Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 139 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Lundborg's schnelle Ueberseedampfer.
Eine amerikanische Gesellschaft will demnächst eine Anzahl sehr schnell gehender
Dampfer zwischen Amerika und England gehen lassen, welche den ganzen Weg über den
atlantischen Ozean in fünf und einem halben Tag zurückzulegen im Stande sein sollen.
Diese Schiffe sind nach Angaben des Kapitäns C. G.
Lundborg gebaut. Ihre ungemein groſse Schnelligkeit, welche zur
Zurücklegung jener Strecke in der angegebenen Zeit mindestens 20 bis 21 Knoten
betragen müſste, sollen dieselben dadurch erreichen, daſs der untere Schiffskörper
sich mehr in die Breite als in die Tiefe ausdehnt und der Schiffsboden völlig flach,
horizontal und ohne Kiel gebaut wird. Die Zwillingsschrauben von je 4m,9 Durchmesser werden mittels vier Maschinen von
je 4500e bethätigt. Die Gesammtlänge des Schiffes
beträgt auf Deck 145m, seine Breite 19m, seine Höhe 12m,5; das Deplacement wird auf 10881t
(engl.) angegeben. Es würde das Schiff im Stande sein, auſser 3000t Fracht und 2700t Kohlen (für 180 Stunden) 600 Fahrgäste in der ersten und 1000 in der
zweiten Kajüte zu befördern. Das Schiff wird aus Stahl mit doppeltem Boden und
wasserdichten Abtheilungen gebaut. Die Schiffsform soll eine gröſsere
Seebeständigkeit bedingen. (Nach dem Scientific
American, 1882 Bd. 47 * S. 255.
S. M. Backer's Heiz- und Ventilationsapparat.
S. M. Backer in Washington combinirt Luftheizung und
Ventilation für Schulsäle und ähnliche Räume in folgender Weise: Ein gemauerter
Kanal, welcher frische warme Luft zuführt, geht in einen eisernen Aufsatz über,
welcher mit einem abgebogenen Kopf in eine Oeffnung der Saalwand nahe am Boden
mündet. Diese Oeffnung ist mit stellbaren Jalousieklappen versehen; dicht unter ihr
befindet sich eine zweite, ebenfalls mit solcher Regulirvorrichtung versehene
Oeffnung, welche in den als Fortsetzung des Luftzuführungskanales gebildeten
Saugschacht mündet. Das Aufsteigen der Luftsäule im letzteren, also das Absaugen der
verbrauchten Luft wird erreicht, indem aus dem genannten eisernen Kopf ein kleines
vertikales Rohr, versehen mit stellbarer Drosselklappe, frische Luft in den
Absaugekamin leitet und sich auch die schlechte Luft weiter an der äuſseren Fläche
des Kanalkopfes erwärmt. Es wird die Circulation in dem Saal durch diese Einrichtung
wohl in einfacher Weise zu erreichen sein; jedoch ist der Verlust an frischer warmer
Luft, welche zur Einleitung und Unterstützung der Aspiration verwendet wird, nicht
unbeträchtlich.
Neuerungen an Wellblechpressen.
Die Wellblechpresse von Thyssen und Comp. in Mülheim a. d. Ruhr (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 19413 vom 21.
August 1881) gestattet die Herstellung von Wellblechen gröſserer
Dimensionen, als mittels der bekannten durch Excenter, Schrauben oder hydraulischen
Druck betriebenen Maschinen möglich ist, wenn diese sich innerhalb praktisch
brauchbaren Grenzen halten sollten; die Länge der bisherigen Trägerwellbleche betrug
etwa 4m. Es werden hier zwei Sektoren in derselben Senkrechten derart aufgehängt,
daſs sie durch ein Vorgelege um ihre Achsen in schwingende Bewegung versetzt werden
können, während die Umfänge hierbei auf einander abrollen. Die abgedrehten Umfänge
tragen nun die concentrischen Matrizen und Patrizen und zwar, wie üblich, je zwei
eng neben einander liegende für die eigentliche Wellenform und je eine etwas
abstehende zum Vorbiegen. Während jeder Schwingung der Sektoren wird nun eine Welle,
vorgepreſst und eine zweite fertiggestellt. Um gröſsere Längen zu wellen, würde,
wenn die Bogenlänge der Sektoren für dieselbe nicht genügen sollte, ein Vorschub
bezieh. ein nochmaliges Durchführen stattfinden müssen, wobei die fertigen Wellen
die Lehren für die neuen abgeben. – Auf Wellblechwalzwerken würde man den
angegebenen Zweck besser erreichen.
A. Bachmeyer
und Comp. in Berlin (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 19949 vom 24. Februar 1882) wollen eine
selbstthätige Verstellung der Patrizen und Matrizen gegen einander während der
Arbeit der Maschine, also während des Stempelniederganges erreichen. Die Matrizen
und Patrizen, welche für die ganze Blechbreite vorgesehen sind, werden dem
entsprechend durch Schraubenspindeln von irgend einer Vorrichtung aus allmählich
gegen einander gerückt, während die Preſsplatte gleichzeitig durch eine geeignet
geformte Curvenscheibe oder durch Keile niedergedrückt wird. Dargestellt ist in der
Patentschrift ein mit dieser eigenthümlichen Vorrichtung versehenes
Wellblech-Walzwerk, bei welchem Patrizen und Matrizen natürlich Rollen sind. Hierbei
wird nun bei der allmählichen Verengerung des Zwischenraumes der Rollen und beim
gleichzeitig stattfindenden entsprechenden Niedergang der oberen Walze das
durchgezogene Blech am vorderen Ende weitere Wellen besitzen als am hinteren; um
deshalb eine Ungleichheit in der Blechform zu vermeiden, würde das Blech dann
umgekehrt wieder in die Walzen gebracht, bezieh. hin- und zurück gewalzt werden
müssen. Zu bemerken ist noch, daſs die Bewegungsvorrichtungen für die Schrauben und
für die Curvenscheiben bezieh. Keile zwangläufig mit einander verbunden sind. –
Durch diese Anordnung wird eine allmählichere Biegung der Wellen erreicht.
Mg.
Verstellbares Albumschloſs von J. Mönch in Offenbach a.
M.
Das hier veranschaulichte Schloſs (* D. R. P. Kl. 11 Nr. 18417 vom 11. Oktober 1881)
ist so eingerichtet, daſs es je nach Bedürfniſs enger oder weiter gestellt werden
kann. Die beiden verzahnten Schenkel des Bügels A
führen sich in dem -förmigen hohlen Gestell. Spiralfedern R drücken den Bügel stets nach auſsen; das Herausfallen
desselben wird durch Stifte d verhindert. In dem
Querbalken des Schlosses sind 2 Sperrkegel B
eingebettet, welche durch Federn S in die Sperrzähne
des Bügels A gedrückt werden; letzterer wird demnach,
wenn man ihn, um das Schloſs enger zu stellen, zurückschiebt, von dem Sperrwerk in
jeder Lage festgehalten. Um das Schloſs wieder auf die gröſste Weite einstellen zu
können, ist folgende Einrichtung getroffen: Auf dem Stifte a. der nach auſsen in einen Knopf endigt, sitzen 2 Daumen; dreht man in
der Richtung des Pfeiles, so werden die beiden Sperrkegel nach innen gezogen,
dadurch wird der Bügel A frei und die Federn R schnellen denselben wieder bis an die Stifte d vor.
Textabbildung Bd. 247, S. 140
Elektrisches Licht für Kriegszwecke.
Kräftige elektrische Lichter sind sehr wichtige Kriegsgeräthe geworden. Obwohl sie
sich vorwiegend für die Vertheidigung als höchst nützlich erweisen, sind sie es doch
in vielen Fällen auch für den Angriff. In England sind sie nach Engineering, 1882 Bd. 34 * S. 407 namentlich auf den
Kriegsschiffen und zur Hafenvertheidigung verwendet worden und die Royal Engineers haben dabei ihr Augenmerk darauf
gerichtet, den Lichterzeuger und dessen Bedienung thunlichst dem feindlichen Feuer
zu entziehen, diesem nur den Spiegelapparat ausgesetzt zu lassen, denselben jedoch
rasch und leicht an eine andere. Stelle versetzen zu können und ihn auſserdem
möglichst billig herzustellen. Anfänglich wurden in England und anderwärts
Metallspiegel benutzt; bald fand man in den als sphärisches Holophote bekannten Fresnel'schen Linsen eine leichtere und kleinere, doch
ebenso kräftige Anordnung. In dieser empfing eine gewöhnlich aus 3 Gläsern mit 0m,75 Brennweite bestehende centrale Linse das
Licht als Kegel von etwa 60° durch ein Spiegelsystem, das aus 5 oder 6 Ringen
bestand, welche so angebracht waren, daſs der Hauptbrennpunkt jedes Ringes mit dem
Brennpunkte des Linsensystemes zusammenfällt; zugleich wirft ein kleiner sphärischer
Metallspiegel die Strahlen von der Rückseite des Lichtbogens nach vorn. Diese
kostbaren Lichtstrahler (Projectoren), in denen eine genaue Einstellung des Lichtes
bei der kurzen Brennweite schwer ist und die Glasringe oft durch die Hitze sprangen,
sind verdrängt worden durch die Projectoren des französischen Genieoberst Mangin (vgl. 1882 246 176),
in welchen die spiegelnde Linse auf der Innenseite nach etwas kleinerem Halbmesser
gekrümmt ist als auf der Auſsenseite, am Rande also dicker ist als in der Mitte. Die Wirkung derselben
erläutert folgende von der Fabrik Sautter, Lemonnier und
Comp. in Paris aufgestellte Tabelle:
Entfernungdes Lichtesvom
Spiegel
Divergenz
Meter Durchmesser der
erleuchtetenKreise bei
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000m
Projector 0m,30 Durchmesser
mm
Licht 6mm
160
2°
30
60
–
–
–
–
–
Gramme M
170
9
180
–
–
–
–
–
–
Projector 0m,40
240
2,5
45
90
135
–
–
–
–
Licht 10mm
250
6,5
60
120
180
–
–
–
–
Gramme A
260
11,5
100
200
300
–
–
–
–
Projector 0m,60
430
2
30
60
90
120
150
–
–
Licht 15mm
440
4
78
156
234
312
–
–
–
Gramme D
450460
611
118198
236396
354–
––
––
––
––
Projector 0m,90
760
2
15
30
45
60
75
90
105
Licht 15mm
770
3
25
50
75
100
125
150
175
Gramme D
780790800
457
45 60115
90120230
135180345
180240460
225300–
250––
–––
Der Mangin-Projector wird in seiner gröſseren Form (90cm Durchmesser) auf einen mit den nöthigen Werkzeugen ausgerüsteten Wagen
montirt; in seiner kleineren (60cm Durchmesser)
ist er von 2 Mann bequem tragbar. In England hat man sich bestrebt, ihn in einen
bombensichern Behälter zu stellen und nur den Planspiegel, welcher das Licht
fortwirft, den Geschossen bloſsgestellt zu lassen; doch stieſs man in der Ausführung
anfänglich auf Schwierigkeiten.
Unsere Quelle bildet mehrere derartige Anordnungen ab, mit denen auf englischen
Kriegsschiffen und in Chatham Versuche angestellt worden sind.
Ueber den Dopplerit von Aussee.
Der im Torf von Aussee vorkommende Dopplerit ergab nach W.
Demel (Monatshefte für Chemie, 1882 S. 762) im
Mittel 5,1 Proc. Asche folgender Zusammensetzung:
Kalk
72,67
Magnesia
2,03
Kali und Natron
0,99
Eisenoxyd und Thonerde
12,02
Schwefelsäure
4,36
Chlor
1,09
Unlöslich
6,80
–––––
99,96.
Die durch Behandeln mit Kalilauge abgeschiedene organische Substanz führte zur Formel
C12H12O6, deren im Dopplerit vorhandene Calciumverbindung
der Formel CaC24H22O12 entspricht. Aus der Aehnlichkeit mit
den Humussubstanzen im Allgemeinen, sowie auch aus der Entstehungsweise des
Dopplerits in den Torflagern (Gümbel erklärt den
Dopplerit für homogenen Torf), kann man den Dopplerit wohl als das Calciumsalz einer
oder mehrerer Säuren aus der Reihe der Humussubstanzen betrachten.
Zur Verwendung des Hopfens.
Nach A. Schwarz (Praktischer
Bierbrauer, 1882 S. 506) wird der ausgekochte Hopfen niemals im Stande
sein, die Stelle der Klärspäne in der Bierbrauerei einzunehmen. Besser wäre die
Verwendung desselben als Auflockerungsmittel in der Maische; doch müſste er dann sofort nach Beendigung
des Brauprozesses von den durch das Kochen ausgeschiedenen Eiweiſsstoffen gereinigt
werden.
In einigen Brauereien wird jedoch, namentlich dort, wo viel Rohfrucht verbraut wird,
der rohe Hopfen mit zum Maischen verwendet, leistet
hierbei als Auflockerungsmittel ganz vortreffliche Dienste, beschleunigt den
Abläuterungsprozeſs, das Brechen der Würze im Kessel und vermehrt in beträchtlicher
Weise das Volumen der Treber. Wird aber roher Hopfen mit dem Malze, oder in einer
besonderen Bütte mit der Rohfrucht eingemaischt, oder erst der Dickmaische
zugesetzt, so tritt eine Verminderung der Malzausbeute von 5 bis 8 Proc. ein, weil
durch den Hopfenzusatz vor Beendigung der Zuckerbildung die Wirksamkeit der Diastase
gehemmt wird. Gibt man den Hopfen aber erst nach Erreichung der gewünschten
Abmaischtemperatur hinzu, so erhält man eine höhere als die gewöhnliche Ausbeute.
Hierbei fällt die Lockerung der Treberschichten ins Gewicht und gereicht der
vollständigen Aussüſsung zum Vortheil. Siedet man auf Dick- oder Lautermaische, so
darf man den Hopfen auch bei diesem Verfahren erst dann mitmaischen, wenn jene Dick-
oder Lautermaische, mit welcher man die Endmaischtemperatur erreichen will, in die
Maischbütte eingetragen oder gepumpt wird.
Um den rohen Hopfen zur Aromatisirung des Lagerbieres zu verwenden, hatte Schwarz vorgeschlagen, eine geringe Menge Hopfen, in
weitmaschige Säckchen gestopft, dem Biere auf dem Lager- oder Ruhfasse, oder der
Ruhebütte zuzugeben. Der Erfolg hat dem beabsichtigten Zwecke vollkommen
entsprochen; nur dort, wo diese Säckchen zu viel Hopfen enthielten oder zu lange in
dem mit Bier gefüllten Gefäſse verblieben, macht sich ein rauh bitterer Geschmack
bemerkbar.
Sehr empfehlenswerth soll das Zusetzen von fein geriebenem Hopfen in die groſsen
Ruhebütten sein; der auf die Oberfläche des Bieres gleichmäſsig vertheilte Hopfen
soll zur Aromatisirung des Bieres beitragen und ein gutes Schutzmittel gegen
Schimmelbildung sein.
Oxalsäure zur Gewinnung von Alkaloiden.
Zur Herstellung von Cascarillin macerirt man nach Allessandri (Archiv der
Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 690) gröblich gepulverte Cascarillrinde mit
einer 3procentigen wässerigen Oxalsäurelösung und erwärmt schlieſslich auf 60°. Der
abfiltrirte Auszug wird mit Ammoniak neutralisirt und auf ⅔ des Volumens verdampft.
Die filtrirte Flüssigkeit wird mit Aether ausgeschüttelt, der Aether abgegossen und
gröſsentheils abdestillirt. Den Rest läſst man in einem Luftstrome freiwillig
verdunsten, wobei das Cascarillin rein weiſs zurück bleibt. Cascarillin löst sich in
warmem Wasser, leicht in kaltem Alkohol und Aether, schwer in Benzin, Chloroform,
Schwefelkohlenstoff. Von concentrirter Schwefelsäure wird es kirschroth; die Färbung
geht durch Grünlichviolett in Grün über. Salzsäure bewirkt rosenrothe Färbung,
später violett, grün und himmelblau.
Zur Herstellung von Veratrin wird der gequetschte
Sabadillsamen mit 3 procentiger Oxalsäurelösung ausgezogen und der Auszug mit
Ammoniak neutralisirt. Der nach einiger Zeit sich bildende Niederschlag wird mit
kaltem Alkohol behandelt, wobei eine harzartige, in heiſsem Alkohol lösliche
Substanz und oxalsaurer Kalk ungelöst bleiben. Die alkoholische Lösung gibt beim
Verdunsten ein fast reines Veratrin, welches durch Auflösen in Aether u. dgl.
gereinigt wird.
Man bestimmt den Morphiumgehalt in Opium, indem man 5g desselben mit 80cc 3procentiger Oxalsäurelösung durch Verdrängung auszieht, dann noch
20cc der Lösung nachgieſst und das Filtrat in
2 gleiche Theile theilt. Beide werden mit Barytwasser neutralisirt, die dadurch
entstehenden Niederschläge abfiltrirt und mit schwachem Alkohol gewaschen. Nachdem
sie fast trocken sind, schüttelt man den einen mit 90procentigem Alkohol, den
anderen mit Aether oder Chloroform. Die ätherische Lösung gibt beim Verdunsten das
Narcotin, die alkoholische das Morphin und die anderen Alkaloide des Opiums.
Zur Bestimmung von Chinin und Cinchonin in den Chinarinden wird ein durch Verdrängen mit 3procentiger
Oxalsäurelösung bereiteter Auszug von 5 bis 10g der zu prüfenden
Rinde in 2 gleiche Theile geschieden und jeder Theil mit Ammoniak gefällt. Die
Niederschläge läſst man absetzen, gieſst die überstehende Flüssigkeit möglichst ab
und bringt sie, jeden für sich, in eine mit Hahn versehene Bürette. Dann wird auf
den einen Niederschlag Chloroform, auf den anderen Aether gegossen, gut
durchgeschüttelt, nach Sonderung der Flüssigkeiten durch Oeffnen des Hahnes die
wässerige Flüssigkeit unter dem Aether abgelassen, aus der anderen Bürette aber das
Chloroform unter der wässerigen Lösung weggenommen. Die ätherische Lösung aus der
ersten Bürette wird ausgegossen und beide Lösungen werden zum Verdunsten
hingestellt. Der Rückstand vom Aether gibt den Chinin-, vom Chloroform den
Cinchoningehalt einschlieſslich der anderen Chinaalkaloide.
Der mit Oxalsäure bereitete Aufguſs der Columbowurzel gibt selbst nach der
Concentration mit Ammoniak keinen Niederschlag. Wird er aber mit Aether
ausgeschüttelt, so gibt dieser beim Verdunsten reines weiſses Columbin. Die nach Entfernung des Columbins mittels
Aether mit Ammoniak in Verbindung gebliebene Columbosäure läſst sich durch
Essigsäure abscheiden. Um das andere Alkaloid der Columbowurzel, das Berberin zu erhalten, wird der Oxalsäure Auszug der
Wurzel mit Baryt gefällt. Der entstandene Niederschlag ist wesentlich columbosaurer
Baryt. Nachdem noch oxalsaurer Baryt sich ausgeschieden hat und der Ueberschuſs des
Barytes durch Kohlensäure gefällt worden, zieht man das Columbin mit Aether aus; die
davon getrennte Flüssigkeit wird zur Trockne gebracht und aus dem Rückstande das
Berberin mit Alkohol aufgenommen, bei dessen Verdunsten es in gelben Krystallnadeln
zurückbleibt.
Ueber die unvollkommene leuchtende Verbrennung des
Aethers.
Leitet man nach W. H. Perkin (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 2155) einen Strahl
Aether aus einer Spritzflasche auf ein dickes heiſses Eisenblech, so verbrennt
dieser bei Temperaturen über 260° mit eigenthümlich blauer Flamme; je höher jedoch
die Temperatur ist, um so wahrscheinlicher tritt die gewöhnliche Verbrennung ein.
Das beste Mittel, diese Flammen zu zeigen, ist, eine ziemlich stark erhitzte und auf
einem Drahte aufgehängte kupferne Kugel von etwa 6mm,7 Durchmesser über eine mit Aether getränktes Filtrirpapier enthaltende
Schale von etwa 100cm Breite zu bringen. Wenn die
Kugel dem Aether naht, bildet sich eine schöne, mattblaue Flamme, welche die
erhitzte Kugel umhüllt und darüber mehrere Centimeter hinaufsteigt. Die Kugel kann
ganz bis in den Aether herabgelassen werden, ohne gewöhnliche Verbrennung
hervorzurufen. Bei dieser unvollkommenen Verbrennung bildet sich neben Kohlensäure
namentlich Aldehyd. Die Temperatur dieser Flamme ist so gering, daſs man die Finger
hineinhalten kann.
Bei Paraffinen, Fettsäuren und Alkoholen wächst die Fähigkeit, diese Erscheinungen
hervorzurufen, mit dem Moleculargewicht. Stoffe der aromatischen Reihe besitzen
diese Fähigkeit nicht.
Die blauen Flammen und das Leuchten, welche von der unvollkommenen Verbrennung
herrühren, sind ohne Zweifel dem gewöhnlichen Leuchten des Phosphors ähnlich; nur
besteht der Unterschied darin, daſs diese Körper erhitzt werden müssen, während
Phosphor die Erscheinung selbst bei gewöhnlicher Temperatur zeigt.
Verfahren zur Gewinnung von Glycerin aus Seifenlaugen.
Nach F. J.
O'Farrell in Dublin (D. R. P. Kl. 23 Nr. 20275 vom 20. Januar 1882) wird die
Unterlauge eingedampft und wieder zum Aussalzen benutzt. Nachdem dies mehrfach
wiederholt ist, wird die Unterlauge so weit eingedampft, daſs das. Kochsalz
gröſstentheils auskrystallisirt ist. Die Mutterlauge wird nun fractionirt
destillirt, und zwar unter Luftverdünnen und Einleiten von auf 200° erhitztem
Wasserdampf, wobei zunächst Wasser, dann aber fast wasserfreies Glycerin
übergeht.
Zur Prüfung der Benzoesäure.
Die officinelle Benzoesäure und deren Prüfung wird von C.
Schneider im Archiv der Pharmacie, 1882 Bd.
220 S. 401 eingehend auf Grund von Versuchen besprochen und schlieſslich die Prüfung mit
übermangansaurem Kalium als zuverlässig empfohlen (vgl. Schacht 1881 243 171).
E. Schaer (Daselbst S. 425) zeigt, daſs die direkt aus
Benzoë sublimirte Benzoësäure gegen übermangansaures Kalium sowohl in saurer, als in
alkalischer Lösung eine auffallend reducirende Wirkung äuſsert, welche allen
Benzoësäuren anderweitiger Abkunft nicht oder nur in beschränktem Maſse und
entsprechend den vorhandenen fremden Beimengungen zukommt. In alkalischer Lösung
tritt bei den nicht officinellen Säuren eine durch schwächere Reduction bedingte
Grünfärbung ein. Die mit Kalk aus Benzoe gewonnene Säure erhält sich wie die
künstliche Säure und wirkt nur dann ähnlich reducirend wie die echte sublimirte,
wenn sie entweder aus Sublimationsrückständen bereitet ist, oder wenn zur
Darstellung Zimmtsäure haltiges Material gedient hat.
Die direkt aus Benzoe mit Kalk bereitete Benzoesäure erlangt auch durch nachherige
Sublimation nicht die der echten sublimirten zukommende Wirkung auf Permanganat. Den
Benzoësäuren, welche nicht nach der Vorschrift der Pharmacopöe bereitet sind, läſst
sich durch Sublimation unter Benzoezusatz die reducirende Wirkung auf Permanganat
ertheilen; jedoch bleibt auch nach Zusatz von 20 Proc. Benzoëharz vor der
Sublimation die erhaltene Säure in besagter Wirkung bedeutend hinter echter
sublimirter Harzsäure zurück.
Die Zimmtsäure äuſsert für sich eine sehr energisch reducirende, der sublimirten
Harzbenzoësäure qualitativ höchst ähnliche Wirkung auf Permanganat und bedingt somit
selbstverständlich ein bei der Permanganatreaction abweichendes Verhalten solcher
Säuren, welche Zimmtsäure als Beimengung führen, an und für sich aber (wie z.B.
reine Toluolbenzoesäure) sich negativ verhalten würden. Eine gegen Permanganat sich
negativ verhaltende, d.h. die saure Lösung nicht verändernde, die alkalische Lösung
nur grün färbende Benzoesäure (so z.B. eine aus Siamharz mit Kalk bereitete Säure)
erlangt selbst nach Zusatz von 10 Proc. Zimmtsäure nicht das Vermögen sofortiger
Entfärbung des Permanganats; es erfolgt die Veränderung erst nach Verlauf einiger
Minuten. Es vermag daher auch eine verhältniſsmäſsig hohe Beimischung von Zimmtsäure
das specifische Verhalten echter sublimirter Benzoesäure nicht zu ersetzen.
Nach C. Leuken (Daselbst S. 518) muſs eine wirklich aus
Siamharz sublimirte Benzoësäure sich beim Schütteln von 0g,1 derselben mit 16 Tropfen einer wässerigen
Natronlösung (1 : 4) mit gelblicher bis bräunlicher Farbe klar Lösen; nach Zusatz
von 16 Tropfen einer ½ procentigen Kaliumpermanganatlösung darf direkt kein Geruch
nach Bittermandelöl auftreten; nach 8 Stunden muſs eine klare gelbliche bis
grünliche Flüssigkeit über einem grauweiſsen bis bräunlichen Bodensatz stehen.
Verfahren zur Herstellung von Chlormagnesium.
Nach A.
Lanquetin in Paris (D. R. P. Kl. 75 Nr. 20396 vom 9. September 1881) wird
gebrannter Magnesit oder Dolomit in Chlorcalciumlösung eingetragen, dann Kohlensäure
eingeleitet; kohlensaures Calcium scheidet sich aus, Chlormagnesium bleibt in
Lösung.
Zur maſsanalytischen Bestimmung der Hyperoxyde; von Dr. C. W.
Hempel in Gieſsen.
In diesem Journal Bd. 246 S. 196 führt W. Diehl an, daſs
schon Mohr im J. 1870 die Meinung gehegt, durch eine
Digestion der Hyperoxyde mit Salzsäure und Jodkalium die von Bunsen angegebene Destillation mit Salzsäure ersetzen zu können. Hierzu
habe ich die Bemerkung zu machen, daſs ich schon im J. 1858 in Liebig's Annalen, Bd. 107 S. 101 entsprechende
Vorschläge gemacht habe, wobei jedoch der Salzsäure
nicht Erwähnung geschieht.