Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 147 |
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Miscellen.
Miscellen.
Buonaccorsi's Schiffsschraube.
Versuche, welche in jüngster Zeit auf der Donau bei Wien mit Schiffen der
Local-Dampfschifffahrt angestellt wurden, haben nach Angabe der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architektenvereines, 1881 S. 208 die Leistungsfähigkeit eines neuen, von
A. Graf von Buonaccorsi di Pistoja erfundenen
Propellers als die doppelte der Royer-Schraube bei gleichem Brennmaterialaufwand für
den Maschinenbetrieb ergeben – ein Resultat, welches nicht verfehlen wird, die
Aufmerksamkeit der Fachkreise auf diesen Propeller zu lenken.
Transportabler Wasserstrahl-Ventilator für Wohnräume.
A.
Kind in Berlin (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 13492 vom 20. Juli 1880) will die Luft geschlossener
Räume dadurch „erfrischen“, daſs dieselbe einem kräftigen Regen ausgesetzt
wird. Mittels einer Brause wird in einer senkrechten Blechtrommel ein ausgiebiger
Regen erzeugt, welcher die Luft des betreffenden Zimmers hereinholt, wäscht und in
das Zimmer zurück drückt. Kind verspricht folgende
Wirkung des Apparates: Reinigung der Luft von den in ihr schwebenden fremdartigen
Beimengungen, Anfeuchten der Luft, sowie Kühlung bezieh. Erwärmung derselben. – Das
Reinigen der Luft von Beimischungen kann wohl nur auf die staubförmigen
Beimischungen, welche genetzt und weggespült werden, sich beziehen. Das Anfeuchten
der Luft ist von zweifelhaftem Werth, indem zu feuchte Luft unangenehmer sein dürfte
als trockene Luft. Eine Abkühlung der Luft ist möglich, indem das Wasser eine
entsprechende Wärmemenge aufnimmt.
Baxter's Steinbrecher.
Im Iran, 1881 Bd. 18 * S. 136 ist der Steinbrecher von
Baxter und Comp. in Leeds (England) vorgeführt,
dessen wesentlichster Vortheil darin bestehen soll, daſs das zu verarbeitende
Material durch plötzlichen Stoſs – nicht wie sonst allgemein durch allmählich
zunehmenden Druck – zerkleinert wird. In Folge dessen soll das Haufwerk mit
geringerer Kraft gebrochen werden und auch in regelmäſsigere Würfel als sonst
zerspringen, unter Entwicklung von weniger Mehl und Staub. Die Einrichtung ist
derart getroffen, daſs der bewegliche Brechbacken während ¼ der Schwungradumdrehung
vorwärts geschoben, während der nächsten 2/4 des Umganges in dieser Lage festgehalten und
während des letzten Viertels zurückgezogen wird. Da also auch letztere Bewegung eine
plötzlich eintretende ist, soll das zwischen den Backen liegende Material schneller
fallen und so dem eintretenden Druck in verhältniſsmäſsig gröſseren Stücken
ausgesetzt sein, andererseits aber das genügend zerkleinerte Material schnell das
Brechmaul verlassen und nicht wiederholt dem Drucke unterworfen werden. Beim
Rückgange des beweglichen Backens erfolgt noch die Anspannung einer Feder, welche
beim Vorschübe die Bewegung des Backens beschleunigen und den Druck auf das Brechgut
verstärken soll.
S–l.
Maschine zum Punzen und Schneiden.
Eine für kleine Werkstätten, namentlich für Schlosserei und Kupferschmiede bestimmte
Blechschere, deren Messer nach Lösung einiger Schrauben entfernt und durch
entsprechende Werkzeuge zum Lochen leicht und schnell ersetzt werden können, ist von
Dandoy, Maillard, Lucq und Comp. in Maubeuge
construirt. Die Maschine baut sich in der bekannten Weise auf einem hohlen
Guſseisengestell auf, zeichnet sich aber durch eine sehr zweckentsprechende und
gefällige Anordnung der arbeitenden Theile und des Antriebes aus. Sie kann von Hand oder durch
mechanische Kraft angetrieben werden, zu welchem Zweck ein als Schwungrad dienendes
Handrad und Riemenscheiben auf der über dem Gestell gelagerten Achse vorgesehen
sind. Nach der Revue industrielle, 1881 * S. 315
beträgt:
Der gröſste zu lochende Durchmesser
23mm
die „ „ „ Dicke
16
„ „ „ schneidende Dicke
16
Entfernung des Gestelles vom Lochstempel
350
„ „ „ von dem
Schneidmesser
400
Doppelte Horizontalgatter.
Während man die geringe Arbeitsleistung des horizontalen Bügelgatters mit einer Säge im Bügel im Allgemeinen dadurch zu erhöhen suchte,
daſs man sie mit Sägen versah, welche beim Hingang und Hergang schnitten, wird jetzt
von englischen Constructeuren die Verwendung zweier Sägen in besonderen Bügeln an
demselben Gestell in Vorschlag gebracht, also eine Anordnung, welche den
horizontalen Doppel band sägen (vgl. 1881 239 * 105)
nachgebildet ist.
Bei diesen Maschinen wird jede Säge gerade wie bei den horizontalen Doppelbandsägen
(Witte) von einem besonderen Bügelgatter getragen,
welches mit Supporten versehen und unabhängig von dem anderen gehoben oder gesenkt
werden kann; es ist durch diesen Umstand nicht allein die Dicke der zu schneidenden
Bretter o. dgl. einstellbar, sondern auch ermöglicht, einen Bügel auſser Dienst zu
setzen, die Maschine also in ein einfaches Bügelgatter zu verwandeln. Diese Bügel
werden von der doppelt gekröpften Antriebswelle in eine entgegengesetzte Bewegung zu
einander gebracht, so daſs die eine Säge vorgeht, die andere zurückläuft, während
sie beide aber jedenfalls gleichzeitig schneiden, und zwar macht Worssam jede Säge doppelt
wirkend. Ein sehr groſses Gewicht wird auf die möglichste Nähe beider Sägen gelegt,
so daſs sie in einer horizontalen Entfernung höchstens etwa 15cm über einander arbeiten.
Im Engineer, 1881 Bd. 51 * S. 255 bezieh. * S. 348 sind
zwei solcher doppelter Bügel-Gattersägen von Worssam und
Comp. in Chelsea bezieh. von T. Robinson und
Sohn in Rochdale beschrieben. Dieselben unterscheiden sich nur durch
geringe Abweichungen im Aufbau und zwar durch die Anordnung der Bügel zu beiden
Seiten des wie bei Witte geformten Gestelles bei der
Maschine von Worssam, während Robinson für jeden Bügel ein besonderes, sehr schweres und stabiles, stark
abgesteiftes Guſseisengestell benutzt. Ueberhaupt trägt letztere Maschine einen sehr
schweren Charakter, steift sogar das Gestell der Antriebswelle gegen die
Bügelgestelle besonders ab, während bei Worssam
äuſserste Leichtigkeit und Billigkeit der Anordnung maſsgebend scheint; so sind z.B.
hölzerne Pleuelstangen vorhanden. Beiden Maschinen gemeinsam ist die in England fast
allgemein vorhandene Anordnung der verticalen Verschiebbarkeit der Vorgelegewelle,
welche zu diesem Zwecke in einem Support lagert, der an verticalen Führungen des
Lagerbockes der Schnitthöhe der Sägen entsprechend festgestellt werden kann.
Mg.
Neuerungen an Holzmaserir-Apparaten.
Hermann
Kintlein in Derdesheim bei Halberstadt (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 14557 vom 23.
October 1880) gibt einen Holzmaser-Abdruckapparat an, welcher aus einer
Uebertragswalze von besonderer Masse besteht. Diese nimmt von einem mit der
bestimmten Farbe über- und alsdann sauber abgestrichenen Brette dessen natürliche
Holzfaserstructur auf und überträgt sie auf die zu maserirende Fläche. Die Masse des
Cylinders besteht aus 30 bis 40 Tb. Leim, 4 Th. Erdöl, 1 Th. Gummi oder Kautschuk,
gelöst in Schwefelkohlenstoff, Rüb- oder Terpentinöl und 3 oder 4 Th. beliebigem
Farbezusatz.
Einen vollkommeneren Maserirapparat führt A. Munnecke in
Königslutter (* D. R. P. Kl. 8 Nr.
14776 vom 14. Januar 1881) aus, welcher ermöglicht, mit nur einer Walze verschieden
geformte Masern zu erzeugen. Der wie gewöhnlich an seinem Umfange die Masern
tragende Gummicylinder setzt bei der Führung über die zu maserirende Fläche ein
Getriebe in schnelle Bewegung, dessen Endachse einen Windflügel trägt. Je nachdem
der Cylinder langsam oder schnell über die Fläche geführt wird, setzt der Flügel der
Drehung des Cylinders einen geringeren oder gröſseren Widerstand entgegen, so daſs
im letzteren Falle ein theilweises Gleiten des Maserircylinders eintritt, die Masern
also dann in der Länge gezogen erscheinen. Der Arbeiter hat es also in der Hand, in
engen Grenzen die Form der Masern zu ändern.
Verfahren zur Herstellung von Spiralchenille.
Eine Spiralchenille von eigenthümlichem Aussehen stellt L.
Friedberg in Berlin (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 14146 vom 22. Juni 1880) in der Weise
her, daſs er nach gewöhnlichem Verfahren aus irgend einem Faserstoffe gedrehte
Chenille über eine Metallplatte führt, welche auf irgend eine Weise geheizt wird.
Diese Metallplatte enthält flache Rinnen von halbkreisförmigem Querschnitt, deren
Tiefe dem halben Durchmesser des Chenillecylinders entspricht. Indem also die
Chenille mit der Hälfte ihres Körpers in der Rinne entlang streicht, wird sie auf
dieser Seite geplättet und gebrannt, wobei eine Verringerung der Dimensionen
erfolgt. Das Aussehen der so behandelten Hälfte wird dadurch wesentlich verschieden
von dem der anderen, um so mehr, da die Härchen der ersteren eine andere Lage
annehmen und somit auch das Licht anders zurückwerfen als die der letzteren. Um
diesen Effect noch zu steigern, kühlt man die obere Seite der Fäden während des
Durchstreichens durch die Rinne mit Luftzug durch ein Gebläse o. dgl. ab. Nachdem
die Chenille in dieser Weise behandelt worden ist, wird sie mittels eines einfachen
Drehapparates um ihre Achse gedreht; sie nimmt dann in Folge ihrer verschiedenen
Cylinderradien schnell und dauernd eine eigenthümliche Spiraldrehung an, deren
Effect bei jeder Art Belichtung sehr charakteristisch auftritt.
Rechenschieber von Franz Ruth in Leoben.
Zur Benutzung als Rechenschieber sind hier 5 aus stärkstem Carton bestehende
Maſsstäbe, welche an beiden Rändern mit lithographirten logarithmischen Theilungen
versehen sind, bestimmt. Die den logarithmischen Theilungen zu Grunde gelegte
Einheit ist im Gegensatze zu den sonst im Gebrauche stellenden Schiebern groſs
gewählt und miſst 30cm, so daſs die Gesammtlänge
der Maſsstäbe etwas über 60cm beträgt, wodurch es
möglich war, die Theilungen aller Scalen weiter fortzuführen, als dies sonst üblich
ist, ohne das deutliche Ablesen an den Scalen zu beeinträchtigen. Die Benutzung der
genannten 5 Maſsstäbe zu Rechenschiebern erfolgt nun derart, daſs nach Erforderniſs
3 der Maſsstäbe auf dem beigegebenen 7cm breiten
Brettchen in der geeigneten Reihenfolge an einander gelegt werden, so daſs die
Anfänge der Theilungen übereinstimmen, und nun werden die beiden äuſseren mit
Heftnägeln befestigt, so daſs der mittlere als Schieber oder Zunge benutzte Maſsstab
sich zwischen den beiden anderen leicht verschieben läſst, was keinerlei
Schwierigkeiten macht. Auf diese Weise wird also mit diesen Maſsstäben ein
Rechenschieber hergestellt; der Zeitaufwand für die Herstellung eines solchen ist
sehr gering und wird reichlich aufgewogen dadurch, daſs die Verschiebung der Zunge
jederzeit leicht, scharf und schnell vor sich geht, was bekanntlich bei den
gebräuchlichen Holzschiebern weniger der Fall ist.
Die 10 vorhandenen Theilungen sind gut ausgeführt und ermöglichen die 5 Maſsstäbe der
Hauptsache nach 5 verschiedene Zusammenstellungen, also 5 verschiedene
Rechenschieber und zwar: 1) Zur Berechnung von Ausdrücken von der Form:
a\,b,\ \frac{a}{b},\ \frac{a\,b}{c},\ \sqrt{a},\ a^2,\ \sqrt{a\,b},\
\sqrt{\frac{a\,b}{c}},\ a\,\sqrt{\frac{b}{c}},\ a^3,\ \sqrt[3]{a},\
\sqrt[3]{a\,b},\ \frac{a^3}{b^2} u.s.w. 2) Bestimmung der Logarithmen
von Zahlen und umgekehrt. 3) Maſs- und Gewichtsverwandlungen, Multiplication und
Division mit häufig, besonders in der Ingenieurpraxis vorkommenden Constanten. 4)
Multiplication und Division mit Sinus, Cosinus, Tangente, Cotangente eines Winkels,
also Berechnung rechtwinkliger und schiefwinkliger Dreiecke u. dgl. Endlich 5)
Berechnung der Formeln: D = Cl sin2
z und h = ½ Cl sin 2 z und zwar werden durch eine einzige
Einstellung des Schiebers die Resultate beider Formeln sofort abgelesen, was zur
raschen Berechnung der Daten tachymetrisch bestimmter Punkte für geodätische Zwecke
besonders wichtig ist.
Die mit diesen Schiebern erreichbare Genauigkeit ist eine für alle Zwecke der Praxis
mehr als ausreichende, indem durchschnittlich der Fehler 0,001 nicht übersteigt, in
den meisten Fällen jedoch sogar weit geringer ist, wie zahlreiche mit solchen
Schiebern ausgeführte Rechnungen ergeben haben. Aber auch um den Gebrauch des
Rechenschiebers zu erlernen und einzuüben, können die vorbesprochenen Maſsstäbe um
so mehr gute Dienste leisten, als ihr Anschaffungspreis (3 M.) ein weit geringerer
ist als der Preis der im Handel sonst vorkommenden Rechenschieber. Auch kann man
sich durch Fixirung einiger der Maſsstäbe in bestimmten Stellungen vortheilhaft
Tabellen ersetzen, wie z.B. Quadrat- und Quadratwurzeltafeln, Reciprokentafeln, 4
stellige Logarithmentafeln u.s.w. Das Nähere hierüber, sowie über die Ausführung der
Rechnungen mit diesen Schiebern, welche alle mit der Mehrzahl der gebräuchlichen
Rechenschieber ausführbaren Operationen lösen, ist in der den Maſsstäben
beigegebenen Erläuterung: Theorie der logarithmischen
Rechenschieber von F. Ruth (45 S.) mit
Beispielen erörtert und begründet. Zu beziehen sind diese Maſsstäbe sammt der
Erläuterung durch die Universitätsblichhandlung von Leuschner-Lubensky in Graz.
L.
Herstellung feuerbeständiger Urkunden.
Um Drucksachen, Manuscripte und Urkunden aller Art herzustellen, will L.
Frobeen in Berlin (D. R. P. Kl. 54 Nr. 14707 vom 23. December 1880 und Zusatz Nr.
14942 vom 17. Februar 1881) 95 Th. mit übermangansaurem Kalium und
Schwefligsäure gebleichter Asbestfasern mit 5 Th. Faserstoff zu Papier verarbeiten.
Der verwendeten Tinte oder Druckerschwärze wird Platinchlorid zugesetzt. Für farbige
Schriftzeichen wird folgende Mischung empfohlen:
68 Th.
metallische Farbe (Metallglasurfarbe),
25 „
beliebige Aquarellfarbe,
2 „
trocknes Platinchlorid,
5 „
Gummi arabicum.
Ueber die Zusammensetzung des Chlorkalkes.
In Lehmann's Zeitschrift für die chemischen
Groſsgewerbe, Bd. 5 S. 274 wird Schäppi und
mir von Gerresheim der Vorwurf gemacht, es wäre bei
unserer Berechnung der Zusammensetzung des Chlorkalkes aus den directen Resultaten
der Analyse (vgl. 1880 237 72) über ⅔ des quantitativ
bestimmten Wasserstoffes auf einmal verschwunden 5 ebenso seien alle anderen
Umrechnungen falsch. Diesen Vorwurf muſs ich entschieden zurückweisen. Allerdings
ist durch einen (leider von mir übersehenen) Satzfehler der erste Posten als
CaOCl2 (statt CaOCl2,H2O) angegeben; aber wenn Gerresheim unsere Analyse wirklich mit gehöriger
Sorgfalt nachgerechnet hätte, so muſste sich ihm dieser
augenscheinliche Satzfehler um so mehr zeigen, als ihn schon unsere ausdrückliche
Bemerkung: „die wirkliche Bestimmung des Wassers ergab 0,66 Proc. mehr“,
darauf führen konnte. Auch in allen anderen Punkten ist unsere Umrechnung, wie ich
mich überzeugt habe, vollkommen richtig. Gerresheim hat
sich also seine Kritik etwas zu leicht gemacht.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich bemerken, daſs in Schäppi's Dissertation (welche einige Zeit vor dem betreffenden Hefte von
Lehmanns Zeitschrift erschien, aber Hrn. Gerresheim wohl nicht zugänglich war) dieselbe Analyse
nicht auf CaOCl2,H2O, sondern auf 2(CaOCl2),H2O berechnet ist, wodurch sich natürlich die Menge
des freien Wassers entsprechend, d. i. um 5,46 Proc., vermehrt.
Zürich, 30. September 1881.
G. Lunge.
Decken des Rübenzuckers mit Rohrzucker.
Um Rübenzucker von dem anhaftenden übeln Geruch und Geschmack zu befreien, will G. A.
Hagemann in Kopenhagen (D. R. P. Kl. 89 Nr. 13687 vom 5. September 1880) denselben
mit Rohrzuckermelasse decken. Dadurch soll der letzte Rest der Rübenmelasse entfernt
und dem Rübenzucker der Geschmack des Rohrzuckers ertheilt werden.
Ueber das Caffeïn.
R. Maly und F. Hinteregger
(Monatshefte für Chemie, 1881 S. 87 und 126)
erhielten durch Oxydation mit Chromsäure aus dem Caffeïn, C8H10N4O2,
Dimethylparabansäure, C5H6N2O3, und
aus dem ähnlichen Theobromin, C7H8N4O2, in gleicher Weise Methylparabansäure, C4H4N2O3. Diese Oxydation
des Caffeïns durch Chromsäure geschieht nach folgender Gleichung:
C8H10N4O2 +
30 + 2H2O = C5H6N2O3 + 2CO2 + CNH5 + NH3
und die des Theobromins nach der Gleichung:
C7H8N4O2 + 30
+ 2H2O = C4H4N2O3 +. 2CO2 + CNH5 + NH3.
Nach E. Fischer (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 637) läſst sich in dem
Bromcaffeïn, C8H9N4O2Br,
das Brom leicht durch Hydroxyl ersetzen. Das so gewonnene Hydroxycaffeïn, C8H9N4O2.OH, gibt mit
Brom ein Additionsproduct, welches beim Lösen in Alkohol C8H9N4O2.OH(OC2H5)2 bildet. Diese
Verbindung gibt beim Erwärmen mit Salzsäure Apocaffeïn, C7H7N3O5, welches beim Kochen mit Wasser in Hypocaffeïn,
C6H7N3O3, und Kohlensäure
zerfällt und beim Kochen mit Barytwasser in Kohlensäure, Ammoniak, Methylamin und
Mesoxalsäure.
E. Schmidt (Daselbst S. 813) beschreibt die Salze des
Caffeïns.
Ueber die Bestandtheile der Pommeranzen.
Hesperidin, C22H26O12, ein in der Familie der Aurantiaceen
weit verbreitetes Glykosid, wird, wie bereits E.
Hoffmann gezeigt hat., am leichtesten aus den officinellen, getrockneten
unreifen Pommeranzen gewonnen, welche davon 10 Procent ihres Gewichtes enthalten.
Nach F. Tiemann und W.
Will (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 946) werden die gröblich zerstoſsenen Pommeranzen so
lange mit groſsen Mengen von Wasser ausgelaugt, als in den wässerigen Auszügen durch
Bleiacetat noch eine Fällung hervorgerufen wird. Man erschöpft den Rückstand darauf
mit einem Gemisch aus gleichen Volumen Alkohol und Wasser, dem man 1 bis 2 Procent
seines Gewichtes an Natriumhydrat hinzugefügt hat. Die Extraction ist beendigt, wenn
die verdünnte alkoholische Natronlange sich nicht mehr färbt. Man kann sie
beschleunigen, indem man die stark aufgequollene Masse wiederholt durch scharfes
Abpressen von der aufgesaugten Lösung befreit. Aus den alkoholischen Auszügen wird
durch verdünnte Mineralsäuren rohes Hesperidin gefällt. Die letzteren Auszüge
liefern ein reineres, weniger gefärbtes Product als die ersteren. Behufs weiterer
Reinigung wird das rohe Hesperidin mit nicht zu kleinen Mengen 90 procentigen
Alkohols ausgekocht, wobei färbende Verunreinigungen neben geringen Mengen von
Hesperidin in Lösung gehen. Die so behandelte, nunmehr fast farblose Masse wird in
stark verdünnter Alkalilauge, der man eine kleine Menge Alkohol hinzugesetzt hat,
bei gewöhnlicher Temperatur gelöst und aus dieser Lösung durch Einleiten eines sehr
langsamen Stromes von Kohlensäure wieder gefällt. Der gut ausgewaschene Niederschlag
besteht aus reinem Hesperidin. Dasselbe bildet weiſse, geruch- und geschmacklose
mikroskopische, feine Nadeln, ist unlöslich in Aether und nahezu unlöslich in
Wasser, auch Alkohol nimmt davon nur sehr geringe Mengen auf. Es schmilzt unter
Zersetzung bei 251°. Von den Spaltungsproducten des Hesperidins sind hervorzuheben
das Hesperetin, C16H14O6, die Hesperetinsäure C10H10O4, und das
Vanille ähnlich riechende Hesperetol, C9H10O2.
Ueber Lupinin.
Aus den umfassenden Versuchen über das Alkaloid der Lupinensamen von G. Baumert (Die landwirthschaftlichen
Versuchsstationen, 1881 Bd. 27 S. 15) folgt, daſs die Zusammensetzung des
Lupinins der Formel C21H40N2O2 entspricht und daſs das Alkaloid eine
zweisäurige Base ist. Dem neutralen schwefelsauren Salz kommt die Formel C21H40N2O2.H2SO4 zu.
Zur synthetischen Darstellung der Alkaloide.
A. W. Hofmann (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 705) hat aus dem Coniin und Piperidin entsprechende
Kohlenwasserstoffe dargestellt, welche dadurch wichtig werden können, daſs sie auf
anderer Weise gewonnen durch Ammoniakzufuhr in die genannten Basen zurückgeführt
werden können:
C5H8 + H3N
=
C5H11N
und
C8H14 + H3N
=
C8H17N.
Piperylen
Piperidin
Conylen
Coniin.
Herstellung von Colchicin.
Nach J. Hertel (Pharmaceutische Zeitschrift für
Ruſsland, 1881 S. 245. 317) werden die unzerkleinerten Colchicumsamen 4 mal
mit 85 procentigern Alkohol digerirt, die vereinigten Auszüge mit Magnesia versetzt,
nach einigen Stunden abfiltrirt und, womöglich im Vacuum, durch Destillation vom
Alkohol befreit. Der Rückstand wird mit dem 10 fachen Gewicht Wasser versetzt, von
ausgeschiedenem Oel getrennt, filtrirt und mit Chloroform ausgeschüttelt, bis aller
bittere Geschmack verschwunden ist. Das Chloroform läſst man in dünner Schicht
verdunsten und trocknet das zurückbleibende Colchicin so lange bei 80 bis 100°, bis
es spröde geworden ist. Den noch darin enthaltenen Farbstoff kann man durch Lösen
des Colchicins in Wasser, Filtriren und Verdampfen der Lösung entfernen. Frische, im
Juni gegrabene Knollen geben 0,08 Proc. Colchicin, reife Samen bis 0,4 Proc.,
unreife Samen nur wenig Ausbeute. Das Colchicin, C17H23NO6,
schmilzt bei 145° und gibt mit verdünnter Salzsäure Colchicein.
Ueber die Herstellung krystallisirbarer Ameisensäure.
Im Anschluſs an seine früheren Mittheilungen (1865 178
300) über die fabrikmäſsige Darstellung von Ameisensäure aus Oxalsäure und Glycerin
macht Lorin in den Comptes
rendus, 1881 Bd. 92 S. 1420 die Mittheilung, daſs man sofort Ameisensäure
von 89 bis 96 Proc. Gehalt erhält, wenn man das concentrirte Glycerin statt mit
krystallisirter mit entwässerter Oxalsäure versetzt. Lorin fügte zu 560g Glycerin wiederholt
600g Oxalsäure und erhielt für die 10 ersten
Zusätze eine Säure von 92 Proc., für die 10 folgenden eine solche von 95,8, für die
nächsten von 95,1 und für die vierten 10 Zusätze von 94,2 Proc. Bei der Destillation
aus dem Wasserbade erhielt er 99 Procent der theoretischen Ausbeute. Zur Herstellung
100 procentiger Säure schüttelt man die erwähnte starke Säure mit gepulverter
entwässerter Borsäure, gieſst klar ab und rectificirt vorsichtig.
Ebenholzbeize.
Zur Herstellung einer feinen schwarzen Ebenholzbeize für Birn- oder Nuſsbaumholz
kocht man – nach einer Mittheilung in dem Werke: Les corps
gras, Bd. 7 S. 247 – 40g Galläpfel, 4g geraspeites Campecheholz, 5g Eisenvitriol und 5g Grünspan mit Wasser, gibt durch Leinwand und bestreicht das Holz mit der
warmen Flüssigkeit, dann 3 mal mit der erwärmten Lösung von 10g Eisenspäne in 75cc Essig.