Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 258 |
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Miscellen.
Miscellen.
Regulirvorrichtung für Kraftmaschinen; von A. Siepermann in
Kalk bei Deutz.
Diese Regulirvorrichtung (*D. R. P. Nr. 4928 vom 22. Januar 1878) wird an demjenigen
Maschinentheil angebracht, welcher die Uebertragung der Kraft des Motors auf die zu
den Arbeitsmaschinen führende Transmission vermittelt, also auf die
Hauptriemenscheibe bezieh. das Zahnrad, welches auf der Schwungradwelle des Motors
sitzt und von wo aus die Transmission weiter zu den Arbeitsmaschinen führt. Diese
Vorrichtung bildet also eine Anordnung einer Riemenscheibe oder eines Kammrades zur
Uebertragung der von einem Motor erzeugten Kraft unter gleichzeitiger Regulirung des
Ganges dieses Motors.
Sie besteht im Wesentlichen aus zwei Theilen, nämlich einem festen, auf der
Hauptwelle des Motors fest aufgekeilten, die beiden Stirnwände der zur Uebertragung
der Kraft benutzten Riemenscheibe oder des Kammrades bildenden Theil, und einem
beweglichen, mit der Schwungradwelle nicht zusammenhängenden Theil, welcher den
äuſseren Umfang der zur Uebertragung der Kraft benutzten Riemenscheibe oder des
Kammrades bildet, also auch auſsen die entsprechende Form der Riemenscheibe,
Schnurscheibe oder des Kammrades haben muſs und mit dem auf der Schwungrad welle
fest aufgekeilten Theile durch eine oder mehrere der zu übertragenden Kraft
entsprechend starke Federn oder andere elastische Körper derartig verbunden ist,
daſs, wenn der Motor die Schwungradwelle mit dem fest auf ihr aufgekeilten Theil
behufs Arbeitsleistung in drehende Bewegung versetzt, dieser elastische Körper so
weit angespannt wird, bis die Spannung die Arbeitsmaschinen in Bewegung setzt. Es
wird also, je nachdem die Arbeitsmaschinen gröſsere oder geringere Kraft erheischen,
dieses elastische Verbindungsglied mehr oder minder angespannt werden und die
gegenseitige Stellung der beiden Haupttheile der Vorrichtung wird verschieden
sein.
Die Verschiedenheit dieser gegenseitigen Stellung der beiden Haupttheile der
Vorrichtung erzeugt nun durch Uebersetzungen geeigneter Art einen entsprechenden
Ausschlag eines auſserhalb angebrachten Hebels, der seinerseits durch geeignete
Transmission die Drosselklappe im Dampfzuleitungsrohr der Dampfmaschine oder bei
anderen oder anders eingerichteten Motoren entsprechende Regulirungstheile, Ventile
o. dgl., mehr oder weniger öffnet bezieh. schlieſst und nach Bedarf gröſseren oder
geringeren Kraftzufluſs erzeugt, so daſs der Motor nach Meinung des Erfinders stets
dieselbe Schnelligkeit im Gange beibehält.
J. M. Plessner's Hydromotor.
Mit diesem Namen bezeichnet J. M. Plessner in London
(*D. R. P. Nr. 4469 vom 4. Juli 1878) die Combination eines durch die Kraft der
Wellen (bezieh. der Wirkung von Ebbe und Fluth des Meeres) in Bewegung gesetzten
Körpers in Verbindung mit Pumpen und Accumulatoren, welch letztere als Kraftbehälter
dann die Möglichkeit bieten, eine gleichmäſsige Arbeitsleistung zu erzielen.
Zur praktischen Verwirklichung seiner Idee bringt Plessner zunächst Einrichtungen in Vorschlag, welche das Anstauen und
Leiten der Wellen in einer gegebenen Richtung zum Zweck haben. Diese beschränken
sich auf Dammanlagen, welche meist vom Ufer aus parallel, dann divergirend in die'
See hinaus gebaut werden und am besten in Verbindung mit einem dreiseitig
geschlossenen, gegen die See zu offenen Dock stehen. Selbstverständlich kann jedoch
die topographische Gestaltung der Küste diese Anlagen theilweise oder ganz
entbehrlich machen. Die Bewegungen der in das Dock einströmenden Wellen müssen
behufs Nutzbarmachung der Wellenkraft zunächst einem soliden Körper mitgetheilt
werden. Von den vielen diesbezüglich in Vorschlag gebrachten Constructionen heben
wir nur die als besonders zweckmäſsig und relativ billig empfohlene Anwendung eines
um eine ober Wasser liegende Achse schwingenden Thores hervor, welches quer in das
Dock eingehängt ist. Soll auſser der Wellenbewegung auch noch Ebbe und Fluth nutzbar
gemacht werden, so ist zur Erzielung eines groſsen Nutzeffectes ein pontonartiger
Schwimmer am besten geeignet, welcher um eine unter Wasser liegende Achse in der
Längsrichtung des Dockes frei schwingen kann, während er gleichzeitig dem steigenden
oder sinkenden Wasser zu folgen im Stande ist, da die Achse von zwei Balanciers
getragen wird, welche um an der hinteren Dockwand befestigte Zapfen schwingen
können. Die Schwingungen dieser Balanciers lassen sich leicht direct auf vertical
angeordnete Pumpen übertragen; die durch den Wellenschlag hervorgerufenen
Bogenbewegungen des Schwimmers (bezieh. des Schwimmthores) dagegen können mittels
Schubstangen und Winkelhebel zur Bethätigung ebensolcher Pumpen benutzt werden.
Damit ist nun die Kraft überhaupt nutzbar gemacht und es ist (wenigstens für die
meisten Arten ihrer Benutzung) nur noch ihre gleichmäſsige Uebertragung auf
rotirende Wellen erforderlich. Es ist deshalb zunächst die Ansammlung der Kraft in
Accumulatoren in Vorschlag gebracht, welche durch die Pumpen gespeist werden. Diese
sollen schlieſslich das Druckwasser in gleichförmiger Weise an Turbinen oder
Wassersäulenmaschinen abgeben, von denen dann die Kraft unmittelbar zu entnehmen
wäre.
Um den schwingenden Körper (Thor, Schwimmer) gegen Beschädigung durch den Anprall
übergroſser Wassermassen im Falle von Sturmfluthen zu schützen, oder ihn in seiner
ruhenden Stellung zum Zweck von Reparaturen o. dgl. zu sichern, genügt die
Anbringung von Schleuſsen, Fluthschützen oder Thoren am Seeende des Dockes, durch
welche die Menge und Kraft des in das letztere einströmenden Wassers regulirt werden
kann. Obwohl der Erfinder eine selbstthätige Regulirung dieser Schleuſsen nicht als
nothwendig erachtet, vielmehr die aufmerksame Bedienung solcher Vorrichtungen durch
einen Wärter als genügend bezeichnet, gibt er doch zwei sinnreiche
Selbstregulirungsvorrichtungen an, bezüglich derer wir indessen auf seine
Patentschrift verweisen.
H.
Elektrische TransmissionVgl. 1878 227 210. 1879 233 171. für landwirthschaftliche Maschinen.
Die von Locomobilen hin und her gezogenen mechanischen Pflüge haben trotz der
Vortheile, die sie in Bezug auf die Bestellung und den Ertrag gewähren, in
Frankreich aus mehreren Gründen, unter denen die hohen Anschaffungskosten der
Locomobilen und die Beschaffung des Speisewassers hervorgehoben sein mögen, bis
jetzt keine groſse Ausbreitung gefunden. Chrétien und
Felix sind daher auf den Gedanken gekommen, die in
Frankreich vorhandenen zahlreichen, noch so wenig benutzten Wasserkräfte und die in
den verschiedenen Fabrikanlagen vorhandenen stationären Maschinen für
landwirthschaftliche Maschinen dadurch mit benutzbar zu machen, daſs sie mit Hilfe
zweier kräftiger Gramme'scher Maschinen eine elektrische Transmission herstellen.
Man kann dabei bis auf 2km Entfernung unter
Anwendung von Kabeln von 10qmm Querschnitt auf 50
Proc. Nutzeffect rechnen. Die Genannten haben eine ganze Reihe von
landwirthschaftlichen Maschinen dazu eingerichtet, welche in England mittels
Locomobilen getrieben werden. Mit zwei dieser Maschinen sind bei Sermaize (Marne)
bereits Versuche angestellt worden: ein Apparat zum Entladen der
ZuckerrübenkähneUeber die Verwendung elektrischen Lichtes dabei vgl. 1876 220 472. und eine Windetrommel für den
Pflug. Der Entladeapparat hat den ganzen letzten Winter hindurch gearbeitet und etwa
40 Proc. Ersparniſs gegenüber der Handarbeit geliefert und überdies das Entladen
sehr beschleunigt, was für die Zuckerfabrikation von Wichtigkeit ist. Die
Pflugtrommeln waren erst 3 Wochen in Gebrauch. Unsere Quelle (Revue industrielle, 1879 S. 205) gibt ein Gesammtbild der ganzen
Einrichtung zum Pflügen und gröſsere Abbildungen der elektrischen Transmission.
Letztere enthält auf einem vierrädrigen eisernen Rahmen oder Wagen, zwei Gramme'sche Maschinen. Auf
der Achse jeder Gramme'schen Maschine sitzen zwei kleinere Reibungsscheiben, welche
zwei gröſsere solche Scheiben in Umdrehung versetzen. Auf der Triebachse der
letztern sitzen zwei Getriebe von verschiedener Gröſse, welche mit zwei auf
verschiedenen groſsen Rädern auf der Achse der Seiltrommel in Eingriff gebracht
werden können, um die Trommel mit wechselnder Geschwindigkeit zu treiben. Ein
stählernes Seil von 250m Länge und 12mm Stärke wickelt sich von der Trommel in dem
einen Rahmen ab und gleichzeitig wickelt sich ein zweites Seil auf die Trommel in
einem 200m davon entfernten zweiten Rahmen auf;
mittels eines Commutators sendet man den elektrischen Strom abwechselnd durch das
Paar Gramme'sche Maschinen, welche das Seil auf ihre Trommel aufzuwickeln haben. Die
beiden freien Seilenden sind an dem Pfluge befestigt. An dem einen Ende der Achse
der beiden Reibungsscheiben sitzt ferner ein Kegelrad, das mit dem einen oder dem
andern von zwei Kegelrädern in Eingriff gebracht werden und dann mittels einer Kette
ohne Ende die beiden Hinterräder am Rahmen in Umdrehung versetzen und so das Ganze
vorwärts oder rückwärts bewegen kann. Zieht man aber einen Keil heraus, so läuft das
eine Hinterrad lose auf seiner Achse und der Wagen läſst sich nun in einem Bogen von
einigen Metern Halbmesser drehen. Zum Lenken dient eine einfache Vorrichtung,
mittels deren sich die Vorderachse schief stellen läſst.
Eine Kraftmaschine in der Zuckerfabrik zu Sermaize, 300m vom Felde entfernt, treibt zwei Gramme'sche Maschinen, welche nun den
Strom liefern. Durch diese Anlage werden etwa 8e
ausgenutzt. Es wurden zunächst für die Beleuchtung bestimmte Maschinen verwendet,
und so war blos eine Kraft von 4e zum Ziehen des
Pfluges verwendbar. Bald werden kräftigere Maschinen verfügbar sein, welche die
Verwendung eines vierscharigen Pfluges und ein tieferes Pflügen gestatten werden,
während bisher in lockerem Boden ein blos zweischariger Pflug verwendet wurde, in
hartem Boden ein nur einschariger. Zum Schluſs einige Zahlenangaben:
In der Minute
Geschwindigkeit der Gramme'schen Maschinen in der
Fabrik „ „ „ „ an
den Seiltrommeln „ „
ReibungsscheibenGröſsere Geschwindigkeit der
SeiltrommelKleinere
„ „ „Geschwindigkeit der Laufräder
1600 800 133 27 14 4,6
Umdrehungen
Weg des Pfluges bei gröſserer Geschwindigkeit
81m
„ „ „ „ kleinerer „
50m
„ „ Wagens
16m
Die Furchen sind 0m,275
breit und im Mittel 0m,2 tief. Mit 2 Scharen
pflügt man etwa 20qm in der Minute.
Dumoulin-Froment's Regulirung an Morse-Telegraphen.
Wenn die Abreiſsfeder am Ankerhebel des Elektromagnetes nicht ausreicht, um durch
Spannen oder Nachlassen die Verstärkung oder Schwächung der Linienströme
auszugleichen und so eine trotz der Veränderungen in der Stromstärke stets gleich
gute Schrift zu erzielen, so muſs man die Entfernung des Ankers von den
Elektromagnetpolen verändern. Da nun eine Verstellung des Ankers zugleich eine
Verstellung der im Ankerhebel sitzenden schreibenden Theile im Gefolge haben würde,
diese aber eine nicht beabsichtigte Veränderung der Schrift, so hat Dumoulin-Froment in Paris (Bulletin de la Société d'Encouragement, 1879 Bd. 6 S. 182) den
Elektromagnet auf einer drehbaren Platte angebracht, so daſs seine achsiale Ebene um
einen gewissen Winkel verlegt werden kann.Vorzüglicher und nicht minder einfach dürfte die bereits vielfach angewendete
Hebung und Senkung der Elektromagnete sein.D. Ref. Obwohl dabei der Anker unverändert in
seiner Lage bleibt, läſst sich die Entfernung der Elektromagnetpole von der
Ankerachse vergröſsern und verkleinern, und es ändert sich die elektromagnetische
Anziehung mit dem
Winkel, welchen die beiden Theile mit einander machen; man verfügt so über eine
Regulirung innerhalb sehr weiter Grenzen. Die drehbare Platte dreht sich übrigens
auf einer biegsamen und federnden Scheibe, durch welche ihre Achse hindurchgeht,
bevor sie das Spurlager, worauf sie sich stützt, erreicht; dadurch bleibt die Platte
immer in der Stellung stehen, welche man ihr gibt.
Zur Regulirung der Laufgeschwindigkeit bedient sich Dumoulin-Froment eines eigentümlichen Regulators mit zwei schwingenden
Federn, deren Stab schneckenförmig gewunden ist und welche schwere Läufer tragen,
mittels deren sich die Geschwindigkeit verändern läſst. Nach den Erfahrungen an den
Typendruckern von Hughes gibt ein solcher Regulator
eine sehr gleichförmige Bewegung. So schwankt die in der Minute ausgegebene Länge
von Papierstreifen in dem Momente, wo der Apparat frisch aufgezogen ist, und jenem,
wo er im Begriff ist, stillstehen zu bleiben, an Dumoulin-Froment's Apparaten nur zwischen 1,70 und 1m,60, während er bei Apparaten mit anderen
Regulatoren zwischen 1,70 und 1m,40 schwankt.
E–e.
Staubdichter Kastenverschluſs.
In Sammlungen ist der Staub ein gewöhnlicher und gefährlicher Feind, und besonders
lästig ist derselbe bei Sammlungen von Gespinnsten und Spinnfasern, welche eine
Reinigung durch Klopfen und Bürsten nicht vertragen. Der Wunsch, solche Sammlungen
auf die Dauer vor Staub und Motten zu sichern, führte zur Verwendung gefüllter, weicher, runder Lampendochte oder
sogenannter (auf der Rundschnurmaschine) übersponnener
Watterollen. Bei Schränken wurden dieselben in der Dicke eines kleinen
Fingers, bei Schatullen in Bleistiftdicke mit so überaus günstigem Erfolge zur
Anwendung gebracht, daſs dieses einfache Mittel bestens empfohlen zu werden
verdient. Oben erwähnte Dochte müssen mit gutem Leim an dem einen Theil des zu
verschlieſsenden Behältnisses geklebt werden und zwar so, daſs der bewegliche Theil,
Schrankthür, Deckel o. dgl., sich dagegen gleichmäſsig anlegt, bezieh. anlegen kann.
Bei Schränken erfordert dies einige Uebung, bei kleinen Kästchen aber wird es
sogleich gelingen; nur muſs für richtigen Andruck des Deckels durch entsprechend
vertheilte Vorreiber gesorgt werden.
Dieser Verschluſs dürfte sich auch für zoologische Sammlungen u. dgl. empfehlen; für
Mahlproducte und Sammlungen aus der Textilindustrie habe ich denselben seit einem
Jahre erprobt.
Fr. Kick.
Neuerungen an Webereimaschinen.
Webeblatt von Tutzschky und Wagner in Chemnitz (*D. R.
P. Nr. 4154 vom 19. Januar 1878). Dasselbe soll namentlich für das Weben
dichtstehender Wollenketten dienen und die vielen Fadenbrüche vermeiden, welche
dadurch entstehen, daſs die bisherigen Rietblätter die Knoten nicht durchlassen. Der
eine Bund des Blattes ist wie gewöhnlich angefertigt und sind die Rohre daselbst
durch die bisher übliche Verlöthung fest gehalten. In dem anderen Bunde hingegen
stehen die Rietstäbe in ihrer Längsrichtung beweglich, so daſs sie beim Durchgang
von Knoten aus einander federn können. Es werden hier zwei Stück halbrunde
Eisenstäbe auf die Rohre gelegt und um diese stark gewundene Spiralfedern in solcher
Weise gewickelt, daſs zwischen jeder Windung der Feder ein Rietstab steht. Die Feder
wird durch eine Verlöthung auf dem Rücken der beiden Bundstäbe gehalten.
Vorrichtung zum Zerschneiden der Chenillegewebe. R. N.
Havers und R. G. Geach in Bradford (*D. R. P.
Nr. 2742 vom 10. März 1878) spannen das in Chenillestreifen zu zerschneidende Gewebe
in ähnlicher Weise auf, wie dies im Webstuhl geschieht. Die Sahlleiste wird jedoch
der ganzen Länge nach umgefaltet, so daſs sie eine Art Tasche bildet; in diese
werden vor dem Schneiden Stäbe eingesteckt und hierdurch die Waare breit gehalten.
Um auch alle übrigen Kettenfäden in gerader Richtung zum Messer zu halten und somit
die Schuſsfäden in der gewünschten Entfernung zu den Kettenfäden zu schneiden, wird
querüber das Gewebe eine Stange gelegt, auf welcher Rollen mit V-förmigen blechdicken Vorsprängen
sitzen. Dieselben greifen zwischen die Schuſsfäden ein und legen sich die
Kettenfäden rechts und links an. Hinter den Messern sind auf einem Brustbaum Stifte
angebracht, zwischen welchen hindurch die Chenillefäden nach den Aufwickelwalzen hin
laufen. Zum Zerschneiden der zu beiden Seiten der Kettenfäden vorragenden und die
Chenille bildenden Schuſsfäden bedient man sich gerader oder gekrümmter Schneiden
und befestigt diese auf einer Welle, welche man entweder auf und ab oder auch
drehend bewegt. Im letztern Fall kann ununterbrochene Drehung erfolgen, wenn man
sich kreisrunder Schneiden bedient, oder es muſs oscillirende Bewegung gewählt
werden, wenn man Schneiden nimmt, welche nur Kreisbogenstücke sind.
Magnet zum Eintragen und Ausziehen der Sammtnadeln an
Webstühlen von F. David in St. Etienne (D. R.
P. Kr. 3103 vorn 31. März 1878). Die Nadeln werden hier in die Webkette durch ein
Schiffchen gebracht, welches einen Hufeisenmagnet trägt, dessen beide Enden vorn
flach sind und so weit vorspringen, daſs sie die Stahlnadel sicher ergreifen,
festhalten und während der Bewegung der Schütze in das Fach legen. Damit bei
weiterem Laufe der Schütze die Nadel liegen bleibt, ist dieselbe am rechten Ende
(die Schütze trägt die Nadel stets von rechts nach links ein) plattenförmig geformt
und rechtwinklig nach unten zu gebogen. Dieser Ansatz stöſst gegen einen an der
rechten Seite des Gewebes liegenden Draht, so daſs derselbe die Nadel aufhält und
der Magnet davon abgleitet. Das Herausziehen erfolgt ebenfalls durch die Schütze und
kann dieselbe entweder eine Leiste erhalten, welche entsprechend ausgeschnitten ist,
um den Nadelkopf zu fassen und die Nadel bei ihrer Rechtsbewegung mit zu nehmen,
oder die Schütze besitzt eine Leiste mit einem Elektromagneten, welcher durch seine
Anziehungskraft die Nadelplatte nach sich zieht und sie losläſst, wenn der Strom
unterbrochen wird.
E. L.
Zur Herstellung von Mörtel.
A. Seibels in Stettin (D. R. P. Nr. 4058 vom 10. Mai
1878) will 60 Theile fein gemahlene Kieselsäure und 56 Theile gebrannten Kalk mit 20
bis 40 Theile einer concentrirten Lösung von Chlorcalcium befeuchten und dann bei
Hellrothglut glühen; das erhaltene Gemisch erhärtet, auch unter Wasser, in etwa 25
Minuten. Nimmt man die doppelte oder dreifache Menge Kalk, so erhärtet der Mörtel
schon nach 15 oder 10 Minuten.
Zur Herstellung eines hydraulischen Mörtels, „Neutroſs“ genannt, wird nach C. Heintzel in Lüneburg (D. R. P. Nr. 4416 vom 30. Juli
1878) staubfein gelöschter Kalk mit schwach geglühter Infusorienerde gemischt. Für
Mörtelarbeiten, welche im Wasser liegen sollen, werden gleiche Theile, für weniger
dem Wasser ausgesetzte wird 1 Th. Infusorienerde mit 2 Th. Kalk gemischt verwendet.
Ein Mörtel aus 1 Th. Infusorienerde, 1 Th. Kalk und 6 Th. Sand hatte nach 28 Tagen
eine Zugfestigkeit von 2k,7.
Analysen von Stärkezucker.
J. Steiner (Zeitschrift für das
gesammte Brauwesen, 1879 S. 339) hat 4 Stärkezucker, welche zur Bereitung
von Bier bestimmt waren, untersucht.
Bestandtheile
I
II
III
IV
Wasser
15,50
6,00
13,30
7,60
Asche
0,30
2,50
0,40
1,10
Dextrose
45,40
26,50
76,00
–
Maltose
28,00
40,30
5,00
42,60
Dextrin
9,30
15,90
–
39,80
Kohlenhydrate
1,50
7,00
5,30
8,90
Proteinsubstanzen
Spuren
1,80
0,20
–
Säure = SO3
0,08
0,03
0,05
–
Jodreaction
–
deutl. blaue
–
–
Mikroskopischer Befund
rein
Stärkekörner
rein
rein
Probe I aus einer deutschen Fabrik ist weiſs und weich, die
übrigen Proben sind aus englischen Fabriken, und zwar ist II durch Behandeln von
Mais mit Schwefelsäure unter hohem. Druck hergestellt und wie IV zähe, III dagegen
fest.
Zur Herstellung von Milchglas.
J. Kempner in Görlitz (D. R, P. Kr. 4551 vom 4. Juli
1878) hat auf die Herstellung von Milchglas aus Feldspath, Fluſsspath und
Schwerspath ein Patent erhalten. 100 Theile eines aus 50 bis 80 Proc. Feldspath und
20 bis 50 Proc. Fluſsspath bestehenden Gemenges werden mit 15 bis 50 Th. Soda oder
20 bis 65 Th. Potasche und 50 bis 150 Th. Sand verschmolzen.
Ein zweites Gemenge besteht aus 35 bis 71 Proc. Feldspath, 17 bis 50 Proc. Fluſsspath
und 12 bis 40 Proc. Schwerspath. 100 Theile dieses Gemenges sollen mit 15 bis 50 Th.
Soda oder 20 bis 65 Th. Potasche und 70 bis 120 Th. Sand verschmolzen werden. Die
mit Schwerspath hergestellten Milchgläser sind sofort weiſs, bedürfen daher des
Wiederaufwärmens selten oder gar nicht; sie sollen sich ferner durch Glanz und
Lichtbrechungsvermögen auszeichnen.
Die Glashütte, 1879 S. 119 gibt folgenden Satz für
englisches Opalglas:
Englisch
Französich
Sand
188 Th.
100 Th.
Mennige
94
32 bis 25
Potasche
61
27 bis 28
Kalisalpeter
11
–
Feldspath
29
–
Fluſsspath
29
14 bis 16
Entfärbungsmittel nach Bedarf.
Das Glas soll ein milderes Ansehen haben als Kryolithglas,
jedoch geneigt sein, die Umrisse der Flamme durchscheinen zu lassen, wenn dasselbe
nicht genügend wiederangewärmt war. Der daneben stehende Satz für französisches
Opalglas zu Beleuchtungsgegenständen nach Peligot ist
zuerst in der Glashütte in Bourget verschmolzen.
Folgender Glassatz gilt für Lothringer Opalglas zu Blumenvasen:
Lothringer
Deutsches
Sand
100 Th.
180 Th.
Soda
30
50 bis 55
Kalk
10
19
Fluſsspath
12
30 bis 32
Feldspath
12
30 bis 32
Das Glas soll sich leicht verzieren lassen, jedoch weniger
entglast sein und daher die Umrisse der Flamme durchsehen lassen. – Die „Glashütte“ empfiehlt für deutsche Hütten den daneben stehenden
Satz, welcher, wie üblich, durch Nickel entfärbt werden kann.
Ch. T. M. gibt im Sprechsaal, 1879 S. 211 für offene und gedeckte Häfen folgende Sätze für
Kryolithglas:
Offen
Gedeckt
Reinster Quarzsand
100 Th.
100 Th.
95proc. Soda
12
18
Reinstes 85proc. Kryolithpulver
20
20
Reinster Kalkspath, Kreide oder Marmor
14
8
Reinster Kaliumsalpeter
3
3
Reinstes Arsenikmehl
1
1
Braunstein, Kobalt haltig (10 : 1) nach
BedürfniſsKryolithglasbrocken derselben Zusammensetzung
50
50
––––––––––––––––––
Satz:
200
200.
Irrthümlich erscheint die Ansicht desselben Verfassers, daſs
man statt des Kryolithes besser die entsprechende Menge Natriumaluminat verwenden
könne, da er dabei übersieht, daſs hier das Fluor die Entglasung bewirkt, nicht die
Thonerde, wie Williams (1869 192 412), Hagemann (1874 213 221) und Ebell (1877 225 76) gezeigt haben (vgl. 1868 188 340. 189 180).
Da Williams und Hagemann
zur Herstellung von Milchglas bereits Gemische von Feldspath und Fluſsspath
verwendet haben (vgl. 1877 224 627), so ist schwer zu
sagen, in wiefern die erwähnten patentirten Gemenge von Kempner auf Neuheit Ansprach machen können (vgl. 1869 191 301).
Ueber die Alizarinsorten des Handels; von Prud'homme.
Die eine Hauptsorte des künstlichen Alizarins, mit der Bezeichnung „Alizarin für
Violett“, oder auch „Alizarin Nr. I“ besteht zumeist aus fast
chemisch reinem Alizarin C14H8O4 Die anderen
unter dem Namen „Alizarin für Roth“ vorkommenden Sorten enthalten auſser
Alizarin noch Flavopurpurin und Isö- oder Anthrapurpurin, beide nach der Formel C14H8C5 zusammengesetzt, also Isomerieen des Purpurins,
deren Bildungsweise und Eigenschaften von Caro und Perkin, sowie später von Schunk und Römer beschrieben worden sind
(vgl. 1876 222 275). Manche Sorten des „Alizarins für
Roth“ enthalten auch gar kein Alizarin, sondern bestehen fast nur aus
Flavopurpurin und Anthrapurpurin.
Diese beiden im Krapp gar nicht vorkommenden Purpurine färben Beizen nur bei
Gegenwart einer gewissen Menge Kalk an, wie Prud'homme
im Bulletin de Mulhouse, 1879 S. 88 berichtet. Das Roth
des Anthrapurpurins ist bläulicher als das des Flavopurpurins, welch letzteres
wieder weniger, seifenecht ist. Ein mit Anthrapurpurin hergestelltes Roth widersteht
der Einwirkung einer alkalischen Lösung von Ferricyankalium (vgl. J. Wagner, 1876 220 444),
nicht so das Violett, welches durch dieselbe entfärbt wird, während sowohl das Roth,
als auch das Violett des Flavopurpurins von alkalischem Ferricyankalium nicht
angegriffen werden. Beide Purpurine sind, und zwar das Flavopurpurin in kaltem, das
Anthrapurpurin in kochendem Alkohol, löslich; letzteres löst sich in Benzin fast gar
nicht, während Alizarin und Flavopurpurin darin löslich sind. Schlieſslich ist der
Barytlack des letzteren in Wasser weniger löslich als der des Anthrapurpurins.
Kl.
Zur Analyse des Türkischrothöles.
Um den Wassergehalt des Türkischrothöles, bekanntlich ricinusölsulfosaures Ammon und
pyroterebinsulfosaures Ammon, zu bestimmen, was auf gewöhnliche Weise oder durch
vergleichende Ausfärbungen nicht zu erreichen ist, wendet G.
Stein nach den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1879 S. 1174 folgendes Verfahren an: In einem
Porzellanschälchen von etwa 125cc Inhalt wiegt man
10g Türkischrothöl ab, gibt 75cc kalt gesättigte Kochsalzlösung hinzu (26 : 100)
und dann 25g getrocknetes Wachs. Hierauf erhitzt
man das Ganze auf dem Dampfbade. Da Türkischrothöl in Kochsalz haltigem Wasser
unlöslich ist, so scheidet es sich bald wasserfrei auf der Oberfläche der
concentrirten Salzlösung ab und verbindet sich mit dem geschmolzenen Wachs. Den
nachher erstarrten Wachskuchen befreit man mittels Filtrirpapier von anhaftender
Kochsalzlösung, trocknet über Schwefelsäure und wiegt. Nach Abzug des Wachses ergibt
sich sehr einfach der Gehalt an Türkischrothöl.
So untersuchtes, nach der vorzüglichen Vorschrift von A.
Müller-Jacobs' (*1878 229 544) selbst
dargestelltes Türkischrothöl enthielt davon 83,3 Proc; dagegen enthielt käufliches
Türkischrothöl aus folgenden 6 Häusern:
von
J. M. Sumner und Comp.,
ManchesterBaerlein und Comp.,
ManchesterC. Breuer, MülhausenO. Wolf, ElberfeldL. Javal Frères, HamburgR. Ziegler
und Comp., Zürich
50,561,463,171,973,577,5.
Proc.Türkisch-rothöl.