Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 43 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Sturm als Ursache eines Eisenbahn-Unfalles.
Der am Morgen des 10. December in Wien und Umgebung tobende Orkan hatte auf der
Wien-Aspang-Eisenbahn einen ernsten Unfall zur Folge. Der um ½7 Uhr früh von Wien
abgegangene Personenzug, welcher aus 9 Wagen bestand, befand sich um 8 Uhr, also
nachdem er in 1½ Stunden kaum mehr als 18km
zurückgelegt hatte, nächst der Station Biedermannsdorf, als ein heftiger Windstoſs
die 4 letzten Wagen, welche nur schwach oder gar nicht besetzt waren, aus dem
Geleise hob und über den etwa 5m hohen Damm
hinabwarf. Zum Glücke riſs dabei die Kuppelungskette und blieben die vorderen Wagen,
welche stark besetzt waren, auf dem Geleise stehen. In den abgestürzten Wagen
befanden sich 5 Fahrgäste, von welchen zwei schwer verletzt wurden; auſserdem erlitt
auch der Zugschaffner eine lebensgefährliche Verletzung.
Man kann aus diesem Unfälle ungefähr auf die Stärke des Sturmes
zurückschlieſsen.Vgl. Sturmgeschwindigkeit bezieh. Winddruck 1881 241 73. 242 227. Die
abgestürzten Wagen, welche der Raab-Oedenburger-Bahn gehörten, waren 3 Personenwagen
(Coupewagen) und ein leerer Lastwagen. Die nur mit höchstens 2 bis 3 Personen
besetzten Personenwagen haben ein Gewicht von durchschnittlich je 8500k, der Lastwagen wiegt 6000k; die dem Winde dargebotene Fläche beträgt bei
einem Personenwagen ungefähr 15qm, beim Lastwagen
etwa 16qm,5. Der Hebelsarm des Winddruckes kann zu
2m,0 angenommen werden. Hiernach ergibt sich
aus dem Umwerfen eines Personenwagens ein Winddruck von (8500 × 0,75) : (2 × 15) =
211k auf 1qm, während für das Umwerfen des Lastwagens, wenn auf die Kuppelung keine
Rücksicht genommen wird, schon ein Druck von (6000 × 0,75) : (2 × 16,5) = 136 k/qm ausgereicht
hat. Der Winddruck dürfte sonach thatsächlich eine zwischen den beiden Ziffern
liegende Stärke gehabt haben. Die meteorologische Reichsanstalt gibt an, daſs der
Sturm eine maximale Geschwindigkeit von 130km in
der Stunde (36m secundlich) erreicht hat; dies
würde nach der Formel w = 0,13v2 einem Drucke von etwa 168 k/qm entsprechen.
Der Sturm gehörte zu den stärksten Orkanen, welche seit Jahren in der Wiener Gegend
beobachtet wurden. (Nach dem Wochenblatt des
Oesterreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1884 S. 336.)
Amerikanische Oelkanne mit Lampe.
Aehnlich wie Will. Roberts bezieh. E. Girouard (vgl. 1876 220 *
127) Oelkannen mit Lämpchen verbunden haben, um das Schmieren schwierig zugänglich
und ungünstig beleuchteter Zapfenlager zu erleichtern, so ist nachstehend veranschaulichte Einrichtung
eigens für Locomotivführer bestimmt, welche beim
Gebrauche dieser Oelkanne im Dunkeln eine Hand zum Oeffnen der Schmierdeckel u. dgl.
frei behalten. Durch ein stark convexes Glas werden die Lichtstrahlen nach der
Ausfluſsstelle des Oeles hin concentrirt. Im Uebrigen kann die Kanne selbst eine
beliebige Einrichtung erhalten; hier ist z.B. die bekannte Ventilregelung für den
Ausfluſs beim Oelen angebracht, um Oelverluste möglichst zu verhüten.
Textabbildung Bd. 255, S. 44
Elektrischer Betrieb von Lüftungsapparaten.
Der Betrieb von Sauggebläsen, welche bei Lüftungsanlagen zum Zwecke der künstlichen
Entfernung verbrauchter Luft angewendet werden, macht gewöhnlich gröſse
Schwierigkeiten, wenn diese Sauger hoch gelegen, also z.B. im Dachraume aufgestellt
sind und wenn diese Apparate in gröſserer Zahl im Gebäude an verschiedenen Stellen
desselben sich befinden. Für diese Fälle gibt die Uebertragung von der
Betriebsmaschine durch Treibseile, wie solches gebräuchlich ist, oft eine sehr
umständliche Anlage, wogegen in der elektrischen Energieübertragung ein Mittel
vorhanden ist, die Betriebseinrichtung in den genannten Fällen sehr einfach zu
gestalten.
Wie nun in den Annales industrielles, 1884 Bd. 2 S. 514
und 641 bezieh. der Revue industrielle, 1884 S. 435
berichtet wird, ist eine solche Anlage von der Compagnie
électrique für das Pariser Stadthaus mit Erfolg ausgeführt worden. Hierbei
wird der elektrische Strom durch zwei von zwei Dampfmaschinen getriebene Gramme'sche Dynamomaschinen erzeugt, von welchen jede
zum Betriebe 4e braucht. Diese Dynamomaschinen
laufen mit 1250 Umdrehungen in der Minute; ihre Stromstärke beträgt je 50 Ampere bei
einer Potentialdifferenz an den Klemmen von 110 Volt. Es werden 35 in verschiedenen
Sälen des Gebäudes angeordnete Sauger getrieben, indem jeder derselben mit einem
Elektromotor nach Gramme'schem System versehen ist;
diese Maschinen laufen mit 1450 bis 1750 Umdrehungen in der Minute und die
Entfernung der Elektromotoren von den Dynamomaschinen beträgt 130 bis 155m. Eine ähnliche Anlage wird von der genannten
Gesellschaft auch für die Lüftung der Säle der neuen Centralschule für Kunst und
Gewerbe in Paris ausgeführt.
Ausbreitung der elektrischen Beleuchtungsanlagen.
Nach einer Veröffentlichung der Deutschen Edison-Gesellschaft
für angewandte Elektricität in Berlin sind bis zum 15. November 1884
bereits 128 Anlagen mit Edison'scher
Glühlichtbeleuchtung versehen worden, mit 169 Dynamomaschinen, welche beiläufig
einen Aufwand von 2500e erfordern und nahezu 22000
Glühlampen speisen. (Es sind in diesen Ziffern die von den Licenzträgern
ausgeführten Anlagen nicht inbegriffen.) An der Spitze der Industrien, welche in der
Einführung des elektrischen Lichtes einen groſsen Fortschritt erblicken, weil es die
Fabrikation erleichtert, verbessert, gegen Feuersgefahr sicherstellt und die Kosten
derselben ermäſsigt, steht die Textil-Industrie mit
nicht weniger als 2837 Glühlampen, welche in 21 Fabriken vertheilt sind. An
Lampenzahl der vorigen überlegen, erreicht die Ziffer der mit elektrischem Glühlicht
beleuchteten Zuckerfabriken (17 Anlagen mit 3520
Lampen) nicht ganz die gleiche Höhe, obgleich diesen Fabriken, welche den Abdampf
der Maschinen vortheihaft verwerthen, ebenfalls billige motorische Kräfte zur
Verfügung stehen. Aus noch einem anderen Grunde eignet sich das elektrische
Glühlicht auch besonders für Mühlen, in denen die
leichte Entzündlichkeit des Mehlstaubes zur Anwendung umfassender
Vorsichtsmaſsregeln zwingt und für welche daher die
Feuerversicherungs-Gesellschaften den Besitzern die Einführung des Glühlichtes
empfehlen. Schnellen Eingang hat sich endlich das Glühlicht in Gastwirthschaften,
Vereinshäusern, Theatern und in allen Räumen verschafft, in denen sich die bisherige
Gasbeleuchtung wegen
ihrer groſsen Wärmeentwickelung und Erzeugung gesundheitsschädlicher Gase als
besonders unzuträglich erwiesen hatte.
Zur Beleuchtung von Straſsen und Plätzen, groſsen und hohen Fabrikräumen verwendet
die genannte Gesellschaft ausschlieſslich die Bogenlichteinrichtungen von Siemens und Halske, von welchen bereits auch eine
beträchtliche Anzahl ausgeführt worden ist. Die groſsen Berliner Centralstellen, von
denen Jedermann elektrischen Strom – gerade wie das Gas – beziehen kann, werden ohne
Zweifel die elektrische Beleuchtung noch populärer als die isolirten, den Blicken
des Publikums meist entzogenen Anlagen machen und damit zu der allgemeineren
Einführung wesentlich beitragen.
Nach anderen Mittheilungen sind in den letzten 6 Jahren in Deutschland 6000
Dynamomaschinen im Werthe von etwa 14 Mill. Mark erzeugt worden. Zu denselben
gehören etwa 20000 Bogenlichtlampen im Werthe von 5 Mill. Mark. Die Gesammterzeugung
der elektro-technischen Industrie Deutschlands wird auf nahezu 24 Mill. Mark
geschätzt. Hauptsitz derselben ist Berlin, wo etwa 1200 Arbeiter beschäftigt sind.
Nächst Berlin kommen Nürnberg, dann Köln, Stuttgart, Magdeburg, München, Hamburg
u.s.w.
Roussy's Regulator für Glühlampen.
Zur Regulirung der Lichtstärke jedes unter einer gröſseren Anzahl (Edison'scher) Glühlichter verwendet E. L. Roussy in Vevey in seinen Mühlen nach L'Ingenieur Conseil, 1884 * S. 86 einfach stark
zusammengedrücktes Kohlenpulver (nach anderen Mittheilungen eine Mischung von
Kohlenpulver mit Quecksilber), welches in eine cylindrische Höhlung im Inneren des
Lampenträgers eingestopft ist und mittels einer Preſsschraube mehr oder weniger
kräftig zusammengepreſst werden kann, wodurch nach Ausweis sorgfältiger Versuche der
Widerstand für den Strom in der Lampe und somit die Lichtstärke verändert werden
kann, während durch die Erwärmung des Pulvers der Widerstand sich nicht ändert. – In
ähnlicher Weise ist früher schon im Stanley'schen
Regulator eine Anzahl über einander gelegter Kohlenplatten benutzt worden, welche
mehr oder weniger stark zusammengepreſst wurden, wobei jedoch die zu Folge der
Erwärmung eintretende Ausdehnung der Platten in der Achsenrichtung und die daraus
entspringende Zusammendrückung derselben sich als störend erwies und den Regulator
sehr unzuverlässig machte.
Hochhausen's Regulirung dynamo-elektrischer Maschinen.
Die je nach der Stromstärke der Maschine erforderlich werdende Aus- oder Einschaltung
einzelner Windungen der erregenden Magnete, durch welche die Stärke des magnetischen
Feldes verändert wird, bewirkt A. Hochhausen in
New-York (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 27673 vom 17. Juni 1883, abhängig von Maxim * D. R. P. Nr. 20465, vgl. 1884 253 * 491) durch einen mittels einer eigenen
Schaltvorrichtung einzuschaltenden besonderen Elektromotor, dessen Ankerachse einen
auf 2 Contactreihen schleifenden Contactarm trägt. Von den Contacten führen Drähte
nach den einzelnen Spulen der erregenden Elektromagnete der Maschine.
Ueber die Aufbewahrung angefrorener Kartoffeln.
Angefrorene Kartoffeln, welche gedämpft und dann in Silos aufbewahrt wurden, verloren
nach Fittbogen's Mittheilung in der Milchzeitung, 1884 S. 807 ganz erheblich an Nährwerth,
da durch das Lagern von den vorhandenen Bestandtheilen der Kartoffeln zerfielen:
In 50 Tagen
76 Tagen
140 Tagen
Eiweiſs
22,2
Proc.
35,0
Proc.
34,6
Proc.
Nichteiweiſs
–
29,8
94,3
Stickstoff haltige Substanz in Summe
15,8
34,7
42,5
Kohlehydrate von der Formel des Stärke- mehles
17,4
18,4
25,0
Zellstoff
–
28,0
26,9
Fett
57,1
59,1
87,0
Nichtbest, Stickstoff freie Extractstoffe
–
3,5
3,8
Organische Gesammttrockensubstanz
13,4
18,3
22,4
Sonach verhütet das Einmachen in Silos zwar das gänzliche Verderben der gefrorenen
Kartoffeln, ist aber von sehr empfindlichen Verlusten an Nährstoffen begleitet.
Verwerthung der Maikäfer zur Düngung.
Nach einem Vorschlage von F. A. Wolf in Heilbronn werden
die trocken gesammelten Maikäfer in ein Faſs gefüllt, mit etwa 30g Schwefelkohlenstoff übergossen und dieses sofort
mit einem Deckel möglichst luftdicht bedeckt. Nach 10 bis 20 Minuten sind die Thiere
getödtet.
In der Fabrik werden die Maikäfer in möglichst frischem Zustande in die Darre
gebracht und 5 Stunden lang einer Hitze von 60° ausgesetzt- dieselben haben in der
Zeit etwa 65 Procent ihres Gewichtes durch das abgedampfte Wasser verloren und
können in diesem Zustande jahrelang aufbewahrt werden, ohne daſs die organischen
Substanzen sich zersetzen und ein Ammoniakverlust entsteht. Das Maikäfermehl als
Düngmittel wird mit einem Gehalte von 11 bis 12 Proc. Stickstoff, 1 bis 2 Proc.
Phosphorsäure und 1 bis 2 Proc. Kali, als Futtermittel mit etwa 38 Proc.
verdaulichem Eiweiſs und 10 Proc. verdaulichem Fett in den Handel gebracht. Von der
Gewinnung des Maikäferfettes muſste vorerst Abstand denommen werden, weil ein Nutzen
nicht vorauszusehen war. (Vgl. 1868 188 343).
Ueber die Bildung des Zuckers in den Rüben.
Versuche von A. Girard (Comptes
rendus, 1884 Bd. 99 S. 808) bestätigen, daſs die Saccharose in den Blättern
der Zuckerrüben unter der Einwirkung der Lichtstrahlen gebildet wird und dann erst
nach der Wurzel wandert. Im September 1884 hatten z.B. Blätter von 4 benachbarten
Rüben, halb am 24. um 4 Uhr Nachmittags, der Rest am 25. um 4 Uhr Morgens
untersucht, folgende Zusammensetzung:
Tag
Nacht
Tag
Nacht
Tag
Nacht
Tag
Nacht
Saccharose
1,42
0,45
2,10
0,29
0,45
0,12
1,13
0,67
Reducirender Zucker
2,91
2,40
2,33
1,33
1,68
1,17
2,73
2,25
Saccharose auf 100 Glucose
48
18
90
21
26
10
41
30.
Ein fernerer Versuch wurde in der Weise angestellt, daſs von 10 Rüben desselben
Feldes je 3 kräftige Blätter Nachmittags um 4 Uhr und Morgens um 4 Uhr untersucht,
auſserdem aber je 3 Blätter derselben Rüben einen Tag über in einem mit Wasser von
geringem Salzgehalte gefüllten Gefäſse den Sonnenstrahlen ausgesetzt und dann
ebenfalls Nachmittags um 4 Uhr analysirt wurden; auch im letzteren Falle hatte eine
reichliche Zuckerbildung stattgefunden, obwohl die Blätter vom Stamme entfernt
waren.
Zur Kenntniſs des Safrans.
Durch Destillation von mit Wasser übergossenem Safran im Kohlensäurestrome und
Ausschütteln des Destillates mit Aether, welcher dann ebenfalls im Kohlensäurestrome
verflüchtigt wurde, erhielt R. Kayser (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S.
2230) ein gelbliches ätherisches Safranöl, welches
leicht Sauerstoff aus der Luft aufnimmt und dessen Zusammensetzung der Formel C10H16
entspricht.
Zur Gewinnung des Safranfarbstoffes, Crocin, wurde der
mit Aether erschöpfte Safran bei gewöhnlicher Temperatur mit Wasser ausgezogen,
dieser Auszug dann mit Knochenkohle, welche mit Salzsäure und Weingeist gereinigt
war, geschüttelt, wobei der Farbstoff fast vollständig von der Kohle aufgenommen
wird. Hierauf wurde filtrirt und die Farbstoff haltige Kohle ausgewaschen, bei
mäſsiger Wärme getrocknet, darauf mit 90 procentigem Weingeist ausgekocht und
filtrirt. Nach Entfernung des Weingeistes hinterbleibt eine spröde gelblichbraune
Masse, welche ein rein gelbes Pulver liefert. Das so erhaltene Crocin ist leicht
löslich in Wasser und verdünntem Weingeist, wenig in absolutem Alkohol, nur
spurweise in Aether. Concentrirte Schwefelsäure gibt eine tiefblaue Lösung, welche
nach kurzer Zeit violett, hierauf kirschroth und schlieſslich braun wird.
Salpetersäure (von 1,4 sp. G.) gibt gleichfalls zuerst eine tiefblaue Lösung, welche jedoch
fast augenblicklich wieder verschwindet und in braun übergeht. Salzsäure (von 1,120
sp. G.) gibt eine gelbe Lösung ohne Farbenveränderung. Bleiessig, Kalkwasser und
Barytwasser geben bei gewöhnlicher Temperatur in einer wässerigen Crocinlösung keine
Fällung, welche jedoch sofort beim Erwärmen eintritt, unter gleichzeitiger
Zersetzung des Crocins in Crocetin und Zucker. Die Zusammensetzung des bei 100°
getrockneten Crocins entspricht der Formel C44H70O28.
Behandelt man eine wässerige Crocinlösung mit Salzsäure im Kohlensäurestrome, so
entfärbt sich die Lösung unter Ausscheidung orangefarbener Flocken von Crocetin, C34H46O9. Es bildet nach
dem Trocknen ein hochrothes Pulver, welches in Wasser nur spurenweise, leicht in
Alkohol und Aether löslich ist. Diese Spaltung des Crocins in Crocetin und Zucker,
Crocose genannt, geschieht somit nach der
Gleichung: 2C44H70O28 + 7H2O = C34H46O9 + 9C6H12O6.
Bei längere Zeit fortgesetzter Behandlung des getrockneten Safrans mit reinem Aether
im Extractionsapparate treten allmählich in dem Aetherkölbchen reichliche
krystallinische Ausscheidungen auf; dieselben werden durch Filtration von dem Fette
und ätherisches Oel enthaltenden Aether befreit, dann nach dem Auswaschen mit reinem
Aether mit dem Filter zerrieben, nochmals in den Aetherextractionsapparat gebracht
und wieder längere Zeit mit demselben Aether behandelt. Es scheiden sich alsdann in
dem Aetherkölbchen allmählich schöne farblose Krystalle aus, welche durch Abgieſsen
von Aether befreit und über Schwefelsäure getrocknet werden. Die so erhaltenen
prismatischen Krystalle besitzen einen bitteren, charakteristischen Geschmack,
welcher lange auf der Zunge haften bleibt. Das Safranbitter löst sich sehr leicht in Wasser und Weingeist, weniger leicht
in Chloroform, wenig in Aether. Die Krystalle schmelzen bei 75° linzersetzt zu einer
wasserhellen Flüssigkeit. Die Zusammensetzung dieses Picrocrocins entspricht der Formel C38O66Ol7. Beim Erwärmen
mit Bleiessig, Kalkwasser oder Säuren zerfällt es unter Bildung von Safranöl nach
der Gleichung: C38H66O17 + H2O = 3C6H12O6 + 2C10H16.
Zur Untersuchung von Cacao.
Zur Nachweisung von Cacaoschalen in Chocoladen und Cacao ist die mikroskopische
Auffindung von Spiralgefäſsen keineswegs ausreichend, da nach L. Legler (Repertorium für
analytische Chemie, 1884 S. 345) auch die Bohnen Spiralgefäſse enthalten.
In ähnlicher Weise bietet auch die Holzfaserbestimmung Unsicherheiten, so lange es
sich um Nachweis verhältniſsmäſsig geringer Mengen vom Schalenzusatz handelt, ein
Umstand, der sowohl durch die nicht unbedeutenden Unterschiede im Cellulosegehalte
der einzelnen Cacaosorten, als auch durch die verschiedenen angewendeten
Holzfaser-Bestimmungsmethoden unter Benutzung bereits vorhandener Analysenwerthe
bedingt wird. Holzfaserbestimmungen nach der von Henneberg und Stohmann angegebenen Methode,
welche ein ½stündiges Kochen der entfetteten Masse mit 1,25 procentiger
Schwefelsäure, hierauf ein solches mit 1,25 procentiger Kalilauge und Auswaschen mit
Alkohol und Aether vorschreibt, ergaben für Schalen 10,23 bis 16,16 Proc.,
ungeröstete Bohnen 2,14 bis 3,09 Proc. Zellstoff.
Neuerung im Färben von aus Baumwolle und Seide gemischten und
anderen Fabrikaten.
Im Journal of the Society of Chemical Industry, 1884 S.
568 ist ein Verfahren von W. Clarke und H. T. Tansley in Nottingham (Englisches Patent, 1884
Nr. 7869) beschrieben, um Baumwolle und Seide mit einander gemischt ebenso
gleichmäſsig zu färben wie jede der beiden Fasern im vereinzelten Zustande.
Die Waare wird in einer Seifenlösung gekocht, wie diese sonst beim Färben der Seide
allein angewendet wird. Hierauf zieht man dieselbe heraus und neutralisirt das Bad
derart mit einer Säure, daſs es noch schwach alkalisch bleibt. Würde die Flotte
sauer gemacht, so würde die Baumwolle beim nachherigen Färben unverändert bleiben.
Man fährt nun wiederum mit der Waare ins Bad bei Siedehitze und fügt den Farbstoff
nach und nach zu, indem man vor jeder Zugabe die Gewebe zurückzieht. Die Seide nimmt
eine dunklere Färbung an
wie die Baumwolle, so daſs das Muster sich auf dunklem oder hellem Grunde abhebt; je
nachdem die Seide oder die Baumwolle den Grund bildet. – Das Ganze kommt also auf
eine „Animalisation“ der Baumwolle durch Fettsäure heraus; die Zahl der bloſs
durch fette Säure in angegebener Weise, ohne Zuzug
einer anderen Beize, fixirbaren Farbstoffe wird jedoch eine beschränkte sein und die
Befestigung auſserdem auf groſse Beständigkeit nicht Anspruch machen können. Das von
O. Breuer angegebene Verfahren (1884 251 560) zur Erreichung desselben Zweckes ist jedenfalls
vorzuziehen.
Verfahren, um Gewebe wasserdicht zu machen.
F. Worth in London (Englisches Patent, 1883 Nr. 4921)
will Gewebe, Leder u. dgl., um sie wasserdicht zu machen, mit einer Lösung von
Aluminiumpalmitat oder -Oleat in Erdölbenzin tränken. (Vgl. Lieber 1882 246 155.)
Ueber die Herstellung der Brillantlacke.
Zur Herstellung der durchscheinenden farbigen, sogen. Brillantlacke, welche fast
immer Theerfarbstoffe enthalten, muſs man nach R.
Kayser (Mittheilungen des Bayrischen
Gewerbemuseums, 1884 S. 161) möglichst hellen Schellack verwenden, bei
blauen Lacken auch wohl gebleichten Schellack. Die zu benutzenden spritlöslichen
Theerfarbstoffe dürfen nicht mit Dextrin, Zucker u. dgl. verfälscht sein, da diese
Stoffe nicht in Spiritus löslich sind. Die concentrirte Farbstofflösung läſst man an
einem dunkeln und kühlen Orte 1 bis 2 Wochen stehen und filtrirt dann nochmals, da
sich während dieser Zeit stets noch Verunreinigungen abscheiden, welche den Glanz
des Lackes beeinträchtigen würden. Von der concentrirten weingeistigen Farblösung
setzt man nun zu der Schellacklösung so viel hinzu, bis ein Probeanstrich die
gewünschte Farbstärke zeigt.
Ueber Eisenanstriche.
Die Verwaltung der Niederländischen Staatsbahnen hat nach dem Wochenblatt für Architekten und Ingenieure, 1884 S. 477 16 Stück
Eisenbleche mit Salzsäure gebeizt, in warmem Wasser abgewaschen, getrocknet und,
während sie noch warm waren, geölt. Ferner wurden 16 andere Eisenbleche durch
Abkratzen und Bürsten so lange gereinigt, bis das oxydreine Metall freigelegt war.
Von diesen so gereinigten Eisenblechplatten strich man 4 Platten von jeder Sorte mit
Englischroth, 4 mit einem mit A bezeichneten Eisenoxyd, 4 mit einem mit B
bezeichneten Oxyde und schlieſslich 4 mit Mennige an. 3 Jahre hindurch waren
sämmtliche Eisenplatten dem Einflüsse der atmosphärischen Luft ausgesetzt. Auf den
abgekratzten Flächen war dann der Anstrich mit Englischroth vollständig
verschwunden, aber auch auf den gebeizten Blechen ergab der Englischrothanstrich
ungünstigere Ergebnisse, wie alle anderen Anstriche. Das Eisenoxyd A lieferte
ungünstigere Ergebnisse auf den abgebürsteten Blechen wie das Eisenoxyd B und der
Mennigeanstrich. Besser erhalten hatte sich das Eisenoxyd A auf den gebeizten
Blechen. Der Anstrich mit dem Oxyde B war besser als der mit dem Oxyde A, stand aber
dem Mennigeanstrich nach. Der Mennigeanstrich ergab die günstigsten Ergebnisse auf
beiden Blechsorten.
Aus diesen Versuchen darf man wohl den Schluſs ziehen, daſs das Reinigen der
Metallbleche durch Beizen dem Reinigen derselben durch Abkratzen und Bürsten
vorzuziehen ist. Die Mennige verbindet sich am innigsten mit dem Oele und bildet
deshalb auch vor allen anderen Farbenzusammenstellungen die widerstandsfähigste
Farbenmischung; in derselben vereinigt sich eine bedeutende Adhäsion mit Cohäsion
und Elasticität.
Versuche auf der Cincinnati Southern Eisenbahn mit mehreren Kilometer eisernen
Brücken ergaben ebenfalls die Vorzüge des Mennigeanstriches. Eisenoxydfarben
schützen nur dann, wenn dieselben oft erneuert werden.