der Papierindustrie können die Erhebungen der Hygieinischen Commission des Vereins deutscher Papierfabrikanten angeführt
werden. Es wurden im J. 1884/85 von 26 Fabriken mit 4857 Arbeitern 255 Unfälle
angezeigt, wobei 1 Fall den sofortigen Tod herbeiführte. 1637 Arbeitstage wurden
versäumt durch Folgen von Unfällen, von denen jeder eine mehr als 30tägige
Arbeitsunfähigkeit zur Folge hatte, während die 255 Unfälle überhaupt eine
Versäumniſs von 3550 Arbeitstagen herbeiführten. (Vgl. Papierzeitung, 1885 S. 1069.)
Bei diesen verschiedenen Uebersichten hat sich ergeben, daſs die gröſste Zahl der
Unfälle durchschnittlich auf erwachsene Männer kommt, die weiblichen Arbeiter also
weniger Unfällen ausgesetzt erscheinen.
Die Gesellschaft zum Schütze der Lehrlinge in Paris veröffentlicht in ihrem Bulletin eine von E.
Thomas verfaſste, im Génie civil, 1885 Bd. 7
S. 63 auszugsweise wiedergegebene Zusammenstellung über 400 Unfälle, welche also
Kinder und unerwachsene Personen betroffen haben. Unter diesen 400 Fällen hatten 85
den Tod der betroffenen Person zur Folge. 110 Unfälle führten den Verlust von 1, 2
oder 3 Fingern, 13 Unfälle den Verlust von 4 Fingern, 42 Unfälle Zerquetschungen
einer Hand und 40 Unfälle den Verlust eines Armes herbei. Dann kommen noch Armbrüche
als Folge von 29 Unfällen, ernste Quetschungen und Wunden durch 20 Unfälle und
Beinbrüche bei 9 Unfällen.
Nach den Berichten der k. k. Gewerbeinspectoren in Oesterreich über deren
Amtsthätigkeit im J. 1884 kamen in der Holzindustrie, wie den Mittheilungen des technologischen Gewerbemuseums in Wien,
Section für Holzindustrie, 1885 S. 119 zu entnehmen, bei 7725 Arbeitern,
die in 186 Fabriken beschäftigt werden, 556 Unfälle vor, wovon 92 mit tödtlichem
Ausgange. Von den 556 Unfällen wurden 41 Unfälle durch Holzbearbeitungsmaschinen
verursacht und hatten davon 8 Unfälle den Tod zur Folge. Auf die Holzindustrie
kommen überhaupt 8,7 Proc. aller in den verschiedenen Industrien zur Anzeige
gebrachten Unfälle mit tödtlichem Ausgange.
Vergleichende Festigkeitsversuche mit brasilianischen
Hölzern.
Bei Untersuchungen, welche in den Werkstätten der belgischen Eisenbahnen vorgenommen
wurden, um die Widerstandsfähigkeit der beim Baue von Eisenbahnwagen in Verwendung
kommenden Hölzer zu bestimmen, wurden nach dem Génie
civil, 1885 Bd. 7 S. 157 auch vergleichende Versuche zwischen den in Europa
am meisten zu dem genannten Zwecke in Verwendung kommenden Holzarten und einigen
brasilianischen Hölzern ausgeführt.
Die wesentlichsten von Brasilien zum Zwecke ihrer Verwendung im Eisenbahnwagenbaue in
Europa eingeführten Holzarten: Oleo, Peroba, Ceder und
Vinhatico wurden in Vergleich mit Eschen- und
Eichenholz, dem Canadischen Weiſstannen- oder sogen. Pitchpine-Holze und mit Teakholz gezogen. Die von diesen Hölzern zur
Untersuchung entnommenen Probestücke waren Prismen von quadratischem Querschnitte
gleich 1qdm und ruhten auf Stahlschienen von
dreieckigem Querschnitte, die in einer Entfernung von 1m,048 angebracht waren. So unterstellte man die Probestücke der Wirkung
einer Kirkaldy'schen Maschine zur Bestimmung der
Festigkeit. Dabei gibt eine hydraulische Presse die Belastungen, welche man mittels
einer Hebelwage mit Laufgewicht mit Rücksicht auf die vorhandenen Reibungen
bestimmte. Die entsprechenden Durchbiegungen wurden auf einer Eintheilung
eingetragen, welche noch das Ablesen von 0,mm,1
gestattete. Die Versuche wurden mit je zwei Probestücken in doppelter Weise
vorgenommen. Beim ersten Versuche erhielt die Prismenseite, in welcher der Kern des
Holzes lag, unmittelbar den Druck der Belastung–, beim zweiten Versuche war die
Kernseite dem Belastungsdrucke abgewendet. Es ergab sich danach, daſs die
untersuchten Holzarten im Allgemeinen am widerstandsfähigsten sich zeigten, wenn der
Kern des Holzes in der Richtung des erhaltenen Angriffes gewendet, und die gröſste
Elasticität aufwiesen, wenn der Kern im entgegengesetzten Sinne gewendet war. Es
wurden auch die Bruchbelastungen und die Belastungen bei der Elasticitätsgrenze
bestimmt, ebenso die specifischen Gewichte, wobei man zu folgenden Ergebnissen
kam:
Untersuchte Hölzer
SpecifischesGewicht
Belastung k/qmm bei
Bruch
Elasticitätsgr.
Eiche
0,920
5,40
3,18
Esche
0,740
8,23
5,10
Canadische Weiſstanne
0,666
6,10
3,90
Teakholz
0,750
7,10
4,73
Oleo
1,008
13,88
5,50
Peroba
0,838
9,93
6,30
Ceder
0,720
6,06
4,30
Vinhatico
0,720
7,07
4,70
Man findet hieraus, daſs unter den 4 ersten bisher wirklich beim Eisenbahnwagenbaue
in Verwendung stehenden Holzarten das Teakholz und Eschen- mit Eichenholz, welches
letztere jedoch schnell seine Zähigkeit verliert, als die besseren zu nennen sind,
während das Canadische Weiſstannenholz wegen seiner Leichtigkeit wieder anderen
Ansprüchen genügen kann. Die brasilianischen Holzarten zeigen fast alle eine groſse
Widerstandsfähigkeit; so trägt das Oleoholz eine Belastung gleich der doppelten der
gewöhnlichen Hölzer ohne ersichtliche Veränderung. Bei entsprechender Billigkeit der
brasilianischen Hölzer erscheint daher ihre Verwendung in vielen Fällen
empfehlenswerth zu sein.
H. Sack's Lichtpause-Apparat.
Bei den jetzt gebräuchlichen photographischen Copirrahmen und Lichtpause-Apparaten
erfolgt das Andrücken des lichtempfindlichen Papieres an die Glasplatte durch eine
hölzerne Tafel, gegen welche Federn oder Gummibuffer wirken. Der Druck äuſsert sich
also an einigen Stellen sehr stark, was einestheils eine widerstandsfähige starke
Glasplatte bedingt, anderentheils schwierig eine überall gleichmäſsige Anlage und
damit eine unreine Lichtpause ergibt. Man hilft sich hierbei nur etwas durch
Schaffung einer elastischen Anlage durch Einschalten eines überall gleich starken
Filzes unter die Holztafel. Zur Vermeidung, der angeführten Uebelstände hat Hugo Sack in Plagwitz-Leipzig (* D. R. P. Kl. 57 Nr.
31708 vom 26. Oktober 1884) einen Lichtpause-Apparat angegeben, bei welchem das
Anpressen des lichtempfindlichen Papieres an die Glastafel ohne Hilfe einer
Holztafel allein durch den Luftdruck erfolgt. Hier kommt auf das lichtempfindliche
Papier die Filzlage und auf diese eine die Luft nicht durchlässige Decke aus Gummi,
Wachstuch o. dgl., welche an den Rändern durch einen Rahmen fest gegen die unten
liegende Glasplatte gepreſst wird. Die Wachstuchdecke steht mit einem Schlauche in
Verbindung, durch welchen die Luft unter derselben abgesaugt wird, so daſs dann der
äuſsere Luftdruck die Decke und damit das Papier überall gleichmäßig an die
Glasplatte preſst. An ihren Rändern kann die Wachstuchdecke auch einen mit Luft
gefüllten Schlauch
erhalten, welcher dann unter den Preſsrahmen zu liegen kommt und dort einen
luftdichten Abschluſs vermittelt. Die Glasplatte kann bei dem neuen Apparate
schwächer genommen werden, was eine wesentliche Gewichtsverminderung des ganzen
Apparates bedingt und leichtere Handhabung desselben gestattet, welche besonders bei
gröſseren Copirrahmen wünschenswerth erscheint.
Temperaturänderung von Metalldrähten während der
Dehnung.
Docent Forchheimer in Aachen berichtet in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 * S.
202 über eine Reihe von Versuchen, welche er zur Ermittelung der Gesetzmäſsigkeit
der Temperaturänderungen von Metalldrähten während der Dehnung angestellt hat. Der
Hauptzweck der Untersuchung war, nachzusehen, ob man durch Beobachtung der
Temperaturänderung die Elasticitätsgrenze – in ihrem praktisch üblichen Sinne –
scharf und leicht bestimmen könne.
Es zeigte sich nun bei Eisen, Stahl, Kupfer und Messing ein inniger Zusammenhang
zwischen Erwärmung und Dehnung in der Art, daſs bei jedem Probestücke anfangs eine
Abkühlung und dann bei weiter zunehmender Last eine Erwärmung eintritt; die beiden
Curven, welche man erhält, wenn man die Belastungen als Abscissen, die zugehörige
Erwärmung und Dehnung als Ordinaten aufträgt, verlaufen in ganz ähnlicher Weise.
Eine Fortsetzung der Versuche wurde aufgegeben, weil sie keinen unmittelbar
technischen Nutzen versprach und die rein physikalische Natur der Aufgabe sich immer
deutlicher zu erkennen gab.
Smith's Herstellung von Kohlen für elektrische Lampen aus
Furfurol oder Fucusol.
Nach A. Smith in Brockley, England
(Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 21 vom 24. Februar 1885) stellt man
Kohlenfäden für Glühlampen und Kohlenstifte für Bogenlampen aus Furfurol oder
Fucusol in folgender Weise her.
Kohlenfäden: Man läſst Chlorwasserstoffgas in
Ueberschuſs durch Furfurol oder Fucusol streichen, wobei darauf zu achten ist, daſs
die Flüssigkeit kühl bleibe. Die hierdurch entstehende schwarze Flüssigkeit
schlieſst man zwischen zwei Glasplatten ein, welche in einer der gewünschten
Fadendicke entsprechenden Entfernung von einander angebracht sind, indem Drähte oder
Fäden von dem gleichen Durchmesser zwischen die erwähnten Platten gelegt werden.
Nachdem in ungefähr 8 bis 12 Stunden der Niederschlag sich ordentlich an den Platten
abgelagert hat, hebt man die Platten vorsichtig von einander ab und legt diejenige,
an welcher die Fäden anhaften, auf ungefähr ½ Stunde in kaltes Wasser, in welcher
Zeit die Kohlenschicht sich ablösen wird. Diese Schicht wird dann auf eine ebene
Holz- oder Pappfläche aufgebracht, welche durch Schellackfirniſs auf einer
Glasplatte befestigt worden ist. Die überflüssige Feuchtigkeit wird durch
Löschpapier entfernt und die auf der Holz- oder Pappfläche anhängende Schicht sammt
der Unterlagsfläche nun durch ein scharfes Messer in Streifen von der gewünschten
Breite geschnitten. Man biegt alsdann diese Streifen zwischen passenden Formen aus
gebranntem Gyps und setzt sie einer Temperatur von 100° aus. Die aus den Formen
abgenommenen Fäden werden hierauf in fest verschlossenen und mit Kohlenpulver
bestreuten Schmelztiegeln oder in theilweise mit Kohlenpulver angefüllten
Porzellanröhren, durch welche während des Prozesses ein Strom Kohlenwasserstoffgas
geleitet wird, einem sehr hohen Hitzegrade ausgesetzt. – Man kann auch eine Mischung
von ungefähr 3 Th. Furfurol oder Fucusol mit 1 Th. gewöhnlicher Schwefelsäure von
1,84 sp. G. auf die Glasplatte gieſsen und nach dem Absetzen dieser Mischung wie
oben verfahren. Der elektrische Widerstand der Fäden kann durch Zusatz von 2½ Proc.
Lampenrufs zu dem Furfurol oder Fucusol vor der Behandlung desselben entsprechend
verändert werden.
Kohlenstifte: Man mischt Lampenrufs oder fein
pulverisirte Kohle mit ungefähr 60 bis 70 Proc. Furfurol oder Fucusol und unterwirft
die Mischung in schwach zugespitzten Formen einem entsprechenden Drucke oder preſst
die teigige Masse durch eine Stanze. Oder man preſst den Lampenrufs erst in Formen, so daſs er
Stangenform annimmt und taucht dann einen Augenblick lang in ein Furfurol- oder
Fucusolbad. Die so erhaltenen Stangen oder Stifte werden alsdann in Gefäſsen von mit
Paraffin gesättigtem Holze oder Schiefer 12 bis 24 Stunden der Einwirkung von
Chlorwasserstoffgas ausgesetzt, worauf sie wieder aus den Gefäſsen entfernt und nach
Bedarf noch einmal in Furfurol bezieh. Fucusol getaucht und alsdann wieder der
Einwirkung von Chlorwasserstoffgasen unterworfen werden. Etwa in den Kohlenstiften
sich zeigende Risse Und Sprünge können mit einer aus Kohle und Furfurol oder Fucusol
bereiteten Teigmasse ausgefüllt werden. Schlieſslich werden die Kohlenstifte in
dicht verschlossenen Gefäſsen, in welchen sie mit Kohlenpulver bedeckt sind, einem
hohen Wärmegrade ausgesetzt. – Statt des Chlorwasserstoffsäuregases kann man auch
Fluor-, Jod- oder Bromwasserstoffsäure anwenden; nur sind dieselben theurer und
weniger für den vorliegenden Zweck geeignet.
Ueber Staubexplosionen.
Aus Veranlassung wiederholter in den Ruſsfabriken des badischen Schwarzwaldes
vorgekommener Explosionen hat C. Engler (Chemische Industrie, 1885 S. 171) bezügliche Versuche
ausgeführt, welche ergaben, daſs Staub von Ruſs oder Holzkohle keine Zündung durch
Gasflamme oder Inductionsfunken überträgt, geschweige denn eine Explosion
veranlaſst. Dagegen zeigte Mehl kräftige Entflammung (vgl. 1881 241 469), besser noch Colophoniumpulver, somit Stoffe,
welche beim Erhitzen brennbare Gase entwickeln.
Da eine rasch sich fortpflanzende, bis zur Explosion sich steigernde Entflammung in
den Ruſsöfen auch noch durch gleichzeitige Vermischung von Kohlen- bezieh.
Ruſstheilchen und brennbaren Gasen mit Luft veranlaſst sein konnte, wurde auch eine
Versuchsreihe über das Verhalten solcher Mischungen gegenüber dem zündenden
Inductionsfunken ausgeführt:
Luft
mit
12,3
Proc.
Leuchtgas
und
Kohlenstaub
gab Explosion
„
„
10,2
„
„
„
„
desgl.
„
„
9
„
„
„
„
desgl.
„
„
8
„
„
„
„
desgl.
„
„
7
„
„
„
„
gab rasche Zündung
durch d. ganze Masse
„
„
5,6
„
„
„
„
desgl.
„
„
3,5
„
„
„
„
desgl.
„
„
2,4
„
„
„
„
gab keine Zündung.
Luft mit 7,5 Vol.-Proc. Carlsruher Leuchtgas gab keine Zündung mehr (vgl. Than 1883 247 186). Somit
zeigt Luft, welche so wenig Leuchtgas enthält, daſs sie für sich allein nicht
entflammen kann, noch rasche, ja sogar explosionsartige Wirkungen, wenn in dem
Gasgemische zugleich feiner Holzkohlenstaub enthalten ist.
Auch ein Gemisch von 2,5 Vol.-Proc. Sumpfgas mit Luft und Holzkohlenstaub zeigte noch
Zündung durch die ganze Masse, also schwache Explosion, während eine Luftmischung
mit 3 bis 4 Proc. Sumpfgas allein gar keine und erst mit 5,5 bis 6 Proc. schwache
Explosionserscheinung zeigt.
Verfahren zum Concentriren von Salzlösungen.
Die Kaliwerke Aschersleben in Aschersleben (D. R. P. Kl.
62 Nr. 32392 vom 1. Januar 1885) vermeiden beim Eindampfen von Soolen dadurch das
Festbrennen des sich ausscheidenden Bühnensalzes, sowie die sonst in dem Endproducte
vorhandene geringe Concentration, daſs die Verdampfung anfangs unter Luftverdünnung
stattfindet, so daſs während des dabei eintretenden Ausfallens des gröſsten Theiles
des Bühnensalzes die Temperatur so niedrig erhalten wird, daſs ein Festbrennen nicht
stattfinden kann. Das Kochen unter Luftverdünnung wird entweder so lange
fortgesetzt, bis die Lauge mit Kochsalz, oder am besten so lange, bis dieselbe mit
dem zu gewinnenden Salze gestättigt ist, woraus ein weiteres Versieden der Lösungen
bei höherer Temperatur mit oder ohne Druck stattfindet. Bei diesem Fertigkochen wird
durch die angewendete höhere Temperatur das Verhältniſs der gelösten Salze zu
einander ein anderes,
weil die Löslichkeit des Chlornatriums mit der höheren Temperatur weit weniger
wächst als die der anderen Salze. Es scheidet sich demnach bei diesem zweiten Theile
des Verdampfungsvorganges, welcher bei höherer Temperatur stattfindet, nur das
Kochsalz wie vorher im Vacuum aus, während die Lauge an ihrem Gehalte an anderen
Salzen reicher wird und zwar ebenso reich, als wenn von vornherein unter Aufwendung
von viel gröſseren Mengen von Brennmaterial bei Siedetemperatur allein eingedampft
worden wäre.
Verfahren zur Herstellung von Wolframsäure.
Nach A. K. Huntington in London (D. R. P. Kl. 12 Nr.
32360 vom 5. Oktober 1884) werden Wolfram, Scheelit und sonstige Wolframerze mit
Alkali oder kohlensaurem Alkali, nebst solchen Zuschlägen (z.B. Quarz) geglüht,
welche die Bildung einer schmelzbaren Schlacke bewirken. Das geschmolzene
wolframsaure Salz des Alkalimetalles wird abgestochen oder die Schlacke, welche sich
beim Erstarren absondert, wird nach theilweiser Abkühlung unter Zurücklassung des
wolframsauren Salzes entfernt. Sollte letzteres noch Unreinigkeiten enthalten, so
wird es durch abermaliges Schmelzen geläutert und zwar unter Zusatz von kieselsaurem
Natron oder Glas, das die Unreinigkeiten aufnimmt und eine Schlacke bildet, welche
von dem wolframsauren Salze abgesondert werden kann.
Das erhaltene wolframsaure Salz ist zum Gebrauche geeignet oder es kann in Wasser
aufgelöst und krystallisirt werden oder zur Erzeugung von Wolfram-Oxyd und
Wolframmetall dienen.
Entzündung pflanzlicher Stoffe durch Salpetersäure.
Nach neueren Versuchen von R. Haaß (Chemische Industrie, 1885 S. 173, vgl. 1881 240 328) kann selbst schwache Salpetersäure von 29° B.
beim Zusammentreffen mit trockenem Verpackungsmaterial
noch Veranlassung zu Entzündungen geben.
Zur Ausführung der Versuche wurden Kisten oder Körbe von 10 bis 20l Rauminhalt mit lufttrockenem Heu oder Stroh
gefüllt, dieses mit Salpetersäure getränkt und mit einem Holzdeckel bedeckt. Die
Versuche fanden im Freien bei ziemlich warmem Wetter statt. Unter diesen Umständen
traten nun nach kürzerer oder längerer Zeit, je nach Stärke der angewendeten Säure,
nach einander folgende Erscheinungen ein: Hervordringen rother Dämpfe und bald
darauf fühlbare Erwärmung der Behälter, dann Auftreten weiſslicher Dämpfe (Wasser)
und zuletzt, unter gesteigerter Erhitzung und hörbarem Knistern, deutliche
Rauchentwickelung. Es zeigten sich dann, nach Abnahme des Deckels, im Inneren des
Behälters gewöhnlich schon verkohlte und glühende Theile. Wurde jetzt noch genügend
Luft zugeführt – wozu bei den Kisten schon ein Aufrichten auf die hohe Kante, bei
den Körben ein gelindes Zufachen von Wind mit einem Brettchen ausreichte –, so
steigerte sich der Verbrennungsprozeſs rasch bis zum Erglühen des ganzen Inhaltes,
darauffolgendem Hervorbrechen von Flammen und schlieſslichem Verbrennen des
Behälters.,
Die Versuche ergaben, daſs es bei Anwendung von trockenem Stroh noch mit Säure von 32° B. (= 1,279 sp. G.) und bei Anwendung von
trockenem Heu noch mit Säure von 29° B. (= 1,246 sp.
G.) gelang, eine bis zur Entflammung kommende Selbstenzündung zu bewirken, während
es mit Säuren von 31 bezieh. 28° B. nur noch zu starker Erhitzung, aber nicht mehr
bis zur Feuererscheinung kam.
Man wird hiernach alle zur Versendung kommende Salpetersäure als feuergefährlich bezeichnen müssen.