Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 346, Jahrgang 1931, S. 10 |
Download: | XML |
Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Die Herstellung des Atropins. Von Dr. Walter Peters. (Nachdruck verboten.) ATK. Die Darstellung des
Atropins wird neuerdings von Dr. Duilius vervollkommnet. Atropin kommt in geringer
Menge im Bilsenkraut, Hyoscyamus albus und niger, und im Stechapfel, Datura
strammonium, vor, wird aber nur aus Blättern und Wurzeln der Tollkirsche, Atropa
belladonna, gewonnen, die davon größere Quantitäten enthalten. Die
Ausgangsmaterialien werden auf der Schlagkreuzmühle gemahlen und mit Sodalösung
angefeuchtet. Die getrocknete Droge extrahiert man mit Aether, Benzol oder
Chloroform. Danach destilliert man den Aether ab und löst den erhaltenen Rückstand
in mit 5 Prozent Schwefel oder Essigsäure versetztem Wasser. Hat man sich zum
Extrahieren des Benzols bedient, so muß man den Auszügen die Alkaloide mit
angesäuertem Wasser im Schüttelapparate entziehen. Darauf neutralisiert man die
Extrakte (Salze) mit wässerigem Ammoniak, so daß Atropin und Hyoscvamin ausfallen,
die auf einer sogenannten Nutsche abgesaugt werden. Auch die Mutterlaugen schüttelt
man nochmals aus.
Blätter extrahiert man besser mit Alkohol. Bevor man den Weingeist abtreibt, setzt
man zum Auszuge verdünnte Essigsäure, um die Basen zu binden. Den alkoholischen
Extrakt filtriert man durch nasse Tücher und schüttelt ihn dreimal mit Chloroform
aus, um ihn von Fett und Harzen zu befreien. Nachdem man das untenschwimmende
Chloroform abgelassen hat, neutralisiert man die Lösung im Schüttelapparate mit
Ammoniak und macht sie mit Pottasche alkalisch. Um die Basen auszuziehen, muß man
4–5 mal mit Chloroform schütteln. Die ersten drei dieser Extrakte trocknet man über
fester Pottasche und destilliert aus einer kupfernen Blase ab. Das als Rückstand
erstarrte basische Alkaloidgemisch saugt man schließlich auf Nutsche ab und trocknet
es bei 50 Grad im Trockenkasten.
In der Tollkirsche ist größtenteils Hyoscyamin enthalten. Um es in Atropin
überzuführen, löstman die Rohbasen in saurem Wasser, schüttelt mit Aether
Farbstoffe und Harze aus und bleicht, wenn das Rohprodukt dunkel ist, mit verdünnter
schwefliger Säure. Danach überschichtet man die Lösung handbreit mit Aether, setzt
Pottasche portionenweise bis zur eintretenden Fällung zu und schüttelt in
enghalsigen Flaschen von 10 Liter Inhalt. So werden die Basen aus ihren Salzen
ausgeschieden und gelangen in den Aether. Den ätherischen Auszug bringt man in eine
andere Flasche, trocknet ihn mit fester Pottasche und filtriert ihn hurtig durch ein
Faltenfilter in den bereitstehenden Siedekolben. Der benützte Aether muß wasserfrei
sein, weil er sonst zu langsam durch das Filter liefe und schon im Faltenfilter sich
Kristalle abschieden. Es ist selbstverständlich, daß man mehrmals ausschüttelt. Die
letzten Auszüge destilliert man nicht ab, sondern verwendet sie als erste bei den
folgenden Herstellungen.
Den mit Alkaloiden angereicherten Aether destilliert man so weit ab, bis sich in der
Wärme Hyoscyamin abscheidet. Dann gießt man in einen Topf den Rückstand und stört
die Kristallisation, damit sich nicht große Kristalle bilden, die viel Mutterlauge
einschließen. Ist die Kristallabscheidung zu Ende, saugt man die Basen ab und wäscht
mit Aether nach. Die so gewonnene Hyoscyamin-Reinbase wird im Vacuum getrocknet und
enthält auch Atropin. Die ätherischen Mutterlaugen dampft man ein, bis sie keine
Kristalle mehr ausscheiden, sondern nur mehr eine „Schmiere“ als Rückstand
bleibt, die man zu Tropin abbaut und mit Mandelsäure in Homatropin umwandelt.
Um aus dem Hyoscyamin das Atropin zu erhalten, erhitzt man es auf 116 Grad. Zu diesem
Ende überschichtet man 1–2 kg Hyoscyamin im Kolben mit 50–100 ccm Chloroform und
erhitzt im Oelbade unter vorsichtigem, öfterem Schütteln eine halbe Stunde lang auf
eine Innentemperatur von 116 Grad. Dann gießt man den Kolbeninhalt in eine
weithalsige Flasche, in die man Aceton vorlegt, das halb so viel wiegt wie die
fraglichen Alkaloide. Man stört die Kristallisation und saugt nach dem Erkalten ab. Man
wäscht die Atropinkristalle mit Aceton und trocknet sie zum Schlüsse.
Um Atropinsulfat darzustellen, verfährt man so: Man löst 1 kg Base in 1,3 l absolutem
Alkohol, filtriert in eine weithalsige Flasche von ca. 15 l Inhalt, läßt bis zu
gerade beginnender Kristallisation erkalten. In einem anderen Gefäße verdünnt man
170 g reine konzentrierte Schwefelsäure vom spezifischen Gewichte 1,84 mit der
gleichen Menge absoluten Alkohols. Diese Lösung dient dazu, die alkoholische
Atropinlösung zu neutralisieren (Prüfung mit Lackmuspapier), was langsam zu
geschehen hat, da sonst der Weingeist zu sieden anfängt. Man setzt nach dem
Neutralisieren noch einige Kubikzentimeter Atropinlösung hinzu, da selbst bei einer
schwachen Spur von Säure kein trocknes Atropinsulfat erhalten werden kann. Zu der
auf Stubenwärme abgekühlten Sulfatlösung setzt man einen halben Liter Aether hinzu,
impft und rührt mit einem Holzstabe um, um Kristallisation einzuleiten. Hat dieselbe
begonnen, so gibt man Aether (bis 10 l) in Portionen hinzu. Rühren und entstehende
Klumpen zerdrücken! Schließlich ist die Flasche bis zum Rande mit Kristallisation
gefüllt. Am darauf folgenden Tage saugt man das Sulfat schnell ab, um
Wasseranziehung zu vermeiden, wäscht das Salz mit wasserfreiem Aether nach, bis er
klar durch die Nut sehe läuft, drückt es durch ein weitmaschiges Sieb von ca. 3–4 mm
Maschenweite, bringt es auf Horden mit zuklappbarem Deckel und trocknet es im
Vacuum.
Empfindliche Apparate für momentane Gasanzeige. (Nachdruck
verboten.) ATK. Zur Feststellung von Gasausströmungen in Leuchtgas-Rohrnetzen, von Erdgas und schlagenden Wettern hat eine Düsseldorfer Firma einen
sehr einfachen Apparat herausgebracht, der gleichwohl sehr feinfühlig ist und
beispielsweise noch bei stündlicher Gasentweichung unter 0,5 Liter anspricht. Die
Abbildung zeigt seinen inneren Aufbau.
Im Handgriff befindet sich eine Stabbatterie und eine Taschenlampen-Glühbirne, deren
Licht durch ein kleines Fensterchen beobachtet werden kann. Der Fühler am anderen
Ende enthält ein Diaphragma, das aus einem porösen Hohlzylinder mit gelochtem
Schutzmantel besteht. Dieses Diaphragma ist allseitig geschlossen, mit Luft erfüllt
und von Luft umgeben. Sein Innenraum steht mit dem gasdicht abgeschlossenen
Membrankasten in der Mitte des Apparates in Verbindung. – Wenn Gase untersucht
werden, die leichter als Luft sind, so diffundieren sie
bei Annäherung des Fühlers durch den porösen Körper und erzeugen in dessen Innern
einen Ueberdruck, der sich auf die im Membrankasten befindliche Membrane überträgt
und sie hochdrückt. Die Membrane berührt auf diese Weise die Kontaktstelle der
Stellschraube und schließt damit den Stromkreis der Glühlampe, deren Aufleuchten also
augenblicklich und mit großer Sicherheit das Vorhandensein von Gas anzeigt. Die
zweite, am Ende des Handgriffs sichtbareKontaktschraube schützt die Batterie
vor unnötigem Verbrauch, indem sie deren doppelpolige Abschaltung bei Nichtgebrauch
ermöglicht. – Die Empfindlichkeit des Apparats ist groß, da bei feinster Einstellung
der Abstand zwischen Membrane und Kontaktstelle nur ein Tausendstel Millimeter
beträgt. Nach Prüfung eines wissenschaftlichen Instituts ist festgestellt worden,
daß ein Gasgehalt der Luft von 0,03 Prozent noch nachweisbar ist. Und dieser Wert
wiegt weit unter der gesundheitlichen Schädlichkeitsgrenze.
Kommen schwere Gase mit dem Fühler in Berührung, dann
diffundiert die Luft im Innern des Diaphragmas aus diesem heraus und erzeugt einen
Unterdruck. Stellt man jetzt so ein, daß die Kontaktstelle der Stellschraube vor der Benutzung des Apparates auf der Membrane leicht
aufliegt und die Glühlampe gerade noch leuchtet, so wird durch den Einfluß jenes
Uhterdrucks die Membrane eingezogen und der Strom unterbrochen: Die Lampe erlischt. – Nach dieser Methode läßt sich z.B.
das Austreten der Verbrennungsgase von Heizöfen und, was oft wertvoll zu wissen ist,
der Weg dieser Abgase feststellen.
Textabbildung Bd. 346, S. 10
Schema des Gasmelders
Will man Straßenrohrnetze untersuchen, so braucht man nur
in Abständen von mehreren Metern Löcher in die Erde zu schlagen und deren oberen
Teil so zu erweitern, daß der Fühler des Gasmelders in die Erde gesteckt werden
kann. Da es bei derartigen Untersuchungen in manchen Fällen nicht immer sicher ist,
daß lediglich Leuchtgas in der Straße vorkommt, ist es ein großer Vorzug des
Apparates, daß man im Anschluß an die etwa negativ verlaufene Prüfung auf Leuchtgase
nach Ausschwenken mit reiner Luft und entsprechender Neueinstellung auch die Prüfung
auf schwere Gase vornehmen kann.
Während man bei dem vorbeschriebenen Gasmelder ein
zahlenmäßiges Maß für das ausgeströmte Quantum nicht feststellen und höchstens durch
mehrmaliges Probieren nach verschiedenartiger Einstellung mit stufenweise
gesteigerter Empfindlichkeit seine Größenordnung ungefähr abschätzen kann, dient ein
weiterer Apparat, der Gasfinder dazu, den Gaswerken bei
Aufsuchen von Undichtheiten und Rohrbrüchen den genauen Betrag des Gasautritts auf
einer in Liter pro Stunde geeichten Skala zur Kenntnis zu bringen. – Hier ist eine
biegsame Metallmembrane in der Art der Kapsel eines Aneroidbarometers auf der einen
Seite durch eine poröse Tonplatte abgeschlossen. Diffundiert an einer Stelle, wo die
Luft gashaltig ist, das Gas in den Hohlraum zwischen Platte und Membrane hinein, so
wird die Bewegung der sich aufblähenden Metallmembrane auf ein Zeigerwerk
übertragen, das den Gasgehalt der Luft an dem Zifferblatt anzeigt. – Um das Instrument
gebrauchsfertig zu machen, öffnet man durch Drehen des Unterteils das Kegelventil,
das ein Loch der Tonplatte abschließt, wodurch der Innenraum mit der Außenluft
verbunden wird und entsprechender Druckausgleich stattfindet. Nach Wiederschließen
bringt man den Skalen-Nullpunkt mit der Zeigerstellung zur Deckung, – Wird jetzt der
Apparat in einen gaserfüllten Raum gebracht, so wartet man nur, bis der Höchstwert
des Ausschlags erreicht ist, da auch hier nur Momentan-Anzeigen gemacht werden. Der
Wert von stündlich ein Liter Gasaustritt ist noch deutlich ablesbar. Hat man sich
durch die Messung davon überzeugt, daß der Gasgehalt unter der Explosionsgrenze
bleibt, so kann nun auch das Ableuchten ohne Gefahr vorgenommen werden. Bei höherem
Gasgehalt ist dagegen erst für geeignete Lüftung zu sorgen.
Zur Auffindung von Undichtheiten in Straßenrohrnetzen
bohrt man Riechrohre (mit Luftlöchern am unteren Ende) etwa alle drei bis fünf Meter
in den Boden und verschließt sie mit einem Tellerhahn, der wiederum ein kurzes
Rohrstück trägt. Nach Ueberstülpen des Gasfinders auf dieses ist der Hahn zu öffnen
und der Ausschlag festzustellen. Der Apparat soll möglichst nur an der
Holzverschalung angefaßt werden, damit nicht eine Erwärmung durch die Hand das
Ergebnis fälscht.
Dipl.-Ing. E. A.
Behandlung abgenutzter Feilen. (Nachdruck verboten). ATK.
Abgenutzte, d.h. durch den Gebrauch stumpf gewordene Feilen würden schon von jeher
durch Aufhauen wieder brauchbar gemacht. Mit Abfeilraspeln gab man der
frischgeschmiedeten Feile wieder die Glätte, die zum Aufhauen nötig war, indem man
die alten Hiebe in hellrotglühendem Zustande der Feile abraspelte. Nach dem Erkalten
wurde die Feile noch nachgefeilt, also nachgeglättet. Man verwendete zu dieser
Arbeit einspännige und zweispännige Abfeilraspeln im Gewicht von 4 bzw. 11
Kilogramm, sie wurden von einer bzw. von zwei Personen gehandhabt, daher der
Name.
Nachdem die Maschine in unsere Betriebe Eingang gefunden hatte, suchte man das
Abraspeln einer Maschine zu übertragen, und zwar baute man zunächst für diesen Zweck
Fräsmaschinen, mit denen die verbrauchten Hiebe in rotwarmem Zustande abgefräst
werden konnten. Die Fräser mußten aus sehr hartem Material hergestellt werden. Sie
erhielten Hand- oder Kraftantrieb. Es war außerordentlich schwer, mit ihnen eine
gleichmäßige Arbeit zu erzielen, so daß sich diese Maschinen nicht in größerem
Maßstabe einzuführen vermochten.
Aber auch das Abschleifen der unbrauchbar gewordenen Feilen konnte sich nicht
einführen, denn einmal war die Abnützung der Schleifsteine hierbei eine sehr große,
auf der anderen Seite erfordert der Betrieb hohe Kraftkosten. Man mußte also nach
einem anderen Verfahren Umschau halten, um die alten Hiebe solcher Feilen rasch und
billig entfernen zu können. Man fand diese Abhilfe in der sogenannten
Feilenhobelmaschine,welche den alten Hieb einer Feile möglichst in einem Zug
mit dem Hobelstahl entfernt. Schon im Jahre 1891 wurde eine Feilenhobelmaschine auf
den Markt gebracht, die es ermöglichte, Feilenflächen von beliebiger Form nach dem
Ausglühen ganz gleichmäßig abzufeilen. Auch in der Folge kam noch eine Reihe von
Feilenhobelmaschinen auf den Markt. Alle diese Maschinen hatten aber den Nachteil
der komplizierten Bauart. Zur Umsteuerung des Schlittens kamen viele Zahnräder zur
Anwendung, wodurch die Arbeitsweise der Maschine kompliziert wurde. Erst der neueren
Zeit war es vorbehalten, Feilenhobelmaschinen auf den Markt zu bringen, welche
modernen Anforderungen genügen. Der Antrieb einer solchen Maschine erfolgt heute
durch Schnecke und Schneckenrad, die Umsteuerung ist selbsttätig. Der Rücklauf, also
der Leerlauf, weist die doppelte Geschwindigkeit des Vorlaufes auf. Die zu
bearbeitende Feile wird auf einer Halbrundpatrone beweglich gelagert. Der
Arbeitsdruck wird mit Handrad und kräftiger Spindel auf den Hobelmeißel übertragen.
Alle beweglichen Teile der Maschine sind gut verkapselt, so daß eine Beschädigung
durch Hobelspäne und Stahlstaub nicht eintreten kann.
Natürlich kommt eine solche Maschine nur da in Frage, wo es sich darum handelt,
größere Mengen abgenutzter Feilen wieder herzurichten Für einzelne Feilen wird man
nach wie vor zurr. Abraspeln seine Zuflucht nehmen.
Steger.
Die Kolbendampfmaschine auf der Weltkraftkonferenz Berlin
1930. Die Sektion 10 der Weltkraftkonferenz „Dampf- und Gasturbinen und
Kolbenmaschinen“ enthält nur zwei Beiträge, die die Kolbenmaschine
behandeln, nämlich den Bericht Nr. 16 „Die wirtschaftlichen Grundlagen für die
Beurteilung neuzeitlicher Dampfkraftmaschinen“ (Prof. Dr.-Ing. E. A. Krafft)
und Bericht Nr. 166 „Technische und wirtschaftliche Ergebnisse der
Höchstdruckkolbenmaschine in Floridsdorf“ (Oesterreich, Ing. A. Demmer).
Man könnte daraus den Schluß ziehen, daß die Kolbendampfmaschine auf der
Weltkraftkonferenz nicht die Würdigung gefunden hat, die, trotz aller Konkurrenz von
Dampfturbine, Dieselmaschine, Großgasmaschine und Elektromotor, ihrer Bedeutung in
der modernen Krafterzeugung zukommt. Dies ist aber nicht der Fall, denn eine Reihe
weiterer Berichte anderer Sektionen, auf die weiter unten eingegangen werden soll,
befassen sich ebenfalls mit der Kolbendampfmaschine, wobei ihre Bedeutung und
Zukunft zur Geltung kommen. Nicht übersehen darf man auch die zur Weltkraftkonferenz
erschienenen Sondernummern der technischen Zeitschriften, sowie diejenigen der
Firmenzeitschriften (z.B. Borsig, Demag, Sulzer u.a.m.), in denen wir Mitteilungen
über modernste Kolbenmaschinen finden. Außerdem war es auch einer Reihe von
Teilnehmern möglich, sich bei den Besichtigungen der Werkstätten von Borsig in
Berlin und auf den anschließenden Besichtigungsreisen bei den anderen führenden
Firmen, vom Stande des heutigen Kolbenmaschinenbaus zu überzeugen.
Eine Uebersicht über die einzelnen Berichte in den Sektionen ergibt in großen
Zügen folgendes Bild.
Vergleicht man Turbinen und Kolbendampfmaschinen, so wird die wirtschaftliche Grenze
für die Kolbenmaschine dadurch bedingt, ob Kondensations- oder Gegendruckbetrieb,
auch Entnahmebetrieb in Frage kommen. Für mittlere Drücke, etwa bis 16 atü und
Kondensation dürfte diese Grenze bei etwa 500 kW liegen, bei Gegendruckbetrieb geben
vor allem die Dampfmenge und der Dampfdruck den Ausschlag, so daß die Grenzen bei 20
t/h und 20 at. Eintrittsdruck etwa 2000 PS, bei 50 t/h und 100 at etwa 9500 PS
liegen, wobei der Gegendruck etwa 4 at betragen kann. Im allgemeinen bewegt er sich
zwischen 2–6 at, sofern die Maschine nicht speziell als Vorschaltmaschine gebaut
werden soll. Erfahrungen liegen mit Maschinen bis 60 at und Gegendruck bis etwa 12
at vor. Die neueste Maschine dieser Art ist die von Borsig für Amerika in zwei
Exemplaren gebaute 6000 PS stehende Dreifachexpansionsmaschine für 100–110 at
Eintrittsdruck und 4 at Gegendruck, die Dampftemperatur beträgt 425°. Bekannt ist
ferner die 60 at Maschine liegender Bauart, die Borsig in seinem Werk aufgestellt
hat und die bei 10 at Gegendruck 800 PS leistet. Eine ähnliche Maschine leistet bei
45 auf 2,5 at 750Borsig, Wärme und
Kraft, 4 Sonderhefte der Borsig-Zeitung überreicht anläßlich der Zweiten
Weltkraftkonferenz Berlin 1930. PS. Eine liegende
Hochdruck-Vorschaltdampfmaschine für 32 at 360° und 10 at Gegendruck mit 1100 PS,
eine Verbundventilmaschine von 900–1000 PS bei 13 at und 250° mit einer stündlichen
Entnahme bis 1800 kg, eine Gleichstrommaschine von 750 PS und eine Schiffsmaschine
mit 1250 PS, von SulzerSondernummer der Revue
Sulzer zur Zweiten Weltkraftkonferenz Berlin 1930., ein
Dampfkompressor mit 2500 PS ebensolche für 1000, 1360 usw. PS, der DEMAG,Demag Nachrichten Sonderheft zur Zweiten
Weltkraftkonferenz Berlin 16 bis 25 Juni 1930. stellen nur eine
kleine Auswahl modernster Kolbenmaschinen dar.
Damit ist schon ein wichtiges Anwendungsgebiet der Kolbenmaschine berührt, nämlich
das zum Antriebe anderer Kolbenmaschinen, wie PumpenDemag Nachrichten 1930 Februar. und
Kompressoren und sonstiger Arbeitsmaschinen, z.B. Walzenzug- und Fördermaschinen.
Dazu kommt noch das große Gebiet der modernen Kleindampfmaschinen (Schnelläufer,
meist als Kapsel-Einzylinder- oder Zwillingsmaschinen ausgeführt), die zum Antrieb
aller möglichen Hilfsmaschinen, wie Ventilatoren, Pumpen, Krane, Bagger, in Amerika,
im Gegensatz zu uns auch zum Antrieb der Stoker und Wanderroste usw., dienen.
Die Sektionen 7 und 8 „Bau und Betrieb von Energiegroßanlagen“ und „Werke
mit kombinierter Energiewirtschaft, insbesondere auch Heizkraftwerke“
enthalten verschiedentliche Hinweise auf die Kolbendampfmaschine, besonders die
letztere. Bei den kombinierten Werken, indenen die erzeugte Kraft vielfach als
Nebenprodukt auftritt und die Hauptsache wirtschaftlichste Herstellung entspannten
oder niedriggespannten Dampfes ist, hat die Dampfmaschine noch eine große Bedeutung,
und wie die oben genannte 6000 PS-Maschine zeigt, Zukunft. Die eingangs erwähnten
Grenzen gelten natürlich auch hier und das Verhältnis der Entnahmemenge zur
erzielbaren Leistung, bedingt hier die Wirtschaftlichkeit der Maschinen. Sie werden
deshalb meist in ihrer Größe von der erforderlichen Dampfmenge aus bemessen und der
Mehrbedarf über die abfallende Kraft hinaus durch Fremdstrombezug oder
Dieselmaschinen gedeckt. Dabei wird die Eigenschaft der Kolbenmaschine, sich
weitgehenden Lastschwankungen leicht anzupassen, ausgenützt.
Die Bedeutung der Kolbendampfmaschine im Verkehrswesen ergibt sich aus den Berichten
der Sektionen 26 und 27, „Eisenbahnen mit Dampf- und elektrischem Betrieb“
und „Energiewirtschaft auf Schiffen“, in denen der Kampf zwischen
Kolbenmaschine, Diesel, Turbine und elektrischen, bzw. turboelektrischen Antrieb zum
Ausdruck kommt. Sowohl im Lokomotiv- wie im Schiffsbetrieb ist hier durch Einführung
des Hochdruckdampfes die Entwicklung noch keineswegs abgeschlossen. Die Versuche mit
den Höchstdrucklokomotiven und Kohlenstaubfeuerung sind bekannt. Die Bedeutung der
Kolbenmaschine als Hilfsmaschine im Schiffsbetrieb geht aus den Abmessungen solcher
Maschinen auf den großen deutschen Dampfern „Europa“ und „Bremen“
hervor.Z Vdi 1930, Nr. 21, S.
686. ff. So haben z.B. die Ankerspillmaschinen der
„Bremen“ 350 PS, die Rudermaschinen 400 PS. Der Generalbericht Sektion 27
nennt die Kombination Hochdruckkolbenmaschine mit Abdampfturbine, die geeignetste
Kraftmaschine auch für kleinere Anlagen. Die Berichte 222, 115, 19 der Sektion 26
und Bericht 21 und 80, der Sektion 27 behandeln die Kolbendampfmaschine.
Gestreift werden solche Fragen auch in den Sektionen 6 und 31 „Kosten und
Betriebsvergleich verschiedener Energiearten beim Abnehmer“ und
„Kraftübertragung in Fahrzeugen und in Werkstätten“, wobei allerdings die
Kolbenmaschine zum Antrieb von Kraftfahrzeugen nicht erwähnt ist.
Wenngleich die Kolbendampfmaschine in den Berichten der Sektionen 32–34,
„Forschungsarbeiten“, Normungsprobleme und Methodik der Statistik und
Ausbildung“ nicht besonders erwähnt ist, so sind doch die dort behandelten
Fragen, vor allem die Eigenschaften des Wasserdampfes, von großer Bedeutung auch für
den Bau der Kolbendampfmaschine.
K.
Flugaschebeseitigung. Sprechabend im Berliner
Bezirksverein Deutscher Ingenieure, am 29. Oktober 1930.
Gemeinsam mit dem Fachausschuß für Staubtechnik beim V.D.I., hatte der Berliner
Bezirksverein einen Sprechabend über Flugaschebeseitigung, unter dem Vorsitz des
Obmannes dieses Ausschusses Herrn Barkow, veranstaltet. Wie der Vorsitzende
ausführte, sollte der Abend zeigen, wie die Flugaschenfrage bearbeitet worden ist
und noch wird.
Den ersten Vortrag hielt Herr Dr.-Ing. Heitmann vom
Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat, Hannover, über „Wege und Ziele der
Flugaschebekämpfung in Deutschland“. Die Flugaschenbeseitigung ist in den
letzten Jahren zu einer wirklichen Wissenschaft geworden, dabei ist nicht nur die
Frage der eigentlichen Beseitigung von Wichtigkeit, sondern ebenso die Frage nach
dem zulässigen Auswurf, nach Menge, Größe usw. Die Meßtechnik hierfür ist noch sehr
wenig einheitlich. Höhe der Schornsteine, Geschwindigkeit der Gase in denselben und
beim Ausströmen sind von großem Einfluß auf die Verdünnung der Gase. Von den
verschiedenen Typen der Abscheider hat jede ihren Wirkungsbereich, der
Entstaubungsgrad wird durch die örtlichen Verhältnisse und das System bedingt. Ob
mechanische, elektrische oder Naßreinigung angewendet werden sollen und können,
hängt von dem aufzuwendenden Kapital, dem vorhandenen Platz und in erster Linie
natürlich von der Zusammensetzung der Gase, ihrem Gehalt an Verbrennlichem, festen
und gasförmigen Verunreinigungen, wie z.B. SO2, ab,
die ihrerseits wieder durch die Bauart von Kessel und Feuerung und der
Zusammensetzung des Brennstoffes, seinem Aschengehalt und Art der Asche beeinflußt
werden.
Im zweiten Vortrag behandelte Herr Direktor Dipl.-Ing. Heilmann, Zschocke Werke A. G., Kaiserslautern, das Thema:
„Ueberlegungen und Untersuchungen, die dem Entwurf einer nassen
Flugaschenabscheidung vorausgehen müssen“. Der Staubgehalt der Gase,
beziehungsweise der Luft ist eine Meßgröße, es gibt aber keine Vorschriften oder
Normen über die zulässige Größe desselben und die Leistungsfähigkeit von
Abscheidern. Man muß ähnlich, wie bei den Gewässern, den Begriff der gemein üblichen
Verschmutzung aufstellen und die Größe der auf die Flächeneinheit abgesetzten
Staubmenge bestimmen, etwa mit Methoden ähnlich der Regenmessung. Man muß Menge,
Temperatur und Zusammensetzung der Gase berechnen. Die Größe der Grenzfeinheit für
den Staub festlegen, diese schwankt in weitem Maße. Man wird aus einer Formel, die
den Staubgehalt je m3 Gas, also den Reinheitsgrad,
die Höhe des Kamins, Fall- und Schwebezeit des Staubes usw. enthält, die
Konzentration am Schornsteinende bestimmen, die Rückstände sind z.B. auf dem
6400-Maschensieb zu prüfen. Die Elektrofilter erreichen eine sehr hohe Reinheit, die
Naßreinigung kommt namentlich bei SO2- und Cl-Gehalt
in Frage, diese Lösungen müssen dann mit Kalk usw., neutralisiert werden. Es werden
verschiedene Anordnungen solcher Anlagen geschildert. Die Naßreinigung erfordert
enge Zusammenarbeit zwischen Kesselbauer und Staubfachmann. Die Platzfrage bedingt
oft den möglichen Wirkungsgrad, der sich aus dem Verhältnis:
abgeschiedeneStaubmenge zur ursprünglich vorhandenen ergibt.
Herr Dr.-Ing. Buff, Siemens-Schuckert Werke A. G.,
behandelte die: „Flugaschenabscheidung durch Elektrofilter“, ihren Aufbau,
Arbeitsweise und Reinigungsleistung, sowie ihre Eigenschaften und Anwendungsgebiete
werden, durch Lichtbilder unterstützt, geschildert.
Herr Dipl.-Ing. Bretthauer, Lurgi Apparatebau Ges. m. b.
H., Frankfurt a. Main, sprach dann über: „Projektierung elektrischer Gasreiniger
zur Reinigung von Kesselabgasen, die durch Verbrennung von Staubkohle erzeugt
werden.“ Wichtig ist es, einen Einblick in die Entstehungsursachen des
Staubes zu gewinnen. Die Aufgaben der Staubtechnik greifen in das Gebiet der
Aerodynamik über, Bewegungs- und Auftriebgesetze der gewaltigen Gasmengen, die
Zahlen von 360000 m3/h erreichen, müssen erforscht
werden. In den Gasen befinden sich feste und flüssige, beziehungsweise gasförmige
Stoffe in engster Durchdringung, sie stellen also ein „disperses System“ dar,
und sind durch und durch inhomogen. Die Feinheit der Teile ist sehr schwankend,
Siebanalysen zeigen auf dem 10000-Maschensieb, daß etwa 78 v. H. aller im
Elektrofilter gefangenen Teile, durch dasselbe hindurchgehen, das Mikroskop zeigt
dann in diesen noch große Unterschiede. Das zu reinigende Medium muß die
Konstruktion der Filter bedingen, bei Kesseln wird sich immer die Frage erheben, wie
weit kann man gehen? Dimension der Filter und ihr Wirkungsgrad werden oft durch die
Oertlichkeit bedingt. Da die Rauchgasreinigung immer ein Unkostenposten ist, muß
immer die günstigste Anlage, den gegebenen Möglichkeiten entsprechend, gesucht
werden. Bei hüttenmännischen Feuerungen sind meist wertvolle Produkte zu gewinnen,
die eine Amortisation in entsprechender Zeit ermöglichen.
In der Diskussion wird darauf hingewiesen, daß die atmosphärische Feuchtigkeit,
Windrichtung und Wechsel derselben, von Einfluß auf die natürliche Staubabscheidung
aus den Gasen sind. Herr Illert berichtet über eine
Versuchsanlage von Rotator an der technischen Hochschule Hannover, die Wirkungsgrade
von 85–95 v. H. ergeben soll, die Anlage und die Meßeinrichtungen werden im Bilde
vorgeführt. Herr Meldau betont die Zersplitterung im
Meßwesen, 3–400 Meßverfahren sind in der Literatur beschrieben, viele davon werden
benützt, Mengenmeßverfahren gibt es etwa 100, auch die Hüttenleute, bei denen die
Reinigung der Hochofengase von Staub sehr wichtig ist, haben noch kein genormtes
Verfahren. Messungen mit den Regenmessern ähnlichen Apparaten werden von einer
deutschen Stadt vorgenommen, in England sind ähnliche seit Jahren in Anwendung. Im
zweiten Vortrage wurden die „Schichtfilter“ als aussichtsreich erwähnt, es
sind dies solche mit nicht kapilaren Löchern (Schüttgut, Raschig Ringe oder
ähnliche), sie haben bisher nicht befriedigt, weil infolge der hohen Temperaturen
eine Benetzung nicht oder nur unter ziemlichen Kosten anzubringen ist, bei hoher
Belastung und Schwankungen sind sie sehr empfindlich, die Poren werden solange mit dem abgeschiedenen
Staub verlegt, bis die „Durchbruchsbelastung“ erreicht ist. Dann pendelt die
Leistung hin und her. Außerdem er fordern diese Filter noch eine
„Abreinigung“, bei der die Schichten umgelagert werden müssen, was eine
Aufwirbelung des Staubes zur Folge hat. In der Lüftungstechnik haben sich aber diese
Filter gut bewährt. Der Redner betont die Wichtigkeit klarer einheitlicher
Bezeichnungen bei Veröffentlichungen. Herr Rechtsanwalt Hase erwähnt die auftretenden juristischen Fragen, wie „Einwirkung auf
Eigentum“, Forderungen und Ansprüche zur Beseitigung dieser, die damit
verbundenen Kostenfragen und ihre Behandlung, das Staubthema hat zurzeit ein großes
öffentliches Interesse, mit dem sich die verschiedensten Berufskreise, Aerzte,
Hygieniker, Landwirte u.a.m. beschäftigen. Andere Redner betonen die Bedeutung der
Kostenfrage für die Staubbeseitigung, die so weit gehen kann, daß ein Unternehmen
dadurch unwirtschaftlich wird. Oberbaurat Jahr betont,
daß, selbst wenn der Rauch und Staub verschwunden sind, doch noch die schädlichen
Gase übrig bleiben, auf deren Beseitigung beziehungsweise Verdünnung zu achten ist.
Herr Barkow schließt mit dem Dank der Veranstalter an die Redner.
Ferngasversorgung.Ferngasversorgung von A. Kemper, Verlag W. Knapp, Halle 1930. S.
Dingler 1930, S. 173. Im Berliner Bezirksverein Deutscher
Ingenieure sprach Herr Bergassessor Baum, Direktor der
Ruhrgas Aktiengesellschaft, Essen, Ruhr, am 5. November 1930 über obiges Thema.
Der Koksbedarf für die Rohstahlerzeugung bringt die Gewinnung von großen Mengen
hochwertigen Gases (1929 10 Milliarden m3) mit
sich, sein Heizwert beträgt im Mittel etwa 4300 kcal/m3. Die Ferngasleitungen der Ruhrgas A. G. gehen heute von Aachen, Köln,
bis Hannover und nach Süden bis Siegen, mit Ausdehnungsmöglichkeiten bis Berlin
einerseits und Frankfurt a. M. andererseits. Das Ferngas hat eine Reihe technischer
und wirtschaftlicher Probleme ausgelöst, deren wichtigste das Sortenproblem,
moderner Koksofenbau, Rohrleitungen, Behälter, Reinigung und Messung sind. Dazu
gehört natürlich die Anpassung vorhandener Feuerungen in Gewerbe und Industrie. Das
vielfach noch zur Unterfeuerung der Koksöfen verwendete Gas derselben kann durch
Hochofengas oder andere Schwachgase (Generatorgas) ersetzt werden. Die
minderwertigen Kohlensorten dienen zur Dampferzeugung oder zur Herstellung des
obengenannten Generatorgases, allerdings sind hier noch große Aufgaben, die
Herstellung von Hochleistungsgeneratoren usw. zu lösen. Dem Ferntransport muß eine
Aufbereitung, Entfernung von Naphtalin, Benzol, Schwefel usw. vorausgehen. Neue
Verfahren sind hier entwickelt worden, durch die enorme Schwefelmengen gewonnen
werden, so daß der Import von Schwefel erheblich verringert werden kann. Das Gas
wird dann zum Transport verdichtet. Die billige Herstellung von Dampfauf den
Anlagen der Zechen macht die Verwendung von Kolbenkompressoren, die mit
Kolbendampfmaschinen angetrieben werden, wirtschaftlich. Dazu kommen noch die
Vorteile dieser Maschinen, wie größte Betriebssicherheit und große
Regulierfähigkeit. Von großer Wichtigkeit ist die Messung der großen Gasmengen. Die
Strömungsmesser sind hier besser und billiger als die bisher üblichen
Stationsgasmesser, sie haben geringen Platzbedarf und ermöglichen die
Fernübertragung der Meßwerte. Ebenso wichtig ist auch die Fernübertragung der
Meßwerte für den Druck und zum Teil auch der Temperatur, sowie die Nachrichten- und
Kommandoübermittelung. Das Speicherproblem zum Ausgleich der Spitzen in Erzeugung
und Verbrauch ist von Bedeutung, zurzeit herrschen die Niederdruckspeicher noch vor.
Besonders eingehend wird die Verwendung des Ferngases in der Industrie behandelt.
Die meisten Oefen haben heute noch verhältnismäßig niedrige Wirkungsgrade, die durch
die Verwendung von Ferngas in Verbindung mit geeigneten Brennern usw., erheblich
verbessert werden können. Die Temperaturen sind besser einstellbar. Der
Wärmeverbrauch je Einheit geht zurück. Ebenso auch der absolute Gasverbrauch, in
einem großen Werk wurden für eine bestimmte Erzeugung anstatt der berechneten 60
Millionen m3 nur 43 Mill. erforderlich. Der Druck
des Gases beträgt für die Nähe 2–4 atü, für größere Entfernungen (Hannover) 25 atü.
Wichtig ist die Ferngasversorgung für die Industrie der großen Städte, hochwertiges
billiges Gas kann die Abwanderung mancher Industrien verhindern. Die Ruhrgas hat der
Durchbildung der Oefen große Aufmerksamkeit geschenkt und amerikanische Patente für
Blankglühöfen erworben, die besonders für die Automobilindustrie von Wichtigkeit
sind. Das größte Hindernis ist heute noch der Kapitalmangel. Die Sicherheit der
Lieferung ist gewährleistet. Die modernen in weitgehendem Maße mechanisierten
Anlagen verlangen nur geringes Bedienungspersonal.
In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, daß das Ferngas staubfrei ist. Die
angeschnittene Frage der Verwendung im Hausbrand, besonders z.B. für die Berliner
Kachelöfen, ist keine technische, sondern nur eine Preisfrage. Die erforderlichen
Brenner usw. sind vorhanden und im Industrierevier in vielen Heizungen eingebaut.
Für Zentralheizungen ist die Frage des Koksabsatzes von Bedeutung. Die Aufgabe der
Kompression kann auch mit Rotationskompressoren gelöst werden, für deren Antrieb
entsprechende explosionssichere Elektromotoren zur Verfügung stehen
(AEG-Kommutatormotoren mit Drehzahlreglern und Luftspülung wurden gezeigt), doch ist
hier bisher, wie oben erwähnt, der billig zur Verfügung stehende Dampf vorgezogen
worden. Die Frage nach der Krafterzeugung durch Ferngas in Gasmaschinen und
-Motoren, z.B. zur Spitzendeckung, ähnlich der mit Dieselmaschinen wird dahingehend
beantwortet, daß hier Maschinengröße und Kapitalaufwand sowie die Brennstoffkosten
ausschlaggebend sind, Gasmaschinen werden heute bis zu Größen von mehreren 1000 PS
(Hochofengasmaschinen) hergestelltDemag Nachrichten,
Sonderheft zur Zweiten Weltkraftkonferenz 1930, S. 27. S. Dingler 1930, S.
177.2). Herr Direktor Lempelius wies darauf hin, daß der Ton bei Ferngas mehr
auf Gas zu legen sei, bei der Frage Ferngas- oder Gruppenversorgung werde sich die
wirtschaftlichste Erzeugung durchsetzen. Das Ideal wäre ein einheitliches Gasnetz
durch ganz Deutschland, das überall dort gespeist wird, wo man das Gas am
wirtschaftlichsten herstellen kann.
K.
Patentnachrichten
nach amtlichen Veröffentlichungen zusammengestellt von
Patentanwalt, Dipl.-Ing. Hans Wolff, Berlin SW. 68.
Patent-Anmeldungen. Einspruchsfrist bis 24.2.31
14c, 19. S. 90395. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt.
Oelpumpenanlage, insbes. für Dampfturbinen. 9. 3. 29.
14c, 19. S. 46.30. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt.
Oelpumpenanlage für Kraftmaschinen. 20. 3. 30.
14h, 4. A. 49394. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin NW 40,
Friedrich-Karl-Ufer 2-4. Dampfkraftanlage mit mehrstufiger Dampfkraftmaschine mit
Frischdampf- und Zwischendampf-Ueberhitzer. 29. 11. 26.
14a, 16. D. 17.30. Demag Akt.-Ges., Duisburg, Werthauser Str. 64. Liegender
Kraftmaschinenzylinder. 26. 3. 30.
14a, 19. B. 34.30. A. Borsig G. m. b. H., Berlin-Tegel. Auslaßsteuerung für
Entnahmedampfmaschinen. 11. 7. 30.
35c. 3. S. 83137. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt. Einrichtung
zur Erhöhung der Sicherheit von Fördereinrichtungen; Zus. z. Pat. 512471. 15. 12.
27.
46c4, 2. J., 38149. Dr.-Ing. e. h. Hugo Junkers,
Dessau, Anhalt, Kaiserpl. 21. Ventilkühlung für Brennkraftmaschinen. 23. 5. 29.
46c2, 24. E. 38123. Ehrlich & Graetz A.-G.,
Berlin SO 36, Elsenstr. 90-96. Kolbenvergaser. 12. 10. 28.
46c1, 16. A. 24.30. Argus Motoren Ges. m. b. H.,
Berlin-Reinickendorf, Flottenstraße 39–42. Ansaugleitung für Brennkraftmaschinen mit
zwei Zylinderreihen. 11. 2. 30.
46f, 1. S. 90 136. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt.
Regelanordnung für Maschinensätze, die aus einer Verbrennungskolbenmaschine zur
Treibgaserzeugung und einer nachgeschalteten Gasturbine bestehen. 26. 2. 29.
46f, 1. S. 92 276. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt. Verfahren
zum Betriebe eines als Kolbenmaschine ausgebildeten Treibgaserzeugers für
Gasturbinen. 15. 6. 29.
46d, 13. A. 54 684. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin NW 40,
Friedrich-Karl-Ufer 2–4. Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung von
Quecksilberdampf. 5. 7. 28. V. St. Amerika 11. 7. 27.
46f, 8. A. 56 468. Aktiengesellschaft Brown, Boveri u. Cie, Baden, Schweiz; Vertr.:
Dr. e. h. Robert Boveri, Mannheim-Käfertal. Verfahren zur Anpassung des freien
Durchgangsquerschnittesverstellbar eingesetzter Leitschaufeln von Turbinen,
insbes. Abgasturbinen. 11. 1. 29.
Einspruchsfrist bis 28. 2. 1931.
46d, 5. D. 49.30. Demag Akt.-Ges., Duisburg, Werthauser Str. 64. Zahnradmotor mit in
die Zuleitung des Treibmittels eingebautem Luftfilter. 6. 5. 30.
46a2, 86. M. 108 170, Motoren-Werke Mannheim A.-G.
vorm Benz Abt. stationärer Motorenbau, Mannheim, Carl-Benz-Str. Verfahren zur
Verbrennung natürlicher Dicköle (Oele von großer Zähigkeit, aber niedrigem
Zündpunkt) in kompressorlosen Vorkammer-Dieselmaschinen. 22. 12. 28.
46b1, 1. M. 106 292. Maschinenfabrik
Augsburg-Nürnberg A.-G., Augusburg. Steuerung für Zweitaktgasmaschinen mit
Schlitzspülung. 22. 8. 28.
46c2, 11. F. 197.30. Fichtel & Sachs A.-G.,
Schweinfurt. Schwimmerloser Spritzvergaser. 7. 5. 30.
Einspruchsfrist bis 18. 2. 1931.
13c, 12. Sch. 89 029. Schmidt'sche Heißdampf-Gesellschaft m. b. H.,
Kassel-Wilhelmshöhe. Verfahren und Vorrichtung zum Messen des Flüssigkeitsstandes.
14. 1. 29.
13d, 3. Sch. 90 433. Schmidt'sche Heißdampf-Gesellschaft m. b. H.,
Kassel-Wilhelmshöhe. Aus zwei getrennten Teilen bestehender Ueberhitzerdampfkästen;
Zus. z. Pat. 486 347. 28. 5. 29.
46a7, 1. M. 110 962. Humboldt-Deutzmotoren A.-G.,
Köln-Deutz, Deutz-Mülheimer Straße 149. Vorrichtung zum Ingangsetzen von
Dieselmaschinen. 5. 7. 29.
46b1, 21. M. 110 218. Humboldt-Deutzmotoren A.-G.,
Köln-Deutz, Deutz-Mülheimer Str. 149–155. Umsteuerbare Viertakt-Brennkraftmaschine
mit einer Einrichtung zur Verschiebung der Steuerwelle in vier verschiedene
Stellungen zum Anlassen in beiden Richtungen und für normalen Betrieb in beiden
Richtungen. 18. 5. 29.
Einspruchsfrist bis 11. 2. 1931.
46c2, 60. D. 8.30. Daimler-Benz A. G.,
Stuttgart-Untertürkheim. Regelvorrichtung für die Temperatur der Ansaugeluft bei
Brennkraftmaschinen. 6. 1. 30.
46a2, 86. H. 124 838. Hannoversche
Maschinenbau-A.-G. vorm. Georg Egestorff, Hanomag, Hannover-Linden. Dieselmaschine
mit seitlich ungeordneter Vorkammer. 31. 12. 29.
46a4, 3. S. 94 021. Siemens & Halske Akt.-Ges.,
Berlin-Siemensstadt. Mehrzylindrige Zweitakt-Brennkraftmaschine. 20. 9. 29.
46a2, 68. W. 76 005. Maschinenfabrik Buckau R. Wolf
Akt.-Ges., Magdeburg. Zweitaktdieselmaschine mit unmittelbarer luftloser
Brennstoffeinspritzung und Schlitzsteuerung. 12. 5. 27.
13d, 10. D. 6.30. Deutsche Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke A.-G., Oberhausen,
Rhdl. Dampferzeugeranlage. 29. 1. 30. V. St. Amerika 2. 2. 29.
14h, 1. K. 108 895. Fried. Krupp Germaniawerft Akt.-Ges., Kiel-Gaarden.
Regeleinrichtung für Kraft- und Wärmeanlagen. 7. 4. 28.
24g, 6. J. 36 199. I. G. Farbenindustrie Akt.-Ges., Frankfurt a. M. Vorrichtung zur
Reinigung von Gasen,
insbes. von Abgasen aus Feuerungsanlagen. 22. 11. 28.
24i, 5. S. 90 375. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt.
Saugzuganlage; Zus. z. Pat. 471 903. 2. 3. 29.
35b, 1. D. 22.30. Demag Akt.-Ges., Duisburg, Werthauser Straße 64. Luftkran. 6. 2.
30.
Einspruchsfrist bis 8. 3. 1931.
60, 15. B. 142 250. A. Borsig G. m. b. H., Berlin-Tegel. Mit einem Druckregler
arbeitende Sicherheitsvorrichtung zur Verhütung des Durchgehens von durch Servomotor
geregelten Kraftmaschinen beim Ausbleiben des Oeldruckes. 28. 2. 29.
14c, 18. W. 84 132. Waggon- und Maschinenbau A.-G. Görlitz, Görlitz. Einrichtung zum
Ausgleich des Axialschubes bei radial beaufschlagten Dampf- oder Gasturbinen. 7. 11.
29.
13d, 7. Sch. 91 364. Schmidt'sche Heißdampf-Ges. m. b. H., Kassel-Wilhelmshöhe.
Ueberhitzer aus einer Mehrzahl von Röhren. 28. 8. 29. V. St. Amerika 12. 3. 29.
13d, 11. A. 58 417. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft u. Dr. Friedrich Münzinger,
Berlin NW 40, Friedrich-Karl-Ufer 2-4. Dampferzeugungsanlage mit Ueberhitzer, 12. 7.
29.
13d, 1. A. 55.30. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft u. Dr. Friedrich Münzinger,
BerlinNW 40, Friedrich-Karl-Ufer 2–4. Fernleitungen für hochgespannten
Frischdampf. 10. 7. 30.
24f, 17. B. 138 926. A. Borsig G. m. b. H., Berlin-Tegel. Unterwindwanderrost, bei
welchem die Luft von unterhalb der oberen Rostbahn liegenden Querkanälen aus zu nach
der Rostbahn offenen Unterwindkammern geführt wird. 15. 8. 28.
24g, 5. K. 112 576. Kosmos G. m. b. H. Rud. Pawlikowski Görlitzer Maschinenfabrik,
Görlitz Entaschungsvorrichtung mit einem Austropfspalten enthaltenden Sammel- und
Löschschacht. 12. 12. 28.
24e, 1. B. 136 049. Bamag-Meguin Akt.-Ges., Berlin NW 87, Reuchlinstraße 10-17, u.
Dr.-Ing. Oswald Heller, Berlin-Wilmersdorf, Sächsische Straße 67. Anlage zur
Vergasung von Brenn staub mit einem im Kreislauf umgewälzten Wasserdampfgasstrom.
17. 2. 28.
24b, 10. J. 37 459. Dr.-Ing. e. h. Hugo Junkers, Dessau. Einrichtung zur mechanischen
Regelung der Brennstoffzufuhr zu einem mit flüssigem Brennstoff zu speisenden
Brenner. 21. 3. 29.
35c, 3. D. 58 243. Demag Akt.-Ges., Duisburg. Sicherheitsbremse für Fördermaschinen.
25. 4. 29.
35a, 25. U. 10 798. Unruh & Liebig, Abteilung der Peniger Maschinenfabrik und
Eisengießerei Akt.-Ges., Leipzig-Plagwitz. Spindelaufzug. 17. 6. 29.