Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 131 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
[Kleinere Mittheilungen.]
H. Grüneberg und E. Hardt's Erzeugung gespannter Dämpfe
mittels Kalk.
Gleichwie Honigmann (1883 250
* 429) die bei der Absorption von Abdampf durch gesättigte Salzlösungen frei
werdende Wärme zur Erzeugung gespannter Dämpfe benutzt, wollen H. Grüneberg und E. Hardt
in Köln (D. R. P. Kl. 13 Nr. 27482 von 23. August 1883) die beim Löschen von
gebranntem Kalk auftretende Wärmeentwickelung zu dem gleichen Zwecke nutzbar machen.
Wenn für den so erhaltenen gelöschten Kalk hinreichende Verwendung vorhanden ist, so
bietet dieses Verfahren den Vortheil, daſs die Kosten für das Wiedereindampfen des
Hydrates in Wegfall kommen. Eine Werthverminderung erleidet der Kalk dann durch
diese Benutzung nicht.
Crane's Blechschere.
Die umstehend abgebildete Hebelschere von Ch. W. Crane
in Batavia, Jowa, dient vor Allem zum Auschneiden länglicher Schlitze in Blech;
dieselbe kann aber auch zum Abscheren und Theilen von Blech in Streifen oder zum
Schneiden von Draht benutzt werden. Der Scherbacken und der Hebel bilden ein Stück;
dasselbe ist am vorderen Ende winkelig abgebogen und in die Angel für die Handhabe ausgeschmiedet;
an dem anderen Ende ist das Scherblatt scharf abgesetzt und durch eine Zahnlücke von
dem runden, im Gelenke excentrisch sitzenden Theile getrennt. Die Drehebene der
Schere ist lothrecht, die Achse des Gelenkes befindet sich an der hinteren Kante des
Werktisches. Der Bewegung des Scherbackens entsprechend ist in der Werkbank eine
Furche ausgespart und dieselbe von zwei Stahlblättern b
und c seitlich begrenzt; diese bilden die unteren
Scherbacken. Beim Niederdrücken der Schere trifft diese das auf dem Tische
aufruhende Blech zuerst mit dem scharfen Ende a, schert
es durch und bildet einen länglichen Schlitz, dessen Abmessung entweder eine der
vorhandenen Abstufungen des Scherblattes bildet, oder welche von einem Stöckchen d begrenzt wird. Das Stöckchen wird in einer Nuth des
Schlitzes in der Werkbank geführt, wie aus der oberen Figur zu ersehen, und kann an
verschiedenen Stellen festgeklemmt werden. Mit demselben schmalen Messer ist es
möglich, auch breitere Schlitze zu bilden, indem durch Vorrücken der Blechtafel
mehrere schmale Streifen nach einander ausgeschnitten werden.
Textabbildung Bd. 253, S. 132
Der Apparat dient als gewöhnliche Blechschere, wenn zuvor die Stahlschiene c losgeschraubt und entfernt wurde. In Folge der
excentrischen Befestigung des Endtheiles der Schere im Gelenke ist es möglich, Draht
abzuzwicken (vgl. obere Figur); hierbei werden aber die Enden immer stark gedrückt.
(Nach dem Scientific American, 1883 Bd. 49 S. 338.)
Herstellung von Maschinentheilen u. dgl. mit harten
Arbeitsflächen.
Die bisherige Methode, Zapfen, Bolzen und ähnliche runde Maschinentheile aus
Feinkorneisen oder weichem Stahl herzustellen und nach der Fertigbearbeitung durch
Einsetzen und direkt darauf folgendes Ablöschen in Wasser oberflächlich hart zu
machen, hat zwei wesentliche Nachtheile: einmal wird das Material krystallinisch und
es haben daher die Gegenstände nur geringe Festigkeit; dann aber ist auch die Härte
nur eine oberflächliche, ungleichmäſsige und nicht der Glashärte auch nur annähend
nahekommende. Nach längerem Gebrauche zeigen die so hergestellten Zapfen eine
ungleiche Abnutzung und arbeiten sich oval, indem das unterliegende weiche Material
bei der geringen Dicke der harten Schicht nachgibt, selbst in den Fällen, wo die
gehärtete Oberfläche ein Abschleiſsen verhindert. Treibt man die Temperatur beim
Einsetzen so hoch, daſs die Kohlung tiefer eindringt und die Rinde eine höhere Härte
annimmt, so werden die Stücke bekanntlich so brüchig, daſs ihre Verwendung für
Maschinen höchst bedenklich ist. (Vgl. dagegen Glaser
1884 252 388.)
Textabbildung Bd. 253, S. 132
Um diesen Uebelständen zu begegnen, bringt die Firma A.
Mannesmann in Remscheid (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 24882 vom 18. Februar 1883)
folgendes Verfahren in Vorschlag: In eine Guſsschale (Coquille) wird harter Stahl gegossen und sofort nach dem Guſse ein
mehrtheiliger Eisenkern, wie derselbe beistehend im Schnitte abgebildet ist,
eingestoſsen, welcher allfälligem äuſseren Drucke nachgeben kann. Dieser Kern zwingt
den flüssigen Stahl, in Form einer Röhre in der Guſsschale in die Höhe zu steigen.
Sobald sich um den theilbaren Kern eine genügend dicke erstarrte Stahlschicht
gebildet hat, wird der Kern herausgezogen, die entstehende Höhlung mit weichem Stahle vollgegossen, sofort ein zweiter
kleinerer theilbarer Eisenkern eingestoſsen und nach dem Erstarren des flüssigen
Stahles entfernt. Man erhält also auf diese Weise dickwandige Guſsstahlröhren,
auſsen hart und innen weich. Durch Umwechselung des Stahles und Eisens oder weichen Stahles können
in gleicher Weise äuſserlich weiche und innen harte Röhren hergestellt werden.
Sollen Zapfen und Bolzen aus Stahl hergestellt werden, so fällt das Einstecken des
zweiten theilbaren Kernes fort, so daſs man in diesem Falle massiven, auſsen harten,
innen weichen combinirten Guſsstahl erhält.
Dieser „combinirte Guſsstahl“ hat nun noch den Nachtheil, daſs beim Härten
vermöge der verschiedenen Contraction des harten und weichen Materials an der
Verbindungsfläche beider sehr bedeutende Spannungen entstehen, welche bei gröſseren
Abmessungen leicht ein Losschälen der Verbindungsfläche herbeiführen kann und die
Festigkeit und Haltbarkeit der daraus hergestellten Gegenstände entsprechend
vermindert. Dieser Nachtheil wird beseitigt und der Stahl zur Fabrikation von
Zapfen, Bolzen und Büchsen geeigneter gemacht, indem derselbe längere Zeit der
Gelbglühhitze ausgesetzt wird. Dabei findet ein Ausgleich des Kohlenstoffgehaltes
der benachbarten Theile statt, so daſs die Uebergänge weniger schroff werden. Die
Härtespannung theilt sich dann auf einen gröſseren Querschnitt und wird ein
Losschälen der harten Theile dadurch vermieden.
Sollen aus dem so behandelten Stahle Bolzen oder Zapfen gefertigt werden, so sind
dieselben zunächst auf gewünschte Gröſse und Form zu schmieden, auf Maſs abzudrehen
und durch Abschrecken der rothglühenden Stücke, am besten in Kochsalzlösung, zu
härten. Sollen dagegen Büchsen o. dgl. hergestellt werden, so sind die beschriebenen
röhrenförmigen Blöcke über einen Dom im Gesenke auszuschmieden, zu bearbeiten und
wie oben zu härten. Die so hergestellten Stücke sollen eine vollkommene Glashärte
erlangen, so daſs die Feile sie nicht angreift; sie sind deswegen dem Verschleiſse
weniger unterworfen, besitzen eine groſse Festigkeit und lassen sich im gehärteten
Zustande trotz der einseitigen Glashärte richten.
Erzeugung von gemusterten Haardecken auf Stoffen.
Ganz ähnlich wie Nos d'Argence und Chendelier (vgl. 1878 220 *
13 bezieh. * 252) stellen auch A. Labrosse und J. Richard in Sedan (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 24678 vom 13.
März 1883) gemusterte Haardecken her, indem sie den Stoff durch einen nach dem
Muster durchlochten Blechcylinder hindurch mit Hilfe einer Walze aufrauhen. Diese
Einrichtung kann gleich auf dem Webstuhle oder auf der Schermaschine angebracht
sein. Der Mustercylinder erhält eine innere Verzahnung und wird durch ein kleines
Getriebe mit dem Stoffe bewegt. Man zieht auch den Stoff über eine gravirte Walze,
oberhalb welcher die Aufrichtwalze liegt.
Feodor Beer in Liegnitz (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 24597 vom
31. December 1882) erzielt die Muster durch Ausscheren der vertieften Stellen. Ein
flache Schablone oder ein Mustercylinder, je nachdem eine Quer- bezieh. eine
Langschermaschine zur Anwendung kommt, wird auf den Stoff gepreſst und die Messer
scheren dann die freien Stellen aus. Es kann auch ebenso ein Tisch verwendet werden,
in welchen das Muster vertieft gravirt ist. (Vgl. Giering 1879 234 * 113.)
Auf eine andere Weise, ohne Zuhilfenahme eines Rauh- oder Schercylinders, stellt W. Spindler in Berlin nach der Deutschen Allgemeinen Polytechnischen Zeitung, 1883 S. 538 vertiefte
Muster auf Stoffen her. Das Muster wird mittels Handformen oder Maschinen mit einer
breiigen Masse aufgedruckt und wird der Stoff dann einige Zeit sich selbst
überlassen, damit die Masse ihre theils beizende, theils lösende, theils verfilzende
Wirkung ausüben kann. Beim nachfolgenden Waschen und Dämpfen des Stoffes kommen dann
die Muster zum Vorscheine. Die aufzudruckenden Massen bestehen: aus pastenförmigen
Mischungen von Stärke oder anderen Masse gebenden Stoffen mit ätzenden Alkalien, mit
oder ohne Zusatz von Beizsalzen; aus Mischungen von Stärke mit Säuren, mit oder ohne
Beizsalze, aus Mischungen von Stärke mit Beizsalzen allein. Als Agenden kommen z.B.
Natronlauge, Salzsäure, Salpetersäure, Zinnsalz, doppelchromsaures Kali zur
Verwendung. Als zweckmäſsig erweisen sich z.B. Mischungen von 2 Th. Stärke, 3 Th.
Wasser und 1½ Th. Zinnsalz, oder für andere Gewebe 5 Th. Stärke, 2 Th. Wasser, 3 Th.
Salzsäure und 1 Th. Zinnsalz.
W. Kaiser's selbstthätiger Feuermelder mit
Controlapparat.
Der selbstthätige Feuermelder, welchen Wilh. Kaiser, in
Firma L. Artner in Wien, zur vorjährigen elektrischen
Ausstellung geschickt hatte, arbeitet nach dem Praktischen
Maschinen-Constructeur, 1884 * S. 73 mit Arbeitsstrom, indem beim Eintritte
einer gewissen Temperatur das Quecksilber in einem mit groſser geschwärzter Kugel
versehenen Thermometer den elektrischen Strom eines Minotto-Elementes durch einen
Elektromagnet schlieſst, dessen Ankerhebel durch einen zweiten Hebel ein
Signalscheibchen sichtbar macht und zugleich ein Leclanché-Element durch eine
Lärmklingel schlieſst. Um aber trotz der Arbeitsstromschaltung die Beschaffenheit
und Dienstbereitschaft der Leitung unter beständiger Controle zu halten (wie auch
Ravaglia, vgl. 1884 251
165), stellt Kaiser durch ein Graphitstäbchen eine
Nebenschlieſsung zu dem Thermometer her und schaltet in den Stromkreis einen zweiten
Elektromagnet ein, dessen kreuzförmiger polarisirter Anker schon durch den
schwachen, bloſs durch das Graphitstäbchen geschlossenen Zweigstrom, welcher in dem
ersten Elektromagnete eine Anziehung des Ankers nicht zu bewirken vermag, so weit
gedreht wird, daſs er einen zweiten Schlieſsungskreis des Leclanché-Elementes durch
die Lärmklingel offen hält. Wird dagegen die Arbeitsstromleitung irgendwo
unterbrochen, so dreht eine Spiralfeder den polarisirten Anker, auf dessen Achse sie
wirkt, so weit zurück, daſs das an dem einen Stabe des Kreuzes angebrachte
Signalscheibchen dem Wächter sichtbar wird und dieser Stab an seinem anderen Ende
sich an eine Contactschraube legt und hier das Leclanché-Element durch die
Lärmklingel schlieſst, während der zweite Stab des Kreuzes nunmehr über den Kernen
des Elektromagnetes steht.
Elektrischer Leitungswiderstand von Metallen und
Legirungen.
L. Weiller hat nach der Revue
industrielle, 1884 S. 242 am 7. Mai d. J. der Société internationale des Electriciens in Paris Mittheilung über eine
Reihe von Versuchen gemacht, welche theils in seiner Fabrik in Angoulême, theils in
der Fabrik von Bréguet angestellt worden sind. Die
Versuche wurden mit den besonders vorbereiteten Stäben ausgeführt. Dieselben wurden
mit 13mm Durchmesser gegossen, derart abgetrennt,
daſs sich das Korn auf dem Bruche erkennen lieſs, und zu Draht gezogen, wenn das
Metall es erlaubte. Die Länge wurde bei den Versuchen dadurch festgestellt, daſs die
Stäbe in V-förmige Schneiden gelegt wurden, welche in unveränderlicher Entfernung
von einander angebracht waren und als Stromzuleiter dienten. Die Versuche ergaben
als specifisches Leitungsvermögen für:
Reines Silber
100
Reines Kupfer
100
Siliciumbronze-Telegraphendraht
98
Legirung aus 1 Th. Kupfer und 1 Th. Silber
86,65
Reines Gold
78
Reines Aluminium
54,2
Siliciumbronze-Telephondraht
35
Reines Zink
29,9
Phosphorbronze-Thelephondraht
29
Legirung aus 1 Th. Gold und 1 Th. Silber
16,1
Schwedisches Eisen
16
Reines Bancazinn
15,45
Aluminiumbronze zu 10 Proc
12,6
Siemens-Stahl
12
Reines Platin
10,6
Reines Blei
8,88
Reines Nickel
7,89
Antimon
3,88
Der reine Silberdraht von 1mm Durchmesser besitzt bei 0° einen Widerstand von 19,37 Ohm auf 1km.
L. Weiller fügt hieran eine von Preece gegebene Tabelle über das Leitungsvermögen einiger Kabel in Procent
des Vermögens von reinem Kupfer:
1851
Dover-Calais
42
1852
Port-Patrick-Donaghadee
46
1856
Transatlantisches Kabel
50
1857
Rothes-Meer Kabel
75
1861
Malta-Alexandria
87
1863
Persischer Golf
89,14
1865
Transatlantisches Kabel
96
1883
Irisches Meer
97,9
–
Reines Kupfer
100
Verfahren zur Verwerthung Phosphor haltiger
Metallschlacken.
Das von G. Rocour in Lüttich (vgl. 1883 249 445) angegebene Verfahren hat im Zusatzpatente Nr.
25258 vom 5. April 1883 folgende Abänderung erfahren. Beim reducirenden Schmelzen
der Phosphor haltigen Metallschlacke im Schachtofen erhält man einen Lech mit 20 bis
20,5 Proc. Phosphor. Derselbe wird zu feinem Pulver zerkleinert und mit einer
bestimmten Menge ebenfalls fein zerkleinerten, wasserfreien, schwefelsauren Natrons
gemischt und zwar im Verhältnisse von 3 oder 7 Th. zu 1 Th. des in dem Leche
enthaltenen Phosphors. Das Gemisch wird in einem mit möglichst wenig oxydirender
Flamme brennenden Ofen auf Rothglut gebracht, in Folge dessen ein groſser Theil des
Phosphors unter Wärmeentwickelung in phosphorsaures Natron übergeht, während ein
Theil des Eisens und Mangans sich in Phosphate, Schwefelverbindungen und Oxyde
umsetzt. Die Masse wird dann aus dem Ofen genommen und mit Wasser behandelt, um
durch Krystallisation das phosphorsaure Natron aus der Flüssigkeit zu gewinnen,
welches durch spätere Auskrystallisirung nicht ausgeschiedenausgegeschieden werden kann. Der unlösliche Rückstand wird, wenn derselbe noch eine
beträchtliche Menge unlösliches Eisen- und Manganphosphat enthält, getrocknet, fein
zerkleinert und im Verhältnisse zu dem darin enthaltenen Eisenphosphate mit einer
neuen Menge schwefelsauren Natrons und mit Kohlenpulver gemischt.
Die Mischung gelangt dann im Flammofen bei reducirender Flamme zur Rothglut, wodurch
das schwefelsaure Alkali in die Schwefelverbindung übergeht und letztere unter dem
Einflüsse sehr hoher Temperatur und unter Umrühren der Masse das Eisen- und
Manganphosphat in das Alkaliphosphat und die metallischen Schwefelverbindungen
umwandelt.
Die abgekühlte, mit Wasser behandelte Masse ergibt auf diese Weise eine neue Menge
löslichen, krystallisirbaren Alkaliphosphates. Der unlösliche Rückstand kann nach
der Röstung, durch welche der Schwefel ausgeschieden wird, als an Mangan reiches
Eisenerz verwendet werden. Das Alkaliphosphat findet Verwendung bei der Herstellung
künstlichen Düngers. Es kann auch die Auslaugung der Masse zwischen den beiden
hinter einander folgenden Behandlungen im Flammofen unterbleiben, so daſs nur eine
Auslaugung stattfindet, die auf einmal das Alkaliphosphat ergibt.
Diese Behandlungsweise soll eine schnellere und hinsichtlich der Herstellungskosten
eine billigere sein; die Reactionen sind jedoch nicht so vollkommen und verliert man
dabei eine gröſsere Menge nicht in Alkaliphosphat umgewandelten Phosphors.
An Stelle des schwefelsauren Alkalis kann man auch Soda oder Potasche verwenden, oder
die salpetersauren Verbindungen derselben Basen; die Sulfate sollen jedoch mit mehr
Vortheil angewendet werden.
Der Phosphorlech kann auch folgendermaſsen behandelt werden. Nach Maſsgabe seiner
Herstellung im Kupol- oder Hochofen oder nach seiner Umschmelzung im Kupolofen
verbläst man ihn in einer Bessemerbirne mit basischem Futter unter Zusatz von 2 oder
4 Th. Dolomit oder Kalk auf 1 Th. in dem Leche enthaltenen Phosphor. Um das
Schmelzen der sich bildenden Phosphorsäure haltigen Metallschlacke zu befördern,
kann man etwas Alkali zusetzen; nur muſs man dabei Sorge tragen, den Kalk nach und
nach und zwar nach Maſsgabe der Verbrennung des Phosphors zuzufügen, welcher die
nöthige Hitze zu seiner Umsetzung in Phosphorsäure haltige Metallschlacke liefert.
Es ist vorzuziehen, den
Kalk vorher zu erhitzen. Vor dem vollständigen Entphosphoren des metallischen Bades
gieſst man die Phosphorsäure haltige Metallschlacke ab und setzt nun aufs Neue Kalk
zu, um das vollständige Entphosphoren des Metallbades nach dem basischen Verfahren
zu erzielen. Man erhält eine Phosphorsäure haltige Metallschlacke, welche
verhältniſsmäſsig nur wenig Eisen oder Mangan enthält, aber ein um so gröſseres
Verhältniſs an Phosphorsaure, als der Zusatz an Kalk gering und die Temperatur sehr
hoch gewesen ist. Diese Schlacke soll zerkleinert direkt als Düngemittel, oder nach
Behandlung mit Säuren als Superphosphat verwendet werden.
Das zweite angegebene Verfahren der Behandlung des Phosphorlechs liefert den Phosphor
in Form eines Handelsartikels von geringerem Werth, als der aus der Behandlung mit
schwefelsauren Alkalien hervorgehende. Unter gewissen Umständen kann jedoch der
Werth des Metalles im Leche, das in derselben Hitze in Stahl umgewandelt wird,
diesen Werthunterschied angeblich ausgleichen.
Zur Kultur des Zuckerrohres.
In Pernambuco tritt eine Pilzkrankheit des Zuckerrohres auf, wobei die Stämme dicht
mit dem Mycelium eines Pilzes wie mit einem weiſsen Filz überzogen sind; auch das
Innere des Zuckerrohres ist völlig von diesem Mycelium durchdrungen. Nach De Bary ist dieser Pilz Schizophyllum commune Fries. W. Knop (Landwirthschaftliche
Versuchsstationen, 1884 Bd. 30 S. 277) hat nun Aschenanalysen von krankem
(I und II) und gesundem Rohr (III) ausgeführt und enthielten die bei 1000
getrockneten Proben:
I
II
III
Kieselsäure
0,810
1,065
1,450
Kalk
0,060
0,245
0,120
Magnesia
0,162
0,463
0,225
Phosphorsäure
0,070
0,142
0,120
Schwefelsäure
0,080
0,107
0,095
Chlor
0,289
0,310
0,313
Kali
0,861
0,915
0,895
Natron
0,001
0,015
0,045
–––––
–––––
–––––
Aschengehalt
2,333
3,262
2,963.
Mangan und Eisen sind bei diesen Analysen nicht bestimmt, weil
es bei der geringen Menge, in welcher sie im Rohre vorhanden sind, bei Gegenwart von
Phosphorsäure nicht mehr möglich ist, dieselben quantitativ zu scheiden.
Die durch obige Analysen festgestellten Schwankungen in den Mineralbestandtheilen
sind nicht gröſser, als sie bei einer Grasspecies auf einem und demselben Felde in
verschiedenen Jahren vorkommen können, gleichgültig, ob die Pflanzen gesund oder
krank sind. Die Gehalte an Chlor sind in allen drei untersuchten Sorten auffallend
hoch im Vergleiche mit denen aller übrigen bis jetzt analysirten Landpflanzen. Der
Gehalt an Magnesia ist auffallenderweise höher als der an Kalk. Die Aschenprocente
betragen beim Zuckerrohre, bei gesundem wie krankem, weniger als bei allen bisher
analysirten Kulturpflanzen. Diese Pflanze nimmt also unter allen Kulturpflanzen den
Boden am wenigsten in Anspruch.
Offenbar steht die Pilzkrankheit in keinem nachweisbaren Zusammenhange mit der
Ernährung der Pflanze durch die in dem Boden von Pernambuco vorhandenen Nährstoffe
und ist auch nicht bedingt durch andere unnütze oder schädliche Beimengungen von
Bestandtheilen der Bodenflüssigkeit und des Bodens, wie durch bezügliche Analysen
festgestellt wurde.