Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 9 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Bergbauindustrie in Neuschottland. Die
Bergbauindustrie von Neuschottland befindet sich in fortschreitender Entwicklung. So
haben die Förderziffern für Kohle und Gips stark zugenommen und auch das Interesse
für die Gold-, Zink- und Kupfererze sowie für andere Mineralien ist reger geworden.
Die Kohlenvorkommen wurden bereits 1749 ausgebeutet. 1927 betrug die Kohlenförderung
6643000 t, während die Gipsförderung von 471174 t 1925 auf 852000 t 1927 stieg. Wenn
auch Goldvorkommen schon 1858 entdeckt wurden, so hat eine neuzeitliche Ausbeute
dieser wichtigen Vorkommen erst seit 2 Jahren Platz gegriffen. Nachteilig wirkte bis
dahin die frühere Gesetzgebung, die durch neue Gesetze ersetzt worden ist mit dem
Erfolg, daß mehrere größere Bergbaugesellschaften sich auf die Ausbeute der
Goldfelder verlegt haben. Die von ihnen angewendeten neuzeitlichen technischen
Einrichtungen haben bereits zu Erfolgen geführt. Ermutigt durch diese Erfolge
haben auch viele Einzelunternehmer die Ausbeute der Goldvorkommen von
Neuschottland in die Hand genommen. Die Goldfelder erstrecken sich auf eine Länge
von rund 275 Meilen längs der Küste des Atlantischen Ozeans und eine Breite von 10
bis 40 Meilen in der Gegend von Tangier bis Stewiacke und bis zu 75 Meilen in der
Gegend von Digby bis Lockeport. Die Goldfelder nehmen rund die Hälfte der ganzen
Provinz ein und bedecken eine Fläche von 10000 Quadratmeilen. Die geologischen
Verhältnisse sind bereits von verschiedenen Seiten erforscht und aufgeklärt worden.
Dann ist Neuschottland reich an Salz, von dem es 60000000 t besitzen soll. Das Salz
wird aus Sinkwerken gewonnen und kürzlich ist eine neuzeitliche Verdampfungsanlage
in Betrieb genommen worden. 1926 wurden 8538 t und 1927 14637 t gewonnen. Die
Zukunft dieser Industrie scheint gesichert zusein. Von den Kupfer-, Zink- und Bleierzvorkommen
verspricht das Zink-Kupfer-Bleierz von Stirling sich bald zu entwickeln. Nach
früheren erfolglosen Versuchen seitens anderer Gesellschaften hat sich die British
Metals Corporation of Canada für dieses Erz interessiert und seit Oktober 1926 eine
planmäßige eifrige Ausbeute in die Hand genommen. Dann ist die Arno Mines Ltd. im
Begriffe, ein Kupfervorkommen bei Coxheath auszubeuten, ferner sind andere
Gesellschaften zu Erzfelderkäufen übergegangen. Den Manganerzen von Neuschottland
wird ihre Reinheit nachgerühmt. Eisenerze gibt es zwar auch in großem Maße, doch
kann sich dieser Bergbauzweig offenbar nicht halten infolge- des zu starken
Wettbewerbs, der durch die Wabana-Erze ausgeübt wird. Molybdänerze wurden gefunden
und werden gefördert bei Gabarus und Gasperteaux River Road, in Hammonds Plains,
Chester, Lunenburg, Jordon Falls, Chogoggin, während Wolframerze (Scheelit) bei den
Moose River Gold Mines gefunden worden sind. Die Dolomiterzeugung stieg von 12900 t
1925 auf 16000 t 1927. Dafl Land ist außerdem reich an Kalkstein, Granit, Sandstein,
Ton u.a.m. (Mining and Metallurgy.)
Dr.-Ing. K.
Über die Synthese hochmolekularer Paraffinkohlenwasserstoffe
aus Kohlenoxyd berichten F. Fischer und H. Tropsch. Beim Überleiten von schwefelfreiem Wassergas
unter 10–15 at Druck über einen auf 280° erhitzten Kontakt von feinverteiltem Eisen
und Kupfer im Verhältnis 4:1, der noch mit 0,5 % Kaliumkarbonat imprägniert war,
beobachteten die Verfasser die Bildung fester Paraffinkohlenwasserstoffe, neben
denen auch noch ölige und wässerige Produkte in größerer Menge gebildet wurden. Zu
den Versuchen wurde ein druckfestes Rohr von 500 mm Länge und 13 mm lichter Weite
verwendet, das wagrecht in einem Ofen auf konstante Temperatur erhitzt wurde. Die
oben erwähnte Kontaktmasse wog jeweils 30 g, sie füllte eine Länge von etwa 300 mm
des Druckrohres an. An das eine Ende des Rohres war durch eine Kapillare eine
Stahlflasche mit Reduzierventil angeschlossen, die das Wassergas enthielt, während
das andere Ende mit einem Kühler und einer Vorlage verbunden war, in der sich die
öligen und wässerigen Produkte sammelten, die bei der Reaktion aus dem Wassergas
gebildet wurden. Die gleichzeitig entstehenden Gase wurden durch ein Ventil
entspannt und dann durch eine Gasuhr gemessen. Es zeigte sich, daß die festen
paraffinartigen Produkte sich in der Kontaktmasse festsetzten, wodurch die
Wirksamkeit des Katalysators stark zurückging. Im günstigsten Falle nahm der
Katalysator um etwa 100 % seines Gewichtes zu. Nach dem Erkalten enthielt das
Kontaktrohr eine feste, zusammengebackene Masse, die nur mit einem Stahlbohrer
entfernt werden konnte. Durch Extraktion dieser Masse mit Benzol und Xylol wurden
die Paraffinkohlenwasserstoffe isoliert, deren Schmelzpunkt zwischen 90 und 108° lag
Die Zusammensetzung der Paraffine wurde näher untersucht unter Zuhilfenahme der
Molekulargewichtsbestimmung. Diese ergab, daß es sich um einen Kohlenwasserstoff mit
71 Kohlenstoffatomen handelt. Es gelingt somit, auf überraschend einfache Weise,
hochmolekulare Paraffinkohlenwasserstoffe aus dem leicht zugänglichen
Kohlenoxyd aufzubauen, und zwar verläuft die Reaktion zwischen Kohlenoxyd und
Wasserstoff stark exotherm. Während die früheren Untersuchungen der Verfasser bei
Hochdruck ausschließlich sauerstoffhaltige Verbindungen (Synthol), bei
Atmosphärendruck dagegen ausschließlich Kohlenwasserstoffe ergeben hatten, nehmen
die hier beschriebenen Versuche bei Drucken von 10–15 at eine Mittelstellung ein, da
die gebildeten flüchtigen Produkte zum Teil sauer-stoffhaltig waren. (Berichte Dt.
Chem. Ges., Bd. 60, S. 1330–1334.)
Sander.
Die wissenschaftlichen Grundlagen der elektrischen Reinigung
der Abgase (nach Prof. Dr. Ladenburg). Die Reinigung der Industriegase von
Rauch- und Staubteilen besitzt sowohl wissenschaftliches wie praktisches Interesse,
die Beseitigung der verschiedenen festen und flüssigen Bestandteile aus den Abgasen
der meisten Industrien ist teils aus hygienischen, teils aus ökonomischen Gründen
wichtig. Das Problem der Abgasreinigung ist ebenso alt, als die Schornsteine der
Fabriken schädlichen, oft kostbaren Staub in die Atmosphäre verschleppen und es gibt
wohl keine Industrie, für die die Niederschlagung des Staubes in den Abgasen nicht
wichtig wäre. Ein modernes Elektrizitätswerk im Weichbild einer Großstadt würde
100000 kg Flugasche über die Anwohner streuen, wenn es nicht mit einer guten
vollwertigen Rauchentfernungsanlage versehen wäre. Ganze landwirtschaftliche Gebiete
werden durch schweflige Säure oder andere schädliche Bestandteile enthaltende
Flugasche und Rauch benachbarter Fabriken geschädigt. Alle Metallöfen geben
wertvolle Bestandteile an die Luft, deren Rückgewinnung für die Rentabilität des
Werkes oft ausschlaggebend ist. Die Abgase können Heizstoffe für Kraft- und
Heizmaschinen ergeben, wenn man die festen Bestandteile, die die Maschine verstopfen
würden, entfernt. Die Brüden oder Wrasen der Brikettfabriken enthalten 5–10 %
Kohlenstaub, dessen Wiedergewinnung aus ökonomischen Gründen sehr wichtig ist. Man
hat versucht, durch mechanische Methoden die Staubteilchen zurückzuhalten, durch
Verwendung von gekrümmten Kanälen, Filter, Wasserberieselungen, Zyklone. Alle diese
Verfahren genügen nicht bei feinem Staub. Groben Staub kann man durch Zyklone leicht
entfernen, feiner Staub setzt sich aber nicht an, denn schon die kleinsten
Luftströmungen, die infolge kleiner Temperaturdifferenzen niemals fehlen, verhindern
das Absetzen der feinen Teilchen. Man muß versuchen, die kleinen Teilchen zu
vergröbern oder andere Wirkungen anwenden. Bei dem Zyklon benutzt man die
Zentrifugalkraft. Weniger allgemein bekannt sind die Schwierigkeiten, die im Krieg
bei der Staubentfernung zum Schutz gegen Blaukreuz eine Rolle spielten. Hier
verwendete man zur Ablagerung Schaumpapier. Ein anderes Mittel zur Vergröberung der
feinen Teilchen ist Einblasen von Wasserdampf. Man bekommt dabei aber nassen Schlamm
und damit ist der Technik vielfach nicht geholfen. Hier setzte die Elektrizität ein,
was die Schwerkraft nicht vermag, sollen elektrische Kräfte leisten. Die elektrische
Gasreinigung knüpft an Laboratoriumsversuche eines deutschen Physikers Hohlfeld im Jahre
1840 an. Etwa 60 Jahre später wurden die Versuche von Sir Oliver Lodge wieder
aufgenommen. Der Vortragende zeigte eine auf Anregung von Lodge benutzte Anordnung,
die das erste brauchbare Patent für die elektrische Entstaubung der Gase darstellt.
Wesentlich ist die Rauchkammer, in die ein Stacheldraht eintaucht, in dem durch von
einer Influenzmaschine erzeugte hohe Spannungen eine Glimmentladung entsteht. Diese
primitive Anordnung ist nur für ruhenden Staub wirksam, in der Technik will man aber
meist strömenden und nicht ruhenden Staub entfernen. Man braucht hierzu sehr hohe
Spannungen und Gleichstrom. – Einen entscheidenden Fortschritt brachten die Arbeiten
des Amerikaners F. G. Cottrell, der den Synchron-Gleichrichter einführte. Einen
weiteren Fortschritt bedeutete es, als Erwin Möller an Stelle des Stacheldrahts
einen glatten dünnen Draht verwandte. Bei dem seit rd. 10 Jahren verwendeten
Cottrell-Möller-Verfahren der elektrischen Gasreinigung werden dünne Drähte, Ketten
oder dergl. in geerdeten Kammern, durch die rauch- oder staubbeladene Gase
streichen, ausgespannt und mit dem negativen Pol einer Hochspannung von etwa 50000
Volt verbunden. Es bildet sich am Draht eine Glimmentladung, die sogenannte
„Corona-Entladung,“ d.h. es entstehen in ihm viele Glimmpunkte und von
jedem fließt ein schwacher elektrischer Strom in Gestalt negativ geladener
Luftmoleküle, der Ionen, zu der mit der Erde verbundenen Wand des Kanals. Die
Wirksamkeit dieser elektrischen Gasreinigungsmethode beruht auf der negativen
Aufladung der Staubteilchen durch die Luftionen und auf der elektrischen Kraft des
Feldes, die die elektrisch geladenen Staubteilchen vom Draht abstößt und zur Wand
treibt, sowie auf dem elektrischen Wind, der von jedem Glimmpunkte wie von einer
Spitze ausgeht, wobei die mit etwa 50 m Geschwindigkeit je Sek. fortgetriebenen
Ionen die Luft und jeden darin schwebenden Staub mit sich reißen. Die geladenen
Staubteile bleiben an der Wand hängen, bis sie dick und grob genug sind, um von
selbst herabzufallen oder besondere Klopfeinrichtungen einsetzen. Die Hauptaufgabe
bei der elektrischen Gasreinigung ist die Aufrechterhaltung der Corona-Entladung. In
trockner Luft geht dies sehr leicht, viel schwieriger in nassen oder heißen Gasen.
Wenn die Spannung zu hoch, wenn die Gase zu heiß oder schon ionisiert sind, bevor
sie in die Rauchkammer kommen, kann es zum Ueberschlag kommen, der unangenehm ist,
denn die Wirkung hört auf, der Staub wird nicht mehr herausgetrieben, auch kann es
leicht zu Explosionen kommen. Spez. in der Braunkohlenbrikettindustrie sind die
Abgase in manchen Fällen direkt explosibel, wenn sie wenig Wasserdampf und viel
Kohlenstaub enthalten. Hier waren sehr viele Versuche notwendig, an denen auch das
Kaiser-Wilhelm-Iristitut sehr beteiligt war, um das Problem zu lösen. Die Aufladung
der Staubteilchen geht auch nicht ad libitum weiter, es gibt eine gewisse maximale
Aufladung, die nicht überschritten werden kann und die maßgebend ist für die
Geschwindigkeiten, die die Staubteilchen im elektrischen Feld erhalten. – Der
Vortragende verwies hier auf die Berechnungen, die im Kaiser-Wilhelm-Institut,
insbesondere von Kallmann durchgeführt wurden. Die den kleinen Teilchen erteilte
Geschwindigkeit würde nicht ausreichen, um die Rauch- und Staubteilchen in der
kurzen Zeit von etwa 2 Sek., die in der Rauchkammer zur Verfügung stehen,
mitzureißen. Hier setzt die zweite Wirkung ein, der „elektrische Wind,“ eine
Wirkung, die lange Zeit nicht bekannt gewesen ist und die auf den Ionenstrahlen
beruht. Daß wirklich in der Kammer ein Wind vorhanden ist, konnten die
Untersuchungen zeigen, bei denen Kohlensäurestrom verwendet wurde, der durch
geeignete Beleuchtung sichtbar gemacht wird. Durch den elektrischen Wind wird die
Geschwindigkeit der fortgetriebenen Ionen, Luft und Staubteilchen sehr erhöht. Der
Vortragende zeigt die verschiedenen Wirkungen Corona-Entladung, den elektrischen
Wind im Film und führt dann im Lichtbild eine Reihe von praktisch ausgeführten
Anlagen vor. Die erste in der Praxis angewandte Anlage von Cottrell stammt aus dem
Jahre 1907, in Deutschland wurde die erste Anlage 1913 erbaut, heute sind etwa
1500–2000 elektrische Gasreinigungsanlagen in den verschiedensten Fabrikbetrieben
vorhanden. Der Vortragende zeigte eine derartige Anlage in einer
Schwefelsäurefabrik. Hier setzen die elektrischen Staubkammern schon bei den
Röstöfen ein, in denen die Eisenkiese geröstet werden, wir finden sie dann wieder
bei den Entarsenierungsanlagen. Sehr wertvolle Dienste leisten die elektrischen
Wrasen-Entstaubungsanlagen in den Braunkohle-Brikettfabriken. Der Kraftverbrauch ist
nur gering, 20 kW/std sind erforderlich, um eine Anlage zu entstauben, die 15000 t
Briketts erzeugt, allerdings ist die Anlage selbst ziemlich kostspielig. Neben
Metallhüttenwerken haben sich auch in Hochofenwerken die Entstaubungsanlagen
eingeführt. Viel ist schon auf dem Gebiet der elektrischen Gasreinignug geleistet,
viel aber bleibt noch zu verbessern. Wo kostbarer Staub zurückgewonnen wird, spielen
die Kosten der Anlage und des Betriebes der elektrischen Gasreinigung keine Rolle.
Wo aber nur lästiger Staub und Rauch niederzuschlagen ist, der in der Technik weiter
keine Verwendung findet, aber die Luft verdirbt, werden die Anlagen meistens noch
als zu teuer angesehen. Ein großes Elektrizitätswerk, das etwa 50 Millionen Mark
kostet und täglich 100 t Flugstaub über die Gegend verstreut, muß etwa 1 Million
Mark opfern, um eine wirksame Staubreinigung zu erzielen. Viel ungünstiger liegen
die Verhältnisse noch bei den kleinen einzelnen Schornsteinen in der Stadt. Hier
werden und sollen billige Anlagen geschaffen werden, die in Anschaffung und Betrieb
billiger sind. Hier liegt das Zukunftsbild der elektrischen Gasreinigung und es ist
zu hoffen, daß die rasch anwachsende Beliebtheit und die weiteren Versuche dazu
führen werden, in absehbarer Zeit eine vollkommene Beseitigung der schädlichen
Bestandteile der Luft mit geringen Kosten zu erzielen, so daß es in Zukunft keine
rußbeladene Großstadtluft mehr gibt. Die Niederschlagung des Lokomotivrauchs und die
Luftreinigung der Industriestädte ist die zukunftsreiche Aufgabe der elektrischen
Gasreinigung.
Plohn.
Neuzeitliche Straßenforschung. Eine wichtige Aufgabe der
neuzeitlichen Forschung im Straßenbau ist die einwandfreie Beurteilung einer
gegebenen Straßendecke auf ihre Eignung für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen.
Maßgebend hierfür sind die Verkehrserschütterungen, die ein Kraftwagen von
bestimmter Bauart
und Bereifung beim Fahren über die Straße hervorruft, weil von diesen
Erschütterungen nicht allein die Lebensdauer der Straßendecke und der die Straße
begrenzenden Gebäude, sondern auch die des Kraftfahrzeuges selbst abhängt.
Langer und Thomée haben auf
Grund längerer vergleichender Versuche ein Verfahren zur Bestimmung dieser
Verkehrserschütterungen ermittelt, über das in dem anläßlich der Internationalen
Automobil-Ausstellung Berlin 1928 erschienenen Fachheft „Kraftwagen“ der VDI-Zeitschrift berichtet wird. Nach diesem
Verfahren mißt man die Stärke der Verkehrserschütterung durch einen Kraftwagen nicht
an dem Höchstwert der senkrechten Bodenbeschleunigung, die er bei einer bestimmten
Geschwindigkeit hervorruft, weil dieser Wert durch eine zufällige große Unebenheit
leicht beeinflußt werden kann, sondern an denjenigen Stößen oder senkrechten
Bodenbeschleunigungen, die auf je 1000 m Fahrweg 100 mal auftreten. Diese Größe, die
als Bodenbeschleunigung mittels federnd vorgespannter Gewichtspendel bestimmt werden
kann, wird der Stoßgrad der Straße genannt.
Bei Messungen in der Stadt Essen ergaben sich z.B. folgende Stoßgrade:
Sehr schlechtes Großpflaster
58,0
m/s2
Schlechtes Kleinpflaster
31,0
„
Mittleres Großpflaster
30,0
„
Gutes Großpflaster mit Fugenverguß
21,0
„
Teermakadam
16,0
„
Hartgussasphalt
12,5
„
Gutes Kleinpflaster
11,5
„
Außer dem genannten Beitrag enthält das
„Kraftwagenheft“ der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure weitere
Aufsätze über Oeltriebwagen, Fahrzeugdieselmotoren, Tankanlagen, Unfälle im
Kraftwagenbetrieb u.a.m. aus der Feder namhafter Autoren.
VDI
Kohlenförderung und -außenhandel Hollands. Die
Steinkohlenförderung der Gruben in der Provinz Limburg hat auch im Jahre 1927 wieder
eine Zunahme erfahren; die Förderung betrug 9,49 Mill. t gegen 8,86 Mill. t im Jahre
1926 und 7.12 Mill. t im Jahre 1925. Den Außenhandel der Niederlande in Brennstoffen
zeigt folgende Zahlentafel:
Einfuhr
Ausfuhr
1926
1927
1926
1927
t
t
t
t
Steinkohlen
10061254
8821579
3376322
2957860
Koks
281926
277609
960388
1145395
Steinkohlenbrik
394397
370218
151848
83747
Braunkohlen
6425
731
––
35
Braunkohlenbrik
163524
167350
14946
13536
Die Steinkohleneinfuhr stammte im Jahre 1927 zu rd. 74 % aus Deutschland, zu rd. 22 %
aus England und zu 3,7 % aus Belgien; der eingeführte Koks kam zu 93 % aus
Deutschland. Die Steinkohlenausfuhr Hollands ging zu 60 % nach Belgien, zu 21 % nach
Frankreich und zu 11 % nach Deutschland. Die Koksausfuhr weist eine bemerkenswerte
Zunahme gegen das Vorjahr auf, die Hauptabnehmer waren Frankreich, Belgien und
Luxemburg. (Glückauf 1928, S. 795.)
Sander.
Die Kohlenwirtschaft der Tschechoslowakei. Der starke
Anstieg, den die Steinkohlenförderung im Jahre 1926 im Zusammenhang mit dem
englischen Bergarbeiterstreik erfahren hatte, setzte sich im letzten Jahre nicht
fort; dagegen konnte die Braunkohleilförderung infolge der Belebung der Wirtschaft
um rd. 1 Mill. t erhöht werden. Die Entwicklung der Stein- und Braunkohlenförderung
seit dem Jahre 1919 und im Vergleich hierzu die Zahlen des Jahres 1913 zeigt die
folgende Zahlentafel:
Jahr
Steinkohle
Braunkohle
Mill. t
%
Mill. t
%
1913
13,6
100
22,5
100
1919
10,4
76,4
17,5
77,5
1920
11.1
81,6
19,7
87,5
1921
11,6
85,6
21,1
93,6
1922
13,5
99,3
18,9
84,1
1923
11,6
85,5
16,2
72,0
1924
14,4
105,9
20,5
91,1
1925
12,75
94,5
18,8
83,5
1926
14,57
107,1
19,06
84,7
1927
14.62
107,5
20,03
89,0
Man ersieht hieraus, daß im letzten Jahre die Steinkohlenförderung einen Höhepunkt
erreicht hat. wogegen die Braunkohlenförderung noch um 11 % hinter der des Jahres
1913 zurückbleibt.
Die Ausfuhr von Steinkohle ist im letzten Jahre von 2,88 auf 1,88 Mill. t
zurückgegangen, während die Einfuhr von 1,45 auf 1,73 Mill. t gestiegen ist. Von der
Steinkohlenausfuhr gingen 1,3 Mill. t nach Österreich, während an der Einfuhr
Deutschland mit 1,19 Mill. t beteiligt war. Die Braunkohlenausfuhr ging im letzten
Jahre von 3,05 auf 2,92 Mill. t zurück; die Braunkohleneinfuhr betrug dagegen nur
24101 t (i. V. 54753 t). Die ausgeführten Braunkohlen gingen zu- über 90 % nach
Deutschland, während die früher recht bedeutende Ausfuhr von Braunkohlen nach
Österreich im letzten Jahre nur noch 266473 t, also nicht einmal 10 % der
Gesamtausfuhr betrug.
Die Kokserzeugung erhöhte sich im letzten Jahre von 1,98 auf 2.36 Mill. t. Hiervon
wurden 0,76 Mill. t (i. V. 0,49 Mill. t) ausgeführt, und zwar vornehmlich nach
Ungarn (300 439 t), Österreich (240 902 t) und Polen (144 774). Die Kokseinfuhr
stieg von 0.21 auf 0,24 Mill. t, die fast ganz aus Deutschland stammten. (Stahl und
Eisen 1928, S. 1107.)
Sander.
Rumäniens Erdgasverbrauch. Die Entwicklung des
Erdgasverbrauches in Altrumänien sowie in Siebenbürgen seit dem Jahre 1919 zeigt
folgende Zahlentafel (in 1000 cbm).
Jahr
Altrumänien
Siebenbürgen
Zusammen
1919
48176
96066
144242
1920
61226
109314
170540
1921
90420
90063
180483
1922
95072
155022
250094
1923
101083
186030
287113
1924
145707
215965
361672
1925
144742
225077
369819
1926
134712
242041
376753
Wie man hieraus ersieht, ist der Erdgasverbrauch in Siebenbürgen um mehr als 50 %
größer als im alten Rumänien, und zwar sowohl zum Motorenbetrieb, als namentlich
auch zum Heizen und zur Beleuchtung, wie folgende Zahlentafel zeigt:
Erdgasverbrauch im Jahre 1925:
für Motorencbm
für Heizung undBeleuchtungcbm
Altrumänien
128631000
16111000
Siebenbürgen
166460000
58617000
–––––––––––––––––––––––
Zusammen
295091000
74728000
Der Gesamtverbrauch des Landes erreichte im Jahre 1925 nur etwa 9 % der Gasmenge, die
den Erdgasquellen entströmt.
Sander.
Der Reichtum Spaniens an Eisenerzen. Neben Kohlen-,
Kupfererz- und Bleierzvorkommen verfügt Spanien über reiche Eisenerzlager. Abgesehen
davon, daß die ständig zunehmende Ausfuhr an Eisenerzen einen wichtigen Posten in
der spanischen Handelsbilanz ausmacht, tragen die Erzvorkommen auch in erheblichem
Maße dazu bei, die eigene Eisen- und Stahlindustrie Spaniens zu entwickeln. Was die
Erzförderung zunächst anbetrifft, so hat sie in den letzten Jahren folgenden Verlauf
genommen (Angaben in t):
Eisenerzförderung in Spanien
1919
4640061
1920
4767693
1921
2602369
1922
2771888
1923
3453233
1924
4612817
1925
4442872
1926
3181569
1927
4906000
Ausgeführt wurden an Eisenerzen 1924: 1680398 t, 1926: 1856975
t und 1927: 4750000 t. Die wichtigsten Ausfuhrländer sind England, Holland,
Frankreich, Deutschland und die Vereinigten Staaten. Der größte Teil der Ausfuhr
nach Holland ist allerdings für die Weiterleitung nach Deutschland bestimmt. Die
Beschaffenheit der spanischen Eisenerze ist als gut zu bezeiclnen. Am 31. Dezember
1926 wurden 231 Konzessionen ausgebeutet, die sich auf eine Fläche von 6255 ha
erstreckten, während 8708 Konzessionen über eine Fläche von 268678 ha noch nicht
ausgebeutet wurden. Die in Spanien vorhandenen Erzreserven werden auf etwa
1116000000 t geschätzt; als weiter wahrscheinlich wird noch eine vorhandene Menge
von 273000000 t gehalten. Der wichtigste Erzbezirk ist der von Biskaya, während
manganreiche Erze vorliegend in der Provinz Oviedo gefunden werden. Die Erzförderung
von Santander scheint in der Abnahme begriffen zu sein, dagegen scheinen die
Reserven von den Provinzen Almeria, Granada, Guadalajara, Teruel und Oviedo
versprechend zu sein. In Almeria wurden 1927 571765 t und in Teruel 836106 t (1926:
217303 t) gefördert. Allgemein ist anzunehmen, daß die Provinz Oviedo in Zukunft
eine besonders große Rolle in der spanischen Erzindustrie spielen wird mit Rücksicht
darauf, daß sie über reiche Vorkommen verfügt, sich in der Nähe der Küste befindet
und daß auch in der Nähe wichtige Eisen- und Stahlwerke vorhanden sind. Diese
Vorkommen enthalten Eisenkarbonate, Hämatite und Magnetite, außerdem noch
manganhaltige Eisenerze. Man schätzt die Eisenerzvorkommen hier auf 254000000 t
bei einem durchschnittlichen Eisengehalt des Erzes von nicht unter 40 %, wobei auch
Erze mit 50 bis 52 % Eisen gefunden werden. Immerhin wird von den reichen Erzen ihre
schwere Reduzierbarkeit als nachteilig bezeichnet, während die niedrigprozentigen
Erze leichter zu verhütten sind. Das reichste Erz in Spanien befindet sich in
Saragossa mit 60 % Eisen. Die Förderungsziffer des Bezirkes von Biskaya mit 2043783
t 1927 (1450740 t 1926) macht 41,5 % der gesamten Erzförderung Spaniens aus. Die
Förderziffer richtet sich stark nach den aus England erfolgenden Abrufen. Die
Ausfuhr nach Deutschland hat den Vorkriegsstand noch nicht erreicht. 1926 wurden in
Biskaya 74 Gruben betrieben, im Bezirk von Almeria 29 Gruben bei einer Belegschaft
von über 5000 bzw. 2900 Mann. (Iron Trade R.)
Dr.-Ing. K.
Die Entwicklung der spanischen Eisen- und Stahlindustrie.
Die Bestrebungen, die spanische Eisen- und Stahlindustrie zu entwickeln, finden ihre
natürliche Erklärung in den reichen vorhandenen Erzlagerstätten und in dem größeren
Eisen- und Stahlbedarf des Landes selbst infolge Zunahme der Industrialisierung. Die
Erzeugungsziffern Spaniens an Roheisen und Stahl in den letzten Jahren zeigen
folgende Aufstellung (in t):
Roheisen
Stahl
1919
294167
241189
1921
347497
306258
1923
400270
475696
1925
528237
630441
1927
611778
664190
Die Ausfuhr von Eisen und Stahl aus Spanien ist sehr gering
und betrug 1927 nur 7019 t gegenüber einer Einfuhr von 167000 t. In der gesamten
Eisen- und Stahlindustrie werden etwa 25000 Mann beschäftigt. Die wichtigsten
Industriebezirke sind die von Biskaya, Valencia, Oviedo und Santander, deren
Leistungsfähigkeit sich 1927 gestaltet (in t):
Roheisen
Stahl
Biskaya
322935
377882
Valencia
129689
123627
Oviedo
97662
100850
Santander
50635
42272
sonstige Bezirke
10857
19559
––––––––
–––––––
611778
664190
Die Biskaya-Werke verdanken ihren Aufschwung der nächsten Nähe
von Erz, Kohle und Küste, während die Lage der Valencia-Werke als günstig zu
bezeichnen ist in bezug auf Erz und Küste. Die ältesten Werke sind die von Oviedo,
die zwar in der Nähe von Erz und Kohle aufgebaut sind, deren Lage aber in bezug auf
die Transportfrage nicht so günstig ist wie die der anderen Werke in der Nähe des
Meeres. Die Santander-Werke liegen ii. der Nähe der Erzvorkommen, dagegen
verhältnismäßig weit entfernt von der Brennstoffquelle. Für die Zukunft ist mit
einer weiteren Entwicklung der Biskaya- und Valencia-Werke zu rechnen. In Spanien
sind etwa 18 Hochöfen in Betrieb, von denen einige über die geringe Tageserzeugung
von 50 bis 70 t verfügen, die meisten dagegen über solche von 120 bis 450 t.
Das erzeugte Roheisen wird vorwiegend in den inländischen Stahlwerken weiter
verarbeitet, ein geringer Teil, etwa 10 v. H., wird in Eisengießereien
umgeschmolzen. Die 15 spanischen Stahlwerke verfügen über 61 Schmelzöfen; ungefähr ⅔
der Stahlerzeugung wird in sauren Siemens-Martin-Oefen fertig gemacht, der Rest zum
größten Teil in Bessemer-Birnen, während der elektrische Ofen in Spanien eine
Jahreserzeugung von etwa nur 10000 t Stahl nachweisen kann. Die wichtigsten Werke in
der Provinz von Biskaya sind die von Baracaldo und Sestao, die von der Fabrica de
Altos Fornos mit einem Kapital von 100000000 Peseta betrieben werden. Das seit 1923
in Angriff genommene Modernisierungsprogramm ist mit einem Aufwand von 31000000
Peseta verwirklicht worden; die neuen Anlagen haben bei verstärkter
Erzeugungsmöglichkeit eine Einschränkung der Belegschaften um 1000 Mann gestattet.
Die Baracaldo-Werke benötigten 1926 für eine Roheisenerzeugung von 180000 t eine
Eisenerzmenge von 352000 t. Der Koks wird auf eigenen Anlagen gewonnen. Das einzige
Stahlwerk im Bezirk von Valencia gehört zu den besteingerichteten von Europa. Bei
der Compania Siderurgica del Mediterranco wurde der 1. Hochofen 1925, ein 2. 1926
angeblasen. Weitere`Hochöfen sind im Bau. Die Roheisenerzeugung dieser Gesellschaft
betrug 1927: 129689 t (1926: 87020 t), die Stahlerzeugung 1926: 111097 t. Von
sonstigen Gesellschaften sind zu nennen die Societad Metalurgica Duro-Felguera (2
Hochöfen, 3 Stahlwerksöfen) mit einem Kapital von 78000000 Peseta, die Societa
Anonima Fabrica de Mieras mit 1 Hochofen und 2 Martinöfen und einem Kapital von
10000000 Peseta, die Societad Anonima del Hierro ebenfalls mit einem Kapital von
10000000 Peseta, die über einen Hochofen und 2 Koksofenbatterien verfügt. Die Eisen-
und Stahlindustrie Spaniens wird durch Einfuhrzölle geschützt, die betragen für
Roheisen 45,60 Gold-Peseta je t und für Stahl 102 bis 312 Gold-Peseta je nach der
Art des Werkstoffes. Die Aussichten für die spanische Eisen- und Stahlindustrie sind
als günstig zu bezeichnen. Die Werke sind gut beschäftigt und haben große
Bestellungen seitens der Eisenbahngesellschaften erhalten. Es ist daher mit einer
weiteren Steigerung der Eisen- und Stahlerzeugung zu rechnen. (Iron Trade R.)
Dr.-Ing. K.
Die Kohlenwirtschaft Italiens. Die amtliche Statistik über
die Kohlenförderung Italiens weist für die Jahre 1924 bis 1926 folgende Mengen
aus:
1924t
1925t
1926t
Steinkohlen
115160
174220
193552
Anthrazit
11825
14302
15708
Braunkohlen
917491
1105474
1181342
Hüttenkoks
309971
512264
591528
Obwohl die Förderung sämtlicher Brennstoffe in den letzten Jahren eine Zunahme
aufweist, die namentlich bei der Braunkohlenförderung recht beachtlich ist, so
vermag Italien seinen Brennstoffbedarf doch bei weitem nicht aus der eigenen
Erzeugung zu decken. Die Einfuhr an Brennstoffen aller Art stellte sich denn auch im
Jahre 1926 auf 12,23 Mill. t, wovon 2,89 Mill. t von Deutschland auf
Reparationskonto geliefert wurden. (Stahl und Eisen, 1928, S. 1187.)
Sander.
Elektrizitätswerk und Landwirtschaft. Unter dieser
Ueberschrift bringen die vom Verein deutscher Ingenieure herausgegebenen
VDI-Nachrichten eine interessante gerichtliche Entscheidung zur Kenntnis, die in
diesen Tagen in einem Verfahren eines Landwirtes gegen die Stadt Manchester
getroffen wurde. Der Kläger wollte die Stadtverwaltung für die Schäden haftbar
machen, die durch die Ausbreitung der von der Kohlenfeuerung eines großen
Kraftwerkes ausgeschiedenen Schwefeldämpfe der Landwirtschaft erwachsen. Trotzdem
auch seitens der beklagten Stadt die sachliche Berechtigung der Klage zugegeben
werden mußte, wurde diese doch von dem Gericht abgewiesen mit der Begründung, daß
die Errichtung des Werkes seinerzeit gesetzlich genehmigt worden und damit auch die
Berechtigung verbunden sei, der Umgebung Schäden zuzufügen, die unter andern
Umständen unzulässig sind.
Das Problem, dessen juristische „Lösung“ sich die englischen Richter offenbar
recht leicht gemacht haben, beschäftigt in seinen praktischen Auswirkungen
bekanntlich schon seit langem auch die Kreise der deutschen Technik und
Landwirtschaft. Nicht weniger als die Kohlenfeuerungen mit ihrer nach Art der
Brennstoffe mehr oder weniger starken Gasausscheidungen können auch die in neuester
Zeit immer bedeutungsvoller werdenden mit Kohlenstaub gefeuerten Kraftanlagen oder
die für die Energieerzeugung vielfach herangezogenen Verbrennungskraftmaschinen
unter ungünstigen Umständen durch ihre Arbeitsweise das Gedeihen
landwirtschaftlicher Betriebe beeinträchtigen. Wenn auch im einzelnen die Regelung
solcher Fragen immer nur nach Maßgabe der jeweiligen örtlichen Verhältnisse möglich
sein dürfte, so drängt doch die Entwicklung darnach, die allgemeinen Gesichtspunkte
für das sehr aktuelle Problem einmal im Rahmen einer umfassenden Aussprache zwischen
den Fachleuten aller Länder zur Erörterung zu stellen und seiner notwendigen Lösung
näherzuführen. Hierzu wird die große im Juli 1930 in Berlin zusammentretende Weltkraftkonferenz, die als erste nach dem Kriege in
Deutschland stattfindende internationale technisch-wissenschaftliche Tagung ein
Ereignis von Weltbedeutung zu werden verspricht, den willkommenen Anlaß geben.
Energiespeicherung. Die Firmen AEG, MAN und SSW, die sich
bisher allein mit dem Vertrieb von Ruthsspeicheranlagen in Deutschland und
Oesterreich befaßten, haben nunmehr dem schwedischen Ingenieur Dr. Ruths, dem
Erfinder des bekannten Ruthsspeichers, den Verkauf von Ruthsspeicheranlagen, auch in
Deutschland und Oesterreich übertragen, daneben sich aber das Recht vorbehalten,
ebenfalls Ruthsspeicheranlagen und Turbinen zu projektieren und zu verkaufen. Die
Herstellung der Ruthsspeicher und Turbinen bleibt den bisherigen Lizenznehmern, den
oben genannten Firmen, vorbehalten.
Bisher befand sich die Zentralstelle (die „Ruthsackumulator Aktiebolaget“) in
Stockholm. Von hier aus sind in den letzten Jahren eine größere Anzahl
Tochtergesellschaften gegründet worden, u.a. die Ruths Steam Storage Ltd. in London,
die Ruthsaccumulator Co. in New York, die Ruthsaccumulator AS in Oslo. In anderen
Ländern übernahmen verschiedene große Firmen die Lizenzen, z.B. in Deutschland die
AEG, MAN, und SSW, in Frankreich Schneider Cie., le Creusot et Paris, in der
Tschechoslowakei die Skodawerke, Prag, in Italien Luigi Boselli & Co., Mailand,
in Holland und Belgien die Maschinenfabrik Gebr. Stork & Co., Hengelo und
Brüssel, in Dänemark die Aktieselskabet Atlas, Kopenhagen, in Finnland die Maskin
und Brobyggnads A.B., Helsingfors, in Ungarn, Rumänien und Jugoslawien L. Lang,
Maschinenfabriks A.G., Budapest, und in Japan die Firma Gadelius u. Co., Tokio.
Nunmehr wird in Berlin unter Führung von Dr. Ruths die „Deutsche
Ruths-Gesellschaft“ gegründet, die den Verkauf in Deutschland übernimmt,
außerdem aber eine „International Ruths-Consulting“ als technische Zentrale
für die ganze Welt, die von Berlin aus die Beratung und technische Weiterentwicklung
für diese Erfindung übernimmt.
Dr. Ruths, der im vorigen Jahre Ehrendoktor der Technischen Hochschule in
Charlottenburg geworden ist, hat in der Erkenntnis von der führenden Stellung
der deutschen Technik und Industrie Berlin auch als Sitz der Internationalen
Gesellschaft gewählt und hat als Leiter vor allem deutsche Ingenieure ausersehen.
Auch das internationale Patentbüro wird seinen Sitz in Berlin haben.
Bisher sind bereits etwa 400 Ruthsspeicheranlagen in den verschiedensten Kraftwerken
und industriellen Betrieben aufgestellt oder im Bau, z.B. in Zellstoff- und
Papierfabriken, in Textilfabriken, Brauereien und Molkereien, Gummi- und
Lederfabriken, Eisenhüttenwerken, Kalksandsteinfabriken, Seifenfabriken usw.
Besonders bemerkenswert ist die im Bau befindliche große Spitzenkraftanlage im
Kraftwerk Charlottenburg der Berliner Städtischen Elektrizitätswerke mit insgesamt
16 Ruthsspeichern von je 21 m Höhe und 5 m Durchmesser für etwa 610000 kg Dampf und
2 Speicherturbinen von je 20000 kW.