Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 172 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die Ofenconstructionen Papin's.
Dr. E. Gerland in Kassel beschreibt in Glaser's Annalen für
Gewerbe, 1884 Bd. 15 * S. 162 die im 16. und 17. Jahrhunderte
gebräuchlichen Ofenformen und stellt dabei fest, daſs Denis
Papin – der berühmte Erfinder der Hochdruckdampfmaschine, des Dampfschiffes
und Dampfwagens, der Centrifugalpumpe und des Centrifugalgebläses, des
Sicherheitsventiles und des Dampfkochtopfes – zuerst die Idee ausgesprochen und
auszuführen versucht hat, die in einer Feuerungsanlage entwickelte Wärme durch
möglichst vollständige Verbrennung zu steigern. Papin
wollte hierzu sein Gebläse verwendet wissen. um mittels desselben bei Oefen für
technische Zwecke, wie Glasschmelzöfen. Eindampfapparate u.s.w., Luft, welche durch
die abziehenden Feuergase vorgewärmt werden sollte, in das Feuer zu blasen; hierbei
sollte das Luftzuleitungsrohr im Schornsteine herabsteigen und die Wärme der
Rauchgase theilweise aufnehmen und somit zur Ausnutzung bringen. Papin sah auch in seinem Gebläse das Mittel, durch ein
mehrfach knieförmig gebogenes Rohr, welches in ein zu erhitzendes Wasserbad gelegt
werden sollte, die Verbrennungsgase hindurch zu treiben, und hat auch Versuche mit
für die damalige Zeit günstigem Erfolge ausgeführt.
J. Hundhausen's ununterbrochen wirkende
Schleudertrommel.
Die von Joh. Hundhausen in Hamm (* D. R. P. Kl. 82 Nr.
29374 vom 14. Mai 1884) angegebene ununterbrochen wirkende Schleuder (Centrifuge)
besteht aus einer schwach kegelförmigen, in schneller Umdrehung befindlichen
Trommel, in die beim engeren Ende mit Siebboden versehene Wagen, welche das
auszuschleudernde Gut aufgenommen haben, tangential eingeleitet werden und durch die
Erweiterung der Umlauffläche auf dieser eine spiralförmige Bahn durchlaufen, bis die Wagen am
anderen Ende der Trommel wieder aus derselben heraustreten. Die Endgeschwindigkeit
der Wagen auf der Einführbahn beim Eintritte in die Trommel hat so groſs zu sein,
daſs die Mitnahme der Wagen durch die letzteren ohne Stoſs erfolgt. Das Ende der
Trommel für den Austritt der Wagen ist ein Stück cylindrisch, damit die Wagen die
während des spiralförmigen Laufes erlangte Geschwindigkeit vor dem Austritte,
welcher durch eine tangential auslaufende Rinne der Trommel erfolgt, verlieren und
erst in derselben wieder zur Ruhe kommen.
Siemens und Halske's Lichtprojectoren.
Um die Schwierigkeiten in der Herstellung gröſserer Glasspiegel paraboloidischer Form
zu umgehen, ohne die Vorzüge des Glases dem Metalle gegenüber aufgeben zu müssen,
werden von Siemens und Halske in Berlin (* D. R. P. Kl.
42 Nr. 28801 vom 23. April 1884) annähernd paraboloidische Beleuchtungsspiegel durch
Zusammensetzen sphärisch gestalteter Theile hergestellt. Der Mitteltheil eines
solchen Spiegels wird von einer Kugelhaube gebildet, an welche sich dann Kugelzonen
anreihen, deren Kugelhalbmesser der Parabel entsprechend verschieden ist. Alle
Stücke haben gleichmäſsige Wandstärke: die convexen Flächen sind mit dem Belage
versehen. Zur Herstellung der Schleifstücke wird planes Glas benutzt, welches im
erweichten Zustande über passende Formen gebogen wird. Die Gleichmäſsigkeit der
Wandstärke läſst zugleich auch die Nachtheile des Mangin'schen Spiegels vermeiden, welcher bei sphärischer Begrenzung zwar
ebenfalls die sphärische Aberration aufhebt, aber in Folge der groſsen
Verschiedenheiten der Wandstärken bei Erwärmung leicht Risse und Sprünge bekommt und
bei welchem der doppelten Refraction halber auch der Brechungscoëfficient des Glases
genau getroffen werden muſs.
Ein zweiter Spiegel, welcher mit dem beschriebenen zu einem Systeme verbunden wird,
ist aus ebenflächigen schmalen Streifen, welche mit ihren Längsseiten durch Gelenke
verbunden sind, derart zusammengesetzt, daſs derselbe unter Anwendung einer
geeigneten Stellvorrichtung sowohl als ebener, wie auch als cylindrisch polygonaler
Spiegel mit concaver oder mit convexer Auſsenfläche benutzt werden kann.
Man kann daher parallel einfallende Strahlen wieder ebenso, oder in einer zur Achse
des Spiegelcylinders senkrechten Ebene, je nachdem man den Spiegel krümmt,
convergirend oder divergirend austreten lassen. Diese Einrichtung soll namentlich
dazu dienen, die Aufsuchung und spätere kräftigere Beleuchtung schwer sichtbarer in
einer Horizontalfläche sich ausbreitender Gegenstände zu erleichtern.
Schmiedeiserne Telegraphenstangen in der Schweiz.
Als Ersatz der vergänglichen hölzernen Telegraphenstangen wurden in der Schweiz
zuerst Ständer aus Winkeleisen, dann Muffenröhren und jetzt kegelförmig geformte
schmiedeiserne Röhren verwendet. Nach der Deutschen
Bauzeitung, 1884 * S. 469 haben dieselben 5mm Eisenstärke und am oberen Ende 41mm
Durchmesser, bei einem Anlaufe von etwa 1 zu 300. Während bei den Holzstangen der
kleinste Abstand des untersten Drahtes auf 1m,75
an den Eisenbahnen und 3m,95 an Straſsen
festgesetzt war, geht man an den Bahnen bei Eisenstangen auf 1m,34 herab. Bei Fuſsweg-Ueberschreitungen ist auf
der Linie Schaffhausen-Zürich meist nur eine etwa 3 bis 3m,2 hohe Eisenstange anstatt der sonst verwendeten
2m,4 hohen eingestellt. Bei wichtigeren
Wegübergängen sind neben dem Wege, um die nöthige freie Durchfahrtshöhe zu erzielen,
auf einer oder auf beiden Seiten eine bezieh. zwei 4 bis 5m hohe Holzsäulen eingestellt, von denen die
Drähte aber nicht immer gleich auf die niedrigeren Eisenstangen übergehen, sondern
mitunter erst auf eine mittelhohe Eisenstange.
Die eisernen Röhren stehen auf nur rauh bearbeiteten, etwa 45cm hohen Steinen, welche etwa 60 × 61cm Standfläche erhalten. Die Röhren werden 24cm tief in den Stein eingelassen und letzterer in
den Boden so tief eingegraben, daſs gerade noch seine Oberfläche mit demselben
bündig ist. Von Wichtigkeit ist die Befestigung der 16cm langen Isolatorenstützen. Die Löcher für die Aufnahme derselben sind
schon vor dem Versetzen der Röhren noch mit Rücksicht auf spätere Vermehrung der
Drähte zu bohren. Auf der Strecke Bern-Burgdorf sind bei nachträglicher Vermehrung
der Drähte die Isolatorenträger mit Rohrschellen befestigt worden, da nicht genügend
viel Löcher vorgebohrt waren. Das oberste Loch wird in der Regel 54cm unter der Spitze und jedes folgende 22cm,5 tiefer gebohrt, die Drähte aber abwechselnd
links und rechts gelegt, so daſs zwei unter einander liegende Drähte 45cm lothrechten Abstand haben. Die Löcher für die
Isolatorenstützen dürfen nicht sehr groſs sein, damit die Stange nicht zu sehr
geschwächt werde. Die Stütze wird meist mittels einer auf das vorstehende Ende der
durch die Stange hindurchgesteckten Stütze aufgeschraubten Mutter befestigt. Bei den
älteren Muffenröhren wurde ein Keil unter dem Ende der Stütze durch die Röhre
gesteckt. Da es sich bei keiner Befestigung der Stützen vermeiden läſst, daſs Wasser
in das Innere der Röhre dringt, ist unmittelbar über der Oberfläche des Grundquaders
ein 10mm weites Wasserabzugsloch in die Röhre
gebohrt, um Frostschäden zu vermeiden.
Sehr wichtig ist die Verwendung guter Isolatoren, weil der Verlust von Elektricität
bei den eisernen Stangen sehr leicht möglich ist. Die früher und zum Theile jetzt
noch in Verwendung stehenden Glasisolatoren haben den Nachtheil, daſs dieselben
leicht Sprünge bekommen und daſs diese Sprünge nicht so sichtbar sind wie bei den
neuerdings meist verwendeten Porzellanisolatoren. Die auf eisernen Röhrenstangen
angebrachten Isolatoren sind von mittlerer Gröſse. Wegen des zuletzt berührten
Umstandes sind z.B. längs der Gotthardbahn-Linie wieder Holzstangen verwendet
worden.
Herstellung von schmiedbarem Ferronickel und
Ferrokobalt.
Die Fonderie de Nickel et méteaux blancs in Paris (D. R.
P. Kl. 40 Nr. 29547 vom 7. Februar 1884) will zur direkten Gewinnung von
schmiedbarem Ferronickel und Ferrokobalt Rohsteine entweder unmittelbar verwenden,
oder zunächst durch Zusammenschmelzen entsprechender Mengen von Nickelkobalt und
Chromerzen ein für das jedesmalige Endmetall besonders geeignetes Ausgangsproduct
herstellen. Bei dem Zusammenschmelzen dieser Erze darf jedoch derjenige Hitzegrad,
bei welchem ein Abscheiden des Eisens eintreten würde, nicht ganz erreicht werden.
Diese Zwischenstufen bezieh. die Rohsteine selbst werden in einem geeigneten Tiegel
oder Ofen mit Ferrocyankalium und Mangansuperoxyd zusammengeschmolzen; beim Abstiche
wird dann noch eine geringe Menge Aluminium hinzugefügt, Je nach der Beschaffenheit,
welche für das Endproduct angestrebt wird, und je nach dem ursprünglichen
Eisengehalte der Erze kann von vorn herein eine gröſsere oder geringere Menge von
Schmied- oder Guſseisen zugesetzt und dadurch ein mehr oder minder weiches und
schmiedbares bezieh. auch ein härteres Metall erzielt werden.
Verwendet man z.B. eine Legirung von 70 Proc. Nickel und 30 Proc. Eisen mit ganz
geringem Schwefelgehalt, so nimmt man für die Schmelzmasse 71,9 Th. Nickelschmelze,
12 Th. Mangansuperoxyd, 16 Th. Ferrocyankalium und 0,1 Th. Aluminium. Benutzt man
dagegen einen Nickelroh stein von etwa nur 25 Proc. Reingehalt mit 64 Proc. Eisen
und 11 Proc. sonstigen Beimischungen, so stellt man das Schmelzgut am geeignetsten
aus 82 Th. Nickelschmelze, 8 Th. Mangansuperoxyd und 10 Th. Ferrocyankalium
zusammen.
Die durch das beschriebene Schmelzverfahren gewonnenen Legirungen sollen sich durch
vollkommene Schmiedbarkeit und besonders auch dadurch auszeichnen, daſs sie diese
Eigenschaft selbst nach einem zweiten Umschmelzen vollständig behalten und somit
einerseits gleich schmiedbare Barren erzeugt und andererseits alle Abgänge und
miſslungenen Arbeits- bezieh. Guſsstücke wieder verwerthet werden können.
Salzsäure- bezieh. Chlorröste für Stengelfasern.
Wenn man nach R. Baur in Stuttgart (D. R. P. Kl. 29 Nr.
29646 vom 4. April 1884) auf die Stengel von Flachs u.s.w. Chlor oder
Hypochloritlösungen einwirken läſst, so wird die noch nicht verhärtete Marksubstanz
rasch und vollständig
unter Bildung von Salzsäure und Kohlensäure gelöst. So lange aber noch eine
genügende Menge von Mark vorhanden ist, bleibt die Bastzelle vollständig unverändert
und erst, wenn jenes nicht mehr der Fall, oder Chlor in allzu groſsem Ueberschusse
vorhanden ist, entstehen Chlorsubstitutionsproducte, endlich aber bei fortgesetzter
Einwirkung unter Zerstörung, d.h. Auflösung der Bastzelle, ebenfalls Kohlensäure und
Salzsäure. Der auſserordentlich wichtige und bisher nicht erklärt gewesene sogen.
„Reellprozeſs“ in der Garnbleiche ist auf diese Reaction zurückzuführen,
in welcher das Chlor zunächst durchaus keine bleichende, sondern lediglich eine Mark
auflösende Rolle spielt.
R. Baur führt nun die künstliche Röste dadurch aus, daſs
die mechanisch von Staub, Erde u. dgl. gut gereinigten, frischen oder getrockneten
Pflanzenstengel durch Quetschwalzen geführt werden, worauf man die kreuzweise
geschichteten, mäſsig beschwerten Stengel in Wasser legt, bis das letztere nicht
mehr gelb ist. Das Wasser wird dann abgelassen und frisches Wasser nachgegossen
unter Zusatz von etwa 3k concentrirter Salzsäure
für 100k Flachs. Wenn nach eintägigem Stehen die
gewöhnlichen Rösteproben nicht ansprechen, so wird die Einwirkung noch länger
fortgesetzt, oder bei starker Sättigung der Säure die Flüssigkeit abgelassen und der
Prozeſs wiederholt. Nun läſst man vollständig abtropfen und wäscht mit
Calciumcarbonat haltigem oder etwas alkalisirtem Wasser aus.
Will man noch weiter gehen und die den Bastzellen hartnäckig anhängenden Markgebilde
durch Auflösen entfernen, bezieh. die ersteren etwas anbleichen, so wird noch eine
dem Pectinsäureüberzuge weniger gefährliche Chlorung eingeschaltet, indem man
frisches Wasser, dem etwa 5 Procent vom Flachsgewichte Chlorkalk oder ein ähnliches
Hypochlorit beigemischt wurde, aufgieſst und dann auswäscht.
Bei diesem Verfahren soll man im Zeiträume von wenigen Tagen ein Röstproduct
erhalten, welches den Bast normal ablösen, mit sehr wenig Abfall sich verhecheln und
gut verspinnen läſst.
Zur Kenntniſs der Verbrennungserscheinungen.
Nach umfassenden Versuchen von G. Schlegel (Liebig's
Annalen, 1884 Bd. 226 * S. 133) verbrennt bei der Verpuffung eines Gemenges
von Chlor, Sauerstoff und einem Kohlenwasserstoffe erst dann Sauerstoff mit dem
Wasserstoffe, wenn die vorhandene Menge von Chlor nicht hinreichend ist, sich mit
der in dem Kohlenwasserstoffe enthaltenen Menge Wasserstoff zu Chlorwasserstoff zu
verbinden.
Wird ein Kohlenwasserstoff, welcher nur im Lichte von Chlor angegriffen wird, mit
überschüssigem Sauerstoffe und überschüssigem Chlor im Dunkeln zusammengebracht und
die Mischung durch den Funken entzündet, so verbrennt glatt aller Kohlenstoff zu
Kohlensäure und aller Wasserstoff zu Chlorwasserstoff. Es geht weder Chlor an den
Kohlenstoff, noch Sauerstoff an den Wasserstoff. Reicht bei überschüssigem
Sauerstoff das Chlor nicht hin zur Verbrennung sämmtlichen Wasserstoffes zu
Chlorwasserstoff, so wird der Rest des Wasserstoffes zu Wasser verbrannt. Reicht bei
überschüssigem Chlor der Sauerstoff nicht aus zur Verbrennung sämmtlichen
Kohlenstoffes zu Kohlensäure, so entsteht neben Kohlensäure auch Kohlenoxyd und zwar
um so mehr, je weniger Sauerstoff vorhanden ist. Es bildet sich in der Regel etwas
mehr Kohlensäure, als bei einer möglichst gleichförmigen Vertheilung des
Sauerstoffes auf den vorhandenen Kohlenstoff hätte entstehen können, so daſs
letzterer nicht ganz vollständig in den Verbrennungsproducten erscheint. Reicht
weder Chlor noch Sauerstoff aus, so wird Kohle abgeschieden und die Verbrennung
bleibt unvollständig.
Dieses Ergebniſs entspricht den Versuchen von C. Bötsch,
daſs bei der Verpuffung eines Gemenges von Chlor, Sauerstoff und Wasserstoff erst
dann Wasser gebildet wird, wenn das vorhandene Chlor nicht hinreichend ist, sich mit
der gesammten Menge des Wasserstoffes zu Chlorwasserstoff zu verbinden. Die
Verbrennungswärme von 1 Th. Wasserstoff zu Wasser beträgt aber 34100c, zu Salzsäure nur 22000c. Ware diese Verbrennungswärme ein wirkliches
Maſs der Affinität, so müſste bei Entzündung eines Gemisches von Chlor, Wasserstoff
und Sauerstoff der
Wasserstoff mit dem Sauerstoffe zu Wasser verbrennen: zum Mindesten aber müſste sich
mehr Wasser als Salzsäure bilden.
Ueber ammoniakalische Gährungen.
Nach A. Ladureau (Comptes rendus, 1884 Bd. 99 S. 877)
findet sich das Ferment, welches den Harnstoff in Ammoniumcarbonat verwandelt,
reichlich im Boden, ferner in der atmosphärischen Luft, sowie in dem auf und unter
dem Boden befindlichen Wasser. Es bethätigt seine Wirkung in der Barometerleere, bei
Atmosphärendruck und auch beim Drucke von 3at. Die
Harnstoffzersetzung durch dieses Ferment geht auch im Sauerstoff, Stickstoff,
Wasserstoff in der Kohlensäure und im Stickstoffoxydul vor sich.
Anästhesirende Verbindungen mit Ausnahme des Chloroforms üben keine Einwirkung auf
das Ferment aus. Um die Gährung zu hemmen, bedarf es ziemlich beträchtlicher Mengen
von antiseptischen Mitteln.
Dieses Ferment liefert den Pflanzen durch Ueberführung des Harnstoffes in
ammoniakalische Salze täglich Millionen Kilogramm von assimilirbaren
Ammoniumverbindungen und sucht Ladureau nach einem
Mittel, welches die Thätigkeit des Fermentes aufzuheben vermag, um den
beträchtlichen Stickstoff-verlust zu verhindern, welchen der Dünger durch theilweise
Verflüchtigung seines aus Harnstoff gebildeten Ammoniumcarbonates erleidet.
Zur quantitativen Bestimmung des Morphiums im Opium.
Nach Perger (Chemical News, 1884 Bd. 50 S. 155) werden
10 bis 20g Opium kurze Zeit mit einer Lösung von
15 bis 20g Bariumhydrat und 150 bis 200cc Wasser gekocht. Die Rückstände werden so lange
mit kleinen Mengen Wasser ausgekocht, bis eine Probe nach dem Verdampfen des Wassers
mit Molybdänschwefelsäure keine Morphiumreaction mehr gibt. Die filtrirte Lösung
wird mit Kohlensäure übersättigt, eingedampft, der trockene Rückstand mit absolutem
Alkohol bis zum Verschwinden der Morphiumreaction behandelt und das Filtrat
verdunstet. Der Rückstand wird mit 15cc sehr
schwacher Ammoniaklösung hingestellt, der erhaltene Niederschlag auf ein gewogenes
Filter gebracht und mit schwach ammoniakalischem Wasser gewaschen. Das Filter wird
bei 40° getrocknet, in einen unten verschlieſsbaren Trichter gebracht und mit
alkoholfreiem Chloroform mehrfach übergossen, dann das rohe Morphium getrocknet und
gewogen. Nun wird in verdünnter Essigsäure gelöst, mit einigen Tropfen
Ferrocyankalium versetzt, die Lösung mit Ammoniak übersättigt, nach 24 ständigem
Stehen filtrirt und das krystallisirte Morphium auf ein gewogenes Filter gebracht,
mit Ammoniakwasser gewaschen, bei 102° getrocknet und gewogen,
Verfahren zur Herstellung von Phenylcyanat.
Nach Angabe der Chemischen Fabrik vormals Hofmann und
Schötensack in Ludwigshafen (D. R. P. Kl. 22 Nr. 29929 vom 20. Mai 1884)
zerfällt Carbanilid bei höherer Temperatur unter der Einwirkung von Chlorkohlenoxyd
in Phenylcyanat und Salzsäure; die Umsetzung erfolgt nach der Gleichung: CO(NHC6H5)2 + COCl2 = 2HCl + 2C6H5N:CO. Dieselbe Umlagerung erfahren die Anilinsalze,
z.B. C6H5NH2HCl + COCl2 = 3HCl
+ C6H5N:CO.
Zur Darstellung des Phenylcyanates im Groſsen werden die erwähnten Stoffe in eisernen
Kesseln zum Schmelzen gebracht, dann wird bei einer Temperatur zwischen 200 und 300°
Chlorkohlenoxyd übergeleitet. In dem Salzsäurestrome geht das Cyanat in berechneter
Menge über; dasselbe besitzt nach einmaligem Destilliren den festen Siedepunkt
163°.