Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Kalpers |
Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 161 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Zuschrift an die Schriftleitung. In Heft 1/2 1928 der
vorliegenden Zeitschrift berichtet Prof. Dr. Baudisch über die theoretischen
Merkmale einer von ihm mit „Wirbelströmung“ bezeichneten Strömungsform.
Hierbei sind ihm einige Irrtümer unterlaufen, auf welche im nachstehenden
hingewiesen sein möge.
Die Gleichungen für Pu und Pr sind nur für konstantes a längs der Stromlinie
angeschrieben, sie gelten also nur für die logarithmische Spirale als Strombahn.
Richtig müssen sie heißen:
P_u=m\,\left(\frac{dc}{dt}\,cos\,\alpha-\frac{c^2}{\rho}\,sin\,\alpha\right),
P_r=m\,\left(\frac{dc}{dt}\,sin\,\alpha+\frac{c^2}{\rho}\,cos\,\alpha\right),
Den Eulerschen Strömungsgleichungen ist zu entnehmen, daß
ferner
P_u=\frakfamily{P}_u-m\,\frac{g}{\gamma}\
\frac{\delta\,p}{r\,\delta\,\varphi}\mbox{ und
}P_r=\frakfamily{P}_r-m\,\frac{g}{\gamma}\,\frac{\delta\,p}{\delta\,r},
die Komponenten der äußeren Kräfte sind im vorliegenden Falle
gleich null.
Hierbei ist zu bemerken, daß \frac{\delta\,p}{r\,\delta\,\varphi}
und \frac{\delta\,p}{\delta\,r} vektorische Größen sein müssen,
was auch daraus folgt, daß sie die in die betrachtete Richtung fallenden Komponenten
des Gradienten der skalaren Druckverteilung p = f (r, φ) darstellen, welcher
Gradient eben ein Vektor ist.
Gleichung 2) \frac{C_u}{r}=\frac{C}{\rho} entspricht, wie
leicht gezeigt werden kann, ebenfalls der logarithmischen Spirale und nur diesem
Zufall ist es zu danken, daß die Gleichungen 3) wieder allgemein gültig aufgenommen
werden dürfen. Jedenfalls aber ist die angegebene Form der Ableitung unrein.
Für die sogenannte freie Wirbelströmung sollen ferner, wie berichtet wird
-\frac{C_r\,C_u}{r} und \frac{{C_u}^2}{r}
verschwinden. Hiermit ist notwendig cu = O und
dadurch cr = O, die folgenden Glng. 7) gelten also
für einen nicht existierenden Strömungszustand, weil
c=\sqrt{{C_r}^2+{C_u}^2}=O ist, es herscht absolute Ruhe im
Strömungsbereiche. Die weiter nachfolgejden Betrachtungen über den angeblich
skalaren Charakter des elementaren Wertes
\frac{\delta\,p}{\delta\,\rho}\,.\,d\,\rho sind, wie schon
oben gezeigt, unrichtig, denn diesem steht die Richtung von ρ zu. Wäre dem nicht so,
so stünde in Glg. 8) links eine vektorielle Größe, rechts aber nicht, was unmöglich
ist. Glg. 8') enthält wohl nur einen Druckfehler, sie muß richtig lauten:
\frac{\gamma}{g}\
\frac{{C_u}^2}{r}=\frac{\delta\,p}{\delta\,r} und ist natürlich
ebenfalls vektorisch gültig.
Die Betrachtungen für die sogenannte unvollkommen freie Wirbelströmung gelten im
gleichen Sinne auch für die „vollkommen freie“. Die erwähnte
„Abstützung“ des Flüssigkeitsdruckes reicht dann eben sinngemäß bis ins
Unendliche, soferne nicht vorher „abstützende“ Wandungen auftreten. Ist
insbesondere die Strömungsform nach log. Spiralen eingestellt, dann sind solche
Wände überflüssig, weil sie, wie sich leicht zeigen läßt, unbelastet bleiben.
Nachdem schließlich diese Strömungsform die einzige ist, welche den Energieinhalt
von m nicht verändert, ist sie notwendigerweise die geeignetste für den
schaufellosen Spaltraum moderner Vollstrahlturbinen.
Die nach Glg. 10) für bz = 0 geforderten
zylindrischen Begrenzungswände bilden bloß einen speziellen Fall unter den
möglichen. Z.B. eine Diagonalturbine kann unter bestimmten Voraussetzungen für die
Form des Rotationshohlraumes ebenfalls bz = O
ergeben.
Brünn, am 27. April 1928.
Ing. Paul Walther,
Assistent der Deutschen Technischen Hochschule.
Erwiderung auf die Zuschrift von Herrn Ing. Walther
(Brünn). Die erste der vorstehenden Einwendungen läuft darauf hinaus, daß
der Einsender die Ausdrücke dc. cos α und dc. sin α statt meiner Werte dcu und dcr gesetzt wissen will. Nun ist
aber nach meiner Schreibweise
dcu = d (c cos α) = dc.
cos α + c. d cos α,
dcr = d (c sin α) = dc.
sin α + c. d sin α.
Darin entfallen die letzten Glieder, wenn α = konstant. Daraus ist ersichtlich, daß nicht ich,
sondern der Einsender den speziellen Fall der logarithmischen Spirale als Strombahn
im Auge hat. Im Interesse der Allgemeinheit meiner Ableitung muß ich daher bei
meinen Gleichungen bleiben. Zugegeben, daß meine Gleichung 2 der logarithmischen
Spirale entspricht, doch kann in jedem Punkte der beliebigen Strombahn eine logarithmische Spirale als Schmiegungskurve
gelegt werden, woraus ersichtlich, daß meine Gleichung 2 für jede beliebige Strombahn erfüllt sein muß.
Die Eulerschen Gleichungen? Ich habe dieselben weder verwendet, noch auch den
vektoriellen Charakter der partiellen Ableitungen dieser Gleichungen je in Frage
gestellt.
Was die Ausdrücke -\frac{c_r\,c_u}{r} und
\frac{{c_u}^2}{r} betrifft, so wollte ich sagen, daß von
diesen Ausdrücken, die als die Komponenten der Zentripetalbeschleunigung
\frac{c^2}{\rho} erkannt werden müssen, im Falle des
schaufellosen Raumes gar nicht gesprochen werden darf. Sie sind dann physikalisch
unmöglich und widersinnig, daher gar nicht vorhanden. Dies deshalb, weil im
schaufellosen Räume die Strombahn absolut nachgiebig, bar jeder Festigkeit ist.
Diese Ausdrücke aber dann gleich 0 zu setzen und den Fall der Ruhe des Wassers
daraus zu konstruieren, wäre nur im Falle unendlich vieler Schaufeln, nie aber im
Falle des schaufellosen Raumes am Platz.
Der Wert \frac{\delta\,p}{\delta\,\rho} ist unbedingt skalar. Ein
Hereinziehen meiner Gleichung 8 ist hier unangebracht, weil darin der vorstehende
Ausdruck gar nicht vorkommt. Für die Richtigstellung meiner Gleichung 8' sage
ich dem Herrn Einsender meinen Dank.
Daß nach logarithmischen Spiralen gekrümmte Führungswände unbelastet sein sollen, ist
unrichtig, ebenso die im nächsten Satz daran geknüpfte Schlußfolgerung.
Die zylindrischen Begrenzungswände habe ich für den Fall bz = O ausdrücklich als Beispiel erwähnt.
Wien, am 16. Juni 1928.
Dr. H. Baudisch.
Die Brennstofftagung der Weltkraftkonferenz London 1928.
Unter allen Gegenwartsfragen der Technik hat das Energieproblem von jeher eine
besondere Stellung eingenommen. Viele unter den belangreichen technischen
Errungenschaften des letzten Jahrhunderts sind nichts anderes als neuartige Formen
seiner Lösung. Um den Fachleuten der ganzen Welt Gelegenheit zu bieten, mit
Staatsmännern, Wissenschaftlern, Vertretern der öffentlichen Meinung und den
Energieverbrauchern zur Erörterung der wichtigsten Fragen aus der Energietechnik und
Energiewirtschaft zusammenzukommen und ihre Lösung durch gemeinsamen
Meinungsaustausch zu fördern, wurde zur Bearbeitung des ganzen umfassenden
Aufgabenkreises im Jahre 1924 die erste große Weltkraftkonferenz nach London einberufen, der im Jahre 1926 eine
Teilkonferenz über Wasserkraftnutzung und Binnenschiffahrt in Basel folgte. Als
nächste Veranstaltung im Rahmen der Weltkraftkonferenz steht nunmehr gleichfalls
eine Teilkonferenz, die Brennstofftagung (Fuel Conference) in London vom 24.
September bis 6. Oktober 1928 bevor.
Das Programm der Tagung sieht nicht weniger als 170 Berichte vor, unter denen
Deutschland mit 17 Beiträgen vertreten ist. Sie werden im einzelnen nicht mündlich
vorgetragen, sondern stehen bereits vor der Konferenz den Interessenten gedruckt zur
vorherigen Durcharbeitung zur Verfügung und werden lediglich in geschlossener Form
von Generalberichterstattern gemeinsam zur Erörterung gestellt. Die Berichte
umfassen die Gebiete der festen, flüssigen und gasförmigen Brennstoffe und gehen
ausführlich auf die mannigfachen Aufgaben ihrer Behandlung, Lagerung, Verwendung und
Beförderung unter besonderer Berücksichtigung der Fernversorgung ein. Weiterhin
werden die Fragen der Abhitzeverwertung und Tieftemperaturverkokung der
wissenschaftlichen Ausbildung in der Brennstofftechnik, der organisatorischen
Maßnahmen zur wirtschaftlichen Ausnutzung der Brennstoffe, sowie- internationaler
Vereinbarungen über Bestimmungen, Maßeinheiten, Untersuchungen u.a.m. behandelt.
Im Hinblick auf die außerordentliche Wichtigkeit der Probleme ist mit einer großen
Teilnehmerzahl, insbesondere aus Deutschland, zu rechnen. Darum sei die rechtzeitige
Anmeldung durch das Deutsche Nationale Komitee der Weltkraftkonferenz, Berlin NW 7,
Ingenieurhaus, dringend empfohlen. Zur Teilnahme an der Tagung berechtigt der Erwerb
der Mitgliedschaft gegen einen Beitrag von 30 sh; dieser ermäßigt sich für
Mitglieder der dem Deutschen Nationalen Komitee angehörenden Verbände auf 20 sh. –
Als Ort für die im Juni 1930 abzuhaltende zweite Vollkonferenz ist Berlin
vorgesehen.
Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.Deutschland. Am 1. 6. 1928 sind die Haager Abkommen betr.
Patent-Marken und Musterschutz, denen Deutschland im Jahre 1925 beigetreten war, in
Kraft gesetzt worden. Die wichtigsten für alle beigetretenen Länder geltenden
Bestimmungen sind: Die Prioritätsfrist für Master und Warenzeichen beträgt 6 Monate;
Prioritätsbelege sind in 3 Monaten nachreichbar. Zwangsbilanz tritt praktisch an
Stelle des Ausübungszwanges. Für die Gebührenzahlung gelten Nachfristen von 3
Monaten. Offenkundig im Eintragungsland vorbenutzte Warenzeichen dürfen für einen
Dritten nicht eingetragen werden. – Für internationale Warenzeichen-Registrierungen
sind jetzt 150 Schweiz. Frcs. für die zwanzigjährige Dauer zu zahlen. Werden
zunächst nur 100 RM. davon gezahlt, so müssen 75 Frcs. innerhalb der ersten
zehnjährigen Schutzdauer nachgezahlt werden. – Die neu geschaffene internationale
Hinterlegung von Geschmacksmustern in Bern gilt zunächst für Deutschland, Spanien,
Holland und die Schweiz. Die erste Schutzfrist beträgt 5 Jahre, die
Verlängerungsschutzdauer 10 Jahre, die Höchstdauer also 15 Jahre.
Canada. Die Bestimmungen betr. Ausübungszwang und
Zwangslizenzen sind geändert worden. Ein formeller Ausübungsnachweis wird dadurch
empfehlenswert.
Chile. Bei der Anmeldung von Patenten müssen die genauen
Daten und beglaubigten Unterlagen des ersten gleichartigen Patentes eines anderen
Landes eingereicht werden.
Finnland. Fabrikmarken sind jeweils innerhalb von 10
Jahren seit Eintragung oder Erneuerung vorschriftsgemäß zu verlängern.
Griechenland. Ein Gesetz vom 20. 3. 1928 betrifft die
Bestätigung und Vereinheitlichung der früheren Gesetze für den gewerbl.
Rechtsschutz. Danach wurden z.B. Patente nur für pharmazeutische Präparate mit
Vertriebserlaubnis erteilt. Das Eigentumsrecht an einer Marke sichert nur die
Eintragung. Für Auslandsmarken gilt eine Prioritätsfrist von 6 Monaten.
Großbritannien. Die Prioritätsfrist für Warenzeichen und
-Musteranmeldungen läuft jetzt 6 Monate vom Tage der ersten Anmeldung. – Die
dreijährige Ausübungsfrist beginnt mit dem Erteilungstag des Patents. – Die
Patentstatistik für 1927 zählt 35469 Anmeldungen und 17624 Erteilungen gegen 33080
bzw. 17333 in 1926. Am Schluß des Berichtsjahres waren 341 britische Patentanwälte
registriert.
Litauen. Das neue Patentgesetz ist am 28. 5. 1928 in Kraft
getreten. Eine Neuheitsprüfung findet nicht statt. Die Anmeldungen werden drei
Monate nach Eingang für drei Monate öffentlich ausgelegt und führen zur Erteilung,
falls kein Einspruch in dieser Frist eingeht. Die Patenthöchstdauer ist 15 Jahre ab
Anmeldung, für vor dem Inkrafttreten des Gesetzes gemachte A*meldungen 15 Jahre von
der Erteilung.
Peru. Einführungspatente erlöschen in der vorgesehenen
Frist von zwei Jahren ganz oder teilweise wegen Nichtbenutzung oder nur teilweiser
Ausübung.
Polen. Patente und Gebrauchsmuster müssen nach Ablauf der
ersten drei Jahre in einem Umfang ausgeführt werden, der annähernd den inländischen
Verbrauch deckt. Falls der Inhaber des Schutzes den geschützten Gegenstand innerhalb
drei Jahren nicht ausführt, ist er gezwungen, die Lizenzabgabe in drei
aufeinanderfolgenden Nummern der „Nachrichten des poln. Patentamts“
anzubieten. Falls die Lizenz aus irgendwelchen Gründen nicht erteilt worden ist,
oder falls die Lizenznehmer das Patent bzw. Gebrauchsmuster in dem vorgeschriebenen
Umfang nicht ausführen, wird auf Grund einer Klage, welche erst nach Ablauf von fünf
Jahren von der Erteilung des Patents zulässig ist, das Patent zurückgenommen.
Schweden. Das Gesetz vom 11. 5. 1928 hat die Patentdauer
auf 17 Jahre vom Anmeldetag an gerechnet verlängert. Geändert wurden ferner die
Jahresgebühren und einige Anmeldevorschriften.
Spanien. Eine Verordnung vom 17. 2. 1928 regelt das
Nichtigkeitsverfahren gegen ungültige Patente.
U. S. Amerika. Entschädigungsansprüche auf Grund des
Freigabegesetzes müssen bis 2. 8. 1928 in Washington eingereicht sein. Formulare und
Beratung durch „Interessenverwertung für Ansprüche
deutscher Patentinhaber“, Berlin NW
7.
Pat.-Anw. Dr. Oskar Arendt.
Neue Braunkohlen-Schwelanlagen in Mitteldeutschland und
Hessen. Einem von Dr.-Ing. A. Sander (Berlin)
auf der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker in Dresden in der Fachgruppe
für Brennstoff- und Mineralöl-Chemie gehaltenen Vortrag über obiges Thema entnehmen
wir folgende Mitteilungen:
Die Schwelindustrie hat sich bei uns in den letzten zwei Jahren in recht
bemerkenswerter Weise entwickelt, wenigstens soweit es sich um die Verschwelung von
Braunkohle handelt. Eine Reihe von großen, neuzeitlichen Schwelanlagen ist in
Betrieb gekommen, die sich teils in Mitteldeutschland, teils in Hessen befinden. Dem
alten Rolle-Ofen sind starke Gegner erstanden, die ihn an Durchsatz um ein
Vielfaches übertreffen und dazu noch eine wesentlich höhere Teerausbeute liefern.
Unter diesen neuen Oefen verdient besondere Beachtung der lotrechte Drehofen der
Kohlenveredlung A.-G., Berlin, über dessen Bauart Vortragender bereits auf der
Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker in Kiel 1926 näher berichtet
hat.
Der erste nach dem Verfahren der Kohlenveredlung A.-G. arbeitende Drehofen ist seit
Ende 1925 auf der Grube Leopold in Edderitz bei Köthen in Betrieb, er hat die auf
ihn gesetzten Erwartungen in jeder Hinsicht erfüllt, so daß die Grube Leopold
bereits Anfang des Jahres 1926 3 weitere Oefen derselben Bauart in Auftrag gegeben
hat, zu denen nunmehr noch ein 5. hinzukommt, der in wenigen Wochen fertiggestellt
sein wird. Die Grube Leopold wird mit diesen 5 Oefen täglich 500 t Rohbraunkohle
verschwelen und hieraus im Tage 50 t Teer, sowie ca. 2,5 t Gasbenzin gewinnen
können.
Eine zweite von der Kohlenveredlung A.-G. erbaute Schwelanlage mit ebenfalls 5
Schwelöfen ist
seit einigen Monaten auf der Grube Alwiner Verein bei Halle der Gewerkschaft
des Bruckdorf-Nietlebener Bergbau-Vereins in Betrieb. Auch hier handelt es sich um
eine sehr gute Schwelkohle, so daß die von dieser Anlage gewonnene Teermenge etwa
ebenso groß ist, wie die oben genannte Erzeugung der Grube Leopold.
Besondere Beachtung verdient das große Schwelwerk Gölzau, das zwischen Bitterfeld und
Köthen von den Schwelwerken Minna Anna A.-G., einer Tochtergesellschaft der
Kohlenveredlung A.-G., im vergangenen Jahre errichtet worden ist und vor kurzem den
Betrieb aufgenommen hat. Die Anlage ist im ersten Ausbau für die Verschwelung von
rd. 1000 t Rohbraunkohle täglich erbaut, doch ist bereits bei allen Teilen der
Anlage auf die spätere Erweiterungsmöglichkeit auf die dreifache Leistung Bedacht
genommen worden. Die Anlage ist nicht nur wegen ihrer zweckmäßigen Gliederung,
sondern auch wegen ihrer architektonischen Gestaltung recht bemerkenswert. Die
Röhrentrockner, in denen die Braunkohle vor der Verschwelung getrocknet wird, sind
die größten, die bisher im deutschen Braunkohlenbergbau Anwendung gefunden haben.
Das Ofenhaus enthält 8 lotrechte Drehöfen, die in 2 Reihen aufgestellt sind. Der in
diesen Oefen erzeugte Teer, dessen Menge vorerst rd. 100 t täglich beträgt, wird auf
Endprodukte (Oele und Tafelparaffin) an Ort und Stelle weiter verarbeitet. Ein Teil
des erzeugten Schwelkokses wird im eigenen Kraftwerk unter staubgefeuerten
Hochdruckkesseln verbrannt. Das anfallende Schwelgas dient zum Teil zur Beheizung
der Schwelöfen, während der Rest in der Teerdestillation Verwendung findet.
Erfreulicherweise hat man sich auch außerhalb des mitteldeutschen Braunkohlengebietes
nunmehr dazu entschlossen, neuzeitliche Schwelereien zu errichten. So ist seit
kurzem auf der Grube Friedrich in der Nähe der oberhessischen Stadt Hungen eine
größere Schwelanlage in Betrieb, die ebenfalls von der Kohlenveredlung A.-G. erbaut
worden ist. Diese Anlage besteht aus 4 Drehöfen und ist für einen täglichen
Durchsatz von etwa 600 t Rohbraunkohle berechnet.
Eine noch größere Schwelanlage, die in Kürze ihrer Vollendung entgegengeht, befindet
sich nur wenige Kilometer weiter südwestlich auf der Grube Wölfersheim bei
Friedberg. Diese Anlage wird von der Kohlenveredlung A.-G. für Rechnung der
Braunkohlen-Schwelkraftwerk Hessen-Frankfurt A.-G., einer gemeinschaftlichen
Gründung des hessischen Staates und der Stadt Frankfurt, errichtet. Sie ist für eine
tägliche Verarbeitung von 1000 t Rohbraunkohle, die von den staatlichen Gruben in
Wölfersheim geliefert wird, bestimmt und wird aus 7 Drehöfen bestehen. Der in dieser
Anlage gewonnene Schwelkoks wird in Form von Staub in dem benachbarten Kraftwerk,
das fast die ganze Provinz Oberhessen mit Strom versorgt und künftig auch die Stadt
Frankfurt a. M. mit Strom beliefern wird, direkt verfeuert werden.
Die Teererzeugung dieser fünf neuzeitlichen Schwelanlagen wird über 100000 t jährlich
betragen. Was dies für unsere Oelwirtschaft bedeutet, erkennt man am besten aus der
Tatsache, daß die alten, mitteldeutschen Schwelereien mit ihren mehr als 1000
Rolle-Oefen insgesamt nur ungefähr 65000 t Teer jährlich erzeugen. Die Oelgewinnung
aus heimischen Rohstoffen hat somit in der letzten Zeit recht erfreuliche
Fortschritte gemacht.
Zum Schluß berichtete Vortragender noch näher über die Abscheidung des Teeres, die
verschiedenen Möglichkeiten zur Verwertung des Schwelkokses sowie über die Reinigung
und Verwendung des Schwelgases zur Gasfernversorgung.
S.
Die Erzeugung von Koks und Nebenprodukten in den Vereinigten
Staaten von Amerika. (Chem. Ind. 1927, S. 738.) Die Verwendung von
Nebenproduktenöfen nimmt in der amerikanischen Kokerei-Industrie von Jahr zu Jahr
zu, obschon auch die alten Bienenkorböfen noch in ziemlich großer Zahl in Betrieb
sind. Insgesamt wurden im Jahre 1926 81,8 Mill. t Kohle verkokt, und zwar 63,7 Mill.
t in Nebenproduktenöfen und 18,1 Mill. t in Bienenkorböfen. Gegenüber dem Vorjahre
hat die Kokserzeugung in letzteren nur um 1%, in Nebenproduktenöfen dagegen um 11%
zugenommen. Die genaue Statistik des Bureau of Mines über die
Nebenproduktengewinnung liegt bisher erst für das Jahr 1925 vor. Danach betrug die
Erzeugung von
Steinkohlenteer
480,85
Mill.
Gall.
(= 1820000 t)
Ammoniumsulfat
1017,01
„
lbs.
(= 461315 t)
Gaswasser (Ammoniakinhalt)
65,26
„
lbs.
(= 29602 t)
Rohes Leichtölt
146,44
„
Gall.
(= 555275 t)
Rohbenzol
6,12
„
„
(= 23164 t)
Benzol raff.
16,23
„
„
(= 61430 t)
Motorenbenzol
81,47
„
„
(= 308364 t)
Rohtoluol
0,13
„
„
(= 492 t)
Toluol, raff.
5,33
„
„
(= 20174 t)
Solventnaphtha
4,74
„
„
(= 17870 t)
Andere Leichtöl- produkte
2,37
„
„
(= 8963 t)
Rohnaphthalin
9,24
„
lbs.
(= 4191 t)
Von der erzeugten Rohteermenge wurde nur die Hälfte der Destillation unterworfen,
während die andere Hälfte verfeuert wurde. Gegen Ende des Jahres 1926 befaßten sich
76 Unternehmungen mit der Gewinnung von Kokerei-Nebenprodukten; ihre Erzeugung
erreichte etwa 92% der Gesamtleistungsfähigkeit. Die Zahl der Anfang 1926 in Betrieb
befindlichen Nebenprodukten-Koksöfen betrug 11413, zu denen im Laufe des Jahres noch
429 neue Oefen hinzugekommen sind.
Sander.
Fortschritte in der Herstellung von Leuchtgas aus
Braunkohle. Auf der 69. Jahresversammlung des Deutschen Vereins von Gas-
und Wasserfachmännern in Hamburg hielt Dr.-Ing. A. Sander (Berlin) über obiges Thema
einen Vortrag, dem wir folgendes entnehmen:
Die Erzeugung eines für städtische Zwecke verwendbaren Gases aus Braunkohle ist auf
verschiedenen Wegen möglich. Vortragender befaßte sich insbesondere mit der
Nutzbarmachung des Braunkohlenschwelgases, das in den Teerschwelereien als
Nebenerzeugnis anfällt. Die alten Schwelereien in Mitteldeutschland kommen für die
Gasabgabe an Städte vorerst nicht in Frage, weil sie bei der heutigen Betriebsweise
keinen Gasüberschuß haben und weil ferner das in den Rolle-Oefen
gewonnene Gas einen zu geringen Heizwert besitzt. Anders liegen die
Verhältnisse bei den in den letzten zwei Jahren entstandenen neuen Schwelereien, die
nach dem Verfahren der Kohlenveredlung, A.-G. arbeiten. Der Drehofen dieser
Gesellschaft gestattet die Erzeugung eines hochwertigen Gases in einer Ausbeute von
90–100 m3 je Tonne Rohbraunkohle. Die nach diesem
Verfahren arbeitenden 5 Groß-Anlagen, von denen sich 3 in Mitteldeutschland und 2 in
Oberhessen befinden, werden binnen kurzem etwa 100 Mill. m3 Schwelgas jährlich erzeugen.
Trotz seines hohen Heizwertes entspricht das Braunkohlenschwelgas im ursprünglichen
Zustande allerdings nicht den Normen, die der Deutsche Verein von Gas- und
Wasserfachmännern für die Gasbeschaffenheit aufgestellt hat. Durch ein einfaches
Reinigungsverfahren auf nassem Wege und nach folgenden Zusatz eines
wasserstoffreicheren Gases gelingt es jedoch, mit verhältnismäßig geringen Kosten
ein Mischgas zu erzeugen, das für alle städtischen Zwecke gut verwendbar und auch
zur Fernleitung geeignet ist. Es ist somit zu erwarten, daß für die Gasversorgung
derjenigen Orte, die in der Nähe der Braunkohlenreviere liegen, künftig auch das
Braunkohlenschwelgas mit herangezogen werden wird.
S.
Die flüssigen Brennstoffe in Italien. Italien verfügt über
reiche Vorkommen an bituminösen Schiefern und asphaltischem Gestein; dieses letzte
wird sehr eifrig durch verschiedene Gesellschaften ausgebeutet, die nunmehr mit dem
nationalen Petroleumamt (A.G.I.P.) vereinigt sind. Aus dem Vorkommen von Sizilien
werden im Jahre fast 6000 t Oel gewonnen. Die bituminösen Schiefer von Trient,
Süditalien und Sizilien sollen reich an flüchtigen Bestandteilen sein. Der
italienische Marineminister hat sich bereits mit der Frage eines Abbaues der
Schiefer von Mollare (Trient) befaßt und Versuche über die Verwendung des aus ihnen
gewonnenen Oeles zu Brennstoffzwecken anstellen lassen. Von Interesse ist, daß schon
vor dem Kriege von deutscher Seite Schiefer von Serra di Falco (Sizilien)
destilliert wurden, aus denen 10,5% Oel zu 10000 kcal gewonnen wurde. Kürzlich hat
sich, in Neapel die Gesellschaft Benit gebildet, die sich eine Gewinnung von Benzin
aus Destillationsrückständen des Petroleums, des Schieferöls und aus jedem in- und
ausländischen Brennstoff zum Ziel gesetzt hat. Durch Gesetz vom 25. November 1926
ist den Gesellschaften, die sich mit der Behandlung von Raffinationsrückständen der
Mineralöle befassen, die zollfreie Einfuhr der notwendigen Rohstoffe für die Dauer
von 10 Jahren und die vollständige Steuerfreiheit für die gleiche Zeitdauer
zugestanden worden, wobei sich der Staat ein Kontrollrecht dieser Unternehmungen und
eine Beteiligung am Gewinn in einem zu vereinbarenden Maße vorbehielt. Die
Gesellschaft Benit hat eine Lizenz für die Ausbeutung nach dem Verfahren der
Universal Oil Products Co of Chicago erworben. Auf Grund von Vereinbarungen mit dem
Staat wird sie demnächst zur Aufstellung von Anlagen für die Ausbeutung der
Schiefervorkommen von Salerno übergehen, so daß man hofft, die Jahreserzeugung von
3200 t Schieferöl in Zukunft wesentlich zu überschreiten. An Steinkohlenteer
werden jährlich etwa 16000 t gewonnen, an Teer-Schwer- und Leichtölen etwa 2500
t und an Benzol nur 1400 t. Die Gesetze vom 17. April und 24. Oktober 1926, die die
Wiedergewinnung von Nebenerzeugnissen und die Verpflichtung der Entbenzolung der
Kohlengase für alle Kokereien, Gaswerke und Teerdestillationsanlagen vorgeschrieben
haben, scheinen fühlbare Erfolge noch nicht gezeitigt zu haben, denn 1926 wurden aus
Deutschland noch 4500 t und im L Halbjahr 1927 2800 t Teeröle eingeführt. Die
Benzoleinfuhr befindet sich seit einigen Jahren in starkem Steigen und überschritt
1926 4000 t (hauptsächlich aus Oesterreich) und im 1. Halbjahr 1927 2200 t, trotzdem
man hätte annehmen können, daß die durch den Trust Italgaz jährlich destillierte
Kohlenmenge von 540000 t eine genügende Menge von Benzol ergeben sollte. Ein
erheblicher Teil des Benzols wird allerdings für die Zubereitung von Sprengstoffen
durch diesen Trust verwendet.
Die ungenügende Inlandserzeugung an Holzkohle hat Bedenken für die Annahme dieses
Stoffes als nationalen Betriebsstoff für Gaserzeuger, wie es z.B. in Frankreich
angestrebt wird, hervorgerufen und die Militärkreise scheinen von der Verwendung der
Holzkohle schon abgerückt zu sein. Italien bezieht seine Holzkohle aus Korsika und
zum größten Teil aus Jugoslavien. Von 88000 t 1925 stieg die Einfuhr auf 123000 t
1926. Man hat sich angesichts dieser Abhängigkeit vom Ausland daher mit dem Gedanken
umgetragen, eine besondere Forstbehörde ins Leben zu rufen, dessen Aufgabe sein
sollte, einerseits die für die Verkohlung geeigneten Waldungen an Gesellschaften
unter Gewährleistung der Abnahme der Holzkohle und der Nebenerzeugnisse zu
bestimmten Preisen freizugeben, andererseits das Aufforsten geeigneter Flächen und
der abbebauten Waldungen planmäßig zu betreiben. Im Gegensatz zu Frankreich, wo in
Gaserzeugern Holzkohle verwendet wird, legen italienische Techniker mehr Wert auf
die Verwendung des Holzes selbst in Gaserzeugern, indem sie geltend machen, daß 1 t
Holz nur 200 kg Holzkohle ergibt, wobei der Heizwert der Holzkohle kaum doppelt so
hoch ist wie der des Holzes, so daß sich ein Verlust an Kalorien von 60% ergibt.
Abgesehen von dem vor einem Jahre mit Braunkohle in Valdarno gemachten Versuchen hat
man sich in Italien noch nicht mit der Frage der synthetischen Verfahren von Bergius
oder Fischer befaßt. Die Vorkommen von Valdarno sind weniger teerreich als die
deutschen Braunkohlen. Neben dem Sindicat Benzeno, einer holländisch-deutschen
Gruppe, besteht die Sociétà Alcool Sintetico, gegründet 1927 zu Mailand, mit der
Aufgabe der Ausbeutung des italienischen Patentes von Zanleoni bezüglich der
Gewinnung von synthetischen Aethylalkohol und Benzin aus Calciumcarbid und eines
stickstoffhaltigen Nebenerzeugnisses. Die Inlandserzeugung an Calciumcarbid genügt
für den Bedarf des Landes und ihre Leistungsfähigkeit wird auf 100000 t geschätzt.
(La Journée Industrielle.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Silika-Gel zur Trocknung von Hochofenwind. Es sind
wiederholt Versuche gemacht worden, die Feuchtigkeit des Gebläsewindes durch
Ausfrieren
oder durch Adsorption mit Hilfe von Calciumchlorid, Schwefelsäure u.a.m.
herunterzusetzen. Entweder erwiesen sich diese Verfahren als praktisch unmöglich
oder sie waren zu teuer. Von besserem Erfolg begleitet ist die Windtrocknung mit
Silika-Gel, wie sie seit April 1927 im Hochofenbetrieb der zu den Glasgow Iron and
Steel Co gehörenden Wishaw-Werken in Schottland gehandhabt wird. Das Silika-Gel, das
jetzt in großen Mengen von gleicher Beschaffenheit erzeugt werden kann, besitzt ein
hervorragendes Aufnahmevermögen für Wasser, denn es kann 20% seines Gewichtes an
Wasser aus der Luft mit einem Wirkungsgrad von 99/100% adsorbieren. Das so
aufgenommene Wasser läßt sich durch Temperaturerhöhung wieder vertreiben, so daß das
Silika-Gel wieder verwendungsfähig wird. Die Anlage in Schottland, die für eine
Trocknung von 1000 m3 Wind je min vorgesehen ist,
besitzt 6 Adsorbierkammern mit schräg angeordneten und durchlöcherten Kästen zur
Aufnahme des körnigen Gels. Von diesen 6 Kammern sind 5 in Betrieb, während eine
wieder reaktionsfähig gemacht wird. Die für diesen letzten Zweck benötigte Hitze
wird durch die Verbrennung von Hochofengas geliefert, das in einer kleinen
Verbrennungskammer mit einem Luftüberschuß so verbrannt wird, daß die Temperatur
338° beträgt. Die Auffrischung einer Kammer dauert 1½ Stunden. Mit diesem
Windtrocknungsverfahren wurden auf dem genannten Werk in den drei ersten Monaten
nach Inbetriebnahme folgende Erfolge erzielt:
1925
Mai 1927
Juni 1927
Juli 1927
Feuchtigkeit d. Atmo- sphäre
8
7
7,8
11
Feuchtigkeit d. Gebläse- windes
8
2,5
2,75
3,69
Mehrleist. d. Hochöfen
–
17,39
12,20
17,14
Koksersparnis
–
4,57
5,69
4,82
Der Erfolg ist demnach insofern ein doppelter, als einerseits
die Roheisenerzeugung stieg, gleichzeitig der Koksverbrauch geringer wurde. Die
Unterhaltungskosten werden als gering bezeichnet. (The Foundry Trade Journal.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Der elektrische Ofen zur Verhüttung von Nickelerzen. Der
elektrische Ofen hat seit einigen Monaten ein neues Anwendungsgebiet gefunden. Eine
Nickelhüttengesellschaft in Neukaledonien bedient sich dieser Ofenart zur Verhüttung
von Nickelerzen. Die Nickelindustrie in Neukaledonien hat durch den Aufschwung der
Nickelindustrie in Canada außerordentlich gelitten und war durch den hohen
Brennstoffverbrauch ihrer niedrigprozentigen Erze so benachteiligt, daß seit 1914
die Förderungsziffer ständig im Abnehmen war. Während 1914 noch 172000 t Erz
gefördert wurden, betrug die Förderziffer 1922 nur noch 45 t. Inzwischen konnte zwar
eine höhere Förderung festgestellt werden, die jedoch an die der Vorkriegszeit bei
weitem nicht heranreicht. Eine der größten Nickelgesellschaften, Le Nickel, sah sich
daher gezwungen, neue Wege ausfindig zu machen, die Nickelindustrie in Neukaledonien
wieder in die Höhe zu bringen. Die Wasserfälle des Yateflusses kamen ihr dabei zu
statten, so daß sie ein Kraftwerk für 22000 PS errichtet hat, das den für den
Betrieb der elektrischen Oefen erforderlichen Strom liefert. Vorläufig hat man
zwei Oefen aufgestellt. Nach den bisherigen Erfolgen beabsichtigt man den Bau
weiterer Oefen. Diese Ofenausführung arbeitet mit hoher Spannung und die Oefen sind
mit Chromit ausgekleidet. Durch direktes Schmelzen der Nickelerze im elektrischen
Ofen kann man ein Ferro-Nickel mit bis zu 90% Nickel herstellen. Die weitere
Raffination dieser Legierung auf Reinnickel wird auf elektrolytischem Wege
vorgenommen. Die wesentlichen Ausgaben bei diesem Verfahren sind der Stromverbrauch,
der Elektrodenabbrand und die Unterhaltung der Oefen. Das Schmelzen von 1 t Erz
erfordert z. Zt. 1100 bis 1200 kWh, während der Elektrodenabbrand 12 kg beträgt. Die
Verluste an Nickel durch die Schlacke sind erheblich geringer als beim Schmelzen im
bisher üblichen Wassermantelofen (Water-Jacket). Da die Schlacke bei einer höheren
Temperatur erzeugt wird, ist sie auch dünnflüssig und das Volumen dieser Schlacke
wird schon aus dem Grunde geringer, weil in den Ofen weder Brennstoff noch Gips und
nur selten ein Flußmittel aufgegeben wird. Einer der Hauptvorteile des elektrischen
Ofens bei der Verhüttung des Garnierit-Erzes ist die Leichtigkeit, mit der alle
Nickelerze, wie hoch ihr Nickelgehalt und wie ihre Zusammensetzung auch immer sein
mag, niedergeschmolzen werden können. Der Wassermantelofen erlaubt nicht die
Behandlung von Nickelerzen mit weniger als 5% Nickel. Die kaledonischen Erze
enthalten aber nicht selten nur 4–5% Nickel. Dann war es bisher auch schwierig, die
Erze zu schmelzen, wenn sie zuviel Kieselsäure und Magnesia enthielten, welche
Verbindungen meistens in einem beträchtlichen Betrag vorzukommen pflegen. Der Anteil
an Kieselsäure im kaledonischen Nickelerz beträgt 26 bis 44%, der an Magnesia
11–24%. Durch die besondere Anpassungsfähigkeit des elektrischen Ofens an alle Arten
von Nickelerzen rechnet man von jetzt ab mit einer wieder steigenden Ausbeute der
Erzgruben, die gerade über einen fast unerschöpflichen Vorrat an niedrigprozentigen
Nickelerzen verfügen. Ferner wird es möglich sein, eine Serie neuer Legierungen von
Nickel und Eisen der verschiedensten Zusammensetzungen bei direktem Ausgehen vom Erz
aus zu erhalten. (Revue de Métallurgie.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Die Entwicklung des Werkzeugmaschinen- und Werkzeugabsatzes in
Brasilien. hgm. Die Industrialisierung Brasiliens macht ganz
außerordentliche Fortschritte. Nahezu auf allen Gebieten industrieller Fertigung
erfährt die Leistungsfähigkeit der nationalen Erzeugung eine erhebliche Ausdehnung
durch zahlreiche, modern organisierte Neugründungen oder den großzügig,
wirtschaftlichen Ausbau bereits bestehender Betriebe. Diese Bestrebungen der
brasilianischen Industriewirtschaft haben erfahrungsmäßig in letzter Zeit eine ganz
beachtliche Vorwärtsbewegung der brasilianischen Maschineneinführmärkte mit sich
gebracht, in erster Linie haben sie dabei einen auffällig starken Einfluß auf das
Tempo der Einfuhr derartiger Industriegüter aus dem Auslande ausgeübt. Diese
Entwicklung hat auch in anderen ibero-amerikanischen Ländern erfahrungsmäßig zu
vermehrter industrieller Veredelungswirtschaft am Orte in bedeutenden Mengen
gewonnener Grundmaterialien und damit ebenso zu ganz erheblich gesteigerter
Nachfrage aus jenen
Konsumtionsgebieten nach Maschinen, in erster Linie wiederum Werkzeugmaschinen
und Werkzeugen, geführt. Alle jene Märkte verdienen daher im Augenblick eine
wesentlich größere Anteilnahme des deutschen, hier besonders wettbewerbsfähigen
Außenhandels in Maschinen. In erster Linie trifft dies wiederum auf Brasilien zu,
dessen Einfuhrbedarf im Augenblick ganz bedeutsam über den aller andern
latein-amerikanischen Länder in Rücksicht auf die dort wesentlich weiter geförderte
Industrie hinausgeht. Soweit bisher statistische Angaben über den Einfuhrumfang
Brasiliens an Werkzeugmaschinen und Werkzeugen erfaßlich sind, wurden hier im Jahre
rund 11 Millionen kg Werkzeugmaschinen usw. eingeführt. Argentinien importierte in
der gleichen Periode im selben Jahre etwa 4 Millionen, Mexiko etwas über 3 Millionen
kg. Dieses Einfuhrbild ist indessen nur eine höchst ungenügende Wiedergabe der
wirklich guten Einfuhrbedingungen, als die augenblicklichen Einfuhrverhältnisse weit
über den seinerzeit für die zahlenmäßigen Erörterungen zugrunde gelegten Stand
hinaus entwickelt sind. Die Untersuchungen der einzelnen südamerikanischen
Maschinenmärkte ergaben nun die interessante Tatsache, daß der Wettbewerb der
Vereinigten Staaten durchaus nicht – wie wiederholt vermutet – so wirksam ist, um
einen erfolgreichen Kampf um höchsten Preiswert zu Ungunsten anderer Einfuhrnationen
für sich zu entscheiden. Im Gegenteil kommt Amerika in der Einfuhr von Werkzeugen
und Werkzeugmaschinen, beispielsweise nach den aussichtsreichen Märkten Brasiliens,
erst an dritter Stelle mit verhältnismäßig bescheidenem Anteil gegenüber den
Haupteinfuhrnationen Großbritannien und Deutschland. Es ist sehr beachtlich, daß der
deutsche Ausfuhrhandel von Werkzeugmaschinen nach Brasilien annähernd dreimal so
groß wie der der Vereinigten Staaten ist, obwohl Amerika über wesentlich bessere
Absatzbeziehungen, namentlich infolge kurzer Güterwege, verfügt, ein Vorzug, der bei
der Bewegung so schwerer Objekte auffällig mitspricht. Deutschland hat auch eine
weiterhin ermutigende Tatsache für die Steigerung der deutschen Werbeenergien für
Werkzeugmaschinen in Brasilien – den Anteil des bisher bevorzugten Großbritanniens
bereits nahezu erreichen können. Die Aussichten, einen größeren Einfluß auf die
brasilianischen Maschinenmärkte zu gewinnen, sind für den deutschen Außenhandel
deshalb so günstig, als die brasilianische Eigenerzeugung hier noch nicht entfernt
zu irgendwie befriedigenden Leistungen bei der Befriedigung des steigenden
Binnenbedarfs entwickelt werden konnte. Brasilien ist hier auch in absehbarer Zeit
fast ausschließlich im Ausgleich der Nachfrage im Lande auf das Ausland angewiesen.
Die Aufnahmefähigkeit Brasiliens für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge ist
außerordentlich vielseitig. Verschiedene Aeußerungen zum Absatz von
Werkzeugmaschinen in der internationalen Presse, die mitunter die Auffassung
zulassen, Brasilien sei ein komplizierter Markt, sind entschieden abwegig. Es wird
sich freilich trotz allem für einen gewissenhaften Außenhändler nicht umgehen
lassen, die Marktbedingungen einem sorgfältigen Studium zu unterziehen. Für die
Werbung auf den maßgebenden Absatzplätzen Brasiliens sind dabei verschiedene
Erfahrungen nützlich. Die brasilianischen Märkte sind in erster Linie
Preismärkte. In der Hauptsache strebt daher der brasilianische Konsum von
Werkzeugmaschinen in Brasilien eine Aufnahme besonders billiger Maschinen an. Das
Interesse an hochwertigen Maschinen, vor allem solchem Werkzeug- und
Werkzeugmaschinenmaterial, das wesentliche Verbesserungen auf diesem technischen
Spezialgebiet aufweist, war infolgedessen doch recht beschränkt. Diese Eigenart des
Verbrauchs darf aber keineswegs dazu verführen, den Maschinenbedarf Brasiliens
niedriger einzuschätzen und etwa zu versuchen, minderwertiges Maschinenmaterial zu
Schleuderpreisen auf dem Markte abzusetzen. Im Gegenteil, man weiß an sich sehr wohl
in diesen Kreisen den Wert hochqualifizierter Maschinen zu würdigen. Man ist ebenso
von dem hohen praktischen Nutzen solcher moderner Maschinenprodukte gegenüber den
geforderten Anschaffungskosten überzeugt. Der Markt für bessere deutsche
Werkzeugmaschinen sollte sich infolgedessen wohl leichter entwickeln lassen, es sei
denn allerdings, daß die deutsche Ausfuhr es versteht, das Preisproblem in ein
brauchbares Verhältnis zur Nachfrage zu bringen.
Normung im chemischen Apparatebau. Kürzlich wurde von der
Dechema, Deutsche Gesellschaft für chemisches Apparatewesen, ein „Fachnormenausschuß für chemisches
Großapparatewesen“ ins Leben gerufen, dessen Vorsitz Herr Direktor A.
Traub – A. Borsig, Berlin-Tegel – übernommen hat.
Es herrschte Uebereinstimmung darüber, daß es sich in der Hauptsache nur darum
handeln könnte, Apparate-Teile bzw. Apparate-Elemente zu normen.
Die maßgebenden Vertreter der chemischen Industrie, des chemischen Apparatebaues,
sowie der an diesen Arbeiten interessierten wissenschaftlichen und wirtschaftlichen
Verbände und Vereine begrüßten die Aufnahme der Normungsarbeiten und haben sich
bereit erklärt, bei der Durchführung mitzuarbeiten.
Zunächst sollen in Angriff genommen werden:
Mannlöcher und Handlöcher,
Schaugläser,
Stutzen für Rohranschlüsse,
Anschlußflanschen für Rohranschlüsse,
Tragpratzen,
Röhrenkühler und Austauscher,
Vorrats- und Sammelbehälter.
Näheres ist durch die Hauptgeschäftsstelle der Dechema, Deutsche Gesellschaft für
chemisches Apparatewesen, Seelze b. Hannover, zu erfahren.
Strömungsmesser-Ausschuß beim Verein deutscher Ingenieure.
Um die Genauigkeit bei der Messung von Durchflußmengen flüssiger, dampf- oder
gasförmiger Stoffe mehr als bisher den steigenden Anforderungen des technischen
Betriebes anzupassen und für eine Vergleichbarkeit der Meßwerte die bestgeeigneten
Unterlagen zu schaffen, ist in diesem Monat beim Verein deutscher Ingenieure ein
Strömungsmesser-Ausschuß (Geschäftsstelle: Berlin NW 7, Ingenieurhaus) eingesetzt
worden. Dieser umgrenzte in seiner Gründungssitzung in München ein Arbeitsgebiet auf
die Messung strömender
Medien (Gase, Dämpfe und tropfbare Flüssigkeiten) mit Stauscheiben, Düsen und
Schwimmermessern. Als letztes erreichbares Ziel wird die Schaffung einer für alle
Medien gleich verwendbaren Mündungsform angestrebt. Zu diesem Zweck ist zunächst die
einheitliche Festlegung der Begriffsbestimmungen, die Aufstellung der grundlegenden
Gleichungen, sowie die Sammlung und der Ausbau des Versuchsmaterials vorgesehen.
Eine Anregung, Strömungsmesser als eichfähige Instrumente im öffentlichen Gebrauch
zuzulassen, wurde bereits seitens des Strömungsmesser-Ausschusses an die
Physikalisch-Technische Reichsanstalt weitergegeben.
30 Jahre Simplontunnel. (Nachdruck verboten.) mfg. Vor 30
Jahren, im August 1898, wurden die Arbeiten zum Bau des Simplontunnels unter der
Leitung der deutschen Ingenieure Brandt und Brandau begonnen. Der Simplontunnel
vermittelt einen großen Teil des Verkehrs Nordwesteuropas mit Italien. Er ist rund
20 Kilometer lang und damit ⅓ länger als der berühmte Gotthardtunnel.
Der Bau des Simplontunnels war in mehr als einer Hinsicht durch die schöpferische
Mitarbeit des deutschen Ingenieurs Brandt technisch bemerkenswert. Das Eigenartige
an dem Entwürfe Brandts bestand darin, daß er 2 Tunnelle im Abstande von 17 Meter
nebeneinander anlegte. Von einem Richtstollen aus wurden Querstollen vorgetrieben.
Dadurch gewann man eine große Zahl von Angriffspunkten, und Arbeitsstellen für den
Bau der beiden Tunnelle. Die Abbruchmassen konnten bequem weggeschafft werden, ohne
die Hauptarbeit zu stören und die Licht- und Wasserleitungen brauchten nicht laufend
geändert zu werden. Die Tunnelle sind enger als die bisherigen Alpentunnelle, da sie
nur eingleisig befahren werden. Brandt schlug auch vor, die verhältnismäßig hohe
Temperatur, die sich gegen die Mitte des Tunnels unangenehm bemerkbar machte – oft
bis zu 40 Grad Celsius – durch Zerstäubung von Wasser herabzudrücken.
Als wichtigstes Bohrwerkzeug wurde die von Brandt bereits im Jahre 1876 erfundene
Wasserdruck-Gesteinsbohrmaschine verwendet. Die bis dahin angewendete
Gesteinsbohrmaschine beruhte darauf, daß ein Schneidebohrer in eine kräftig und
rasch meißelnde Tätigkeit versetzt wurde. Brandt bildete seine mit Wasser
angetriebene Bohrmaschine so aus, daß der stählerne Gesteinsbohrer bei langsamer
Umdrehung mit großem Druck an das Gestein gepreßt wurde. In die Bohrlöcher von 7
Zentimeter Durchmesser wurde Dynamit geladen. Beim Bau des Simplontunnels wurde
übrigens einer der ersten Versuche gemacht, flüssige Luft als Sprengmittel zu
benutzen. Der tägliche Stollenfortschritt betrug durchschnittlich 6 Meter auf jeder
Seite.
Die Fertigstellung des Tunnels im Jahre 1905 bildete ein technisches Ereignis. Er ist
ein Meisterstück deutscher Ingenieurkunst, in dem der Name des Hamburger Ingenieurs
Brandt fortlebt.
K. S.
Der Graphit von Madagaskar. Die Graphitvorkommen von
Madagaskar stellen so unerschöpfliche Quellen dar, daß sie allein in der Lage wären,
den Bedarf von der ganzen Welt an Graphit zu decken. Der Graphit ist hier auf
der ganzen Insel verbreitet und dort von altersher bekannt. Früher benutzten ihn die
Eingeborenen zum Schwärzen ihrer Töpfe, während die neuzeitliche Industrie sich
seiner für die Herstellung feuerfester Stoffe, insbesondere von Schmelztiegeln für
Gießereien bemächtigt, zu welchem Zwecke er angesichts seines hohen
Kohlenstoffgehaltes und seiner geringen Kieselsäure- und Eisengehalte besonders
geeignet ist. Härtere Graphitsorten mit 97–98% Kohlenstoff werden von der
elektrischen Industrie für Elektroden, Bürsten für Dynamos und Motoren, Kontakte
usw. aufgenommen, während die Sorten mit weniger Kohlenstoff für die Herstellung von
Bleistiften, Schmierölen, Farben in Betracht kommen. Die ersten wissenschaftlichen
Untersuchungen der Graphitlagerstätten von Madagaskar erfolgten 1904 und ihre
bergmännische Ausbeute setzte vom Jahre 1907 ab ein. Die reichsten Lagerstätten auf
der Insel befinden sich auf den Hochplateaux in den Provinzen Antsirabe, Betafo,
Ambositra, Flanarantsoa, Tananarifa, dann an der Küste in den Bezirken von Tamatave,
Moramanga, Vatomandry, Manangery, Farafangana. Der Abbau erfolgt über Tage in Stufen
von etwa 2 m Höhe, so daß die Kosten im Vergleich zum Abbau in Ceylon und im
Passauer Bezirk unvergleichlich niedriger sind. Der Aufschwung der madagassischen
Graphitindustrie setzte vom Jahre 1913 ab ein. Förderung und Ausfuhr gestalteten
sich dabei wie folgt:
Förderung
Ausfuhr
Jahr
in Tonnen
1913
7997
6310
1914
11232
7749
1915
15940
11851
1916
26524
25480
1917
35000
26945
1918
16000
14622
Der Rückschlag von 1918 ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen: auf die allzu
großen Lagerbestände an Graphit in Frankreich und England, auf die fast vollständige
Absperrung des amerikanischen Marktes und auf das Kriegsende. Auch in den Jahren
nach 1918 konnte die Graphitindustrie von Madagaskar ihren Aufschwung der
Kriegsjahre nicht mehr erleben, denn 1926 wurden sogar nur 11456 t ausgeführt, davon
5257 t nach Frankreich, 4292 t nach England, 770 t nach den Vereinigten Staaten, 690
t nach Deutschland, der Rest nach verschiedenen Ländern. Den schärfsten Wettbewerb
bereitet der Ceylongraphit. Die hervorragenden Eigenschaften des Madagaskargraphits
gehen schon daraus hervor, daß der englische Marineminister den Graphithändlern von
Ceylon auf ihre Bitten hin, der englische Markt möge dem Ceylongraphit den Vorzug
geben, geantwortet hat, daß der Graphit von Madagaskar in mancher Beziehung dem
Ceylongraphit überlegen wäre und daß dazu sein billiger Abbau über Tage und die
leichte Trennung des Graphits von der Gangart den Verkauf des Madagaskargraphits zu
einem erheblich billigeren Preis in London ermögliche. Die Amerikaner dagegen machen
zwischen beiden Graphitsorten zolltechnische Unterschiede und erschweren die Einfuhr
von Madagaskargraphit. (La Journée Industrielle.)
Dr.-Ing. Kalpers.