Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 530 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
[Kleinere Mittheilungen.]
Quadratische Lederseile.
Die Vortheile, welche die Seiltriebe für die Uebertragung groſser Kräfte bieten,
haben, wie die Papierzeitung, 1884 S. 976 mittheilt,
Veranlassung gegeben, daſs neuerdings auch Riemenfabriken Lederseile herstellen,
welche in derselben Weise wie Hanf- oder Baumwolltreibseile verwendet werden. Nach
dem Paper Trade Review stellt z.B. das Haus Thos. Fleming Sohn und Comp. in West Grove Mills bei
Halifax quadratische Ledertreibseile derart her, daſs eine Anzahl gesunder
Lederstreifen mit einer Maschine zusammengekittet und gepreſst sowie weiterhin noch
durch Schrauben und Durchnähungen mit Messingdraht vereinigt werden. Die
Lederstreifen werden an beiden Enden verschieden lang gelassen, so daſs die
Vereinigung des Seiles zu einem Taue ohne Ende leicht zu bewerkstelligen ist. Ein
solches Seil von etwa 30mm im Quadrate soll
dieselbe Kraft übertragen können wie ein Hanf- oder Baumwolltreibseil von 47mm Durchmesser; dabei sollen diese Lederseile im
Preise nicht erheblich höher zu stehen kommen als beste Baumwollseile, aber eine 4
mal längere Dauer als solche besitzen. Obwohl die Lederseile quadratischen
Querschnitt haben, sollen dieselben doch in den V-förmigen Rinnen der gewöhnlichen
Seilscheiben laufen, ohne zu gleiten.
Nach eingehenden, theil weise bis zu 18 Monaten durchgeführten Erprobungen sind
solche Lederseile auf vielen englischen und schottischen Papierfabriken eingeführt
worden.
F. Angermair's Holzzerkleinerungsmaschine für
Zellstofffabrikation.
Um die Holzklötze mit einem Schlage in eine genügende Anzahl Scheite zu zerlegen,
will F. Angermair in Ravensburg (* D. R. P. Kl. 55 Nr.
28149 vom 6. Februar 1884) im Fuſsgestelle der Spaltmaschine ein sternförmiges
Messer anbringen, durch welches die Klötze von einem lothrecht geführten Stempel
hindurch gepreſst werden sollen. Ein im Mittelpunkte des Messersternes angebrachter
Kegel mit Stahlspitze gewährt einerseits den einzelnen Messerklingen die
erforderliche Unterstützung; andererseits leitet derselbe das Spalten des Holzes ein
und soll die einzelnen Scheite nach auſsen drücken.
Versuche über die Wärmeabgabe von Heizflächen.
C. Christiansen erklärt in den Annalen der Physik, 1884 Bd. 21 S. 364 das gröſsere Wärmeausstrahlungsvermögen unebener Flächen dahin,
daſs, wenn strahlende Wärme auf solche fällt, ein Theil der Strahlen erst nach dem
zweiten oder mehrfachen Zurückwerfen die Oberfläche verläſst, also eine vergröſserte
Absorption stattfindet; hieraus folge nach dem bekannten Gesetze von dem
Zusammenhange zwischen Wärmeausstrahlung und Wärmeaufnahme, daſs die erstere bei
unebenen Flächen gröſser als bei glatten sei. In Folge dieser Erklärung wird die
Ausstrahlung nach verschiedenen Richtungen sehr veränderlich sein und allgemein
abnehmen, je gröſser der Ausfallswinkel der an dem betreffenden Körper befindlichen
Unebenheiten wird. Christiansen hat durch Versuche mit
einem erhitzten Messingwürfel, dessen Seiten in verschiedener Weise mit Vertiefungen
versehen waren, die Mengen der von den Würfelseiten ausgestrahlten Wärme mittels der
Melloni'schen Thermosäule gemessen und fand eine
genügende Uebereinstimmung mit den auf Grund obiger Erklärung rechnerisch
ermittelten Ergebnissen. (Vgl. Hagemann's Versuche über
Wärmeüberführung 1884 252 148.)
D. Gestetner's Verfahren zur Vervielfältigung von
Schriften.
Nach der Badischen Gewerbezeitung, 1884 S. 247 wird von
Gebrüder Leichtlin in Karlsruhe ein von D. Gestetner erfundener, Cyclostyle genannter Apparat zur Vervielfältigung von Schriften in den
Handel gebracht, welcher auf einer ähnlichen Idee beruht wie Edison's Feder (vgl. 1877 223 221). Es wird
nämlich ein Durchdruckbogen aus einem besonders vorbereiteten Papiere angefertigt,
auf welchem die Schrift aus einer Menge kleiner Durchbrechungen gebildet wird.
Dieser Durchdruckbogen wird dann auf gewöhnliches Papier aufgelegt und Druckfarbe
durch denselben hindurchgerieben, wodurch die Schrift auf dem unteren Blatte
wiederholt erscheint. Aber während bei Edison's
Verfahren die Schrift durch eine von einem kleinen Elektromotore mit gröſser
Geschwindigkeit auf- und abgetriebene Nadel in den Durchdruckbogen eingestochen
wird, benutzt man hier nur einen Halter mit einem in der Spitze gelagerten
scharfzahnigen Stahl-Mädchen, welcher ganz wie beim gewöhnlichen Schreiben über das
auf einer Zinkplatte
liegende Papierblatt hingeführt wird. Hierbei schneidet das Rädchen die Schriftzüge
derart in das Papier ein, daſs dieselben aus lauter eng an einander gereihten
parallelen Strichen zusammengesetzt sind. Von diesem Durchdruckbogen sollen dann bis
zu 5000 Abdrücke in oben beschriebener Weise auf anderes Papier übertragen werden
können, wobei die Zinkplatte ebenfalls als Unterlage benutzt wird. Die Schriftzüge
besitzen ein eigenartiges Aussehen, da Grund- und Haarstriche nicht unterschieden
sind.
Ebeling's elektrische Signaleinrichtung zwischen der
Förderschale und dem Maschinisten.
In einem längeren, im Berg- und Hüttenmännischen
Jahrbuche, 1884 Bd. 32 Heft 1 und 2 abgedruckten Aufsatze über die
„Elektricität im Dienste des Berg- und Hüttenmannes“ von F. J. Poech in Wien wird (auf * S. 200) eine von dem
Maschinenmeister Ebeling im Waldenburgischen
herrührende Einrichtung beschrieben, welche vom Förderkorbe aus dem Maschinisten
elektrische Signale zu geben gestattet und auch eine telephonische Verbindung mit
demselben herzustellen. Die erforderliche Leitung und Rückleitung bildet das
Förderseil und ein im Schachte gespannter Kupferstreifen. Es sind nämlich unter
einzelnen Einstrichen, etwa 3m von einander
entfernt, Porzellan-Isolatoren so eingeschraubt, daſs diese durch die Schachthölzer
vor herabfallender Fördermasse geschützt werden. An diese Isolirglocken sind kurze
Stückchen harten Holzes befestigt, welche um etwa 30 bis 40mm vor den Einstrich treten. An die Holzstücke
wird der ganzen Länge des Schachtes nach ein Kupferstreifen mittels versenkter
Holzschrauben befestigt, indem man denselben den Schacht frei hinabhängen läſst, an
dem tiefsten Punkte befestigt, hierauf straff anzieht und an den schon vorher
richtig eingestellten Holzbrettchen verschraubt. Vom Kupferstreifen geht obertags
ein isolirter Kupferdraht in das Maschinenhaus an einen Umschalter, welcher
denselben entweder mit dem einen Pole der Batterie, oder mit der einen Klemme des
Telephons in Verbindung bringt. Drähte verbinden den zweiten Pol der Batterie und
die zweite Klemme des Telephons mit den Metallmassen der Fördermaschine, von denen
aus das Förderseil eine bequeme Rückleitung bietet.
An dem Förderkorbe wird, gut isolirt durch eine Hartgummischeibe, eine Federbüchse
angebracht; aus dieser steht ein genau auf den Kupferstreifen zeigender, mit einer
Metallbürste besetzter Contactstift vor, wird aber durch einen dabei wagerecht
stehenden Arretirungs- und Contacthebel vom Kupferstreifen fern gehalten.
Will der Fahrende dem Maschinenwärter Signale geben, so stellt er den Contacthebel
lothrecht nach unten und macht so den Contactstift frei, so daſs derselbe von einer
in der Büchse untergebrachten Spiralfeder nach auſsen gegen den Kupferstreifen
gepreſst werden kann. Zum Schlieſsen des Stromkreises ist aber dann noch nöthig,
daſs der durch die Hartgummischeibe gegen den Förderkorb isolirte Contacthebel auf
einen Contactknopf am Fördergestelle gedrückt werde. Durch öfteres Andrücken und
Loslassen ist man im Stande, jedes beliebige Signal zu geben.
Soll zwischen dem Fahrenden und dem Maschinenführer ein mündlicher Gedankenaustausch
durch das Telephon stattfinden, so wird auf ein Glockensignal hin die Fördermaschine
zum Stillstande gebracht, Batterie und Glocke aus dem Stromkreise geschaltet und in
der Förderschale ein vom Fahrenden mitgenommenes Telephon in den Stromkreis
eingeführt.
Besitzt der Schacht Seilführung, so ist die Contactvorrichtung noch leichter
herzustellen, weil es dann statt des Kupferstreifens nur eines im Schachtsumpfe und
an der Hängebank zu befestigenden Kupferdrahtes bedarf, welcher von zwei an der
Förderschale sitzenden, mit Hartgummi, Porzellan, Glas u.s.w. ausgebüchsten und 0,3
bis 0m,4 von einander abstehenden Führungen
umschlossen wird, zwischen denen der Stift der Federbüchse mit dem Kupferdrahte
Contact macht.
Die Ebeling'sche Vorrichtung kann, mit einigen
Ergänzungen versehen, auch zur gewöhnlichen Fördersignalisirung verwendet werden.
Man muſs zu diesem Zwecke für eine zweite Leitung vom Füllorte bis zur Batterie
Sorge tragen, was
einfach in der Weise geschieht, daſs man einen am Maschinenrahmen befestigten und
den Schacht hinabhängenden Eisendraht oder die Erde als Rückleitung benutzt. Die
Signale werden mittels eines gewöhnlichen Tasters gegeben.
Pieper's Sicherheitslampe mit elektrischer Zündung.
Die von H. Pieper in Lüttich angegebene einfache
Sicherheitslampe kann nur im geschlossenen Zustande angezündet werden und muſs beim
Oeffnen verlöschen. Nach der Zeitschrift für
Elektrotechnik, 1884 * S. 89 geht der Docht aus dem den Oelbehälter
bildenden unteren, abzuschraubenden Theile der Lampe durch eine Hülse hindurch in
den oberen Theil, in welchem der Docht zu brennen hat. Beim Oeffnen wird der Docht
durch diese ihn umfassende Hülse hindurchgezogen und muſs daher verlöschen. Die
elektrische Zündung wird mittels eines Taschen-Accumulators bewirkt. Dazu ist eine
gegen den Lampenkörper isolirte Metallstange durch den Oelbehälter nach oben
geführt; diese Stange besitzt zwei Ansätze, von denen der eine gegen die Stange
isolirt ist, der andere nicht; zwischen beiden ist die zündende Platinspirale
ausgespannt. Auf der Platte des Dochtträgers befindet sich im Inneren der Lampe eine
zweite Stange, welche mit dem Lampengehäuse in leitender Verbindung steht. Wird nun
ein Pol des Accumulators mit der ersten Stange, der andere mit dem Lampenkörper in
Berührung gebracht und die erste Stange so weit gedreht, daſs ihr isolirter Arm mit
der zweiten Stange in Berührung tritt, so wird die Spirale glühend und entzündet den
Docht, über welchem dieselbe sich dann gerade befindet.
Messung der elektrischen Stromstärke aus der Drehung der
Polarisationsebene.
H. Becquerel ist nach den Comptes rendus, 1884 Bd. 98 S. 1253 vor mehreren Jahren darauf gekommen,
die Stärke eines magnetischen oder elektromagnetischen Feldes durch die Drehung der
Polarisationsebene zu messen, welche ein Lichtstrahl erleidet, der einen in diesem
Felde befindlichen Körper durchdringt, und zeigt, daſs diese Methode sich leicht zur
Messung eines elektrischen Stromes in absoluten Einheiten anwenden laſst.
Denkt man sich eine Drahtrolle von N Windungen,
durchflössen von einem Strome von der Intensität i, und
eine mit Schwefelkohlenstoff von 0° angefüllte unendlich lange Röhre in der Achse
der Drahtrolle, dann wird die Stromwirkung eine Gesammtdrehung der
Polarisationsebene = 4πNiα bewirken, wenn die
Einheit des magnetischen Feldes (C–½
G½
S–1) für den
betrachteten Lichtstrahl auf 1cm
Schwefelkohlenstoff von 0° die Drehung α bewirkt. Für
den Versuch genügt eine 1,5 bis 2m lange, mit
parallelen Gläsern verschlossene Röhre, die man in der Mitte mit einer kleinen Rolle
umgibt. Beobachtet man dann die Drehung R, so ist die
Stromstärke i = R : 4πNα.
Für die gelben Strahlen D einer Natronflamme ist α = 0',0463. – Diese Methode dürfte sich als praktisch
und genau für die Eichung der magneto-elektrischen Amperemeter erweisen.
Verfahren zur Herstellung von Cementfässern.
Nach I. Borsari in Zollikon bei Zürich (D. R. P. Kl. 80
Nr. 27 740 vom 25. December 1883) werden die mit Cement zu bedeckenden Seiten der
Glas- oder Porzellanplatten auf mechanischem oder chemischem Wege gerauht. Auf die
gerauhte Fläche wird dünner Cementbrei oder ein ähnliches Bindemittel gespritzt. Der
Bewurf dient als Bindeglied zwischen Cementwandung und Ausfütterungsplatte. (Vgl.
Bollert 1875 218
84.)
Ueber Tripolith.
Während nach den bis jetzt vorliegenden Analysen (vgl. 1882 243 433) der sogen. Tripolith wesentlich aus Gyps und Kohle besteht, macht
A. Gottschaldt im Civilingenieur, 1884 S. 354 die sonderbare Angabe, Tripolith sei eine
Verbindung von Silicium, Calcium-Selenit und Eisenoxyduloxyd, welche Bestandtheile
gemahlen, gemischt,
gebrannt und sodann schnell abgekühlt und wieder fein gepulvert würden.
Gottschaldt fand ferner noch 28tägigem Erhärten der
Proben an der Luft folgende Zerreiſsfestigkeiten:
Nr.
ReinerTripolith
1 Tripolith1 Normalsand
1 Tripolith2 Normalsand
1 Tripolith1 Kalkhydrat
1 Tripolith1 Kalkhydrat1 Normalsand
1
19,43
13,01
10,59
2,46
4,50
2
16,71
10,27
9,53
2,38
3,15
3
18,22
11,03
9,65
3,32
3,53
4
12,41
7,89
8,65
2,35
4,38
5
9,65
6,73
7,25
2,25
3,94
––––––
––––––
––––––
–––––
–––––
Mittel
15,28
9,78
9,13
2,55
3,90
Dagegen gab guter Gyps nach 28
Tagen Erhärtung im Durchschnitte von 8 Versuchen 18,61 k/qc Festigkeit.
Nach 28 Tagen Erhärtung an der Luft und bei Verwendung von Probewürfeln mit 7cm,07 Kantenlänge betrug die Druckfestigkeit (es
wurde nur je ein Versuch gemacht):
Nr.
ReinerTripolith
1 Tripolith1 Normalsand
1 Tripolith2 Normalsand
1 Tripolith3 Normalsand
1 Tripolith4 Normalsand
1
65,26
26,40
35,70
37,97
22,05.
Ueber die Braunkohlen von Istrien und Dalmatien.
Lodin (Annales des Mines, 1883 Bd. 3 S. 209) bespricht
ausführlich die zum Eocen gehörenden Schichten von Istrien und Dalmatien und die
Geologie der eingelagerten Braunkohlen. Die Kohlen im Carpanothale aus den unteren
Schichten (I), welche theils bereits von atmosphärischen Einflüssen gelitten hatten
(II), ferner die aus den oberen Schichten (III u. IV), sowie eine Durchschnittsprobe
(V) hatten nach E. Hanke folgende Zusammensetzung:
Wasser
1,46
1,70
1,57
1,53
1,56
Kohlenstoff
63,69
59,58
64,26
65,86
63,35
Wasserstoff
5,03
4,60
4,85
4,84
4,83
Sauerstoff
13,12
12,36
13,03
11,45
12,49
Stickstoff
1,79
1,18
1,04
1,22
1,31
Schwefel
7,53
7,33
8,3
8,93
8,08
Asche
8,84
14,96
8,29
7,68
9,94
––––––
––––––
––––––
––––––
––––––
Zusammen
101,46
101,71
101,57
101,01
101,56
Kokesausbeute
55,07
58,10
52,88
58,07
56,03
Zur Verarbeitung von Braunkohle.
Gatehouse in Bath (Englisches Patent, 1883 Nr. 1557)
will Braunkohle mit Wasserglaslösung tränken und dann der Destillation unterwerfen.
Durch Verflüssigen der Dämpfe sollen Farbstoffe
erhalten werden, während der Destillationsrückstand als schwarze Farbe oder
Desinfectionsmittel verwendet werden soll.
Verfahren zur Gewinnung von Gelatine und Fett.
Nach G. Fry in London (D. R. P. Kl. 23 Nr. 28326 vom 2.
December 1883) werden die betreffenden thierischen Stoffe in einem mit Dampfmantel
versehenen Kochkessel mit Magnesiumbisulfit unter 0,33 bis 0at,66 Druck gekocht; will man nur das Fett
gewinnen, so kann man den Druck auf 6at
steigern.
Zur Herstellung guter Gelatine füllt man z.B. die gröblich zerkleinerten Knochen in
den Kochapparat und läſst so viel 0,75 Proc. Schwefligsäure enthaltende
Magnesiumbisulfitlösung einflieſsen, daſs die Knochen während des Kochverfahrens
ganz mit Flüssigkeit bedeckt bleiben. Der Kochapparat wird hierauf geschlossen und
die Temperatur allmählich gesteigert, bis der Druck etwa 0at,33 erreicht, auf welcher Höhe er etwa 3 Stunden
hindurch erhalten wird. Dann läſst man den Dampf abblasen und trennt die Flüssigkeit
von den festen Bestandtheilen auf eine beliebige Weise. Die Flüssigkeit läſst man
abkühlen, wobei die
Unreinigkeiten sich zu Boden setzen, während das Fett oben auf der Gelatinelösung
schwimmt. Die Trennung der Gelatinelösung vom Fette einerseits und vom Bodensatze
andererseits geschieht auf beliebige, bekannte Weise.
Isopropylpiperidin und Coniin.
A. Ladenburg (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1884 S. 1676) hat das Chlorhydrat der durch Reduction aus α-Isopropylpiperidin erhaltenen Base mit der
berechneten Menge Platinchlorid verdunstet, mit Aether-Alkohol ausgezogen, im
Filtrate den Aether verdunstet, Wasser zugesetzt und das Platin durch
Schwefelwasserstoff entfernt. Das so erhaltene Chlorhydrat wurde mit Kali zerlegt undnnd die Base über Kali getrocknet.
Dieses α-Isopropylpiperidin siedet zwischen 162 und
164°, ist in Wasser wenig löslich, hat bei 0° ein spec. Gew. 0,866; die Analyse
stimmt für C8H17N.
Der Geruch der Base und ihre physiologischen Wirkungen entsprechen völlig denen des
Coniins.
Von Merck bezogenes Coniin wurde nach dem Trocknen
mehrfach fractionirt, Um es von höher siedenden Basen (Conhydrin) zu trennen, und
wurde so eine zwischen 167 und 168° siedende Base erhalten. Diese stellt aber noch
kein reines Coniin dar, denn sie enthält noch kleine Mengen eines in Salzsäure nicht
löslichen Kohlenwasserstoffes von sehr durchdringendem Gerüche. Man trennt diesen
leicht, wenn man die salzsaure Lösung mit Wasserdämpfen destillirt, wo er mit diesen
übergeht. Die dann wieder in üblicher Weise abgeschiedene Base siedet zwischen 166
und 166,5°, also etwa 4° höher als das α-Isopropylpiperidin. Auch einige andere Eigenschaften beider Verbindungen
wurden entweder übereinstimmend oder nahe gleich gefunden. Die bisher beobachteten
kleinen Unterschiede lassen sich wohl mit der optischen Inactivität der künstlichen
Base in Zusammenhang bringen und es ist möglich, daſs, wenn es gelingt, die Base in
ihre beiden activen Bestandtheile zu spalten, der rechtsdrehende Theil sich mit dem
Coniin als vollständig identisch erweist. (Vgl. A. W.
Hofmann S. 254 d. Bd.)
Verfahren zur Herstellung von Naphtolsulfosäuren.
Nach Angabe der Farbfabrik vormals Brönner in Frankfurt a. M. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 26938 vom 21. Juli 1883) entstehen aus dem bei der β-Naphtolfabrikation als Nebenproduct erhaltenen β-Dinaphtyläther, C20H14O, durch Einwirkung von concentrirter
Schwefelsäure, Anhydrid, Pyrosulfat u. dgl. bei höherer Temperatur Sulfosäuren des
β-Naphtoles, z.B.: β-C20H14O
+ 4H2SO4 = 2β-C10H5OH(SO3H)2 + 3H2O.
Man erwärmt z.B. 1 Th. β-Dinaphtyläther mit 2 bis 3 Th.
concentrirter Schwefelsäure von 66° auf 90 bis 100° so lange, bis eine Probe der
Schmelze in Wasser klar löslich ist.
Um β-Naphtoldisulfosäuren darzustellen, erwärmt man 1
Th. β-Dinaphtyläther mit 3 Th. Vitriolöl von etwa 10
Proc. Anhydridgehalt auf 110 bis 120° während einer Zeitdauer von 5 bis 6
Stunden.
Die β-Naphtoltrisulfosäuren erhält man, indem man zuerst
1 Th. β-Dinaphtyläther mit 3 Th. Vitriolöl von etwa 10
Proc. Anhydridgehalt während 5 bis 6 Stunden auf 110 bis 120° erhitzt, nun noch 2
Th. rauchende Schwefelsäure von 45 Proc. Anhydridgehalt zugibt und weitere 3 bis 4
Stunden auf 140 bis 150° erhitzt.
Die auf diese Weise erhaltenen β-Naphtolsulfosäuren
lassen sich in gleicher Weise wie die aus β-Naphtol
direkt erzeugten auf Farbstoff weiter verarbeiten.
Verfahren zur Herstellung eines Farbstoffes aus
Baumwollsamenöl.
J. Longmore in Liverpool (D. R. P. Kl. 23 Nr. 27 311 vom
17. Mai 1883) will den beim Reinigen des Baumwollsamenöles sich bildenden
Niederschlag schmelzen und mit gepulvertem Aetznatron oder Natronlauge verseifen.
Die Lauge, welche die Farbstoffe des Baumwollsamenöles enthält, läſst man absetzen,
die erhaltene Seife wird wieder mit so viel Wasser versetzt, bis sie vollständig aufgelöst ist;
hierauf wird frisches Aetzkali oder kaustische Lauge von 20 bis 30° zugesetzt und
die Behandlung wiederholt, bis die Seife genügend rein ist.
Soll der Farbstoff zum Zwecke seiner Verwendung als Druckerfarbe gewonnen werden, so setzt man der sehr dunkel gefärbten
Unterlauge, nachdem dieselbe abgezogen und filtrirt worden, allmählich in kleinen
Mengen Alaun, schwefelsaure oder essigsaure Thonerde, Chlorcalcium oder andere
lösliche Calciumsalze zu, bis der ganze Farbstoff gefällt ist, so daſs die
Flüssigkeit über dem Niederschlage klar wird; letzterer wird getrocknet und ist dann
als Farbstoff zum Gebrauche fertig.
Zur Darstellung eines Farbstoffes zum Färben von Wolle
wird die die Farbsubstanzen enthaltende Lauge zuerst durch den Zusatz von
Schwefelsäure, Essigsäure oder Chlorwasserstoffsäure oder von Kohlensäure unter
Druck neutralisirt und hierauf reichlich mit Säure übersättigt. In Folge dieser
Behandlung wird die Farbsubstanz gefällt und man läſst nun die Flüssigkeit ruhen, so
daſs der Niederschlag sich vollständig absetzt. Die klare Lösung wird hierauf
abgegossen, der Bodensatz filtrirt und endlich in Alkohol gelöst In dieser Lösung
wird die zu färbende Wolle eingeweicht, erhitzt und hierauf gewaschen, womit der
Färbeprozeſs beendet ist. Sollen Baumwoll- oder Leinenstoffe gefärbt werden, so müssen dieselben vorher
mit Alaun, Sumach o. dgl. in der üblichen Weise gebeizt werden, bevor man dieselben
in die Farbstofflösung bringt. Der Farbstoff selbst wirkt auch als Beize für viele
Anilinfarben.
Verbot der Verwendung gesundheitsschädlicher Farben zum Färben
von Einwickelpapieren und Spielzeugen.
Der Polizeipräfect von Paris hat eine Verordnung erlassen, nach welcher allen
Fabrikanten und Händlern mit Lebensmitteln jeder Art verboten wird, die nachstehend
bezeichneten Farben, wenn auch nur zur Verzierung von Einpackpapieren zu benutzen
(vgl. auch 1876 221 190). An Mineralfarben werden für
gefährlich erachtet: natürliches und künstliches Bergblau, Neugelb (Bleioxyd,
Massicot), Mennige, Hellorange, das Oxychlorid des Bleies, Kasseler Gelb, Turner's
Gelb, Pariser Gelb, Bleiweiſs, Silberweiſs, Neapelgelb, Bleivitriol, Chromgelb,
Kölner Gelb und chromsaurer Baryt. Ferner Zinnober und die Arsenik haltigen Farben
als: Arseniksaures Kupfer, Schnele's oder Schweinfurter Grün. Von nicht
mineralischen Farben sind zu vermeiden: „Aconit Naples“, Fuchsin und seine
Abkömmlinge, ferner Farbmaterialien mit Nitroverbindungen, Pikrinsäure,
Victoriagelb, Tropeolin, Xylidinroth u. dgl. Auch Kinderspielsachen dürfen mit
diesen Farben nicht bemalt werden. Zuwiderhandelnde werden für die Folgen
verantwortlich gemacht. (Vgl. 1882 244 88.)
Ueber die Wirkung von Arsen, Blei und Zink auf
Pflanzen.
Nach umfassenden Versuchen von F. Nobbe (Landwirthschaftliche
Versuchsstationen, 1884 Bd. 30 S. 381) ist Arsen ein äuſserst heftiges Gift
für Erbsen-, Hafer-, Erlen-, Buchweizen-, Mais- und andere Pflanzen. Schon eine
Beigabe von 0,0001 Proc. zur Nährstofflösung bringt meſsbare Wachsthumsstörungen
hervor. Arsen tritt dabei nur in sehr geringen Mengen in die Pflanze ein und ist es
nicht möglich, erhebliche Mengen einzuführen. Die Wirkung des Arsens geht von den
Wurzeln aus, deren Protoplasma zerstört und in seinen osmotischen Wirkungen
gehindert wird; die Wurzel stirbt schlieſslich ohne Zuwachs ab. Die oberirdischen
Organe erfahren die Wirkung des Arsens zunächst durch starkes, von Erholungsperioden
unterbrochenes Welken, welchem der Tod folgt.
Zink wirkt schädlicher auf die Pflanzen als Blei. Bei einem Zusätze von 0,1 Proc.
Zink zur Nährstofflösung gingen die Pflanzen schon nach 3 Tagen ein, während die mit
gleichen Mengen Blei vergifteten Pflanzen etwa 3mal länger aushalten. Diese Metalle
wirken aber selbst dann noch nachtheilig, wenn dieselben in so geringen Gaben
angewendet werden, daſs die Pflanzen äuſserlich gesund erscheinen.