Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 185 |
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Miscellen.
Miscellen.
E. Fleischer's „Hydromotor“.
Der von E. Fleischer in Dessau unter dem Namen
„Hydromotor“ patentirte. Apparat (* D. R. P. Nr. 2488 vom 4. Juli 1877)
soll die Bewegung und Steuerung von Schiffen oder anderer schwimmender Körper durch
hydraulische Reaction ermöglichen, welche durch directe Dampfwirkung auf das Wasser
erzeugt wird.
Der Apparat besteht im Wesentlichen aus zwei dampfdichten Wasserbehältern mit
Ausfluſsröhren, welche auſsenbords zum Theil hinten in der Längsachse des Schiffes,
zum Theil seitlich und nach vorn münden. Aus diesen Behältern wird das Wasser
wechselweise durch Dampf verdrängt, dessen Zutritt durch Schwimmer selbstthätig
gesteuert wird. Ist ein Behälter entleert, so schlieſst sich sein
Dampfeinlaſsventil, worauf durch das sich öffnende Auslaſsventil der Dampf in einen
Condensator entweicht. In Folge der dadurch entstehenden Luftverdünnung tritt durch
ein Saugventil neuerdings Wasser in das Gefäſs, welches nun mittels des Schwimmers
das Dampfeinlaſsventil wieder öffnet, so daſs das Spiel von neuem beginnt. Die
beiden Behälter kommen
wechselweise in Thätigkeit, doch unabhängig von einander. Das verdrängte Wasser,
welches in der Schiffsachse nach hinten austritt, erzeugt durch seine Reaction die
Vorwärtsbewegung des Schiffes mit einer Geschwindigkeit, welche am günstigsten
gleich der halben (bis zu 30m betragenden)
Ausfluſsgeschwindigkeit sein soll. Die achsialen Hauptrohre sind durch Schieber, die
zur Steuerung des Schiffes dienenden seitlichen Nebenrohre durch Drosselklappen
absperrbar, welche sämmtlich mittels Hebel vom Steuerplatz aus bewegt werden können.
Der Maschinist hat nach den angebrachten Manometern und Vacuumetern nur den Gang des
Apparates mittels des Hauptdampfventiles zu leiten.
Die Schwimmerwirkung auf die Dampfsperren der Behälter ist so regulirbar, daſs der
Dampf beliebig expandiren kann. Natürlich wird man mit der Expansion so weit gehen,
daſs der Behälter gerade bis an seinen tiefsten Wasserstand entleert wird. Zur
möglichsten Steigerung der Expansion und Ausnutzung des Vacuums empfiehlt der
Erfinder, den Apparat 2 bis 3m über dem
Wasserspiegel, also am besten auf Deck anzubringen. Weiter wird zur Verhinderung der
Dampfcondensation an den Wänden der Behälter deren innere Bekleidung mit Holz
vorgeschlagen; auch soll in jeden Behälter so viel Oel oder Petroleum gegossen
werden, daſs dasselbe in einer 1 bis 2cm starken
Schicht auf dem Wasser schwimmt. Diese Oelschicht soll, da sich der Behälter nie
völlig entleert, stets auf der Oberfläche des eindringenden Wassers schwimmen und
die Wände des Behälters einfetten, so daſs sie vom Wasser nicht befeuchtet werden,
also auch minder stark niederschlagend auf den Dampf wirken.
Fleischer führt als Vortheile des „Hydromotors“
an: billige Anlage, Wegfall von Rädern. Schrauben und Rudern, leichte, selbst von
der Stelle (also ohne Fahrt) ausführbare Steuerung, groſse zuläſsige
Fahrgeschwindigkeit, geringes Gewicht des betriebsfähigen Apparates, wenig
Reparaturen, also groſsere Sicherheit zur See; endlich soll der Apparat auch
bezüglich des Kohlenverbrauches bei nicht allzu kleinen und zu langsam fahrenden
Schiffen mit den besten Maschinen concurriren können.
Mechanismus für Trittbret-Bewegung.
Textabbildung Bd. 230, S. 185Wie beim Schnellbohrer (*1878 227235) die
fortgesetzte Drehung des Bohrers nach derselben Richtung durch ein Ratschenwerk
innerhalb der Schwungscheibe bewirkt wird, während die freie Zurückführung der
Treibhülse durch eine Spiralfeder erfolgt, ähnlich wird bei dem von Jul. Pfungst in Frankfurt a. M. und Otto Froriep in Rheydt (*D. R. P. Nr. 261 vom 18.
August 1877) die ununterbrochene Drehung der Trittwelle G durch die Rolle D bewirkt, in welche sich
das Ratschenwerk eingeschlossen befindet, während das Trittbret A durch ein Gegengewicht frei nach aufwärts geht. Mit
diesem Mechanismus ist noch ein zweiter verbunden, welcher die Umsetzung der durch
den Fuſstritt erzielten Bewegung ins Schnelle bewerkstelligt.
A ist ein Trittbret, welches mit einem verstellbaren
Gegengewicht B versehen ist. Mit dem Trittbrete ist
eine flache Gliederkette oder ein Riemen C verbunden,
welcher einmal über eine Rolle D geführt und mit seinem
Ende daran befestigt ist. In einer zweiten Einkehlung der Rolle ist ein Riemen E festgemacht und ebenfalls einmal über dieselbe
geführt. An dem freien Ende des Riemens ist ein Gewacht F befestigt, das in einer Holzröhre frei auf- und absteigen kann, und
welches dem Riemen und der Kette die nöthige Spannung gibt. Die Rolle D sitzt lose auf der Welle G; dicht neben der Rolle D und von derselben, wie in einer Kapsel,
eingeschlossen, sitzt lest auf der Welle G ein
Sperrrad, in welches eine Sperrklinke im Innern der Rolle D, am Rande derselben befestigt, greift. Wenn man das Trittbret
niederdrückt, so wird die Gliederkette oder der Riemen C gestreckt und dreht so die Rolle D. Hierbei
nimmt aber auch die Sperrklinke das Sperrrad und die Welle G mit herum, während in der umgekehrten Richtung, wenn das Gewicht F wieder herabgeht, die Sperrklinke über die Zähne des
Rades gleitet.
Um eine groſse Umdrehungsgeschwindigkeit des Schwungrades zu erzeugen, ist folgender
Mechanismus angebracht. Das Rad K sitzt fest auf der
Welle G, rotirt also mit dieser und greift in ein Rad
ein, welches sich um einen im Bocke M befestigten
Zapfen dreht und mit einem Rädchen N in Eingriff steht;
letzteres ist fest mit dem Rad O verbunden, und beide
zusammen laufen lose auf der Welle G. Ein Lager,
welches sich mit der Welle G dreht, trägt ein
Planetenrad P, welches in das Getriebe O greift, so daſs sich das letztere in'
entgegengesetzter Richtung zur Welle G dreht. Dieses
Getriebe ist auf einer Büchse S befestigt, die frei auf
der Welle G läuft und das Schwungrad T sowie die Riemenscheibe U trägt. Durch dieses Räderwerk machen Schwungrad und Riemenscheibe
ungefähr 14 mal mehr Umdrehungen als die Welle G. Die
Riemenscheibe U überträgt mittels eines Riemens die
Bewegung auf eine kleinere Riemenscheibe, deren Verhältniſs 1 : 10 ist, und man hat
somit durch diesen auſserordentlich einfachen Mechanismus eine
Geschwindigkeitsübersetzung von 1 : 140.
Meister's Hahn mit Schlauchverschraubung.
Textabbildung Bd. 230, S. 186Die vorliegende Hahnconstruction von J.
Meister in Kalk bei Köln (*D. R. P. Nr. 115 vom 31. Juli 1877) beruht auf
der Voraussetzung, daſs der Schlauch sich auf die für das Oeffnen und Schlieſsen des
Hahnes erforderliche Vierteldrehung des Kückens verwinden läſst, da die Achse des
Hahnkegels mit der des Schlauches und des damit zu kuppelnden Rohres zusammen fällt.
Der durchbohrte vierkantige Kopf des Hahnkegels ist in das prismatisch ausgebildete
Ende des Schlauchkupplungsstückes geschoben, welches wieder von einem entsprechend
geformten Auge des Hahnschlüssels umgriffen wird, so daſs der Drehung dieses
Schlüssels der Schlauchansatz und Hahnkegel folgen müssen; hierbei bewegen sich
gleichzeitig die (durch einen punktirten Kreis angedeuteten) Arme des Schlüssels in
einer Bajonetführung, um den am Schlauchansatz angedrehten Conus gegen die
zugehörige Sitzfläche im Gehäuse zu drücken und dadurch die bei geöffnetem Hahn
nöthige Abdichtung zwischen Schlauchansatz und Hahngehäuse herzustellen. Der
Bajonetverschluſs dient gleichzeitig als Hubbegrenzung für den Schlüssel. Nur wenn
der Hahn geschlossen ist, kann der Bajonetverschluſs aus einander geschoben und der
Schlauchansatz vom Hahnkegel abgezogen werden.
Telephon-Versuche.
Bei Gelegenheit einer Reihe von Versuchen, welche mit dem Telephon in dem Stevens Institute of Technology zu Hoboken angestellt
und im Journal of the Franklin Institute, 1878 Bd. 106
S. 112 näher beschrieben worden sind, hat sich herausgestellt, daſs bei Verwendung
von Batterieströmen nahezu gleich gute Wirkungen erzielt wurden, wenn der
Elektromagnet des Empfängers 3 und wenn er 200 Ohm-Einheiten Widerstand besaſs.
Daraufhin angestellte weitere Versuche zeigten, daſs es von der blosen Stärke der
magnetischen Anziehung nicht abhing, wie laut der Ton war, daſs dieser vielmehr am
lautesten, wenn jene am kleinsten war, und daſs die Beseitigung der Extraströme
mittels eines Condensers die Wirkung wesentlich schwächte. Ströme von hoher Spannung, wie z.B.
Extraströme oder elektro-elektrische Inductionsströme, erwiesen sich als besonders
wirksam und boten zugleich noch den Vortheil, daſs Linien von groſsem Widerstände
verwendet werden konnten, in welche z.B. die Körper mehrerer Menschen eingeschaltet
wurden.
E–e.
Verfahren, Röhren gegen Rost und Kälte zu schützen.
P. Suckow in Breslau (*D. R. P. Nr. 2108 vom 31. Januar
1878) macht den Vorschlag, schmiedeiserne Röhren der ganzen Länge nach mit einem
U-förmig gebogenen Pappstreifen zu umgeben, der oben durch Draht zusammengehalten
wird, den Zwischenraum zwischen Pappe und Rohr aber mit Asphalt auszugieſsen.
Verfahren zur Kühlung und Vorwärmung der Luft mit Hilfe der
Erdwärme.
Fischer und Stiehl in Essen machen den Vorschlag (*D. R.
P. Nr. 121 vom 11. August 1877), die zur Ventilation zu verwendende Luft durch ein
System von Röhren zu leiten, welches etwa 3m tief
im Boden liegt. Die Luft soll hierdurch im Winter auf 8 bis 9° erwärmt, im Sommer
aber auf 12 bis 13° abgekühlt werden.
Verfahren zum Präpariren von Eisenbahnschwellen und anderen
Hölzern.
Zum Conserviren von Eisenbahnschwellen, Telegraphenstangen u. dgl. empfehlen P. Jacques in Hemmingen und P.
A. Saural in Straſsburg (D. R. P. Nr. 2060 vom 25. December 1877), das Holz
zunächst mit Seifenwasser zu tränken, dann mit der Lösung eines Kalksalzes zu
behandeln, oder in eine Säure zu tauchen. Die im Holze selbst ausgeschiedenen
Fettsäuren oder fettsauren Kalkverbindungen sollen dasselbe gegen Feuchtigkeit und
Insecten schützen.
Wallbüchse von F. v. Dreyse.
Die kürzlich beschriebene Schloſsconstruction der r.
Dreyse'schen Pistole (*1878 228 226) ist von dem
Erfinder bei Aufstellung eines Wallbüchsenmodelles mit gutem Erfolge zur Anwendung
gebracht. Das Kaliber der Wallbüchse ist 17,3, die Länge des Dralles 730mm, das Gewicht der Waffe 14k, ihre ganze Länge 1m,6, die des Laufes allein 1m, dessen
äuſserer Durchmesser am hinteren Ende 55mm, am
vorderen 40mm. Die Construction der Waffe
entspricht im Allgemeinen der eines Gewehres; doch sind die Abmessungen entsprechend
gröſser. Der Schaft ist nur ein halber, hinter dem Abzugsbügel auf dem Abzugsbleche
ein nach unten gerichteter eiserner Griff angebracht, welcher von der rechten Hand
beim Schusse erfaſst wird, da die Abmessungen des Kolbenhalses zu bedeutend sind,
als daſs letzterer wie bei dem Gewehre von dem Schützen umfaſst werden könnte. An
der hinteren Kolbenfläche ist zur Milderung des in Folge der Schwere der Waffe an
und für sich nur geringen Rückstoſses ein gepolsterter Schulterbügel angebracht,
welcher an dem oberen Ende nach hinten umgebogen ist, sich mit diesem Theile auf die
Schulter des Schützen legt und zur sicheren Lage der Waffe beiträgt. Das Visir ist
ein Schieberklappvisir, das Korn nach der Seite durch eine Schraube verschiebbar.
Der Schloſsmechanismus entspricht ganz dem der Pistole.
Als Projectil dient ein volles eisernes Spitzgeschoſs mit ganz flacher Auſsenkung am
Boden, einer Länge von 58mm, 30mm Länge des cylindrischen Theiles und einem
Kaliber von 17mm. Die Spitze des Projectiles ist
gehärtet und mit einer Abplattung von 6mm
Durchmesser versehen. Zur Führung des Geschosses in den Zügen dienen 3 Kupferringe,
welche in 2mm tiefe rechteckige Nuthen des
Geschosses eingepreſst und darin verlöthet sind. Die Breite der Ringe beträgt 3mm, ihr Kaliber 19mm. Das Gewicht des Projectiles mit Kupferringen ist 84, ohne dieselben
67g. Die Pul Verladung wiegt 17g, das Verhältniſs des Geschoſsgewichtes zu dem
der Pulverladung ist somit ein günstiges und daher die Anfangsgeschwindigkeit und
Percussionskraft des Projectiles eine groſse. Daſselbe durchschlägt auf 400m vollständig glatt eine 17mm starke Eisenplatte. Versuche auf weitere
Entfernungen sind noch nicht angestellt; doch kann als zweifellos feststehend
angenommen werden, daſs ein gleiches Resultat auch auf erheblich weitere
Entfernungen erhalten wird. Der Erfinder verspricht sich daher besonders gute
Resultate von der Anwendung gegen Torpedoboote. Die Pulverladung nimmt eine 34g schwere Metallhülse mit Centralzündung auf.
H.
Sprengtechnik.
A. Dieckerhoff in Langerfeld bei Barmen (D. R. P. Nr.
1954 vom 30. August 1877) mischt eine Lösung von Pikrinsäure in Wasser mit einer
Salpeterlösung, fügt dann die übrigen Bestandtheile des Schwarzpulvers hinzu,
stampft, körnt und trocknet.
J. Stenhouse (Englisches Patent Nr. 3031 vom 9. August
1877) versetzt die Dynamitmischungen mit 3 Proc. des Gewichtes von dem angewendeten
Nitroglycerin an kohlensaurem Ammoniak.
Muencke in Berlin (D. R. P. Nr. 690 vom 12. October
1877) taucht die Schieſsbaumwolle in geschmolzenes Paraffin, um sie bei der
Handhabung gefahrloser zu machen, E. C. Prentice
(Englisches Patent Nr. 2468 vom 20. Juli 1877) zu gleichem Zweck in eine Lösung von
Bienenwachs in Benzin.
S. Davey (Englisches Patent Nr. 2832 vom 25. Juli 1877)
tränkt zur Herstellung von Sicherheitszündern die Schieſsbaumwolle mit dichromsaurem
Kalium; sie soll sich dann durch Reibung nicht entzünden. – A. Thys (Revue universelle des Mines, 1878 *
Bd. 3 S. 751) beschreibt Zünder mit compimirtem Pulver. Bidtel und Fillén in Mittelwalde (D. R. P.
Nr. 667 vom 21. August 1877) überziehen die Zünder mit einem gekochten Gemisch von
100 Th. Gastheer, 30 Th. gepulverter Laming'scher Masse, 20 Th. Gaskalk und 10 Th.
Salmiak. – W. H. Eales in Dresden (D. R. P. Nr. 1853
vom 3. Juli 1877) stellt die Zündschnur aus nitrirter Flachs- oder Hanffaser her,
welche er mit Salpeter, chlorsauren, chromsauren oder pikrinsauren Salzen
tränkt.
F. Wittenberg in Duisburg-Hochfeld (*D. R. P. Nr. 1759
vom 27. Januar 1878) hat Dynamitsprenghütchen patentirt erhalten, die aus zwei in
einander geschobenen Kupferkapseln bestehen.
Linocrin, ein neuer Teppichstoff.
K. Schwammkrug in Saalfeld i. Th. (D. R. P. Nr. 2010 vom
29. Januar 1878) überzieht ein in Rahmen straff eingespanntes Leinen auf beiden
Seiten mit Mehlkleister, dann mit einem dünnen Firniſsgrund, der mit etwas
Schlemmkreide versetzt ist. Nach dem Trocknen wird nun auf beiden Seiten ein dicker
Firniſs aufgetragen, in welchen fein geschnittene Kälberhaare, Woll- und Haarstaub
dicht eingesiebt werden, die sorgfältigst angedrückt den Firniſs während des
Trocknens in geschlossenen, stark geheizten Räumen verfilzen. Dieser Ueberzug wird
nochmals wiederholt, dann wird die rechte Seite mit Bimsstein gut abgeschliffen, mit
einer stark Petroleum haltigen Oelfarbe überstrichen und nun wie Wachstuch
bedruckt.
Wasserdichte Gewebe.
Nach du Bled und Dujardin
(Englisches Patent vom 21. Juli 1876) werden die Zeuge in eine Lösung von:
1000g
Zinksulfat,
200g
Malvenwurzel,
1000
Zinnchlorür,
200
Leinsamen,
280
calcinirte Magnesia,
100
Gummi arabicum,
1000
Caragheenmoos,
400
Stearin
in 100l Wasser getaucht und
nachher mit essigsaurem Natron gebeizt.
O. Sander in Beuel bei Bonn (D. R. P. Nr. 22 vom 6. Juli
1877) löst Harzseife in heiſsem Wasser, fällt mit Chlorcalcium, wäscht den
Niederschlag aus und trocknet. 70 Th. desselben werden mit 30 Th. Harz, Terpentin
und Leinöl gemischt, erforderlichen Falles noch mit 8 bis 10 Proc. Bleiweiſs
versetzt. Die so erhaltene teigartige Masse wird mittels Bürste auf das Gewebe
aufgetragen.
E. H. Scharf in Dresden (D. R. P. Nr. 1349 vom 30.
August 1877) erwärmt ein Gemisch von 75 Th. Firniſssatz, der sich beim Reinigen des
Leinöles ausscheidet, und 25 Th. Rubol-Raffinerieabfall, mischt mit 5 Th. Benzin und
dem erforderlichen Farbstoff und trägt die Masse mittels Walzen auf.
Ueber Fleischconservirung.
W. J. Bonser (Englisches Patent Nr. 2882 vom 28. Juli
1877) setzt das Fleisch in einer geschlossenen Kammer der Einwirkung durch Eis
abgekühlter Luft und schwefliger Säure aus.
E. M. Koch (Englisches Patent Nr. 2801 vom 23. Juli
1877) taucht das rohe oder gekochte Fleisch in eine Lösung von Natrium- oder
Calciumbisulfit und setzt es in einem Cylinder dem Druck von Stickstoff aus, den er
durch Ueberleiten von atmosphärischer Luft über glühendes Kupfer erhalten hat.
Schlieſslich wird das Fleisch in mit Stickstoff gefüllte Gefäſse gepackt.
J. H. Johnson (Englisches Patent Nr. 3000 vom 7. August
1877) will das Fleisch in gelatinose Fluorborsäure eintauchen.
Zusammensetzung der gefleckten Blätter.
A. H. Church (Chemical
News, 1878 Bd. 36 S. 237) hat die grünen und weiſsen Blätter folgender drei
Pflanzen untersucht:
Acer Negundo
Hedera helix
Hex aquifolium
weiſs
grün
weiſs
grün
weiſs
grün
Wasser
82,83
72,70
74,14
62,83
78,88
66,13
Organische Stoffe
15,15
24,22
23,66
35,00
18,74
31,63
Asche
2,02
3,08
2,20
2,17
2,38
2,24
Die Asche bestand aus:
Kali
45,05
12,61
35,30
16,22
47,20
17,91
Kalk
10,89
39,93
21,50
34,43
12,92
48,55
Magnesia
3,55
4,75
3,23
2,43
1,11
1,04
Eisenoxyd
–
–
3,11
3,11
2,62
2,31
Phosphorsäure
14,57
8,80
9,51
7,29
10,68
3,87.
Das Brunnenwasser der Stadt Münster.
Nach J. König (Untersuchungen
der landwirthschaftlichen Versuchsstation Münster, 1878 S. 86) ist das
Brunnenwasser der Stadt Münster stellenweise so schlecht, daſs mancher Landwirth
Bedenken tragen würde, sein Vieh damit zu tränken. Bei den 30 untersuchten Wässern
beträgt der Abdampfrückstand nach dem Glühen bis 1982mg in 11, die organischen Stoffe bis 253mg, das Chlor bis 314mg, Salpetersäure
bis 268mg, Ammoniak bis 12mg, Kali bis 325mg, Schwefelsäure bis 303mg. Der
Sauerstoffgehalt schwankte bei gutem und schlechtem Wasser im Sommer von 3 bis 4cc,5, im Frühjahr von 6 bis 6,5, im Sommer von 3
bis 4,5 und im Herbst von 8 bis 10cc in 1l, gab also über die Beschaffenheit des Wassers
keinen Aufschluſs (vgl. 1875 215 519).
Ueber die Vertheilung der Salze im Boden,
H. Pellet (Comptes rendus,
1878 Bd. 86 S. 1200) hat 100 Th. Sand mit 2 Th. des zu untersuchenden Salzes und 20
Th. Wasser gemischt, dann nach 36 Stunden die obere und untere Hälfte getrennt
untersucht. Er fand nun folgende Vertheilung der Salze:
Kali
Natron
Kalk
Ammoniak
oben
unten
oben
unten
oben
unten
oben
unten
Carbonate
1,2
1,50
1,36
0,87
–
–
–
–
Sulfate
1,3
0,60
0,95
0,56
–
–
1,361,70
1,661,22
Chlorüre
2,3
0,73
2,00
0,66
0,75
1,21
2,73
0,20
„
2,1
1,10
–
–
–
–
–
–
Nitrate
2,1
0,90
1,65
0,82
3,03
0,946
1,31
1,85
Phosphate
2,2
1,01
1,29
0,45
2,045
1,545
2,40
0,73.
Demnach ist die Mehrzahl der Salze aufsteigend.
Landwirthschaftlich wichtig ist diese Eigenschaft z.B. für das Kalksuperphosphat, da
der Procentgehalt des oberen Bodens an demselben sich bedeutend erhöhen und dadurch
u.a. der Keimung des Zuckerrübensamens schädlich werden kann.
Ueber den Natrongehalt der Pflanzen.
Ch. Contejean und A.
Guitteau (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1151)
haben fast 600 verschiedene Pflanzenarten auf Natron untersucht und gefunden, daſs
etwa drei Viertel derselben Natron enthielten, auch wenn sie nicht auf Salzboden
gewachsen waren.
Zinn in eingemachten Früchten.
A. Menke (Chemical News,
1878 Bd. 38 S. 5) fand in einer Büchse mit 0k,8
Ananas 151mg Zinn, herrührend aus der mit Zinn
zugelötheten Weiſsblechbüchse, in einer eben solchen Büchse Hummer 10mg und in Aepfeln 7mg Zinn.
Ueber die Bestimmung der Phosphorsäure als
phosphormolybdänsaures Ammon.
Aus einer wässerigen Lösung von Phosphorsäure und Molybdänsäure scheidet sich nach
dem Concentriren durch Eindampfen beim Erkalten die an Molybdänsäure reichste
Phosphormolybdänsäure in gelben Octaëdern aus, die auf 1 Mol. P2O5 24 MoO3 und 61 H2O
enthält. Aus einer concentrirten Lösung der Säure scheiden sich nach reichlichem
Zusatz von Salpetersäure Krystalle aus, die auf 1 Mol. P2O5 ebenfalls 24 MoO3, aber nur etwa 32 H2O enthalten. Die verschiedenen mehr oder weniger sauren Salze, welche die
Säure mit Kali, Ammon u.s.w. bildet, erhält man als Niederschläge, welche in
Salpetersäure in verschiedenen Graden schwer löslich sind. Nach den Versuchen von
R. Finkener (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1638) enthalten diese
Niederschläge aus Lösungen von wechselnden Mengen Phosphorsäure, Molybdänsäure,
Ammon und Salpetersäure, mögen sie kristallinisch oder scheinbar amorph sein, immer
auf 1 Mol. P2O5 24
MoO3; es wechselt nur ihr Gehalt an Ammon und
Wasser. Auch eine Fällung bei erhöhter Temperatur änderte darin nichts, und ein
Ersatz des Ammons in der Lösung durch Kali hatte auch nur den Ersatz des Ammons im
Niederschlage durch Kali zur Folge. Chlorwasserstoffsäure und Salpetersäure hindern
oder verzögern die Entstehung des gelben Niederschlages, gelöste Molybdänsäure und
Ammonsalze beschleunigen seine Abscheidung. Finkener
verwendet eine Lösung, welche 33g MoO3, 141g N2O5 und 19g,4 NH3 in 1l enthält.
Die Phosphorsäure wird in 12 Stunden ausgefällt, wenn man der Lösung so viel
Molybdänsäurelösung zusetzt, daſs sie mindestens das vierfache Volum der
Phosphorsäurelösung einnimmt und höchstens bis zu zwei Drittel durch die vorhandene
Phosphorsäure zersetzt wird, und wenn man ferner in je 100cc des Gemisches 25g salpetersaures Ammonium auflöst. Zum Auswaschen des Niederschlages
verwendet man eine 20proc. Lösung von salpetersaurem Ammon, die man zu Anfang mit
etwa 1/30 Volum
Salpetersäure vermischt, um sicher das Ausscheiden einer schwer löslichen, in feinen Nadeln
krystallisirenden Verbindung zu verhindern. Diese bildet sich beim Vermischen der
zum Fällen benutzten Molybdänsäurelösung mit einer gröſseren Menge einer
concentrirten Lösung von salpetersaurem Ammon und enthält 1 Am2O und 3 H2O auf 9
MoO3. Das Auswaschen ist beendet, wenn die
ablaufende Lösung durch Ferrocyankalium nicht mehr sofort gefärbt wird.
Zur Ueberführung des Niederschlages in eine bestimmt zusammengesetzte wiegbare
Verbindung spritzt man nach Entfernung des gröſsten Theiles des salpetersauren
Ammons durch etwas Wasser den Inhalt des Filters in einen gewogenen Porzellantiegel,
löst das dem Papier Anhaftende in etwas warmem, verdünntem Ammoniak auf, concentrirt
diese Lösung durch Eindampfen, setzt Salpetersäure im Ueberschuſs hinzu, bringt
schnell in den Porzellantiegel und entfernt die Flüssigkeit durch Abdampfen und
darauf das salpetersaure Ammon durch gelindes Erhitzen über einer durch Drahtnetze
abgekühlten Flamme. Eine Zersetzung des phosphormolybdänsauren Ammons findet dabei,
wenn eine unnöthig hohe Temperatur vermieden wird, nur in soweit statt, als das
Krystallwasser ausgetrieben und ein Theil des basischen Wassers durch Ammon ersetzt
wird. Der Rückstand ist hygroskopisch und muſs deshalb nach dem Erkalten über
concentrirter Schwefelsäure im bedeckten Tiegel schnell gewogen werden. Nochmaliges
Durchtränken desselben mit salpetersaurem Ammon u.s.w. ändert das Gewicht nur
unbedeutend, etwa um 0,1 Proc. Ein so behandelter Niederschlag enthält 72 MoO3, (9 – x) Am2O und
x H2O auf 3 P2O5. Bei der Berechnung des Phosphorsäuregehaltes kann
x = 1 gesetzt werden, wenn die dafür gefundenen Werthe auch etwas kleiner als 1
sind. Der Niederschlag enthält unter dieser Voraussetzung 3,794 Proc. P2O5.
Bestimmt man die Menge des Niederschlages aus einer Lösung mit einem bekannten Gehalt
an Phosphorsäure, so findet man, daſs dieselbe in geringem Maſse abnimmt mit
steigendem procentischen Gehalt der Lösung an Phosphorsäure und Salpetersäure und
mit abnehmendem procentischen Gehalt an Molybdänsäure. Diese Schwankungen sind
indessen nicht gröſser, als sie z.B. bei der Bestimmung der Schwefelsäure durch
Chlorbarium vorkommen. Wird die Phosphorsäure in einer durch Eindampfen
concentrirten Lösung nach Zusatz von 5cc
Salpetersäure von 1,4 sp. G. auf die angegebene Weise bestimmt, so beträgt der
Fehler bei einem Gewicht des Niederschlages von 1g
höchstens 5mg, bei 10mg höchstens 2mg.
Etwa vorhandene Arsensäure geht theilweise in den Niederschlag ein; man löst diesen
dann in Ammoniak, sättigt die Lösung mit reinem Schwefelwasserstoff, erwärmt nach
Zusatz von in Schwefelammonium gelöstem Schwefel, fällt mit Salzsäure, dampft das
Filtrat ein und fällt nochmals mit Molybdänsäure. Eisenchlorid und gelöste
Kieselsäure sind ohne merklichen Einfluſs, wenn man mit dem Filtriren nicht über 24
Stunden wartet.
Zur Bestimmung des Phosphors in Eisen löst man dasselbe unter Erwärmen in
Salpetersäure von 1,4 sp. G., verdampft in einem Porzellantiegel zur Trockne, glüht
schwach, löst in starker Salzsäure auf und behandelt die filtrirte Lösung, wie oben
angegeben. Bei Befolgung der von Korschelt (1877 225 160) gegebenen Vorschrift findet man nach Finkener in einem Eisen, welches 0,1 Proc. Phosphor
enthält, nicht einmal die Gegenwart desselben.
Bestimmung der Phosphorsäure in künstlichen
Düngemitteln.
Die löslichen Phosphate werden mit Wasser, die Gesammtphosphorsäure wird mit
Salzsäure und einigen Tropfen Salpetersäure ausgezogen; etwaige Kieselsäure wird
durch Abdampfen, organische Stoffe werden durch schwaches Glühen mit einer
alkalischen, oxydirenden Mischung entfernt. Eisen und Thonerde werden als Phosphate
nach der Neutralisation mit Ammoniak durch essigsaures Ammonium bei gewöhnlicher
Temperatur, Kalk durch Oxalsäure abgeschieden. Fällung mit Magnesiamischung in
Lösung mit citronensaurem Ammonium gibt ungenaue Resultate. Nach Abscheidung von
Eisen, Thonerde und Kalk wird die Phosphorsäure mit Chlormagnesium gefällt und im
Niederschlag mit Uran titrirt. (Nach den Chemical News,
1878 Bd. 38 S. 63.)
Ueber die Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf
Chlorkalk.
Leitet man nach T. L. Phipson (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1196) Schwefelwasserstoff auf Chlorkalk, so
wird unter starker Erwärmung Chlor entwickelt und etwas Schwefel abgeschieden,
während der andere Schwefel zu Schwefelsäure verbrannt wird.
Ueber die Zusammensetzung der Milch des Kuhbaumes.
Nach den von Boussingault in den Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 277 veröffentlichten Versuchen hat die
Milch des Kuhbaumes Brosimum galactodendron folgende
Zusammensetzung:
Wachs und verseifbare Fette
35,2
Zucker und ähnliche Stoffe
2,8
Casein und AlbuminAscheNicht bestimmte
Stoffe
1,70,51,8
4,0
Wasser
58,0
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100,0
Ueber die Entstehung der natürlichen Soda.
Leitet man nach S. Cloëz (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1446) in Wasser, in welchem geglühte
Magnesia suspendirt ist, Kohlensäure, versetzt die erhaltene Carbonatlösung mit
Chlornatrium und läſst an der Luft langsam verdunsten, so scheidet sich eine
Salzmasse aus, welche saures kohlensaures Natrium enthält. Cloëz schlieſst daraus, daſs in der Natur durch Zersetzung von Kochsalz
mit Magnesiumbicarbonat Natriumbicarbonat und Sesquicarbonat gebildet werden
können.
Befestigung der Milchglasscale an Normal-Thermometern.
Um die freie Beweglichkeit der einzelnen Theile der Thermometer zu ermöglichen, wird
nach dem Vorschlag von R. Fueſs in Berlin (D. R. P. Nr.
389 vom 2. August 1877) ein hohler Glasbecher von innen an den enger ausgezogenen
Theil des Umhüllungsrohres angeschmolzen; der obere wulstförmige Rand dieses Bechers
hat diametral je einen Einschnitt zur Aufnahme der Scale. Ein gleicher Becher ist
umgekehrt an die auf das Umhüllungsrohr aufgeschmolzene Glaskappe befestigt, dessen
Einschnitte zur Führung des oberen Endes der Scale dienen. Zwischen Scale und Becher
wird aber noch ein federndes Metallblättchen gelegt, welches die Scale gegen ihre
untere Auflage andrückt. Das Capillarrohr geht durch die beiden hohlen Becher frei
hindurch, erhält aber zwei oder mehr Führungen durch Schlingen von haarfeinem
Platindraht, die durch kleine Bohrungen der Milchglasplatte hindurchgezogen werden,
und wobei jede Klemmung der Röhre vermieden ist.
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Berichtigung. In dem Bericht
über dynamo-elektrische Maschinen ist S. 31 Tab. 1 Spalte 4 unterste Zeile
zu lesen „4,3“ statt „47,2“.