Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 489 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Mischung von Wasser- und Alkoholdampf zum Betriebe von
Dampfmaschinen.
Von Zeit zu Zeit werden die schon häufig gemachten Versuche, statt des Wasserdampfes
Dämpfe von anderen Flüssigkeiten oder von Gemischen solcher mit Wasser zu verwenden,
wiederholt. So hat sich kürzlich ein Amerikaner eine Mischung von 5 bis 15 Procent
Methylalkohol (gewöhnlich Holzgeist genannt) mit Wasser als Ersatz des gewöhnlichen
Kesselwassers patentiren lassen. Eine Commission von Marine-Ingenieuren der
Vereinigten Staaten Nordamerikas hat einen sorgfältigen Versuch mit diesem Gemische
angestellt, indem ein Dampfboot 24 Stunden lang mit Wasser allein und dann 24
Stunden mit jenem Gemische getrieben wurde. Im zweiten Falle wurde in der That eine
Kohlenersparniſs von 8,3 Proc. festgestellt; zugleich aber ergab sich ein Verlust an
Methylalkohol, dessen Werth etwa das 67fache des Werthes der ersparten Sohlen
ausmachte.
Bei einem anderen mit einer 150pferdigen Maschine angestellten Versuche wurde ferner
festgestellt, daſs, wie von vorn herein zu erwarten war, der Alkohol viel schneller
verdampfte als das Wasser. Während zu Anfang des Betriebes das Gemisch 12 Proc.
Holzgeist enthielt, waren nach 6stündigem Betriebe im Kessel nur noch 7 Proc., in
dem Auswurfwasser des Condensators dagegen 38 Proc. Holzgeist vorhanden. Auſserdem
entstand in der Nähe der Anlage ein ganz unleidlicher Geruch und der nicht zu
vermeidende Verlust an Alkohol durch Undichtigkeiten war auch hier so bedeutend,
daſs die Kohlenersparniſs dagegen gar nicht in Betracht kam. Da zu alledem noch die
Feuergefährlichkeit des brennbaren Alkoholdampfes berücksichtigt werden muſste, so
goſs man nach 4tägigem Versuch die ganze Mischung in den Fluſs. (Nach Engineering, 1885 Bd. 39 S. 36.)
Heilemann's Schiffshaut und Schiffspanzerwand.
Textabbildung Bd. 255, S. 489
Eine möglichst steife und widerstandsfähige Schiffshaut für Kauffahrteischiffe will
F. J. Heilemann in Berlin (* D. R. P. Kl. 65 Nr.
26949 vom 1. August 1883) durch die Verbindung einer Innen- und einer Auſsenhaut a bezieh. b durch
Zellenplatten c erzielen. Die Zwischenräume sollen mit
einem Gemische von 80 Proc. Erdharz und 20. Proc. Holztheer gefüllt werden, welches
Gemisch leichter wie Wasser st. Für Panzerschiffe soll diese Wandung mehrfach
ausgeführt werden, etwa wie die Abbildung zeigt. Als Füllung für die entstandenen
Zellen wird für die äuſsere Wandung d Bitumen, für die
mittlere e ein Thierhaar-Polster und für die innere f Hadern, Werg u. s. w, genommen. Um die Brennbarkeit
der Füllungen aufzuheben, werden dieselben gedeckt mit einer Mischung aus 60 Th.
Schlemmkreide. 35 Th. Natronwasserglas von 36° B. und 5 Th. Glycerin. Die gewählte
Verstrebung soll Erschütterungen und Stöſse von Geschossen auf eine möglichst groſse
Fläche vertheilen. Bei der Herstellung solcher Schiffswände soll vom Kiel aus derart
begonnen werden, daſs die stumpf angesetzten Platten nicht die Ansätze der
Zellenplatten decken.
Die Platinproduction Ruſslands.
Nach einer Angabe in der Russkie Wedomosti bezieh. der
Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1885 S. 68
wurde das erste Platin im Ural im J. 1822 durch Zufall beim Goldwaschen in
Werch-Issetsk gefunden. Nach A. Köppen (Russische Revue, 1880 S. 460) wurde das Platin zuerst
im J. 1819 im Bezirke der Hütte von Newjansk entdeckt; doch begann die Ausbeute
desselben eigentlich erst 1825, als im Bezirke der Hütte Nishne-Tagilsk eine reiche
Platinseife gefunden wurde. Seitdem stieg die Menge des jährlich gewonnenen Platins
rasch. Beim Tode Alexanders I., welcher überhaupt den
ersten Anstoſs zur gröſseren Entwickelung der Gewinnung von Edelmetallen in Ruſsland
gegeben, im J. 1825 betrug die Ausbeute schon 10 Pud (1 Pud gleich 16k,38), im J. 1830 106 Pud und im J. 1845 erreichte sie ihren Höhepunkt mit
213¾ Pud. Diese auſserordentliche Höhe der Production zu Anfang der 40er Jahre war
durch die damalige Einführung der Platinmünzen bedingt und fiel sogleich, als das
Prägen solcher Münzen eingestellt wurde.
Wie vor 60 Jahren, so concentrirt sich auch heute noch die Platinproduction auf den
Goroblagodatski'schen Bezirk und die Nishne-Tagilsk'schen Fabriken. Zwar wurden im
J. 1825 im südlichen Ural, im Slatausischen Bezirke ebenfalls Platinkörner gefunden,
zur Zeit ist dort aber die Gewinnung ganz eingestellt.
Die Platinausbeute nach dem J. 1860 ist aus folgender Tabelle zu ersehen:
1860
61,5 Pud.
1875
94 Pud.
1862
142,5
1876
96
1867
109
1877
105
1870
118
1878
126
1871
125
1879
138
1872
93
1880
179
1873
96
1881
182
1874
122
Von den im J. 1881 gewonnenen 182 Pud Platin kommen auf Nishne-Tagilsk 75,
Kresto-Wosdwishensk 27, Werchotursk 46 und mit Gold gemischt 32, und auf den
Bogoslaw'schen Bezirk im nördlichen Ural 23 Pud.
Chaudet und Naudin's Einrichtung zum Anfeuchten der Luft in
Spinn- und Wehsälen.
Wenn der Feuchtigkeitsgehalt der Luft in den Fabriksälen von Spinnereien und
Webereien ungenügend ist, so tritt nicht nur eine Verminderung der Production (bis
zu 15 Proc.) ein, sondern es wird auch, da die Fasern sich dann schlecht verziehen,
mit Electricität sich beladen und dadurch häufiger brechen, da die Schlichte der
Webketten sich abreibt u. dgl. m., die Waare geringwertiger. Um nun die Feuchtigkeit
möglichst gleichmäſsig zu erhalten und leicht regeln zu können, mischen Chaudet und Naudin nach dem Bulletin de Rouen, 1884 * S. 506 atmosphärische Luft mit Wasserdampf und
blasen dieses Gemisch in die Arbeitssäle ein. In einer besonderen verschlossenen
Kammer wird durch ein in der Wandöffnung angebrachtes Schraubengebläse die
Auſsenluft angesaugt und vermischt sich mit dem in die Kammer von einem Dampfkessel
herbeigeführten Dampfe, worauf das Gemisch in durchlöcherten Zinkblechrohren von
ungefähr 100mm Durchmesser in die Fabriksäle
getrieben wird. Diese Rohre sind in mehreren Leitungen gleichmäſsig über die ganze
Bodenfläche der Säle vertheilt in denselben aufgehängt.
Solche Einrichtungen sind bereits erfolgreich in einigen Rouener Webereien getroffen
und sollen dieselben auch in gesundheitlicher Hinsicht Vorzüge gewähren, wie die
stete Versorgung reiner feuchter, das Athmen in den warmen Sälen erleichternder und
den Durst vermindernder Luft, welche vor Einführung in die Säle durch Aufstellung
einer mit Phenol o. dgl. gefüllten Schale in der Mischkammer desinficirt werden
kann, so daſs die Einrichtung auch für Krankensäle anwendbar scheint.
Herstellung von Parkettafeln aus Naturholz und
Holzpulver.
Nach M. Hurtig in Berlin (D. R. P. Kl. 38 Nr. 29 329 vom
24. April 1884) werden möglichst trockene wasser- und temperaturfeste Parkettafeln
o. dgl. durch Pressung in erhitzten Formen in der Weise hergestellt, daſs man ein
aus Sägemehl und Wasserglas bereitetes, durch Seife und Kalk wasserdicht gemachtes
Preſspulver bereitet und dasselbe nach dem ersten Formen mittels eines wasserdichten
Bindemittels mit einer Lage von schlichtem oder beliebig verziertem Naturholz
überkleidet, welches vorher geschmeidig und auf dem oben für das Preſspulver
angegebenen Wege gleichfalls widerstandsfähig gegen Nässe gemacht worden ist und
endlich durch eine letzte Pressung mit dem zuerst erhaltenen Formenabdrucke
verbunden wird.
Das Sägemehl wird mit einer concentrirten wässerigen Lösung einer Fettseife
übergossen und tüchtig durchgeschüttelt. Die dann getrockneten Späne werden nun mit
Kalkmilch getränkt, wieder getrocknet und mit an der Luft zerfallenem Kalk und
Wasserglas vermischt. Die so behandelte Masse soll nun Nässe und
Temperatureinflüssen widerstehen und sich in heiſsen Formen sehr leicht pressen
lassen. Hurtig gibt folgende Gewichtszahlen für die
Zusammensetzung des Pulvers an: 50 Th. feine Sägespäne, 1,5 Th. gewöhnliche
Fettseife mit genügendem Wasser, 2 Th. gelöschten Kalk, 2 Th. zerfallenen, Kalk, 5
Th. Wasserglas von 330 B. Zur Verbindung der aus solchem Pulver gepreſsten
Gegenstände mit einer Furnüre werden 2 Th. Leim mit 1 Th. Leinölfirniſs geschmolzen
und mit 1 Th. Kolophonium in Weingeist, sowie 0,5 Th. Terpentin vermischt. Das
Holzblatt wird vor dem Ankleben in 2 Th. concentrirter Schwefelsäure und 1 Th.
Wasser getränkt und dann in Wasser abgespült, um dasselbe möglicht geschmeidig zu
machen.
Andersen's elektromagnetischer Ausschalter.
Der von der Electric Power Storage Company gelieferte
elektromagnetische Ausschalter Andersen's soll nach dem
Engineer, 1884 Bd. 58 * S. 139 nach jeder
Leitungsunterbrechung, welche derselbe bei zu groſser Stromstärke bewirkt, von
selbst die Leitung wieder herstellen, ohne daſs – wie z.B. bei abschmelzenden
Leitern – irgend ein Theil erneuert zu werden brauchte. Die Einrichtung besteht im
Wesentlichen aus einem aufrecht stehenden Elektromagneten, dessen Ankerhebel in den
Stromkreis eingeschaltet ist. Wird der Strom zu kräftig, so zieht der Elektromagnet
seinen Anker, der bis dahin von der stellbaren Abreiſsfeder abgerissen und an eine
stellbare Contactschraube angedrückt gehalten wurde, an und unterbricht zwischen dem
Ankerhebel und der Contactschraube den Strom weg, den jedoch nach dem Sinken der
Stromstärke auf einen zulässigen Betrag die Abreiſsfeder wieder schlieſst. – Es sei
daran erinnert, daſs die diesem Ausschalter zu Grunde liegende Anordnung bereits im
J. 1846 von James D. Reid in Philadelphia für einen
Blitzableiter für elektrische Telegraphen in Vorschlag gebracht worden ist.
Mittel gegen Schimmelbildungen.
Zur Verhütung von Schimmel- und Kahmbildungen auf gährungsfähigen oder vergohrenen
Flüssigkeiten behandelt J. P. A. Vollmar in Kempten (D.
R. P. Kl. 6 Nr. 30 451 vom 11. Mai 1884) geschabtes Wachs oder Korkmehl mit
Schwefligsäure in Gasform und rührt dasselbe oder saure schwefligsaure Salze oder
Salicylsäure, trocken oder in Spiritus gelöst, in erweichtes Wachs ein, preſst aus
dem gemischten Wachse Platten, zerschneidet sie zu Würfeln und gibt den letzteren
durch Rollen eine mehr oder weniger kuglige Form. Diese antiseptischen Pillen
schieben sich nicht unter einander und bleiben nicht an den Faſswänden hängen, wenn
sie auf die Oberfläche der zu conservirenden Flüssigkeit gestreut werden, um eine
schützende Decke zu bilden, welcher Uebelstand dem bekannten ähnlichen Neßler'schen Präparate anhaftete.
Concentrationsgefäſse für Säuren.
Zur Herstellung von Concentrationsgefäſsen für starke Säuren empfiehlt H. Egells in Berlin (Oesterreichisch-Ungarisches Patent
Kl. 12 vom 19. Juni 1884) das Antimon haltige Hartblei und überzieht die Gefäſse da,
wo sie mit starken Säuren in Berührung kommen, am besten mittels des Löthrohres, mit
Weichblei, so daſs durch einen solchen Ueberzug die Undichtigkeiten, welche sich bei
der ausschlieſslichen Verwendung von Hartblei nicht vermeiden lassen, vollkommen
gedeckt werden.
Werden so dargestellte Concentrationsgefäſse durch Dampf unmittelbar von auſsen
erhitzt, so ist es wegen der Angriffsfähigkeit des Dampfes auf das Hartblei sowohl,
als das Weichblei von Bedeutung, die Auſsenseite der Hartbleigefäſse zu verzinnen,
so daſs also in diesem Falle durch einen doppelten Ueberzug des Grundmaterials, des
Hartbleies und zwar einerseits mit Zinn und anderseits mit einer Weichbleiverlöthung
die Bürgschaften gegen jedweden Angriff der zur Concentration gebrachten Säuren bezieh.
der Heizmaterialien gegeben werden.
Verfahren zur Reinigung von saturirtem Dünnsaft.
E. Boldig in Eisenach (D. R. P. Kl. 89 Nr. 30750 vom 17.
August 1884) empfiehlt, den saturirten Rübensaft – statt über Knochenkohle – durch
Cylinder zu leiten, welche mit einem geglühten Gemische von Magnesia und Sägespänen
gefüllt sind.
Verfahren zur Herstellung von Asparaginsäure.
Da 1k Asparaginsäure 450 M., 1k Asparagin aber nur 60 M. kostet, so verdient
folgendes Verfahren von H. Schiff (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S.
2929) zur Herstellung von Asparaginsäure Beachtung.
Zunächst wird eine Salzsäure durch Verdünnen hergestellt, welche in 1l 119g,25
Chlorwasserstoff enthält und eine derselben entsprechende Ammoniakflüssigkeit mit
55g,54 Ammoniak in 1l so daſs sich gleiche Maſstheile derselben genau
sättigen. Je 100g gepulvertes Asparagin werden in
einem Kolben mit 408cc dieser Salzsäure
übergossen, am Rückfluſskühler allmählich zum Kochen
erhitzt und 2 bis 3 Stunden im Kochen erhalten. Bei den ersten Versuchen ergab
vorgelegte Lackmuslösung, daſs keine Salzsäure entwich. In der That wird sogleich
die Hälfte der Salzsäure zur Bildung von salzsaurem Asparagin verbraucht und
hierdurch die Lösung des Asparagins wesentlich beschleunigt. Das zweite Molekül
Salzsäure gelangt aber ebenfalls rasch zur Wirkung, so daſs von der sehr verdünnt
gewordenen Salzsäure nichts entweichen kann. In die abgekühlte Flüssigkeit läſst man
unter Umschütteln 204cc obiger Ammoniakflüssigkeit
einflieſsen. Im Verlaufe mehrerer Stunden scheidet sich dann die Asparaginsäure in
farblosen Kryställchen ab. Man sammelt mittels der Pumpe, saugt die Mutterlauge
möglichst ab, wäscht mit einer geringen Menge kalten Wassers nach und krystallisirt
ein Mal aus der geringsten Menge kochenden Wassers um. Aus 100 Th. krystallisirten
Asparagins erhält man in dieser Weise 80 bis 82 Th. Asparaginsäure, also mindestens
90 Procent der theoretischen Menge. In einem Tage können so mehrere Kilogramm
Asparaginsäure bereitet werden. Als Nebenproduct erhält man reinen Salmiak.
Befestigung von Eisenoxyd auf Baumwolle in alkalischem
Bade.
Die H. Köchlin'sche Vorschrift zur Befestigung von
Eisenoxyd auf der Pflanzenfaser besteht bekanntlich im Tränken mit folgendem Bade: 2
Th. Eisennitrat, 2 Th. Natronlauge von 38° und 1 Th. Glycerin. Nach einiger Zeit
findet sich alles Oxyd auf der Faser niedergeschlagen, so daſs gewaschen werden
kann.
S. Balanche erinnert im Bulletin
de Rouen, 1884 S. 755 daran, daſs ein ähnliches Bad, welches an Stelle von
Natron einfach Ammoniak enthielt, schon seit 1869 in einer Druckerei des Elsasses
verwendet wurde und dazu diente, verschiedene Chamoistöne auf Futtertuch u. dgl.
hervorzubringen. Zu diesem Behufe foulardirt man in folgender Lösung: 20 Th.
Eisennitrat von 400, 60 Th. Glycerin, 20 Th. Ammoniak, entsprechend mit Wasser
verdünnt. Hierauf lüftet man behufs Verflüchtigung des Ammoniaks; das Eisenoxyd
bleibt unlöslich auf dem Gewebe zurück.
Das concentrirte Chamoisbad, dadurch hergestellt, daſs man erst Eisensalz und
Glycerin mischt und dann das Ammoniak zugibt, wird in gut verschlossenen Flaschen
aufbewahrt und erst im Augenblicke der Verwendung je nach der zu erreichenden
Färbung mit mehr oder weniger Wasser verdünnt. Die Glycerin haltige ammoniakalische
Eisenlösung vermag Baumwolle nicht in Art des Kupferoxydammoniaks aufzulösen.