Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 344 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Kautschuk-Kolbenringe für Luftcompressoren.
Bei den von Sautter, Lemonnier und Comp. in Paris
ausgeführten trockenen Luftcompressionspumpen, welche in Armengaud's Publication industrielle, 1882
Bd. 28 * S. 305 beschrieben sind, bildet die Kolbenliderung mittels Kautschukringen
ein interessantes Constructionsdetail. Die am Kolbenumfang eingedrehten Rillen, in
welche diese Kautschukringe eingelegt sind, stehen durch Bohrungen., welche von den
Stirnflächen des Kolbens nach ihnen geführt sind, mit den Cylinderräumen vor und
hinter dem Kolben in Verbindung, in Folge dessen die vom Kolben zusammengepreſste
Luft unter einen der Ringe treten und diesen gegen den Cylinderumfang drücken kann,
wodurch eine vollständige Abdichtung zwischen Cylinder und Kolben erreicht wird.
Jeder Ring besteht aus zwei Bändern verschiedener Qualität, welche durch ein vom
Erfinder P. Giffard geheim gehaltenes Mittel mit
einander verbunden werden. Das äuſsere Band besteht aus hartem Kautschuk, weshalb es
der Reibung an der Cylinderwandung gut zu widerstehen vermag; das innere Band
dagegen ist aus einem etwas geschmeidigeren Material hergestellt.
Verfahren zur Herstellung von Metallblechen u. dgl.
Das von Th. Schnitzlein in Hamburg angegebene Verfahren
(vgl. 1882 243 343) kann nach dem Zusatzpatente (* D. R.
P. Kl. 7 Nr. 17746 vom 3. August 1881) auch zur Herstellung dickerer Folien, Bleche
und Metalltafeln benutzt werden, indem man die Walzen vor Beginn des Eingieſsens des
Metalles ganz nahe zusammenbringt und sie beim Gieſsen bis auf die verlangte Dicke
allmählich von einander entfernt. Hierdurch wird unter den Walzen ein. immer stärker
werdendes Metallband erzeugt, welches das noch nicht genügend erkaltete Metall
zwischen den wassergekühlten Walzen stützt, so daſs es nicht durchflieſsen kann. Die
Lager der einen Walze sind zu diesem Behufe im Lagerbock verschiebbar angeordnet;
die Verschiebung derselben geschieht durch Handkurbel, Kegelräder und Schrauben. Die
Endflächen der einen Walze sind, um die Breite des Bandes zu bestimmen, mit über die
Endflächen der anderen Walze hinweggreifenden Flanschen versehen. Um verzierte
Folien, Bleche oder Tafeln herzustellen, kann man auf der Oberfläche geätzte oder
gravirte Walzen benutzen.
Textabbildung Bd. 246, S. 344C.
Glaser in Berlin (* D. R. P. Kl. 7 Nr. 17155 vom 24. März 1881) verändert das
Verfahren in der Weise, daſs das flüssige Metall nicht zwischen zwei rotirende
Walzen, sondern zwischen einer rotirenden Walze und einer sich mit derselben
Geschwindigkeit in derselben Richtung verschiebenden ebenen Metallplatte gegossen
wird. Letztere Platte liegt entweder horizontal oder vertikal und lassen sich auch
durch Anordnung zweier Schmelzapparate bezieh. Zuleitungen für das flüssige Metall
zwei Folien auf einmal herstellen.
St.
Elektrisches Licht in einer Pulverfabrik.
Nach Génie civil, 1882 * S. 569 hat die Direction der
Pulverfabrik in Saint-Chamas die Oellampen durch Edison'sche Glühlichter ersetzt. 60 solche Lampen von je 2 Carcel
Leuchtkraft sind in Nischen untergebracht, welche in die Mauern eingearbeitet
wurden. Als Leiter wurden Berthoud und Borel'sche Kabel
(vgl. 1880 238 * 129) benutzt, die bekanntlich mit
doppelter Bleihülle versehen sind (deren eine als Rückleiter zu dienen bestimmt
ist). Die Kabel sind unterirdisch auf 500m Länge
geführt. Die Triebkraft von 8e liefert eine
Turbine.
Zubereitung secundärer Batterien aus Bleiplatten.
G. Planté theilt in den Comptes
rendus, 1882 Bd. 95 S. 418 mit, daſs er die lange Dauer der Zubereitung der
secundären Batterien durch wiederholten Wechsel in der Richtung des ladenden
primären Stromes, durch Anwendung erhöhter Temperatur in der Flüssigkeit der
Elemente, vor oder während der Wirkung des Stromes, verkürzen könne, daſs dies aber
immerhin praktische Schwierigkeiten habe und daſs er daher vorziehe, die Elemente
einer Art tiefer Beizung
mittels mit dem halben Volumen Wasser verdünnter Salpetersäure zu unterwerfen, worin
er die Elemente 24 bis 48 Stunden lasse, worauf die Zellen geleert, gut gewaschen
und mit Schwefelsäure durch Zusatz von angesäuertem Wasser gefüllt wurden. Dadurch
würde nur sehr wenig Blei gelöst, dafür aber durch die metallische Porosität der
chemischen Wirkung ein tieferes Eindringen in die Bleiplatten ermöglicht. So
zubereitete Platten könnten in 8 Tagen nach 3 bis 4 maligem Stromwechsel lang
dauernde Entladungen liefern, wozu sonst mehrere Monate erforderlich seien.
Einfluſs der Temperatur auf das Leitungsvermögen des
Glases.
G. Foussereau veröffentlichte in den Comptes rendus, 1882 Bd. 95 S. 216 eine Mittheilung
über die Ergebnisse seiner Versuche über die Veränderlichkeit des Leitungsvermögens
des Glases mit der Temperatur. Bei gewöhnlichem Natronkalkglas, bei böhmischem Glas
und Krystallglas läſst sich hiernach der Widerstand ausdrücken durch:
log x = a – bt + ct2.
Bei gewöhnlichem Glas von der Dichte 2,539 ergab sich der Widerstand für 1cc:
bei
+ 61,2°
zu
0,705
Millionen
Megohm
„
+ 20
„
91,0
„
„
„
– 17
„
7970,0
„
„
Die Gleichung lautet hiernach log
x = 3,00507 – 0,052664 t + 0,00000373 t2.
Hartes böhmisches Glas, von 2,431 Dichte, leitet 10 bis 15mal so gut; bei demselben
war: log x = 1,78300 – 0,049530 t + 0,0000711 t2.
Krystallglas von 2,933 Dichte isolirte 1000 bis 1500mal so gut; sein Leitungsvermögen
wird erst über 40° merkbar. Bei ihm war log x = 7,22370
– 0,088014 t + 0,00028072 t2 und der Widerstand bei 46,2° und bei
105° bezieh. 6182 und 11,6 Millionen Megohm.
E–e.
Eine Fehlerquelle beim Polarisiren.
A. Hölzer (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft 1882 S. 1932) zeigt, daſs beim Polarisiren eine von Rohrzucker
gelbliche Färbung der Lösung erhebliche Fehler verursachen kann und daſs
Bestimmungen über das Drehungsvermögen von Stoffen, welche mit gefärbten Lösungen
bei Tageslicht oder Lampenlicht ausgeführt worden sind, keinen Anspruch auf
Richtigkeit machen können. Jedenfalls ist es nothwendig, bei allen gefärbten
Lösungen einen Apparat mit Lichtquelle zu wählen, welcher auch bei gefärbten
Lösungen richtige Zahlen liefert, wie dies beim Apparate von Laurent der Fall ist.
Nach de Montgolfier verhält sich αD : αj = 1 : 1,129, nach Weiß verhält sich αD : αj – 1 : 1,034. Nach Hölzer's Beobachtungen ergibt sich αD : αj
bei Tageslicht = 1 : 1,16010 und αD : αj bei Lampenlicht = 1 : 1,03239. Diese Zahlen sind
Durchschnittswerthe von je 120 Beobachtungen. Es zeigt sich, daſs de Montgolfier bei Tageslicht, Weiß bei Lampenlicht beobachtet hat. Es wird nicht möglich sein, ein
festes Verhältniſs zwischen αD und αj (bei Tageslicht beobachtet) aufzustellen, da sich
Differenzen einstellen, wenn die Beleuchtung sich leicht ändert. So scheint es nicht
gleichgültig zu sein, ob der Apparat gegen den klaren Himmel oder gegen stark
bewölkten Himmel oder gegen eine in einiger Entfernung befindliche Ziegelwand
gerichtet ist.
Verfahren zur Absorption von Salzsäure aus den
Feuergasen.
Nach H.
Precht in Neu-Staſsfurt (D. R. P. Kl. 12 Nr. 19 769 vom 24. Februar 1882) wird
Salzsäure aus Feuergasen durch Knochenkohle absorbirt, welche beim Filtriren von
Zuckersäften kohlensaures Calcium aufgenommen hat. Man breitet sie zu diesem Zweck
in Absorptionsthürmen auf Horden aus und berieselt mit Wasser. Die Knochenkohle wird
dadurch gleichzeitig wieder regenerirt.
Die Blei-, Silber- und Zinkindustrie Deutschlands.
Nach Mittheilungen von Landsberg im Jahresberichte des Vereins für die berg- und
hüttenmännischen Interessen im Aachener Industriebezirke für 1881 betrug
die Blei- und Silberproduction Deutschlands:
Werk
1881
1880
1881
1880
Blei
Glätte
Blei
Glätte
Silber
Silber
t
t
t
t
k
k
Stolberger GesellschaftRheinisch-Nassauische
Ges.Mechernicher Bergwerksv.Commerner „A. Poensgen
und SöhneWalther Cronekh. bei RosdzinFriedrichshütte b.
TarnowitzRothenbacher HütteMansfelder GewerkschaftOberharz
(Hannover)UnterharzEmser Hütte (Nassau)Braubacher
HütteFreiberg (Sachsen)
13996 720022409 2362 3189 5489 8450 55 – 9428 4241 5772 2721 4494
49–––– 884 791 270––1587 180– 466
13975 861120275 2120 2900 5258 7436 57 – 9727 432 6395 2069 6107
17–––– 350 776 221––1525 55– 560
20227 6212 4438 1181 1381,51 4056 5532 969,5 59836 26385 3854 6887 5515 39133
20731 9760 5948,75 652,75 1805,50 3858 5865 1026 51586 24913 3392 6381 3131 44658
85989
4227
85362
3505
185607
183708
In den anderen Ländern Europas, namentlich in Spanien und England, hat die
Bleiproduction abgenommen und beträgt dieselbe für Europa i. J. 1881:
Spanien
etwa
120000t
Deutschland
„
90000
England
„
67000
Frankreich
„
15000
Italien
„
10000
Griechenland
„
9000
Belgien
„
8000
Oesterreich
„
6000
Ruſsland
„
1500
––––––
326500t.
Nordamerika lieferte im J. 1880 97800t, 1881 aber
110000t, während in Europa die Bleiproduction
im Ganzen im J. 1881 um einige Tausend Tonnen abgenommen hat. Der Verbrauch an Blei
hat in Europa nicht in demselben Verhältniſs zugenommen wie der der meisten anderen
Metalle und wäre es sehr werthvoll für die Bleiindustrie, wenn denselben in den Faure'schen Accumulatoren (vgl. 1882 244 201. 246 249) eine neue
Absatzquelle eröffnet würde.
Im J. 1880 waren etwa 20 Procent des hergestellten Silbers aus ausländischen Erzen
gewonnen, im J. 1881 nur etwa 17 bis 18 Proc. Die meistens durch den gröſseren oder
geringeren Silberbedarf Indiens hervorgerufenen Schwankungen im Silberpreise waren
auch im letzten Jahre gering und bewegten sich die monatlichen Durchschnittspreise
für 1k fein nur zwischen 150 und 153,5 M. Der
Jahresdurchschnitt betrug 152 M., etwa 1,50 M. weniger als im Vorjahre.
Die europäische Zinkproduction hat in den J. 1874 bis 1878 jährlich etwa um 10000t zugenommen. Im J. 1879 trat ein vorübergehender
Stillstand ein; doch war in den beiden folgenden Jahren die Zunahme desto gröſser,
so daſs von 1874 bis 1881 die jährliche Zunahme etwa 10000t beträgt. Im J. 1881 betrug die Gesammtproduction
Europas 230000t, die von Nordamerika 30000 bis
35000t. 100k
Zink kosteten Ende des J. 1881 in Breslau 32 bis 34 M.
Zur Herstellung von Leim.
Nach H.
Ohlert in Kowno, Ruſsland (D. R. P. Kl. 22 Nr. 19479 vom 21. Juli 1881) werden die
gedämpften, getrockneten und gemahlenen Knochen in einem Topf mit durchlöchertem
Boden in ein mit Dampfmantel versehenes Kochgefäſs gehängt. Das Wasser in demselben
erreicht beinahe den oberen Rand des Seihetopfes und flieſst in diesen über, sobald
es ins Kochen kommt; unten tritt die Leimlösung durch den durchlöcherten Boden
wieder aus. Nach genügender Extraction wird der Seihetopf herausgehoben, sein Inhalt
ausgewaschen und die Leimlösung dann aus dem Dampfkocher abgelassen.
Ueber die quantitative Bestimmung der Proteïnstoffe.
Nach dem Vorschlage von Stutzer (Landwirthschaftliche
Versuchsstationen, 1882 Bd. 27 S. 323) wird 1g der zerkleinerten Stoffe, bezieh. 0g,5
von an Stickstoff reichen thierischen Stoffen, in einem Becherglas mit einem Gemisch
von 1cc Essigsäure und 100cc Alkohol zum Sieden erhitzt und nach dem
Erkalten die Flüssigkeit so filtrirt, daſs möglichst geringe Mengen des Unlöslichen
mit aufs Filter kommen. Das Filter wird einige Male mit warmem Alkohol übergössen,
um Essigsäure und gelöste Fette zu entfernen, und zurückgestellt. Den im Becherglase
befindlichen Rückstand übergieſst man mit 100cc
Wasser, erhitzt zum Sieden, oder erwärmt 10 Minuten lang im Wasserbade auf ungefähr
90°, versetzt die Flüssigkeit, nachdem sie halb erkaltet ist, mit 0,3 bis 0g,4 H2CuO2,
filtrirt nach einigen Minuten das Unlösliche auf das vorhin bereits benutzte Filter,
wäscht aus, wodurch alle etwa noch vorhandenen nicht proteinartigen
Stickstoffverbindungen in Lösung gehen, trocknet den Niederschlag bei 100 bis 110°
und bestimmt darin den Stickstoff durch Glühen mit Natronkalk. Ermittelt man
auſserdem den Gesammtstickstoff der Probe, so ergibt der Unterschied beider
Bestimmungen die Menge der nicht proteinartigen Verbindungen.
Ein Verlust an Stickstoff findet bei dieser Bestimmung mit Natronkalk nicht statt,
sobald man auf 1g Substanz nicht mehr als 0,3 bis
0g,4 Kupferhydrat anwendet.
Ueber Goldschwefel.
Masset (Journal de Pharmacie d'Anvers, 1881 S. 321)
untersuchte mehrere Proben von Goldschwefel und zwar 3 aus dem Handel bezogene
Proben (I bis III), eine nach Vorschrift der belgischen Pharmacopöe aus unreinem
Schwefelantimon (IV), eine durch Zersetzung von Natriumsulfantimoniat mit verdünnter
Salzsäure (V) und ein mit überschüssigem Antimontrisulfid hergestelltes Präparat
(VI):
I
II
III
IV
V
VI
Antimonpentasulfid
48,60
18,30
37,23
25,20
63,10
37,23
Antimontrisulfid
19,50
7,40
13,87
10,10
28,50
34,29
Schwefel
25,50
17,10
33,60
63,00
4,30
21,30
Schwefelsaures Calcium
–
55,00
8,60
–
–
–
Wasser u. dgl.
6,40
2,20
6,70
1,70
4,10
7,18
Schwefelarsen
–
Spur
–
–
–
–
Gewinnung von Salzsäure und Magnesia aus
Chlormagnesium.
Nach Ramdohr, Blumenthal und Comp. in
Halle (D. R. P. Kl. 75 Nr. 19259 vom
6. September 1881) wird die gereinigte Chlormagnesiumlösung bis auf 40
bis 45° B. eingedampft, so daſs sie im Wesentlichen MgCl2.6H2O enthält. Diese Masse wird mit 4 bis
10 Proc. Magnesit versetzt und das Gemisch unter Ueberleitung von Luft auf Rohglut
erhitzt, bis die Entwickelung von Salzsäure aufhört. Das zurückbleibende, mehr oder
weniger Chlor haltige Magnesiumoxychlorid wird durch Erhitzen mit Wasser in Magnesia
und Chlormagnesium zerlegt.
Zur Kenntniſs des Epichorhydrins.
Erhitzt man nach J. v. Hoermann (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1542) Epichlorhydrin mit Anilin 1 bis 2
Stunden lang auf etwa 120°, so erhält man das chlorwasserstoffsaure Salz einer
schwachen Base, welche mit Chloranil oxydirt einen blauvioletten Farbstoff gibt. 1
Mol. Anilin verbindet sich jedoch auch mit 2 Mol. Epichlorhydrin und das entstehende
Reactionsproduct, welches ebenfalls aus dem chlorwasserstoffsauren Salze einer, wie
es scheint, tertiären Base besteht, gibt bei der Oxydation einen blauvioletten
Farbstoff von groſsem Glänze. Wie Anilin verhalten sich die Homologen desselben und
zwar werden mit dem Eintritt von Methylgruppen mehr reinblaue Nüancen erhalten. Orthotoluidin
gibt ein roth-, Xylidin aber ein grünstichiges Blau. Das schönste grünstichige Blau
wurde durch Oxydation der Verbindung aus 2 Mol. Epichlorhydrin und 1 Mol.
Paratoluidin erhalten.
Die erhaltenen Producte zeigen vollkommen das Ansehen wahrer Farbstoffe, lebhaften
Kupferbronzeglanz bei Wasserlöslichkeit. Obwohl ihre Darstellung keine besonderen
Schwierigkeiten bieten würde, so sind sie doch technisch nicht verwerthbar, da sie
sich in kochendem Wasser zersetzen, und ist es auf keine Weise gelungen, beständige
Producte zu erhalten.
Ueber Naphtochinontoluid.
Die Einwirkung von Salpetrigsäure auf β-Naphtochinontoluid geht nach Th. Zinke (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1970) wie bei dem entsprechenden
β-Anilöd am besten in Gegenwart von Essigsäure vor
sich, kann indessen auch in essigsaurer Lösung mit salpetrigsaurem Kalium, ja selbst
in essigsaurer Lösung mit einigen Tropfen rauchender Salpetersäure ausgeführt
werden. Die Zusammensetzung der aus Essigsäure krystallisirenden rothen Nadeln entspricht der Formel C34H22N4O6. Bei der
Reduction mit Kaliumbisulfit entsteht eine blaue
Verbindung, C34H26N4O4,
welches mit Essigsäureanhydrid ein gelbes
Tetracetylderivat, C42H35N4O8,
gibt.
Durch Oxydation, am besten mit Salpetersäure in essigsaurer Lösung, werden der blauen
Verbindung 4 Wasserstoffatome entzogen und es entsteht eine gelbrothe Verbindung, welche wie die blaue in Wasser unlöslich ist und aus
Essigsäure leicht schön in Nadeln krystallisirt erhalten werden kann. Der
Schmelzpunkt liegt bei 260 bis 265°. Die Zusammensetzung entspricht der Formel C34H22N4O4.
Verfahren zur Herstellung von Croceïnscharlach und
Croceïngelb.
Nach Angabe der Farbenfabriken vorm. F. Bayer
und Comp. in Elberfeld (D. R. P. Kl. 22 Nr. 18027 vom 18. März 1881) erhält man
durch Sulfurirung des β-Naphtols bei möglichst
niedriger Temperatur neben der bereits bekannten noch eine zweite isomere
Monosulfosäure, welche sich von jener dadurch unterscheidet, daſs das Natriumsalz in
Alkohol sehr leicht löslich ist und daſs dieselbe Nitroproducte liefert. 100k
β-Naphtol werden möglichst rasch in 200k Schwefelsäure von 66° eingetragen, wobei die
Temperatur 50 bis 60° nicht überschreiten darf. Durch Behandlung der Natriumsalze
mit Alkohol werden die beiden Sulfosäuren von einander getrennt. Das leicht lösliche
Salz gibt mit Diazoverbindungen echte gelbrothe Farbstoffe.
Zur Herstellung des Croceïnscharlachs werden 50k
Amidoazobenzolmonosulfosäure mit Salzsäure und Natriumnitrit diazotirt. Die
Diazobenzolsulfosäure bringt man in eine Lösung von 75k
β-Naphtol-α-Sulfosäure in
500l Wasser und 140k 10procentigem Ammoniak:
\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left< {{\mbox{SO}_3\mbox{H}\
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
}\atop{\mbox{N}_2.\mbox{C}_6\mbox{H}_4.\mbox{N}_2.\mbox{Cl}}}
\right.+\mbox{C}_{10}+\mbox{H}_6\left<{{\mbox{ONa}\ \ \
}\atop{\mbox{SO}_3\mbox{Na}}} \right.+2\,\mbox{NH}_3
=\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left<
{{\mbox{SO}_3.\mbox{NH}_4\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
}\atop{\mbox{N}_2.\mbox{C}_6\mbox{H}_4.\mbox{N}_2.\mbox{C}_10\mbox{H}_6}}
\right.\left<{{\mbox{ONa}\ \ \ }\atop{\mbox{SO}_3\mbox{Na}}}
\right.+\mbox{NH}_4\mbox{Cl}
Wendet man statt der Sulfosäure freies Amidoazobenzol an, so zeigt der Farbstoff
einen etwas gelberen Ton. Die Homologen des Amidoazobenzols liefern blaurothe,
Diazobenzol und Homologe rothgelbe Farbstoffe, α-Diazonaphtalin einer blaurothen, β-Diazonaphtalin einen ziegelrothen Farbstoff.
Die neue β-Naphtolsulfosäure gibt mit 50 procentiger
Salpetersäure bei 40 bis 50° Nitroproducte, deren Alkalisalze in Wasser leicht
lösliche und schön gelbe Farbstoffe sind.