Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Kuhn |
Fundstelle: | Band 346, Jahrgang 1931, S. 167 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
2. Englische Ausstellung für chemisches
Apparatewesen.London, 13. bis 18. Juli 1931. Aus Anlaß der
50-Jahr-Feier der Society of Chemical Industry fand in London-Westminster in der
Central Hall eine Ausstellung für chemisches Apparatewesen statt, die von dem
Verband der englischen Fabrikanten für chemische Apparaturen (British chemical plant
manufacturers' Association) gemeinsam mit der Ingenieur-Chemiker-Gruppe der
Gesellschaft für chemische Industrie (Chemical engineering group of the Society of
Chemical Industry) veranstaltet wurde, um die Fortschritte im chemischen
Anparatewesen zu zeigen, die seit der ersten derartigen englischen Ausstellung 1926
in der Konstruktion und der Herstellung der Geräte und Apparate für die
chemische Industrie und verwandten Betriebe erzielt wurden, und um den englischen
Abnehmern dieser Apparate zu zeigen, in welchem Umfang und welcher Güte die von
ihnen benötigten Geräte in England aus englischem Material hergestellt werden
können. Die Ausstellung war auf englische Erzeugnisse beschränkt, d.h. es mußten
mindestens 75 % der Material- und Herstellungskosten der Erzeugnisse auf England
entfallen (einschließlich Kolonien), während die englischen Industriemessen diese
Forderung nur auf 51 % beschränken. In Ergänzung zu der von den Apparate-Fabrikanten
gezeigten. Ausstellung von fabrikmäßig hergestellten Laboratoriums-- und Fabrikgeräten und
Apparaturen zeigte die wissenschaftliche Abteilung der Ausstellung, die von der
Chemical engineering group der Society of Chemical Industry mit Unterstützung der
staatlichen Forschungslaboratorien, einer Reihe von Industrien und der von ihnen
unterhaltenen Forschungsstätten organisiert war, die Bedeutung der Wissenschaft für
die chemische Industrie. Die Ausstellung für chemisches Apparatewesen war von rund
50 der führenden englischen Firmen beschickt. Die ausgestellten Erzeugnisse
zeichneten sich nicht so sehr durch Neukonstruktion aus als vielmehr durch die
besondere Auswahl der für ihren Bau verwendeten, in England hergestellen, Bau- und
Werkstoffe.
Einen großen Raum nahmen in der Ausstellung die für die chemischen Geräte und
Apparaturen verwendeten Werkstoffe ein, unter denen
naturgemäß wieder die Metalle an erster Stelle standen. Zahlreich sind die in
England hergestellten hitze- und korrosionsbeständigen Legierungen für den
Apparatebau.
Edelmetalle und ihre Verwendung in der chemischen Industrie zeigen Johnson Matthey & Co., Ltd., London, so Silbergeräte,
silberplattierte Kupferröhren verschiedenster Durchmesser und Länge. Diese
silberplattierten Geräte finden jetzt ausgedehnte Verwendung in der Essigsäure-,
Essig- und Marmelade-Industrie infolge ihrer verhältnismäßigen Billigkeit und
Beständigkeit gegen organische Säuren. Auch Platingeräte, Platinelektroden, Tigel
usw. zeigt diese Firma.
F. W. Berk
& Co., Ltd. London, zeigten Proben von 150 g
Galliummetall, 500 g Rheniummetall und 500 g Kaliumperrhenat, wohl die größten
Mengen, die von diesen seltenen Produkten bisher erzeugt wurden.
The Thermal Syndicate, Ltd. Wallsend-on-Tyne zeigt die Fortschritte in der
Herstellung von geschmolzenem Quarz, das unter dem Namen „Vitreosil“ in den
Handel kommt. Heute können aus diesem Material schon sehr große Gefäße hergestellt
werden, wie über 400 Liter fassende Gefäße zeigten. Auch eine vollständige Anlage
für die Salzsäuredarstellung wurde aus Vitreosil ausgeführt einschließlich
Verbrennungskammer, Kühlsystem und Absorptionstürmen. Diese Apparatur zeichnet sich
durch geringe Raumbeanspruchung und geringe Anschaffungskosten aus. Auch eine
ventillose Pumpe aus Vitreosil wird von der Firma gezeigt, bei der die Flüssigkeit
ausschließlich mit Vitreosil in Berührung kommt. Eines der neuesten Erzeugnisse des
Thermal Syndikats sind die Vitreosil-Höhensonnenlampen.
An Laboratoriumsgeräten und -Apparaten zeigten Baird & Tatlock, Ltd.
London, unter den zahlreichen sowohl für wissenschaftliche wie Industrielaboratorien
wichtigen Gegenständen 2 neue Apparate. Der Apparat von Dr. Vogel dient zur
Darstellung eines Wassers von sehr geringer Leitfähigkeit, wie es für die jetzt
vielfach angewandten kolorimetrischen, potentiometrischen und
Leitfähigkeitsmessungen zur Bestimmung der Wasserstoffionenkonzentration benötigt
wird. Dieses Wasser wird gewonnen, indem aus einer alkalischen Lösungvon
Kaliumpermanganat im reinen Luftstrom Wasser abdestilliert wird. Das Verfahren ist
sehr einfach und bedarf sehr wenig Wartung. Der Apparat ist, mit Ausnahme des
Wasserbehälters, aus Pyrexglas, vollständig aus Metall, die einzelnen Teile sind
verschraubt und leicht zugänglich. Ein besonders konstruiertes Gefäß aus Pyrexglas
gestattet es, Wasser monatelang ohne irgend welche Veränderungen aufzubewahren. Neu
war auch der gezeigte Vakuumdestillationsapparat nach Burstin-Winkler zur Destillation von Rohöl, Phenol, Naphtenen. Der Apparat
eignet sich besonders für die Destillation organischer Flüssigkeiten, die sehr
leicht zersetzlich sind. Ueberhitzen höher siedender Bestandteile wird durch die
große Heizoberfläche und den großen Verdampfungsraum vermieden. Während der
Destillation können auch leicht Wasserdampf oder inerte Gase eingeleitet werden.
Eine weitere Neuheit dieser Firma ist ein Filterpapier von großer Festigkeit, Whatman Nr. 54, das sehr rasch filtriert und gegen starke
Alkalien sehr widerstandsfähig ist.
Die Imperial Chemical Industrie Ltd. Northwich, Cheshire, zeigen eine Reihe der in
ihrem Forschungslaboratorium verwendeten Apparate, so unter anderem einen Apparat
für fraktionierte Gasanalyse sowie die kinematographische Aufnahme wachsender
Kristalle und einen Apparat zur Bestimmung der Gleichgewichtszusammensetzung des
Dampfes über Lösungen von 2 oder mehr Bestandteilen. Die von den Imperial Chemical
Industries eingeführte automatische Kontrolle von Ofentemperaturen für sehr genaue
Untersuchungen gestattet es z.B., die Temperatur eines Metallblocks einige Tage
automatisch innerhalb 0,25° auf konstanter Temperatur zu erhalten. Die Genauigkeit
der Temperatureinhaltung bei sehr tiefen Temperaturen wird durch einen Cryostaten
ermöglicht, der Temperaturen zwischen 0° und 160° C auf 0,01° genau einzuhalten
gestattet. Ein Dampfkalorimeter zur Bestimmung des Feuchtigkeitsgehaltes von Abdampf
beruht auf dem Nachweis der Temperatursteigerung bei Einleiten von Dampf in eine
Kochsalzlösung. Weiter waren von den Imperial Chemical Industries ausgestellt ein
einfacher Wärmeregler und ein adiabatisches Kalorimeter zur Bestimmung der
spezifischen Wärme von Lösungen und ein Strömungsmesser für Gase bei hohen
Drucken.
Für die Temperaturkontrolle haben Negretti & Zambra, London, eine Reihe von Thermometern ausgebildet,
insbesondere auch Thermometer für Fernmessungen von großer Genauigkeit.
Die Elliott Brothers, Ltd., London, zeigen Vorrichtungen
zur Temperaturkontrolle für sehr hohe Temperaturen. Wo die Verwendung
thermo-elektrischer Pyrometer nicht möglich ist, dient das Ardometer, eine Art
Gesamtstrahlungspyrometer mit festem Brennpunkt. Das Element ist in einer mit
inerten Gasen gefüllte Glaskugel eingeschlossen. Die optischen Pyrometer der Firma
gestatten Temperaturmessungen bis zu 2400°.
Auf dem subjektiven System der Kolorimetrie beruhende Kolorimeter zeigen the Tintometer, Ltd. Salisbury, Wilts. Dieses nach den Patenten von
J. W. Lovibond hergestellte Tintometer-Kolorimeter beruht
auf der Absorption von weißem Licht durch eine Reihe von Rot-, Gelb- und
Blauglasfiltern, die in konstanter Farbe hergestellt und sehr sorgfältig und genau
nach Tiefe und Reinheit der Farbe abgestuft sind. Das Tintometer gestattet die
genaue Messung und Bestimmung der Farbe von transparenten oder opaken Stoffen. Für
die Farbenbestimmung von Substanzen, die sehr rasch Aenderungen ihrer Farbe
erleiden, dient das Lovibond-Tintometer (Patent Nr.
299194 der British Drug Houses). Der Apparat war ursprünglich für die
kölorimetrische Bestimmung des Vitamin-A-Gehalts von Lebertranöl bestimmt wird aber
jetzt vielfach für andere Zwecke verwendet, so in der Gerberei! Es ist überall dort
anwendbar, wo die Farben sehr rasch bestimmt werden müssen. Besondere Tintometer
sind für Farbenbestimmung von Schmierölen und Fetten konstruiert.
Für die rasche Bestimmung und Registrierung des Gehalts der Luft an Kohlenmonoxyd und
Kohlensäure dienen selbsttätig registrierende Apparate von Elliott Brothers.
Anlagen zur Wiedergewinnung von Lösungsmitteln wurden von der Silica Gel. Ltd.
London, errichtet. Das Lösungsmittel wird durch Silicia-Gel adsorbiert und das
Lösungsmittel wird aus den Gelporen wieder entfernt, indem Dampf bei
Atmosphärendruck durch den Adsorber durchgeleitet wird. Mischt sich das
Lösungsmittel mit Wässer, dann wird die Mischung in eine Rektifizierkolonne gebracht
und dort das Lösungsmittel abgeschieden. Ist das Lösungsmittel mit Wasser nicht
mischbar, dann wird es dekantiert und in reinem Zustand wieder gewonnen.
Die International Electrolytic Plant Co. Sandycroft, Chester, zeigte ihre
„Knowles-Zellen“ für die elektrolytische Gewinnung von Wasserstoff und
Sauerstoff mit garantierten Reinheitsgraden von 99,5 % für Wasserstoff und 99 % für
Sauerstoff. Eine Zelle, die mit einem Strom von 1000 Ampères und 2,125 Volt
betrieben wird, erzeugt in der Stunde 16,1 Kubikfuß Wasserstoff und 8,05 Kubikfuß
Sauerstoff bei einem Stromverbrauch von 132 Kilowattstunden für 1000 Kubikfuß
Wasserstoff. Die Temperatur des Elektrolyten wird bei allen Belastungen konstant
gehalten durch die patentierte Knowles-Temperaturkontrolle. Es gestattet dies den
besten Nutzeffekt der Zelle bei jeder Belastung.
An der wissenschaftlichen Abteilung, die von der Chemical
Engineering Group organisiert war, haben sich unter anderem beteiligt die
staatlichen Forschungsanstalten, die unserer physikalisch-technischen und
chemischtechnischen Reichsanstalt entsprechenden Institutionen, the National
Physical Laboratory und the Chemical Research Laboratory in Teddington, die
Brennstofforschungsstation (Fuel Research Station), die Baustofforschungsstation
(Building Research Station), ferner die Forschungsgesellschaften einer Anzahl
Industrien. Von den verschiedenen Laboratorien war eine Reihe von Prüfgeräten gezeigt, so von the BuildingStation ein
Apparat zur Messung der Temperaturen, die sich im Innern von Beton während des
Abbindens einstellen. Die zu untersuchende Zement- oder Betonprobe wird in ein Bad
getaucht, jede Temperaturdifferenz zwischen dem Bad und der Probe erzeugt während
der Hydration einen Strom in einer Differentialthermosäule, deren eines Element in
die Probe, das andere in das Bad taucht. Mit Hilfe lichtempfindlicher Zellen und
geeigneter Relais betätigt dieser kleine Strom einen Heizstrom, der die Temperatur
des Bades regelt. Die Temperatur der Probe steigt allmählich bis zu einem Maximum
an, wie im Innern einer großen Betonmasse. Die gleiche Forschungsanstalt zeigte auch
eine Apparatur zur Bestimmung der Kapillareigenschaften von Baumaterialien. Die
Kapillareigenschaften bestimmen die Struktur des Materials, ihre Ermittlung ist
besonders für die Untersuchung der Verwitterung wichtig.
Das Holzforschungslaboratorium zeigte verbesserte Verfahren zur Auswahl der
Probestücke für die Druckprobe von Holz.
Das National Physical Laboratory zeigte die Anwendung der Röntgenanalyse in der
Iudustrie, ferner die für die Aufstellung der internationalen Temperaturskala
verwendeten Apparate, ein Platinwiderstandsthermometer für die Temperaturen von –
183 bis 660° C. ein Platinthermoelement für die Temperaturen von 660 bis 1063° und
ein optisches Pyrometer für die Temperaturen über 1063°. Das vom National Physical
Laboratory gezeigte Guild Trichromatische Kolorimeter arbeitet mit einer Kombination
von 3 Farbkomponenten, rot, grün und blau, die man erhält, indem Licht einer gasgefüllten Fullolitlampe durch rote, grüne und blaue
Filter geschickt wird. Die 3 Farbkomponenten werden im Gesichtsfeld durch ein rasch
rotierendes Prisma gemischt.
Die Forschungsgesellschaft der englischen Farben- und Lack-Fabrikanten zeigt die
Bestimmung der Färbekraft von Pigmenten an Proben von Preußisch-blau, Bleichrot-mat,
Eisenoxyd, Meergrün und Rot, die mit Blanc Fix und Lithopone in Mengen von 40 %, 10
%, 1 % und 0,1 % vermengt werden. Auch wird die Widerstandsfähigkeit der Pigmente
gegen Verblasen gezeigt.
Die Forschungsgesellschaft der englischen Kautschuk-Fabrikanten zeigt ihre
patentierten Apparate zur Messung der Härte und Dicke von Kautschuk (englische
Patente Nr. 324504 und 329629) sowie den patentierten Apparat Nummer 260741 zum
Nachweis gröberer Teilchen in Pulver. Von der gleichen Gesellschaft ist auch ein
Apparat zur Bestimmung der Plastizität von Ebonit konstruiert worden, der es
gestattet, den Einfluß der Zusammensetzung und Herstellungsverfahren nachzuweisen.
Besondere Verfahren wurden entwickelt für die Untersuchung des Einflusses von Licht
auf die Oberflächenbeständigkeit von Ebonit sowie für die Ermittlung der Plastizität
von Rohgummi.
Um die Abnutzung der verschiedenen Gummisorten im Betrieb feststellen zu können, sind
Schnellprüfverfahren ausgearbeitet. Hierzu dienen der Ofen nach W. C. Geert, bei dem die zu untersuchenden Gummiproben
bei 70° C im Dunklen in einem langsamen Luftstrom erhitzt werden und eine Bombe nach
J. M. Bierer und C. C. Davis,
in der die Proben in einen Sauerstoffstrom bei hohem Druck auf hohe Temperatur
erhitzt werden. Dieses Verfahren gibt gegenüber der Ofenprobe schon in viel kürzerer
Zeit Ergebnisse. Zur Bestimmung der Abnutzung von Gummi dient der von der
Akron-Standard Mold Co. entworfene und von der Forschungsgesellschaft der englischen
Kautschuk-Fabrikanten modifizierte Apparat, bei dem die zu untersuchende Probe gegen
ein Schleifrad unter konstanter Belastung gedreht wird. Der Gewichtsverlust des
Kautschuks bei einer bestimmten Zahl von Umdrehungen wird festgestellt.
Die Forschungsgesellschaft des englischen Schuhgewerbes und verwandter Betriebe zeigt
einen Apparat zur Bestimmung der Gasdurchlässigkeit von Leder sowie einen Apparat
zur Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit und einen Apparat für die Ausmessung des
Fußes.
Plohn.
Bitumen. Unter dem Begriff Bitumen darf man sich keinen
einheitlichen, feststehenden chemischen Körper vorstellen. Seine Anwesenheit ist
durchaus nicht an irgend einen Rohstoff gebunden, der sein Besitzrecht allein
geltend machen könnte. In physikalisch-chemischer Beziehung, unter dem Sammelnamen
Bitumen gewertet, ist er ein Gemenge kohlenstoffreicher Kohlenwasserstoffe von
amorpher nicht krystallisierter Beschaffenheit, für welche man die Bezeichnung
„bituminöse“ gewählt hat, und als solche einen Bestandteil fossiler
Produkte ausmachen, die in früheren Epochen der trockenen Destillation durch
Ueberlagerung von Gesteinsschichten ausgesetzt waren, als das Meer von seinen
ursprünglichen Ufern zurücktrat. Durch allmähliches Austrocknen der oberen Erdrinde
entstanden Ausbuchtungen und Erhöhungen mit Druck auf die darunter lagernden
Schichten. Es entstanden Flötze. Wenn sich dort Tier- und Pflanzenreste befanden,
erlitten diese in Jahrtausenden weitgehende Veränderungen ihrer chemischen und
physikalischen Struktur. Entsprechend der Länge der Zeit, der Art, der Materie und
der im Innern der Erde herrschenden physikalischen Bedingungen, wie hauptsächlich
Druck und Temperatur, entstanden verschiedene, feste, dick- und leichtflüssige
bituminöse Brennstoffe des Erdreichs und Naturgas, welche sich der Mensch zunutze zu
machen verstand.
Den größten Anteil bituminöser Stoffe dieser Erdschätze besitzt die Braunkohle und
Asphalt, vor dem Erdöl und der Steinkohle. Diese 4 braunschwarz und tiefschwarz
aussehenden Fossilien enthalten mehr oder weniger Bitumen. Unter den Braunkohlen ist
wiederum eine Modifikation, die Bogheadkohle, so reich an diesem Stoff, daß sie auch
mit „Bituminit“ bezeichnet wird. Von schöner brauner Farbe zeichnet sich die
mit dem Namen „Kasseler Braun“ belegte Malerfarbe aus, welche bergmännisch
nahe bei Kassel aus Braunkohle gewonnen wird. Wertvolle Produkte
derDestillation bietet die Schwelkohle genannte Braunkohle der Provinz Sachsen
aus ihrem reichen Gehalt an Bitumen, die durch viel Paraffinbildung ausgezeichnet
ist. Da Paraffin bei längerem Erhitzen an der Luft unter Braunfärbung Sauerstoff
absorbiert, ist anzunehmen, daß Paraffin als Modifikation im Bitumen enthalten ist.
Daß Briketts aus Braunkohlen durch Pressung zu haltbaren Stücken verkittet werden,
ist dem Bitumen-Gehalt zuzuschreiben. Von allen Verwendungsmöglichkeiten der
Bitumenarten ist keine so verbreitet wie die zu Straßenbauzwecken und
Bauisolierungen, für den das bevorzugte Material der natürliche Asphalt ist, welcher
teils rein, teils mit Kalk und Sandstein durchsetzt z.B. bei Hannover und
Braunschweig vorkommt. Während Mineralpulver das Gerüst für den Stampf- oder
Gußasphalt als Pflaster bildet, werden Korkabfälle mit Bitumen häufig zu
Isolierungen verwandt. Die Fugen der Pflastersteine werden, um besser Widerstand der
saugenden Wirkung von Autoreifen und dem Druck schwerer Lastkraftwagen zu bieten,
oftmals mit bituminöser Vergußmasse ausgegossen. Dagegen ist bei Steinschlag mehr
der Straßenteer in Aufnahme gekommen, welcher einer besonderen Behandlung mit
Schwefel unterzogen wird, um als Straßenteer zu gelten, und bestimmten Anforderungen
hinsichtlich seiner Zusammensetzung entsprechen muß. Ihm ist stets Pech beigemengt,
welcher extrahierbaren Bestandteil an Bitumen enthält. Hier findet sich erst der
bituminöse Anteil der Steinkohle vor, dem ebenfalls verkittende Eigenschaft
besonders im Hartpech zukommt. An der leichten Löslichkeit in Schwefelkohlenstoff
und Benzol mit dunkelbrauner Farbe ist ein Gehalt an Bitumen in einem der genannten
Materialien festzustellen. Wässrige Bitumen-Emulsionen für Straßenbauzwecke werden
verschiedentlich hergestellt, die mit ganz vorzüglicher Klebkraft Schotter
verkleben, was durch Aufgießen sehr einfach bewerkstelligt werden kann. Weit größer
als bei den erwähnten Fossilien ist der Verbrauch an Erdölbitumen oder
Petroleumpech, wie es auch genannt wird. Es ist der Rückstand der Erdöldestillation.
Besonders das mexikanische Rohpetroleum ist reich an gutem Bitumen. Die Produkte
„Mexphalt“ und „Spramex“ gehören unter diese Kategorie von
Produkten für Straßenbeläge, die an Zähigkeit unübertroffen sind, so daß unter
Einwirkung des Verkehrs eine vollkommene Dichtung der Straßendecke eintritt. Alle
bituminösen Straßenbaumaterialien müssen den Vorschriften des deutschen
Straßenbauverbandes entsprechen. Das Arbeiten mit diesen Substanzen erweist sich bei
ihrer zähflüssigen Beschaffenheit im Laboratorium zur Untersuchung als schwierig und
bedarf der Uebung und ist feuergefährlich. Die Auflösung reinen Bitumens iii Benzol
mit Zusatz von Dammarharz bildet den zur Verhütung von Rost auf Eisengegenständen
aufgetragenen Asphaltlack. Mit ihm behandelte Eisenteile, Holz, Leder, bekommen ein
weit gefälligeres Aussehen durch den Glanz der Oberfläche, was er den Ruß- oder
Graphit-Anstrichen mit Leinöl voraus hat. Im natürlichen und künstlichen Asphalt ist
Schwefel schon enthalten. Der Asphaltmastix, wie er in den Verkehr kommt, enthält
15–25 % Bitumen. Als Gußasphalt mit Kies vermengt wird er heiß ausgegossen. Diese
Masse heißt auch Goudron, mit welchem Namen man auch den zuerst mit wenig
Paraffinölen verschmolzenen unfertigen Asphalt bezeichnet. Für manche gilt die
Bezeichnung Bitumen überhaupt nur auf den Erdölrückstand seiner Destillation. Es
herrscht in dieser Beziehung der Benennung noch ein ziemliches Durcheinander. Nach
gewissenhafter Prüfung der einschlägigen Literatur scheint der Begriff Bitumen
jedoch auf Bestandteile aller Fossilien anwendbar zu sein, seine Konstitution noch
nicht festgelegt und ein kompliziertes Gemenge von Kohlenwasserstoffen vorzuliegen,
die auch sauerstoff- und stickstoffhaltig sind. Das Anwendungsgebiet erstreckt sich
noch auf Dachpappe und als Isoliermaterial für Kabel und elektrische Drähte. Bei
letzterem Prozeß wird zum Bitumen, welcher meist mit dickem Teer vermengt wird, noch
Lithopone, Magnesit, Ocker, Kreide zugeschmolzen, welche Zusätze fein gemahlen sein
müssen. Sie müssen so berechnet sein, daß nach dem Erkalten ein Brechen der Masse
nicht eintritt. Die Geschmeidigkeit muß erhalten geblieben sein. Je nach der Größe
der Spannung, welcher Bitumenprodukte ausgesetzt sind, muß das Verhältnis von Zusatz
zur Grundsubstanz genau geregelt sein, wobei praktische Erfahrungen viel dabei
mitsprechen. Als bituminöse Wachse sind das Erdwachs – Ozokerit – und das
Montanwachs der Braunkohlen anzusehen, aus denen es gewonnen wird, die erst
gebleicht ihre dunkle Farbe verlieren, was darauf hindeutet, daß ihnen kein fein
verteilter Kohlenstoff wie bei den anderen Materialien beigemengt ist. Die
Entstehung des Ozokerit deutet auf Rohpetroleum, in dessen Fundort Galizien es
gewonnen wird. Es sei noch des Schieferteeröles gedacht, welches aus bituminösen
Schiefern durch trockene Destillation gewonnen wird, das dem Erdöl ähnelt.
Therapeutischen Wert hat das aus Tiroler Schiefern gewonnene Ichthyol, ein
vielseitig anwendbares Heilmittel von brauner Farbe mit eigentümlichen Geruch.
Der Name Bitumen ist dem Lateinischen entnommen und bedeutet eigentlich Erdpech, was
den Tatsachen entspricht, denn alle bituminösen Stoffe entstammen schließlich dem
Schöße der Erde, die uns mit lebenswichtigen Gütern versieht. Die Fundstätten der
Bitumen sind über die ganz Erde verteilt. Die Insel Trinidad ist bekannt für ihren
reinen Asphalt. Arm an Erdöl ist Afrika, Tiefbohrungen in Deutschland haben erneute
Mengen zutage befördert, so daß anzunehmen ist, daß Erdöl reichlicher unter der Erde
verteilt ist, als man anzunehmen glaubte, so daß an Bitumen sobald kein Mangel sein
dürfte.
Dr. E. Lehmann, Lübeck, an der Mauer
1.
Praktische Winke für die autogene Schweißung des Eisens
(Nachdruck verboten). ATK. Obwohl die autogene Schweißung des Eisens sich schon seit
langem eingeführt hat und heute in sehr umfangreicher Weise Anwendung findet, kann
man doch immer wieder beobachten, daß aus Unkenntnis und Nachlässigkeit hierbei
Fehlerbegangen werden, welche die schwersten Folgen haben können. So sind z.B.
viele Schweißer der Ansicht, daß die Flammeneinstellung beim Schweißen von Eisen
keine allzu große Bedeutung hat und ein Acetylenüberschuß nichts schadet. Das ist
aber nicht richtig, denn ein Acetylenüberschuß führt zur Kohlung der Schweißnaht, da
Acetylengas sehr kohlenstoffreich ist. Eine so gekohlte Naht wird hart und spröde
und wenn das betreffende Werkstück Erschütterungen und Stößen unterworfen wird, wie
dies z.B. bei Fahrzeugen der Fall ist, dann bricht die Naht sehr rasch. Die
Schweißung muß also in einem solchen Fall als mißlungen betrachtet werden. Aber auch
ein Sauerstoff-Ueberschuß ist zum Schweißen von Eisen nicht zu gebrauchen. Unter dem
Einfluß eines Sauerstoffüberschusses wird die Schweißnaht weich, weil ihr
Kohlenstoff entzogen wird. Eine solche Naht unterliegt der Korrosion. Für die
Eisenschweißung kommt also nur eine sogenannte neutrale Flamme in Betracht.
Eine andere Frage erstreckt sich auf die Behandlung der fertigen Schweißnaht. Soll
man die Schweißnaht abhämmern oder nicht? Die Antwort ergibt sich aus der Tatsache,
daß die Festigkeitseigenschaften des Eisens in hohem Maße auf dessen mechanische
Bearbeitung durch Schmieden, Walzen, Pressen usw. zurückzuführen sind. Besaß ein
Material seine Festigkeitseigenschaften auf Grund mechanischer Bearbeitung, so sind
diese durch das autogene Schweißen verschwunden, da ja das Material sozusagen neu
eingeschmolzen wird. Solche Schweißstücke werden also ihre guten
Festigkeitseigenschaften nur dann wieder erhalten, wenn man die Naht beim Schweißen
auch mechanisch bearbeitet. Hierzu dient das Abhämmern durch Hämmer mit abgerundeter
Bahn; das Abhämmern erfolgt mit leichten Schlägen unter gleichzeitiger Einwirkung
der Schweißflamme. Vorteilhaft taucht man dabei den Hammer immer wieder von Zeit zu
Zeit ins Wasser. Man achte darauf, daß man nur bei hellglühender Naht hämmern darf,
setzt man das Hämmern bei erkaltender Naht fort, so wird diese leicht brüchig.
Darauf wird häufig nicht geachtet und der Schweißer kommt dann zur irrtümlichen
Anschauung, daß überhaupt nicht abgehämmert werden soll.
Die Güte der Sehweißnaht kann man bei Eisen durch ein Ausglühen der Naht verbessern,
da hierdurch eine Verfeinerung des Gefüges eintritt. Es ist aber dabei zu beachten,
daß das beim Schweißen erhitzte Material zuerst vollständig erkaltet sein muß, bevor
man an ein Ausglühen herangeht. Das Ausglühen kann mit Hilfe der neutral
eingestellten Schweißflamme erfolgen.
Diese angeführten Winke mögen manchem als Kleinigkeiten erscheinen, tatsächlich aber
hängt von ihnen häufig das Gelingen der ganzen Schweißarbeit ab.
Dipl.-Ing. Steger.
Elektrische Schwimmpumpen. (Nachdruck verboten.) ATK.
Neuerdings sind kleine elektrische Pumpen entwickelt worden, die in gedrängter Form
in eine wasserdichte, mit Luft gefüllte Boje eingebaut sind und infolgedessen nur in
die auszupumpenden Brunnen, Gruben Schächte hinabgelassen bzw. auf offene Gewässer wie
Seen und Flüsse gelegt und an den Steckkontakt angeschlossen zu werden brauchen, um
sogleich mit ihrer Pumparbeit zu beginnen. Infolge dieser Eigenart fallen bei dieser
Pumpe jegliche Montagearbeiten weg, das geringe Gewicht macht sie leicht
transportierbar, und die ständige Betriebsbereitschaft macht sie sehr wertvoll für
rasche Hilfsarbeit bei Gefahr, also bei Bränden, Kellerüberschwemmungen usw.
Der Motor leistet ½ PS und ist von der Schwimmboje umschlossen, die ihn auf dem
Wasserspiegel schwimmen läßt und ihn außerdem gegen mechanische Beschädigungen
schützt. Der Motor läuft auf Kugellagern und ist so ausgeführt, daß sich seine
tägliche Wartung erübrigt. An der Saugseite ist ein leicht herausnehmbares
Reinigungssieb vorgesehen. Der Stromverbrauch des Motors beträgt etwa 600 Watt pro
Stunde. Wenn die Pumpe kein Wasser mehr fördern kann, also wenn beispielsweise der
Brunnenschacht oder die Grube leer gepumpt ist, stellt sich der Motor automatisch
ab, was zu einer Schonung und damit zur Verlängerung seiner Lebensdauer beiträgt.
Die mit dem Wasser in Berührung kommenden Metallteile sind gegen chemische Einflüsse
geschützt, so daß sie nicht nur gegen die Einwirkungen des Wassers widerstandsfähig
sind, sondern auch von Jauche und Säure nicht angegriffen werden können.
Was die Leistung der schwimmenden Pumpen betrifft, so fördern sie 1,3 bis 5,5 cbm in
der Stunde bei einer Förderhöhe von 6 bis 20 m. Ihre Hauptanwendungsgebiete sind die
Bewässerung von Gärten und Parks, das Zubringen von Wasser für Löschzwecke, das
Auspumpen überschwemmter Keller, Gruben usw., die Förderung von Wasser für
Viehtränken, zum Füllen von Hochreservoiren, zum Treiben von Regenanlagen, für die
allgemeine Wasserversorgung usw. In sehr zahlreichen dieser Fälle haben sich die
neuen Pumpen bestens bewährt. Welche Bedeutung ihnen besonders als stets
betriebsbereite Hilfe bei Bränden beizumessen ist, ergibt sich aus der Tatsache, daß
Feuerversicherungen auf Objekte, die durch solche Pumpen geschützt sind,
Prämiennachlaß gewähren.
G. Hth.
Ueber das dauernde Abblasen von Dampfkesseln.World Power 1931
Angust. S. 128. Die gesteigerte Aufmerksamkeit, die dem
Salzgehalt des Kesselwassers geschenkt wird, brachte das Verfahren, die Kessel
dauernd abzublasen in den Vordergrund des Interesses. Wichtig ist dabei die Art und
Weise, wie vorgegangen wird, um die sonst verlorengehende Wärme und auch das Wasser
selbst wiederzugewinnen. In den meisten Fällen kann das Wasser, abgesehen von dem
mit der Ausscheidung von Schlamm und Salzen verbundenen unvermeidlichen Verlust, zum
größten Teil wiedergewonnen werden. Die Menge des abzublasenden Wassers wird nach
dem Salzgehalt geregelt, dessen Grenze vom jeweiligen Kesselsystem abhängt. Die
Behandlung des abgeblasenen Wassers hängt von den örtlichen Verhältnissen ab, z.B.
von den Mengen des zur Erwärmungbzw. Verdampfung zur Verfügung stehenden
Abdampfes.
Bei einem System für das ständige Abblasen ist eine selbsttätige Regelung für jeden
einzelnen Kessel vorgesehen, indem jeder Kessel in eine bestimmte Abteilung eines
Wärmeaustauschers abbläst, das Wasser verläßt diesen durch einen besonderen Auslaß,
kann so nachgeprüft und der Abfluß entsprechend eingestellt werden.
In anderen Fällen geht das Wasser durch eine Niederdruckkammer am oberen Ende eines
senkrechten Wärmeaustauschers, wobei es zum Teil verdampft und Niederdruckdampf zu
Heizzwecken liefert. Dieser Dampf kann aber auch wiederum zur Speisewasservorwärmung
oder sonstwie verwendet werden, der betreffende Vorwärmer arbeitet dann ähnlich wie
ein Ekonomiser, er wird zwischen den eigentlichen Speisewasservorwärmer und den
Kessel eingeschaltet.
Bei einer englischen Ausführung wird praktisch alle Wärme und der größte Teil des
Wassers wiedergewonnen. Die Menge des abgeblasenen Wassers wird hier durch ein
Spezialventil, der Zusammensetzung des Wassers nach, geregelt, in einem Behälter
gesammelt, der unter einem Druck von 0,7 at steht, das Wasser verdampft und geht als
destilliertes Wasser zum Speisewassersammelbehälter. Das übrige heiße Wasser fließt
über eine Scheidewand, hinter der der Schlamm zurückbleibt, ebenfalls zum
Sammelbehälter. Verloren geht nur soviel, als zur Entfernung des Schlammes und
Einhalten einer bestimmten Dichte nötig ist, auch dieses Schlammwasser geht noch
durch eine Heizschlange im Sammelbehälter, um seine letzte Wärme abzugeben.
Die Systeme zum dauernden Abblasen können kombiniert werden, besonders aber mit
solchen, natürlich mit jeder Art von Speisewasserreiniger bei denen Kolloide
verwendet werden, die die Härtebildner im Kessel in Schlamm verwandeln.
Kolloidale Brennstoffe.Nach John L. Strevens Fuel Eeonomist 1930 Juli
S. 437. Der Begriff „Kolloidale Brennstoffe“ kann, genau
genommen, die folgenden Brennstoffe einschließen: Kohle, Stein- und Braunkohle,
Lignite, Torf, bituminöse und Oelschiefer, Holz und natürliche Bitumen und
Petroleum.
Alle diese Stoffe, die organischen Ursprungs sind und deren Hauptbestandteile aus
Zellulose, Lignin, Humussäuren, Harzen, Faulschlamm, Sporen und Algen bestehen, sind
typische Kolloide.
Diese große Gruppe natürlicher Rohstoffe enthält Gele, Sole und amorphe Kolloide, die
mehr oder weniger mit kolloidalen Mineral-Substanzen vereinigt sind.
Heute bedeutet aber der Ausdruck: „Kolloidale Brennstoffe“ die nachstehenden
Gemische:
a) Fein pulverisierte Kohle in viskosen Oelen
suspendiert.
b) dasselbe wie a) doch ist ein weiteres Kolloid hinzugefügt,
mit dem Zweck, die feine Verteilung der Staubteile stabiler zu machen und
Zusammenballen und Absetzen derselben zu verhindern.
c) wie a) doch sind Stoffe hinzugefügt, die die leichten
festen Bestandteile dauernd in der Schwebe halten sollen, so daß sie unter dem
Ultramikroskop die charakteristische Brown'sche Bewegung zeigen. In bestimmten
Fällen erreicht man dies durch Kombination von a) und b).
Man hat solche Brennstoffe dadurch hergestellt, daß man z.B. geringwertige
französische Kohle mit russischem Masut gemischt hat, die Teilchen haben Größen von
0,1 Mikro-mm aufwärts, und einen Gehalt an festen Stoffen von etwa 60 %, dieselben
sind noch nach 15 Monaten, bei gewöhnlichen atmosphärischen Verhältnissen,
stabil.
In Amerika wurde in den ersten Nachkriegsjahren auf diesem Gebiet viel gearbeitet und
dabei nach den oben unter a bis c geschilderten Verfahren vorgegangen. Diese
Brennstoffe haben eine Viskosität, die bei normaler Temperatur der von typischem
Treiböl bis zu plastischen Pasten oder Gallerten ähnlich ist, sie werden vor der
Verbrennung erwärmt und dadurch beweglich und flüssig und können dann direkt
zerstäubt werden.
Diese Brennstoffe zeigen, unabhängig von der Viskosität des verwendeten
Mischungsmittels, eine große Abweichung von dem Stokes'schen Gesetz, das für das
Absetzen kugelförmiger Teilchen in Flüssigkeiten gilt, und zwar hauptsächlich
deshalb, weil die Teilchen selbst sehr vielgestaltig sind und sich gegenseitig
stören und die innere Reibung erhöhen. Die leichte Bindung zwischen dem Oel und den
Kohleteilchen, durch Adsorption an den festen und flüssigen Oberflächen bedingt,
verstärkt diese Erscheinung. Die ersten dieser Mischungen enthielten als Emulsionen
oder Kolloide, Stoffe, die den alkalischen Erdseifen, Harzen usw. ähnlich waren, in
einer Beimengung von etwa 1–3 %.
Bei den Mischungen unter c) wurden Nebenprodukte aus der Teerdestillation verwendet,
und zwar Naphtalin, Kreosot, Teerphenole und Säuren, die bei 65–95° in der
Größenordnung von 5–20 % beigegeben wurden.
Die Eigenschaften dieser Brennstoffe sind folgende:
1. sie sind flüssig und können wie Heizöl behandelt werden.
2. Sie enthalten in der Raumeinheit mehr Heizwert als die Heizöle, da ihr
spezifisches Volumen geringer ist als das der Oele, aus denen sie hergestellt sind,
ihr spez. Gewicht beträgt etwa 1,18–1,38, je nach dem Gehalt an Kohle, Koks, Pech
usw.
3. Sie enthalten wenig Feuchtigkeit und Asche, wobei letztere in der Hauptsache durch
die der festen Bestandteile bedingt ist. Bei Verwendung hochwertiger Brennstoffe
kann sie sehr niedrig gehalten werden.
4. Der Zündpunkt liegt bei etwa 93°, sie neigen nicht zu Selbstentzündung.
5. Da erst bei höheren Temperaturen Gasentwicklung auftritt, sind sie nicht explosiv
und können außerdem, wegen ihres höheren spez. Gewichtes mit einer Wasserschicht
abgedeckt werden.
6. Aus demselben Grunde können sie auch leicht mit Wasser abgelöscht werden. Sie
sind also so sicher wie Anthracit.
7. Sie sind die kompaktesten Brennstoffe, die es gibt, und enthalten etwa 10–11
Millionen kcal/m3.
8. Störungen, wie in Oelfeuerungen, durch Feuchtigkeit und Wassertropfen treten nicht
auf.
9. Der Zündpunkt liegt höher als der des Ausgangsöles.
10. Die kolloidalen Brennstoffe sind erheblich wirtschaftlicher als die festen oder
Oele, da sie relativ billiger sind. Ihre Verwendungsmöglichkeit ist fast unbegrenzt,
sowohl für Feuerungen, wie als Treiböle. Besonders geeignet sind sie für
Tiegelöfen.
Bei der Herstellung und Verwendung derselben sind eine Reihe von Gesichtspunkten zu
beobachten, deren wichtigste die nachstehenden sind. Die Kohle muß so fein vermählen
sein, daß sie auf dem 200 Maschensieb etwa 90 % Rückstand ergibt, je nach der Art
des Kolloides, Oel, Teer, Destillationsrückstände usw., sowie der weiteren Zutaten,
zur Verbesserung der Schwebfähigkeit der Stäube, wie Leim, Seife, Gummi u. ä. ändert
sich ihre Beständigkeit usw. Die Mischung dieser Stoffe muß unter Berücksichtigung
der mechanischen, physikalischen und chemischen Gesetze erfolgen. Die Kohle muß gut
trocken und fein vermählen sein, die Grenze liegt bei 95 % auf dem 180 Maschensieb.
Die Größe und Gestalt der Teilchen kann innerhalb der gegebenen Grenzen weit
schwanken. Die Kolloide sollen so wenig kolloiden Kohlenstoff wie möglich erhalten
und in allen Arten von Oel löslich sein. Wichtig ist auch die Wahl der Mischer, um
eine gute Durchmischung der festen und flüssigen Teile zu erzielen.
Die kolloidalen Brennstoffe können wie Heizöl bei etwa 65° und unter 10 at zerstäubt
werden. Ebenso kann man dieselben Brenner verwenden. Meist ist nur die Saugleistung
der Pumpen, wegen der größeren Viskosität, etwas zu erhöhen. Der Wärmeverbrauch je
PS ist nahezu derselbe wie bei Heizöl, der nach Gewicht etwa 30 % geringer, da aber
der Heizwert etwa 10 % niedriger ist, gleicht sich das aus. Der Wärmeverbrauch, um
den Brennstoff zu verflüssigen und zu zerstäuben, ist etwa 10–15 % geringer als bei
Oel.
Der kolloidale Brennstoff kann in gewöhnlichen Oeltanks gespeichert werden, ohne daß
Korrosionen zu befürchten sind, die Verluste durch Verdampfen, die beim Oel bis zu 8
% im Jahr betragen können, fallen weg, wenn man den Brennstoff mit einer dünnen
Wasserschicht bedeckt. Die Flamme ist wegen des Gehaltes an festen Teilen wirksamer.
Kohlenstaub nimmt etwa 1,58–1,67 m3/t ein, während
der kolloidale Brennstoff nur 0,93 m3/t braucht,
(bei einem spez. Gewicht von 1,12.) Der thermische Wirkungsgrad dieser Brennstoffe
ist wegen der vollständigeren Verbrennung bei allen Kesselarten größer als bei
anderen Brennstoffen. Die im gleichen Rauminhalt gespeicherte Energie ist gegenüber
Staubkohle doppelt so groß, und 75 % höher als bei sortierter Dampf kohle und noch 6
% höher als die von Oel.
Diese Brennstoffe haben im allgemeinen alle Eigenschaften von Roh- oder Heizöl
und können deshalb auch in hochwertigere Produkte verwandelt werden, indem man sie
destilliert oder crackt usw. Dadurch ergibt sieh eine vielseitige
Verwendungsmöglichkeit für Abfallstoffe aller Art, namentlich für Feinkohle, die
sonst schwer verkäuflich ist.
Hält man die Temperaturen beim Cracken z.B. unter der Verkokungstemperatur der
zugemischten Kohle, so tritt keine besondere Koksbildung auf. In der
Petroleumindustrie können hochwertigere Nebenprodukte erzeugt werden. Beim Cracken
der kolloidalen Brennstoffe kann man klopffeste Benzine, hochwertiges Gas und
Rückstände erhalten, die einen höheren Heizwert als das Ausgangsmaterial
besitzen.
Auf diesem Wege kann man auch einen Treibstoff für Dieselmaschinen herstellen, der
dem ursprünglichen Ideal Diesels sich nähert.
Amerikanische Hochdrucklokomotive.Power 1931 Bd. 74. S. 180. Die erste
Hochdrucklokomotive der Canadian Pacific Railway machte vor kurzem ihre Probefahrt.
Die Maschine stellt eine neue Entwicklungsphase im Lokomotivbau dar. Der Kessel hat
Oelfeuerung und besteht aus drei selbständigen Abteilungen, jeweils mit anderem
Druck. Feuerbüchse und Brennkammer werden durch ein Röhrensystem gebildet, in dem
Dampf von 91–95 at aus destilliertem Wasser erzeugt wird. Dieser Dampf zirkuliert
durch die Hochdrucktrommel, in der Dampf von 60 at entwickelt wird, dieser geht
durch einen Ueberhitzer und in den Hochdruckzylinder. Der Niederdruckkessel, der dem
Langkessel der normalen Lokomotive entspricht, arbeitet mit 17,5 at, der Dampf geht
durch einen zweiten Ueberhitzer zu den beiden Niederdruckzylindern, die außerdem
auch den Abdampf des Hochdruckzylinders erhalten. Die Lokomotive wiegt rund 220 t,
der Tender 135 t. Die Gesamtlänge beträgt rund 31 m. Die Zugkraft mit 41 t
übertrifft die zuletzt gebaute größte Maschine um 7,7 t. Die Maschine durchfuhr mit
einem Zug von 6977 t 207 km in 5 h 45 min.
Die Herstellung von nahtlosen Sperrholzfässern.Hydraulik Nachrichten Jahrgang 1 No 4
1931. Die Verwendung von Sperrholz zu Behältern und Kisten aller Art
hat in den letzten Jahren steigende Verwendung gefunden. In Rußland und Polen werden
vor allem Kisten zur Verpackung von Tee und Gummi hergestellt. Neuerdings ging man,
nach langjährigen Versuchen auch dazu über, Fässer aus Sperrholz herzustellen.
Hierbei war eine Reihe von technischen Problemen zu lösen. Erst nachdem man erkannt
hatte, daß sich vorbehandeltes Sperrholz auf hydraulischen Pressen auch kümpeln und
ziehen läßt, gelang die Lösung der Aufgabe, ein Faß ganz aus Sperrholz herzustellen.
Die Herstellung der nahtlosen Sperrholzfässer „Hermeta“ (D.R.P. und A.P.)
geht folgender Weise vor sich. Die nach dem Verfahren der Filmverleimung
hergestellten Sperrholzmäntel werden, je zwei, mit der Stoßfugeum 180° gegen
einander versetzt, zu einem Faßmantel vereinigt. Nach dem genannten Verfahren werden
diese mit in einer dazu besonders gebauten hydraulischen Presse (Hydraulik G. m. b.
H., Duisburg) hergestellten gebördelten Böden zusammengepreßt. Für die Deckel werden
entsprechende Metallringe mit eingeleimt und eingepreßt. Ebenso kann man auch
Versteifungs- und Rollringe anheften. Die Deckel sind ebenfalls gebördelt und können
auf verschiedene Weise, z.B. durch Vernageln, befestigt werden. Die so hergestellten
Fässer sind staubdicht, so daß sie zur Verpackung von feingemahlenen Produkten, wie
Farben u. ä. verwendet werden können. Diese Sperrholzfässer haben außerdem noch den
großen Vorteil, daß sie nicht schwinden, also unverändert jahrelang aufbewahrt
werden können. In Deutschland werden solche Fässer auf Hydraulikmaschinen und
Pressen von der Rheinischen Faß- und Sperrholzfabrik in Andernach hergestellt. Eine
Reihe ähnlicher Anlagen wurde auch ins Ausland geliefert.
K.
Schau von Meßgeräten für staubförmiges Arbeitsgut. Die
Technologie der Mehle, Pulver, Puder und anderer Staube hat stets mit der feinen
Verteilung des Arbeitsgutes zu rechnen. In vielen Fällen werden gerade die bei
dieser feinen Zerteilung neu auftretenden physikalischen und chemischen
Eigenschaften für den Verwendungszweck vorteilhaft benutzt. Für die Schaffung der
hierfür notwendigen Grundlagen sind zuverlässige Meßgeräte die erste
Voraussetzung.
Daher hat der Fachausschuß für Staubtechnik beim Verein deutscher Ingenieure
beschlossen, eine „Schau von Meßgeräten für staubförmiges Arbeitsgut“ zu
veranstalten, deren Vorbereitung und Leitung er ehrenamtlich in die Hände des
Obmannes Seines Arbeitsausschusses „Meßwesen“, Patentanwalt Dr.-Ing. Meldau, Berlin, gelegt hat, der sich dabei der
Unterstützung zahlreicher Fachgenossen erfreut.
Die Schau wird in wissenschaftlicher Ordnung bewährte Meßgeräte, Verfahren und
Meßergebnisse sowie aussichtsvolle neue Vorschläge bringen. Nach Möglichkeit sind
die Geräte betriebsfähig. Die fachmännische Vorführung erfolgt nach
Vereinbarung.
Nach den bisherigen Anmeldungen wird die Schau gut beschickt sein und eine Anzahl
beachtlicher Geräte und Verfahren erstmalig zeigen. Für die wissenschaftlichen
Grundlagen des Staubmeßwesens und den Erfahrungsaustausch der beteiligten Fachkreise
ist eine wesentliche Befruchtung zu erwarten. Eintrittskarten werden von der
Geschäftsstelle des Vereines deutscher Ingenieure, Berlin NW 7, Ingenieurhaus,
kostenlos abgegeben.
Carl von Bach † Am 10. Oktober 1931 ist Exzellenz
Staatsrat Professor Dr.-Ing. e. h. Carl von Bach im 85. Lebensjahre in Stuttgart
verschieden. Er wurde 1847 in Stollberg im sächsischen Erzgebirge geboren und
besuchte dann die staatlichen Lehranstalten in Chemnitz und Dresden, und die
Technische Hochschule in Karlsruhe. 1868 kam er als Dozent an das Stuttgarter
Polytechnikum, wo er 1878 Professor wurde.
Seine Bedeutung weit über die deutschen Grenzen hinaus beruht auf seinen
Arbeiten über Materialforschung, die Materialprüfungsanstalt in Stuttgart verdankt
ihm ihre Entstehung und seinen grundlegenden Arbeiten für den Dampfkesselbau, den
Ehrentitel „Altmeister des deutschen Dampfkesselbaues“ trug er mit Recht.
Sein Hauptwerk „Die Maschinenelemente“ dürften wohl keinem Ingenieur
unbekannt sein. Zahlreiche andere Abhandlungen und Werke sind in den deutschen
technischen Zeitschriften enthalten. Auch in D.P.J. sind namentlich in den Jahren
1880–1886 Arbeiten von ihm erschienen.
Eine unverwüstliche Arbeitskraft und Energie zeichneten ihn aus, als Lehrer an der
Hochschule Stuttgart hat er ganze Generationen von Ingenieuren ausgebildet,
denen er nicht nur Lehrer, sondern auch väterlicher Freund und Berater war.
Zahlreiche Ehrungen bewiesen die Anerkennung seines Schaffens in der technischen
Welt, schon 1894 erhielt er die Grashof Denkmünze des V.D.I., 1903 den Ehrendoktor
der Berliner Technischen Hochschule, zu seinem 70. Geburtstage wurde die
„Bach-Stiftung für technisch wissenschaftliche Forschung“ ins Leben
gerufen. Zu seinem 80. erhielt er den Ehrendoktor der technischen Wissenschaft der
Hochschule in Wien.
Ein deutscher Mann und deutscher Ingenieur ist mit ihm dahingegangen, die gesamte
technische Welt trauert an seiner Bahre. In die Tafeln der Geschichte der Technik
eingeschrieben, wird der Name „Carl von Bach“ unvergeßlich bleiben.
Kuhn.