Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Was ist eine Dampfkesselexplosion?
In der Versammlung des Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine stellte eine
Commission (Brunhuber, Weinlig, Gyſsling) folgende
Erklärung des Wortes Explosion fest: „Erleidet die Wandung eines Dampfkessels
eine Trennung in solchem Umfange, daſs ein plötzlicher Ausgleich der Spannungen innerhalb und auſserhalb
desselben und damit eine plötzliche Entleerung von
Wasser und Dampf stattfindet, so ist dieser Unfall als Explosion zu
bezeichnen.“ Selbstredend liegt eine Explosion auch dann vor, wenn nur ein
Theil des Dampfkessels von diesem Unfall betroffen wird und hierbei nur ein Theil
seines Inhaltes an Wasser und Dampf zur Entleerung kommt.
Zur Kenntniſs der Kesselsteinbildungen.
Nach den Analysen von Lodin (Annales des Mines, 1879 Bd.
15 S. 481) hatten die Kesselsteinkrusten aus drei französischen Locomotiven folgende
Zusammensetzung:
I
II
III
Kohlensaures Calcium
76,77
70,58
62,68
Kohlensaures Magnesium
2,08
4,93
4,80
Schwefelsaures Calcium
5,48
8,52
18,72
Eisenoxyd
–
2,30
–
Unlösliches
14,55
12,05
13,15
–––––––––––––––––––
98,98
98,38
99,35.
Patrick's Cylinderschmierapparat.
Zur Mittheilung über den Cylinderschmierapparat von J.
Patrick (S. 93 d. Bd.) haben wir eine einfache Verbesserung desselben
nachzutragen, welche zwar auf das Princip der Wirkung keinen Einfluſs übt, jedoch
für den Gebrauch von nicht unwesentlichem Vortheil ist. Der die Durchfluſsöffnung
regulirende Stahlstift C wird nämlich nicht mehr in
einen halsförmigen Fortsatz des Schmierbehälters B von
unten, sondern in ein Röhrchen eingeschraubt, welches von einem Steg in der Höhe des
unteren Filtersiebes L getragen wird. Der Stift ist bei
dieser neuen Anordnung nach Abschrauben des Vasendeckels von oben zugänglich, kann
also leichter nachregulirt werden als bei der älteren Anordnung, bei welcher hierzu
das jedesmalige Ausheben des inneren Behälters nöthig war.
Groſse Hobelmaschine mit seitlichem Werkzeug.
Statt der sonst gebräuchlichen Grubenhobelmaschinen wurde von Joshua Buckton und Comp. in Leeds für J. Fowler
und Comp. daselbst, nach dem Engineer, * 1879
Bd. 48 S. 150 zum Hobeln groſser schwerer Maschinen-Fundamentplatten und Bettbalken
eine Hobelmaschine mit seitlichem Werkzeug gebaut, welche zum Aufspannen des
Arbeitsstückes mit einer auf fünf Querträgern ruhenden, mit Schlitzen versehenen
Aufspannplatte von 15m,55 Länge und 3m,65 Breite versehen ist. Auf den einseitig
vorstehenden Querträgern sind der Aufspannplatte entlang fünf Ständer aufgeschraubt,
welche an den der letzteren zugekehrten verticalen Seitenflächen in ziemlicher
Entfernung über einander
zwei zur Seitenfläche der Aufspannplatte parallel laufende, mit Führungsprismen
versehene Querwangen von solcher Länge tragen, daſs der beide Querwangen
übergreifende Verticalschlitten für 15m,25
Hobellänge in horizontaler Richtung ausreichende Führung erhält. Der
Verticalschlitten trägt an seinen verticalen Prismen, mit zu den Querwangen
senkrecht stehender Anlagsebene geführt, den Werkzeugsupport und ist hinreichend
lang, um letzterem für 3m,65 Hub in verticaler
Richtung Führung zu geben. Der Werkzeugsupport gestattet das Einspannen des
Werkzeugstahles sowohl auf horizontaler, als auf verticaler Anlagsebene am
Supportobertheil, und letzterer weist in horizontaler Richtung senkrecht zur
Vorderebene der Querwangen 460mm Hub auf.
Die Einleitung der Bewegung des Werkzeuges, dem auf der Aufspann-platte
festgespannten Arbeitsstücke entlang, nach horizontaler oder verticaler Richtung
erfolgt von einer unter der unteren Querwange gelagerten und der ganzen Länge der
letzteren entlang laufenden, horizontalen, durch 4 Kipplager unterstützten, im
Querschnitte viereckigen, an den Lagerstellen mit eingedrehten Lagerhälsen
versehenen Welle. Durch die erforderlichen Zwischenglieder werden von letzterer zwei
im Verticalschlitten gelagerte Schnecken in Umdrehung versetzt, deren Achsen zu den
Führungsprismen der Querwangen parallel laufen. Diese greifen in Zahnstangen ein,
wovon je eine in jeder der beiden Querwangen mit nach abwärts gerichteten Zähnen
fest geschraubt ist und bewegen somit den Verticalschlitten in horizontaler Richtung
den Querwangen entlang. Für die verticale Auf- und Abwärtsbewegung des
Werkzeugsupportes auf dem Verticalschlitten ist in diesem eine Schraubenspindel
gelagert, welche durch Stirnräder und entsprechende Zwischenglieder von der
vorgenannten horizontalen Welle in Umdrehung versetzt wird. Die Ein- und Ausrückung
kann für die beschriebenen Schnittbewegungen, sowie für die durchaus selbstthätigen
Schaltbewegungen vom Verticalschlitten aus erfolgen, wie es bei einem Werkzeuge von
solcher räumlicher Ausdehnung wohl unumgänglich nothwendig ist.
J. P.
Lanham's verbesserte Druckerwalzen.
Textabbildung Bd. 234, S. 155Nicht zufrieden mit dem Erfolge der von ihm erfundenen und auch nach ihm
benannten Walzen für Druckmaschinen ist Lanham vielmehr
stets bestrebt gewesen, dieselben noch weiter zu verbessern. Seine neuesten Walzen
sollen nach dem British and Colonial Printer and
Stationer eine Vollkommenheit besitzen, welche der Erfinder selbst
praktisch zu erreichen nicht für möglich gehalten hat. Die neue Walzenmasse besteht
aus einer besonders zubereiteten Art vulkanisirten Gummis, welcher in Form eines
dünnen Blattes auf einen Dorn fest zu einer Walze aufgewickelt wird. Während des
Aufwickelns werden nun einzelne Drähte in die Walzenmasse mit eingelegt und es
entsteht dann ein Querschnitt des Walzenkörpers, wie ihn der vorstehende Holzschnitt
darstellt. Nach dem Vulkanisiren werden die eingelegten Drähte aus der Walzenmasse
herausgezogen, die Walze wird auf einer Drehbank abgedreht und besitzt nun nicht nur
eine vorzügliche Oberfläche, sondern auch nichts zu wünschen lassende Zartheit,
Elasticität und Haltbarkeit. Mit solchen Walzen wird gegenwärtig der Daily Telegraph gedruckt und sollen einzelne derselben
sich bereits seit über 15 Monaten im Gebrauch befinden. Da sich diese Walzen auch
eben so vortheilhaft zum Druck mit Wasserfarben wie für
Steindruck eignen sollen und da sie auſserdem sehr
billig sind, so macht die Papierzeitung, 1879 S. 726
die betreffenden Kreise auf dieselben besonders aufmerksam.
Gummitreibriemen, welcher vor der Vulkanisirung durchnäht
ist.
Um die Stoffeinlagen so mit einander zu verbinden, daſs sie sich nicht trennen
können, werden die Riemen nach Franz Clouth in Nippes
bei Köln (* D. R. P. Nr.
6306 vom 10. Mai 1878) aus gummirten Baumwoll-, Hanf- oder Flachsstoffen
angefertigt, indem man den Stoff so oft über einander legt, als Einlagen
erforderlich sind. Hierauf werden die Riemen mit festem, dickem Garn der ganzen
Länge nach je nach ihrer gröſseren oder geringeren Breite 3 bis 4 Mal durchnäht,
dann mit der äuſseren Gummilage überzogen und in bekannter Weise vulkanisirt.
Einrichtungen zum Heizen von Trockencylindern.
H. H. Möller in Flensburg (* D. R. P. Nr. 5866 vom 27.
September 1878) hat Einrichtungen sich patentiren lassen, welche das Erwärmen von
Trockentrommeln mittels Leuchtgas oder heiſser Luft ermöglichen. Erstere bestehen
aus Rohrgerippen mit Brennern, deren zahlreiche Gasflammen ihre Wärme auf die innere
Fläche der hohlen Trommeln wirken lassen. Als auffallend müssen wir bezeichnen, daſs
augenscheinlich an eine vorherige Mischung des Leuchtgases mit Luft, behufs
Erzielung einer nicht leuchtenden und nicht ruſsenden Flamme nicht gedacht ist. Die
mit gebrauchter Luft der Heiſsluftmaschine zu heizenden Trockentrommeln sind durch
hohle Zapfen von verhältniſsmäſsig groſsem Durchmesser einerseits mit dem
Zuführungs-, andererseits mit dem Abführungsrohr verbunden. Im Innern der Trommeln
sind Wände angebracht, welche die durch die Trommeln strömende Luft zwingen, die
Auſsenwände derselben an deren inneren Flächen zu bespülen. Die Wirkung dieser
Einrichtung wird wesentlich hinter derjenigen zurückbleiben, welche wir bei mit
Dampf geheizten Trommeln zu beobachten gewohnt sind, theils wegen der geringen
Wärmemenge, welche die Luft aufzunehmen vermag, theils wegen der sparsamen
Wärmeabgabe von Luft an eine feste Wand.
H. F.
Zur Verarbeitung des Hartgummis.
Um Hartgummi dauernd mit Papier, Geweben, Leder u. dgl. zu verbinden, wollen H., O. und M. Traun in
Harburg (D. R. P. Nr. 6844 vom 28. März 1879) die betreffenden Stoffe mit dem fertig
gemischten und geformten Gummi durch Pressen oder Aufkleben vereinigen und erst dann
die Vulkanisirung ausführen.
Zur Herstellung von Lampendochten.
N. M. Aarkrog in Copenhagen (D. R. P. Nr. 6205 vom 11.
December 1878) macht den Vorschlag, gewöhnlichen Filz mit Wasser auszukochen, dann
in eine Leimlösung einzutauchen, durch Bügeleisen völlig zu trocknen, nun mit einer
steifen Bürste zu bearbeiten, damit er rauh wird, und schlieſslich in Stücke von
gewünschter Form zu zerschneiden.
Zweifelhaft erscheint die Angabe, daſs das Licht dieser Dochte bei geringerem
Erdölverbrauch heller und weniger angreifend für die Augen sei als bei Anwendung
gewöhnlicher Dochte.
Herstellung von Leder ähnlichen Stoffen.
Noch E. Sinn in Waldshut (D. R. P. Nr. 6472 vom 14.
August 1878) wird 1k Colophonium mit 2k Leinöl so lange gekocht, bis ein Tropfen nach
dem Erkalten fest wird. Die Masse wird gepulvert, in Schwefelkohlenstoff gelöst und
11 der Lösung mit 200g geglühtem Zinkweiſs
versetzt. Oder man löst gepulverten Tischlerleim in einer kochenden Lösung von
geschmolzenem Chlorzink in stärkstem Alkohol und setzt noch die dreifache Menge
einer viel Leinöl enthaltenden Fafspech- und Kautschuklösung hinzu.
Baumwollflocken, Werg, aufs feinste zerrissene Lumpen, geschabtes Leder u. dgl.
mischt man nun mit einer der genannten Lösung, kocht in einem Kessel unter Druck,
läſst dann das nicht Eingesaugte abflieſsen, destillirt den Schwefelkohlenstoff so
weit ab, daſs die Masse eben noch feucht ist, und preist diese in eiserne Formen
unter starkem Druck zu Schuhsohlen u. dgl.
Herstellung künstlicher Steinmassen.
Nach dem Vorschlag von O. Löw in München (D. R. P. Nr.
6637 vom 27. September 1878) wird Sand oder ein Gemenge von Sand mit Thon, Gyps oder
Kreide bei höherer Temperatur getrocknet, dann mit fein gepulvertem Aetzkalk und
Colophonium gemischt und heiſs in Formen gedrückt. Für Trottoirs kann man 78 Th.
Straſsenstaub, 17 Th. Colophonium und 5 Th. gebrannten Kalk, für Röhren 40 Th. Sand,
20 Th. Kalksteinpulver, 16 Th. Thon, 20 Th. Colophonium und 4 Th. gebrannten Kalk
nehmen. Folgende Verhältnisse sollen als erprobt zu empfehlen sein:
Für künstliche Sandsteine
Gelblich
Dunkelgrau
Roth
Feiner Sand
80
60
64
Straſsenstaub
–
18
12
Colophonium
17
18
18
Gebrannter Kalk
3
4
4
Zinnober
–
–
2
Für künstlichen Marmor
Schwachgelbbis weiſs
Meergrün
Fleischfarbe
Grober weiſser Sand
30
28
28
Kreide
42
42
42
Ultramarinblau
–
2
1
Zinnober
–
–
1
Colophonium
24
24
24
Gebrannter Kalk
4
4
4
Um die Verbindung des Kalkes mit den beiden isomeren Säuren
des Colophoniums, der Piminsäure und der Sylvinsäure, C20H30O2,
zu vervollständigen, kann man die Formen nach dem Einstampfen der Mischung nach 15
bis 20 Minuten etwa 160° warm halten, dann langsam abkühlen lassen. Statt Kalk kann
auch Baryt, Magnesia, zuweilen auch Zinkoxyd genommen werden.
Diese Steinmassen sollen sich durch Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische
Einflüsse auszeichnen.
Neuer Zahnkitt.
Ch. S. R. di Rostagni in Philadelphia (D. R. P. Nr. 6045
vom 25. April 1878) empfiehlt Zahnkitt aus den Pyrophosphaten des Calciums und
Bariums mit denen des Zinkes oder Magnesiums. Zur Darstellung des Kittes wird z.B.
Calciumphosphat mit Zinkphosphat im Tiegel geschmolzen, die Masse ausgegossen und
pulverisirt. Dieses Glas wird in verdünnter Phosphorsäure warm aufgelöst, die Lösung
zum Syrup eingedampft. Ferner wird ein Gemisch von 3k Zinkoxyd mit 5 bis 50 § Borsäure und etwas Wasser einige Stunden heftig
geglüht, dann nach dem Erkalten pulverisirt. Dieses Pulver mit obigem Syrup
gemischt, gibt den gewünschten Kitt.
Herstellung von Metallreliefplatten.
Nach D. Slote in New-York (D. R. P. Nr. 6484 vom 3.
Januar 1879) wird ein Gemisch von etwa gleichen Theilen Töpferthon und Gyps zu
Mörtel angerührt und so dick auf eine glatte Metallplatte aufgetragen, als das
Relief hoch werden soll. Nach dem Trocknen schneidet man die Linien so tief ein,
daſs man auf die Metallunterlage stöſst, reinigt dieselben mit einer weichen Bürste
und macht von der so erhaltenen Matrize in bekannter Weise Abgüsse.
Die Temperatur des elektrischen Lichtes.
Nach F. Rosetti (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1879 S. 1700) ist die Temperatur der im elektrischen Lichte
leuchtenden Kohlenspitzen am positiven Pol immer bedeutend höher als am negativen.
Bei abgerundeten und ein schwächeres Licht ausstrahlenden Kohlencylindern wurde am
negativen Pol ein
Minimum von etwa 2200°, am positiven Pol ein solches von etwa 2400° beobachtet. Bei
stark leuchtenden feinen Kohlenspitzen ist dagegen an den Spitzen des negativen
Poles das Minimum 2500° und am positiven Pol mindestens 3900°.
Zur chemischen Dynamik.
Einer Abhandlung von A. Wright in der Chemical New, 1879 Bd. 39 S. 2(31 ff. über die
„Reduction des Kupferoxydes durch Wasserstoff und Kohlenoxyd“ entnehmen
wir folgende Angaben über die Zeit, welche bis zum Eintritt der Reaction
erforderlich ist. Diese sogen. Incubationsperiode beträgt für:
Temperatur
Kohlenoxyd
Wasserstoff
160°
12
Minuten
1⅓
Stunden
130
35
„
6
„
118
6¼
Stunden
12
„
100
7½
„
28
„
83 bis 84°
11
„
180
„
Erregung des Sauerstoffes durch nascirenden
Wasserstoff.
Jeder Versuch zur Erklärung der Lebensprocesse der Thiere und Pflanzen fordert mit
Nothwendigkeit die Annahme einer ergiebigen Quelle der Activirung des Sauerstoffes
innerhalb der Organismen. Von dieser unumgänglichen Hypothese ausgehend, hat F. Hoppe-Seiler (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1879 S. 1551) gefunden, daſs die Bildung von freiem
Wasserstoff bei der Fäulniſs nur dort erfolgt, wo Sauerstoff nicht zugegen ist, daſs
dagegen bei Zutritt von Sauerstoff zu faulenden Flüssigkeiten nicht allein der
nascirende Wasserstoff oxydirt wird, sondern auch energische Oxydationsprocesse
eintreten. Die einfachste Erklärung dieser Thatsache war die Annahme, daſs der
nascirende Wasserstoff, indem er selbst mit Sauerstoff in Verbindung tritt, die
Erregung eines oder mehrerer anderer Sauerstoffatome hervorrufe. Es war nun
auſserdem zu schlieſsen, daſs, wenn dies bei den Fäulniſsprocessen der Fall sei,
auch überall, wo Wasserstoff bei Gegenwart von indifferentem Sauerstoff frei wird,
die Activirung des Sauerstoffes erfolgen müsse, eine Annahme, welche durch die
Versuche des Verfassers völlig bestätigt ist.
Zur Herstellung von Weinsteinsäure.
Um bei der Verarbeitung des Weinsteines auf Weinsäure das Kalium als Kalihydrat zu
gewinnen, erhitzt man nach Dr. H. Goldenberg in
Wiesbaden (D. R. P. Nr. 6309 vom 3. October 1878) 188 Th. Weinstein mit der 10
fachen Menge Wasser und 112 Th. Aetzkalk mehrere Stunden unter einem Druck von 3at, kühlt auf 100° ab, rührt noch einige Zeit um,
damit der Niederschlag sich leicht absetzt, und filtrirt die entstandene Kalilauge
bei 100° ab.
Man kann ferner den Weinstein mit Kalkmilch oder Kreide neutralisiren, den
abgeschiedenen wein sauren Kalk abfiltriren. Die Lösung des neutralen weinsauren
Kaliums laſst man nun bei gewöhnlicher Temperatur in Kalkmilch einflieſsen und zwar
in dem Verhältniſs, daſs 226 Th. Kaliumtartrat, in der 8 fachen Wassermenge gelöst,
auf 112 Th. Aetzkalk in der 10 fachen Wassermenge abgelöscht kommen. Der sofort
ausgeschiedene weinsaure Kalk kann leicht abfiltrirt werden, die noch in Lösung
befindlichen geringen Mengen werden durch Erwärmen als leichte Flocken ausgeschieden
und von der Kalilauge durch Filtration getrennt. (Vgl. Dietrich 1879 231 288.)
Zur Aufbewahrung ätzender Flüssigkeiten.
Um Säuren und andere Flüssigkeiten leichter aufbewahren und transportiren zu können,
schlägt V. Simonet in Paris (* D. R. P. Nr. 6437 vom
14. November 1878) vor, die betreffenden Gefäſse aus Glas, Blei u.s.w. mit einem
weiteren Metallgefäſse zu umgeben, den Zwischenraum zwischen beiden aber mit
Sagemehl, Heu, Seegras, Stroh u. dgl. auszufüllen, wie dies bei der bisherigen
Verpackung in Körben bekanntlich schon längst geschieht.
Zur Verarbeitung von Stärke und Dextrin.
Ch. Vidal in Marseille (D. R. P. Nr. 6969 vom 13. April
1879) will Stärke und Dextrin vor dem Trocknen in Formen pressen, um so die Bildung
des minder leicht verkäuflichen Pulvers zu vermeiden.
Versuche über Milch- und Rahmbuttern.
Um festzustellen, bei welcher Art der Butterung am meisten von dem in der Milch
enthaltenen Butterfett gewonnen wird, hat M. Schrodt
(Milchzeitung, 1879 S. 558) Milch theils bis zur schwachen Säuerung etwa 34
Stunden stehen lassen und dann verbuttert, während der andere Theil zum Aufnehmen in
runden Blechsotten aufgestellt und nach 36 Stunden abgerahmt wurde. Die Dauer des
Butterns belief sich beim Milchbuttern auf 35 bis 65 Minuten, beim Rahmbuttern
dagegen auf 25 bis 35 Minuten. Die erhaltene Butter hatte folgende
Procentzusammensetzung:
Milchbutter
Rahmbutter
Fett
76,948
81,172
81,876
82,756
83,804
84,322
Caseïn und Milchzucker
4,776
2,684
2,644
2,514
2,275
1,743
Salze
0,310
0,114
0,147
0,078
0,138
0,136
Wasser
17,966
16,030
15,333
14,652
13,783
13,799
Die Versuche ergeben, daſs beim Milchbuttern zwar mehr Butter als beim Rahmbuttern
gewonnen wird, daſs aber diese Mehrausbeute nicht bedingt ist durch einen gröſseren
Fettgehalt der betreffenden Butter, sondern, wie obige Analysen zeigen, durch einen
Mehrgehalt an Caseïn, Milchzucker und Wasser – ein Umstand, welcher auch für die
Aufbewahrung derselben von Bedeutung ist. Dagegen wurden beim Rahmbuttern
durchschnittlich 5 Proc. Fett der Milch mehr gewonnen als beim Milchbuttern.
Ueber das Verhalten des von Wasser freien Calciumoxydes gegen
Kohlensäureanhydrid; von K. Birnbaum und M. Mahn.
Bekanntlich wirken trocknes Calciumoxyd und Kohlensäureanhydrid bei gewöhnlicher
Temperatur nicht auf einander ein, wohl aber können sich beide bei höherer
Temperatur mit einander verbinden. Andererseits ist beobachtet, daſs kohlensaures
Calcium schon bei 400° anfängt, Kohlensäureanhydrid abzugeben. Nach den Versuchen
von K. Birnbaum und M. Mahn
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 1547) ergibt sich,
daſs die Schmelzhitze des Zinkes als die Temperatur bezeichnet werden kann, bei
welcher das von Wasser freie Calciumoxyd beginnt, unter gewöhnlichem Luftdruck
Kohlensäure aufzunehmen, ohne daſs sich jedoch eine constante Verbindung beider
bildet, wie folgende Beobachtungen zeigen:
Gewicht des Kalkesvor der Erhitzungg
Dauer derEinwirkungStunden
Gewichts-zunahmeg
Kohlendioxyd auf100 Th. Kalk
1,095
5
0,045
4,1
„
8
0,045
4,1
0,373
5
0,017
4,5
0,302
13
0,046
15,2
„
21
0,041
13,6
0,256
40
0,081
31,6
„
50
0,117
45,7
„
60
0,054
21,1
Die Erscheinung, daſs zweimal nach längerem Erhitzen der Kohlensäuregehalt wieder
abnahm, erklärt sich durch die beginnende Dissociation des gebildeten
Calciumcarbonates. In der That ergaben directe Versuche, daſs kohlensaures Calcium
bereits bei der Temperatur des schmelzenden Zinkes etwas Kohlensäureanhydrid
abgibt.
Vorkommen seltener Metalle im Flugstaube von Pyriten.
Im Flugstaube spanischer Kiese fand D. Playfair (Chemical
News, 1879 Bd. 39 S. 245) auſser Arsen, Blei und Kupfer 0,002 bis 0,05
Proc. Thallium, 0,002 Proc. Tellur und 0,001 Proc. Selen.
Zur maſsanalytischen Bestimmung des Chroms.
Zur Bestimmung des Chroms im Chromeisenstein schmilzt man nach W. J. Sell (Chemical News, 1879 Bd. 39 S. 131) das
Mineral mit der 10fachen Menge eines Gemisches von 1 Mol. saurem schwefelsaurem
Natrium und 2 Mol. Fluornatrium, setzt nach 15 Minuten nochmals 10 Th.
Natriumdisulfat hinzu, schmilzt abermals und läſst dann rasch erkalten. Die Schmelze
wird in kochendem, mit Schwefelsaure angesäuertem Wasser gelöst; dann wird so lange
eine Lösung von übermangansaurem Kalium zugesetzt, als diese entfärbt wird, und
zuletzt die Flüssigkeit mit kohlensaurem Natrium schwach alkalisch gemacht. Nach dem
Abfiltriren des gefällten Mangans wird die Chromsäure mit Jod und
unterschwefligsaurem Natrium titrirt.
Zur Bestimmung des Mangans.
Zur Bestimmung des Mangans in Eisen haltigen Erzen wird das Mineral in Salzsäure
gelöst, die Lösung nach dem Vorschlage von J. Pattinson
(Chemical News, 1879 Bd. 39 S. 201) mit gefälltem kohlensaurem Calcium
neutralisirt, dann mit wenigen Tropfen Salzsäure und für je 1g Erz mit 100cc
einer 1,5 proc. Chlorkalklösung versetzt. Das Mangan fällt völlig aus und wird in
bekannter Weise mit einer Lösung von Eisenvitriol und durch Zurücktitrirung des
nichtoxydirten Eisens mit Chromat bestimmt.
Zur Herstellung von Benzoësäure.
F. Jenssen in Hamburg (D. R. P. Nr. 6635 vom 30. October
1878) schüttelt zur Herstellung von Benzoësäureanhydrid Benzotrichlorid mit
Schwefelsäure: 2C6H5CCl3 + 3H2O = C6H5CO.O.C6H5CO + 6HCl (vgl. 1879 231 538).
Um Benzoësäureanhydrid in groſsem Maſsstabe herzustellen, wird 1 Th. Benzotrichlorid
mit 3 Th. Schwefelsäure, welche 4,6 Proc. Wasser enthält, gemischt und auf 30°
erwärmt. Unter lebhafter Salzsäureentwickelung scheidet sich das gebildete
Benzoësäureanhydrid in kleinen Nadeln aus. Die Schwefelsäure wird abgeschleudert,
das Anhydrid durch Lösen in Benzol gereinigt.
Verdünnt man das Gemenge von Benzoësäureanhydrid und Schwefelsäure mit Wasser, so
krystallisirt schneeweiſse Benzoësäure heraus. Die Ausbeute soll quantitativ
sein.
Zur Kenntniſs des Cementes.
Zu den Festigkeitszahlen des Groschowitzer Cementes (1879 233 320) ist eine wesentliche Bemerkung nachzutragen, daſs es sich nämlich
s. Z. nur um Untersuchung eines Probebrandes im Auftrag
der Fabrik, nicht aber um Feststellung der Eigenschaften eines Durchschnittsmusters
gehandelt hat, wie man aus dem Berichte, welchem die betreffende Tabelle entnommen
ist, hätte schlieſsen sollen.
––––––––––
Berichtigung. Die Abbildungen zu Quitmann's Quadrillirmaschine befinden sich auf „Tafel 9“ und
nicht, wie S. 112 und 113 d. Bd. gedruckt steht, auf „Tafel 10“.