Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 85 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Schöpfrad zur Beförderung von Verhüttungsrückständen.
Nach dem Scientific American Supplement, 1884 * S. 7230
werden augenblicklich von der Dickson Manufacturing
Company in Scranton, Penn., 2 Schöpfräder von auſsergewöhnlich groſsen
Abmessungen gebaut. Diese Räder sind für die Kupferhütten der Calumet and Hecla Mining Company am Oberen See bestimmt
und sollen die Verhüttungsrückstände so hoch heben, daſs dieselben unter genügendem
Gefälle in den See hin abflieſsen können. Diese Räder gleichen einem Zellenrade mit
innerer Beaufschlagung und nehmen die zu beiden Seiten eines von 8 Armen getragenen
Mittelkranzes angebrachten Zellen die im Radtiefsten einflieſsenden Rückstände mit
nach oben, um dieselben nahe dem höchsten Punkte des Rades nach innen in die
Ableitung auszuschütten. Die Gesammthöhe, um welche die Rückstände gehoben werden
müssen, beträgt 12m,20. Die Achse des Rades ist
gegossen und hält etwa 760mm im Durchmesser. Auf
derselben ist eine kastenförmige Nabe ebenfalls von Guſseisen angebracht, an welche
sich die acht in Pyramidenform nach Art der schmiedeisernen Brückenpfeiler als
Gitterträger zusammengenieteten Arme anschlieſsen; letztere tragen den aus 16
Stücken zusammengesetzten Mittelkranz des Rades, welcher auf dem äuſseren Umfange
mit einer Verzahnung von 117mm,4 Theilung versehen
ist. Die 352 Zähne sind nicht gegossen, sondern erst nach dem vollständigen
Zusammenbaue des Rades nach sorgfältiger Eintheilung gefräst worden, wodurch eine
genaue Rundung des Zahnkranzes gewährleistet ist. An den Mittelkranz sind alsdann
die gegen einander ganz unabhängigen Zellenkränze aus Eisenblech verschraubt. Eine
besondere Versteifung gegen Seitenschwankungen wird durch je 16 von dem Mittelkranze
nach zwei auf die Enden der Achse aufgesteckten Ringen ausgehende Spannstangen
erreicht.
Dieses Rad, welches ein Gewicht von über 62t hat,
wird an Ort und Stelle mittels eines in die Verzahnung des Kranzes greifenden
Getriebes aus Stahl durch eine Dampfmaschine von 175e mit 8 Umgängen in der Minute gedreht und befördert in dieser Zeit 36cbm,35 (8000 Gallonen) Rückstände auf die
angegebene Höhe. Die Herstellungskosten belaufen sich auf rund 200000 M.
Schornstein-Aufsatz von J. Keidel in Berlin.
Um die Ausmündung eines Schornsteines vor den ungünstigen Einwirkungen äuſserer
Windströme auf die abziehenden Rauchgase zu schützen, um also ein Zurückdrängen der
letzteren und damit das Rauchen der betreffenden Feuerungsanlagen zu verhüten, sind
in den letzten Jahren zahlreiche Schornsteinaufsätze empfohlen worden; eine
neuerdings von J. Keidel in Berlin angegebene
Construction erscheint zweckentsprechend gestaltet zu sein. Dieser
„Exact-Dellector“ genannte Apparat wird in zwei Formen aus starkem
Zinkblech ausgeführt, um die bei Verwendung von Eisenblech notwendigen
Verbindungsnieten und Schrauben zu vermeiden, welche sonst besondere Angriffspunkte
für Rost abgeben. Beide Formen werden fest auf dem Schornsteinrohre angebracht und
haben keine beweglichen Theile. Die eine Construction ist so getroffen, daſs die
äuſseren Windströmungen nicht saugend auf den Schlot wirken, sondern derart
abgelenkt werden, daſs ein ruhiges, vom Winde nicht beeinfluſstes Ausströmen der
Rauchgase entsteht. Das die Fortsetzung des Schlotes bildende Blechrohr erweitert
sich nach oben, so daſs die Rauchgase mit verminderter Geschwindigkeit, geschützt
durch den umgebenden kugelförmigen Mantel, austreten. Die zweite Form zeigt eine über
der Schlotmündung angebrachte, nach unten und oben sich erweiternde Düse, deren
Flächen den in beliebiger Richtung beiströmenden Wind derart ablenken sollen, daſs
derselbe saugend auf den Schlot wirkt, die Geschwindigkeit der aufwärts sich
bewegenden Rauchsäule also vermehrt. Diese saugende Einrichtung wird sich für
Schornsteine empfehlen, welche die Abzüge zu vieler Feuerungsanlagen aufnehmen, so
daſs eine gesteigerte Abströmungsgeschwindigkeit den Mangel an Schlotquerschnitt
ausgleichen muſs; auch als Sauger zur Entfernung von Abluft aus Ställen,
Fabrikräumen, Latrinen u.a. kann diese Einrichtung zweckmäſsig sein.
Textabbildung Bd. 255, S. 86
Der nach unten in eine Spitze auslaufende Deckel dient zur Führung der austretenden
Gase sowie zur Abhaltung des Windes und wird theilweise mit Sand gefüllt, um das
Abheben durch Windstöſse zu verhüten. Ferner ist der Deckel so aufgehängt, daſs
derselbe zur bequemen Reinigung des Schornsteines um ein Gelenk aufgeklappt werden
kann. Sollte das Zuklappen des Deckels versäumt werden, so wirft ein leichter
Windstoſs denselben zu. Die beiden Formen des Schornsteinaufsatzes werden mit rundem
oder quadratischem Querschnitte ausgeführt.
Telegraphen-Isolatoren aus Papiermasse.
Ch. Hinsdale in Cleveland, Ohio (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
27870 vom 31. Oktober 1883) will Telegraphen-Isolatoren durch Eingieſsen einer Masse
aus Papierstoff, welche mit flüssiger Kieselsäure oder Wasserglas gemengt ist, in
entsprechende Formen herstellen. Noch während die Masse in der Form sich befindet,
wird in dieselbe ein Gewinde eingeschnitten, um den fertigen Isolator auf seinem
Halter befestigen zu können. Die Form ist entweder porös, oder mit Löchern versehen,
so daſs beim Pressen das Wasser aus der Masse austreten kann.
Telephon mit elektro-elektrischer Induction.
Anstatt einer Platte aus magnetisirbarem Metalle gegenüber Magnetpolen befestigen E. George, F. A. Pocock, J. S. Muir und J. S. Muir jun. in London (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 28861
vom 12. September 1883) in dem Mundstücke ihres Telphons mittels zweier kreuzweise
gespannter Drähte eine Scheibe aus Holz, Kork, Vulcanit o. dgl., an deren Rückseite
ein Stift aus nicht magnetischem Material e sitzt und
eine eiserne, mit isolirtem Drahte bewickelte Spule trägt. Diese Spule, welche so
mit die durch die Schallwellen erzeugten Schwingungen der Scheibe mitmacht, kann
sich in achsialer Richtung frei innerhalb einer zweiten Spule hin- und herbewegen,
welche an einem Brette oder sonstwie festgemacht, in die Leitung eingeschaltet und
vom Strome einer Batterie durchflossen ist. Durch die Bewegungen der entweder von
einer besonderen Batterie erregten, oder mit der zweiten verbundenen ersten Spule,
welche als Elektromagnet wirkt, werden in dem Linienstrome Schwankungen
hervorgebracht, welche den Schallwellen entsprechen.
Zur Erkennung der Luftfeuchtigkeit.
W. Rücken in Liebenwalde (D. R. P. Kl. 42 Nr. 28520 vom
20. December 1883) empfiehlt zur Anzeige der Luftfeuchtigkeit Gemische von Gelatine
mit Chlorkobalt, Chlorkupfer und salpetersaurem Nickeloxydul. Ein Gemenge von 1 Th.
Chlorkobalt, 10 Th. Gelatine und 100 Th. Wasser gibt blaue, von 1 Th. Chlorkupfer,
10 Th. Gelatine und 100 Th. Wasser gibt gelbe, von 1 Th. Chlorkobalt, 0,75 Th.
salpetersaurem Nickeloydul, 0,25 Th. Chlorkupfer, 20 Th. Gelatine und 200 Th. Wasser
liefert grüne Farben.
Wenn man Tapeten und Fensterscheiben damit überzieht, so erlangen dieselben die
Eigenschaft, lichtregulirend zu wirken, indem die Flächen bei trübem Wetter farblos
sind, bei hellem lichtdämpfende Farben hervorbringen.
Zur Herstellung von Glastransparenten, welche sich selbst färben, löst man 2g Gelatine in 12cc Wasser und überzieht damit die Rückseite des Transparentes, am
passendsten eine Landschaft von 150qc
Flächeninhalt. Noch feucht trägt man die Präparate auf die erstarrte Gelatine, von
welcher man 1 Th. in 3 Th. Wasser gelöst hat, mit dem Pinsel auf.
Verfahren zum Conserviren von Fleisch.
Nach dem Verfahren von Closset (Austria, 1884 S. 612) wird das rohe Fleisch
in eine Lösung von unterschwefligsaurem Natrium getaucht und dann in luftdicht
verschlieſsbaren Gefäſsen einer Atmosphäre ausgesetzt, welcher der Sauerstoff und
die Fäulniſs verursachenden Keime dadurch entzogen sind, daſs man Luft durch mehrere
erhitzte Glasröhren, welche theils grob gestoſsene Holzkohle, theils eine Mischung
von Holzkohle und Schwefel enthalten, leitet. Derart conservirtes Fleisch wurde auf
der Amsterdamer Ausstellung, nachdem es 45 bis 50 Tage in verschlossenen
Glasgefäſsen im Ausstellungspalaste gestanden, im Geschmacke als gut und normal
befunden; namentlich war es ohne Geruch und hatte seine normale Farbe und
Elasticität behalten.
Nach O. Syllwasschy in Eilerbeck (D. R. P. Kl. 53 Nr.
28752 vom 9. Februar 1884) werden Fischwaaren schwach
vorgeräuchert und eingesalzen versendet. Zum Gebrauche werden dieselben
ausgewässert, schnell getrocknet und dann erst vollständig durchgeräuchert.
Zur Verarbeitung von Cölestin.
W. Moody in Westham, England
(Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 12 vom 17. Februar 1884) will das durch
Glühen von Cölestin mit Kohle erhaltene Sulfid noch heiſs mit Wasser mischen, so
daſs es eine dünne breiartige Masse bildet. Zu dieser fügt Moody Aetznatron oder Aetzkali in genügender Menge hinzu, um eine
Verbindung desselben mit dem Schwefel des Sulfides herzustellen. Das nach dem
Erkalten krystallisirte Strontianhydrat wird umkrystallisirt und getrocknet.
Die übrig gebliebene Alkalilösung kann concentrirt werden, um das Hydrosulfid
auskrystallisiren zu lassen; dieselbe kann auch auf irgend eine bekannte Weise mit
Schwefligsäure behandelt werden, um eine Absorption der Lösung zu veranlassen, unter
Bildung von unterschwefligsaurem Salz und Fällen von Schwefel.
Zur Gewinnung von Schwefelsäure aus Gyps.
Erhitzt man nach Scheurer-Kestner (Comptes rendus, 1884 Bd. 99 S. 876) 2 Th. Calciumsulfat
und 1 Th. Eisenoxyd bis zur hellen Rothglut, so wird aller Schwefel ausgetrieben.
Zuerst entweicht Schwefelsäureanhydrid, später Schwefligsäure und Sauerstoff. Durch
Zusatz von Chlor und Fluorcalcium wurde die Zersetzung des Schwefelsäureanhydrids
bedeutend vermindert, aber die Tiegel zeigten sich einer solchen Mischung gegenüber
nicht widerstandsfähig genug. Wendet man statt des Calciumsulfates die Sulfate
anderer zweiwerthiger Metalle an, so verläuft die Einwirkung ähnlich, so z.B. bei
Anwendung von Bleisulfat, welches diese Umsetzung bei niedrigerer Temperatur wie das
Calciumsulfalt einzugehen scheint, ebenso von Magnesiumsulfat.
Ueber die Trennung von Nickel und Zink.
Zur Gewinnung eines von Nickel freien Schwefelzinkes verdampft Th. Moore (Chemical News,
1884 Bd. 50 S. 151) die Lösung der beiden Metalle bis zur Entfernung des
Säureüberschusses, löst in 20 bis 25cc Wasser und
fällt mit Schwefelammonium aus. Der Niederschlag wird unter Erwärmen in Cyarikalium
gelöst, auf 250cc verdünnt, nach Zusatz einer
Lösung von Natriumacetat mit Essigsäure angesäuert und zum Sieden erhitzt. Das
ausfallende Zinksulfid läſst man absetzen und wäscht mit Natriumacetat und
Schwefelwasserstoff haltendem Wasser aus. Das Filtrat wird mit Königswasser zur
Trockne verdampft, der Rückstand in Wasser gelöst und das Nickel in bekannter Weise
abgeschieden.
Verfahren zur Herstellung von Jodoform, Bromoform und
Chloroform.
Die Chemische Fabrik auf Actien vormals E. Schering in
Berlin (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 12 vom 23. September 1884) empfiehlt
die Darstellung von Jodoform, Bromoform und Chloroform auf elektrolytischem Wege aus den entsprechenden Halogenverbindungen der
Alkalien und alkalischen Erden bei Gegenwart von Alkohol, Aldehyd oder Aceton in der
Wärme. Man löst z.B. zu diesem Zwecke 50k
Jodkalium in etwa 300k Wasser und setzt zu dieser
Lösung ungefähr 30k Alkohol von 96 Proc. Diese
Lösung wird in einem Gefäſse unter fortwährendem Einleiten von Kohlensäure in der
Wärme elektrolysirt. Das gebildete Jodoform scheidet sich dann als krystallinisches
Pulver ab.
Zur Gewinnung von Jodoform in groſsen Krystallen löst man das Jodkalium in etwa
20procentigem Alkohol und elektrolysirt, wie angegeben.
Zur Gewinnung von Bromoform bezieh. Chloroform elektrolysirt man die entsprechenden
Halogenverbindungen, wie beim Jodoform angeführt, nur unterbleibt das Einleiten von
Kohlensäure.
Ueber die Zusammensetzung des Wollfettes.
Nach A. Buisine (Bulletin de la
Société chimique, 1884 Bd. 42 S. 201) enthält Wollfett auch
Cerotinsäureceryläther. Zur Gewinnung desselben wurde Wollfett bei 100° mit
alkoholischer Kalilösung verseift, der Alkohol abdestillirt. die Barytseife
hergestellt, diese getrocknet, mit Aetheralkohol und dann mit siedendem Alkohol
behandelt. Aus der Lösung wird der Cerylalkohol als schwerer löslicher wie die
anderen gewonnen. Die alkoholischen Mutterlaugen enthalten noch andere
krystallisirbare Fettalkohole, welche wahrscheinlich niedere Homologe des
Cerylalkoholes sind.
Die fetten Säuren enthalten Cerotinsäure, welche aus der Barytseife abgeschieden
werden kann. Die am schwersten verseifbaren Theile des Fettes sind besonders reich
an Cerotinsäure.
Ueber die Herstellung von reinem Thiophen.
Um aus Theerbenzol reines Thiophen abzuscheiden, wurden nach V. Meyer (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1884 S. 2641)
2000k reines, innerhalb der Grenzen eines
halben Grades siedendes Theerbenzol während 6 Stunden mit 100k concentrirter Schwefelsäure andauernd
geschüttelt und die 90k betragende schwarze
Säureschicht abgesondert. Von dieser Säure wurden 20k in üblicher Weise auf Bleisalz verarbeitet und so 3k,2 eines Rohsalzes gewonnen, welches bei der
trockenen Destillation mit Salmiak chemisch reines Thiophen lieferte. Aus je 1k des Bleisalzes wurden 135g Thiophen erhalten. Das verarbeitete Benzol gibt
also schlieſslich 1944g reines Thiophen (vgl. 1883
249 231).
Isocyanür in den Vorläufen der Rohbenzindestillation.
E. Nölting (Bulletin de Mulhouse, 1884 S. 461)
bestätigte in den leichten Benzinen – dem Vorlaufe (têtes) der Destillation des rohen Benzines – die Anwesenheit eines
Isonitrils (wahrscheinlich Methyl- oder Aethylisocyanür) und geht aus seinen
Untersuchungen hervor, daſs trotz der geringen Menge des darin enthaltenen giftigen
Stoffes die betreffenden Benzine unter Umständen bei ihrer industriellen Verwendung
ernste Vergiftungserscheinungen hervorrufen können. Ein derartiger Fall wurde in
Thann (Elsaſs) festgestellt; ein Arbeiter, damit beschäftigt, Stoff mit
Benzin-Kautschuklösung zu überziehen (um sog. „kautschukirte“ Tücher für den Rouleauxdruck darzustellen), hatte
während einiger Zeit die daraus abdunstenden Isonitril haltigen Dämpfe eingeathmet
und starb von den Wirkungen dieses Blausäure ähnlichen Giftes.
Eine Behandlung mit Säure würde die leichten Benzine von dieser gefährlichen
Verunreinigung befreien.