Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 93 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
[Kleinere Mittheilungen.]
Regulator für Wassermotoren.
Eine indirekte Uebertragung von einem beliebigen Centrifugalregulator auf die Schütze
eines Wasserrades oder den Regulirapparat einer Turbine hat F.
Bildstein in Reichenbach (* D. R. P. Kl. 60 Nr. 12780 vom 27. Juli 1880) dadurch
erzielt, daſs er vom Regulator aus durch eine Gestängeverbindung eine Rolle auf
einer Stange hin- und herbewegt parallel zu den Achsen zweier stets rotirender
Stufenexcenter; letztere drücken dann von beiden Seiten auf die Rolle, verstellen
also im Raum ihre Führungsstange und dadurch einen Hebel bezieh. eine Achse, deren
Oscillationen durch Zugstangen entsprechend auf die eigentliche Absperrvorrichtung
übertragen werden. Der Regulator hat also nur die leichte Verstellung der Rolle zu
bewirken; die eigenartige Form der Stufenexcenter ruft keinen Widerstand gegen diese
Verstellung hervor. Die Betätigung der Absperrvorrichtung geschieht durch
Maschinenkraft von beliebiger Stärke.
Connell's Schreibfeder-Füllvorrichtung.
Jede gewöhnliche Schreibfeder läſst sich zu einer Füllfeder, d.h. zu einer Feder mit
gröſserer Tintenfüllung machen, wenn man an derselben die nach der Papierzeitung, 1882 S. 160 hier abgebildete, an J. H. Connell in Charlestown, Virginia
(Nordamerikanisches Patent Nr. 231403) patentirte einfache Vorrichtung anbringt.
Textabbildung Bd. 247, S. 93
Dieselbe besteht aus einem Schieber, welcher aus einem Stück
Messingblech hergestellt ist und durch eine Klammer E
auf der Feder so gehalten wird, daſs der mit der Klammer durch den Steg D verbundene Theil A unter
der Feder liegt. Zwischen diesem Theil A und der Feder
sammelt sich beim Eintauchen der letzteren eine gröſsere Tintenmenge an, welche beim
Schreiben allmählich verbraucht wird und zwar um so rascher, je weiter der Schieber
gegen die Spitze der Feder geschoben ist. Der an A
angebogene Lappen a liegt oben auf der Feder auf und
dient dazu, eine weiche Feder etwas „härter“ zu machen; man braucht ihn zu
diesem Zweck nur vor dem Aufstecken des Schiebers etwas nieder zu biegen. Die
zwischen den Theilen A und a befindliche Oeffnung, durch welche die Federspitze tritt, ist so groſs,
daſs die Elasticität der Feder nicht durch den Schieber beeinträchtigt werden kann.
(Einfacher noch als dieser Schieber ist eine zweite Feder, deren Spitze
abgeschnitten wird. Man verwendet hierzu eine alte ausgeschriebene Stahlfeder und
steckt dieselbe über die frische Feder in den Halter. Nach diesem Principe sind
verschiedene Federn ausgeführt worden, welche bei reichhaltiger Tintenfüllung das
Kleksen verhüten sollen. Eine Reihe deutscher Patente bezieht sich auf eine andere
Klasse von Federhaltern mit Tintenfüllung, deren Gebrauch jedoch in den meisten
Fällen reine Liebhaberei ist. Z.)
Wärmebedarf für Heizungs- und Ventilationsanlagen.
Einem im Oesterreichischen Ingenieur- und Architektenverein gehaltenen Vortrag des
Oberingenieurs Friedr. Paul (vgl. Wochenschrift, 1882 S. 9) über die Bestimmung des
Wärmebedarfes für Heizungs- und Ventilationsanlagen entnehmen wir folgende Daten
über den Temperaturzustand und die abkühlende Wirkung von Mauern und Fenstern. Bei einer Innentemperatur
von + 20° und Auſsentemperatur von – 20° ergaben sich:
Dicke derMauer
Temperaturder Innen-fläche
derMauer
Temperaturder Auſsen-fläche
derMauer
Wärme-durchgangfür
Stundeund 1qm
EinfacheFensterkühlten
abauf
Doppel-fensterkühlten
abauf
EinfacheFenster
Doppel-fenster
Wärmeverlust für Stündeund 1qm
10cm
+ 5°
– 8,4°
85,2c
0°
+ 8°
116°
69,6c
60
+ 15
– 16
31,6
0
+ 8
Die bei gleicher Auſsentemperatur eintretende vermehrte
Abkühlung durch Windanfall an die Innenfläche der Fensterfläche verhält sich so,
daſs einfache Fenster doppelt so viel als bei Windstille, Doppelfenster nur etwa 1½
mal so viel abkühlen. Mauern von 60cm Stärke
kühlen bei Windanfall nicht mehr ab als bei Windstille; schwächere Mauern verhalten
sich jedoch ungünstiger und nähern sich dem erwähnten Verhältniſs bei einfachen
Fenstern um so mehr, je kleiner die Wandstärken werden.
Elektricität erzeugendes Brennmaterial.
Brard in La Rochelle hat, fortbauend auf älteren
Versuchen von A. C. Becquerel (1855) und P. Jablochkoff (vgl. 1877 234 250) sich bemüht, ein Brennmaterial herzustellen, welches Elektricität
erzeugt. Der elektrische Strom wird hervorgerufen durch die Verbrennung von Kohle
(anstatt des Zinkes in anderen galvanischen Elementen) unter dem Einfluſs höherer
Temperatur und der oxydirenden Wirkung von salpetersaurem Kali oder Natron. Der
Brennstoff wird in Ziegelform gebracht. Die Ziegel haben 150mm Länge, 35mm
Breite, 25mm Höhe; ihre äuſsere Hülle bildet ein
Stück Asbestpapier. Das Innere besteht aus einem Kohlen- und einem Salpeterprisma,
welche durch eine dünne Asbestplatte von einander getrennt sind, die nahezu dieselbe
Rolle spielt wie die poröse Zelle in gewöhnlichen Elementen. Das Kohlenprisma wird
aus 100g Kohlenklein hergestellt, das mit Melasse
oder Theer zu einer Paste angemacht, kalt oder besser warm in einer passenden Form
stark zusammengepreſst wird. Der Ziegel besitzt eine groſse Anzahl von unten nach
oben gehender Löcher, welche das Verbrennen erleichtern und die Zahl der
Berührungspunkte mit dem Salpeterprisma (etwa 100g) vermehren, das aus 3 Th. Asche und 1 Th. salpetersaurem Kali oder Natron
hergestellt ist, in die kastenförmigen Vertiefungen verlegt und oben wieder mit
Asbestpapier bedeckt wird. Dieses Prisma schmilzt durch die Hitze und geht in einen
syrupartigen Zustand über. In die Kohle und in den Salpeter wird ein Kupfer- oder
Messingstreifen eingelegt, welche an dem einen Ende des Ziegels vorstehen und die
Pole des Elementes bilden, das mit dem anderen Ende in ein lebhaftes Feuer gelegt
wird. Ein Ziegel vermag eine elektrische Klingel in Thätigkeit zu setzen. Eine
gröſsere Anzahl von Ziegeln läſst sich leicht in Parallel- oder
Hintereinanderschaltung mit einander verbinden.
E–e.
Die deutsche Kupferindustrie im J. 1881.
Nach den Zusammenstellungen von Leuschner in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes, 1882 S. 478 betrug der Kupferverbrauch in Deutschland im J.
1881 5586t inländisches und 5204t ausländisches Kupfer; da die angeführten Werke
aber nur etwa die Hälfte des Kupferverbrauches in Deutschland darstellen, so würde
der Gesammtverbrauch etwa 21500t betragen haben.
Dargestellt wurden im J. 1881:
Im Mansfeld'schen aus hier gewonnenen Erzen
10880,70t
Aus angekauften deutschen Halbproducten
119,00
Stadtbergerhütte
141,75
–––––––––
Zusammen
11441,45t.
Die deutsche Kupferproduction genügte daher auch im J. 1881 nicht, um den
inländischen Verbrauch zu decken; gleichwohl ist es nicht möglich gewesen das einheimische Kupfer auch im
Inlande abzusetzen; aus dem Mansfeld'schen wurden 4015t nach Oesterreich, Frankreich und Ruſsland verkauft. Der Verkaufspreis
für Mansfeld'sches Kupfer betrug im J. 1881 für 100k 131,66 M. gegen 140,58 M. im J. 1880.
Die Kupfervorräthe in den englischen Hafenstädten haben sich um etwa 6000t vermindert, in der Hauptsache eine Folge des
starken Bedarfes an Locomotiven, welchen in letzterer Zeit die Eisenbahnen in fast
allen europäischen Staaten gehabt haben. Ebenso war in Nordamerika ein groſser
Bedarf an Locomotiven und daher kommt es, daſs vom Lake-Kupfer im vergangenen Jahre
nur wenig nach Europa gekommen ist. Auch kommt in Betracht, daſs in Chile seit
Beilegung des Krieges zwischen Peru, Bolivia und Chile der Kupferbergbau in dem
früheren Umfange noch immer nicht wieder aufgenommen ist. Die Ausfuhr von
chilenischem Kupfer nach Europa ist deshalb auch im J. 1881 geringer gewesen als in
den Jahren vorher. Der Kupferbergbau in Nordamerika nimmt jedoch von Jahr zu Jahr an
Bedeutung zu, nicht allein im Lake-Superior-District, sondern auch in dem westlichen
Districte der Rocky-Mountains, so daſs eine vergröſserte Einfuhr aus Amerika und ein
Sinken der Preise zu erwarten sind.
Verhalten von Platin und Palladium gegen Kohlenoxyd und
Wasserstoff.
Nach M. Traube oxydirt nicht nur Wasserstoff haltiges,
sondern auch Wasserstoff freies Palladium Kohlenoxyd bei Gegenwart von Wasser und
Sauerstoff zu Kohlensäure. Hierbei entsteht auch Wasserstoffhyperoxyd. Platin
verhält sich ebenso. Schüttelt man ferner Platin in Form von Blech oder Draht mit
Wasserstoff, Luft und Wasser, so entsteht sofort reichlich Wasserstoffhyperoxyd.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1882 S. 2854.)
Glycerin-Phosphorsäure von H. Flemming.
Wenn man glasige Phosphorsäure in wasserfreiem Glycerin auflöst, so erhält man eine
auſserordentlich hygroskopische Substanz von Syrupsconsistenz. Bei einem
vergleichenden Versuch zogen in der nämlichen Zeit und im nämlichen Raume: 66°
Schwefelsäure 3,7 Proc. und Glycerin-Phosphorsäure 4,4 Proc. Wasser an. Die Lösung
dürfte deshalb für analytische und andere Zwecke Beachtung verdienen. Uebrigens ist
das Lösungsvermögen des wasserfreien Glycerins für die glasige Phosphorsäure nicht
groſs. Nach mehrstündigem Digeriren im Wasserbade hatten sich im Durchschnitt
mehrerer Versuche nur 2 Proc. Phosphorsäure im Glycerin gelöst.
Ueber einige ätherische Oele.
Nach F. Beilstein und E.
Wiegand (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1882 S. 2854) besteht das Erecthidisöl fast nur aus Terpenen (C10H16)x; das Terpen C10H16 siedet bei
175°, ebenso der zwischen 240 bis 310° übergehende Theil des Oeles.
Das Oel von Erigeron canadense besteht ebenfalls
wesentlich aus einem Terpene C10H16, welches bei 176° siedet.
Majoranöl ergab ein bei 178° siedendes Terpen C10H16, während der
bei 200 bis 220° siedende Antheil des Oeles der Formel C15H24.H2O
entsprach.
Herstellung von künstlichem Indigo aus
Orthonitrobenzaldehyd.
Durch Condensation von Orthonitrobenzaldehyd mit Brenztraubensäure entsteht
Orthonitrocinnamylameisensäure, welche, wie die Badische Anilin- und
Sodafabrik in Ludwigshafen (D. R. P. Kl. 22 Nr. 19768 vom 24. Februar 1882) angibt,
durch Alkalien direct in Indigblau übergeht. In ähnlicher Weise erfolgt die
Umwandlung von Orthonitrobenzaldehyd in Indigblau durch Aceton oder Acetaldehyd in
Gegenwart von Alkalien. Es ist ferner anzunehmen, daſs ganz allgemein gemischte
Ketone, welche Methyl in Verbindung mit Carbonyl enthalten, dieselbe
charakteristische Reaction des Orthonitrobenzaldehyds eintreten lassen.
Zur Herstellung der Orthonitrocinnamylameisensäure werden 10 Th.
Orthonitrobenzaldehyd in 6 Th. Brenztraubensäure unter gelindem Erwärmen gelöst und
nach dem Erkalten auf 10° mit Salzsäuregas gesättigt. Nach 2 bis 3 tägigem Stehen
wird die krystallinisch erstarrte Masse mit Wasser gewaschen und durch
Umkrystallisiren aus Benzol gereinigt:
C6H4.NO2.COH
+
CH3.CO.COOH
=
C6H4.NO2.CH.CH.CO.COOH
+
H2O.
Orthonitrobenzaldehyd
+
Brenztraubensäure
=
Orthonitrocinnamylameisensäure
+
Wasser.
Zur Herstellung von Indigblau wird die so erhaltene Orthonitrocinnamylameisensäure in
eine gesättigte Lösung der doppelten Gewichtsmenge kohlensauren Natrons eingetragen
und 24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur sich selbst überlassen. Das reichlich
ausgeschiedene Indigblau wird filtrirt und mit Wasser gewaschen. Dieselbe Umwandlung
wird durch verdünnte kaustische Alkalien und alkalische Erden bewirkt. Erwärmen
beschleunigt den Eintritt der Reaction. Durch passende Abänderung dieses Verfahrens
läſst sich der künstliche Indigo auch auf der Faser erzeugen.
Nach einem ferneren Verfahren werden 10 Th. Orthonitrobenzaldehyd mit 6 Th.
Brenztraubensäure gemischt und allmählich mit einer 2procentigen Natronlauge bis zur
stark alkalischen Reaction versetzt. Nach 2 bis 3 tägigem Stehen wird das
ausgeschiedene Indigblau abfiltrirt und mit Wasser gewaschen. Oder es werden 10 Th.
Orthonitrobenzaldehyd in 15 Th. Aceton gelöst und nach und nach mit einer Lösung von
3 Th. Natronhydrat in 130 Th. Wasser vermischt. Die schnell und ohne äuſseres
Erwärmen eintretende Abscheidung von Indigblau ist in 2 bis 3 Tagen beendigt.
In derselben Weise verläuft die Darstellung des künstlichen Indigos aus dem
Orthonitrobenzaldehyd unter Anwendung von Acetaldehyd an Stelle des Acetons und
läſst sich das in den vorstehenden Verfahren angegebene Natronhydrat durch andere
kaustische und kohlensaure Alkalien sowie durch alkalische Erden ersetzen.
Verfahren zum Bleichen von Garn u. dgl.
Um Garn und Gewebe aus Leinen, Hanf, Jute u. dgl. zu bleichen, will A.
Brégeard in Lille, Frankreich (D. R. P. Kl. 8 Nr. 20177 vom 2. Mai 1882) die
Chlorkalklösung mit unterchlorigsaurem Natrium oder Kalium und schwefelsaurem Zink
versetzen.
Zur Herstellung von Anstrichen.
Die wasserdichte Anstrichmasse von G.
Gehring in Landshut (D. R. P. Kl. 22 Nr. 19298 vom 25. November 1881) wird
hergestellt durch Zusammenschmelzen von 60 Th. Paraffin, 15 Th. Wachs und 30 Th.
palmitinsaurer Thonerde, letztere erhalten durch Fällen einer Lösung von Palmölseife
mit Alaun. Die zu bestreichenden Steine, Metalle, Holz
u. dgl. werden auf 60 bis 90° erwärmt und dann mit der geschmolzenen Masse
bestrichen. Für Faserstoffe wird ein Gemisch verwendet
von 60 Th. Paraffin, 20 Th. Aluminiumpalmitat und 10 bis 15 Th. gelbem Wachs in
Leinölfirniſs gelöst, welcher mit 6 bis 15 Th. Terpentinöl versetzt wird.
Zur Herstellung eines Rostschutzanstriches wird nach A.
Riegelmann in Hanau (D. R. P. Kl. 22 Nr. 19642 vom 10. Februar 1882) die
gewöhnliche Leinölfarbe mit 10 Proc. gebrannter Magnesia, Baryt oder Strontian,
sowie mit Mineralöl versetzt. Dadurch soll die freie Säure der Farbe neutralisirt
und in Folge der alkalischen Reaction das Eisen vor Rost geschützt werden. Um Eisen in der Erde rostfrei zu erhalten, wird es mit
einem Gemisch von 100 Th. Fichtenharz, 25 Th. Guttapercha, 50 Th. Paraffin und 20
Th. Magnesia nebst Mineralöl bestrichen. Dem 20 bis 30 Proc. Magnesia oder
gebrannten Dolomit enthaltenden Anstrich für Maschinentheile wird, damit derselbe
nicht eintrockne, Vaseline zugesetzt.